anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 5. Januar 2021
Weshalb ich schon wieder Sekt kaufen musste, um zu sparen
Letzter Urlaubstag, morgen ist wieder Büro und es fällt mir wirklich schwer, mich wieder aufzuraffen und in den offiziellen Alltagstrott zurückzukehren.
Die letzten zwei Wochen waren einer der schönsten Urlaube, die ich je hatte, und immerhin weiß ich nun ganz genau, dass ich nirgendwohin fahren muss, um mich zu erholen, das geht auch ganz wunderbar zuhause in den eigenen vier Wänden und die müssen noch nicht mal auf einer Insel sein. Wichtig ist für mich vor allem das Gefühl dieser unendlichen Freiheit, dieser Verpflichtungslosigkeit. Sich um nichts kümmern zu müssen, keine Verantwortung zu tragen, keine Rolle zu spielen, keine Erwartungen erfüllen zu müssen, kein Vorbild sein zu müssen, weder ein gutes noch ein schlechtes, weder eingebildet oder erwartet, einfach nur ich selber sein - das war absolut grandios.

Gestern habe ich mir ein Vibrationsboard gekauft. So ein Schüttelbrett, auf das man sich draufstellen kann und dann schüttelt es sich unter einem wie ein Skateboard auf Kopfsteinpflaster, das ist eine sehr witzige Sache.
Ich bilde mir ein, das Ding ist gut für meinen Fuß, oder genauer: für meine Wade, denn da ist die Muskulatur derart verhärtet, dass im Ergebnis auch die Beweglichkeit meines Fußes eingeschränkt ist. Das ist wie mit einem steifen Nacken: Da ist ja auch nichts mechanisch kaputt, sondern nur verspannte, verhärtete Muskeln, die dafür sorgen, dass man seinen Kopf nicht mehr drehen kann. So ist das auch mit den Wadenmuskeln, die meine Fußbeweglichkeit einschränken und jetzt erhoffe ich mir Auflockerung durch das Schüttelbrett. Wir werden sehen.

Auf die Idee gekommen bin ich, weil ich einen 10% Gutschein von Lidl habe. Damit man mit so einem Rabattgutschein aber überhaupt Geld sparen kann, muss man vorher was kaufen. Dabei gilt: je mehr man kauft, umso mehr spart man, der alte Verkäufertrick, auf den ich sogar mit vollem Bewusstsein und Ansagen reinfalle.

Weil ich natürlich gerne so viel wie es nur geht sparen will, bin ich bereit, vorher auch viel bei Lidl zu kaufen, mein Problem ist nur regelmäßig, dass ich ja eigentlich gar nichts brauche. Das ist dann blöd, weil man ja nur sparen kann, wenn man was kauft. Wenn man aber was kauft, was man nicht braucht, nur um zu sparen - also, spätestens jetzt merke ich es auch und schäme mich dann ein wenig vor mir selber.

Der Trick ist daher, dass ich zunächst etwas finden muss, was ich brauche.
Deshalb habe ich den Angebotsprospekt bei Lidl studiert und da gibt es diese Woche so ein Vibrationsboard - und schon war die Idee geboren. Ich brauche so ein Ding, das mit dem Fuß muss dringlich besser werden.
Weil aber gestern Sonntag war und ich nicht sofort loslaufen konnte, um dieses Teil mit 10% Rabatt zu kaufen, habe ich mich wenigstens ausführlich im Internet informiert, welche verschiedenen Modelle es gibt und was gute, also empfehlenswerte Schüttelbretter von den weniger guten, nicht so sehr zu empfehlenden Brettern unterscheidet.
Drei Stunden und einen iPad-Akku später wusste ich, dass die Idee, mir so ein Brett zu kaufen, grundsätzlich sehr gut ist, aber nicht das von Lidl, sondern besser eines mit einer anderen Rotation, nämlich oszillierend und dass es außerdem ausreichend Angebote auf ebay Kleinanzeigen gibt, wo ich u.a. auch von einem Verkäufer aus Münster das Lidl-Brett für den halben Ladenpreis hätte kaufen können, wenn ich es gewollt hätte, was ein zweiter Grund ist, weshalb ein Brettkauf bei Lidl obsolet wurde.

Trotzdem kaufte ich aber gestern ein Vibroboard über ebay Kleinanzeigen, zwar nicht das von Lidl, sondern ein anderes, was gebraucht jetzt so viel gekostet hat wie das von Lidl in neu gekostet hätte, manchmal läuft das mit dem Sparen anders als geplant, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden.

Nur heute hatte ich das Problem, dass mein 10% Rabattgutschein immer noch eingelöst werden musste und ich immer noch nichts weiß, was ich bei Lidl brauchen können würde, oder so.

Wir fuhren trotzdem zu Lidl, der Gutschein verfällt sonst nämlich und das wäre ja ein besonders großes Unglück.
Ich habe den Einkaufswagen die Lebensmittel-Regale langgeschoben und mich darüber geärgert, dass viel zu viele Dinge auch noch zusätzlich reduziert waren. Mein Westfalenmann kommentierte das trocken mit: "Gegen diese ganzen Rabatte kannst du gar nicht anessen, vergiss es einfach." Und ich fürchte, er hat recht.

Ich habe mich letztlich für Mumm Sekt extra dry entschieden, der war zwar auch im Angebot, aber dann muss man eben extra viel kaufen, damit es sich lohnt, ich kann es ja auch nicht ändern
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Freitag, 27. November 2020
Black Friday
Heute ist Black Friday und ich glaube, ich habe diese Rabattschlacht das erste Mal wirklich bewusst wahrgenommen, mich gezielt umgesehen, was alles so reduziert ist und mir überlegt, was ich denn noch so brauche.
Leider brauche ich eigentlich wirklich gar nichts, das Drama des Alters, irgendwann hat man alles, das ist schon ärgerlich.
Ich habe allerdings noch eine Longlist für "irgendwann mal vielleicht kaufen", da stehen hauptsächlich Dinge drauf, die ich eigentlich nicht kaufen will, weil sie mir zu teuer sind, das ist aber eine ideale Ausgangsbasis für eine Eskalation am Black Friday.
Auf dieser Liste stand eine ganze lange Zeit mal ein Le Creuset Schmortopf, aber auch nur eingeklammert, weil Le Creuset Schmortöpfe wirklich ganz exorbitant teuer sind und ich außerdem auch gar nicht so genau wusste, wofür ich überhaupt einen Schmortopf bräuchte, zum Alltagskochen sind sie auf alle Fälle ziemlich unhandlich.
Und weil mich diese Diskrepanz so fasziniert hat, nämlich der enorm hohe Preis dieser Töpfe und die Frage, wofür braucht man die überhaupt und was ist an diesen Töpfen besser als an anderen Töpfen, bin ich letztes Jahr mal in Münster in den Le Creuset-Shop gegangen und habe die Verkäuferin dort genau das gefragt.
Die Antwort war relativ langweilig, weil trivial. Nach Auskunft der Verkäuferin seien diese Töpfe eben so teuer, weil sie die beste Qualität haben, die es geben kann und man kann sie für alles benutzen, wofür man einen Topf benutzt.
Ach was.
Nach dem Besuch in dem Le Creuset-Laden habe ich das Thema für mich abgehakt. Es ist wohl hauptsächlich Hobbykochangeberei, die die Leute dazu bringt, 250€ für einen Topf auszugeben, an dem man sich einen Bruch hebt, wenn man ihn auf den Herd stellt, der aber den Vorteil hat, dass er optisch so eindeutig zu identifizieren ist, dass jeder, der Ahnung hat (und nur auf diese Menschen kommt es an) sofort erkennt, dass es eben ein Le Creuset Topf ist und dass man damit zum erlauchten Kreis der Insider gehört. So ähnlich wie eine Kichenaidrührmaschine, die auch nichts anders kann als rühren und dafür auch noch enorm viel Platz wegnimmt, aber eben entsetzlich stylisch ist, weshalb sie auch jeder sofort erkennt und dann weiß, dass man eine Kitchenaid hat, was einem einen ähnlichen Status verleiht wie Le Creuset Töpfe.

Nun habe ich aber leider auch einen unseligen Hang zum Angeben für edles Design und mit zunehmendem Alter gefalle ich mir in der Rolle des elder statesman, der distinguierten Hausfrau und wenn ich schon keine Kitchenaid habe (weil, kein Platz, ich habe schon einen Thermomix und da der praktischer ist als eine Kitchenaid, weil er schlicht mehr kann, geht praktisch immer vor Design und damit ist Kitchenaid leider gestrichen), so könnte ich mir ja vielleicht doch noch mal die Anschaffung eines Le Creuset Topfes überlegen.
Hmmmm, auch wenn ich den Topf rigoros von der Longlist der möglichen Wünsche gestrichen hatte, so blubbelte es doch noch immer in mir und ich begann, wenigstens mal bei ebay zu schauen, ob ich dort vielleicht günstiger….. Aber bei den Preisen, die für die gebrauchten Pötte auch bei ebay noch bezahlt wurden, war ich erst recht nicht bereit, so etwas zu kaufen. Ich kaufe ja gerne gebraucht, aber nur, wenn es auch deutlich viel billiger ist als neu. Eines kann ich nach meiner Recherche auf alle Fälle bestätigen: Le Creuset Töpfe sind erstaunlich wertstabil.

Dann ergab es sich, dass ich eine akute Liebe zu "no knead bred" entwickelte - und dafür braucht man zwingend einen gusseisernen Topf.
Den ersten kaufte ich im Großmarkt, Gastroausstattung, 30€, war ein Sonderangebot, er ist taubengrau und funktionierte prächtig. Ich meine, man kann ganz hervorragend no knead bred darin backen, ich war sehr zufrieden.

Dann wollte ich aber auch einen für Borkum haben, das ewige Drama, zwei Haushalte, zwei Einrichtungen, alles, was gut ist, brauche ich doppelt. Aus Praktikabilitätsgründen nahm ich den taubengrauen mit nach Borkum, weil ich den Sommer über ja eh dauerhaft dort war und brauchte also für Greven einen neuen. Das Sonderangebot im Großmarkt war ausgelaufen, dort kosteten die Töpfe jetzt wieder 60 €, aber meine Recherche ergab, bei Ikea gibt es auch gusseiserne Töpfe für rund 45€.
Bei der nächsten Gelegenheit erwarb ich also den Ikeatopf, der ist jetzt spermaweiß eierschalfarben und sieht eigentlich ganz hübsch aus, man kann ebenfalls sehr gut no knead bred drin backen - aber nach dreimal Benutzen war schon ein Stück der Einbrennlackierung abgesprungen, seitdem hadere ich mit dem Ikeatopf, obwohl es funktionstechnisch nichts zu meckern gibt.

Und dann war heute Black Friday, und ich brauche ja eigentlich nichts, aber nun ja, wie es eben manchmal so kommt. Auf alle Fälle besitze ich jetzt demnächst doch einen Le Creuset Topf (kirschrot, allein schon der Farbe wegen hat es sich gelohnt) und natürlich noch mehr Hue-Lampen. Die kaufe ich mir immer in kleineren Mengen zusammen, dann fällt gar nicht auf, wie teuer sie sind. Ich tanke ja auch immer nur für 20€……
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Dienstag, 9. Juni 2020
Das Erlebnis mit den sich selbst vermehrenden Gutscheinen
Ich glaube, ich habe heute das Gutschein-Perpetuum-Mobile entdeckt und das kam so:

Ich möchte gerne eine neue Tastatur haben und wusste nur leider lange Zeit nicht, welche genau ich haben möchte. Meine Vorstellungen waren sehr präzise, aber nicht operational: ich wollte eine schöne Tastatur, die sich gut anfühlt, bequem schreibt, einen NumBlock hat und möglichst wenig doppelt belegte Tasten. Die Probleme steckten in den Begriffen "schön" und "bequem", weil die leider so blöde subjektiv besetzt sind, dass einem fremde Empfehlungen da nur ganz begrenzt helfen.

Aber dann waren wir ja neulich bei Saturn und wenn die auch nicht das hatten, was wir eigentlich kaufen wollten, so hatten sie doch Tastaturen in der Ausstellung und ich konnte einfach mal welche testen.
Dabei entdeckte ich dann auch tatsächlich die Tastatur, die alle meine Vorstellungen erfüllte, die war nur bei Saturn grade ausverkauft und überhaupt hätte sie dort auch sonst mehr als 40% mehr als im Internet gekostet. Ich habe mir also Name und Typ gemerkt und wollte dann mal in Ruhe zu Hause das Netz durchstöbern.
Dabei fand ich meine Wunschtastatur bei ebay, das wäre dann sehr viel günstiger gewesen, also habe ich das Auslaufen der Auktion abgewartet und bin in der letzten Sekunde überboten worden.
Dann habe ich die Angelegenheit wieder vergessen, bis es mir heute wieder einfiel. Ein kurzes Googlen ergab den günstigsten Preis bei notebooksbilliger.de, also habe ich sie dort in den Warenkorb gepackt und zwei Klicks später war sie gekauft.
So weit so unspektakulär, wenn nicht nach dem Einkauf bei notebooksbilliger.de ein Fenster aufgegangen wäre, das mir einen Gutschein nach Wahl anbot, zur Auswahl standen ungefähr 200 verschiedene Onlinehändler. Ich fand das spannend und habe mir alle Gutscheinangebote angeschaut, am meisten hat mich dabei fasziniert, was für eine Unmenge an Onlineshops es gibt und vor allem, wie viele genau das gleiche verkaufen und wie die das schaffen, alle nebeneinander zu existieren. Denn die Preistransparenz ist ja nun im Internet sehr hoch und sowas wie eine persönliche Beziehung baut man doch zu einem Onlinehändler nicht auf - oder doch?
Ich habe mir dann auf alle Fälle einen 25%-RabattGutschein für ein Fotobuch ausgesucht - und knapp hatte ich das angeklickt, ging eine neue Seite auf, die mich zu der Wahl beglückwünschte und mir als Belohnung einen zweiten Gutschein schenkte.
Auch wenn es eine unglaubliche Menge an Onlineshops waren, aus denen ich da wählen konnte, so fiel es mir doch schwer, mir überhaupt etwas auszusuchen, weil ich so verdammt selten etwas neu im Internet erwerbe. Aber dann fiel mir ein, dass C. sich grade eine neue Handyhülle gekauft hatte, auch noch eine teure und der Shop, wo sie die bestellt hatte, bei den Gutscheinshops dabei war und ich dort 15% Rabatt bekommen konnte. Also habe ich kurz mit C am Telefon hin- und herverhandelt und im Ergebnis schickt sie ihre Handyhülle jetzt wieder zurück (sie hatte sich eh darüber geärgert, weil die Klebeflecken hatte, was bei einer so teuren Hülle ja nun nicht sein sollte) und ich habe die gleiche mit 15% Rabatt erworben (macht immerhin 10,39€) aus und wir kamen uns unglaublich sparsam vor. Das beste aber war, dass ich, nach dem ich in dem Handyhüllenshop eingekauft hatte, eine Seite angezeigt bekam, die mir einen Gutschein anbot und diesmal war auch ein Gutschein für notebooksbilliger.de dabei und ich überlegte ernsthaft, ob die grade bestellte Tastatur wieder zurückschicke und sie mir dann noch mal mit Rabatt kaufe - bis ich beschloss, dass es jetzt genug sei, mit der Sparerei und man es auch übertreiben kann, aber es fühlte sich schon ein bisschen nach einem ewigen Kreislauf an.
Ich habe dann einen 25%-Rabatt-Gutschein für einen Parfumladen genommen, obwohl ich gar kein Parfum brauche, aber man weiß ja nie - und sofort ploppte danach auch wieder die zweite Seite mit noch einem Gutschein aus und jetzt können wir auch noch Lampen mit 10% erwerben.

Braucht jemand günstig Parfum, Lampen oder ein Fotobuch? Ich hätte da jetzt Gutscheine und das Spannende ist, dass sie sich bei Benutzung selber vermehren.

Es waren auch diverse online-Shops mit Sextoys dabei, eis.de bot einen 40%-Rabatt-Gutschein, was natürlich sehr verlockend ist, aber ich habe mir mit C die dort vorgestellten Sextoys angeschaut und wir hatten beide keine Ahnung, wofür das eigentlich alles benutzt werden kann, deshalb habe ich lieber 10%-Rabatt auf Lampen genommen, da weiß ich, wofür man die Produkte braucht
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Sonntag, 14. Juli 2019
Wenn man einen BH kauft
Ich habe heute Unterwäsche eingekauft.

Ich habe mir letztes Jahr schon mal einen BH gekauft, damals habe ich das hier nur kurz erwähnt, weil es eigentlich eine längere Geschichte dazu zu erzählen gibt, die ich mal in Ruhe aufschreiben wollte, aber bisher bin ich nicht dazu gekommen, man kommt ja zu nix, wie Herr Buddenbohm regelmäßig so treffend feststellt. So ein Tagebuchblog hat den praktischen Zusatznutzen, dass man solche Aktionen genau nachschlagen kann, den letzten BH habe ich mir also am 6. September 2018 gekauft, als wir anlässlich unserer Probefahrt mit einem Elektroauto eine Zwangspause zum Nachladen einlegen mussten und zufällig ein Lingerieladen in der Nachbarschaft der Ladesäule war.

Die meisten Frauen, insbesondere Frauen in meinem Alter, werden den Kauf eines BHs nicht für wirklich bemerkenswert halten, weil es für die meisten Frauen ein Standardkleidungsstück ist, das sie tragen, seitdem sie 14 sind.
Vielleicht wäre es für mich auch einfacher gewesen, wenn ich in dem Alter meine Auseinandersetzung mit BHs und der Art* des BH-Tragens begonnen hätte, aber da ich bis vor wenigen Jahren maximal Körbchengröße A-minus hatte, fand ich es stets etwas albern, dafür einen BH zu tragen.
*schade, das Wortspiel sieht man nicht, aber BHs richtig zu tragen ist eigentlich eine Kunst, weshalb "the art of bra wearing" die englische Variante des obigen Satzes wäre.
Seitdem mein Körper aber beschlossen hat, keine Kinder mehr bekommen zu wollen, wurde er alternativ weiblich. Und zwar so richtig rubensweiblich.
Wenn man sein Leben lang wegen Untergewicht gehänselt wurde, ist es etwas merkwürdig, wenn man plötzlich, ohne seine Essensgewohnheiten geändert zu haben, dick wird, aber mein Stoffwechsel ist wohl einfach vorzeitig in Rente gegangen und seit der Zeit wachsen meine Rundungen und ich schaue leicht entsetzt zu.

Irgendwann hatte ich dann das Gefühl, ich brauche einen BH, weil mein Busen absolut gesehen zwar noch sehr jung ist, aber die Jugendzeit gleich beim Wachsen übersprungen hat und deshalb sehr schnell sehr unangenehm auf dem Oberbauch auflag und das ist schwitzig und fies und ich sehnte mich freiwillig nach einem Kleidungsstück, was man zwischen Busen und Oberbauch trägt, um den direkten Haut auf Haut Kontakt der zwei Körperteile zu vermeiden.

Ich kaufe 99% meiner Kleidung auf dem Flohmarkt, selbstverständlich kaufte ich also auch BHs auf dem Flohmarkt. Blöd war nur, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, welche Größe ich brauche, aber auf dem Flohmarkt kosten die Dinger 1-2 Euro, da ist ein try and error kaufen nicht ganz so dramatisch.
Tatsächlich kaufte ich aber deutlich mehr errors als brauchbare trys, irgendwie saßen die alle nicht so perfekt, wie ich mir das vorstellte.

Dann sah ich irgendwann im Fernsehen einen Bericht über die Kunst des BH kaufens und dass man nur in einem Fachgeschäft die richtige Beratung bekommt und dass die BHs aus dem Fachgeschäft sich um Welten von den Billig-BHs unterscheiden und dass über 80% der Frauen eine falsche BH-Größe tragen, weil sie nie richtig beraten wurden.
Seit der Zeit träumte ich von einer richtig guten BH-Beratung und als ich letztes Jahr beim Zwangswarten dieses BH-Geschäft entdeckte, sah ich meine Chance gekommen.

Ich habe der Fachberaterin gleich als erstes gesagt, dass ich keinerlei Ahnung von BHs habe und dass sie mir jetzt bitte den perfekten BH verkaufen möge, ich würde ihr vollkommen vertrauen.
Die Dame sah mich etwas seltsam an, weil für eine BH-Jungfrau sah ich eindeutig zu alt und vor allem obenrum eindeutig zu gut bestückt aus, sie blieb aber höflich, sagte nichts, sondern holte ihr Maßband raus und nahm Maß. Sie meinte, ich hätte BH-Größe 85C, was ich ihr glaubte, weil, woher soll ich was anderes wissen?
Sie schleppte dann einen Stapel ihrer Meinung nach passende BHs an, die mir aber alle mindestens zwei Nummern zu klein waren. Fand ich. Fand sie aber nicht. Sie fand, die säßen ausgezeichnet.
Ich weigerte mich, so etwas zu tragen, weil es mir schier die Luft abdrückte, wenn sie hinten den BH-Verschluss schloss. Die Zeiten, wo einem beim Schnüren des Korsetts jemand das Knie in Rücken drückte, um noch enger schnüren zu können, sind ja wohl vorbei. Fand ich. Sie fand, ein BH muss eng sitzen, sonst sitzt er nicht richtig. Ich bestand auf mindestens zwei Nummern größer, es war ein sehr anstrengendes Beratungsgespräch (ich glaube, für uns beide, weil ich so entsetzlich uneinsichtig war), letztlich kaufte ich einen BH eine Nummer größer zu einem Preis eines handbestickten Brautkleides, es war aber noch ein günstiges Modell und sogar runtergesetzt.

Das war wie gesagt vor knapp einem Jahr, inzwischen habe ich mein Trauma aus diesem Beratungsgespräch etwas überwunden, denn ich brauche eindeutig noch ein paar BHs, wenn man so ein Kleidungsstück jeden Tag trägt, dann ist es ganz praktisch, wenn man ein paar zum Wechseln hat.

Heute war ich also wieder in einem Lingerie-Fachgeschäft, zwar in einem anderen, die Art der Beratung war aber sehr ähnlich.
Diesmal erklärte ich, gewitzt vom letzten Mal, gleich zu Anfang, ich hätte Größe 95D und suchte einen hübschen BH.
Was mir die Fachverkäuferin daraufhin als Auswahl anbot, erinnerte mich an die Riesenpanzer meiner Oma, erstens war das meiste höschenrosa, weil "haut" wohl die beliebteste BH-Farbe ist und meine Oma trug auch nur Unterwäsche in dieser seltsamen Barbie-Schweinefarbe, ich habe da ein Trauma, für mich bitte nix in rosa und zweitens waren die Dinger riesengroß. Gigantischgroß. Ich meine die Körbchen für die Hupen, die waren einfach irre groß. Ich musste etwas schlucken.
Sie brachte mir dann ein paar weiße BHs aus Spitze, die sahen schon wegen der Spitze zierlicher aus, aber bei dem Gedanken, ich habe da hauteng so eine kratzige Spitze auf der Brust, fing ich schon vor dem Anprobieren an, mich zu jucken, Spitze geht für mich leider auch nicht.
Aber ich habe dann brav erstmal was anprobiert, die Fachberaterin wollte die Größe kontrollieren. Und stellte sofort fest, dass die Größe natürlich völlig verkehrt ist, ich habe nicht 95D, sondern 85C.
Ich will aber nicht 85C haben, darin kriege ich keine Luft.
Ich erklärte der Dame also, ich hätte meinen BH gerne zwei Nummern größer, daraufhin erklärte sie mir, dann würde sie mir nichts verkaufen. Rumms.

Kein guter Einstieg in ein vertrauensvolles Beratungsgespräch über intime Damenunterbekleidung.
Wir einigten uns auf 90D, sie gab zähneknirschend nach und brachte mir diverse Exemplare in rosa Spitze.
Ich sagte, ich möchte nichts in rosa, sie sagte, das seit "Haut" und die beliebteste BH-Farbe. Ich sagte, ich möchte keinen Allerwelts-BH, sie war beleidigt, schleppte aber immerhin die rosa Teile alle wieder weg und brachte mir schwarze. aus Spitze. Ich sagte, ich möchte keine Spitze, die juckt. Sie sagte, die wäre ganz weich, die juckt nicht. Ich sagte, die juckt im Kopf, sie sagte, ich solle es probieren, die Spitze ist ganz weich. Ich zog den schwarzen Spitzen-BH an und kam mir vor wie in dem Witz "Ist was mit Oma?". Außerdem warf er Falten.
Die Verkäuferin sagte, das wäre klar, der wäre ja auch zu groß.
Wir einigten uns auf Größe 90C, und auf BHs mit extra Polster vorne im Körbchen, die werfen keine Falten und sie sind nicht aus Spitze. Ich finde ja, sie machen den Oberbau noch größer, weil ja extra gepolstert, aber um die Spitze zu vermeiden, nehme ich auch extra Polster.

Schließlich hatten wir zwei BHs gefunden, mit denen ich mich anfreunden konnte, sie kosteten diesmal so viel wie die gesamte Hochzeitsfeier zu dem handbestickten Hochzeitskleid, was ich letztes Mal ja schon gekauft hatte, aber was soll's, immerhin habe ich 35 Jahre sehr viel Geld gespart durch den Nichtkauf von BHs, da darf es jetzt dann auch mal etwas mehr sein.

Anschließend gingen wir dann noch in ein Bekleidungskaufhaus, weil K eigentlich Jeans haben wollte, die wir dort nicht fanden, also keinen passenden heißt das, dafür hatten die eine ganze Etage mit "Lingerie" und da wollte ich dann natürlich auch mal schauen.
Um es kurz zu machen: Dort habe ich meine Traum-BHs entdeckt. Komplett beratungsfrei, durchaus bezahlbar und zu 100% auf mein Problem zugeschnitten, sie tragen sich nämlich genau so wie sie heißen: Zero feel. Die Werbung zieht natürlich alle Wortspielchen durch, von unfeelable feeling, über 100% gefühlsecht bis "so leicht beim Tragen, dass es schwer zu beschreiben ist", aber es stimmt auch tatsächlich, der erste BH, der nicht drückt.
Unglaublich, aber die Dinger sind so bequem, dass ich sie gar nicht mehr ausziehen wollte. Außerdem haben sie keine albernen BH-Größen, sondern klassisch S, M, L und XL und das finde ich viel einfacher, ich bin sehr! zufrieden.
Ich kaufte gleich vier Stück in L, eines in jeder Farbe und außerdem gab es dort Unterhemden mit eingebautem BH, ebenfalls sehr bequem, habe ich auch gekauft und weil ich grade im Kaufrausch war, habe ich auch noch Socken gekauft, das war alles ganz wunderbar.

Zum Abschluss des Tages haben wir uns mit C beim Japaner getroffen, es war damit ein rundum gelungener Tag und Unterwäsche besitze ich jetzt erst mal in ausreichender Menge
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