Donnerstag, 14. Dezember 2023
Hauspostsysteme und nix tun
anje, 21:45h
Heute ist der Tag der Affen und wenn ich mir die Merkwürdigkeiten anschaue, die ich heute so beobachtet habe, haben heute viele Kreaturen ihren Tag gefeiert.
Es begann um kurz nach 8h, als ich im Büro ankam und aus der Tiefgarage kommend noch einmal von drinnen nach draußen vor die Eingangstür ging, um meinen elektronischen Büroschlüssel für den Tag zu registrieren. Draußen vor der Tür stand ein Mann im Anzug, mit dem Rücken zum Gebäude, rauchte eine Zigarette und schaute auf sein Handy. Ich gehe davon aus, dass er sich komplett unbeobachtet fühlte, denn wer kommt schon um 8h hinter ihm aus dem Gebäude, um diese Uhrzeit kommen nur alle von vorne und gehen in das Gebäude.
Ich aber kam von hinten und konnte deshalb sehen, was er da auf dem Handy anschaute. Er guckte offensichtlich einen Porno.
Mich faszinierte das deshalb so, weil ich den Sinn nicht verstand. Ich meine, er hatte beide Hände voll, in der einen eine Zigarette und in der anderen das Handy, wieso schaut ein Mann, wenn er keine Hand frei hat, einen Porno? Das ist als wenn ein Zahnloser versucht kraftvoll in einen Apfel zu beißen. Das kann doch nicht funktionieren. Die weiteren Skurrilitäten der Situation, der Habitus des Mannes, seine Kleidung, die Uhrzeit, die Location, all das verblasste gegenüber der mich den ganzen Tag beschäftigenden Frage, wieso jemand einen Porno guckt, wenn er keine Hand frei hat.
Jetzt mache ich mir Sorgen, ob ich eventuell mein ganzes Leben lang den Sinn von Pornos nicht begriffen habe.
Im Büro angekommen begegnete mir der tiefbegabte Assistent der Geschäftsführung (ja, den gibt es immer noch, leider wurde der noch nicht gefeuert) und machte sich Sorgen, wie er einen Auftrag an eine Bank noch pünktlich übermittelt, wenn doch morgen schon Annahmefrist ist. Ich versuchte ihm schonend das Prinzip von Papier, einscannen, pdf und E-Mail zu erklären, ich fürchte, er hat mich nicht verstanden, denn ich sah ihn drei Stunden später, wie er sich von der Sekretärin in die Bedienung des Faxgerätes einweisen ließ.
Gegen Mittag wollte mir der Projektleiter des großen Projektes ernsthaft erklären, dass es nicht gut für die Stimmung im Team sei, wenn ich jetzt plötzlich von allen schriftliche Tagesberichte einfordere.
Da es in diesem Projekt aber seit nunmehr fast drei Monaten einen sehr teuren Projektstillstand gibt, weil sich die Leiter von zwei beteiligten Planerbüros nicht einigen können, wer daran schuld ist, dass alles steht und deshalb ihre gesamte Energie darauf verwenden, sich gegenseitig zu beharken statt das Projekt wieder flott zu machen, weil ich also das Gefühl habe, die sind alle bekloppt, habe ich verlangt, dass sie mir das jetzt schriftlich bestätigen und plötzlich sind sich alle untereinander wieder einig, dass das mit den Berichten ganz bestimmt keine gute Idee ist.
Ich sach es doch, alle bekloppt, Tag der Affen.
Dann ist da noch das Thema mit dem Rausstellen der Mülltonnen und überhaupt meine immer wieder aufs neue aufflammende Faszination über die irre Menge an Müll, die in anderen Haushalten produziert wird.
Bei uns werden die Biotonne und die Restmülltonne alle 14 Tage, immer Dienstags abgeholt.
Die gelbe Tonne ebenfalls alle 14 Tage und zwar in den Wochen genau dazwischen, also zwischen den Wochen, in denen die Bio- und die Restmülltonne abgeholt werden.
Die blaue Tonne für Papier wird dagegen nur alle vier Wochen abgeholt, das immer Freitags.
Soweit der Müllabholplan, ich finde das gar nicht so schwer zu verstehen. Weil aber vier Wochen ungleich einem Monat sind, verschiebt sich die Abholung der Papiertonne jeden Monat leicht nach vorne. Um das alles vernünftig im Überblick zu behalten, gibt es eine Müll-App, in der alle Termine drinstehen, die einen per Push-Nachricht am Abend vor der Abholung daran erinnert, die passende Tonne rauszustellen und die einem Zwischennachrichten gibt, wenn eine Leerung mal ausfällt und verschoben wird.
Da es meines Erachtens nach heute keinen Erwachsenen mehr gibt, der kein Smartphone besitzt, fehlt mir jedes Verständnis, warum nicht jeder diese Müll-App auf seinem Handy hat, dann ist das mit dem passenden Müllrausstellen überhaupt kein Problem, da ja auch Zwischenmeldungen immer aktuell gesendet werden. "Bitte Vorsicht an der Straßenkante, heute verspätet sich die Ankunft des Müllautos zur Abholung der gelben Tonne um etwas 73 Minuten, bitte stellen Sie ihre Tonne pünktlich zur Abholung an die Straße."
So oder ähnlich lauten die Meldungen, die die App verschickt, ich denke, genauer kann man eine Müllabholung nicht vorgeben.
Diesen Dienstag wurden die Bio- und die Restmülltonne geleert, morgen wird die blaue Papiertonne geleert.
Jetzt ist es aber so, dass aus unerfindlichen Gründen einige Nachbarn auf der Straße ihre Papiermülltonne schon letzten Samstag an die Straße gestellt haben.
Warum am Samstag erschließt sich mir nicht, da Sonntags noch nie irgendein Müll abgeholt wurde, aber seit Samstag stehen da an vier von ca. 40 Häusern die blauen Tonnen an der Straße - und es wurden im Laufe der Woche immer mehr.
Nach und nach rollten fast alle Nachbarn ihre blaue Tonne auch an die Straße, wenn das so viele machen, wird da schon was dran sein. Ich sach's ja, Tag der Affen.
Einen Nachbarn erwischte ich vorgestern. Als ich meine Restmülltonne an die Straße zog, stellte er grade seine Papiermülltonne am Straßenrand ab. Ich sagte, dass Papier doch noch gar nicht dran sei, er sagte, dass er das wisse, dass es aber nun doch zu viele Nachbarn seien, die ihre Papiertonne rausgestellt haben, da wolle er lieber mitmachen.
Ich sagte nix mehr und staunte nur noch.
Was für ein altbekanntes, immer wieder funktionierendes Massenphänomen. Leute fresst Scheiße, 1 Millionen Fliegen können nicht irren.
Wie auch immer, ich stellte meine Papiermülltonne erst heute Abend raus und staunte mal wieder über die Extrapapier- bzw, Kartonberge, die sich neben den überquellenden Papiertonnen türmen. Wie um alles in der Welt schaffen es fast alle Haushalte jeden Monat aufs Neue so eine irre Menge an Papiermüll zu produzieren? Mir scheint, die kaufen alle im Stundentakt bei Amazon ein.
Nächsten Montag werden die gelben Mülltonnen abgeholt, die ersten Tonnen stehen schon, alle überquellend, an der Straße.
Wie es jemandem gelingt, die gelbe Tonne zum Überquellen zu bringen, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben, die scheinen alle wie die Irren Kram zu bestellen.
Sonst ist nix passiert.
Zuhause angekommen, setzte ich mich aufs Sofa und freute mich daran, dass die Zeit stehenblieb. Intensiver und schneller kann eine Erholungsphase gar nicht sein.
Ich sitze derweil auf dem Sofa und mache nix. Ich genieße, dass es nichts zu tun gibt, weil ja die Zeit steht.
Gibt's aber immer nur für ganz kurz, knapp hat man sich daran gewöhnt, dass man nichts tun muss, geht das Leben schon wieder normal weiter und man muss sehr viel tun.
Alles nicht richtig eingefädelt
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(Abgelegt in anjesagt und bisher 327 x anjeklickt)
Es begann um kurz nach 8h, als ich im Büro ankam und aus der Tiefgarage kommend noch einmal von drinnen nach draußen vor die Eingangstür ging, um meinen elektronischen Büroschlüssel für den Tag zu registrieren. Draußen vor der Tür stand ein Mann im Anzug, mit dem Rücken zum Gebäude, rauchte eine Zigarette und schaute auf sein Handy. Ich gehe davon aus, dass er sich komplett unbeobachtet fühlte, denn wer kommt schon um 8h hinter ihm aus dem Gebäude, um diese Uhrzeit kommen nur alle von vorne und gehen in das Gebäude.
Ich aber kam von hinten und konnte deshalb sehen, was er da auf dem Handy anschaute. Er guckte offensichtlich einen Porno.
Mich faszinierte das deshalb so, weil ich den Sinn nicht verstand. Ich meine, er hatte beide Hände voll, in der einen eine Zigarette und in der anderen das Handy, wieso schaut ein Mann, wenn er keine Hand frei hat, einen Porno? Das ist als wenn ein Zahnloser versucht kraftvoll in einen Apfel zu beißen. Das kann doch nicht funktionieren. Die weiteren Skurrilitäten der Situation, der Habitus des Mannes, seine Kleidung, die Uhrzeit, die Location, all das verblasste gegenüber der mich den ganzen Tag beschäftigenden Frage, wieso jemand einen Porno guckt, wenn er keine Hand frei hat.
Jetzt mache ich mir Sorgen, ob ich eventuell mein ganzes Leben lang den Sinn von Pornos nicht begriffen habe.
Im Büro angekommen begegnete mir der tiefbegabte Assistent der Geschäftsführung (ja, den gibt es immer noch, leider wurde der noch nicht gefeuert) und machte sich Sorgen, wie er einen Auftrag an eine Bank noch pünktlich übermittelt, wenn doch morgen schon Annahmefrist ist. Ich versuchte ihm schonend das Prinzip von Papier, einscannen, pdf und E-Mail zu erklären, ich fürchte, er hat mich nicht verstanden, denn ich sah ihn drei Stunden später, wie er sich von der Sekretärin in die Bedienung des Faxgerätes einweisen ließ.
Gegen Mittag wollte mir der Projektleiter des großen Projektes ernsthaft erklären, dass es nicht gut für die Stimmung im Team sei, wenn ich jetzt plötzlich von allen schriftliche Tagesberichte einfordere.
Da es in diesem Projekt aber seit nunmehr fast drei Monaten einen sehr teuren Projektstillstand gibt, weil sich die Leiter von zwei beteiligten Planerbüros nicht einigen können, wer daran schuld ist, dass alles steht und deshalb ihre gesamte Energie darauf verwenden, sich gegenseitig zu beharken statt das Projekt wieder flott zu machen, weil ich also das Gefühl habe, die sind alle bekloppt, habe ich verlangt, dass sie mir das jetzt schriftlich bestätigen und plötzlich sind sich alle untereinander wieder einig, dass das mit den Berichten ganz bestimmt keine gute Idee ist.
Ich sach es doch, alle bekloppt, Tag der Affen.
Dann ist da noch das Thema mit dem Rausstellen der Mülltonnen und überhaupt meine immer wieder aufs neue aufflammende Faszination über die irre Menge an Müll, die in anderen Haushalten produziert wird.
Bei uns werden die Biotonne und die Restmülltonne alle 14 Tage, immer Dienstags abgeholt.
Die gelbe Tonne ebenfalls alle 14 Tage und zwar in den Wochen genau dazwischen, also zwischen den Wochen, in denen die Bio- und die Restmülltonne abgeholt werden.
Die blaue Tonne für Papier wird dagegen nur alle vier Wochen abgeholt, das immer Freitags.
Soweit der Müllabholplan, ich finde das gar nicht so schwer zu verstehen. Weil aber vier Wochen ungleich einem Monat sind, verschiebt sich die Abholung der Papiertonne jeden Monat leicht nach vorne. Um das alles vernünftig im Überblick zu behalten, gibt es eine Müll-App, in der alle Termine drinstehen, die einen per Push-Nachricht am Abend vor der Abholung daran erinnert, die passende Tonne rauszustellen und die einem Zwischennachrichten gibt, wenn eine Leerung mal ausfällt und verschoben wird.
Da es meines Erachtens nach heute keinen Erwachsenen mehr gibt, der kein Smartphone besitzt, fehlt mir jedes Verständnis, warum nicht jeder diese Müll-App auf seinem Handy hat, dann ist das mit dem passenden Müllrausstellen überhaupt kein Problem, da ja auch Zwischenmeldungen immer aktuell gesendet werden. "Bitte Vorsicht an der Straßenkante, heute verspätet sich die Ankunft des Müllautos zur Abholung der gelben Tonne um etwas 73 Minuten, bitte stellen Sie ihre Tonne pünktlich zur Abholung an die Straße."
So oder ähnlich lauten die Meldungen, die die App verschickt, ich denke, genauer kann man eine Müllabholung nicht vorgeben.
Diesen Dienstag wurden die Bio- und die Restmülltonne geleert, morgen wird die blaue Papiertonne geleert.
Jetzt ist es aber so, dass aus unerfindlichen Gründen einige Nachbarn auf der Straße ihre Papiermülltonne schon letzten Samstag an die Straße gestellt haben.
Warum am Samstag erschließt sich mir nicht, da Sonntags noch nie irgendein Müll abgeholt wurde, aber seit Samstag stehen da an vier von ca. 40 Häusern die blauen Tonnen an der Straße - und es wurden im Laufe der Woche immer mehr.
Nach und nach rollten fast alle Nachbarn ihre blaue Tonne auch an die Straße, wenn das so viele machen, wird da schon was dran sein. Ich sach's ja, Tag der Affen.
Einen Nachbarn erwischte ich vorgestern. Als ich meine Restmülltonne an die Straße zog, stellte er grade seine Papiermülltonne am Straßenrand ab. Ich sagte, dass Papier doch noch gar nicht dran sei, er sagte, dass er das wisse, dass es aber nun doch zu viele Nachbarn seien, die ihre Papiertonne rausgestellt haben, da wolle er lieber mitmachen.
Ich sagte nix mehr und staunte nur noch.
Was für ein altbekanntes, immer wieder funktionierendes Massenphänomen. Leute fresst Scheiße, 1 Millionen Fliegen können nicht irren.
Wie auch immer, ich stellte meine Papiermülltonne erst heute Abend raus und staunte mal wieder über die Extrapapier- bzw, Kartonberge, die sich neben den überquellenden Papiertonnen türmen. Wie um alles in der Welt schaffen es fast alle Haushalte jeden Monat aufs Neue so eine irre Menge an Papiermüll zu produzieren? Mir scheint, die kaufen alle im Stundentakt bei Amazon ein.
Nächsten Montag werden die gelben Mülltonnen abgeholt, die ersten Tonnen stehen schon, alle überquellend, an der Straße.
Wie es jemandem gelingt, die gelbe Tonne zum Überquellen zu bringen, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben, die scheinen alle wie die Irren Kram zu bestellen.
Sonst ist nix passiert.
Zuhause angekommen, setzte ich mich aufs Sofa und freute mich daran, dass die Zeit stehenblieb. Intensiver und schneller kann eine Erholungsphase gar nicht sein.
Ich sitze derweil auf dem Sofa und mache nix. Ich genieße, dass es nichts zu tun gibt, weil ja die Zeit steht.
Gibt's aber immer nur für ganz kurz, knapp hat man sich daran gewöhnt, dass man nichts tun muss, geht das Leben schon wieder normal weiter und man muss sehr viel tun.
Alles nicht richtig eingefädelt
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