7.45h: Viel zu spät aufgewacht und immer noch viel zu müde. Am allerschlimmsten: K. schläft auch noch, deshalb habe ich noch mal einen Kaffee.
7:55h K. mühevoll unauffällig wachgekuschelt und nebenbei erwähnt, dass ich jetzt auch gerne einen Kaffee hätte. K. kichert und freut sich:"ich wusste, dass du das jetzt sagst." - Blödmann! Ich hasse es, wenn er mich durchschaut!
Fünf Minuten später ist es plötzlich schon 9h, K. verlässt angezogen und fertig organisiert das Haus, ich habe noch nicht mal geduscht, dafür aber die Akte mit den alten Versicherungsunterlagen gefunden, immerhin habe ich jetzt alle Details, um übermorgen das neue Auto für Joscha zuzulassen.
10h, ich erscheine im Büro und ärgere mich, dass ich mich nicht traue, heute auf den Flohmarkt zu gehen, aber ich habe zwei ganz dringende Großprojekte zu erledigen, mit Flohmarkt würde ich das bestimmt nicht schaffen.
14h, Projekt a) ist erledigt und ich schnaube vor schlechter Laune. Ich habe den Geschäftsbericht, den unser sagenhaft fehl besetzter Assistent der Geschäftsleitung vorbereitet hat, gründlich korrigiert und dann freigegeben. Hätte ich ihn gleich selber gemacht, wäre ich schneller gewesen. Ärger, grummel, Drücken im Bauch wegen Unfairness.
18h Projekt b) ist fertig, Punktlandung!
19.30h sonstiger Bürokrimskrams ist erledigt, frustriert festgestellt, dass ich schon wieder seit 9,5h in m Büro bin. Irgendwie ist das oberöde.
20h Ankunft zu Hause und keine Lust mehr zu irgendwas, aber hungrig.
20.30h Essen fertig, auch K. erscheint, genau so platt wie ich.
22h und drei Glas Wein später: Besser ich gehe jetzt sofort zu Bett und nicht mehr über Los
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Hier.
(Ich weiß nicht, wie lange der Link funktioniert, aber noch läuft er.)
J. ist zwar nicht zu sehen, aber er hat ein Yo geschickt von unterwegs, danach war sein Handy alle. Sein Teilnahmebeweis ist also erbracht.
Ich finde die Idee einfach nur prächtig und ziehe den Hut vor der Organisationsleistung der Lehrer
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Heute habe ich mich wieder bis nach 20h dort rumgetrieben, weil ich wusste, dass K. unterwegs ist und sicher erst spät fertig sein wird und alleine zu Hause zu sein finde ich auch blöd.
Wie so ein querköpfiger Teenager: Ich will nicht arbeiten, ich will aber auch nicht alleine nicht arbeiten, sondern am liebsten wäre es mir, wenn K. auch ab sofort nicht mehr arbeiten müsste und wir dann zu zweit den ganzen Tag Unsinn machen könnten.
Das wäre doch famos. Ich hätte da ausreichend Ideen zur Unterhaltung, langweilig würde uns ganz sicher nicht.
Jetzt brauche ich bloß noch irgendeine Fee mit Zauberstab und schnickschnackschnuck oder was es sonst für Möglichkeit gibt, solche Wünsche einfach mal umzusetzen.
Vielleicht hilft auch mit dem Fuß aufstampfen?
Hmmmm, sieht nicht so aus.
Also mache ich eben weiter wie bisher, jammere leise vor mich hin, schäme mich dabei sehr wegen dieser unglaublich arroganten Luxusprobleme, und freue mich regelmäßig über Kleinigkeiten.
Gestern zB habe ich das hier im Zeitschriftenregal gesehen und hatte viel Spaß damit.
Das Magazin für die dritte Lebenshälfte, uuuhuuuhuu wie lustig. Sechzig ist das neue Fünfzig und das ist schließlich die eine Hälfte von Hundert? Ich habe kichernd und giggelnd im Laden gestanden, das Magazin durchgeblättert und spontan beschlossen, dass ich jetzt auch endlich alt werden will. Nicht älter, sondern alt. Richtig ordentlich alt, damit ich da auch mitmachen kann. Mir gefielen die nämlich alle enorm gut, die aktiven Sixties, das will ich jetzt auch. Alberne Teenagersprüche rauskramen, in Stinkesneakers durch die City schlendern (war ein Beitrag in diesem Heft, weil Sneakers sind sehr angesagt, habe ich grade gelernt und spontan meine Pumps in die Ecke gekickt) und sich überhaupt keinen Kopf mehr um political correctness machen müssen. Denn wenn man noch arbeitet, ist man längst zu alt, um noch gefeuert werden zu können, da kann man es einfach entspannt ausklingen lassen, die meisten "Silvernerds" scheinen aber wohl bereits in Altersteilzeit oder Vorruhestand oder endgültiger Freistellung zu leben und müssen sich noch weniger Gedanken darum machen.
Die leben nämlich genau das Leben, dass ich mir grade jammerig herbeisehne und da kommt so eine Zeitung sehr passend. Die Bravo fand ich auch mit 10 Jahren viel interessanter als mit 16, wahrscheinlich bin ich einfach nur frühreif? Ein frühreifer Rentner, warum nicht?
Diese Idee muss ich noch mal weiter verfolgen
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Knapp beginnt der Büroalltag wieder, bin ich abends um 21.30h schon so müde, dass ich schiele und morgens um 8h fühle ich mich,als wäre ich nachts von einem LKW überrollt worden.
Deshalb muss ich jetzt schlafen und kann nichts mehr schreiben
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Wenn ich mich dann erst mal wieder in den normalen Alltag eingefunden habe, geht es auch wieder, aber aktuell hadere ich doch sehr mit akuten Frustattacken.
Nun ja, wird sich finden, bin mal gespannt, welche Papierberge morgen warten
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Welchen Luxus leisten Sie sich?
"Luxus leisten" war bei mir spontan und sofort mit "Geld ausgeben" verknüpft, aber wenn ich länger darüber nachdenke, fallen mir viele Dinge ein, die gar nichts mit Geld zu tun haben, die ich aber durchaus auch als Luxus bezeichnen würde. Zeit haben, Freiheit, Unabhängigkeit, also sehr viele immaterielle Dinge fallen für mich auch in die Kategorie Luxus.
Ich denke, Luxus definiert sich zum einen immer aus dem eigenen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld, zum anderen aber auch immer dadurch, dass man selber es als etwas Besonderes und Ausgefallenes, gleichzeitig aber auch als etwas Wertvolles und Erstrebenswertes betrachtet. Und da wird es spannend, denn nur wenn man es selber als erstrebenswert beurteilt, empfindet man es auch als Luxus. Ein "Highsocietyleben" mag ja nach materiellen Aspekten sehr luxuriös sein, da ich da aber überhaupt kein Verlangen danach habe, empfinde ich zB Events, die in diesem Umfeld stattfinden und an denen ich ab und zu auch mal (beruflich) teilnehme, gar nicht als Luxus, sondern nur als langweilige Verschwendung.
Zeit haben - oder besser: sich einfach Zeit nehmen für Dinge, die objektiv betrachtet vielleicht komplett überflüssig sind, aber mir persönlich richtig viel Spaß machen, das ist für mich Luxus, und wenn ich mir zB Mittwochsvormittag einfach frei nehme, weil das Wetter so schön ist und ich große Lust habe, bei so einem tollen Wetter über den Mittwochsflohmarkt am Stadion zu schlendern - dann ist das für mich geleisteter Luxus.
Und von solcherart Luxus leiste ich mir zwar schon durchaus eine Menge, habe es mir auch schon immer geleistet, gefühlt aber noch lange nicht genug und mein großes Ziel ist es, mir immer mehr Freiheiten und Auszeiten leisten zu können. Denn das ist für mich tatsächlich der wahre Luxus: Frei sein und unabhängig.
Zugegeben, dazu gehört Geld, denn ohne Geld ist man viel zu sehr von viel zu vielen Dingen abhängig und hat gar keine Chance frei und unabhängig zu sein. Aber ich glaube, das "Luxus leisten" beginnt an der Stelle, wo einem Geld nicht mehr wichtig ist und man deshalb bewusst darauf verzichtet.
So gesehen erkauft man sich seine Zeit und Freiheit auch wieder mit Geld - aber nicht durch Geld ausgeben, sondern durch Geld nicht bekommen. Betriebswirtschaftlich ist das natürlich das gleiche, Opportunitätskosten nennt man das, aber der Preis für den Luxus ist abhängig vom eigenen Stundensatz. Und je mehr man verdient, umso teurer wird die eigene Zeit. Wahrscheinlich empfinden deshalb auch grade Besserverdiener "Zeit haben" als den größten Luxus.
Cut. -
Heute Abend habe ich einen der beeindrucksten Sonnenuntergänge aller Zeiten gesehen. Das gesamte Licht färbte sich mit ein und zeitweilig war alles orange.


Ganz faszinierende Stimmung
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Ich mag diese Frage-Antwort-Spiele, weil sie oft dazu führen, dass ich über Dinge nachdenke, die mir sonst gar nicht eingefallen wären, dass man darüber nachdenken könnte.
Die Gruppennummer dagegen ist so gar nicht mein Ding.
Ich habe in meinem Leben ausreichend oft gesagt bekommen, dass ich seltsam bin und dass meine Erwartungen und Ansprüche an andere Menschen einen viel zu hohen Druck aufbauen, dass ich selber aber an keiner Stelle auf die Erwartungen und Ansprüche der anderen Menschen eingehe, und dass dieses Ungleichgewicht unglaublich arrogant und unverschämt ist und ich so nicht weitermachen könne, wenn ich mit anderen Menschen zusammen sein wolle.
Deshalb habe ich das schon vor langer Zeit resigniert aufgegeben und versuche gar nicht mehr, irgendwie Teil einer Gruppe zu werden oder zu sein. Gibt doch immer nur Ärger und ich tue auf Dauer nie das, was man von mir erwartet, sondern abseitiere mich meist freiwillig, weil ich Gruppe auf Dauer eben auch ungemein anstrengend finde.
Aber diese Stöckchen finde ich trotzdem gut und da dieses frei rumlag, benutze ich es jetzt einfach:
1. Wie geht es Ihnen heute?
Die Frage finde ich lustig, weil die Antwort natürlich komplett davon abhängig ist, wer fragt und warum er fragt. Mögliche Antworten sind deshalb:
- Super, mir geht es grandios. Ich hatte heute meinen letzten Urlaubstag von drei Wochen Sommerurlaub, ich bin ausgeschlafen, gut erholt und freue mich aufs Büro.
- Heute bin ich schwer depressiv. Ich habe mich nach drei Wochen Urlaub grade sehr gut im Nichtstun eingelebt und der Gedanke, dass ich ab Montag wieder früh aufstehen soll und ins Büro gehen muss, macht mich völlig k.o.
- Oh, danke der Nachfrage, aber bei mir ist alles okay. Keine gesundheitlichen Probleme und den Kindern geht es auch gut, was will man mehr, nicht wahr?
- Danke, auch schlecht.
2. Wie finden Sie die Sache mit Pokémon-Go?
Mittlerweile ist es ja schon so verbeitet, dass es mich nicht mehr interessiert, aber ganz am Anfang, als es in Deutschland noch gar nicht erhältlich war, da haben die Kinder es gespielt und ich fand es eine geniale Idee von dem Spieleentwickler. Den Kindern ist es längst schon zu langweilig geworden und ich beobachte mit zunehmendem Amüsement, welche Menschen es inzwischen so spielen und denke dabei darüber nach, wie man diese Beobachtungen aus gesellschaftssoziologischer Sicht wohl auswerten könnte.
3. Haben Sie Pläne für das kommende Wochenende?
Ja klar, leider habe ich deutlich mehr Pläne als Wochenende. Das liegt daran, dass ich noch unendliche Mengen an Altwochenendplänen mit mir herumschleppe, die alle noch nicht abgearbeitet sind, die ich aber selbstverständlich auch nicht aufgebe. Wer aufgibt, hat verloren.
4. Was machen Sie, wenn Sie nicht schlafen können?
Arbeiten? Wenn ich arbeite, kann ich nicht schlafen, was ich grundsätzlich und immer zutiefst bedauere, was sich aber wohl auch nicht ändern lässt, außer ich schule auf Profischläfer um, nur sind da die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten so schlecht.
Also lebe ich damit, dass ich nicht immer nur schlafen kann, und tröste mich damit, dass ich wenigstens immer schlafen kann, wenn ich schlafen kann.
5. Haben Sie schonmal die ISS vorbeifliegen sehen?
Was für eine peinliche Frage. Ich musste erst mal googeln, was ISS ist. Ich hatte es spontan als ISIS gelesen und mich gefragt, warum "die fliegt".
Damit ist die Antwort aber auch klar, oder? Wenn die vorbeifliegt, schlafe ich, immer!
6. Wie ist das bei Ihnen mit Vertrauen: Vorauskasse oder auf Rechnung?
Auch hier wieder zwei Möglichkeiten: Bin ich Käufer oder Verkäufer?
Als Käufer habe ich mit Vorauskasse kein Problem, als Verkäufer würde ich auch auf Rechnung verschicken. Hängt insgesamt aber auch von der Kommunikation ab, die mit dem jeweiligen Gegenüber im Einzelfall läuft oder gelaufen ist.
Grundsätzlich bin ich bei weitem lieber Optimist als Pessimist und finde Leute anstrengend, die immer nur das Schlechte vermuten oder erwarten.
7. Also wenn wir jetzt zum Karaoke gehen, welches Lied singen Sie dann auf jeden Fall?
hihihi, ich singen? Falsch singen kann ich genauso gut wie nicht zeichnen. Wenn ich aber aus irgendeinem Grund singen müsste, würde ich wohl "I was born under a wandering star" wählen, das ist schon im Original so verkehrt, dass ich es nur schwer toppen kann.
8. Worüber machen Sie sich gerade Sorgen?
Och, Sorgen mache ich mir eigentlich selten, hilft ja doch nicht. Es gibt allerdings eine Menge Dinge, die ich lieber gar nicht wissen oder sehen will, geschweige denn, genauer darüber informiert sein möchte. Könnte sein, dass ich mir sonst doch Sorgen mache......
9. Welche Chipssorte finden Sie am besten?
Lorenz Paprika, leider sind da immer wieder ganze Chargen bei, die schmecken sehr seltsam. Und die gesalzenen von Funnyfrisch. Die allerdings nur ab und zu.
Und bei meiner Schwester habe ich neulich Chips gegessen, die waren ausgesprochen lecker, nämlich die Hausmarke von Netto. Habe ich jetzt auch schon ein paar mal gekauft, die Dinger machen aber leider süchtig, was ich eher negativ finde.
10. Wahlrecht ab 16, ja oder nein?
Ja, und gleichzeitig auch nur bis 70. Danach finde ich sollten sich die Alten nicht mehr einmischen, ist schließlich nicht mehr für ihre Zukunft.
11. Welchen Luxus leisten Sie sich?
Oh, jede Menge Luxus. Eigentlich kaufe ich mir so ziemlich alles, was ich gerne haben möchte und bin immer wieder erstaunt, wie günstig ich trotzdem durch den Monat gekommen bin. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich die klassischen oder typischen Luxusartikel nur dann überhaupt attraktiv finde, wenn ich sie für einen Bruchteil ihres Listenpreises kaufen kann.
Ein Designerkostüm für 1000 Euro auf der Kö zu kaufen, finde ich uninteressant. Viel lustiger ist es, so ein Teil irgendwo auf dem Flohmarkt für 20 Euro zu finden. Das ist mir schon mehrfach gelungen und darüber kann ich mich dann wochenlang freuen.
Ansonsten: Ich kaufe schon seit Jahren nur vierlagiges Klopapier und die Hausmarkenchips von Netto sind die einzigen Chips seit Jahrzehnten, die ich als "Nichtmarkenchips" akzeptiere.
Mit zunehmendem Alter fühle ich mich aber auch immer reicher, denn die Ungewissheiten des Alters nehmen ab und weitere Vorsorge ist deshalb nicht mehr notwendig. Für die Kinder ist endgültig gesorgt, die können alle ausführlich und ungestört studieren, ihren Unterhalt hat CW seinerzeit schon mit Lebensversicherungen abgesichert und danach werden sie dann ja wohl in der Lage sein, sich selber zu unterhalten, und meine eigenen Renteneinkünfte werden auch so ausreichend sein, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Heißt unterm Strich, dass ich mein monatliches Einkommen im Grunde entspannt verprassen kann, weil es keinen Grund mehr gibt, zu sparen. Und das tue ich dann auch, wenn ich dran denke. So kaufe ich mir zB auch immer öfter ein Eis mit vier Kugeln, und das sogar, wenn die inzwischen 1 Euro pro Kugel kosten - und denke jedesmal dabei: Ich kann mir das jetzt leisten, ich bin reich. (Wenn ich dann gegenrechne, komme ich mir allerdings schon arg dekadent vor: Vier Euro für ein Eis, das sind acht Mark, das ist doch irgendwie unvorstellbar.)
Ach, und seit einigen Jahren leiste ich mir den Luxus Software zu kaufen. Anfangs fiel das schwer, mittlerweile finde ich es aber ein enorm entspannendes Gefühl, wenn ich eine ganz offiziell und legal erworbene Lizenznummer für ein Programm eingeben kann und mir keine Sorgen machen muss, dass ich mit den ewigen "Jailbreak-Lizenzen" doch mal aufkippe.
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Trotzdem fand ich auch 13°C jetzt nicht wirklich kuschelig und K. hat sogar so sehr gefroren, dass er den Ofen angeworfen hat.
Brennstoff haben wir jetzt genug, der abgebaute Brunnen war obenrum komplett aus Holz und das entsorgt sich am volumenschonendsten als Asche.
Hier das Beweisfoto, der Brunnen brennt:

Müll ist hier auf der Insel sowieso ein besonderes Kapitel, wobei ich nicht genau sagen kann, ob das daran liegt, dass Müll für mich als solches schon immer ein spezielles Thema war, oder ob Müll nur deshalb zu einem Spezialthema für mich geworden ist, weil es hier auf der Insel noch mal extra kompliziert ist und ich meine Entsorgungsängste dann auch auf dem Festland nicht ablegen kann.
Wie auch immer, mir ist es grundsätzlich sehr wichtig, den Müll, der in meinem Haushalt anfällt, auch möglichst schnell wieder loszuwerden und ein verpasster Müllabholungstermin kann mich in mittelschwere Verzweiflungsattacken stürzen.
Hier auf Borkum gibt es keine Mülltonnen, sondern nur Müllsäcke. Große Plastiksäcke in den verschiedenen Mülltrennungsfarben, die man in 10er Rollen im Laden kaufen kann. Bis auf die gelben Säcke, die kann man umsonst im Rathaus bekommen. Kaufen kann man grüne Säcke für den Grünabfall und schwarze Säcke für den Restmüll.
Und es gibt blaue (Plastik)säcke für den Papiermüll, die seit letztem Jahr auch Geld kosten, weil die Leute sie früher nur zu einem geringen Prozentsatz als Papiermüllsäcke verwendet haben, sondern überwiegend als Säcke für jeden sonstigen Bedarf, da sie nicht nur groß und kostenlos, sondern auch besonders stabil waren. Groß und stabil sind sie immer noch, aber seitdem sie Geld kosten, verquasen die Leute sie nicht mehr ganz so wild wie vorher.
Außer Müllsäcken gibt es hier auch Möwen.
Möwen sind ziemlich klug und begeisterte Müllfresser. Deshalb haben sie längst gelernt, dass in den Müllsäcken sehr oft wunderbare Fressschätze für sie versteckt sind, sie müssen dafür nur den Plastiksack drumherum aufreißen. Für Möwen eine Kleinigkeit.
Aus diesem Grund kann man die Müllsäcke nicht einfach an die Straße stellen, sondern muss sie unter einer Plane verstecken. Tut man das nicht, kann man seinen Müll schon nach kurzer Zeit einzeln aus dem Vorgarten und/oder von der Straße sammeln, die Möwen sind schnell und gründlich, was die Müllverteilung angeht. Die Müllleute sammeln sich also die Müllsäcke unter der Plane raus und schmeißen die Plane dann im besten Fall in Vorgarten, oft lassen sie sie aber auch einfach auf dem Bürgersteig, oder worst case, auf der Straße liegen.
Dabei ist es ganz schön kompliziert, eine wirklich gute Müllplane zu finden. Sie müssen nicht nur so groß sein, dass man mehrere Müllsäcke gleichzeitig abdecken kann, sondern auch so stabil, dass die Möwen sie nicht einfach mit zerreißen können. Sturmfest sind sie dann von alleine.
Wasserdicht oder zumindest wasserabweisend ist auch noch ganz praktisch, denn ich habe zunächst ein altes Bettlaken benutzt, was ich aber schon nach kurzer Zeit sehr eklig fand, nachdem ich es dreimal hintereinander komplett plitschnass von der Straße gesammelt hatte und jedes Mal vor dem Problem stand, wo ich das Teil nun trocknen lassen könnte. Das stinkende Mülllaken ins Haus zu schleppen, fand ich auch irgendwie unschön.
Dann hatte ich eine große, alte Zeltplane, damit war ich lange Zeit sehr glücklich - bis sie eines Tages einfach verschwunden war. Die Kinder hatten vergessen, sie sofort nach der Müllleerung vom Bürgersteig zurückzuholen und in Schuppen zu bringen und als ich abends nach Hause kam, war sie weg. Kein Wunder, es war wirklich eine sehr gute Müllplane.
Dann habe ich mir nach längerem Suchen eine neue Zeltplane bei ebay ersteigert, die ist sogar noch besser als die alte, weil größer und in schickem Militärgrün, auf die gebe ich jetzt sehr acht, denn so eine feine Müllplane ist wirklich schwer zu finden.
Da die Müllplane also sehr schnell nach der Leerung (oder besser: Säckeeinsammlung) wieder ins Haus geholt werden muss, ist es sehr wichtig, dass man am Müllabfuhrtag persönlich anwesend ist.
Da ich sehr oft nur am Wochenende hier bin, ist Müll für mich jedesmal ein Problem, denn wenn ich am Sonntag wieder fahre, habe ich stets einen vollen Müllsack und weiß nicht wohin damit. Im Haus lassen will ich den Müll nicht, weil ich (berechtigte!) Angst vor Ungeziefer habe und draußen vor dem Haus zerfetzen die Möwen den Müllsack, wenn er unabgedeckt rumliegt. Wenn ich ihn aber abdecke, fliegt nach der Leerung die Müllplane herrenlos in der Gegend rum und das ist auch blöd.
Wie man's dreht und wendet - Müll ist hier ein Problem.
Größere Müllstücke sind auch ein Problem, denn alles, was nicht in einen Müllsack passt, muss ja auf andere Art entsorgt werden und das wäre dann Sperrmüll. Sperrmüll muss hier angemeldet werden. Jeder Haushalt darf zweimal im Jahr Sperrmüll kostenlos anmelden. Dazu schickt man eine Postkarte an die Kreismüllabfuhr, auf der man alle Teile, die man vom Sperrmüll abholen lassen möchte, auflistet. (Und nichts vergessen, denn wenn man Pech hat, nehmen die unangemeldete Teile nämlich nicht mit. Echt wahr, die sind so drauf.) Und die Kreismüllabfuhr schreibt einem dann eine Postkarte zurück, auf der sie einem mitteilt, welchen Sperrmülltermin sie einem zugeteilt hat. Zwischen Absendung der Postkarte und zugeteiltem Sperrmülltermin können zwischen 14 bis 41 Tage liegen, wirklich planbar ist das also nicht.
Und natürlich muss man dann wieder pünktlich anwesend sein und auf seinen Sperrmüll aufpassen. Zumindest darauf, dass einem Leute da nicht einfach etwas zustellen, was man gar nicht angemeldet hat, denn sonst könnte man zwar plötzlich seinen eigenen Müll los sein, aber den nicht angemeldeten und deshalb auch nicht abgeholten Müll der anderen Leute hat man als Ersatz vor der eigenen Haustür stehen, auch nicht sehr erfreulich.
Deshalb ist auch Sperrmüll ein Problem und ich versuche es möglichst zu vermeiden.
Und deshalb bin ich so besonders froh, dass ich alle meine Müllentsorgungsextrathemen ohne Beteiligung der örtlichen Kreismüllabfuhr lösen konnte.
Das alte Geschirr habe ich über die örtliche Facebookgruppe genauso problemlos entsorgen können wie heute den alten Rasenmäher (bei einem alten Benzinrasenmäher hätte ich sogar Bedenken gehabt, ob der Sperrmüll den überhaupt mitnimmt, aber verschenkt über Facebook fand sich ruckzuck ein Abnehmer.) - und der Brunnen wird verbrannt.
Und morgen wird der normale Hausmüll der letzten Woche abgeholt, steht abgedeckt vor der Haustür, nur was ich dann mit dem Müll, den ich ab morgen bis Sonntag produziere, wieder machen werde, das muss ich mir noch überlegen
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