anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 25. Februar 2023
Aufräumsamstag
Als ich heute morgen um 7h wach wurde, habe ich den obligatorischen Toilettengang erledigt und mich dann wieder ins Bett gelegt. 7h und Samstag ist eindeutig viel zu früh, um dauerhaft wach zu sein.
Als ich irgendwann nach 10h zum zweiten Mal aufwachte, stand eine Tasse Kaffee neben meinem Bett, die wartete da aber wohl schon länger auf mich, sie war inzwischen kalt geworden und ich fand, das sind alles keine positiven Zeichen, drehte mich um und schlief noch eine Runde.

Irgendwann war ich aber so weit ausgeschlafen, dass ich immerhin bereit war, mich im Bett aufzusetzen und im Internet rumzulesen.

K hatte Schnupfen und Halsweh, der Coronatest zeigte aber nur einen Strich, also verließ er gegen Mittag das Bett, zog sich an und fuhr zum Flugplatz. Dort war nämlich Motorfliegerjahresbriefing, eine Pflichtveranstaltung des Vereins, an der man einmal im Jahr teilnehmen muss, um weiter Flugzeuge chartern zu dürfen.

Ich stand auch auf, duschte mich, zog mir Unterwäsche an und beschloss dann endlich mal, meine weißen Blusen durchzusortieren. Ich habe nämlich schon seit immer einen recht durchgeknallten weiße Blusen Tick, was bedeutet, dass ich auf dem Flohmarkt so ziemlich jede weiße Bluse, die mir gefällt, kaufen muss, wenn sie nicht mehr als 1 Euro kostet. Da kommt dann im Laufe der Zeit doch eine ganze Menge zusammen, ich habe eine Stange im Schrank ausschließlich nur für weiße Blusen reserviert.

Da ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, systematisch alle Dinge, die ich besitze, durch- und vor allem auszusortieren, wenn ich sie nach objektiven Maßstäben nicht mehr benutzen werde, bietet die Kleiderschrankseite mit den weißen Blusen eindeutig sehr großes Potential, denn kein Mensch braucht ca. 100 weiße Blusen. Insbesondere niemand, der so ungern bügelt wie ich und deshalb nur sehr selten eine Bluse trägt.

Ich habe mich also dran gemacht, jede Bluse einmal anzuprobieren und zu entscheiden, ob ich sie behalten will oder ob sie weg kann. Knapp dreißig Blusen lagen nachher auf einem großen Stapel auf dem Bett, faszinierenderweise sieht man kaum, dass im Schrank was fehlt. (das untere Bild ist NACH dem Aussortieren gemacht worden.)


Ich denke, nach dem Sommer ist eine gute Gelegenheit für einen zweiten Durchgang, ich bin fest entschlossen, den Bestand noch weiter zu reduzieren.

Anschließend habe ich in meinem Bastelzimmer etwas rumgeräumt und entdeckt, dass ich keinen schönen Leuchtturmstempel besitze, also habe ich im Internet nach Leuchtturmstempeln gesucht, bin dabei auf die Seite meiner ehemaligen Stempelfirma gestoßen und habe dort die Telefonnummer meiner ehemaligen Freundin gesehen, zu der der Kontakt seit 15 Jahren genauso abgebrochen ist wie mein Kontakt zu allen anderen Menschen aus meinem früheren Leben.

Und wie es so ist, manchmal sind spontane Ideen die besten Ideen, auf alle Fälle habe ich sie kurzerhand angerufen - und dann haben wir drei Stunden telefoniert. Schon seltsam, wie schnell 15 Jahre vergehen können und noch faszinierender, was in dieser Zeit, die doch nur mal eben so an einem vorbeigewuscht ist, dann doch alles passiert ist
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Freitag, 24. Februar 2023
Neue Wörter und Sprachveränderungen
Ich habe heute den Podcast mit Mariana Leky tatsächlich noch mal angehört, schöne Musik hört man ja auch mehrfach.

Dabei ist mir dann noch aufgefallen, dass sie die norddeutsche Art hat, dass Verb "bangen" als reflexives Verb zu benutzen, was mir sehr gefiel. Üblicherweise wird bangen nur als transitives Verb benutzt (Ich bange um mein Leben), aber in Norddeutschland hört man auch öfter mal, dass Leute sagen "ich bange mich" und ich finde das jedesmal schön.
Keine Ahnung warum, aber diese Art der Verbanpassung gefällt mir gut, umgekehrt dagegen finde ich sie scheußlich, nämlich ein reflexives Verb ohne Reflexivpronomen zu benutzen.
"Ich erinnere den Tag". - Was für ein Müll, an was möchte der Sprecher den Tag denn erinnern?

Wir erinnern uns: Reflexive Verben ohne Reflexivpronomen werden zu transitiven Verben.
"Ich wasche mich am Fluss" hat nun mal eine andere Bedeutung als "Ich wasche am Fluss."
Das muss man gar nicht diskutieren, das ist so. Wenn man das Reflexivpronomen weglässt und sich dann schnöselig einbildet, das wäre schick, dann ist das nicht schick, sondern einfach nur falsche Grammatik.

Ich bange mich ja öfter mal um die Entwicklung der deutschen Sprache, wobei ich es wunderbar finde, wenn man Wörter oder Ausdrücke hinzuerfindet, die sich alleine verständlich machen. Wenn man dagegen bestehende Grammatikformen durch Nachlässigkeit einfach abschleift, dann finde ich es schade.

Aus diesem Grund bin ich ja auch größer Fan von Philipp von Zesen, der hat nicht nur eine große Menge von Wörter einfach selber erfunden, der hat es auch geschafft, sie so in den alltäglichen Sprachgebrauch der Bevölkerung zu schleusen, dass sie heute komplett selbstverständlich sind. Philipp von Zesen hat mit der deutschen Sprache im 17. Jahrhundert das gemacht, was die Genderfraktion heutzutage auch versucht, er hat in seinen Augen falsche Wörter einfach durch neue Wörter ersetzt und das höchst erfolgreich.

Er war nämlich ein Freund der deutschen Sprache und versuchte alles Fremdsprachliche, damals also vorwiegend Wörter mit lateinischem oder griechischem Ursprung, die Anglizismen waren im 17. Jahrhundert noch nicht so verbreitet, durch deutsche Wörter zu ersetzen.
Wörter wie Anschrift (statt Adresse), Bücherei (statt Bibliothek), Briefwechsel (statt Korrespondenz), Leidenschaft (statt Passion), Versicherung (statt Assekuranz) und Rechtschreibung (statt Orthographie) stammen aus seiner Feder und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie viel Widerstand ihm damals entgegenwehte und wie sehr sich die Leute darüber lustig gemacht haben.

Ich sag es ja, mich erinnert das schwer an die Genderdebatte heutzutage, weil es auch gleichzeitig meine These stützt, dass neue Wörter Zeit brauchen, bis sie flächendeckend benutzt werden - oder auch nicht.

Denn Herr von Zesen hat ja längst nicht all seine Wortschöpfungen durchsetzen können.
Der Meuchelpuffer wurde einfach nicht zum Alltagswort, obwohl ich grade dieses Wort ganz besonders schön finde.
Meuchelpuffer statt Pistole, das wär doch was, wir sollten das vielleicht noch mal probieren und eine entsprechende Bewegung starten.
Weltselig statt politisch finde ich übrigens auch viel passender, hat sich leider ebenfalls nicht durchgesetzt.

Und weil ich schon immer gerne Teil der Gruppe der "late adopter" war (oder, wie Herr von Zesen sagen würde, ein später Annehmer), benutze ich Wörter wie Entwurf, Grundstein und Wahlspruch, die aus dem 17. Jahrhundert stammen ohne Störgefühl, das mit dem Gendern mögen die Generationen nach mir als selbstverständlich übernehmen, dafür bin ich inzwischen zu alt
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Donnerstag, 23. Februar 2023
Was mir von hier aus gut gefällt
Ich habe heute einen Podcast aus dem Hotel Matze gehört, nämlich das Gespräch mit Mariana Leky.
Okay, ich habe ihn erst zur Hälfte gehört, aber ich bin jetzt schon schwer begeistert.
Die Interviewpodcasts aus dem Hotel Matze mag ich ja schon deshalb, weil ich finde, dass Matze Hielscher ein wirklich sehr guter Fragepartner ist, man merkt ihm und seinen Fragen an, dass er intensiv versucht, sich in den jeweiligen Gast reinzufühlen und wenn es gelingt, was sehr oft der Fall ist, werden die Interviews zu ganz besonderen Gesprächen, in denen man als Zuhörer mitgenommen wird, in ein sehr intimes Mit- und Umeinander von Matze Hielscher und seinem Gast und natürlich erfährt man oft erstaunliche Dinge, die der jeweilige Gast in der Form selten oder noch nie öffentlich erzählt hat.

Das Ganze hat aber nichts von Voyeurismus, der Gast wird niemals bloßgestellt oder genötigt, Details zu erzählen, die er eigentlich nicht erzählen will, sondern es ist diese ganze besondere Atmosphäre, die Matze Hielscher erzeugen kann, die Menschen dazu bringt, sich im Gespräch wohlzufühlen und dann auch etwas mehr aus sich herauszugehen.

Wie auch immer, ich mag diesen Podcast eh schon sowieso, die Folge mit Mariana Leky mag ich aber grade ganz besonders doll, was diesmal vor allem an Mariana Leky liegt.
Matze ist gut wie immer, aber Mariana Leky ist toll.

Ich habe bisher zwei Bücher von ihr gelesen, die Herrenausstatterin und "Was man von hier aus sehen kann", das Buch, das grade frisch verfilmt in den Kinos läuft, und ich war vor allem von dem zweiten Buch ganz ungemein fasziniert, weil ich nicht nur ihre Sprache so toll fand, sondern auch ihre Figuren und ihre Ideen.

Und jetzt höre ich diesen Podcast und stelle fest, dass Mariana Leky selber mindestens wenn nicht noch viel toller ist als alles, was sie schreibt.

Es geht ja schon damit los, dass ich mich in ihre Stimme verliebt habe. Ich gebe zu, ich habe einen ganz tiefsitzenden Stimmentick und finde die Stimme und die Sprache eines Menschen deutlich wichtiger als seine Optik.
Stimme und Geruch sind für mich ganz elementare Eigenschaften eines Menschen, wenn das nicht stimmt, fällt es mir enorm schwer, den anderen zu mögen.

Frau Giffey zB könnte ich auf Dauer nicht in meiner Umgebung ertragen, ich finde ihre Stimme körperlich unangenehm und es ist mir egal, ob sie was dafür kann oder nicht. Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich mich innerlich ekele, wenn ich so etwas höre und deshalb würde ich ihr immer so weit wie möglich aus dem Weg gehen, wenn sie irgendwie zu meinem Umfeld gehörte.

Manche Leute kriegen Gänsehaut, wenn jemand mit dem Fingernagel auf einer Tafel kratzt, ich kriege Gänsehaut bei schrecklichen Stimmen.

Ich habe übrigens auch ein Thema mit Leuten, die lispeln oder mit einem Zungenschlag sprechen, der hörbar nicht hochdeutsch ist.
Und dabei finde ich den spitzen Stein, den manche Norddeutsche kultivieren, genauso wenig hochdeutschig wie ein rollendes R aus dem Süden.
Ich selber kann den rheinischen Slang ziemlich gut imitieren, aber grade deshalb gelingt es mir nicht, Leute ernstzunehmen, die diesen Singsang nicht einfach ablegen können, wenn man sich richtig unterhalten möchte.
Ich weiß, ganz offiziell darf man Menschen immer nur nach ihrem Charakter beurteilen, alles andere ist als bodyshaming im erweiterten Sinne schwer verpönt, deshalb würde ich das auch nie offen sagen, sondern immer nur meinerseits auf Abstand gehen.

Aba sach ma in echt, so Leute, die nich richtich reden können, die kannste doch auch nicht richtich für voll nehmen, oda?

Aber ich wollte ja nicht erzählen, was ich alles schwierig finde, da wäre ich auch übermorgen noch nicht fertig, denn ich finde sehr viele Dinge schwierig, ich wollte vielmehr erzählen, weshalb ich Mariana Leky so toll finde, denn das passiert mir echt selten, dass ich so in Begeisterung gerate.

Mariana Leky spricht als hätte sie permanent ein Lächeln im Mund. Und zwar ein ungemein freundliches, zugewandtes, nettes und sympathisches Lächeln.

Es gibt ja Menschen, die sprechen so als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund, Til Schweiger dürfte hier das bekannteste Beispiel sein, Mariana Leky spricht, als hätte sie ein Lächeln im Mund. Und das hört man hinter jedem Wort, allem, was sie sagt, klebt dieses Lächeln an, es ist irre. Als Zuhörer fühlt man sich von ihren Worten im wahrsten Sinne des Wortes gestreichelt.

Eva Schulz redet übrigens auch mit diesem latenten Lächeln und Eva Schulz war auch schon im Hotel Matze, auch dies eine Folge, die ich mit viel Begeisterung gehört habe und ich mag auch den Podcast von Eva Schulz selber, Deutschland 3000, hier interessieren mich die Gäste oft nicht so, aber Eva höre ich immer wieder gerne zu.

Nun sind Mariana Leky und Eva Schulz zwei komplett verschiedene Menschen, sie haben nur beide eine Stimme, die ich einfach nur rundum erfreulich finde, und allein deswegen sind mir schon mal beide enorm sympathisch.
Wollte ich mal gesagt haben.

Mariana Leky erzählt dazu noch Dinge, die ich richtig, richtig interessant finde.
Sie erzählt zB von einem Scharadespiel, bei der der ratenden Person nicht ein Name auf einem Zettel an die Stirn geklebt wird, sondern eine Eigenschaft. Und alle Mitspieler behandeln diese Person dann so, wie es dieser Eigenschaft entspricht. Wenn also jemand sehr ängstlich sein soll, dann reden ihn auch alle immer nur sehr vorsichtig an, zwingen ihn zu nichts, sondern geben ihm jederzeit die Möglichkeit, Dinge nicht zu tun usw. - und das Faszinierende ist, dass diese Person dann sehr schnell wirklich so wird, wie sie behandelt wird, sagt Mariana Leky und ich kann mir das sehr gut vorstellen.

Mir fällt dazu meine eigene Tochter ein, die wahrscheinlich als angeborene Eigenschaft auch eine sehr große Ängstlichkeit in sich trägt. Diese Eigenschaft teilt sie mit meiner Mutter und meiner Schwester.
Ich habe das nicht. Mir ist Angst grundsätzlich eher fremd und ich finde, das macht mir das Leben auch deutlich leichter. Angst behindert nämlich.

Und dann bekam ich diese Tochter, die vor allem und jedem Angst hatte - und ich konnte es nicht begreifen und stand anfangs oft fassungslos vor diesem Kind.
Wie konnte das passieren?

Weil ich Angst (im Unterschied zu Vorsicht, was etwas komplett anderes ist) für eine sehr lästige Eigenschaft halte, habe ich die Angst meiner Tochter einfach ignoriert und ihr immer wieder und sehr hartnäckig erzählt, dass sie alles kann und dass ihr auch alles gelingen wird. Ich habe ihr also kurzerhand einen virtuellen Zettel mit "ich kann alles" auf die Stirn geklebt und sie genau so behandelt.
Und es hat gewirkt.
Heute kann sie wirklich alles und ich finde, besser hätte dieses Spiel gar nicht wirken können.

So, jetzt muss ich aber noch den Rest vom Podcast hören und wenn ich durch bin, höre ich ihn vielleicht einfach noch mal von vorne, damit mir auch ja kein einzelner Fitzel entgeht
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Mittwoch, 22. Februar 2023
Keine Reaktion
Herr Buddenbohm und Frau Novemberregen schreiben über die Probleme des Online-Einkaufs, die ihrer Meinung nach vor allem darin bestehen, dass dann Menschen mit Paketen an der Tür klingeln, weil sie Türklingeln als anstrengend empfinden.

Ich lese erst den einen Text, dann den anderen und suche in mir nach einem Spiegelgefühl, weshalb Türklingel als schwierig empfunden wird - und finde nichts. Also ich finde keinerlei Emotion in mir drin, die auf das Stichwort "Türklingel" in irgendeiner Form reagiert. Ich reagiere auf die Vorstellung, dass es an der Tür klingelt weder genervt, noch erfreut, aber auch nicht gelangweilt oder erheitert, ich reagiere darauf einfach gar nicht, weil das Thema in meinem Leben sozusagen nicht vorkommt.

Ich stelle nämlich erstaunt fest, dass bei mir nur sehr selten jemand klingelt, so selten, dass es offensichtlich gar nicht oft genug passiert, um überhaupt als wahrnehmbares Thema einer beklagenswerten Störung in mein Bewusstsein gelangt sein zu können, wobei mein Erstaunen eher der Tatsache gilt, dass das offensichtlich ungewöhnlich ist.

Während ich darüber nachgrübele, was bei mir in diesem Punkt schon wieder anders ist als bei anderen Leuten, fällt mir natürlich als erstes ein, dass ich mir Pakete grundsätzlich an eine Packstation liefern lasse und wenn das nicht möglich ist, dann lasse ich sie mir ins Büro schicken, da klingelt dann zwar jemand, aber diese Klingel fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich, ich verbinde online Bestellungen also ganz klar nicht mit Klingeln.

In Greven klingelt sozusagen nie jemand, weil ich tagsüber ja eh nie zu Hause bin und auch sonst bin ich nur selten da.

Auf Borkum dagegen klingelt tatsächlich ab zu mal jemand, aber in den allermeisten Fällen ist das keine Überraschung, weil derjenige, der klingelt, ja erst mal aufs Grundstück bis zu Haustür kommen muss. Sehr häufig sehe ich den angehenden Klingler also schon während er aufs Haus zugeht, in vielen Fällen bin ich schon vor ihm an der Tür oder ich streunere sowieso auch grad selber im Garten rum.
Wenn es der Postbote ist, muss ich mich dagegen nicht beeilen, denn wenn ich die Tür nicht aufmache, dann wird er das, was nicht in den Briefkasten passt, einfach vor der Tür abstellen. Das ist Standard auf Borkum, da kommt nix weg, da ist es normal Pakete vor der Tür abzustellen.

In meiner aktuellen Situation gibt es deshalb keine Verbindung zwischen "Klingeln" und "Störung".
Allerdings sind hier auch in der Vergangenheit keine Verbindungsassoziationen gelegt worden, denn ich habe das letzte Mal vor über 30 Jahren in einer Etagenwohnung gewohnt.
In Etagenwohnungen ist eine Klingel alternativlos, das fällt mir grade auf, aber das ist bei mir so lange her, dass ich es entweder schon wieder vergessen habe oder sowieso überhaupt nie davon genervt war. Jüngere Menschen sind grundsätzlich nicht so schnell von irgendwas genervt.
Ich kenne nun seit vielen, vielen Jahren nur noch das Wohnen in Häusern mit relativ offenen Zugangssituationen, in denen seltenen geklingelt wurde und wird, weil die Eingangstür oft einfach offen steht und weil es eben überhaupt eine komplett andere Wohnsituation ist.

In der Fabrik in Mönchengladbach hatten wir sogar noch nicht mal eine Klingel, wir hatten ja auch keine richtige Haustür, sondern nur eine ehemalige Ladentür. Da klingelte ständig das Mobile, was ich über diese Tür gehangen hatte, damit ich überhaupt mitbekam, wenn jemand rein oder rausging, es war aber nur ein Informationsgeklingel, keine Aufforderungsklingel, ich verbinde deshalb mit Klingeln tatsächlich keine negativen Erlebnisse.

Lustigerweise kann ich auch zum Thema Klamottenkauf keine Wiedererkennungsgefühle empfinden, weder online noch offline, denn auch diese Situation kommt bei mir nicht vor.
Also zumindest nicht in der von Frau Novemberregen oder Herrn Buddenbohm beschriebenen Form, dass ich einkaufen gehe, weil ich ganz konkret irgendwelche Anziehsachen brauche.

Ich brauche schlicht keine Anziehsachen, weil ich so unendlich viele Klamotten habe, dass wirklich für jede denkbare Gelegenheit reichlich Auswahl da ist.
90% meiner Kleidung kaufe ich auf dem Flohmarkt und die kaufe ich dort nicht, weil ich etwas brauche, sondern ich kaufe immer das, was grade durch Zufall angeboten wird, wenn es mir gefällt und ich den Preis eher als eine Mitnehmgebühr betrachte.
Wenn man regelmäßig seit 40 Jahren auf Flohmärkte geht, kommt da ganz schön was an Kleiderschrankinhalt zusammen.

Die restlichen 10% meines Kleiderschrankinhaltes stammen aus ausgewählten Werksverkäufen mit Sonderrabatten, auch hier also dasselbe Grundprinzip: Ich kaufe Teile, weil ich sie grade zu einem sehr günstigen Preis kaufen kann.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich überhaupt schon mal irgendein Anziehteil zu einem ganz normalen Preis in einem ganz normalen Laden gekauft hätte. Wozu hätte ich das tun sollen?

Heute habe ich übrigens mal wieder Bekleidung erworben, allerdings etwas für den 10% Teil, nämlich sehr deutlich reduzierte Neuware, die ich eindeutig nicht brauche, mich aber jetzt sehr freue, sie zu besitzen.
Ich war im Werksverkauf von Sockenfalke und habe dort neben fünf Paar Socken noch einen weiteren Hausanzug gekauft, für den ich mich schon nicht mehr schäme, sondern den ich nur noch kuschelig toll finde, weil er aus reinem Kaschmir ist und das ist so ziemlich das angenehmste Material, was ich kenne.
Vor knapp einem Jahr habe ich mir das erste Mal in meinem Leben so einen "Jogginganzug" gekauft, damals war ich noch sehr unsicher, ob mir das nicht eigentlich ungemein peinlich sein sollte, aber inzwischen bin ich abgehärtet und stehe zu meinem Schlumpferleben
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Dienstag, 21. Februar 2023
Montags Dienstag
Ein Dienstag, der sich wie ein Montag anfühlte, aber das war ja zu erwarten.
Am Morgen brauchte ich ca. 10 Minuten Extrazeit um einen immer wieder hochkommenden, akuten Verweigerungsdrang zu bändigen und so weit zu unterdrücken, dass ich mich ins Auto setzen konnte, um Richtung Büro loszufahren.
Doch schon nach 100m verließ ich den offiziellen Arbeitsweg und fuhr erst mal in meine Autowerkstatt um das Licht kontrollieren zu lassen, das mir schon Wochen als viel zu stark abgeblendet vorkommt.
Heute erschien mir das als eine gute Gelegenheit, noch etwas Zeit zwischen mein im Unterbewusstsein rumorendes "ich-will-nicht-Gefühl" und meine Ankunft im Büro zu bringen.
Leider hatten die in der Werkstatt keine Zeit, sich sofort mit meinem Auto zu befassen, aber immerhin habe ich jetzt einen Termin für Freitagfrüh.

Ankunft im Büro um 10h, wegen der halbstündigen Zwangspause, die das Arbeitsgesetz vorschreibt, ist mein regulärer Arbeitstag also erst um 18.30h zu Ende und ich muss mich energisch selber daran hindern darüber nachzudenken, denn sonst ploppt dieses "ich-will-nicht-mehr" sofort wieder lautstark auf. Es ist aktuell alles etwas anstrengend mit meiner Gemütslage.

Ich kriegte es aber irgendwann in Griff und ab dann konnte ich ungestört vor mich hinarbeiten, am Ende des Tages war ich einigermaßen zufrieden mit dem, was ich insgesamt heute geleistet habe.

Morgen werde ich den Tag im Wesentlichen im Sauerland verbringen, da freue ich mich jetzt schon drauf, vor allem weil zum Schluss auch ein Abstecher zu Sockenfalke geplant ist
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Montag, 20. Februar 2023
Reisemontag
Frühes Aufstehen mit Wecker, es gab einiges zu erledigen bevor wir mit der Mittagsfähre zurück aufs Festland fuhren.
Den Termin für den Coronatestnachweis, der für einen Besuch im Altenheim immer noch erforderlich ist, hatten wir in der Kulturinsel, wo das Borkumer Coronatestzentrum untergebracht ist, für 9.45h gebucht. Nach Aussage der Mitarbeiterin dort sind bei ihr die Positivzahlen wieder deutlich hochgegangen, seitdem ansonsten alle Beschränkungsmaßnahmen gefallen sind. Wir hatten aber nach kurzer Zeit unsere Negativbestätigung auf dem Handy, das geht mittlerweile ja alles erfreulich professionell, schnell und papierlos. Unserem geplanten Besuch beim Vater stand damit nichts mehr entgegen.

Auf der Fähre gibt es seit dem 2.2. auch keine Maskenpflicht mehr, ich bin heute aus Neugier mal durch das gesamte Schiff gewandert und habe tatsächlich keinen einzigen Maskenträgern mehr gesehen. Auch die freiwillig Vorsichtigen scheinen nach und nach aufzugeben.

Anschließend Termin beim Onkel, es sollte dort um 10h eine Besichtigung mit dem Meister der Dachdeckerfirma geben, leider kam niemand. Ich schrieb schließlich die Handwerkskammer an und bat um Kontaktdetails für einen passenden Gutachter. Die Rückmeldung kam prompt, wir machten Fotos, schickten Angebot und Rechnung und nächste Woche kommt der Gutachter dann beim Onkel vor Ort vorbei. Was die Dachdeckerfirma da abgeliefert hat ist mit Pfusch am Bau schon euphemistisch verschönernd beschrieben, es ist echt eine Unverschämtheit, was die sich da zusammengemurkst haben.

K lästert ja regelmäßiger über den "Borkumer Pfusch", das sind aber typische selbstgebastelte Handwerkerlösungen für den Privatbereich. Wenn eine offizielle Fachfirma für sehr viel Geld so einen Pfusch anbietet, dann kann man sich wirklich nur offiziell beschweren.
Den Onkel nimmt das sehr mit, er war ja selber jahrelang selbstständiger Handwerksmeister und kann überhaupt nicht verstehen, wie eine Fachfirma so miese Arbeit abliefert und ihm dann noch erklären will, dass das nicht besser ginge, weil das Haus halt alt und schief sei und auf seine berechtigten Beschwerden nur mit Pampigkeit reagiert.

Nach dem wir anderthalb Stunden ergebnislos auf den Dachdecker beim Onkel gewartet haben, fuhren wir wieder nach Hause und machten das Haus abreisefertig.
K überprüfte noch mal alle Fritzboxeinstellungen, jetzt heißt es Daumendrücken, dass er nichts Existenzielles übersehen hat, weil ja auch die Heizungsanlage über Smarthomegeräte läuft und es schlecht wäre, wenn die auf Störung geht.
Ich bin aber in 10 Tagen schon wieder da, insoweit ist das alles überschaubar.

Nach der Ankunft in Emden fuhren wir als erstes zur Emder Schiffsausrüstungs AG, weil ich gerne ein superdickes Tau als Abgrenzung an der Kante des Stellplatzes befestigen möchte, um sicherzustellen, dass das Auto dort nicht mal irgendwann durch Unachtsamkeit weiter runterrollt und dann im Blumenbeet feststeckt.
Muss ich aber in der Seilerei bestellen und dort war schon keiner mehr da als wir ankamen, nun, dann eben morgen telefonisch.

Anschließend Weiterfahrt nach Leer, Besuch beim Vater mit Aktivierung des Klingeltons an seinem Telefon. Das beantwortet er nämlich nicht mehr, wenn man anruft, wie sich heute herausstellte lag das daran, dass es nicht klingelt.

Danach noch ein Stopp im Emspark bei TK Maxx und beim dortigen Sushi-Vietnamesen, wie immer beides sehr zufriedenstellend.

Morgen wieder Büro, hilft ja nix
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Sonntag, 19. Februar 2023
Alte, neue Pendeluhr
Vor einiger Zeit habe ich für sehr wenig Geld eine Pendeluhr auf dem Flohmarkt gekauft, die in einem richtigen Uhrenkasten saß und ziemlich hässlich war. Oder wunderschön, wenn man auf Gelsenkirchener Barock steht.

Da die Uhr aber ein sehr hochwertiges Junghans-Uhrwerk hatte und einwandfrei lief, konnte ich sie für die 5 Euro, die der Verkäufer dafür verlangte, einfach nicht liegenlassen.

Ich nahm sie mit nach Borkum und überlegte, wo sie hinpasst und fand eine wunderbare Stelle im Flur über der Garderobe, es musste nur was mit dem dunkelbraunen Holzkasten passieren, der war wirklich sehr scheußlich.

Also verpasste ich ihm einen Anstrich mit weißer Kreidefarbe, schmirgelte die an ein paar Stellen wieder ab, damit es alt und shabby wirkt - und voilà, schon habe ich eine ganz wundervolle Pendeluhr über der Garderobe


Nachtrag: Ich habe die Uhr inzwischen grade gerückt, sie hängt nicht mehr schief. Ich muss das hier schreiben, um meinen inneren Monk zu beruhigen.

Am Nachmittag machten wir einen langen Strandspaziergang, danach eine Fahrradtour, besuchten den Onkel, der uns zum Abendessen einlud - und dann war der Tag um
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