anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 31. Oktober 2020
Rein analog
Ein Tag komplett im analogen Leben, wir haben ein wenig das Haus geputzt, dann den Vorgarten vom Laub befreit, das Grünzeug zwischen den Gehweg-Platten entfernt, Müll sortiert, Brot gebacken. Am Nachmittag haben wir eine Radtour durch das Neubaugebiet von Greven gemacht und haben dort eine große Menge an hässlichen, langweiligen, schnöseligen und geschmacklosen Häusern gesehen. Es ist bemerkenswert, wie wenige wirklich schöne Neubauten entstehen, aber wahrscheinlich ist einfach nur mein Geschmack völlig verdreht. Ich habe allerdings das Gefühl, es wird nicht leicht, ein Haus zu bauen, dass mir nachher wirklich selber gefällt. Nun, wir werden sehen.

Auf dem Rückweg machten wir einen Zwischenstopp im Drogeriemarkt, der liegt hier in der Fußgängerzone, aber wir waren ja mit dem Fahrrad, da kann man bis ziemlich dicht dran fahren und muss nur die letzten Meter schieben.

Jetzt sind alle Vorräte aufgefüllt, wir hatten viel frische Luft, es war ein schöner Tag und am besten gefiel mir, dass ich nicht einmal den Computer angeschaltet habe.
Schade eigentlich, dass die Zukunft nicht analog sein wird, ich habe da deutlich mehr Spaß dran
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Freitag, 30. Oktober 2020
Allgemeines Rumgejammer
Und wieder eine Woche um, jetzt warten zwei Tage Wochenende, die den Makel haben, dass ich vorher schon jammere, dass das viel zu kurz ist.
Thomas Oppermann ist gestorben, plötzlich umgefallen und zack tot, er hatte noch so viele Pläne. Nur noch bis nächstes Jahr wollte er seinen Politikerjob weiter machen, dann wollte er endlich was Neues anfangen, es hörte sich an, als wolle er noch ein paar aktive Jahre mit seiner Frau und seiner Familie genießen, endlich mal das tun, wozu man während der aktiven Arbeitsjahre nie Zeit hatte, und dann kommt ihm (und seiner Frau) der Tod dazwischen.

Mich hat das richtig aufgeschreckt.
Ich zähle hier auch die Zeit wie lange noch. Noch vier Jahre und dieses, sind es bei mir, dann endlich kann das Leben anfangen.
Und wenn man Pech hat, dann kommt einem kurz vorher was dazwischen.
Das schreckt mich schon, stelle ich fest. Das ist wie wenn man bei Mensch ärger dich nicht kurz vorm Einrücken ins Schlusshäuschen noch mal rausgeworfen wird. Alles vergebens.

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Heute Abend bin ich noch mal Einkaufen gefahren. Der Lidl-Markt hier im Ort war eine Woche wegen Umbau geschlossen, am Montag war Neueröffnung, da ist man natürlich neugierig, was sich da jetzt verändert hat. Nun, die wesentlichste Veränderung ist, dass alles anders eingeräumt ist und dass die Regale komplett anders stehen als vorher. Dass sich das neue System ungewohnt, unübersichtlich und blöd anfühlt, habe ich fast erwartet, aus dem Alter, wo ich Veränderungen positiv fand, bin ich schon lange raus.
Ich habe mir die neue Ordnung in dem Lidl-Markt genau angesehen und ich glaube, ich begreife das Marketing-Konzept, was dahinter steht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es erfolgreich ist, weil man jetzt als Kunde gezwungen ist, viel mehr Schleifen durch den Laden zu drehen, eben weil eine schnelle Rundtour an den Wesentlichkeiten vorbei nicht mehr möglich ist, man muss jetzt viel öfter hin und her laufen und kommt dabei natürlich an viel mehr Produkten vorbei.
Wie gesagt, ich kann die Lidl-Leute verstehen und beglückwünsche sie zu ihrer neuen Laden-Organisation, trotzdem finde ich es blöd. Mir macht es das Einkaufen umständlicher und ich muss mir jetzt aktiv eine Gelegenheitseinkaufvermeidungsstrategie überlegen. Wäre ja wohl gelacht, wenn ich mich so simplen Marketingtricks nicht entziehen könnte.

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Der Fuß tut immer noch weh, ich humpele ganz automatisch, weil es mir nur mit viel Konzentration und dann ganz langsam gelingt, "aktiv in den Schmerz zu gehen". Durch das Humpeln habe ich mir eine völlig bekloppte Fehl-/Schonhaltung angewöhnt, mit der dann andere Körperbereiche belastet werden, mittlerweile tut die Hüfte wieder weh. Die war ja nach ganz langer Zeit grade erst wieder einigermaßen auskuriert, doch durch die Fehlhaltung beim Humpeln habe ich sie natürlich sofort wieder überstrapaziert, das ist insgesamt alles ausgesprochen unerfreulich und macht mich sehr jammerig
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Donnerstag, 29. Oktober 2020
Gustav-Pizza
Es wurde mal wieder spät im Büro, erst kurz vor acht machte ich mich auf den Heimweg, um die Uhrzeit habe ich dann meistens nur noch Hunger, aber keine Lust mehr, etwas zu kochen.
In einem anderen Leben wären wir an solchen Abenden zu unserem Griechen gegangen, indemaktuellenLeben brauche ich Alternativen.
Nun las ich neulich einen ausführlichen Testbericht zu einer neuen Tiefkühlpizza und das machte mich so neugierig, dass ich auch unbedingt diese Gustav-Pizza probieren wollte.
Nun ist es so, dass ich eigentlich ganz weit weg von Pizza-Fan bin, ich meine, ich mag noch nicht mal die Pizza-Notdienst-Lieferpizzen, geschweige denn irgendeine Tiefkühlpizza, die fand ich schon immer ekelig. Aber trotzdem hat mich der Text so neugierig gemacht, dass ich unbedingt eine kaufen musste, als ich neulich sah, dass es die auch bei unserem örtlichen Nettomarkt gibt.
Sehr groß war das Risiko nicht, weil ich mir sicher war, dass mein Westfalenmann im Zweifel auch mehr als nur seine halbe Pizza davon gegessen hätte, wenn ich nach einem Haps spontan das Essperiment abgebrochen hätte (noch ein Wortspiel mit "aus-" habe ich mir jetzt aktiv verkniffen), aber er bekam tatsächlich nicht mehr als exakt eine Hälfte ab, weil zu meiner extrem großen Überraschung fand ich die Pizza wirklich richtig lecker.
Ich hatte eine Pizza Prosciutto e Funghi von Gustav gekauft und dann noch selber Zwiebeln und Salami dazugepackt, weil ich mir dachte, viel hilft viel.
Und genau das passierte auch - es war wirklich richtig gut.

Und so wurde die Gustav-Pizza heute zur Griechen-Alternative, diesmal habe ich außer Zwiebeln und Salami auch noch ein paar Chiliflocken darüber gestreut, und ich kann mich nur wiederholen: Echt lecker.
Hätte ich ja nie gedacht, dass ich mal zum Pizza-Esser werde, aber ehrlich, diese Gustav-Pizza, die kann was
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Mittwoch, 28. Oktober 2020
R wie links
Laut MRT ist der rechte Fuß komplett heile, was aber nicht heißt, dass er sich so benimmt wie ein gesunder Fuß. Er hängt sehr an einer gepflegten Schwellung und weigert sich hartnäckig, sich zu beugen oder zu verbiegen.

Wegen der Schwellung trage ich konsequent diesen Kompressionsstrumpf, der hält das weitere Anschwellen während des Tages etwas in Schach.
Wegen der Eitelkeit trage ich links stets einen farblich passenden Strumpf, da der nur schlicht schwarz sein muss, habe ich davon sogar drei Paar, so dass ich die linken Strümpfe nur alle sechs Tage waschen muss.
Da meine Socken inzwischen überwiegend von Sockenfalke sind, die es witzig finden, L und R auf die Socken zu sticken, trage ich jeden zweiten Tag einen R-Socken auf dem linken Fuß.
Heute auch:


Bei der Physiotherapie ziehe ich den Kompressionsstrumpf rechts aus, den linken Socken kann ich anlassen, da gibt es ja nichts zu physiotherapieren.
Heute haben wir Turnübungen gemacht, d.h. ich sollte mich hinstellen und dann auf Anweisung bestimmte Übungen zum Fußabrollen beim Gehen machen, dabei war es wichtig, den rechten und den linken Fuß zu benutzen, was ich mit welchem Fuß machen sollte, wurde dabei jeweils angesagt. Nach der fünften oder sechsten Ansage fragte ich dann mal vorsichtig nach, ob der Herr Physio mit „links“ vielleicht doch eher den rechten Fuß meinte, weil der Fuß, auf dem das R steht, mein linker Fuß sei, der Strumpf mit dem L sei nur grad in der Wäsche, aber der rechte Fuß wäre der kaputte.

Das war sehr lustig, weil der Physio-Mensch sich tatsächlich genau von dem R hatte verwirren lassen.

Als Hausaufgabe bekam ich Fußabrollübungen für den echten rechten Fuß
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Dienstag, 27. Oktober 2020
Sushi-Salat-Sandwich und Jura-Drosten
Da der Tag heute schon früh mit einer TelKo losging und sich weitere Telefon- und Videokonferenzen anschlosssen, bin ich zu Hause geblieben, denn wenn ich eh überwiegend telefoniere oder in Video-Besprechungen eingebunden bin, ist ja egal, wo ich mich dabei körperlich aufhalte.
Als ich gegen Mittag Hunger bekam und den Kühlschrank auf Möglichkeiten überprüfte, fiel mir eine große Schüssel fertiger Sushi-Reis in die Finger, den ich am Wochenende gekochte hatte, weil wir ja frischen Thunfisch im Großmarkt gekauft hatten, der aber natürlich durch das bisschen Thunfisch noch lange nicht aufgebraucht war.
Außerdem sah ich zwei Döschen mit Fertigsalaten, die ich aus Neugier zum Ausprobieren gekauft hatte, einmal Chicken Teriyaki Style Salat und einmal Pulled Pork Salat und eine große Dose Cole Slaw war auch noch da und ich dachte mir, das ist eine wunderbare Gelegenheit für Crossover Experimente, mach ich doch mal Sushi-Sandwich Onigirazu mit Salaten als Belag.
Der Reis reichte genau für fünf Sandwich-Pakete, die ich allerdings erst noch mal in Folie wickelte und in den Kühschrank legte, weil ich außerdem auch noch fertigen Krabbensalat entdeckte, den ich spontan auf warmes Toastbrot packte und so lange probierte, bis alles alle war, also mussten die Onigirazu bis zum Abend warten.
Ergebnis: Köstlich! Das mache ich jetzt häufiger. Grade der Cole Slaw mit dem würzigen Teriyaki Salat passte ganz prima zu Sushi-Reis und Noriblättern, wenn man den Reis fertig vorbereitet im Kühlschrank hat, ist das blitzschnell gemacht und auch ein wunderbares Büro-Mitnehmessen.
Diese Rezeptvariationsentdeckung machte mich sehr froh.

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In einer längeren TelKo hatten der Chef erster Ordnung und ich ein Gespräch mit einem Anwalt, der für uns den recht komplexen Vertrag für das kurz vorm Abschluss stehende große Projekt durchchecken sollte und ich habe seit vielen Jahren nicht mehr so viel Sympathie für einen Juristen empfunden.
Dieser Anwalt ist einfach prima. Es gelingt ihm, hochkomplexe juristische Zusammenhänge so einfach und klar zu erläutern, dass man sie nicht nur gut versteht, sondern sich auch gar nicht darüber ärgert, dass es so komplex ist, eben weil er es mit so einfachen Worten auseinandernimmt und die Strukturen dahinter sorgfältig analysiert und erläutert.
Er erinnerte mich in vielen Punkten an Christian Drosten, den ich für seine Sprache und seine Erklärmodelle ja ebenfalls tief bewundere. Hier gab es das ganze jetzt mal mit juristischem Hintergrund und weil ich mit dem Fachgebiet ja Zeit meines Lebens schon immer zu tun hatte und mich darin selber nicht nur deutlich besser auskenne als in Virologie, sondern auch mit viel mehr Experten aus diesem Gebiet zu tun habe, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass ich jemandem, der derart komplexe juristische Strukturen so perfekt auseinanderbaut und für Nichtjuristen dann so wunderbar nachvollziehbar wieder zusammensetzt, dass ich so einem klar und strukturiert denkenden Juristen in meinem Leben bisher nur einmal begegnet bin - und ich habe wirklich viel mit Juristen zu tun.
Ich bin auf alle Fälle fast ein wenig verliebt, schade, dass der gute Mann schon über 70 ist (er ist zumindest als Notar aus Altersgründen ausgeschieden, und da liegt die Altersgrenze bei 70, er muss also älter sein), aber es ist hier wie so oft im Leben: die wirklich Guten trifft man meist zu spät.

Nun ja, wir werden ihn jetzt auf alle Fälle auf den Anwalt der anderen Vertragspartei loslassen, den ich intern schon seit längerem nur noch den Rottweiler nenne, weil dieser Typ wirklich alle Unsympathien des gesamten Berufsstandes auf das perfekteste verkörpert und ich freue mich jetzt schon, den Rottweiler von der trockenen Überlegenheit unseres Jura-Drosten vorführen zu lassen
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Montag, 26. Oktober 2020
Kein Platz
Hier ist es aktuell ein wenig anstrengend und ich bin mit allerlei anderem Kram beschäftigt, so dass ich grade keinen freien Platz im Kopf habe, um fröhlich über dies und das zu plaudern.
Gibt so Zeiten, gehen auch wieder vorbei, aber heute noch nicht
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Montag, 26. Oktober 2020
Die zweite Welle
Knapp acht Monate ist es her, dass Corona angefangen hat.

Jeder hat den Lockdown ja irgendwie selber erlebt, ich zum Beispiel habe die Zeit mit meiner Freundin verbracht und gar nicht so wirklich realisiert, dass es einen echten Lockdown gab. Klar, es gab irgendwie Regeln mit Reisen und Abstand zum Wohnort, aber da hatte ich schon für mich entschieden, dass ich mich von sowas nicht aufhalten lassen würde, wenn ich denn was machen will.
Ich wollte allerdings nichts machen, weshalb der Lockdown für mich nicht wirklich existent war.

Jetzt sind wir ein über ein halbes Jahr später dran, können nicht nur als Regierung und Wissenschaft auf die Erfahrungen zurückblicken, sondern auch als Gesellschaft.
Wie gehen wir damit um, was wird kommen?

Sind wir schlauer?

Die Hamsterkäufe scheinen schon wieder einzusetzen, also Tendenz eher nein.
Allerdings ist die Börse nicht wieder in den Keller gerutscht, also vielleicht ja doch (auch wenn es mich da gar nicht so gestört hätte, wenn die Leute etwas panisch werden würden, ich hätte grade wieder Lust zu investieren).

Was mich fasziniert, ist dass Corona wie Geschichtsschreibung im Zeitraffer ist. Tiefgreifende Veränderungen, sowas wie der Fall des Eisernen Vorhangs oder die Gründung der EU, gingen gesamthistorisch betrachtet relativ schnell, aber doch zu langsam, als dass man sie als einen emotionalen Brocken erfassen könnte.
Jetzt allerdings kann man zurückschauen und hat einen Umfang von mehreren Jahren Historie, gepackt auf ein knappes Jahr. All die Erinnerungen und Gefühle sind noch frisch genug, dass man sich hinsetzen und neu kalkulieren könnte, wie man jetzt den zweiten Lockdown angehen wird.

Was ich auch einen spannenden Vergleich finde, ist die Flüchtlingskrise von 2015. Am Anfang noch vom größten Teil der Bevölkerung vollen Herzens unterstützt, kommen nach und nach immer mehr Hetzer, Verschwörungstheoretiker und (in der großen großen Mehrheit) einfach nur Idioten ans Sprachrohr und übernehmen die Debatte und die gesellschaftliche Stimmung. Erst die Willkommenskultur, dann die AfD; erst das Einhalten der Quarantäneregeln, jetzt die Hobbystatistiker und "Maulkorb!"schreier.

Es wird wirklich sehr spannend, wie es weitergeht. Man würde ja denken, dass zwanzigzwanzig irgendwann mal sein Pulver verschossen hat, aber US Wahl gibts ja auch noch, mit allem was da folgen kann.

Zum Glück kann ich alles von zuhause aus in Ruhe betrachten, Klopapier ist noch da.

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