anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 11. Juli 2021
Keine besonderen Vorkommnisse
Ich habe jetzt bestimmt fünf Minuten überlegt, was ich heute eigentlich so gemacht habe und bin leider zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen.
Zusammengefasst kann ich also nur sagen, dass nichts merkens- oder bemerkenswertes dabei war, irgendwie war der Tag plötzlich um und hinterließ einfach nichts. Ich habe keine Erinnerung an den Tag und keine Gefühle, damit aber auch keine negativen Gefühle und das finde ich grundsätzlich ein positives Ergebnis.

Der Tag fühlt sich nicht verplempert an oder gar vergeudet, er löst aber auch keine großen Freuden- oder Glücksgefühle aus, weil ich tolle Dinge getan oder erlebt habe.
Es war einfach nur ein Tag und im Zweifel war es ein guter Tag, denn ich erinnere mich auch nicht, dass ich mich über irgendetwas geärgert hätte oder genervt war. Und Tage ohne negative Erinnerung sind per Definition schon mal gute Tage.

Ich habe mich ohne besondere Vorkommnisse durch den Tag treiben lassen.

Der Postbote brachte ein paar Pakete aus meinem Einkaufsrausch neulich, das war okay aber auch kein Grund zu übertriebener Freude. Ich besitze jetzt einen Tapetenigel, um die mit Latex verkleisterte Raufaser im Flur irgendwie runterzukratzen. So ein Teil ist sehr nützlich, aber nichts, weshalb man in Ekstase gerät, wenn es geliefert wird.

Im anderen Paket waren Gastrobehälter für mein Frankfurter Brett, von dem ich mir neulich endlich das zweite für Borkum gekauft hatte.
K hatte mir letztes Jahr zum Geburtstag einen sehr großzügig bemessenen Gutschein für den online Shop des Herstellers geschenkt und ich hatte den größten Teil davon auch schon ausgegeben, allerdings zunächst nur ein Brett mit sehr viel Zubehör gekauft, weil ich erst mal ausprobieren wollte, wie mir das gesamte Ensemble überhaupt gefällt. Die erste Lieferung kam Anfang Dezember 2020
und es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich einen Plan hatte, wie ich die Bestellung für Borkum optimiere.
Das Blöde ist nämlich, dass man normalerweise nicht einfach nur das Brett, das als solches schon teuer genug ist, bestellen kann und fertig, nein, ohne ein zwingend mitzubestellendes Zubehörpaket bekommt man kein Brett.
Nach der Lieferung des ersten Brettes mit all dem Zubehör hatte ich aber sehr schnell begriffen, dass das Brett selber zwar ganz okay ist, dass das Zubehör aber nur ganz normale, genormte Gastrobehälter sind, die man überall sonst auch kaufen kann - und die überall sonst deutlich preiswerter sind.

Ich wollte deshalb eigentlich nur noch ein zweites Brett für Borkum haben und mir das Zubehör woanders bestellen. Letzten Monat habe ich dann bei der Firma angerufen und mit denen verhandelt, auf meine erste Bestellung verwiesen und gesagt, dass ich ja schon Unmengen an Zubehör hätte und ob ich deshalb nicht einfach nur noch ein zweites Brett mit ohne Zwangszubehörpaket bestellen könnte. Nach ein wenig Hin und Her waren sie dann bereit, meine Sonderbestellung manuell aufzunehmen, so kam ich zu meinem zweiten Brett ohne Extras, der Gutschein ist jetzt auch komplett abgearbeitet, mir fehlten nur noch ein paar einzelne Gastrobehälter, die ich dann deutlich günstiger woanders bestellt - und die wurden heute geliefert.

Damit ist das Thema auch erledigt, ich denke, alles in allem habe ich jetzt zwei sehr gut ausgestattete Bretter in zwei Haushalten und zusätzlich noch eine Menge Zubehör, das ich beim ersten Mal vorsichtshalber bestellt habe, von dem ich inzwischen aber weiß, dass ich es im Grunde gar nicht brauche, aber um das rauszukriegen, musste ich den Fehler halt erst mal machen.

Am Nachmittag habe ich eine Radtour gemacht und den Glasmüll entsorgt, dann habe ich K vom Flugplatz abgeholt, der mir den neuen Ständer mitbrachte und auch gleich montierte, damit bin ich sehr zufrieden, das ist einer der besten Ständer, die ich je gesehen habe
.

247 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Samstag, 10. Juli 2021
Besuch
Der ruhige Tag von gestern wurde heute durch einen etwas volleren Tag mit viel Besuch abgelöst.
Der Schreiner kam heute für einen Tag, weil er noch Maße brauchte, die Schreinerarbeiten sind ja noch nicht endgültig abgeschlossen, es gibt noch mehr Türen und noch mehr Häuser, wo Dinge erneuert werden müssen und weil er im Herbst deshalb sowieso noch mal mit einem großen Transporter anreist und wieder für längere Zeit hier arbeitet, ist es sinnvoll, deshalb den gesamten Auftrag mit allen Maßen und allen Details vorher zu erfassen.
Beim Onkel war auch noch eine Tür zu machen, also fuhren wir dort auch noch hin, aber damit haben wir jetzt hoffentlich wirklich alle Baustellendetails aufgenommen.

Der Schreiner brachte seine Frau mit, mit der ich mich ja immer schon gut verstanden habe, wir hatten uns viel zu erzählen und vielleicht kommt sie demnächst noch mal alleine, ohne Mann, einfach nur um ein paar Tage Ruhe zu haben. Finde ich eine gute Idee.

Dann war noch ein Fliegerkumpel dabei, der heute eine Einweisung auf ein neues Muster bekam, der Schreiner ist ja auch gleichzeitig Fluglehrer, deshalb funktioniert das so problemlos mit mal eben für ein paar Stunden zum Ausmessen rüberkommen. Der Fliegerkumpel konnte einen schicken Ausflug aus seiner notwendigen Einweisung machen, der Schreiner samt Frau hatte eine günstige Transportmethode und ich habe ja mein Auto hier und kann alle allfälligen Taxifahrten übernehmen. Heute war tolles Wetter, deshalb absolut coronokonform mit offenem Verdeck an der frischen Luft.

K dagegen kam nicht, der hat morgen wieder einige Flugstunden und für einen Tag hin und her ist das zwar möglich (siehe Schreiner), aber auch anstrengend, er hat deshalb normal gearbeitet und sich am Nachmittag darum gekümmert, mir einen neuen Ständer zu besorgen.
Der alte war nämlich kaputt und ich hatte ihn gebeten, mir auf dem Festland einen neuen zu besorgen, er hat mehr Ahnung von Ständern als ich, weshalb ich es sinnvoller fand, dass er sich vor Ort in einem Geschäft darum kümmert, statt dass ich mir frei Schnauze irgendwas im Internet bestelle.
Er sagte, er hat jetzt auch einen gefunden, der ist klein und dick und knubbelig, kann aber verlängert werden und ist sehr stark und hält etwas aus, also genau das, was ich mir gewünscht hatte als neuen Ständer.
Der alte Ständer war so kaputt, dass das Fahrrad ständig umfiel, deshalb habe ich ihn jetzt abgeschraubt, damit ich gar nicht mehr in Versuchung gerate, ihn zu benutzen, aber so ganz ohne Ständer ist ein Fahrrad auch irgendwie kompliziert zu handhaben
.

245 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Freitag, 9. Juli 2021
Dies und das
Ein sehr ruhiger Urlaubstag war das heute.
Am Vormittag habe ich ein wenig das Haus aufgeräumt, alles einmal durchgefeudelt, zwei Maschinen Wäsche gewaschen und draußen aufgehangen, nach zwei Stunden war schon alles wieder trocken, es ist lustig, wie sehr ich mich über solche Kleinigkeiten freuen kann.

Dann habe ich noch ein bisschen in der Küche rumgekramt, eine neue Portion Erdbeersirup hergestellt, auf Cs Wunsch nur mit halb so viel Zucker und siehe da, es schmeckte deutlich frischer, fruchtiger und insgesamt einfach besser. Ich denke mal, dass mein Standardrezept grade ein grundsätzliches Update erfahren hat.

Am Nachmittag lange auf dem Sofa gelegen und gelesen, zwischendurch ein paar Telefonate erledigt, diese Kombination finde ich ausgesprochen angenehm. Ich habe ja nichts dagegen zu arbeiten, es soll mir nur nicht so viel Zeit klauen, dass ich nicht mehr auf dem Sofa liegen und lesen kann.
Vielleicht sollte ich meinen Arbeitsplatz einfach dauerhaft aufs Sofa verlagern, die Idee finde ich grade sehr attraktiv
.

241 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Mittwoch, 7. Juli 2021
Glück
Es gab heute etwas zu feiern und das taten wir auch stilgerecht und mit großem Vergnügen



Anschließend saßen wir sehr zufrieden auf einer Bank auf dem Deckwerk und genossen das Hiersein



Rechts bereitete sich die Sonne aufs Untergehen vor, links machte ein Trupp Austernfischer einen Höllenkrawall, und trotz des Gezeters konnte man die Ruhe in der Atmosphäre förmlich mit Fingern greifen.



Manche Tage brauchen keine Worte, da reicht es einfach nur gemeinsam zu existieren, um glücklich zu sein
.

321 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Mittwoch, 7. Juli 2021
Einkaufen
Ich bin ja bekennender Schnäppchenjäger und ich bin sehr zufrieden mit diesem Schicksal.

Ich mag nämlich Kram und ich mag es, Kram zu besitzen, solange man das Zeug zu irgendetwas gebrauchen kann. Gleichzeitig macht das Krambesitzen aber nur Spaß, wenn es kein elitäres Luxushobby ist, sondern eben die Folgen eines Schnäppchenjägerdaseins. Einfach in einen Laden gehen und Kram kaufen, kann ja jeder.
Wie einfallslos und wie langweilig.
Nein, das verweigere ich soweit es mir möglich ist, ich kaufe Kram nur, wenn er deutlich günstiger angeboten wird als zum normalen Listenpreis.
Zu meinen Einkaufslieblingsorten gehören deshalb an erster Stelle Flohmärkte, an Top 2 meiner Rangliste stehen Second Hand Geschäfte und danach eBay und eBay Kleinanzeigen.
Neuware kaufe ich nur, wenn sie wirklich deutlich heruntergesetzt ist oder ich irgendetwas sehr dringend genau jetzt brauche. Kommt aber nicht so oft vor.
Also, dass ich Dinge ganz unbedingt genau jetzt brauche.

Die meisten Dinge, die ich meine zu brauchen, stehen auf einer Wunschliste, die stückchenweise ganz nach Angebot und verfügbarem Wunschpreis abgearbeitet wird. Manche Dinge stehen da auch schon seit einigen Jahren, aber es eilt ja nicht.

Ich wünsche mir zum Beispiel noch mehr Merino Runners Schuhe, aber nur, wenn sie weniger als 80 Euro kosten.
Auf dieser Wunschliste stehen auch Dinge, die ich eigentlich aus grundsätzlichen Überlegungen komplett ablehne und über die ich mit Begeisterung blöde Bemerkungen machen, wenn sie jemand anderes besitzt. Das sind alles Dinge, die sich vor allem durch ihren in meinen Augen völlig übertrieben hohen Preis auszeichnen.
Ich meine, wer bitte schön braucht schon einen Porsche?
Oder einen fetten Diamantring?

Die Liste ist beliebig erweiterbar.
Aber all diese Dinge würde ich kaufen, wenn ich sie zu einem ungewöhnlich guten Kurs erwerben könnte.
Ich besitze übrigens tatsächlich einen Anderthalbkaräter, den wir über Beziehungen vor vielen Jahren mal direkt von einem Großhändler an der Diamentenbörse in Johannisburg gekauft haben. Der Preis war so gut, dass es eine Schande gewesen wäre, den Stein nicht zu kaufen. Ich gehe übrigens davon aus, dass ich ihn heute für deutlich mehr verkaufen könnte, als er damals gekostet hat, ab 1 Karat kann man Diamanten als Geldanlage betrachten, wenn man sie zum Diamanteneinkaufspreis vom Großhändler kaufen kann.

Ich besitze keinen Porsche, aber wenn ich durch Zufall einen zu einem absoluten Superschnäppchenpreis angeboten bekäme, könnte ich mir vorstellen, dass ich schwach werde.
Nicht, weil ich gerne Porsche fahre, aber weil ich es ein tolles Gefühl finde, mit einem Porsche rum zu fahren, der nur ein Bruchteil dessen gekostet hat, was andere Leute dafür bezahlen.

Die Leidenschaft so wenig Geld wie möglich auszugeben habe ich mit CW geteilt, der unter seinen Kollegen und Mandanten den Wettbewerb des billigsten Anzugs eingeführt hatte. Selbstverständlich ging es nicht um wirklich billige Anzüge, sondern nur darum, die Anzüge, die Männer in seinen Kreisen normalerweise trugen, so günstig wie möglich zu erwerben. Und interessanterweise stiegen fast alle darauf ein, denn ab einem bestimmten Vermögensstatus kann man mit noch mehr Geld nicht mehr punkten, da muss man sich einfach etwas anderes einfallen lassen.

Nun, und was ich eigentlich mit diesem langen Vorspann sagen wollte: Ich habe die letzten Tage ganz viel eingekauft. Alles bei eBay. Das passiert im Urlaub schon mal, ich hatte das Gefühl, ich müsse dringend gründlich Geld sparen
.

238 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Dienstag, 6. Juli 2021
Hochwasser
Gestern ist hier ja ein wenig die Insel abgesoffen, allerdings nicht wegen Meer, sondern wegen Regen, der plötzlich sturzbachartig vom Himmel stürzte.
Es gibt dazu diverse Videos im Netz, das hier zeigt das Drama in epischer Breite.



Bei mir im Haus ist nur das Dachgeschoss abgesoffen, und das lag nicht an der schlechten Kanalisation, sondern an den offenen Fenstern, die niemand zugemacht hatte.

Als die Sintflut begann, saß ich grade im Auto auf dem Rückweg vom Flugplatz.
K hatte sich ausführlich mit dem Wetter beschäftigt und beschlossen, dass er am besten wegkommt, wenn er ganz kurz, bevor das Gewitter hier auf der Insel ankommt, hier startet, dann kann er nämlich sehr schnell hinter die Front fliegen und ist dann safe auf der Rückseite unterwegs, ein Plan, der ihm auch perfekt gelang, er sagte, es wäre ein komplett unspektakulärer Flug gewesen.

Ich wurde dafür noch auf der Rückfahrt von diesem Gewitter erwischt, kam zwar heil zu Hause an, mochte dann aber nicht aussteigen, weil ich sofort komplett plitschnass geworden wäre. Ich saß also rund eine halbe Stunde im Auto und beobachtete auf der einen App, dass K sicher Richtung Münster unterwegs war und auf der anderen aktualisierte ich immer wieder das Regenradar, um zu sehen, wann es eine Chance gibt, das Haus halbwegs trocken zu erreichen. Mit C vereinbarte ich dann einen Zeitpunkt, zu dem sie die Haustür öffnete, damit ich in einem Sprung vom Auto ins Haus hechten kann, diese WetterApps sind da tatsächlich minutengenau präzise.

Die einzige, die die Fenster im Dachgeschoss also hätte schließen können, war C, die auch kurz darüber nachdachte, ob sie die Fenster im Dachgeschoss kontrollieren solle, die diese Idee aber dann sofort wieder verwarf, weil sie sich sagte, es wäre überhaupt nicht vorstellbar, dass K die Fenster nicht geschlossen hat, er war schließlich bis zuletzt oben und hat ständig das Wetter gecheckt, er wusste doch haargenau, was da auf uns zurollt.
Grundsätzlich ist das auch eine sehr logische und nachvollziehbare Überlegung, der einzige, der nicht logisch und nachvollziehbar dachte, war K, der nämlich meinte, wenn er doch vor dem Gewitter abfliegt, dass es dann hier auf der Insel gar nicht mehr regnet. Diese Art von Westfalenlogik war sowohl C als auch mir und ganz vor allem dem Gewitter nicht eingängig, es regnete also sehr wohl hier auf die Insel, obwohl K vorher abgeflogen war und es regnete mit Schmackes in die offenen Dachfenster.

Der Keller dagegen blieb trocken, immerhin.

Beim Onkel dagegen stand der gesamte Garten mitsamt Hof und Kellerabgang komplett unter Wasser, denn bei ihm packte die Straßenkanalisation die Mengen nicht und das hat dann regelmäßig sehr feuchte Folgen für die Anwohner.

C und ich haben ihm heute dann noch geholfen, die letzten 2cm Wasser, die die Pumpe nicht mehr absaugte, aus dem Keller zu entfernen.
Außerdem haben wir 5 Liter Erdbeeren gepflückt, die Beete standen gestern auch komplett unter Wasser und spätestens morgen wären die Beeren wahrscheinlich alle vergammelt.

Insgesamt war das heute also ein sehr putz- und aufräumlastiger Tag, ich habe übrigens gelernt, weshalb es sinnvoll ist, regelmäßig auch in den abseitigen Ecken des Zimmers zu saugen: Dann liegen da weniger Insektenleichen, was das Wischen nach einer Überschwemmung wesentlich angenehmer macht, also ich meine, wenn man beim Wischen nicht auch gleich noch Leichenberge mit wegwischen muss
.

259 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Montag, 5. Juli 2021
Arbeit
Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste mal so lange nichts tun, bzw. richtiger: nichts tun müssen, bis mir richtig gründlich bis tief unten auf den Boden des Gemüts langweilig ist. Vielleicht vergeht dann meine ewige Sehnsucht nach "nicht arbeiten" und ich begreife Arbeiten endlich wieder als das, was es sein könnte, oder, positiver ausgedrückt, was es sein sollte: eine Sinn stiftende Beschäftigung.

Ich habe nämlich darüber nachgedacht, was für mich "Arbeiten" bedeutet, welche Tätigkeiten ich als Arbeit empfinde und welche nicht, und dabei ist mir gleich als erstes aufgefallen, dass es nicht an den Tätigkeiten selber liegt, sondern an dem Zwang, der entweder dahintersteht oder eben nicht.
"Zwang" hört sich jetzt martialischer an als es gemeint ist, in den allermeisten Fällen zwinge ich mich ja selber oder akzeptiere, dass es die normative Kraft des Faktischen ist, die mich zwingt, weil ich nicht rechtzeitig genug Vorsorge getroffen habe, aber dazu hätte ich mich ja auch zwingen müssen.

Ist alles ein wenig unkonkret und verschwurbelt, aber um ein Beispiel zu nennen, passt "Küchenarbeit" ganz gut.
Weder Kochen noch Küche saubermachen sind Tätigkeiten, die bei mir auf demselben Wohligkeitslevel liegen wie auf dem Sofa liegen und ein Buch lesen.
Grundsätzlich würde ich Kochen und Küche saubermachen als Arbeit bezeichnen, nämlich als etwas, das ich zur Zweckerreichung betreibe und nicht, weil der Weg das Ziel ist.

Es gibt ja auch Leute, für die ist Kochen ein sinnliches Erlebnis, im Spaß- oder Wohligkeitsfaktor vergleichbar z.B. mit Sport treiben (ich rede hier von anderen Leuten, nicht von mir, aber es gibt ja eindeutig viele Menschen, die treiben Sport, weil sie es gerne tun), oder, wenn ich es mit mir vergleiche: mit auf dem Sofa liegen und ein Buch lesen.
Ich treibe aber weder gerne Sport noch koche ich gerne, ich esse aber gerne und vor allem esse ich gerne leckere Dinge, und genau deshalb bin ich auch bereit, zu kochen. Zumindest dann, wenn die Kombination aus Hunger und Appetit genau die Intensität hat, die ich mit Kochen bedienen kann. Wenn ich zu viel Hunger oder zu wenig Appetit habe, fällt bei mir Kochen meistens aus, dann gibt es nämlich oft eine bessere Zweckerreichung als selber kochen (auswärts essen bei ganz viel Hunger) oder nur ein Butterbrot essen (bei wenig Appetit).

Zweckerreichung ist also mein Antrieb=Zwang und wenn ich gerne leckere Dinge essen möchte, dann muss ich sie vorher zubereiten. Auswärts essen ist meist nur bei sehr akutem Hunger eine Alternative, weil ich für viele Dinge, auf die ich sonst Appetit habe, kein Restaurant kenne, wo man es bestellen kann und überhaupt habe ich beim auswärts essen fast immer irgendwas zu mäkeln, nur bei sehr großem "jetzt und sofort Hunger" überwiegen die Vorteile.

Küche saubermachen ist im übrigen ein Kollateralzwang, wenn man eine Küche benutzt, muss man sie auch wieder saubermachen, Einwegküchen sind noch nicht erfunden.

Grundsätzlich habe ich sowohl meine Küche als auch meine Kochorganisation dem Umstand angepasst, dass ich nicht aus Leidenschaft koche, aber erfahrungsgemäß besser als viele andere Leute, zumindest was meinen Geschmack angeht.
Das bedeutet, alles, was nach meiner Definition "Arbeit" ist, versuche ich so professionell wie möglich zu organisieren, um eine maximale Effizienz der kostbaren Ressource "Anjezeit" zu gewährleisten.

So viel zur Voraberklärung, wie ich normalerweise zum Thema "Küchenarbeit" stehe. Es ist Arbeit, aber immerhin habe ich sie angemessen effizient organisiert.

Heute stand ich über vier Stunden in der Küche und habe mit viel Spaß allerlei Dinge auf Vorrat zubereitet. Sogar am Saubermachen hatte ich Spaß, weil ich mich grundsätzlich nur in einer sauberen Küche wohlfühle und weil ich ja so viele verschiedene Dinge nacheinander gemacht habe, musste ich zwischendrin immer wieder saubermachen, tat das aber gerne, weil ich insgesamt einfach Spaß daran hatte, all diese Dinge zu tun. Heute war Küchenarbeit für mich eindeutig keine Arbeit, weil mich weder irgendein Verpflichtungsgefühl (anderen Leuten gegenüber), noch Hunger oder Appetit antrieben, sondern nur die Freude an der Vorstellung, dass ich endlich mal Zeit habe, all diese leckeren Dinge zuzubereiten, weil ich anschließend (also in den nächsten Tagen) auch genug Zeit haben werde, sie in Ruhe zu genießen.
Das, was ich sonst also als Arbeit empfinde, war plötzlich eine sinnstiftende Beschäftigung und ich hatte wirklich viel Spaß daran.

Und über diese Feststellung bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es in den meisten Fällen die fehlende Zeit ist, die Dinge zu einer lästigen Arbeit macht, statt sie als sinnstiftende Beschäftigung zu erleben, was sie genauso gut sein könnten, wenn man sie denn freiwillig machte und nicht, weil es irgendwelche äußeren Zwänge gibt. Die fehlende Zeit wiederum resultiert aus dem Anspruch, alles gleichzeitig zu wollen. Einen Fulltimejob, einen, ach was zwei perfekte Haushalte, immer etwas leckeres zu essen und gaaanz viel Zeit, um auf dem Sofa zu liegen und Bücher zu lesen.
Ich glaube, in der Vorstellung ist einfach nur ein Rechenfehler und wenn ich den korrigiert habe, dann wird das Leben toll
.

266 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?