anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 8. August 2020
Sternegucken
Wir gucken Sterne, schon seit einiger Zeit, aber es gibt ständig was Neues zu entdecken.
Sternschnuppen natürlich aber auch Satelliten und was sonst eben noch so blinkt und blitzt am Himmel.
Sehr faszinierend, deshalb auch heute keine Zeit für mehr Text
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Freitag, 7. August 2020
Keine Zeit
Wir grillen.
Beim Onkel.
Da gibt‘s Bier und Obstler.
Das ist toll und lecker aber nicht gut fürs Bloggen.
Man kann halt nicht alles haben
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Donnerstag, 6. August 2020
Das Hasemobil
K ist wieder da und ich bin sehr glücklich.
Ich tauge nicht als Einzelmensch, insbesondere dann nicht, wenn ich alleine mit anderen Menschen zusammen bin.
Hört sich seltsam an, aber wenn ich länger mit anderen Menschen zusammen bin, fällt mir regelmäßig auf, wie schwer es mir fällt, ein guter Mensch zu sein.
Wenn ich wählen kann, ob ich Dinge alleine und unabhängig mache oder gemeinsam mit anderen, auf die ich dann aber nach deren Regeln Rücksicht nehmen muss, ist es mir immer und grundsätzlich lieber, Dinge alleine zu machen. Ich bin am besten darin auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen, wenn ich ihnen einfach aus dem Weg gehe.
Alles andere wird zu einem immer größer werdenden Berg an schiefgelaufenen Kommunikationen und es gelingt mir nicht, das zu verhindern. Ich meine, es gelänge mir grundsätzlich natürlich schon, das zu verhindern, aber dann fühlt es sich für mich an wie im Job. Und das verweigere ich privat einfach.

Im Job reagiere ich üblicherweise nie spontan, sondern in aller Regel sehr kuratiert und überlegt. Im Job gebe ich mir viel Mühe, die Menschen, mit denen ich zu tun habe, jeweils genau so zu behandeln, dass sie anschließend möglichst gut ihre Arbeit erledigen, entweder genau das tun, was ich möchte oder sich zufrieden und motiviert fühlen und selbstständig weiterarbeiten, dabei ist es völlig unerheblich, wie ich persönlich mich dabei fühle, ich mache meinen Job nicht zu meiner persönlichen Selbstverwirklichung, sondern meine Zielvorgabe ist maximale Effizienz.

Aber genau deshalb ist es mir so wichtig, in meinem privaten Umfeld nicht auch noch dauernd auf irgendwelche Befindlichkeiten anderer achten zu müssen, privat möchte ich gerne einfach nur so sein, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen, ohne jedes Wort erst angemessen zu gewichten und vor allem möchte ich gerne genau das sagen dürfen, was ich meine und ich will es in dem Tonfall sagen, der mir dabei spontan einfällt. Wenn Dinge daneben gehen oder falsch gelaufen sind, ist das kein Beinbruch, aber es ist ärgerlich - und ich will sagen, dass ich es ärgerlich finde. Weil ich mich ja auch wirklich spontan ärgere, dann sage ich, dass ich das blöd finde und dann ist die Sache für mich erledigt. Ich suche weder nach einem Schuldigen noch will ich die Sache selber diskutieren, es ist halt vergossene Milch, blöd, aber kann passieren, das einzige, was mich wirklich interessiert, ist Vorbeugung für die Zukunft.
Wenn ich sage, dass ich das jetzt grade nicht gut fand, dann möchte ich damit vor allem eine Wiederholung verhindern. Wenn da ansonsten noch nie drüber geredet wurde, kann es deshalb gar kein Vorwurf gegenüber irgendjemandem sein (aus meiner Sicht), weil das ja bisher noch niemand wusste. Interessanterweise fühlen sich die allermeisten Menschen aber persönlich angegriffen, wenn ich sage, was mir nicht passt und das wiederum finde ich enorm anstrengend. Insgesamt fühle ich mich dadurch in einem permanenten Rechtfertigungsdruck, der aber auch aussichtslos ist, denn, wenn ich mich rechtfertige und versuche, das gesamte Verhalten zu diskutieren, endet es mit dem Vorwurf, dass man mit mir nicht diskutieren könne, weil ich jeden an die Wand quatsche.
Ja, wtf - aus genau dem Grund finde ich es einfach nur ermüdend, anstrengend und nicht sehr erstrebenswert mit anderen Menschen zusammen zu sein, ich habe kein Talent dafür.

Heute klingelte der Gasableser, C hat ihm die Tür geöffnet, es wurde der Gaszähler abgelesen und dann ist der Mensch wieder gegangen. Als ich C zwei Stunden später fragte, wer da denn heute Vormittag geklingelt habe, sagte sie: "Der Gasableser." und ich reagierte einfach nur superspontan mit "Ach Du Kacke, dann haben wir jetzt wohl ein Problem." um aber auch SOFORT, quasi noch im selben Atemzug nachzuschieben: "Du kannst da gar nichts für, das ist komplett allein mein Problem."

Erklärung: Weil ich wusste, dass die Gaspreise steigen, habe ich bei der letzten Ablesung im Februar mal sehr großzügig den Zählerstand nach oben aufgerundet. Ich habe also schon Gas bezahlt, was ich noch gar nicht verbraucht habe, das aber mit dem niedrigen Gaspreis, der bis zum 31.1. galt. Ich fand mich enorm tricky und bis zur nächsten Ablesung im Winter ist das ja locker alles wegverbraucht.
Dass die jetzt aber im Sommer auch ablesen, wegen USt-Wechsel und Zwischenabrechnung, das hatte ich nicht bedacht und jetzt haben die heute einen Zählerstand abgelesen, der niedriger ist als der Zählerstand im Februar. Das wird ein Erklärungsproblem, fürchte ich.
C hat heute einfach zu 100% gar nichts verkehrt gemacht, es ist absolut logisch und richtig, den Zählermenschen den Zähler ablesen zu lassen, wenn er klingelt. Den Fehler habe ich gemacht, ich hätte daran denken sollen und schon einen Zettel mit dem passenden Zählertand paratlegen können, dann wäre nix passiert. Habe ich aber nicht, weil ich da nicht dran gedacht habe. Darüber habe ich mich geärgert und deshalb habe ich das gesagt, was ich gesagt habe.

Dass sich C dann von meiner spontanen Reaktion verletzt gefühlt hat, ist ihr gutes Recht - und mich nervt diese Mimosigkeit, der ich nicht gewachsen bin. Zumindest nicht privat und wenn ich einfach nur spontan reagiere.

Das war jetzt nur ein Beispiel von vielen, alle anderen waren extrem ähnlich - und ich bin müde.
Ich bin müde und erschöpft und ausgelaugt und mag nicht mehr mit Menschen umgehen, die sich von mir ständig verletzt und gedemütigt fühlen, obwohl ich das nicht im Entferntesten beabsichtigt habe.

Meine Stimme ist zu laut, mein Ton zu schrill, die Worte zu scharf - irgendwas ist immer und ich kann nichts davon ändern, außer ich schalte um auf Büromodus und nehme meine eigene Persönlichkeit vollkommen raus und konzentriere mich nur noch auf die anderen.
Das könnte ich tun, dafür fehlt mir aber grade die Energie.
Mein Bein tut weh und schränkt mich enorm ein, in dem Zustand auch noch auf die Empfindlichkeiten von anderen einzugehen, nur damit die sich wohlfühlen und gute Laune haben, wäre ein hehres Projekt für einen guten Menschen, ich bin nur leider kein guter Mensch.
Meine eigene Bequemlichkeit, mein eigener Komfort sind mir tatsächlich wichtiger als das Seelenheil anderer Menschen und mit lästigen Schmerzen und erhöhter Immobilität umgehen zu müssen, lässt wenig Spielraum für weitere Verzichte auf andere Komfortpunkte. Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Befindlichkeiten, die mir eh komplett fremd sind, Rücksicht nehmen zu müssen.

Vielleicht ist das aber auch der Grund, weshalb ich mit K so zufrieden bin, denn bei ihm gelingt mir der private Umgang ohne Probleme, oder vielleicht sollte ich es andersherum ausdrücken: Er ist einer der ganz wenigen Menschen, der mir nicht übelnimmt, wenn ich bin wie ich bin.
Er fühlt sich von mir weder ständig angegriffen noch beleidigt oder provoziert, er nimmt mich so an, wie ich bin und das genieße ich sehr.

Die letzten drei Tage habe ich mich deshalb schon sehr einsam gefühlt, aber jetzt ist es sofort wieder besser. Immerhin weiß ich jetzt, dass es wenigstens einen Menschen auf der Welt gibt, der von mir nicht verlangt, ständig auf Zehenspitzen und nur verlogene Floskeln flüsternd um ihn herumzutanzen.

Weil ich mich hier im Haus nicht mehr wohl gefühlt habe, habe ich heute Nachmittag einen Ausflug zum Onkel gemacht - der Onkel lebt sowieso in einer eigenen Welt, bei dem schalte ich automatisch auf "Betreuungsmodus", hier gibt es also keine Kommunikationsprobleme, weil meine Erwartungshaltung eine andere ist.
Zum Glück gibt es ja noch das Hasemobil*, was der Vater vor fünf Jahren bekommen hat, als er sich die Hüfte gebrochen hatte, damit bin ich wunderbar mobil und kann im Grunde dann ja doch wieder alles alleine


*Das Gefährt heißt bei uns "Hasemobil", weil man die Geschwindigkeit von Schildkröte bis Hase regulieren kann. Mein Vater fuhr stets auf Hase, was auch sinnvoll ist, denn bei einer Hasenhöchstgeschwindigkeit von 6km/h ist es immer noch weit weg von schnell.
Aber immerhin, es fährt, elektrisch, umweltfreundlich und vor allem gipsfußfreundlich
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Dienstag, 4. August 2020
Wundgescheuert
Gute Tage, weniger gute Tage, es wechselt sich so ab. Heute fand ich den Tag eher anstrengend und weniger produktiv, vor allem tat mein Bein mehr weh. Der Außenknöchel am Sprunggelenk schubbelt am Gips und mittlerweile fühlt es sich an, wie wenn man zu lange einen schlecht sitzenden Skistiefel trägt. Das macht unleidlich und es ist schwer, fröhlich zu sein, weil ich die ohnehin schon sehr eingeschränkte Bewegung freiwillig noch mehr einschränke, bloß nicht das Bein bewegen, auch nicht umlagern. Das schubbelt nur unnötig, was sich vermeiden lässt, wird vermieden.

K will Donnerstag+Freitag Homeoffice machen und am Mittwochabend nach dem Büro zusammen mit N wieder nach Borkum kommen, da freue ich mich drauf
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Montag, 3. August 2020
Ein bisschen Müssen ist nicht schlecht
Heute ist Montag und wie sagt ein Freund gerne zu Montagen: Achtung, diese Tage können Spuren von Müssen enthalten.

Ist schon lustig, wie sich sowas auswirkt.
Ich habe grade nicht nur Urlaub, sondern bin wegen kaputtem Bein auch noch krankgeschrieben, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, nach dem verbummelten Wochenende sei heute mal wieder Schreibtisch sehr löblich und so führten die Spuren von Müssen heute dazu, dass ich doch wirklich fast meine eigene Steuererklärung fertiggestellt habe.
Ich bin zutiefst erstaunt, von dem Energieschub, der mich da heute erfasst hat, und das obwohl ich grade erst frisch eine wunderbare Fristverlängerung für meine Steuererklärung ausgehandelt hatte. Denn selbstverständlich kann man mit gebrochenem Fuß seine Steuern nicht pünktlich erklären, so legte ich dem Finanzamt schlüssig dar, aber dann ging es heute plötzlich doch und jetzt weiß ich auch nicht.

Nun, dann schauen wir mal, wie sich das alles entwickelt, insgesamt bin ich mit dem heutigen Montag aber schon mal recht zufrieden

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Montag, 3. August 2020
Fotos und Erinnerungen
CW erzählte gerne die Geschichte von seinem Onkel Ewald, der mit seiner Frau Marie eine Rundreise durch Italien gebucht hatte und am letzten Tag wurde ihnen der Fotoapparat geklaut, mitsamt Kameratasche, in der auch die vollgeknipsten Filme der Reise steckten.
"Und jetzt haben wir kein einziges Foto, von der ganzen Reise nichts gehabt."
 
Als ich neulich auf der Bank saß und aufs Meer guckte, konnte ich einem Menschen zuhören, der ausführlich über den irren Fotowahn der Leute schimpfte. Die Leute würden alles nur noch fotografieren, immerzu und ständig und dabei gar nicht mehr das genießen, was sie grade sehen, weil nur noch die Fotos wichtig sind, nicht mehr das reale Erleben.
Herr Buddenbohm verlinkte dazu neulich einen Rant in der TAZ, es scheint also grade mal wieder schick zu sein, über den neumodischen Kram zu schimpfen, der die Menschen oberflächlich und genussresistent werden lässt.
 
Ich musste dabei an den neumodischen Onkel Ewald denken, dem das schon vor fünfzig Jahren so ging. Die gesamte Reise war nutzlos geworden, weil er sie anschließend nicht in einem Diaabend präsentieren konnte.
 
Mir geht das häufiger so, dass ich das Schimpfen der Menschen über die digitalen Entwicklungen, insbesondere Smartphones, die für einige Menschen ja nach wie vor echtes Teufelszeug und Verderbnis bringendes Unheil symbolisieren, richtig niedlich finde, weil ihr Geschimpfe fast wortgleich dem Gerantere der Menschen in meiner Jugend entspricht, die mir eine düstere Zukunft prognostizierten, weil ich immer und ständig ein Buch vor der Nase hatte und deshalb viel zu wenig Lust zeigte, draußen mit anderen Kindern zu spielen, mich einfach nur mal nett zu unterhalten, in der Schule vernünftig aufzupassen oder abends im Bett pünktlich einzuschlafen.

Ich glaube, es gibt viele Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass nur Menschen, die permanent aktiv und offen zugewandt mit anderen Menschen kommunizieren und sich körperlich betätigen und sich niemals eigenbrötlerisch zurückziehen, um sich mit ihren einsamen Solointeressen zu beschäftigen, dass nur solche Menschen das Glück im Leben finden und das auch nur hier das echte Glück überhaupt zu finden ist.

Wer sich nur mit der virtuellen Welt beschäftigt (früher waren das Bücher, heute sind das Smartphones) der lebt halt nicht richtig und ist mit hoher Sicherheit dem Untergang geweiht.

Ich sehe das naturgemäß etwas anders, erstens, weil ich immer noch nicht an meiner Eigenbrötlerei eingegangen bin und zweitens weil ich exakt der gegenteiligen Meinung bin.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die wahren Abenteuer im Kopf stattfinden,



und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.

Ich finde es deshalb auch ganz herrlich, dass es heute so ungemein einfach ist, jederzeit und in jeder Situation mal eben ein Foto machen zu können, um sich eine Gedankenstütze mitnehmen zu können. Für mich ist der digitale Fotoapparat im Handy das wichtigste Teil an dem ganzen Gerät und ich nutze ihn viel und gerne.
Nicht um andere zu beeindrucken, sondern in allererster Linie für mich selber. Und ein bisschen für die Menschen um mich herum, mit denen ich dann einzelne Erinnerungen teile.
Die Fotos meiner Vergangenheit sind wie Energiexplosionen beim Erinnerungssurfen.

Ich habe heute meine Fotos sortiert, wunderbare Arbeit, wenn man eh ans Haus gefesselt ist - und es hat einen Höllenspaß gemacht. Wie viele schon leicht ins Halbdunkle abgetauchte Erinnerungen ich wieder hervorgeholt habe, einfach toll. Hätte ich all diese Momente nicht als Foto festgehalten, wären die Bilder in meinem Kopf nach und nach verstaubt und ich wäre ständig unterwegs auf der Suche nach neuem Input. Wie entsetzlich anstrengend. Und wie ermüdend.
So reicht mir ein Foto und der gesamte Tag ist wieder auferstanden.
Oder auch eine ganze Geschichte.

Unter anderem habe ich die Fotos von unserem Ausflug nach Marokko noch mal durchgesehen und sofort stand die gesamte Reise wieder wie grade frisch erlebt ganz aktuell und neu in meinem Kopf parat.

Wir sind 2009 mal für eine Woche nach Marokko geflogen, vier Maschinen aus dem Fliegerclub waren gemeinsam unterwegs. Wir waren zu viert in einer Maschine, C und J waren dabei, und K musste die gesamte Tour alleine fliegen und funken, ich hatte damals noch keine Funkerlizenz.
Wie abenteuerlich das wirklich war und vor allem welche Fliegerleistung K damals abgeliefert hat, kann ich eigentlich erst heute richtig beurteilen, heute habe ich 11 Jahre mehr Flieger- und Funkererfahrung und bin sehr froh, dass ich das Abenteuer jetzt wirklich nur noch im Kopf erleben muss. Aber es war toll.



Oben links sieht man eine marokkanische Fliegerkarte. Wenn man weiß, wie normalerweise Fliegerkarten aussehen, zuckt man schon leicht zusammen, wenn man jetzt noch weiß, dass man diese Karte weder vor noch während der Reise kaufen konnte, sondern wir haben sie im Tower in Al Houceima an der Wand hängen sehen und dann abfotografiert, was verboten war, aber die einzige Chance, um überhaupt an eine Fliegerkarte mit den dort abgedruckten wichtigen Infos für Meldepunkte und Funkfrequenzen zu kommen, wenn man das also mal gleich als Ausgangsinfo für den gesamten Charakter der Reise nimmt, dann kann man sich in etwas vorstellen, wie fröhlich und unbekümmert frei improvisierend wir da alle durch die Gegend geflogen sind.
Aber es war lustig.



Für den Hinflug haben wir zwei Tage gebraucht, am ersten Tag über die Alpen bis Empuriabrava im Norden von Spanien. Dort haben wir übernachtet und stellten am nächsten Tag fest, dass K leider, leider den Hauptschalter unserer Maschine angelassen hatte, was bedeutete: Batterie leer. Empuriabrava ist jetzt kein Großflughafen mit Werft, also konnten wir die Batterie dort nicht laden. Flugzeuge kann man zwar nicht anschieben wie Autos, aber man kann den Propeller anreißen (ist allerdings ungleich gefährlicher, weil, wenn der Propeller anspringt, sollte man unbedingt den Arm vorher weggezogen haben).
Das Anreißen gelang aber ohne Verletzung, wir flogen anschließend weiter bis Almería, konnten dort noch mal tanken, die Batterie aufladen und den Kindern eine Gelegenheit geben, beim Warten auf das Aufladen ausführlich auf dem Flugfeld rumzutollen. Am Abend kamen wir dann recht spät in Al Houceima in Marokko an. Geplant war das anders, aber es stellte sich heraus, dass wir zwingend über Al Houceima einreisen müssen, weil das damals seit neuestem der vorgeschriebene port of entry für EU-Ausländer war (ist?).

Zwar ist Englisch offiziell die internationale Fliegersprache - aber nur in der Luft. Am Boden sprach das in Marokko natürlich niemand. Zum Glück sprechen in Marokko aber alle recht brauchbar Französisch, ich habe uns da also fröhlich radebrechend durchgedolmetscht* und durch Zufall für den Leiter unserer Truppe den perfekten Job angegeben. Da ich nicht wusste, was "Beamter" auf Französisch heißt, habe ich einfach gesagt, er wäre "ministre d'État" - was sofort die gesamte Truppe der marokkanischen Grenzpolizei strammstehen und salutieren ließ.
*Ich spreche recht fließendes "Gassenfranzösisch", was ich eben wirklich nur vor Ort auf der Straße bzw. durch einen Schüleraustausch von einer gleichaltrigen Französin gelernt habe, mit so Feinheiten wie Grammatik oder gewählten Schulfranzösisch-Ausdrücken habe ich mich dafür nie aufgehalten.

Nach dem sich in Al Houceima also blitzartig flüsternd die Kunde von dem hohen Besuch aus Deutschland, der "très privé" jetzt dringend für sich und seine Entourage ein Hotelzimmer brauchte, verbreitet hatte, klappte das alles vorzüglich.
Wir landeten in einem Hotel, das offiziell noch gar nicht eröffnete hatte, waren also die einzigen Gäste, was uns natürlich vor allem wegen der "securité" sehr gut gefiel und wurden fürstlich bewirtet. Das war witzig.

Der Weiterflug nach Fès am nächsten Tag wurde nicht gestattet, weil der König grade in Fès war und dann ist der gesamte Luftraum komplett für alle Maschinen gesperrt.
Also flogen wir nach Meknes, mittlerweile kam es ja auch nicht mehr drauf an.



Dort wohnten wir in einem wunderschönen Hotel mitten in der Altstadt, liefen durch den Souk und wenn ich die Bilder sehe, sind auch sofort alle Gerüche wieder da.

Was mir aber am eindruckvollsten in Erinnerung geblieben ist, war das Essen.



Als wir am dritten Tag Marokko ein McDov-Geschäft entdeckten, waren die Kinder und K sofort total begeistert und stellten fest, dass es trotz der seltsam arabisch angehauchten Burgerauswahl dort das beste Essen ganz Marokkos gegeben hätte. So ganz konnten sie sich nämlich mit der typischen Landesküche nicht anfreunden.
Bis auf den Obstsalat, der war wirklich überall ganz hervorragend und so lebten die Kinder im Wesentlichen von Obstsalat und McDov in Marokko, es ist ihnen bekommen.

Der Leiter unserer Truppe (Dietmar) hatte irgendwann mitbekommen, dass die Kinder überall immer einen ganz wunderbaren Obstsalat bekamen und als am letzten Tag in Marokko nur die Erwachsenen abends in ein empfohlenes Restaurant zum Essen ausgingen, bestellte sich Dietmar auch Obstsalat - und hoffte natürlich auf so ein toll zusammengeschnipseltes Obstcomposé, wie er es bei den Kindern immer gesehen hatte.
Nun, was er bekam sieht man auf dem oberen Bild, ich bin vor Lachen fast unter den Tisch gefallen, aber sehr offensichtlich war dieses Restaurant nicht auf Obstsalat für Kinder eingestellt.

Als wir live und aktiv vor Ort auf dieser Reise unterwegs waren, fühlte es sich eigentlich immer nur wie ein sehr improvisierter Ausflug mit witzigen Einzelherausforderungen an, das echte Abenteuergefühl entsteht erst im Nachhinein, im Kopf, wenn man die Bilder sieht und die Reise noch mal nacherlebt. Es gab wahrlich viele schräge Momente. Eine Pilotin bekam unterwegs einen hysterischen Nervenzusammenbruch und weigerte sich, in der kleinen Maschine weiterzufliegen, sie bestand auf Lufthansa, was bedeutete, dass wir sie erst mal zu einem Flughafen transportieren mussten, wo Lufthansa überhaupt abflog.
Überhaupt die gesamte Luftnavigation quer durch/über Marokko war komplett abenteuerlich. Wir sind noch bis Essaouira am Atlantik geflogen und von dort quer übers Land und über den Atlas wieder nach Al Houceima und von dort zurück nach Europa.
Und das alles nur mit einer abfotografierten Karte. Das darf man eigentlich gar nicht erzählen, deshalb liebe Kinder: Auf keinen Fall nachmachen
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Sonntag, 2. August 2020
Heute mal Pause
Hier gibt’s grade nix Neues
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