anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 21. Juni 2023
Das Meiste ist geschafft
Heute war die letzte Aufsichtsratssitzung vor der Sommerpause und das ist dann ja auch immer so ein Meilenstein, hinter dem man erleichtert aufatmet und anschließend erst mal ermattet in sich zusammensinkt.
Auch wenn diesmal nichts Besonderes auf der Tagesordnung stand, so weiß man doch nie, was den Menschen spontan so einfällt, so dass sich in der Zeit vorher halt schon eine Menge Anspannung aufgestaut hat.

Aber nu ist das erledigt und das intensivste Gefühl ist ein ganz tief empfundenes "Uff!"

Morgen gibt es noch eine längere und sehr wichtige, wahrscheinlich aber auch sehr streitige Verhandlung, die großes Potential für eine Eskalation hat, wir werden sehen, aber dann sind wirklich alle dicken Sachen erledigt und die nächste Woche wird überwiegend aus Aufräumen und Saubermachen bestehen, bis ich mich Ende nächster Woche dann für sechs Wochen aus dem Büro verabschiede.

Beschlossen wurde heute vom Aufsichtsrat die Einstellung einer neuen Geschäftsführungskollegin für den Technikbereich und ich bin sehr froh, dass man sich für die Bewerberin entschieden hat, die meine persönliche Favoritin war und nicht für einen von den coolen Jungs, die den Job auch alle wollten und sich natürlich als entsprechend tolle Typen vorgestellt haben.

Ich gehe davon aus, dass diese Männer jetzt anschließend alle das Narrativ verbreiten werden, dass hier mal wieder eine Quoten- oder Alibifrau genommen wurde, denn das ist ja die einzige Begründung, die sie gesichtswahrend für ihr eigenes Scheitern anführen können, aber der wahre Grund ist ganz einfach, dass die Zeit der selbstherrlichen und ach so souverän männlich auftretenden Ü50 Alphamännchen inzwischen vorbei ist. Der Stallgeruch, den sie verbreiten, ist abgestanden und muffig, er riecht inzwischen nur noch nach altem weißen Mann und verschafft ihnen keinerlei Vorteile mehr. Dumm gelaufen.

Ich habe in 40 Jahren Berufsleben in einer reiner Männerwelt zwar gelernt, mit diesem Typus umzugehen, ich stelle aber auch fest, dass ich offensichtlich an Materialermüdung leide und mit zunehmendem Alter zunehmend wenig Bedarf habe, mich weiter mit solchen Männern zu beschäftigen.

Habe ich schon mein Erlebnis auf der Baumesse neulich erzählt?

Auf Baumessen finden sich ja besonders viele Männer Typ wichtigtuerischer Besserwisser, bevorzugt als Verkäufer von reinen Männerspielzeugen, z.B. völlig überteuerten Kaminöfen. K blieb an so einem Kaminofenstand stehen und wurde sofort von einem Verkäufer angequatscht. Als höflicher Mensch hat er sich auf ein Gespräch eingelassen, ich stand daneben und war offensichtlich nur Deko für das Männergespräch. Früher hätte ich mich darüber amüsiert und es einfach ignoriert, dass ich ignoriert wurde, inzwischen finde ich es nicht mehr lustig, sondern nur noch unverschämt, aber meine Kontrolle funktionierte noch.
Als es um Preise und Bezahlen ging, erzählte der Verkäufer die lustige Geschichte, wie er am Flughafen XY mal den Fehler gemacht hat, seiner Frau die Kreditkarte unkontrolliert zu überlassen und unterstellte typisch männerkumpelig, dass K das anstehende Preisgespräch lieber ohne Frauenbegleitung führen möchte, um das Risiko auszuschließen, dass ich anschließend im gleichen Gegenwert Handtaschen und Schuhe einfordere.

Das war der Moment als meine Kontrolle nicht mehr funktionierte und ich mich unmissverständlich nach vorne drängelte und explizit fragte, was der Kaminofen direkt vor mir denn nun kosten würde. Der Verkäufer schaute mich gequält lächelnd an und forderte mich auf, doch mal zu schätzen. Ich schätzte 25.000 €, weil ich mir Mühe gab, einen extra hochgegriffenen Preis zu nennen, der Verkäufer seufzte wissend und meinte, damit käme ich leider nicht hin, ab 35.000 wäre richtiger. Ich schaute erschrocken und antwortete zu K gewandt: "Oh, das ist wirklich teuer, aber Mausele, wenn du gerne so einen Ofen haben möchtest, dann kaufe ich ihn dir. Möchtest du einen haben?"
K grinste und meinte, er bräuchte grade keinen und wir gingen weiter, aber trotz meiner souveränen Abfuhr an den Westentaschenchauvi regte ich mich innerlich auf, weil ich finde, für solche Menschen mit so einer Denke ist einfach die Zeit abgelaufen und sie sollten sich aus der Gesellschaft zurückziehen und vorzugsweise dauerhaft die Klappe halten.

Auf die Arbeit mit der neuen Kollegin freue ich mich dagegen, ich bin sehr sicher, dass sie sich gegenüber der männlichen Baumafia souverän durchsetzen wird
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