Ich weiß, dass ich von Menschen, die sich für Feminismus einsetzen, entweder als Nestbeschmutzer" (die aggressive Variante) oder als Profiteur (die abwertende Variante) bezeichnet werde, weshalb ich eigentlich nur sehr ungern meine Meinung zum modernen Feminismus äußere. Im Grunde kann ich vorher schon sicher sein, dass die Menschen, die mir persönlich wichtig sind, meine Meinung ablehnen und mich innerlich mit vielen Minuspunkten belegen, eben weil es so ungemein political incorrect ist, sich negativ zu Frauenthemen und Gendervielfalt in allen Variationen zu äußern. Das gehört sich nicht, schon gar nicht für eine Frau. Einen Mann kann man ja wenigstens noch in die Ecke "alter, weißer Mann" stecken und dort einsam und verachtet sterben lassen, aber was macht man mit einer Frau?
Unsolidarisch ist da ja wohl noch die harmloseste Beschimpfung.
Ich bevorzuge wenn, dann aber lieber den Begriff "Profiteur", denn der stimmt wenigstens.
Ich habe mein ganzes Leben massiv davon profitiert, dass ich eine Frau bin und dass die Gesellschaft meint, Frauen müssen besonders unterstützt werden.
Ich habe die Gesetze nicht gemacht, ich habe aber gelernt, sie für mich positiv zu nutzen.
Weil ich als Frau fest davon überzeugt war, dass ich mich nur verschlechtern könnte, wenn ich heirate, war ich formal immer eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern und wenn irgendwelche Randgruppen hier in Deutschland vom Gesetzgeber bevorzugt behandelt werden, dann sind es alleinerziehende Mütter (oder waren? ich habe keine Ahnung, wie das heute ist, aber in den 90ern war es auf alle Fälle ein großer Vorteil). Meine Kinder bekamen problemlos einen Kitaplatz bevor sie ein Jahr alt waren, als Bemessungsgrundlage für die Kitagebühren galt nur mein Einkommen.
Als sie in die Schule kamen, bekamen sie sofort einen Platz in der Hortgruppe bzw. in der Ganztagsbetreuung. Bei der Bewerbung um einen der begehrten Plätze in der Montessorischule wurden Kinder von alleinerziehenden Müttern ebenfalls bevorzugt und wenn es was zu unterschreiben gab, empfand ich es grundsätzlich als großen Vorteil, dass ich das alleine konnte und nicht umständlich die Unterschrift des Vaters auch erst noch einsammeln musste.
Umgekehrt war es für mich an keiner Stelle hinderlich, dass es keinen Trauschein gab, denn es gab ja den Vater der Kinder, wir lebten ein ganz normales Familienleben und ich glaube, dass die allerwenigstens Leute überhaupt wussten, dass wir nicht verheiratet waren. Im Alltag war das auch an keiner Stelle ein Problem und im Behördenumgang war es eindeutig ein Vorteil.
Steuerlich hatten wir den Sachverhalt auch optimiert - ich war beim Vater der Kinder angestellt und verdiente dort grade genau so viel, um das System optimal auszupendeln.
Dass sich eine Ehe schon aus steuerlichen Gründen lohnt, ist auch so ein modernes Stadtmärchen. Wenn man seine Abgaben wirklich optimieren will, geht es ohne Trauschein definitiv besser. (Und ich kann das so sagen, denn genau das ist mein Beruf)
Beruflich habe ich ebenfalls sehr davon profitiert, eine Frau zu sein, denn erstens gibt es in meinem Beruf viel zu wenig Frauen, so dass ich es sehr angenehm fand, ohne große Anstrengung überall sofort und spontan als willkommene Quotenfrau angenommen zu werden und mit meinem Gewissen bzw. meinem moralischem Anspruch konnte ich das auch stets vereinbaren, weil ich zum Glück über ein gesundes Selbstbewusstsein verfüge und nie Sorge hatte, ich hätte mir da eine Position erschlichen, die zu groß für mich ist. Ich empfand es einfach nur als bequemen Vorteil, dass ich dafür nicht boxen musste.
Den größten Vorteil hatte ich aber stets, wenn ich beruflich mit echten, typischen Machos zu tun hatte, die sich selber als die Krone der Schöpfung betrachteten und eine Frau eben nur als eine Frau. Ich meine, das ist doch genial, wenn man derart unterschätzt wird, mehr Vorteil kann man sich kaum denken.
Und selbstverständlich fand ich es ganz prima, eine heikle Betriebsprüfung dadurch erfolgreich für den Mandanten zu retten, dass ich in einem superkurzen Rock erschien und dem Betriebsprüfer erfolgreich einredete, dass ein gemeinsames Mittagessen wichtiger ist, als noch die letzten drei Akten penibel durchzusehen.
Ich habe auch mal eine Wette mit einem Freund gewonnen, wer von uns beiden schneller einen Autoreifen wechseln kann. Ich hielt kurzerhand den nächsten Brummifahrer an, der sich sehr kooperativ zeigte und mir gerne half, meine Wette zu gewinnen...
Insgesamt kann ich von mir und meinem Leben nur sagen, dass ich mich an keine Situation erinnere, wo ich mich benachteiligt gefühlt hätte, nur weil ich eine Frau war. Oder doch, einmal Silvester, als die Jungs alle gemeinsam grölend versuchten, die Marseillaise in Schnee zu pinkeln und ich nicht mitmachen konnte. Aber ich glaube, hier wäre ich auch mit modernen Gendertechniken nicht weitergekommen.
Umgekehrt hatte ich aber sehr oft das Gefühl, dass es schon eine arge Rosinenpickerei ist, wie ich mir mein Leben gestaltet habe - aber dann sagte ich mir stets, dass ich weder die Regeln der Gesellschaft noch die Gesetze und Bürokratievorgaben so gemacht hatte wie sie sich entwickelt haben, ich habe einfach nur davon profitiert, dass es vor mir schon einige Generationen von Frauen gegeben hatte, die sich sehr hartnäckig ihre Gleichberechtigung erkämpft hatten - und diesen Frauenrechtlern bin ich auch wirklich dankbar dafür.
Ich denke aber auch, dass dieser Kampf längst erfolgreich erledigt ist. Was geblieben ist, sind ein paar seltsame alte, weiße Männer, die im Wesentlich aber auf einer schmelzenden Eisscholle in den nahen Tod treiben und jede Menge Pflichten und Vorgaben, was die formale Gleichberechtigung in einer Beziehung angeht. Das ist schon heute alles nicht mehr so bequem wie noch vor 30 Jahren, als das Rosinenpicken für eine Frau wirklich extrem einfach war, alles in allem bin ich sehr froh, dass ich meine Schäfchen heute im Wesentlichen im Trockenen habe.
Das einzige, was es meiner Meinung nach dafür brauchte, war eine realistische Selbsteinschätzung kombiniert mit einem gelassenen Selbstbewusstsein und eine große Portion "common sense".
Natürlich ist mir in meinem Leben nicht immer alles gelungen, natürlich bin ich an einigen Stellen gescheitert, ausgebremst worden oder auf die Schnauze gefallen, aber der einzige Grund, der mir nie als Ausrede für mein eigenes Versagen eingefallen wäre, wäre ein Hinweis auf mein Geschlecht. "Die haben mich nicht genommen, weil ich eine Frau bin."
ist so ziemlich der letzte Satz, der mir je als Begründung eingefallen wäre. Ich fand es dagegen ganz normal festzustellen "Die haben mich nicht genommen, weil ich nicht in ihr System passe."
Denn das kann ja nun wirklich sein, dass es außer der rein fachlichen Qualifikation, die man meint, aus Zeugnisnoten ablesen zu können, darüber hinaus auch noch eine menschliche Qualifikation gibt und wenn ich da nicht genüge, dann liegt es daran, dass ich bin wie ich bin und wenn mein Typ nicht zu dem gewünschten Profil passt, ja nun, dann ist das eben so.
Ich finde es völlig legitim, dass sich nicht immer und überall alle Menschen gleichmäßig sympathisch sind.
Zusammenfassung:
Ich finde, der Feminismus hat in den letzten 100 Jahren ganz wichtige Dinge erreicht und verändert, ich bin aber auch der Meinung, nu ist gut. Es gibt nichts mehr zu verbessern, jede Frau, die gerne möchte, kann tun und lassen, was sie will, das ist für mich das, was wirklich zählt.
Mir ist gleichzeitig bewusst, dass längst nicht jede Frau "will", d.h. der heutige Feminismus kämpft nicht mehr für die Rechte der Frau, sondern für die Unbequemlichkeiten der Frau, denn Dinge zu wollen bedeutet leider gleichzeitig auch, aktiv zu sein, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.
Es mag sein, dass es viele Menschen gibt, die das wichtig finden und spaßigerweise gibt es auch zunehmend Männer, die das unterstützen, was ich wiederum sehr gut verstehen kann. Wenn ich Mann wär, wäre ich auch Feminist, ist doch sonst blöd, wenn es kaum Frauen gibt, die mit anpacken.
Ich bin aber kein Mann und ich kann es nicht leiden, anderen vorzuschreiben, was sie zu denken, zu meinen oder zu tun haben. Ich finde den modernen Feminismus deshalb ungemein übergriffig - aber ich bin zum Glück auch alt genug, dass es mir eigentlich auch wieder komplett egal sein kann.
Macht doch, was ihr wollt und von mir aus vergendert eure Sprache, wenn's schee macht, ich bin dabei einfach nur raus
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Das für mich mit großem Abstand entscheidendste Kriterium ist die Stimme der Sprecher. Es ist jetzt nicht superwichtig, dass sie eine tolle Stimme haben, das ist eher ein zusätzlicher Pluspunkt, der für die Unterscheidung zwischen "kann man hören" und "macht Spaß zu hören" von Bedeutung ist, aber eine schreckliche Stimme ist dagegen ein absolutes Knockout-Kriterium.
Welche Stimmen ich so gruselig finde, dass es mir ein Weiterzuhören unmöglich macht, ist natürlich mein ganz persönlicher, subjektiver Geschmack, aber jede Stimme, die so nasal klingt, als hätte der Sprecher einen Stockschnupfen, so eine Stimme ist mir so unangenehm wie anderen Leuten das Geräusch von Fingernagel Kratzen auf Schultafel. Ich erinnere mich, dass es in meiner Jugend eine Pastorin gab, die den alten, pensionierten Pfarrer ersetzen sollte und die hatte auch so eine Schnupfen-Näsel-Stimme. Wenn die predigte, war es mir körperlich unmöglich in der Kirche sitzen zu bleiben, weshalb ich das trotz der Androhung von körperlichen Auseinandersetzungen mit meinem Vater auf das entschiedenste verweigerte.
Und was ich als Podcast-Stimme überhaupt nicht leiden kann, sind diese Mädchen-Stimmen. Es gibt ja Frauen die klingen mit Mitte 40 noch wie Teenager, das finde ich ganz entsetzlich und auch wenn der Inhalt dessen, was sie sagen, vielleicht echt interessant ist, aber einer 15jährigen möchte ich nicht zuhören, auch nicht bei philosophischen Betrachtungen über das Leben. Egal wie alt die 15jährige ist, wenn sie klingt wie 15 ist das für mich erledigt.
Es gibt einen ziemlich bekannten Podcast "Hotel Matze" und die Ehefrau von Matze hat selber einen Podcast gestartet, der sich inhaltlich echt interessant liest. Leider ist Frau Matze stimmlich blutjung, was eben bedeutet, dass ich ihr leider nicht zuhören kann, auch wenn ich ihre aufgeschriebenen Gedanken ganz toll finde/fände.
Was ich auch nicht ertragen kann, ist Akzent. Überhaupt keinen Akzent. Einfach gar keinen, auch keinen, den ich tendenziell mag, wie norddeutsch, ich ertrage Sprechstücke nur auf Hochdeutsch, alles andere ist mir nach fünf Minuten too much.
Was dagegen funktioniert ist ein Podcast auf plattdütsch, das ist ja kein Akzent, das ist eine andere Sprache, dann geht das.
Dann gibt es sehr viele privat produzierte Podcast, wo die Podcaster ursprünglich aus der Bloggerszene kommen und wirklich tolle und interessante Dinge schreiben oder geschrieben haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie angenehm frei sprechen können. Wenn man sich erst mal durch eine ganze Reihe verschiedener, privat produzierter Podcasts probegehört hat, stellt man schnell fest, wie viele Leute seltsame Sprachticks haben. Heutzutage sagt man nicht mehr "äh", heutzutage sagt man "genau", das aber mindestens so oft und unsinnig wie die typischen "ähs", finde ich sehr gruselig.
Sehr anstrengend finde ich auch diese holprigen Sprecher, denen beim Reden über A schon mittendrin B einfällt und die dann brückenlos mitten Satz neu ansetzen, was über B sagen, nur um vor Beendigung dieses Gedankens dann noch zu C zu wechseln. Usw.
Und ich finde es unangenehm, wenn Leute hässlich lachen. Es ist ganz erstaunlich, wie viele Leute hässlich lachen. Es mag ihr persönliches Schicksal sein, ich weiß nicht, wie weit man an seiner eigenen Lache etwas drehen kann, aber bei manchen Leuten habe ich wirklich das Gefühl, die hören sich ihren eigenen Podcast gar nicht an, sonst würden sie ihre schrille Lache doch ganz bestimmt rausschneiden - oder gibt es Leute, die so etwas mögen?
Erst wenn das Soundthema Stimme so gelöst ist, dass ich beim Zuhören nicht schon aus rein akustischen Gründen sofort wieder abschalten möchte, kann ich mich mit den inhaltlichen Aspekten eines Podcasts auseinandersetzen. Hier variieren meine Vorlieben dann, habe ich festgestellt, aber tendenziell mag ich Podcasts am liebsten, wo Personen miteinander sprechen und mir nicht einfach nur so etwas erzählen. Und ich habe aktuell keinen Bedarf an Aktualität.
Das Morningbriefing von Herr Steingart, den ich eine lange Zeit echt gut fand, habe ich deabonniert und gelöscht, irgendwann ging mir der gute Mann mit seinem Narzissmus dann doch zunehmend auf den Senkel, überhaupt habe ich ein grundsätzliches Problem mit Menschen, die sich selber so ungebremst großartig finden.
Mag ja sein, dass es aus reinen Achtsamkeits- und überhaut Erfolgskriteriumsgründen sehr schlau ist, sich selber toll zu finden, aber ich finde, das sollte man einfach eine Runde leiser tun, was für mich bedeutet, ich schalte solche Podcast gar nicht erst ein. Dann ist das maximal leise.
Und wenn ich nicht bald einen Podcast finde, den ich einschalten kann, wenn ich das wöchentliche DrostenUpdate durchgehört habe (hier finde ich Frau Cisek übrigens auch deutlich weniger angenehm zum Zuhören als Herrn Drosten), dann starte ich einfach die acht Stunden Alles gesagt mit Juli Zeh noch mal. Die finde ich so toll, die kann ich ohne Bedenken auch zwei- oder dreimal hören
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Unterwegs konnten wir der Sonne beim Verschwinden zusehen, eigentlich sieht das ja immer wieder gleich aus, aber eben auch wieder schön
Wir sind also wieder auf dem Festland, morgen ist Büro und ich hadere mit mir, meinen Lebensumständen und vor allem, dass ich zulasse, dass diese Lebensumstände mir das aktuelle Leben immer wieder vermiesen.
Ich habe in meinem Leben sicherlich sehr viel falsch gemacht und mich häufiger mal falsch entschieden, aber ich habe meine Fehler nie bereut, weil sie Teil meines Lebens sind und insgesamt mein Leben so geformt haben, dass es heute ist, wie es ist und grundsätzlich finde ich es gut, wie sich mein Leben heute darstellt, was aber nicht bedeutet, dass man da nicht noch was optimieren könnte.
Mein Beruf war immer Teil meines "Gesamtlebens", ich habe nie eine scharfe Trennung zwischen Beruf und Privat gemacht, ich habe am Sonntag mit Mandanten telefoniert, am Wochenende E-Mails beantwortet und nachts an Verträgen, Präsentationen oder Bilanzen rumgeschraubt, das war alles niemals ein Thema und es hat mich auch nie gestört.
Jetzt aber stört es mich.
Es stört mich, weil ich keine Lust mehr auf den Beruf habe, denn ich brauche ihn nicht mehr so nötig wie früher.
Es stört mich, weil ich das Gefühl habe, der Beruf klaut mir wichtige Zeit meines Lebens und ich habe Angst, in einem überschaubaren demnächst Zeitraum einfach umzufallen wie Thomas Oppermann und dann war's das, mit dem Leben.
Wenn man meint, dass man gar nicht mehr so viel Leben noch vor sich hat, dann wird man geizig mit dem Verschwenden von Lebenszeit und nach so einem herrlichen Wochenende auf der Insel wird mir erst recht klar, dass ich da wirklich wichtig neue Linien einziehen muss und dass ich mich dann im Zweifel auch hart entscheiden muss, was mir heute wichtig ist und worauf ich noch bereit bin, vier Jahre zu warten.
Und ich fürchte, meine Wartebereitschaft wird immer weniger und ich fürchte, da wird demnächst etwas eskalieren, denn es ist nicht nur meine Entscheidung und sie betrifft halt auch nicht nur mich, es ist, wie immer im Leben, kompliziert, aber das allein ist kein Grund, sich nicht damit auseinanderzusetzen.
Ansonsten habe ich das Wochenende für ein ausgiebiges Fusstraining genutzt.
Laufen in weichem Sand ist auch mit Schuhen eine perfekte Übung, es ist ganz ungemein schade, dass ich im September nicht einfach auf der Insel geblieben bin und dort jeden Tag das Laufen im Sand weiter übte, ich bin sicher, dann wäre mein Fuß schon lange wieder heil.
Aber so ist das eben mit den falschen Entscheidungen, drüber jammern bringt nichts, man sollte sie bewusst wahrnehmen und sich fragen, was man aus ihnen lernen kann
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Ich bin mit K zurückgeflogen, obwohl ich noch sehr gut zwei Wochen hätte auf der Insel bleiben können, aber erstens habe ich morgen einen Gyn-Vorsorgetermin und da man auf die immer über sechs Monate warten muss, möchte ich den ungern ausfallen lassen, zweitens habe ich die Physiotermine bei Physiopraxen auf dem Festland gemacht und auch da beginnen die Termine für das zweite Rezept (nach der Wartezeit jetzt in meiner Wunschpraxis) nächste Woche und drittens würde sich K wahrscheinlich ein wenig einsam fühlen, wenn er schon wieder zwei Wochen alleine wurschteln müsste, also insgesamt deutlich mehr Argumente für Festland als für Insel.
Das Wetter hat uns heute nur ein relativ kleines Zeitfenster gelassen, in dem wir unter einigermaßen akzeptablen Bedingungen zurückkamen, deshalb musste der geplante Stopover mit Besuch beim Vater in Leer ausfallen, nach so einem Zwischenstopp wäre das Wetter wieder so schlecht gewesen, dass ein Weiterflug von Leer aus sehr riskant gewesen wäre. Also safety first, den Vater muss ich dann die Tage mal mit dem Auto besuchen fahren.
Sonst so:
In der letzten Zeit habe ich sehr oft über die Veränderungen in der Sprache nachgedacht.
Mir ist dabei aufgefallen, dass jede Generation eine eigene Version von Sprache spricht und ich finde das völlig okay. Interessant finde ich dabei, dass man als Kind in gewisser Weise zweisprachig aufwächst - man lernt die Sprache seiner Eltern, gleichzeitig aber auch die Sprache seiner Peergroup und wenn man ein Grundgefühl für Sprache mitbringt, dann ist man relativ problemlos in der Lage, fließend von der einen Sprache in die andere zu wechseln, je nach dem mit wem man grade spricht. Das hat den Vorteil, dass man bei seinem Gegenüber keine Irritationen auslöst, weil sich jeder richtig adressiert fühlt.
Wenn ein jüngerer Mensch mit Gleichaltrigen so spricht wie mit seinen Eltern, dann halten die Gleichaltrigen ihn für nerdig, klugscheißerisch, steif, wichtigtuerisch oder was es noch für ausgrenzende Beurteilungen gibt für Leute, die nicht die eigene Sprache sprechen, obwohl sie es können könnten, wenn sie nur wollten, schließlich ist man gemeinsam aufgewachsen.
Interessanterweise fällt das sogar den Älteren auf, also wenn ein Jugendlicher so eine "gedrechselte" Ausdrucksweise hat, weil man intuitiv merkt, dass da was nicht zusammen passt. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist immer Philipp Amthor, dieser sichtbar junge Mensch redet wie sein eigener Großvater. Bei dem Großvater wäre es okay, bei dem jungen Philipp hört es sich dagegen einfach nur seltsam an.
Wenn ein jüngerer Mensch dagegen mit einem älteren spricht, dann erwartet der Ältere von dem Jüngeren automatisch eine Anpassung an seine (ältere) Sprache, wahrscheinlich weil der Ältere meint, dass seine Sprache die richtigere ist, schließlich war die eher da. So war das zumindest in meiner Jugend.
Ich weiß noch, dass meine Tante sich stets darüber aufregte, dass die junge Generation (also damals ich) ständig "unheimlich" sagte, wenn sie eine positive Verstärkung ausdrücken wollte. "Das ist unheimlich toll" sei falsche Grammatik, fand meine Tante, weil unheimlich eben etwas Negatives beschreibt, das könne man nicht mit toll oder glücklich oder super oder ähnlichem kombinieren. Wenn ich mit meiner Tante geredet habe, habe ich mir damals also unheimlich viel Mühe gegeben, unheimlich so wenig wie möglich zu benutzen.
Außerdem waren in meiner Jugend alle Wörter, die auch nur im entferntesten etwas mit Sexualität zu tun hatten, auf das strengste tabu. Wenn es sich nicht vermeiden ließ, durfte man medizinische Fachausdrücke benutzen, aber das Beste war, man redete einfach gar nicht über so Schweinskram. "Geil" ist dabei so ein Wort, was erst richtig modern wurde, als ich meinen Spracherwerb schon weitestgehend abgeschlossen hatte, in meiner Jugend stand geil noch für was Schweinisches und "geile Musik" gab es als Kombination erst etwas später, ich glaube, wir sagten damals "scharf", wenn wir Dinge besonders geil fanden, scharf war nicht ganz so zwingend mit Sexualität verknüpft wie geil, aber schon auch ein bisschen.
Meine Kinder sprechen, wenn sie mit Gleichaltrigen zusammen sind, auch komplett anders als wenn sie mit mir reden und ich nehme es interessiert zur Kenntnis und finde es okay. Aber weder finde ich, dass ich auch so reden sollte wie meine Kinder, das wäre dann ja die dritte Sprachversion, die ich lernen müsste und warum sollte ich das tun?
Noch finde ich, dass meine Kinder so reden sollten wie ich.
Ich finde, beide Sprachversionen haben ihren berechtigten Platz in der Gesellschaft.
Die jüngeren Menschen haben noch deutlich mehr Perspektive vor sich als ich, sie entwickeln sich und ihre Sprache und ihre Gesellschaft fort, das ist gut und richtig, aber ich finde, ich bin dafür nicht mehr zuständig. Ich habe meinen Platz im Leben inzwischen einigermaßen stabil gefunden, meine eigene Peergroup redet immer noch so wie wir es früher auch getan haben, ich sehe deshalb überhaupt keinen Grund, mich an einer anderen Gruppe zu orientieren oder ihr nachzueifern, schon gar nicht der Generation nach mir. Dieses zwanghafte Jugendlichseinwollen fand ich selber schon als 25jährige bei den damals 50jährigen schwer peinlich, ich finde, jeder sollte das Alter leben, was er nun mal hat.
Gleichzeitig möchte ich für die Jüngeren aber auch kein Bremser oder Hindernis sein, weshalb ich es komplett akzeptiere, dass für die neue, junge Sprachversion andere Vorgaben, andere Werte und andere Selbstverständlichkeiten gelten. Aber trotzdem würde ich mich komisch fühlen, wenn ich all diese Veränderungen heute auch selber übernehmen würde, weil es eben nicht meine Sprache ist.
Was ich allerdings grundsätzlich anders mache als meine Tante: Ich kritisiere die Jüngeren nicht für ihre andere Sprache. Und sie dürfen auch gerne ihre Sprache verwenden, wenn sie mit mir reden, weil ich begriffen habe, dass den jüngeren Leuten heute vor allem die veränderten Werte wichtig sind. Das ist gut und richtig und komplett akzeptabel, deshalb werde ich niemals blöde Bemerkungen machen, wenn Menschen meinen, sie müssen gegenderte, inklusive Sprachformen verwenden (naja, zumindest nicht zu den Leuten persönlich, dass ich im Zweifel vielleicht doch ein bisschen insgeheim darüber grinse, kann ich nicht vermeiden, es gibt halt Menschen, die es mit der Genderei schon recht arg übertreiben, finde ich, aber wie gesagt, ich würde es niemals öffentlich anprangern). Und wenn die Mehrheit der jüngeren Generation das Gendern genauso richtig findet, dann wird es noch eine Generation weiter die ganz normale Alltagssprache sein.
So soll es sein, alles gut - aber ich finde, ich muss mir das nicht mehr antrainieren
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Gestern sagte die Mutter, dass es im Grunde sehr angenehm ist, wenn man einfach im Bett liegt ohne krank zu sein, ich finde es erstaunlich, dass sie 84 Jahre gebraucht hat, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ich lebe schon seit gefühlten Ewigkeiten danach.
Ich finde deshalb ja auch ein Wohnzimmer nicht sonderlich wichtig. Einen gemütlicheren Platz als mein Bett zum Lesen oder Fernsehgucken kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn man alleine lebt, ist das sowieso egal, wo man Fernsehen guckt, wenn man in einer "Kuschel"-Beziehung lebt, kann man auch wunderbar zu zweit im Bett liegen und lesen oder Fernsehen gucken - nur wenn man in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen lebt, mit denen man nicht grundsätzlich sein Bett teilt, ist ein "Wohnzimmer" ein sinnvoller Ort, weil er dann halt der "Gemeinschaftsraum" ist.
Da ich aber nun schon seit sehr vielen Jahren in einer Beziehung lebe, in der wir beide unser gemeinsames Bett sehr gemütlich finden, wird das Wohnzimmer bei uns tatsächlich wenig genutzt. Im Grunde nur, wenn andere Menschen auch noch da sind und ich es unhöflich fände, mich ständig in mein Bett zu verkrümeln, obwohl ich ja nicht ins Bett gehe, um meine Ruhe zu haben, sondern einfach nur, weil es dort am gemütlichsten ist, aber da ich das wiederum viel zu lästig fände, das zu diskutieren, ist es halt wie es ist.
Interessant finde ich dabei, dass bei der Raumplanung eines Hauses meist viel Wert auf ein großes Wohnzimmer gelegt wird. Das wird als besonders wichtig und Ausdruck von gehobener Lebensqualität angesehen, für viele ist außerdem ein riesiger Bildschirm bzw. ein Riesenfernseher der zentrale Punkt des Wohnzimmers.
Es gibt natürlich sehr viele verschiedene Lebensentwürfe und es gibt vor allem sehr viele verschiedene "Hauptbedürfnisse", aber weder ein klassisches Wohnzimmer noch ein RiesenTV gehören für mich zu einem erstrebenswerten Wohnambiente.
Ich kann mir allerdings sehr gut ein "Musikzimmer" oder auch eine "Bibliothek", vorzugsweise mit Kaminofen, vorstellen, gerne auch beides kombiniert.
Was ich allerdings niemals in solchen "Gemeinschaftsräumen" haben möchte, ist ein PC-Arbeitsplatz. Dafür möchte ich immer ein eigenes Arbeitszimmer haben, denn wenn ich mich an den Computer setze, dann möchte ich dabei auch meine Ruhe haben.
Dieses Arbeitszimmer ist ja auch so ein Ding, wo Menschen unterschiedliche Prioritäten haben, aber ein vollständig ausgestatteter Arbeitsplatz mit vernünftigem Bildschirm, guter Tastatur und komfortabler Maus ist für mich ein absolutes Muss. So gerne ich grundsätzlich im Bett rumschlunze und dort lese, fernsehgucke und esse - Computerarbeit am Laptop im Bett (oder Sofa, egal) finde ich schrecklich. Dazu gehört auch Bloggen und eben überhaupt alles, wozu ich Daten in den Computer eingeben muss. Ich hasse die Tastatur am Laptop und auch das Tablet nutze ich im Wesentlichen nur zum Lesen im Internet, zum Tippen brauche ich eine richtige Tastatur, alles andere ist maximal ein Notfallbehelf.
Früher hatte ich einen normalen Stand-PC und damit war auch der Arbeitsplatz festgelegt.
Dann kauften wir das Haus hier auf Borkum und ich begann, mir ein zweites "Zuhause" einzurichten. Natürlich brauchte ich auch hier meinen PC, so entschied ich mich also für die "Schlepptop"-Variante, so konnte ich meinen PC mit den darauf gespeicherten Daten hin und her transportieren, aber ich merkte schnell, dass ich mindestens eine externe Tastatur und vor allem eine echte Maus brauchte. Weder Touchpad noch "Mausknubbel" sind Dinger, die ich gerne benutze und wenn ich auf der Laptop-Tastatur schreibe, komme ich ständig ungewollt an das Touchpad oder den Mausknubbel und dann schreibe ich plötzlich an ganz anderen Stellen im Text weiter, weil ich unbemerkt den Cursor verschoben habe, das ist alles nix, was meiner Laune zuträglich ist, ich rege mich regelmäßig auf, wenn ich an einem "nackichten" Notebook arbeiten soll.
Mittlerweile besitze ich den fünften Laptop, die Dinger werden immer leichter und immer leistungsfähiger, aber das Tastaturproblem habe ich immer noch, außerdem sind meine Augen inzwischen deutlich schlechter geworden, so dass ich heute auch einen großen Bildschirm wirklich zu schätzen weiß und aus all den Gründen brauche ich immer noch einen richtigen Arbeitsplatz, wenn ich irgendetwas am PC arbeiten möchte.
Jetzt zu Corona-Homeoffice-Zeiten kam mir das sehr entgegen, denn weil ich auch zuhause ein "bequemes" Arbeiten schon immer wichtig fand (und ich denselben Laptop für Büro und privat besitze/benutze), hatte ich schon immer top ausgerüstete Home-Office-Arbeitsplätze, und das sogar an beiden "Home-Standorten". Ich habe also nicht nur im Büro, sondern auch in beiden Zuhauses eine Dockingstation, an der das sonstige Equipment bereits angeschlossen ist, ich brauche nur noch meinen Laptop in die Dockingstation zu klinken, den Strom anzuschalten und schwups - geht der große Bildschirm an, sind die Tastatur und die Maus verbunden und alles andere, was man sonst noch so ab und zu an den PC anschließt (DVD-Laufwerk, sonstige Ladekabel, Drucker, Scanner usw.) ebenfalls.
Was mir besonders gut gefällt, ist, dass mein Westfalenmann in all diesen Punkten fast die gleichen Ansichten/Einstellungen hat wie ich, wir haben ohne Absprache oft dieselben Vorlieben und Abneigungen und damit auch eine sehr ähnliche Erwartungshaltung.
Eigentlich habe ich es ja nicht so mit Menschen, ich kann also sehr gut ohne. Ohne "gesellige Zusammenkünfte", ohne Veranstaltungen, überhaupt kann ich sehr gut leben, ohne andere Menschen treffen zu müssen, ich habe sozusagen keinerlei sozialen Bedürfnisse - solange ich nicht alleine bin :-).
Der einzige Mensch, den ich wirklich brauche zum Wohlfühlen, ist mein Westfalenmann, den hätte ich dafür am liebsten 24/7 um mich herum. Ich muss dabei gar nichts mit ihm zusammen machen, oder ständig mit ihm reden oder so, das Leben fühlt sich einfach nur besser an, wenn er irgendwie in der Nähe ist. Und das Beste ist, ihm geht es genauso.
Dabei halten wir uns beide für sehr selbstständige und unabhängige Menschen. Ich mich ja sowieso, ich kann schließlich immer alles alleine, mein Westfalenmann braucht wenigstens noch jemanden, der die Waschmaschine bedient.
Aber ich denke wirklich, wir sind jeder einzeln ziemlich selbstständig und ich glaube auch nicht, dass wir auf andere wie eines dieser "Zwitterpärchen" wirken, trotzdem finden wir es beide schöner, wenn der jeweils andere irgendwo in der Nähe ist und Dinge, die man problemlos nebeneinander oder gemeinsam tun kann, die machen wir dann auch zu zweit.
- Wir teilen uns ein Arbeitszimmer, sozusagen Großraumbüro inhouse. Es hat natürlich jeder seinen eigenen Arbeitsplatz, aber eben beide in einem Raum, obwohl wir genug Zimmer hätten, dass jeder seinen eigenen Raum nutzen könnte,
- Wir schlafen immer in einem Bett, und wenn es in einem Hotelzimmer nur zwei getrennte Betten gibt, die sich nicht zusammenschieben lassen, dann wird die Nacht eng und etwas unbequem, aber getrennt schlafen erscheint uns noch ungemütlicher
- Wir haben auch nur eine gemeinsame Bettdecke, dafür aber jeder ein eigenes Kopfkissen (immerhin)
- Wir benutzen beide dasselbe Waschbecken, obwohl im Bad zwei Waschbecken direkt nebeneinander sind, aber das eine staubt zu, während wir uns vor dem anderen immer drängeln,
- Es hat zwar jeder seine eigene Zahnbürste, aber nur als Aufsteckding so einer elektrischen Basis und bei der Zahnpasta teilen wir uns schon wieder eine Tube
- Wir gucken fast immer dasselbe Fernsehprogramm. Ich glaube, in den 12 Jahren, die wir jetzt schon in einem Haushalt leben, kam es vielleicht zweimal vor, dass wir unterschiedliche Programme gucken wollten, was ja grundsätzlich überhaupt kein Problem ist, da wir ja in jedem Haus auch (mindestens) zwei Fernseher haben, aber wir nutzen diese "Freiheit" nicht.
- Wir haben unsere aktive Arbeitszeit so "getimed", dass wir beide nahezu zeitgleich in Rente gehen werden, er macht länger und ich höre eher auf, weil keiner von uns Lust hat, alleine zuhause rumzusitzen
- Wir haben dieselbe HandyPin und ja
- Wir haben auch beide die Funktion "wo ist" aktiviert, einfach weil wir es praktisch finden
Insgesamt ergibt sich daraus ganz unbestritten eine sehr große Nähe, aber trotzdem habe ich das noch nicht einmal als Enge empfunden oder mich gar bedrängt gefühlt. Und genau deshalb habe ich noch nicht einmal das Gefühl gehabt, ich bräuchte jetzt mal "Zeit für mich", ein Gefühl, was sich bei mir sehr schnell einstellt, wenn ich länger mit anderen Menschen zusammen bin.
Das liegt aber auch sicher daran, dass ich ja trotz der großen Nähe immer noch ganz viele Dinge "für mich" habe. Dinge, die ich niemals teilen oder abgeben würde, auch nicht mit meinem Westfalenmann, sondern mit überhaupt gar niemanden, weil sie für mich essentieller Bestandteil einer eigenen Identität sind, sind zB
- Meine E-Mail-Adresse
- Mein Name
- Mein PC
- Mein Konto
- Mein Handy
- Mein Auto
- Mein Fahrrad
- Meine Kleidung
- Mein Schmusetuch
Ich glaube, diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen, denn um diesen Drang "ich kann alles alleine" leben zu können, brauche ich natürlich auf viele Dinge grundsätzlich einen unmittelbaren Zugriff, um jederzeit sicher zu sein, dass ich ab sofort und stand by eben wirklich alles ganz alleine entscheiden und bewegen könnte und dass ich zu keinem Zeitpunkt von der Zustimmung eines anderen abhängig bin. Solange das sichergestellt ist (und das ist bei mir seit langem sichergestellt), fühle ich mich eben auch insgesamt komplett unabhängig und frei, und wenn ich dann "Zeit für mich" brauche, ist es mir am allerliebsten, mein Westfalenmann ist dabei. Und wenn er mich je verlässt, dann nimmt er mich mit, hat er mir versprochen
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Mein Haushalt war seit jeher ein "nebenbei"- Haushalt, ich habe immer gleichzeitig noch einen "richtigen" Beruf gehabt und hatte deshalb nie viel Zeit zur Verfügung, dafür aber einen hohen Anspruch an den "Output", was im Ergebnis eben zu jenem hocheffizienten System geführt hat, was bei mir ziemlich erfolgreich funktioniert.
Ich habe dabei gleichzeitig überhaupt kein mental load Problem, denn diesen Anspruch an den Haushalt habe ich nicht, weil ich meine, dass ich für den Haushalt zuständig bin, sondern weil ICH so picky mit dem Essen bin. Mich interessiert eigentlich gar nicht, ob und was der Rest der Familie isst, von mir aus können sie sich mit fast food vollstopfen bis sie platzen, nur Zucker essen oder nur Salzstangen. Mir ist es auch egal, ob sonst jemand Hunger hat oder nicht, ein Verpflichtungsgefühl habe ich nur mir selber gegenüber.
Wenn ich keinen Hunger habe, bleibt bei mir die Küche kalt, dann muss sich einfach jeder selber kümmern, da ich keine Kleinkinder mehr im Haushalt habe, sehe ich da auch absolut kein Problem.
Als ich noch Kleinkinder hatte, war alles etwas anders organisiert, dazu weiter unten mehr.
Wenn ich allerdings für mich etwas koche, dann kann ich auch gleich so viel kochen, dass es auch für den Rest der Anwesenden reicht, ist im Wesentlichen derselbe Aufwand, dafür fordere ich dann aber rigoros Mithilfe. Diese Hilfe ist keine Erwartung, sondern eine Forderung, wenn sich dieser Forderung jemand (regelmäßig) verweigert, dann kriegt er auch von meinem Essen nichts mehr ab, ich finde das sehr einfach. Aber genau deshalb "freue" ich mich nicht, wenn mir jemand hilft, sondern empfinde es als Selbstverständlichkeit. Wenn jemand etwas zu essen haben möchte, kann er sich das entweder selber machen (mit allen Konsequenzen) oder er hilft mir in der Küche. Wenn mir aber jemand in der Küche hilft => dann nur zu meinen Bedingungen, weil, s.o. ich koche nicht, damit andere etwas zu essen bekommen, sondern weil ich genau das essen möchte, was ich koche. Und damit dieses Kochen so wenig Arbeit wie möglich macht, habe ich mir eben ein Küchenumfeld (und Kochmethoden) erschaffen, die für genau meine Ansprüche maximal effizient sind.
Als ich meinen Westfalenmann kennenlernte, kam er aus einem typisch westfälischen Hausfrauenhaushalt. Sauberkeit war dort das allerwichtigste und dann die Tatsache, dass es jeden Tag drei Mahlzeiten geben musste, davon die Mittagsmahlzeit als "etwas Warmes". Was das war, war egal, die Hauptsache warm und wenn möglich der Grundregel Fleisch, Gemüse und Sättigungsbeilage folgend.
Die Idee, dass man Haushalt macht, weil man selber davon profitiert, war völlig außerhalb jeder Vorstellung.
Seine Ehefrau verzettelte sich dann im Laufe der Zeit in einer Dauerklageschleife über die unendliche Mühsal ob all der ungeliebten Haushaltsarbeit, zufrieden war in diesem Haushalt eigentlich kaum jemand, aber so läuft es ja oft.
Natürlich macht so ein Haushalt, wenn man ihn nur wegen der formalen Grundsätze und dem fiesen Gefühl der Verpflichtung und der alleinigen Zuständigkeit korrekt führen will, einfach nur grässlich viel Arbeit. Wenn man den Haushalt nur aufgrund eines inneren Verpflichtungsgefühl erledigt, dann ist das außerdem ganz enorm unbefriedigend, weil es keine Belohnung für die Arbeit gibt. Man wird ja noch nicht mal dafür bezahlt und man bemerkt außerdem, dass die anderen Haushaltsmitglieder, die dieses Verpflichtungsgefühl nicht haben, ganz entspannt davon profitieren, dass man sich selber aufreibt. Kein Wunder, dass man Haushalt dann hasst. Das Gemeine an Haushaltsarbeit ist ja auch, dass man nie fertig wird, weil sich alles ständig wiederholt. Nach dem Küchesaubermachen ist vor dem Kochen und damit vor dem Küchesaubermachen. Sisyphos lässt grüßen.
Es ist kein Wunder, dass vielen Hausfrauen grade das Kochen am wenigsten Spaß macht, weil nach dem Kochen ja alles wieder saubergemacht werden muss, was man selber vorher beim Kochen eindreckte, da bekommt man schon bei jeder zusätzlich benutzten Schüssel schlechte Laune. Bloß nichts Aufwendiges kochen, macht alles nur extra Arbeit und keiner dankt es einem.
In dieser Atmosphäre war mein Westfalenmann also sozialisiert worden und am Anfang unserer Beziehung sagte er ständig, wenn ich wieder irgendwelche "Leckereien" auf den Tisch stellt: "Mach dir doch bloß nicht so viel Arbeit, das ist doch gar nicht nötig." Ich habe mich regelmäßig sehr darüber amüsiert, eben weil ich Kochen weder als Verpflichtung noch als Mühe empfinde.
Für mich ist "Haushalt" keine Hassarbeit. Ich habe nichts gegen Haushaltsarbeiten, sie gehören für mich einfach zum Leben dazu, so wie Körperhygiene. Gleichzeitig würde ich Kochen aber auch nicht als mein Hobby bezeichnen, dafür habe ich an der Tätigkeit selber längst nicht genug Spaß. Es ist eben eine Notwendigkeit, wenn man "lecker essen" als Erwartung hat, und genau deshalb koche ich.
Ich fühle mich nicht dadurch belastet, dass es einen Haushalt gibt, der "erledigt" werden muss, weil ich es ja für mich tue.
Meine Belohnung für Haushaltsarbeit ist das Essen, was mir selbstgemacht meist besser schmeckt als fremdgekocht.
Ich kann mich aber auch darüber freuen, wie viel Geld ich dadurch spare, dass ich das Essen selber herstelle und weil ich die Effizienz so perfektioniert habe, stecken in meinen Gerichten meist nur sehr geringe Fertigungszeiten (Produktivstunden), so dass ich durchaus auf einen akzeptablen Stundenlohn komme.
Ich finde es oft aber auch schon positiv, dass Selbermachen meist schneller geht als Essengehen. Beim Essengehen rechne ich die gesamte Zeit, die es braucht. Meist muss ich mich dafür umziehen, dann Anfahrt, Warten, Essen und Rückfahrt, insgesamt finde ich es oft sehr zeitaufwendig und wenn ich einfach nur Hunger habe, finde ich es bequemer, fix etwas selber zu machen.
Und ja, ich freue mich auch regelmäßig darüber, wenn es nicht nur mir, sondern auch den anderen Menschen schmeckt, so ein Lob von meinem Westfalenmann, wenn er wirklich überschwänglich begeistert ist und Dinge sagt wie: "Das kannst du ruhig noch mal machen." , das ist mir schon eine Menge wert.
Durch die Tatsache, dass ich mich nicht verpflichtet fühle, den Haushalt zu machen, entkomme ich nicht nur der mental load Falle, sondern ich bekomme auch grundsätzlich eine Belohnung für meine Tätigkeit, was ich als Gesamtpaket einer positiven Grundeinstellung nur empfehlen kann.
Dieses fehlende Verpflichtungsgefühl hatte ich übrigens schon immer, auch als die Kinder noch klein waren. Ich fühlte mich verpflichtet, zu organisieren, dass sie eine vernünftige Ernährung bekommen - aber das bedeutet ja nicht, dass ich dafür selber kochen muss. Ich fand es grundsätzlich ausreichend Gewissen beruhigend, dass die Kinder ja fünfmal die Woche entweder im Kindergarten oder Hort oder Schule etwas Vernünftiges zu essen bekamen. Selbst wenn ich also über einen längeren Zeitraum mal überhaupt keine Lust zum Kochen gehabt hätte, wären sie nicht an Mangel- oder Fehlernährung eingegangen.
Ich habe ihnen aber auch nie irgendeine Sorte Essen verboten. Es gab bei uns stets und immer eine sehr große Truhe mit Süßigkeiten, die offen rumstand und an der sich jeder bedienen konnte wann und so viel er wollte. Interessanterweise entwickelte keines der Kinder je eine besondere Affinität für Süßkram, so dass es hier auch wirklich niemals einen Regulierungsbedarf gab.
Ich weiß übrigens nicht, woran das liegt, meine tiefsitzende Abneigung gegen Schokolade hat keines der Kinder geerbt, d,h, also sie essen alle Schokolade, aber so gemäßigt, dass das Zeug bei uns trotzdem immer noch teilweise schlecht wurde.
Die Kinder entwickelten ganz von alleine, ohne jede erzieherische Einwirkung meinerseits extrem gesunde Essensvorlieben. Rohkost in jeder Form stand stets ganz weit oben auf der Lieblingsessensliste, Müsli, Obst und Yoghurt gingen kiloweise weg - dafür muss man nicht kochen, damit konnten sich die Kinder jederzeit selber versorgen. (Okay, ich habe stets für einen vollen Kühlschrank gesorgt, das fand ich aber wirklich nicht anstrengend verpflichtend.)
Mein "mental load" bestand also immer nur in der Tatsache, dass ich mich selber dafür verantwortlich fühlte, alle Notwendigkeiten* zu organisieren. Gleichzeitig ist das aber auch eine Tätigkeit, bei der ich ganz sicher keine Arbeitsteilung möchte. Für die Organisationsplanung gilt meiner Meinung nach der Grundsatz "Viele Köche verderben den Brei." Als Teamplayer in einem Team, in dem sich fünf Leute mit derselben Tätigkeit beschäftigen, bin ich komplett ungeeignet. Schon bei der Vorstellung solcher Teamarbeit merke ich, wie bei mir alles auf Widerstand geht. Wenn es jemand anderes macht - auch gut, dann bin ich raus und muss mich nicht mehr kümmern, denn in meiner Vorstellung muss es immer einen geben, der den Hut aufhat und letztlich nicht nur die Entscheidungen trifft, sondern auch die Verantwortung trägt.
Ich kann mich sehr gut unterordnen und nach Anweisung arbeiten, aber wenn ich die Verantwortung trage, dann will ich auch selber entscheiden dürfen.
*Notwendigkeiten insoweit als dass ich es selber als Notwendigkeit identifiziert oder akzeptiert habe
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"Und jetzt haben wir kein einziges Foto, von der ganzen Reise nichts gehabt."
Als ich neulich auf der Bank saß und aufs Meer guckte, konnte ich einem Menschen zuhören, der ausführlich über den irren Fotowahn der Leute schimpfte. Die Leute würden alles nur noch fotografieren, immerzu und ständig und dabei gar nicht mehr das genießen, was sie grade sehen, weil nur noch die Fotos wichtig sind, nicht mehr das reale Erleben.
Herr Buddenbohm verlinkte dazu neulich einen Rant in der TAZ, es scheint also grade mal wieder schick zu sein, über den neumodischen Kram zu schimpfen, der die Menschen oberflächlich und genussresistent werden lässt.
Ich musste dabei an den neumodischen Onkel Ewald denken, dem das schon vor fünfzig Jahren so ging. Die gesamte Reise war nutzlos geworden, weil er sie anschließend nicht in einem Diaabend präsentieren konnte.
Mir geht das häufiger so, dass ich das Schimpfen der Menschen über die digitalen Entwicklungen, insbesondere Smartphones, die für einige Menschen ja nach wie vor echtes Teufelszeug und Verderbnis bringendes Unheil symbolisieren, richtig niedlich finde, weil ihr Geschimpfe fast wortgleich dem Gerantere der Menschen in meiner Jugend entspricht, die mir eine düstere Zukunft prognostizierten, weil ich immer und ständig ein Buch vor der Nase hatte und deshalb viel zu wenig Lust zeigte, draußen mit anderen Kindern zu spielen, mich einfach nur mal nett zu unterhalten, in der Schule vernünftig aufzupassen oder abends im Bett pünktlich einzuschlafen.
Ich glaube, es gibt viele Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass nur Menschen, die permanent aktiv und offen zugewandt mit anderen Menschen kommunizieren und sich körperlich betätigen und sich niemals eigenbrötlerisch zurückziehen, um sich mit ihren einsamen Solointeressen zu beschäftigen, dass nur solche Menschen das Glück im Leben finden und das auch nur hier das echte Glück überhaupt zu finden ist.
Wer sich nur mit der virtuellen Welt beschäftigt (früher waren das Bücher, heute sind das Smartphones) der lebt halt nicht richtig und ist mit hoher Sicherheit dem Untergang geweiht.
Ich sehe das naturgemäß etwas anders, erstens, weil ich immer noch nicht an meiner Eigenbrötlerei eingegangen bin und zweitens weil ich exakt der gegenteiligen Meinung bin.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die wahren Abenteuer im Kopf stattfinden,
und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Ich finde es deshalb auch ganz herrlich, dass es heute so ungemein einfach ist, jederzeit und in jeder Situation mal eben ein Foto machen zu können, um sich eine Gedankenstütze mitnehmen zu können. Für mich ist der digitale Fotoapparat im Handy das wichtigste Teil an dem ganzen Gerät und ich nutze ihn viel und gerne.
Nicht um andere zu beeindrucken, sondern in allererster Linie für mich selber. Und ein bisschen für die Menschen um mich herum, mit denen ich dann einzelne Erinnerungen teile.
Die Fotos meiner Vergangenheit sind wie Energiexplosionen beim Erinnerungssurfen.
Ich habe heute meine Fotos sortiert, wunderbare Arbeit, wenn man eh ans Haus gefesselt ist - und es hat einen Höllenspaß gemacht. Wie viele schon leicht ins Halbdunkle abgetauchte Erinnerungen ich wieder hervorgeholt habe, einfach toll. Hätte ich all diese Momente nicht als Foto festgehalten, wären die Bilder in meinem Kopf nach und nach verstaubt und ich wäre ständig unterwegs auf der Suche nach neuem Input. Wie entsetzlich anstrengend. Und wie ermüdend.
So reicht mir ein Foto und der gesamte Tag ist wieder auferstanden.
Oder auch eine ganze Geschichte.
Unter anderem habe ich die Fotos von unserem Ausflug nach Marokko noch mal durchgesehen und sofort stand die gesamte Reise wieder wie grade frisch erlebt ganz aktuell und neu in meinem Kopf parat.
Wir sind 2009 mal für eine Woche nach Marokko geflogen, vier Maschinen aus dem Fliegerclub waren gemeinsam unterwegs. Wir waren zu viert in einer Maschine, C und J waren dabei, und K musste die gesamte Tour alleine fliegen und funken, ich hatte damals noch keine Funkerlizenz.
Wie abenteuerlich das wirklich war und vor allem welche Fliegerleistung K damals abgeliefert hat, kann ich eigentlich erst heute richtig beurteilen, heute habe ich 11 Jahre mehr Flieger- und Funkererfahrung und bin sehr froh, dass ich das Abenteuer jetzt wirklich nur noch im Kopf erleben muss. Aber es war toll.
Oben links sieht man eine marokkanische Fliegerkarte. Wenn man weiß, wie normalerweise Fliegerkarten aussehen, zuckt man schon leicht zusammen, wenn man jetzt noch weiß, dass man diese Karte weder vor noch während der Reise kaufen konnte, sondern wir haben sie im Tower in Al Houceima an der Wand hängen sehen und dann abfotografiert, was verboten war, aber die einzige Chance, um überhaupt an eine Fliegerkarte mit den dort abgedruckten wichtigen Infos für Meldepunkte und Funkfrequenzen zu kommen, wenn man das also mal gleich als Ausgangsinfo für den gesamten Charakter der Reise nimmt, dann kann man sich in etwas vorstellen, wie fröhlich und unbekümmert frei improvisierend wir da alle durch die Gegend geflogen sind.
Aber es war lustig.
Für den Hinflug haben wir zwei Tage gebraucht, am ersten Tag über die Alpen bis Empuriabrava im Norden von Spanien. Dort haben wir übernachtet und stellten am nächsten Tag fest, dass K leider, leider den Hauptschalter unserer Maschine angelassen hatte, was bedeutete: Batterie leer. Empuriabrava ist jetzt kein Großflughafen mit Werft, also konnten wir die Batterie dort nicht laden. Flugzeuge kann man zwar nicht anschieben wie Autos, aber man kann den Propeller anreißen (ist allerdings ungleich gefährlicher, weil, wenn der Propeller anspringt, sollte man unbedingt den Arm vorher weggezogen haben).
Das Anreißen gelang aber ohne Verletzung, wir flogen anschließend weiter bis Almería, konnten dort noch mal tanken, die Batterie aufladen und den Kindern eine Gelegenheit geben, beim Warten auf das Aufladen ausführlich auf dem Flugfeld rumzutollen. Am Abend kamen wir dann recht spät in Al Houceima in Marokko an. Geplant war das anders, aber es stellte sich heraus, dass wir zwingend über Al Houceima einreisen müssen, weil das damals seit neuestem der vorgeschriebene port of entry für EU-Ausländer war (ist?).
Zwar ist Englisch offiziell die internationale Fliegersprache - aber nur in der Luft. Am Boden sprach das in Marokko natürlich niemand. Zum Glück sprechen in Marokko aber alle recht brauchbar Französisch, ich habe uns da also fröhlich radebrechend durchgedolmetscht* und durch Zufall für den Leiter unserer Truppe den perfekten Job angegeben. Da ich nicht wusste, was "Beamter" auf Französisch heißt, habe ich einfach gesagt, er wäre "ministre d'État" - was sofort die gesamte Truppe der marokkanischen Grenzpolizei strammstehen und salutieren ließ.
*Ich spreche recht fließendes "Gassenfranzösisch", was ich eben wirklich nur vor Ort auf der Straße bzw. durch einen Schüleraustausch von einer gleichaltrigen Französin gelernt habe, mit so Feinheiten wie Grammatik oder gewählten Schulfranzösisch-Ausdrücken habe ich mich dafür nie aufgehalten.
Nach dem sich in Al Houceima also blitzartig flüsternd die Kunde von dem hohen Besuch aus Deutschland, der "très privé" jetzt dringend für sich und seine Entourage ein Hotelzimmer brauchte, verbreitet hatte, klappte das alles vorzüglich.
Wir landeten in einem Hotel, das offiziell noch gar nicht eröffnete hatte, waren also die einzigen Gäste, was uns natürlich vor allem wegen der "securité" sehr gut gefiel und wurden fürstlich bewirtet. Das war witzig.
Der Weiterflug nach Fès am nächsten Tag wurde nicht gestattet, weil der König grade in Fès war und dann ist der gesamte Luftraum komplett für alle Maschinen gesperrt.
Also flogen wir nach Meknes, mittlerweile kam es ja auch nicht mehr drauf an.
Dort wohnten wir in einem wunderschönen Hotel mitten in der Altstadt, liefen durch den Souk und wenn ich die Bilder sehe, sind auch sofort alle Gerüche wieder da.
Was mir aber am eindruckvollsten in Erinnerung geblieben ist, war das Essen.
Als wir am dritten Tag Marokko ein McDov-Geschäft entdeckten, waren die Kinder und K sofort total begeistert und stellten fest, dass es trotz der seltsam arabisch angehauchten Burgerauswahl dort das beste Essen ganz Marokkos gegeben hätte. So ganz konnten sie sich nämlich mit der typischen Landesküche nicht anfreunden.
Bis auf den Obstsalat, der war wirklich überall ganz hervorragend und so lebten die Kinder im Wesentlichen von Obstsalat und McDov in Marokko, es ist ihnen bekommen.
Der Leiter unserer Truppe (Dietmar) hatte irgendwann mitbekommen, dass die Kinder überall immer einen ganz wunderbaren Obstsalat bekamen und als am letzten Tag in Marokko nur die Erwachsenen abends in ein empfohlenes Restaurant zum Essen ausgingen, bestellte sich Dietmar auch Obstsalat - und hoffte natürlich auf so ein toll zusammengeschnipseltes Obstcomposé, wie er es bei den Kindern immer gesehen hatte.
Nun, was er bekam sieht man auf dem oberen Bild, ich bin vor Lachen fast unter den Tisch gefallen, aber sehr offensichtlich war dieses Restaurant nicht auf Obstsalat für Kinder eingestellt.
Als wir live und aktiv vor Ort auf dieser Reise unterwegs waren, fühlte es sich eigentlich immer nur wie ein sehr improvisierter Ausflug mit witzigen Einzelherausforderungen an, das echte Abenteuergefühl entsteht erst im Nachhinein, im Kopf, wenn man die Bilder sieht und die Reise noch mal nacherlebt. Es gab wahrlich viele schräge Momente. Eine Pilotin bekam unterwegs einen hysterischen Nervenzusammenbruch und weigerte sich, in der kleinen Maschine weiterzufliegen, sie bestand auf Lufthansa, was bedeutete, dass wir sie erst mal zu einem Flughafen transportieren mussten, wo Lufthansa überhaupt abflog.
Überhaupt die gesamte Luftnavigation quer durch/über Marokko war komplett abenteuerlich. Wir sind noch bis Essaouira am Atlantik geflogen und von dort quer übers Land und über den Atlas wieder nach Al Houceima und von dort zurück nach Europa.
Und das alles nur mit einer abfotografierten Karte. Das darf man eigentlich gar nicht erzählen, deshalb liebe Kinder: Auf keinen Fall nachmachen
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Ich bin relativ früh aufgestanden, weil ich dachte, ich könnte heute endlich mal ins Dorf fahren. Vielleicht einen Friseurtermin machen, anschließend noch einfach so ein wenig durchs Dorf bummeln, Geschäfte gucken, Eis essen und dann mal schauen. Beim Onkel vorbei gehen, dort Johannisbeeren pflücken, uns für den Abend zum Grillen verabreden, es gab viele Dinge, die mir heute früh nach dem Aufstehen als Möglichkeiten vorschwebten, irgendwie kam es dann aber zu nichts davon.
Stattdessen habe ich erst noch ein wenig im Internet gelesen und beim Lesen eines Artikels fiel mir plötzlich etwas auf, was mich maßlos faszinierte: Es gibt für einige (viele?) Begriffe gar nicht nur ein Gegenteil, sondern zwei, nämlich ein positives Gegenteil und ein negatives. Es hängt einfach davon ab, wie man den Begriff selber betrachtet.
Diese Erkenntnis brachte mich in meinem Dauerthema, nämlich "Respekt, hui oder pfui?" einen ganz großen Schritt weiter. Plötzlich wird mir klar, dass Respekt beides sein kann, sowohl gut als auch schlecht und dass das vielleicht widersprüchlich sein mag, dass es deshalb aber nicht falsch ist, vielmehr nennt man das Ambiguität. Viele Dinge haben zwei Seiten, die beide einzeln betrachtet richtig sind, was aber eben nicht bedeutet, dass die jeweils andere falsch ist.
Die negativen Gegenteile von Respekt sind zB Übergriffigkeit, Rücksichtslosigkeit und Intoleranz.
Man kann aber auch positive Gegenteile nennen: Gemeinschaft auf Augenhöhe, Vertrauen, Freiheit, Authentizität, Ehrlichkeit, Spontanität, Kreativität, Fröhlichkeit, Lockerheit, Albernheit
Und mit diesem Denkansatz bin ich in eine ausführliche philosophische Denkschleife geraten, die dazu führte, dass ich die Zeit vergaß und plötzlich war es zu spät, um noch ins Dorf zu gehen, zumindest wenn ich dort einen Friseurtermin ausmachen wollte und außerdem hatte ich meinen Brotteig vergessen, der stand da nämlich schon seit gestern und musste jetzt langsam mal gebacken werden.
So kam es, dass wir heute nirgendwo waren, außer kurz am Meer, um dort beim aufs Wasser schauen darauf zu warten, dass der Ofen genug vorgeheizt war, um das Brot reinzuschieben. Ich lasse den Ofen immer mindestens eine halbe Stunde auf 250°C mit einem gusseisernen Topf drin vorheizen, dann ist auch der Topf passend heiß, dass ich das Brot in dem Topf backen kann, so bekommt es nämlich die absolut perfekte Kruste und schmeckt uns beiden mit großem Abstand am allerleckersten von allen Varianten, in denen ich sonst schon Brot gebacken habe. Diese Variante hat halt nur den Nachteil, dass man nach der ersten halben Stunde das Brot erst reinschieben muss, um eine weitere halbe Stunde später den Deckel vom Topf zu nehmen, damit es dann noch eine Viertelstunde ohne Deckel schön braun werden kann, man ist also insgesamt 1 1/4 Stunde beschäftigt und kann zwischendurch nie länger als eine halbe Stunde etwas anderes machen. Nicht kompatibel mit Bummeln durchs Dorf, aber am Meer sitzen und aufs Wasser gucken geht grade so, das lohnt sich auch mit Hin - und Herpendeln.
Am Nachmittag haben wir dann ein wenig im Garten gebuddelt und dabei zu unserem großen Erstaunen festgestellt, dass unter der ehemaligen, jetzt entpflasterten Terrasse nicht nur Sand ist, sondern ein komplettes Fundament. Dort Rasen zu säen können wir als Plan also streichen, der wächst nicht auf Zementboden. Jetzt müssen wir uns was Neues ausdenken, was wir dort nun hinbauen, ich könnte mir z.B. rechts und links ein Hochbeet gut vorstellen und dazwischen vielleicht noch ein Waldsofa.
Wir denken noch mal darüber nach.
Auf alle Fälle hat K angefangen, in dem noch verbliebenen Stück Rasen ein großes Loch auszuheben, weil dort richtig guter Mutterboden ist. Wir wollen dann unten in das Loch den einfachen Sand füllen (soweit er unter der ehemals gepflasterten Terrasse war) und danach den ausgebuddelten Mutterboden wieder obendrauf schippen und dann alles neu mit Rasen einsäen. So kommt der Rasen insgesamt ein ganzes Stück höher und wir haben nicht mehr ein so großes Gefälle im hinteren Teil des Grundstücks. Allerdings ist Löcher graben eine körperlich richtig anstrengende Arbeit und wenn man das nicht mehr gewohnt ist, weil auf einem Bürostuhl sitzen halt deutlich weniger Energie erfordert, dann schafft man jeden Tag nur ein kleines Loch, aber wir machen jetzt einfach jeden Tag ein kleines Loch weiter.
Und dann war der Tag auch schon um, nach der Gartenbuddelei saßen wir platt und erschöpft auf dem Sofa und ich habe Musik angemacht.
Mein aktuelles Lieblingslied:
Überhaupt mag ich das gesamte Album der drei, von denen schreit keiner beim Singen
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(Nein, antworten Sie nicht: Ihnen fehlt sehr wahrscheinlich die Grundlage, ohnehin nicht gerne zu leben und auf Lebenserträglichkeit angewiesen zu sein.)
Die Kaltmamsell bringt in einem Nebensatz ein Dauerthema meines Lebens derart perfekt auf den Punkt, dass ich nur staunend davor stehe und sage: Ja natürlich, das ist es. Warum bin ich eigentlich Zeit meines Lebens immer davon ausgegangen, dass jeder Mensch von Natur aus und damit sozusagen gottgegeben selbstverständlich als Standardeinstellung das Gefühl "Ich lebe gerne" haben müsste?
Weil, wenn die Grundeinstellung bei der Auslieferung, also ab Geburt nicht auf "oh, wie ist das schön", sondern vielleicht nur auf "ja nun, muss ja" stand, dann fühlt sich das gesamte Leben deutlich anders an.
Und dann wird Lebenserträglichkeit zu einem Zauberwort.
Ich glaube oder bilde mir ein, dass ich mich so für den Hausgebrauch einigermaßen umfassend mit Depressionen auskenne und deshalb weiß, dass ich davon nicht betroffen bin, zumindest nicht in dem Maß, dass es klinisch behandelt werden müsste.
Andere Definitionen mag es geben, die auch kleinere seelische Zipperlein sofort als "nicht neurotypisch" diagnostizieren und natürlich hat jeder Mensch auch seine eigene, höchstindividuelle Leidensfähigkeit, so dass es sicherlich einen Ansatz gibt, auch schon das Fehlen einer positiven Grundeinstellung zum Leben insgesamt klinisch zu behandeln und als irgendeine ernstzunehmende Psychokrankheit zu bezeichnen, aber da ich diese Art der Psychokrankheiten in eine vergleichbare Schublade stecke wie Rheuma oder andere Autoimmunkrankheiten, gibt es darunter halt schwere Ausprägungen, die definitiv behandelt werden müssen und leichtere, mit denen man sich irgendwie arrangieren kann oder an denen man sehr gut auch mit allgemeinen Hausrezepten erfolgreich rumdoktorn kann, denn auch die Fachleute haben bei Autoimmunkrankheiten in aller Regel nur Symptomlinderungsmöglichkeiten - wirklich heilen kann man solche Krankheiten halt nicht, man kann (muss) aber lernen, damit zu leben.
In meinem familiären Umfeld gibt es reichlich Anschauungsmaterial für Depressionen in jeder Ausprägungsgüte, ein Grund, weshalb ich mich sehr intensiv, aus vielen verschiedenen Quellen und Kanälen und auch schon seit langer Zeit mit dem Thema "Depression - Arten, Auftreten und Hintergründe" beschäftigt habe.
Mein Opa hat sich nach mehreren erfolglosen Versuchen irgendwann erfolgreich umgebracht, mein Vater hat bisher nur einen erfolglosen Versuch hinter sich, andere Familienmitglieder sind seit Jahren immer mal wieder und dann auch für längere Zeit in stationärer Behandlung, eben immer dann, wenn es anders gar nicht mehr geht, ein Kind hat eine therapeutische Behandlung durchlaufen, weil es Schule, Kinderarzt und auch ich selber wenigstens für einen brauchbaren Versuch hielten und ein anderes wird eine durchlaufen, weil das die Voraussetzung für den Facharzt in diesem Gebiet ist. - Ich denke also, es mangelt mir nicht an ausreichender Erfahrung und Information über diese Krankheit.
Das Bild, dass Depressionen sowas wie eine Autoimmunerkrankung sind (und ja, ich weiß, dass es auch "degenerative Formen" gibt, wie bei Rheuma auch) habe ich mir selber zurechtgelegt, weil ich erstens finde, dass es ein passender Vergleich ist und weil damit außerdem die Frage nach dem "warum?" und gleichzeitig auch dem "wann bin ich geheilt?" nicht mehr beantwortet werden muss. Wenn man Pech hat, erwischt man halt eine Disposition dafür, shit happens, man muss dann eben lernen, damit umzugehen und wissen, wann ein Schub so stark ist, dass man professionelle Hilfe braucht.
Verglichen mit anderen Mitgliedern in meiner Familie habe ich deshalb nur eine auf "nun ja, hilft ja nix" zurückgedrehte Grundeinstellung zum Leben mitbekommen, damit kann ich normalerweise sehr gut leben, und um im Bild der Immunstörungen zu bleiben, ist das eher so etwas wie ein Heuschnupfen, aber sicher noch keine richtige Autoimmunkrankheit. Allerdings kann auch ein Heuschnupfen zwischendurch recht anstrengend sein und bei anderen Leuten den Eindruck erwecken, man wäre ernsthaft krank, weil man sich bei einer richtig üblen Heuschnupfenattacke ja auch selber schnell leid tut, weil es so ätzend ist.
Die meiste Zeit des Jahres kann ich mich mit meinem "Heuschnupfen" aber ganz gut arrangieren, an vielen Tagen merke ich noch nicht mal, dass es da vielleicht eine kleine Holprigkeit im allgemeinen Befinden geben könnte, ich kenne mein Leben schließlich auch nicht anders und da es mich grundsätzlich nicht am Leben selber hindert, lebe ich halt einfach so vor mich hin und denke nicht weiter darüber nach.
Erst wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin oder wenn ich mit Erstaunen beobachte, wofür sich andere Menschen intensiv begeistern können, fällt mir auf, dass ich in vielen Dingen irgendwie anders ticke. "Das Leben ist toll." oder "Ich lebe gerne" sind so Sätze, die finde ich genauso kitschig, kindisch, aufgesetzt und übertrieben wie Schlager von Helene Fischer oder Jürgen Drews. Ist ja ganz nett, kann man auch sicher mal sagen, aber genauso gut kann man es auch bleiben lassen, denn es ist entweder trivial oder gelogen. Finde ich.
Das heißt übrigens nicht, dass es nicht ganz viele Dinge gibt, an denen ich wirklich Spaß habe, die ich gerne mache, über die ich mich freue, im Gegenteil, ich würde von mir sogar behaupten, dass ich absolut ein eher positiver Mensch bin, ich habe deutlich mehr gute als schlechte Laune und Trübsinn blasen ist etwas, das kommt bei mir so gut wie nie vor, weil ich grundsätzlich sehr energisch dagegen angehe. Wenn es Dinge gibt, die mir nicht passen, dann gebe ich mir viel Mühe, sie zu ändern - oder sie abzustellen. Change it, leave it oder love it - die Grundmelodie meines Lebens, wobei "love it" bei mir in der Regel dem eher fatalistisch akzeptierenden "hilft ja nix" entspricht.
"Duldsam" ist dagegen ein Attribut, das mal so gar nicht zu mir passt.
Genauso wenig wie "dankbar", im Gegenteil, "dankbar" macht mich fast automatisch aggressiv und funktioniert bei mir wunderbar als Triggerwort zum Aufregen, denn beides sind Ausdrücke gelebter Passivität und genau das ist etwas, was ich aktiv ablehne. Wenn ich nichts mehr aktiv tun kann, wenn ich nur noch dankbar und duldsam darauf warten kann, dass mein Leben an mir vorbeizieht, nun, dann fehlt mir persönlich endgültig der Grund, wofür dieses Leben dann überhaupt gut sein soll. Mag ja sein, dass es anderen viel schlechter geht, aber das ist doch kein Grund, für den eigenen, unveränderlichen Zustand dankbar zu sein. Wem auch? Und warum soll ich etwas erdulden, wenn es vielleicht auch eine Möglichkeit gibt, es zu ändern?
Wenn ich aber irgendwann feststelle, dass sich bestimmte, negative Lebensumstände wohl als Dauerzustand etabliert haben und ich keine Chance mehr sehe, sie zu verändern, dann ist bei mir der Weg zur Lebensunerträglichkeit nicht mehr weit, das ist mir absolut klar, das finde ich aber auch nicht schlimm.
Der Beitrag von Frau Kaltmamsell ist mittlerweile schon ein paar Tage her, ich musste erst mal gründlich darüber nachdenke, was mich an diesen zwei einfachen Sätzen so besonders fasziniert hat, aber ich denke, es ist vor allem die Beiläufigkeit, mit der Frau Kaltmamsell festhält, dass es eben keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, gerne zu leben. Überhaupt zu leben, das ist sicherlich selbstverständlich, weil die Alternative eben nur "nicht am Leben zu sein" ist, und mit Menschen, die nicht mehr am Leben sind, muss ich solche Themen nicht besprechen. Dass man aber nur deshalb, weil man lebt, das auch automatisch gerne tun muss, das wird extrem selten hinterfragt bzw. von vielen Leuten als genau die falsche Selbstverständlichkeit unterstellt, die es eben nicht ist. Vielleicht sollte man diesen Menschen deshalb konsequent mit der umgedrehten Fragestellung begegnen: "Weshalb sollte man überhaupt gerne leben?"
Ich weiß da drauf nämlich keine Antwort, zumindest keine generelle, die das "gerne leben" als Selbstverständlichkeit begründen könnte. Ich kann viele Einzelsituationen benennen, in denen mir das Leben wirklich Spaß macht und natürlich lebe ich gerne für Dinge, die mir Spaß machen, ich kann aber auch viele Einzelsituationen benennen, in denen mir das Leben ausdrücklich keinen Spaß macht und die ich nur deshalb akzeptiere, weil ich jedes Mal die (berechtigte) Hoffnung habe, dass das nur ein vorübergehender Zustand ist und dass sich das wieder ändern wird, um wenigstens eine durchschnittliche Erträglichkeit zu erreichen.
Denn genau das ist es, was ich als Mindeststandard brauche, um überhaupt leben zu wollen.
Weil mir das aber auch schon immer bewusst war, achte ich aktiv darauf, dass ich mir diese Lebenserträglichkeit erhalte, womit sich viele Eigenarten, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe, erklären lassen. Dazu gehört z.B. das schon fast reflexhafte Rückwärtsgehen, wenn Menschen andere Vorstellungen haben als ich. Meine Standardreaktion ist "Dann eben nicht. Dann mach du wie du meinst - ich komm auch ohne dich klar." - Umstände zu akzeptieren, die das Leben für mich noch unerträglicher machen als es per default schon ist, lehne ich grundsätzlich ab, zu nah ist der Abgrund des endgültigen Abrutschens. Love it or leave it. Natürlich könnte ich es auch mit "change it" versuchen, aber wenn es um Meinungen und Einstellungen geht, respektiere ich grundsätzlich eine andere Grundhaltung und würde die deshalb nie verändern wollen, aber umgehen möchte ich auch nicht damit, deshalb gehe ich dann eben.
Kompromisse sind deshalb auch etwas, was ich in aller Regel zutiefst ablehne. Dann lieber gar nicht, denn meine Grundlinie ist die Lebenserträglichkeit. Da bleibt nicht viel Spielraum, wenn man nur knapp kalkuliert, denn weniger als mindestens ist halt unerträglich
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Die Schwester zog nicht nur um, sie zog vor allem aus und das machte den Umzug deutlich komplizierter als Umzüge von Natur aus sonst schon sind.
Sie hat sich nach über als 20 Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt, der mit dem jüngsten Kind und unserer Mutter in dem gemeinsamen Riesenhaus zurückbleibt.
Ich habe so etwas Ähnliches ja schon vor 12 Jahren gemacht, nur habe ich damals einen Mann verlassen, der mich so geliebt hat wie ich war und nicht das fiktive Leben mit mir, das für ihn noch für immer so hätte weiterlaufen können.
CW war ernsthaft ge- und betroffen, als ich ihm damals erklärte, dass ich künftig lieber ohne ihn leben möchte, aber grade weil er mich auch wirklich gut kannte, wusste er, dass ich nicht gehe, weil ich einen anderen habe oder weil ich ihn nicht mehr liebe (beides Gründe, die man sehr gut hätte nach vorne schieben können und die auch beide eine gewisse Berechtigung gehabt hätten), sondern weil es einfach Materialermüdung war, die mich irgendwann so mürbe gemacht hat, dass ich das gemeinsame Leben in der Form nicht mehr ertragen konnte.
Es lag nicht an CW, es lag daran, dass ich viele Jahre ein Leben geführt habe, für das dann irgendwann einfach die Zeit vorbei war. Mir wurde klar, dass sich an meinem Leben nichts Grundlegendes mehr ändern wird, wenn ich mit CW weiterlebe, dass ich aber im Laufe der Zeit auch immer stärker das Gefühl bekommen habe, das kann nicht alles gewesen sein, es muss noch mehr als alles geben.
Das Leben mit CW war sicherlich kein schlechtes Leben, ganz im Gegenteil, ich habe immer alles bekommen, was ich haben wollte und CW hätte immer alles für mich getan, wenn ich darum gebeten hätte, aber es war auch gleichzeitig ein Vorzeigeleben. Wir waren schillernde Paradiesvögel, die überall auffielen und auf die sicherlich auch viele Leute neidisch waren.
Für CW war es das Leben, in dem er sich am wohlsten fühlte, das war genau auf ihn zugeschnitten und ich war die perfekte Frau an seiner Seite, weil ich nicht nur seine Spleens ertrug, sondern auch überall immer wieder alles ausbügelte, glattzog und für Ordnung sorgte, wo er mal wieder den Bogen überspannt hatte.
Und CW hat mich dafür geliebt, dass ich all das konnte, was er nicht konnte, was er aber niemals nach außen zugegeben hätte. Wir waren ein ziemlich gutes Team.
Bis unsere Zeit abgelaufen war, weil es mir plötzlich nicht mehr reichte, dass ich alles hatte. Ich musste deshalb gehen und suchen, ob es draußen in der Welt nicht noch ein anderes Leben für mich gibt, eines, das mir mehr als alles bietet.
Als ich damals auszog, nahm ich nicht nur mein eigenes Leben mit, ich nahm CW vor allem auch unser gemeinsames Leben weg, und das war für ihn wirklich schrecklich, denn er hatte unser gemeinsames Leben ja bis zum Schluss gemocht.
Aber er ließ mich nicht nur gehen, er konnte es sogar verstehen, denn auch das ist Teil von echter Liebe. Nicht nur sein eigenes, kleines Ego in den Mittelpunkt aller Gefühle zu stellen, sondern den tiefen Wunsch zu spüren, dass es dem, den man wirklich liebt, so gut geht wie nur möglich.
Das war CW, dafür habe ich ihn geliebt und dafür habe ich ihn auch immer respektiert.
Verglichen mit meiner Schwester habe ich bei meinem Trennungsauszug sicherlich den einfacheren Teil erwischt, denn von allen Männern zum Verlassen war CW einer der allerangenehmsten.
Ich weiß also, wie kompliziert Umzüge sind, die auch gleichzeitig Auszüge sind, man sortiert einen Haushalt auseinander, der nachher auf beiden Seiten unvollständig ist, mit jedem Teil, das man zurücklässt verabschiedet man sich von seinem alten Leben, was in Summe dann doch eine Menge Abschiede sind, gleichzeitig weiß man bei jedem Teil, das man mitnimmt, dass man dem anderen damit ein weiteres Stück seiner Erinnerungen raubt, es ist ein insgesamt ungemein schmerzhafter Prozess.
Meine Schwester muss sowohl bei ihrem Auszug als auch bei ihrer Trennung mit viel mehr Problemen und Widerständen kämpfen als das für mich auch nur im Ansatz ein Thema war, weshalb ich es gestern doppelt wichtig fand, dass wenigstens ein Teil ihrer Familie verlässlich da ist, denn genau das ist es doch, wofür man Familie braucht, nicht nur um oppulente Familienfeste mit tollen Fotos zum Vorzeigen zu produzieren, finde ich
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