anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 27. Januar 2021
Viel Werbung für ein kostenloses Produkt
Mit einem Banker hatte ich heute ein höchst vergnügliches, aber auch sehr interessantes Gespräch über Behaviour Finance und wir waren uns gemeinsam einig, dass das Erkennen dieser (eigenen) Verhaltensmuster das Allerwichtigste ist, wenn man erfolgreich Geld anlegen möchte.
Für mich selber kann ich feststellen, dass ich immer dann die größten Fehler gemacht habe, wenn ich Angst hatte, nur leider hilft das auch nur bedingt, denn selbst wenn ich genau weiß, dass meine Entscheidungen jetzt nicht klug sind, weil sie nur von Angst und nicht von Vernunft getrieben sind, so ist es doch verdammt schwer, sich mit dem Kopf bewusst gegen seine Angst zu verhalten.

Dabei gilt das Prinzip überall, nicht nur am Finanzmarkt.
Beim Autofahren z.B., wenn man zu schnell in eine Kurve gefahren ist und merkt, wie der Wagen beginnt von hinten wegzurutschen, dann ist Bremsen das Verkehrteste, was man machen kann, in solchen Fällen hilft (in der Regel, ist ein bisschen davon abhängig, was für ein Auto man hat), aber in der Regel hilft dann Gas geben am allerbesten. Mit genug Fahrsicherheitstraining kann man das einüben, damit man nicht mehr instinktiv seiner Angst folgt und bremst, sondern genau das Gegenteil tut und damit heil aus brenzligen Situationen kommt.

Und so ähnlich funktioniert das am Finanzmarkt auch.
Man muss das üben und man muss sich daran gewöhnen, dass es normal ist, dass man auch mal mit Schwung durch eine Kurve fegt, das ist nicht so schlimm, das zieht sich nachher alles wieder grade, wenn man ein Auto eine Depotzusammensetzung von guter Qualität ausgesucht hat.

Meinen Kindern habe ich grade diese App empfohlen, weil ich finde, es ist wirklich eine ungemein geniale Idee und eine perfekte Lösung, um sich langsam und schonend an die große Welt der Aktienmärkte heran zu tasten.

Rubarb ist ein ziemlich neu gegründetes Fintech und sie bieten einem die Chance, mit ganz, ganz kleinen Beträgen breitgestreute, kostengünstige Investitionen am Aktienmarkt anzulegen und ich denke, besser kann man sich diesem für viele Menschen ja noch sehr unbekannten Gebiet nicht nähern.

Ich selber habe dort Ende Dezember ein Depot eröffnet, als Einmaleinzahlung 50€ überwiesen und nehme seitdem am "Aufrunden" Programm teil, was heißt, ich habe mein "Einkaufskonto" mit der App verknüpft und Rubarb bucht nun wöchentlich Beträge zwischen 1,27€ und 2,34€ von meinem Einkaufskonto ab und investiert das Geld dann in ETFs.

Mit einem normalen Depot ist das mit derart kleinen Beträgen nicht möglich, in der Regel hat man immer schon eine "Mindestordergebühr" die deutlich höher ist als das, was ich bei Rubarb absolut investiere.
Aber bei Rubarb funktioniert das völlig problemlos und bisher läuft mein Depot wie geschmiert.



Okay, aktuell laufen auch die Aktienmärkte wie geschmiert, das ist also kein Verdienst von Rubarb, aber bei den kleinen Beträgen, die ich da einsetze, ist es ungemein einfach, nicht ängstlich zu werden, wenn es mal nicht so gut läuft, weil ich im schlimmsten Fall auch mit einem Totalverlust leben könnte, war ja nie viel Geld. Gleichzeitig kann ich den Verlauf am Aktienmarkt aber perfekt beobachten, aktuell habe ich also (seit Dezember) 5,86% Plus gemacht, das ist schon ganz schön ordentlich.

Es wird aber auch alles sauber dokumentiert und ich kann jederzeit sehen, wie mein Geld angelegt wurde



Auch eine hübsche Depotanalyse ist dabei, ich habe natürlich das allerriskanteste Depotmodell "Challenge Portfolio" gewählt, in dem zu 100% in Aktien und 0% in festverzinsliche Wertpapiere (Fachbegriff "Anleihen" oder auch "Renten") investiert wird. Man kann auch Depotmodelle mit weniger Risiko wählen, aber dann verliert das Ganze deutlich an Sinn, meiner Meinung nach.




Ich finde diese App einfach klasse und kann sie jedem, der ein Einstiegsmodell für das Investieren im Kapitalmarkt sucht, nur ganz warm empfehlen. Allen anderen übrigens auch, ich finde, es gibt keine bessere Möglichkeit, um ganz nebenbei und ohne, dass man es merkt, sinnvoll Geld zu sparen und anzulegen.

Im Moment ist das Ganze übrigens komplett kostenlos, ob und wann das etwas kosten wird, kann ich nicht sagen, aber ich denke, fürs erste werden die Gründer bei diesem Kostenmodell bleiben.

Grundsätzlich kann man sich sein Geld auch jederzeit wieder zurücküberweisen, nur nebenbei erwähnt.

Das war jetzt ganz schön viel Werbung für ein kostenfreies Produkt, aber ich kann mich nur wiederholen: Ich habe selten so eine gute Idee am Finanzmarkt gesehen
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Mittwoch, 27. Januar 2021
Mülltonnenekel, Zeugnisprobleme und miserable Anwälte
Die Rest- und die Biomülltonne werden hier in Greven im 14tägigen Rhythmus geleert, heute war wieder "Mülltag" und diesmal ging mein Westfalenmann nach der Leerung raus, um die leeren Mülltonnen wieder einzusammeln. Weil die Müllmänner beim Auskippen der Tonnen in den Müllwagen wohl etwas schwungvoll waren, war ein Teil des Biotonneninhalts nicht im Müllwagen, sondern auf der Straße gelandet, K nahm also eine Kehrschaufel mit Besen mit, um den Unfall aufzuräumen und als er wieder reinkam, schimpfte er lautstark vor sich hin, weil die Biotonne von innen so fies, schmierig und mit einer dicken, fauligen Ekelschicht überzogen ist, dass er seine Wut auf diesen Zustand nur mit einer großen Schimpftirade abreagieren konnte. Seiner Meinung nach kommt das alles nur davon, dass ich regelmäßig Wasser in die Tonne kippe. Ich fand seine Geschimpfe richtig süß und habe ihm vorgeschlagen, er könne doch mal die Kanalisation besichtigen gehen, da könnte er sich noch viel besser über den ekligen Dreck aufregen, mit dem die Kanalrohre überzogen sind, das liegt dort auch am Wasser, aber hauptsächlich daran, dass es zu wenig Wasser ist, was durch die Rohre fließt. Über diesen Vorschlag regte er sich dann natürlich auch auf.
Meine gelassene Nachfrage, was er denn als Änderungsvorschlag anbieten würde, brachte ihn endgültig auf die Palme, weil die Mülltonne so fies und schmierig ist, dass er da eigentlich gar nicht drüber reden wollte, aber auf alle Fälle sei ich schuld, weil ich Wasser in die Tonne kippe.
Wenn ich kein Wasser in die Tonne kippe, klebt der Biomüll an der Tonne fest und die Tonne ist nach der Leerung so voll wie vor der Leerung, das habe ich mehrfach getestet, genau deshalb kippe ich ja Wasser in die Tonne, so flutscht der größte Teil bei der Leerung raus und es bleibt nur diese eklige Schmierschicht zurück. Ich könnte den Biomüll auch immer erst in eine Plastiktüte stopfen, bevor ich ihn in die Biomülltonne werfe, das halte ich aber für kontraproduktiv, ich finde eine eklige Schmierschicht biologischer, ich glaube, mein Westfalenmann und ich, wir haben da einen Dissens.

Im Büro ging es dann gleich mit viel Schwung weiter, ein Video-Call jagte den nächsten, zwischendurch ein bisschen nackichtes Telefon, da fühlt man sich ja schon fast mittelalterlich, wenn man da mit einem Hörer am Ohr mit Schnur dran, ohne Bilder und nur mit einer freien Hand auf seinem Platz sitzt und feststellt, dass einhändiges Tippen ungemein lästig ist.

Der scheidenden Sekretärin habe ich den Rohentwurf eines Zeugnisses geschickt, mit der Bitte, sie möge es nach eigenem Gusto ergänzen und verbessern, was sie tat und nun sitze ich staunend vor einem Gruselwerk von Zeugnis.
Grundsätzlich hat man als Arbeitgeber ja wenig Spielraum, einem Arbeitnehmer, dessen Leistung man als nicht sehr gut beurteilt, deshalb ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Es bleibt so ein alberner Spielraum zwischen vollster Zufriedenheit und voller Zufriedenheit, bei jeder schlechteren Beurteilung hat der Arbeitnehmer ein Recht auf Nachbesserung. Weil damit die Aussagekraft von Zeugnissen eh kaum noch gegeben ist, biete ich ausscheidenden Arbeitnehmern gerne an, das sie ihr Zeugnis selber schreiben, wen stört's.
Nun ist bei diesem Zeugnis das passiert, was fast zu erwarten war, die scheidende Sekretärin hat ihre fehlenden Orthographie- und Grammatikkenntnisse auch ausführlich in das ihr auszustellende Zeugnis eingebaut. Und nein, sie hat weder eine fremdmuttersprachliche Entschuldigung noch einen niedrigen Bildungsgrad. Genau genommen hat sie den höchsten Bildungsgrad aller Mitarbeiter, denn sie ist sogar promoviert. Allerdings in irgendwas mit Kultur, weshalb sie den Job als Sekretärin der Arbeitslosigkeit in der Kultur vorzog. Wir haben hier den klaren Beweis, dass ein Dr. phil. nicht mit sprachlichen Fähigkeiten korrelieren muss, was allerdings blöd ist, wenn ausgerechnet die sprachlichen Fähigkeiten eine Kernkompetenz des ausgeübten Berufes darstellen sollten. Ich gebe es zu, dass ihr sprachliches Unvermögen derart hoch ist, hätte ich nicht erwartet, aber ich habe eine kleine, bösartige Neigung, ihr ihr Zeugnis so auszustellen, wie sie es selber entworfen hat. Allerdings meinte der Chef erster Ordnung, dem ich das Meisterwerk grinsend vorlegte, ich solle doch bitte die schlimmsten Fehler rauskorrigieren, er würde sich sonst schämen, so etwas zu unterschreiben. Schade eigentlich.

Beim Nachhausekommen dann ein Brief in der Post, in dem ein Anwalt mir androht, mich mal wieder zu verklagen, weil die Stadtwerke in Mönchengladbach immer noch Geld haben wollen für Stromlieferungen an die vor zwei Jahren verkaufte Fabrik. Dieser Anwalt ist schon faszinierend schlecht organisiert, denn ich habe mit ihm höchstpersönlich vor einem Jahr einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen, in dem er als Vertreter der Stadtwerke auf alle weiteren Forderungen, die sonst noch bestehen könnten, verzichtet, ich überlege jetzt, ob ich ihm seine eigenen Vergleichsunterlagen jetzt schon in Kopie schicke oder warte, bis er mich wirklich verklagt und es dann dem Gericht vorlege. Ich glaube, ich mache das letztere, macht mehr Spaß.
So ein Dummbatz aber auch
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Montag, 25. Januar 2021
Alles weg
Das war ein anstrengender Tag heute, jetzt sind alle Akkus leer und alle Wörter verbraucht, selbst die Wörter, die ich mir heute morgen schon extra für einen Blogeintrag reserviert hatte, sind nicht mehr nutzbar, weil sie mir irgendwo im Laufe des Tages abhanden gekommen sind. Das passiert mir übrigens häufiger, dass mir morgens auf der Fahrt ins Büro schon fast fertige Blogtexte durch den Kopf gehen, die ich dann aber natürlich nicht aufschreiben kann - und wenn ich sie abends aufschreiben will, dann sind sie weg. Einfach verschwunden und mir ist noch nicht mal die Idee geblieben, worum es überhaupt ging, deshalb lässt sich auch nichts rekonstruieren.
Tja
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Sonntag, 24. Januar 2021
Empfehlung
Youtube hat mir heute ein Video vorgeschlagen, was ich, Dank der ruhigen Zeit, die eine positive Folge deraktuellensituation ist, auch angeklickt habe , um es hochfasziniert über die gesamte Länge von 50 Minuten zu verfolgen und jetzt teile ich es hier, weil ich es wirklich richtig toll fand.



Dass auch Youtube einem Videos auf Grundlage des eigenen, bisherigen Youtube-Konsums vorschlägt, hatte ich in der Form noch gar nicht realisiert, man kann daraus erkennen, dass ich dort nur sehr selten unterwegs bin, in diesem Fall habe ich mich aber aktiv über die einprogrammierten Algorhythmen gefreut.

Ich mag Hazel Brugger sehr, weil ich nicht nur ihren Wortwitz und ihre Bilder (Metaphern) ungemein schätze, sondern auch immer wieder davon fasziniert bin, wie präzise sie Alltagssituationen nur dadurch auf den Punkt bringt, dass sie einfach ausspricht, was sie sieht.
Richard David Precht mag ich auch, weil er komplexe Probleme sehr einfach erklären kann, Hazel Brugger beschreibt ihn als "eine Art Thermomix für Gedanken. Man gibt oben Themen rein und dann kommt unten ein Buch raus, wo alles drin ist und es ist leicht verständliche Kost für jedermann."
Ich finde es ja grundsätzlich toll, wenn jemand komplexe Strukturen vereinfacht darstellen kann.

Ganz zum Schluss sagt Herr Precht dann etwas, was ich sehr bemerkenswert finde:
"Die große Aufgabe des 21. Jahrhunderts besteht darin, die soziale Marktwirtschaft in eine nachhaltige Marktwirtschaft umzubauen."

Das sehe ich grundsätzlich genauso, gleichzeitig sehe ich aber auch überhaupt keinen Weg, wie das in den nächsten Jahren gelingen soll.
Denn unsere soziale Marktwirtschaft ist ja angetreten, den sozial Schwächeren der Gesellschaft ebenfalls so etwas wie ein "selbstbestimmtes Leben" zu ermöglichen und geht davon aus, dass man das dadurch erreicht, dass man ihnen ein finanzielles Mindestniveau nach unten absichert und sie darüber maximal selbstbestimmt verfügen lässt.
Blöd nur, dass grade diejenigen, die nicht so viel Kohle haben, sie bevorzugt für billigen, nichtnachhaltigen Konsum ausgeben.
Die Aufgabe lautet also, den einkommensschwächeren Schichten eine nachhaltige Alternative für ihren bisherigen Konsum anzubieten, die ihnen genauso viel Spaß macht und ihnen nicht das Gefühl gibt, sich nicht mehr so viel leisten zu können.
Das nenne ich eine Herausforderung
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Sonntag, 24. Januar 2021
Dies und das
Heute Abend lief "Hits aus den 60ern" auf WDR3 und wir hatten viel Spaß dabei.
Erkenntnisse:
- Mike D'Abo, der Sänger von Manfred Mann's Earth Band für den Song "Mighty Quinn" sieht aus wie der große Bruder von Overbeck, dem trotteligen Inspektor aus Wilsberg.
- Achim Reichel ist älter als CW und lebt immer noch, sieht aber heute aus wie ein Buchhalter in Rente. Ich glaube, CW hätte nicht so enden wollen und wird deshalb wahrscheinlich froh sein, dass er schon tot ist.
- Aber was ist eigentlich mit Uschi Overbergmaier, lebt die noch?

Musik aus den 60er waren für mich seit Ende der 70er vor allem die zwei Cassetten mit rund 40 Titeln drauf, die ich mit Oldies 1 und Oldies 2 beschriftet hatte. Ich weiß nicht mehr, wo ich die Musik her hatte, aber ich mochte die Stücke sehr.
Mit Jimi Hendrix konnte ich nie was anfangen, liegt wahrscheinlich daran, dass ich keinen Zugang zu "elektrischer Musik" hatte und habe, der kam auf den beiden Cassetten nicht vor, Otis Redding dagegen (natürlich!) schon, heute gelernt, dass er es nicht in den Club der 27 geschafft hat, weil er schon mit 26 gestorben ist. Sowas.

Am Vormittag habe ich mit J telefoniert, dem ich erzählte, dass es gestern einen Beitrag im Fernsehen gab, in dem verschiedene Berliner StudentenStudier-Ende gefilmt und interviewed wurden, die sich massiv beklagten, dass sie in der Corona-Pandemie so alleine gelassen werden und dass man da durchaus von einem verlorenen Jahr sprechen könne.
J kommentierte das mit: "Im Beschweren sind Studenten ganz weit vorne." Ich glaube, J hat keine gute Meinung von seinen Leidensgenossen, *innen nicht wie *außen.
Ich erzählte ihm dann von der einen Studentin (wie ist denn nun eigentlich der korrekte feminine Singular von Studier-Enden? Studier-Endendin? Man möge meine vorsintflutliche Wortwahl entschuldigen, aber ich bin grade sehr unsicher.), also, wie auch immer, ich erzählte ihm von einer Kommilitonin aus einer anderen Studienrichtung, die in die Kamera jammerte, dass sie jetzt 16 Semester studiert habe und nun ließe der Staat sie einfach alleine im Regen stehen, weil ihr Antrag auf finanzielle Unterstützung abgelehnt worden sei und das könnte bedeuten, dass sie 16 Semester einfach in den Sand gesetzt hätte. Was J dann kommentierte mit: "Oh, das sind die Geschichtsstudenten, die so lange studieren, bis sie aus der Ich-Perspektive erzählen können." Was bei mir dann einen so akuten Lachanfall auslöste, dass ich das Telefonat kurz unterbrechen musste.

J selber prokrastiniert seine Lernerei zur Zeit ebenfalls wieder erfolgreich, was für ein Glück, dass grade Corona ist, da hat er wenigstens eine akzeptable Entschuldigung, wenn er das mit der Prokrastinerei übertreibt, aber grundsätzlich unkt er ja eh vor jeder Klausur rum.

Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass ich mich vor allem dadurch von der Mehrheit der Bevölkerung unterscheide, dass ich nur vor sehr wenigen Dingen Angst habe. Angst entsteht für mich vor allem durch fehlende Information und wenn ich das Gefühl habe, ich verstehe von Dingen nicht genug, dann lasse ich sie entweder bleiben oder gehe ihnen aus dem Weg - und wenn das nicht praktikabel ist, dann informiere ich mich halt solange, bis ich das Gefühl habe, ich kann die Situation ausreichend beurteilen.
Eine umfassende Information führt dann allerdings auch oft dazu, dass ich mich weigere, mich herrschenden Regeln anzupassen, nämlich immer dann, wenn ich der Meinung bin, dass die Regeln unsinnig sind und ich die Sanktionen, die auf Regelverstöße stehen, nicht fürchte. Es gibt nämlich erstaunlich viele Regeln, die in der Realität recht zahnlose Tiger sind und warum sollte ich die einhalten, wenn ich sie vom Grunde her schon für unsinnig halte?
Aufgefallen ist mir das, als ich mit einer Kollegin eine Diskussion über eine Vertragsklausel hatte, die verlangte, dass wir dies und jenes tun sollen, was ich für absolut blödsinnig hielt, sie aber meinte, das stände halt so im Vertrag. Als ich sie dann anwies zu prüfen, was passiert, wenn wir das trotzdem nicht tun, stellte sie fest, dass dann gar nichts passiert, das wurde wohl vergessen zu regeln. Was soll ich dazu dann sagen, außer "tja nun, dann tun wir es natürlich nicht, weil es einfach nur überflüssige Arbeit bedeutet und niemandem einen Nutzen bringt." Sie schaute mich mit großen Augen an und wollte, dass ich das schriftlich abzeichne, weil, so etwas würde sie sich nie trauen. Es steht doch da, dass wir das tun müssen.....

Mich fasziniert es dafür umgekehrt immer sehr, was für einen Blödsinn die Leute freiwillig mitmachen, nur weil sie meinen, das sei so vorgeschrieben. Selber denken ist auf keinen Fall eine normale Eigenschaft
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Freitag, 22. Januar 2021
Gendersprache
Zunächst hatte ich "Gendern" als Überschrift gewählt, daraus machte meine Autokorrektur aber "Geldern". Ich glaube, meine Autokorrektur kann sich nicht vorstellen, dass ich wirklich gendern will.
Ich habe deshalb die Überschrift angepasst, jetzt akzeptiert es auch meine Autokorrektur.

Ich habe mir ja schon mal Gedanken zur Gendersprache gemacht und bin dabei für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber meine eigene, alterspassende Sprachversion weiterverwende und lehne es deshalb aktiv ab, gegenderte Ausdrücke zu benutzen. Genausowenig wie ich "Alter" , "Digga" oder "Babo" sage, sage ich Mitarbeit*ende oder Arbeiter*innen. Wobei, Mitarbeit*ende, mit einem Glottal-Stop beim Sternchen, macht mir ja schon wieder Spaß.
Neulich habe ich den Kindern erklärt, wo die Außenbeleuchtung für das Haus bedient wird: "Ihr müsst den Schalter innen benutzen." - Was meine Tochter dazu brachte, mich verwundert zu fragen, weshalb ich jetzt doch gendere und dann ausgerechnet Schalter.

Nun ist es allerdings gesetzlich verankert, dass bestimmte Stellen eine "geschlechtsneutrale" Sprache benutzen müssen und da ich mit solchen Stellen viel zusammenarbeite, bin ich immer dann beruflich gezwungen Formulierungen in einer Sprache zu schreiben, die sich für mich an vielen Stellen anhört wie eine ziemlich abstruse Jugendsprache, wenn ich "offizielle" Schriftstücke erstelle. Dazu gehören Gesellschaftsverträge, Vorlagen und Protokolle, also all die Texte, die sowieso schon nicht mit schöner Sprache punkten. Konsequent durchgegendert werden diese Texte dann allerdings zu einer ungemein spaßigen Lachnummer, im Zweifel muss man also nur die richtige Brille aufsetzen, dann geht es schon wieder.

Da ich für all diese Texte jetzt also eine 150%ige Folgsamkeit plane, denn erst mit wirklich umfänglich umgesetzter Gendersprache wird es ein Spaß, alles andere ist nur peinlich und albern, habe ich mich im Netz informiert, wie hardcore Gendern professionell funktioniert und bin dabei auf diese Seite gestoßen:

Geschickt gendern


Genau genommen habe ich die Seite schon vor ein paar Tagen gefunden, ich konnte aber noch nichts dazu schreiben, weil ich vor lauter Kichern nicht mehr tippen konnte. So viel Spaß hatte ich wirklich selten. Andererseits muss man dazu auch gar nichts mehr schreiben, das Wörterbuch spricht einfach für sich.

Unabhängig von dem Spaßfaktor, den ich dem Ganzen verzweifelt versuche abzuringen, und unabhängig von der Tatsache, dass ich es schlicht eine Vergewaltigung der Sprache finde, wenn man mit der Brechstange versucht, Wörter zu ersetzen, die einer bestimmten Gruppe von Menschen (allerdings zugegeben, einer sehr lauten und sehr durchsetzungsstarken Gruppe von Menschen), die also einem Teil der Bevölkerung nicht mehr genehm sind, habe ich mir auch noch mal Gedanken darüber gemacht, wie ich die grundsätzliche Idee dahinter beurteilen würde, wenn ich 30 Jahre jünger wäre.

Ich habe als Begründung, weshalb Gendern in der Sprache wichtig ist, verstanden, dass es um die Sichtbarkeit der Frau geht und dass Feministen meinen, dass es für Frauen wichtig sei, dass sie sichtbarer werden, damit sie mehr Rechte bekommen.

Wenn das der einzige Grund ist, und ich habe tatsächlich noch keinen anderen gefunden, der sich nicht auf diese grundlegende Kernthese bezieht, ist es für mich relativ einfach, tatsächlich auch selber eine Meinung zum Gendern zu haben, dann lehne ich Gendern nämlich schon deshalb ab, weil ich bei der Kernthese nicht mitgehe.

Meine Grundüberzeugung ist, dass ich nicht glaube, dass man der Mehrheit der Frauen damit einen Gefallen tut, wenn man sie "sichtbarer" macht, weil "Rechte" überhaupt nichts mit Sichtbarkeit zu tun haben. Die kann man komplett unabhängig davon regeln und hat hier auch schon sehr, sehr viel geregelt.

Dass die Mehrheit der Frauen von einer erhöhten Sichtbarkeit nicht profitiert, ist soweit allerdings auch wirklich eine "Glaubensfrage", denn es wird schwer sein, die Mehrheit der Frauen danach zu befragen, ob sie sprachlich und damit in der Gesellschaft sichtbarer werden möchten. Eine einfache Umfrage brächte hier kein sinnvolles Ergebnis, weil ich gleichzeitig der festen Überzeugung bin, dass die allermeisten Frauen sich der Folgen dieses Sichtbarseins gar nicht bewusst sind. Auf den ersten Blick hört sich das nämlich nur positiv an, sichtbar zu sein, mit "unsichtbar" lassen sich spontan viel mehr negative Attribute verknüpfen.

Dabei hat sichtbar sein tatsächlich eine ganze Menge Nachteile. Das kennt doch jeder aus der Schule - in der letzten Reihe saß es sich einfach bequemer und friedlicher als vorne in der ersten Reihe, wo man pausenlos sichtbar war.
Wer sichtbar ist, muss sich auch sichtbar benehmen. Der muss vorangehen, die komplizierten Dinge im Leben regeln, die Verantwortung übernehmen und sich im Zweifel auch totschießen lassen.
Ich habe noch nie verstanden, wo dabei der Vorteil ist, ich kann aber sehr gut verstehen, dass die Männer keinen Bock mehr haben, immer alleine vorne zu stehen. Deshalb ist meine Theorie, dass der moderne Feminismus im Grunde ein reines Männerprojekt ist, weil es natürlich ärgerlich ist, dass Frauen heute alles dürfen und alles können, aber nicht alles müssen. Das ist ungerecht, das sehe ich durchaus, aber ich sehe nicht, weshalb ich mithelfen sollte, das zu ändern, so viel Altruismus bringe ich schlicht nicht auf.

Und deshalb lehnte ich eine Gendersprache auch dann ab, wenn ich 30 Jahre jünger wäre und mich nicht mehr bequem über das Alterstürchen rausmogeln könnte.
Denn hier kommt wieder Sprache ins Spiel: Worte machen Dinge wahr.
Genau deshalb möchte ich eigentlich gar nicht über eine unterschiedliche Sichtbarkeit reden und fände es perfekt, wenn man es lässt wie es ist. Jede Frau, die gerne sichtbar sein möchte, setzt sich in die erste Reihe und fertig.
Quoten für die Platzverteilung finde ich deshalb vollkommen in Ordnung, nur so kann man vermeiden, dass sich die Jungs, denen die hintere Reihe verwehrt wird, zusammentun, als Rüpelclique den Ton angeben und Frauen einen Platz in der ersten Reihe nur aus Nickeligkeit verwehren.
Da ich übrigens schon seit vielen Jahren sehr viel mit Politikern und politisch besetzten Verwaltungsbeamten zu tun habe, hat sich meine Meinung zum Thema "Quotenfrau" um 180° gewendet. Ich bin absolut für Quotenfrauen, weil ich finde, dass es nur fair ist, wenn neben den großen Mengen an inkompetenten Netzwerkjungs auch eine passende Anzahl an inkompetenten Frauen ihren Platz in der Verwaltung findet.


Zurück zur Gendersprache, da geht es viel um das generische Maskulin und dass das von übel ist.
Unabhängig davon, dass ich das mit dem "sichtbar machen" ja anders sehe, finde ich es auch ausgesprochen sinnvoll, einen einheitlichen, geschlechtsübergreifenden Begriff für alle Geschlechter zu haben, oder, um es andersherum auszudrücken, eben nicht permanent geschlechtsspezifische Unterschiede sprachlich zu markieren, weil es in ganz vielen Begriffen schlicht egal ist, ob der Mensch, von dem man redet, ein Männlein oder ein Weiblein oder etwas Unbestimmtes ist, weil es schlicht GAR NICHT auf das Geschlecht ankommt. Man unterscheidet ja auch nicht nach Schuhgrößen oder nach Haarlänge und erwähnt das jeweils extra. Frauen und Männer mögen sicherlich unterschiedlich sein, wenn es um körperliche Fähigkeiten wie Kraft, Stärke und Ausdauer geht, sie in sportlichen Disziplinen also nach Mann und Frau getrennt zu bewerten, scheint sinnvoll, aber alle Tätigkeiten, die nur was mit der Menge Grips im Kopf zu tun haben, kann man komplett geschlechtsneutral bewerten, denn hier gibt es keine messbaren Unterschiede. (außer dass Frauen natürlich klüger sind, aber das ist ein anderes Thema…)
Insoweit konzediere ich einer Sprachveränderung im Rahmen der geschlechtsneutralen Sprache eine gewisse Berechtigung, wobei ich persönlich als bekennender Chauvinist mit dem generischen Maskulin als geschlechtsneutrale Grundform sehr gut klar komme. Ich kann halt alles, was ein Mann kann, und was eine Frau kann, kann ich noch zusätzlich, das ist eine ganz natürliche Überlegenheit, die muss ich doch nicht verleugnen
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Donnerstag, 21. Januar 2021
Ich würde sagen
Ich höre ja regelmäßig den NDR Podcast "Corona Virus Update" und heute ist mir plötzlich aufgefallen, was mich an Frau Cisek stört bzw. umgekehrt, was ich an Herrn Drosten so toll finde, was aber Frau Cisek nicht liefert: Klare Aussagen.
Frau Cisek benutzt ständig den Konjunktiv oder schränkt ihre Aussagen durch ein kleines Hintertürchen ein.
"Man geht davon aus, dass die Viren diese Eigenschaft haben könnten", "Ich würde empfehlen", "das ist sehr unwahrscheinlich" usw.

Dieselben Sätze lauteten bei Herrn Drosten: "Und wenn man sich die Ergebnisse ansieht, dann liegt es auf der Hand, dass man als Zusammenfassung daraus folgern kann, dass die Viren die Eigenschaften haben.", "Ich rate deshalb", "das ist doch gar nicht vorstellbar"

Im Grunde sagt er genau das gleiche, seine Aussagen klingen aber wesentlich vertrauensfördernder und für mich klingen sie deshalb auch kompetenter, weil souveräner. Ich höre diesen Podcast, weil er mir das Gefühl gibt, dass ich dadurch gut informiert bin. Angst entsteht durch einen Mangel an Information, nur leider ist genau dass das Gefühl, was Frau Cisek bei mir fördert.

Sie hinterlässt bei mir nachhaltig den Eindruck, als ob sie zwar viel weiß, sich selber aber eben doch nicht absolut sicher ist, weil, es könnte ja auch sein, dass..... und jemand, der so vorsichtig und ängstlich ist, dem folge ich ungern in blindem Vertrauen nach, wenn ich selber den Weg nicht beurteilen kann, und der andere ganz offen sagt, dass es eben doch noch Ausnahmen und Besonderheiten gibt, die zwar selten sind, aber es gibt sie halt. Das fördert ja auch nur die Argumente der Querdenker, die sich genau auf diese Einschränkungen stürzen und dann laut propagieren: 90jährige Frau nach Corona-Impfung verstorben. Frau Cisek sagt dazu, dass es nicht geklärt ist, woran die Frau gestorben ist und ob es Zusammenhänge zur Impfung gibt - Herr Drosten kommentiert solche Schlagzeilen dagegen mit: "Das ist doch vollkommener Blödsinn."

Und im übrigen habe ich eine tiefsitzende Abneigung gegen Menschen, die "ich würde sagen" sagen. Unter welchen Umständen würden sie es denn dann eventuell doch nicht sagen?
Ne, bleib mir weg, Menschen die noch nicht mal für ihre eigene Meinung die Verantwortung übernehmen wollen, die sind mir als Ratgeber definitiv zu wackelig.
Sie mag ja eine extrem hohe fachliche Kompetenz besitzen, das kann ich weder beurteilen, noch will ich es anzweifeln, aber ich halte sie für diesen Podcast einfach fehlbesetzt. Sie ist nicht die Frau neben Herrn Drosten, sie ist einfach nur irgendeine x-beliebige, universitär hochrangige Wissenschaftlerin, von deren Sorte es trotz des hohen Elitestatusses viele gibt, die sich im übrigen aber teilweise auch wirr widersprechen. Ihre Hauptqualifikation besteht meiner Meinung nach darin, dass Herr Drosten sie fachlich zu schätzen scheint und das ist sicherlich eine Menge wert und bestimmt eine sehr gute Empfehlung, aber ihre 14tägigen Podcastfolgen finde ich trotzdem um Längen schlechter als die mit Herrn Drosten
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