Montag, 26. Februar 2024
Spoiler Alarm
anje, 19:03h
Wann ist eigentlich das Wort "Spoiler" im Deutschen erfunden worden und was hat man früher gesagt, wenn man davor warnen wollte, dass gleich der Schluss einer Geschichte verraten wird?
Ich weiß, dass ich erst mit Anfang 30 so einen Aha-Moment hatte, als ich begriff, dass Spoiler nicht nur ein Bauteil am Auto ist, was die aerodynamischen Fahreigenschaften verbessert, sondern plötzlich im Deutschen dieselbe Bedeutung hat wie im englischen, also ein (Spaß)verderber.
Ich persönlich bin intensiv daran interessiert, den Fortgang bzw. das Ende einer Geschichte so früh wie möglich zu kennen, denn dann kann ich die Geschichte selber mit viel mehr Genuss lesen und muss nicht hektisch durch das Buch hetzen, weil ich unbedingt wissen will, wer der Mörder ist, oder so.
Aber gut, ich finde Spannung ja auch grundsätzlich eine sehr lästige, unangenehme Situation, die ich gerne so früh wie möglich auflösen oder noch besser, gleich von vornherein umgehen möchte.
Als Kind fand ich es schon schrecklich, wenn die Erwachsenen versucht haben, mich dadurch zu ärgern, dass sie ständig verschlüsselte Andeutungen über bevorstehende Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke machten, ich wollten dann lieber gar kein Geschenk haben als dieses Theater mitzumachen.
In jedem Buch (okay, fast jedem, bei Sachbüchern eher nicht, aber bei Krimis immer) lese ich nach den ersten 10 Seiten als nächstes die letzten 10 Seiten, um schon mal einen groben Eindruck zu bekommen, von wo bis wo sich der Spannungsbogen spannt. Manche Autoren fang ich gleich von hinten an, damit ich mir sogar das Drama in den ersten Seiten erspare.
Ich lese Bücher vor allem, weil ich Spaß an der Sprache habe, weil ich die Erzähltechnik mag, weil ich einen gutgemachten Aufbau und eine durchdachte Struktur bewundern kann, der Inhalt selber ist dabei für mich eher Nebensache. Aber all diese feinen Details kann ich nur dann wirklich genießen, wenn ich nicht vor lauter Luftanhalten, Fingernägelbeißen und atemloser Eile gezwungen bin, im Tiefflug durch die Geschichte zu jagen und mich mehr auf mich als auf die Feinheiten des Textes zu konzentrieren.
Ich wundere mich regelmäßig über den fast einheitlich akzeptierten Konsens, dass "spoilern" schlechtes Benehmen ist, ich persönlich finde spoilern eine ausgesprochen freundliche, zugewandte und rücksichtsvolle Eigenschaften, nämlich andere höflich und liebevoll zu behandeln, statt sie einer unerbittlichen Spannung auszusetzen und dort alleine zu lassen.
Wenn man mir schlechte Laune machen will, reicht es, mich auf die Folter zu spannen. Der Begriff sagt doch schon alles, wer wird eigentlich gerne auf die Folter gespannt?
Oder besteht die Mehrheit der Gesellschaft aus heimlichen Masochisten und ich habe das nur noch nicht begriffen?
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(Abgelegt in anjesagt und bisher 319 x anjeklickt)
Ich weiß, dass ich erst mit Anfang 30 so einen Aha-Moment hatte, als ich begriff, dass Spoiler nicht nur ein Bauteil am Auto ist, was die aerodynamischen Fahreigenschaften verbessert, sondern plötzlich im Deutschen dieselbe Bedeutung hat wie im englischen, also ein (Spaß)verderber.
Ich persönlich bin intensiv daran interessiert, den Fortgang bzw. das Ende einer Geschichte so früh wie möglich zu kennen, denn dann kann ich die Geschichte selber mit viel mehr Genuss lesen und muss nicht hektisch durch das Buch hetzen, weil ich unbedingt wissen will, wer der Mörder ist, oder so.
Aber gut, ich finde Spannung ja auch grundsätzlich eine sehr lästige, unangenehme Situation, die ich gerne so früh wie möglich auflösen oder noch besser, gleich von vornherein umgehen möchte.
Als Kind fand ich es schon schrecklich, wenn die Erwachsenen versucht haben, mich dadurch zu ärgern, dass sie ständig verschlüsselte Andeutungen über bevorstehende Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke machten, ich wollten dann lieber gar kein Geschenk haben als dieses Theater mitzumachen.
In jedem Buch (okay, fast jedem, bei Sachbüchern eher nicht, aber bei Krimis immer) lese ich nach den ersten 10 Seiten als nächstes die letzten 10 Seiten, um schon mal einen groben Eindruck zu bekommen, von wo bis wo sich der Spannungsbogen spannt. Manche Autoren fang ich gleich von hinten an, damit ich mir sogar das Drama in den ersten Seiten erspare.
Ich lese Bücher vor allem, weil ich Spaß an der Sprache habe, weil ich die Erzähltechnik mag, weil ich einen gutgemachten Aufbau und eine durchdachte Struktur bewundern kann, der Inhalt selber ist dabei für mich eher Nebensache. Aber all diese feinen Details kann ich nur dann wirklich genießen, wenn ich nicht vor lauter Luftanhalten, Fingernägelbeißen und atemloser Eile gezwungen bin, im Tiefflug durch die Geschichte zu jagen und mich mehr auf mich als auf die Feinheiten des Textes zu konzentrieren.
Ich wundere mich regelmäßig über den fast einheitlich akzeptierten Konsens, dass "spoilern" schlechtes Benehmen ist, ich persönlich finde spoilern eine ausgesprochen freundliche, zugewandte und rücksichtsvolle Eigenschaften, nämlich andere höflich und liebevoll zu behandeln, statt sie einer unerbittlichen Spannung auszusetzen und dort alleine zu lassen.
Wenn man mir schlechte Laune machen will, reicht es, mich auf die Folter zu spannen. Der Begriff sagt doch schon alles, wer wird eigentlich gerne auf die Folter gespannt?
Oder besteht die Mehrheit der Gesellschaft aus heimlichen Masochisten und ich habe das nur noch nicht begriffen?
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