anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 11. März 2020
Brot und Hoffnung
Das mit der Brotreservierung hat wunderbar geklappt, obwohl ich heute erst nach 20h bei Lidl war, wartete dort ein Brot für mich, sehr gutes system.

Sonst war heute nur Büro ohne Besonderheiten. Wir haben nächste Woche wieder Aufsichtsrat und die Vorlagen müssen fertig werden, es ist also alles leicht hektisch und ich rege mich mal wieder über das grottige Deutsch des nun endlich scheidenden Geschäftsführungskollegen auf.
Aber es ist das letzte Mal, er wird auf dieser Sitzung verabschiedet und ich hoffe nur, dass wirklich nichts mehr dazwischen kommt und er dann weg ist. Eigentlich gibt es dafür überhaupt keine Wahrscheinlichkeit, also ich meine, dass er nicht ins Mutterhaus wechselt und doch bei uns bleibt, aber in solchen Dingen entwickele ich einen großen Aberglauben und will mich auf keinen Fall schon freuen, bevor es wirklich endgültig sicher ist.

Seit genau einem Jahr ist er schon mehr fürs Mutterhaus tätig als für uns, aber offiziell ist er halt noch bei uns in der Geschäftsführung und das macht die Dinge so kompliziert. Er ist halt formal noch zuständig und man kann ihn nicht einfach übergehen, dabei wäre es für alle Beteiligten so viel besser gewesen, er wäre schon vor einem Jahr verschwunden. Einfach komplett, zack, weg und wir hätten improvisiert und die Situation neu organisiert und alle Kollegen hätten sich angestrengt und wären motiviert gewesen.
So aber hing sein Geist noch wie ein Zombie bei uns in der Geschäftsführung und paralysierte alle. Niemand hat etwas gegen ihn unternommen, ich auch nicht, ich gebe es ja zu, weil ich dachte, keiner will Ärger, dabei wäre das genau das richtige gewesen. Einmal richtig Ärger, einmal alles richtig eskalieren lassen - und dann aufgeräumt und mit geklärten Linien neu aufbauen, aber wer traut sich das schon, wenn sich weder der Chef erster Ordnung bewegt noch die Mannschaft dadrunter Anzeichen einer Meuterei zeigt. Wenn sich immer alle auch mit wirklich schrecklichen Situationen arrangieren und nicht dagegen aufbegehren - genau dann kommen solche Menschen, wie dieser Geschäftsführungskollege mit seinem egoistischen, ungerechten und insgesamt einfach nur extrem unangenehmen Verhalten durch.

Jetzt, wo er sozusagen weg ist, jetzt trauen sich die Leute ganz langsam und in geschütztem Umfeld von seinen Widerlichkeiten zu erzählen - und ich frage mich, warum sie sich das alle solange haben gefallen lassen.
Ich habe mich gewehrt, wenn er in meinem Bereich übergriffig wurde und habe meine Mitarbeiter vor ihm geschützt, aber ich nahm an, so ein widerliches Verhalten hat er halt nur meinen Mitarbeitern gegenüber, weil das seine Form des Machtkampfs gegen mich ist. Ansonsten habe ich mich nicht weiter um seinen Bereich gekümmert und schäme mich jetzt ein wenig dafür. Denn erst jetzt kommt raus, dass er sich seinen Mitarbeitern gegenüber genauso entsetzlich verhalten hat und das macht mich völlig sprachlos. Wie kann ein Mensch nur so ein Arschloch sein? Nur negativ, nur misstrauisch, immer auf Verteidigung gepolt, kein Fitzel Team, nur Macht und totale Kontrolle. Was für ein widerlicher Wurm.

Solange sein giftiger Geist noch mit seinem Zombieatem durch unsere Büros weht, solange traut sich noch niemand, wirklich tief durchzuatmen und Schwung zu holen - aber bald, Ende nächster Woche, da ist Vollmond und dann wird er mit einem silbernen Pfahl für immer ans Mutterhaus gekettet.
Dann sind wir frei - und dann lernen wir wieder zu atmen und zu arbeiten
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Mittwoch, 11. März 2020
Arbeitsdurcheinander und Brotreservierung
Das war wieder ein langer Bürotag heute und irgendwie gelingt es mir im Moment nicht, schneller oder produktiver und pausenfreier zu arbeiten, um dadurch früher Schluss machen zu können, weil ich mich ständig zwischendurch selber ablenke, abgelenkt werde oder mich ablenken lasse und so sehr viel Zeit mit Kram vertrödel, der eigentlich gar nicht nötig wäre oder wenn, dann zu einem ganz anderen Zeitpunkt und mit viel geringerer Priorität.
Oberste Priorität hatte aktuell ein Selbstbewertungsgutachten, was ich für das Mutterhaus erstellen muss, die müssen in ihrem Einzelabschluss nämlich wissen, ob sie ihre Beteiligung an unserem Unternehmen zu- oder abschreiben müssen.

Gutachten zur Unternehmensbewertung sind ja nun etwas, das ich grundsätzlich nur mit sehr spitzen Fingern anpacke. Ich weiß, wie das funktioniert, ich kann das rechnen und ich kann das Gerechnete mit schicken Wörtern auch textlich begründen - aber ernst nehmen kann ich es nicht.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich so ein Gutachten selber erstellen kann, denn das ist nicht gut für die Ehrfurcht, weil man ja weiß, wie das Ergebnis entstanden ist. Die erste Frage, bevor man ein Gutachten erstellt, geht nämlich an den Gutachtenauftraggeber und lautet: Was soll denn rauskommen? - Und das kommt dann auch raus.

Dieses Jahr kamen rund 200 Mio. zu viel raus, hätte ich dieselben Rechenwege und Bewertungsansätze gewählt wie letztes Jahr, also war Kreativität gefragt, an welchen Schrauben man drehen kann, um den Wertansatz runterzurechnen und dann noch mehr Kreativität, um dafür auch noch eine passende Begründung zu finden.
200 Mio. sind leider eine Menge, wir sind schließlich kein börsennotiertes Daxunternehmen, so dass ich mich bei den Begründungen für die geänderten Bewertungsmethoden schon arg verbiegen musste und habe dabei diverse rhetorische Salti hingelegt, die der Leiter Beteiligungen aus dem Mutterhaus nur trocken kommentierte mit: "Meine Güte, Sie lügen sich ja was in die Tasche." - Aber der war auch voreingenommen, der hatte schließlich das Ergebnis bestellt.

Wie auch immer, gestern hatte ich dieses Gutachten schließlich im Entwurf fertig, es wurde heute dann noch ein wenig nachpoliert und geschliffen und musste schließlich nur noch im Original bereinigt, gestempelt, geöst und unterschrieben auf den Weg gebracht werden. Bedingt durch 1001 andere Wichtig- und Unwichtigkeiten gelang mir das erst heute Abend um 20.10h.

Dies nur als Beispiel, dass sich manchmal Arbeiten, die in Summe nicht länger als maximal eine Stunde brauchen, über den ganzen Tag verteilen und am Ende dazu führen, dass ich erst nach 20h aus dem Büro rauskomme.

Ich muss da etwas dran ändern, weiß nur noch nicht, was.

Dafür habe ich auf der Rückfahrt vom Büro noch einen genialen Geistesblitz gehabt. Ich habe mir nämlich gedacht, ich suche mir mal den Niederlassungsleiter unseres Lidlmarktes hier in Greven und überzeuge ihn davon, dass er mir künftig regelmäßig mein Lieblingsbrot reserviert, so dass ich nicht jedesmal brotlos den Laden verlassen muss, nur weil ich schon wieder zu spät dran war, mit meinem Einkauf. Unser Lieblingsbrot ist nämlich üblicherweise ausverkauft, wenn man erst nach 18h zum Einkaufen kommt und wir haben schon eine Menge schräge und skurrile Verrenkungen und Einkaufstouren unternommen, um doch noch ein Brot zu ergattern, bevor es mal wieder wegverkauft ist. Dass ich mir das aber vielleicht auch einfach reservieren lassen könnte, das fiel mir erst heute Abend auf der Fahrt nach Hause ein, weil ich um 20.30h ziemlich sicher davon ausging, dass ich mein Brot nicht mehr bekommen würde, aber trotzdem bin ich den Lidl natürlich noch angefahren, weil, nur wer aufgibt, hat endgültig verloren.

Und genau so passierte es dann auch, mit der Abweichung, dass der Marktleiter eine Frau war und sie sofort vollstes Verständnis für mein Anliegen hatte, ich musste da gar nichts lange erklären oder so.
Morgen Abend bekomme ich garantiert mein Lieblingsbrot bei Lidl, sie legt es mir höchstpersönlich zurück, ich bin ziemlich begeistert von dieser Regelung.

Sonst ist nicht mehr viel passiert, außer dass es noch Tulpen zum halben Preis gab und davon habe ich dann natürlich gleich ganz viele gekauft.

Voilà, es werde Frühling
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Dienstag, 10. März 2020
Dann habe ich halt auch geheult, das fiel am wenigsten auf.
Neue Woche, neues Spiel, neues Glück.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Woche gut werden wird, wobei ich nicht sagen kann, woran ich das festmache, ist eben einfach nur so ein Gefühl.

Die Fakten sprechen allerdings erst mal dagegen: Der gesamte Coronakram wird immer schlimmer statt das nun mal langsam gut ist. Ich merke, wie ich mich selber auch immer mehr von der allgemeinen Hysterie anstecken lasse, in gewisser Weise lässt sich das gar nicht vermeiden. Alle sind bekloppt, da macht man halt mit, damit man nicht so auffällt.

Erinnert mich ein bisschen an Cs Verhalten als sie in der dritten Klasse war und einer ihrer Klassenkameraden einen tödlichen Unfall hatte. Schule und Eltern machten einen dicken Wirbel darum, in welcher Form diese entsetzliche Nachricht an die Kinder weitergegeben werden könne. Es gab eine Telefonkette (das war alles in den Zeiten vor Whatsapp-Gruppen), d.h. ich wurde von einer Mutter vor mir angerufen und umfassend informiert und musste dann die Familie nach mir auf der Liste meinerseits entsprechend informieren.
Die Lehrerin, die die Telefonkette angestoßen hatte, hatte dabei schon an alle Eventualitäten gedacht, d.h. ich erhielt nicht nur die nackten Infos, dass das Kind eben verunglückt ist, sondern auch eine detaillierte Schilderung wie und warum und wie jetzt damit umzugehen sei, welche Möglichkeiten es gäbe, diese Information an mein eigenes Kind weiterzugeben und dass die Eltern morgen auch gerne mit in die Klasse kommen können, wenn sie ihre Kindern in so einer Situation nicht allein gehen lassen wollten.

Ich habe die Dramatik der Situation zunächst gar nicht begriffen, denn ich fand das natürlich für die Eltern des verunfallten Kindes ganz schrecklich*, aber wo sollte das Problem für mein Kind sein? Die zwei kannten sich doch wirklich nur deshalb, weil sie gemeinsam in eine Klasse gingen.

*Für die Eltern war das sogar ganz besonders schrecklich, weil noch eine spezielle Geschichte dahinter stand: Die Eltern hatten nämlich viele, viele Jahre vergeblich versucht, ein Kind zu bekommen und schließlich, als die Frau schon über 40 war, glückte es dann doch mit der xten in vitro fertilisation und sie bekamen auf den letzten Drücker doch noch ihr Wunschkind. Die langen Jahre des verzweifelten Kindermachens hatten aber wohl die Ehe sehr belastet, auf alle Fälle ließen sie sich scheiden als das Kind sechs war und begannen dann einen Rosenkrieg um das Kind. Die Frau versuchte verzweifelt, dem Vater den Umgang mit seinem Sohn zu verbieten, weil er ihrer Meinung nach nicht gut genug auf das Kind aufpasste. Es gelang ihr aber nicht, der Vater erkämpfte sich ein zweiwöchiges Umgangsrecht und war an einem dieser Wochenenden mit dem Sohn in die Eifel zum Ski- und Schlittenfahren gefahren. Und dort passierte dann der Unfall, das Kind wurde von einer Schneeraupe überfahren. - Ich habe gar keine Worte dafür, wie gruselig ich diese Geschichte für die betroffenen Eltern finde, aber meine Tochter wusste von dem alles nichts und hatte auch nichts damit zu tun.

Ich habe also erst meinen Telefonkettenjob erledigt und die nächste Familie informiert und bin dann zu meiner Tochter gegangen, wo sich folgender Dialog ergab:
A: Sag mal C, du kennst doch den Johannes, nicht wahr?
C: Ne, ich kenne keinen Johannes.
A: Doch, den Johannes Müller, der ist doch bei dir in der Klasse.
C: Ja? Wenn du das sagst. - Nachdenken, dann: Ach, du meinst den Jojo, ja, den kenne ich.
A: Also, das ist so, der Jojo hatte einen Unfall und wird jetzt nicht mehr in deine Klasse kommen.
C: Okay.
A: Genau genommen wird er nirgendwohin mehr gehen, der ist bei dem Unfall nämlich gestorben.
C: Du meinst, der ist tot?
A: Ja, der Jojo ist tot.
C: Cool, dann kenne ich ja jetzt eine Leiche. - Nachdenken, dann: Das ist bestimmt ganz schrecklich für seine Mutter, die macht immer ein fürchterliches Theater um den Jojo, deshalb mag den auch keiner, weil der nix mitmachen kann. Aber vielleicht ist das für ihn jetzt auch besser so.
A: Die machen morgen in der Schule eine Trauerfeier für den Jojo und wenn Du willst, gehe ich da mit dir hin, dann musst du da nicht alleine sein.
C: Was willst du denn da? Du kanntest den doch nun wirklich nicht. Ne, da musst du nicht mitkommen.

Also habe ich sie am nächsten Tag alleine in die Schule geschickt.

Als ich sie am Nachmittag abholte und fragte, wie es denn nun gewesen sei, sagte sie, dass schon ganz viele Leute da waren, als sie in die Klasse kam, vor allem waren fast alle Eltern dabei und alle hätten geheult.
Ich wollte natürlich wissen, was sie dann gemacht hat, und ihre Antwort war: Na, da habe ich auch geheult, das fällt doch am wenigsten auf.

Mich hat das Kind damals enorm beeindruckt, weil sie völlig entspannt und trotzdem ausreichend empathisch damit umging, denn dass das für Mutter des Kindes ganz bestimmt eine schreckliche Sache ist, das hat sie sofort erkannt. Dass sie selber betroffen sein könnte fiel ihr allerdings nicht ein, weil: weshalb? Sie kannte diesen Jojo eben wirklich nur, weil er in ihre Klasse ging und sie schien ihn nicht sehr geschätzt zu haben. Weshalb sollte es deshalb ein Problem für sie sein, dass er nun tot ist? Dabei hatten wir uns in der Familie noch nie über Tod und Sterben unterhalten, es war noch niemand gestorben in unserem Umfeld, so dass das Thema einfach noch nicht vorgekommen war.
Als sie aber begriff, dass plötzlich alle ein dickes Drama darum machten und heulten wie die Schlosshunde, nun, da hat sie eben auch geheult. Perfekt sozialisiert.

So ein bisschen geht mir das jetzt so mit Corona. Wenn sich alle aufregen, nun, dann rege ich mich halt auch auf, das muss jetzt so, scheint's.

Und trotzdem habe ich das Gefühl, die Woche wird gut. Vielleicht weil ich davon ausgehe, dass es am Ende der Woche nicht mehr so schlimm ist wie grade im Moment noch?
Ich weiß es nicht, aber irgendetwas in mir ist positiv gestimmt.
Dabei sind die Börsen heute derart radikal eingebrochen, wie seit der Finanzkrise nicht mehr, mittlerweile sind alle Positionen derart böse im Minus, dass ich schon gar nicht mehr hinschauen mag, weil mich die riesengroßen roten Zahlen nur verschrecken, aber vielleicht denke ich mir auch hier: Es kann doch eigentlich nur noch besser werden, denn für noch schlimmer ist kaum noch Platz.

Nun, wir werden sehen, aber irgendwie finde ich diesen Börseneinbruch schon fast wieder positiv, denn es hing natürlich in der Luft, dass es nicht auf ewig so weitergehen konnte mit den steigenden Börsenkursen. Jetzt ist es passiert, alles wieder auf Anfang, irgendwann (hoffentlich jetzt ziemlich bald) sind wir damit durch, dann starten wir wieder bei den Tiefstwerten in der Finanzkrise und ab dann geht es stress- und sorgenfrei und sicherlich langsam, dafür aber entspannt bergauf. Wenn so ein dräuendes Unheil endlich passiert ist, ist danach wenigstens die Luft gereinigt
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Montag, 9. März 2020
Berlin und Rückfahrt
So, zurück aus Berlin, die Rückfahrt dauerte nur noch 3:20h, verglichen mit der Hinfahrt, auf der wir über 5h unterwegs waren, sozusagen eine Blitzreise, insgesamt bleibe ich aber bei meiner Aussage: Ich finde in der Gegend rumreisen anstrengend und werde das wohl auch nicht mehr verstehen, weshalb es heutzutage schon fast eine Selbstverständlichkeit ist, dass jeder jedes Jahr mindestens einmal, besser aber zwei- oder mehrfach im Jahr irgendwohin in Urlaub fährt.
Gleichzeitig bin ich aber auch kein Maßstab, so viel wie ich zwischen meinen beiden Wohnorten pendele, habe ich jede sonstige Reiseenergie wahrscheinlich schon auf diesen Strecken komplett verbraten.

Was mich im Zweifel am meisten gestört hat, war diese offizielle Philharmonieveranstaltung mittendrin, im Grunde hat die den halben Samstag versaut und man hätte definitiv schönere Dinge tun können, als sich zunächst unsinnig aufzurüschen und dann, als Krönung des Downlights, sich auch noch grässliche Musik anzuhören.
Nun ja, immerhin war diese Einladung der Grund, dass wir uns wirklich endlich mal aufgerafft haben, nach Berlin zu fahren. J wohnt seit anderthalb Jahren dort und ich wollte ihn schon längst mal besucht haben, aber meine eigene Bequemlichkeit konnte ich erst mit so einer zusätzlichen exogenen Verpflichtung austricksen.
Ein bisschen schäme ich mich dafür und wir haben uns fest vorgenommen, in der nächsten Zeit, wenn das Wetter einigermaßen akzeptabel ist, auf alle Fälle nochmal nach Berlin zu reisen, allerdings vorzugsweise mit dem Flieger, ich denke, das sind dann zwei Fliegen mit einer Klappe: K kann endlich mal eine andere Strecke fliegen als immer nur nach Borkum und insgesamt ist das noch mal deutlich schneller als mit dem Auto.

Noch eine Anmerkung zu dem Konzert in der Philharmonie: Im Publikum saß eine (eine einzige) Dame mit Mundschutz, und mich hat das ungemein aggressiv gemacht.
So ein Mundschutz schützt nicht denjenigen, der ihn trägt, sondern er beugt nur einer ungebremsten Virenverteilung durch den Mundschutzträger vor.
Wenn aber jemand meint, er könnte sich eventuell infiziert haben und sei deshalb ein potentieller Virenverteiler - ja verfluchte Harke, dann soll er gefälligst zu Hause bleiben und sich das Konzert live im Radio anhören, denn es wurde live vom RBB übertragen. Sich dann mit einem Mundschutz in ein Konzert zu setzen, finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht witzig.
Wenn die Dame sich aber einbildet, dass sie sich mit dem Mundschutz selber vor irgendwas schützt, dann wäre es vielleicht klüger, sie investiert ihre freie Zeit mal in ein wenig medizinische Aufklärung, statt sich offen als Gefahrenträger zu gebärden und damit andere Leute auch weiter in Panik zu versetzen.

Ansonsten haben wir jetzt den ersten mittelbaren Coronafall in der eigenen Firma: Ein Kollege meldete sich eben per E-Mail, dass seine Tochter am Wochenende von einer Ski-Freizeit aus Norditalien zurückgekehrt sei und jetzt wegen Coronaverdacht unter Hausarrest stehe. Wir haben den Vater natürlich ebenfalls gleich in Quarantäne geschickt - oder wohin auch immer, aber auf keinen Fall soll er morgen ins Büro kommen.
Das wird alles noch ein großer Spaß, nicht, wenn das so weitergeht.

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Bei J haben wir heute noch erfolgreich weiter die Wohnung verschönert, er hat gestern auf meine ausdrückliche Anweisung noch einen Sessel bei Ikea erworben, außerdem ein Regalbrett und ein paar andere Kleinigkeiten, die jetzt alle sehr nutzbringend in seiner Wohnung aufgebaut und installiert sind. K hat noch mehr Löcher gebohrt und die Einstellungen der Fritzbox noch mal adjustiert, ich denke, wir haben die Wohnung richtig gut auf Vordermann gebracht.

Am Nachmittag waren wir dann noch gemeinsam im Alliiertenmuseum, weil das erstens gleich bei Js Wohnung um die Ecke ist und weil zweitens K sagte, er fände das interessant.
Nun, ich fand es, wie ich Museen meistens finde, nämlich eher langweilig. Die Infos, die sie vermitteln, kann ich mir genauso gut im Internet bei Wikipedia und YouTube ansehen und muss dafür nicht unbequem vor schlecht zu lesenden Schautafeln rumstehen, wo ich mir eben diese Infos mühsam Stück für Stück zusammensuchen muss, weil so Schautafeln immer mehrsprachig sind und ich es echt mühsam finde, den passend zusammengehörigen Text in einem Rutsch zu lesen, weil mir ständig genau der gleiche Text, den ich grade gelesen habe, noch mal unterkommt, dann zwar in einer anderen Sprache, was ich aber immer erst nach einigen Sätzen merke, nämlich wenn ich mich wundere, warum da alles doppelt steht.
Und außerdem ist der Gesamttext nicht an einem Stück zu lesen, sondern abschnittsweise passend zu jeder Vitrine angebracht, was halt die Wissensaufnahme unnötig erschwert, finde ich.
So ist das in ganz vielen Museen, ein Grund, warum ich eine größere Abneigung gegen Kulturausstellungen habe.
Die VIP-Karten haben wir übrigens auch nicht benutzt, dafür war keine Zeit.

Im übrigen war meine Reaktion auf Berlin dieselbe, die sie schon immer war: Ich bin froh, wenn ich wieder abfahren kann. Mir ist das da alles too much und vor allem viel zu viel von Dingen, die ich ansonsten gar nicht vermisse, allerdings geht mir das in allen Städten so und Berlin ist davon nun mal keine Ausnahme
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Sonntag, 8. März 2020
Einkaufen, Umräumen, Styling und Konzert
Alles in allem war das ein angenehmer Tag heute, obwohl ich ihn die allermeiste Zeit weit außerhalb meiner gewohnten Komfortzone verbracht habe und der allererste Morgenstart auch nur so semi war.

Es fing damit an, dass ich in einem Hotel übernachtet habe und ich grundsätzlich ja wirklich kein Hotelfan bin. K wollte aber nicht in die Jugendherberge und so gab es halt nur Hotel als Alternative, weil J's Wohnung definitiv keinen Übernachtungsplatz für zwei bzw. drei Leute bietet.
Also Hotel, nun ja, hilft ja nix.
Das Bett war, wie kaum anders zu erwarten, unbequem. Ich schlafe seit fast 30 Jahren in einem Wasserbett, damit versaut man sich die Bequemlichkeit von Hotelbetten enorm.
Dieses hat zudem noch eine breite Besucherritze, an so etwas bin ich ja nun überhaupt nicht gewöhnt. Keine Ahnung, wie man zu zweit zusammen in einem Bett schläft, was eigentlich aus zwei Betten besteht, kuschelig auf alle Fälle nicht. (Oder sehr, sehr kuschelig, aber dann wird mir schnell wieder zu warm, ich bin sehr nöckerig, was die perfekte Schlafumgebung angeht.)
Also, die Nacht war eher nicht so toll, dafür war ich relativ früh wach (kein Wunder.)
Wir waren heute Abend eingeladen in die Berliner Philharmonie, ich hatte also ein gewisses Mindeststyling geplant, unter anderem stand Haarewaschen auf dem Programm und anschließend Lockendrehen.
Früh aufgewacht war praktisch, weil ich dann auch früh Haare waschen konnte. Wenn ich solche Dinge eher im Halbschlaf erledige, finde ich sie nicht ganz so grässlich wie wenn ich alles genau mitbekomme Und Früh aufgewacht heißt ja nicht wirklich wach, normalerweise folgt auf ein "früh aufgewacht" ein "und sofort wieder eingeschlafen". Heute habe ich aber vorher Haare gewaschen. Das war gut und als ich feststellte, dass ich keinen Conditioner eingepackt hatte, war ich noch viel zu müde, um mich deshalb wirklich aufzuregen.

Nach Haarewaschen wieder ins Bett, ein bisschen Internet lesen und langsam wach werden.
Dann aufstehen, anziehen, Haare grob fönen und zusammenbinden (Locken waren erst für den Abend geplant) und Aufbruch zum Einkaufszentrum "Bikini".

Als ich letztes Jahr in Frankfurt auf der Bankenmesse war, habe ich eine Frau getroffen, die eine wunderschöne Handtasche hatte. Mir gefiel diese Handtasche so sehr, dass ich erst eine halbe Stunde hinter der Frau hergeschlichen bin und immerzu die Handtasche bewundert habe, bis ich genug Mut gesammelt hatte, sie anzusprechen und zu fragen, wo sie diese Handtasche gekauft hatte. Nun, Antwort war: In Berlin, im Einkaufszentrum Bikini.
Das habe ich mir gemerkt und seit einem Jahr möchte ich also dringend in dieses Einkaufszentrum gehen und schauen, ob ich dort auch so eine Handtasche finde.

Heute war es soweit, wir fuhren als erstes in das Einkaufszentrum Bikini.
Das ist ein ganz hübsches Einkaufszentrum, es gab auch diesen Handtaschenshop und ich habe auch eine Handtasche dort gekauft, aber leider nicht die, die ich letztes Jahr bei der Frau gesehen hatte, die gab es nicht mehr, aber die, die ich mir jetzt ausgesucht habe, ist auch ganz hübsche - und Wintersale war auch noch, das machte es etwas leichter für mich, Dinge einfach in einem Laden zu kaufen.

Anschließend fuhren wir zu J, da standen diverse Bohrlöcher auf dem Programm und Umräumen wollten wir auch - es war tatsächlich ein sehr erfolgreicher und produktiver Tagesabschnitt, denn K hat nicht nur die gewünschten Löcher gebohrt und Dinge angebracht, sondern wir haben auch gründlich umgeräumt und anschließend eine Einkaufsliste geschrieben, mit der J am Nachmittag zu Ikea gefahren ist - morgen werden wir dann die Abschlussarbeiten erledigen und dann ist Js Wohnung nicht mehr wiederzuerkennen.
Außerdem hat K die Fritzbox ans Laufen gebracht, so dass J jetzt ein hyperschnelles WLAN in seiner Wohnung hat und nicht mehr das hakelige Eduroam benutzen muss. Für solche technischen Sonderarbeiten ist J zu sehr digital native als dass er die Geduld hätte, sich mit komplexeren technischen Themen sorgfältig auseinanderzusetzen, was nicht sofort klappt ist kacke und wird nicht weiter bearbeitet. Deshalb lag die Fritzbox unangeschlossen in der Ecke und wartete darauf, dass K sich darum kümmerte. Ist jetzt also auch erledigt.

Am frühen Nachmittag fuhren wir dann zurück ins Hotel, ich hatte ja noch umfangreiche Stylingarbeiten zu erledigen und um 16.30h war Vorglühen Treffen im Hotel des Einladenden. Mit zunehmendem Alter dauert es immer länger, bis ich mich optisch von einer einfachen alten Frau in eine aufgetrüschelte alte Frau verwandelt habe, vielleicht ist es aber auch nicht das Alter, sondern die immer mehr in Vergessenheit geratende Übung, weil ich da eigentlich überhaupt keine Lust mehr drauf habe.
Aber auch hier galt: Hilft ja nix, Philharmonie ist Philharmonie, und wenn man sich da einladen lässt, dann muss man sich auch auftrüscheln.

Ich war dann insgesamt deutlich schneller fertig als gedacht, so dass wir über eine halbe Stunde Extrazeit gewonnen hatten. Die haben wir genutzt, um auf dem Weg von unserem Hotel zu dem anderen Hotel unterwegs bei Starbucks einzukehren. Ich hatte einen bohrenden Kopfschmerz, weil die gewohnte Tasse Morgenkaffee ausgefallen war und Gegessen hatten wir alle beide auch noch gar nichts. Keine gute Grundlage für einen Champagnerempfang.

Nach einer großen Tasse Kaffee und einem sehr leckeren Sandwich waren wir gerüstet für den Rest des Abends.
Es gab sehr viel Champagner, ein recht nettes flying Buffet mit viel Fisch und außerdem Musik, die mal so überhaupt nicht meine war, aber Sir Simon Rattle macht wenigstens einfach zum Zugucken Spaß und die Musik ging auch vorbei. (U.a. war ein Stück von Beethoven dabei: Christus am Ölberge. - Eigentlich mag ich Beethoven sehr, aber dieses Stück hätte er sich verkneifen können. Und von Richard Strauss gab es ein Konzert in D-Dur für Oboe und kleines Orchester. Ich sag mal so: Auch Strauss wollte sich wohl selber beweisen, dass er nicht nur gefällige Musik komponieren kann.)
Anschließend noch ein wenig geselliges Zusammensein, bei dem ich ja regelmäßig feststelle, wie sehr ich Sozialleben verlernt habe, und zum Abschluss noch ein Spaziergang zurück in unser Hotel, bei dem ich freiwillig und lieber gelaufen bin, als mit einem der hier überall rumstehenden Roller zu fahren.
Ich habe mich natürlich bei diversen Apps/Anbietern registrieren lassen und in Münster habe ich so einen Roller auch schon mal ausprobiert - aber irgendwie macht das deutlich weniger Spaß als erwartet.
Ich bin ja nun bekennender Ungerngeher - aber solange die Entfernungen noch überschaubar sind (und ich nichts tragen muss), also so bis +/- 1,5 km gehe ich tatsächlich lieber zu Fuß als dass ich Lust hätte, mit so einem Roller zu fahren.
Interessanterweise ist mir übrigens den ganzen Tag über kein einziger Rollerfahrer hier in Berlin begegnet, nur die Roller selber, die stehen überall rum.
Seltsam
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Samstag, 7. März 2020
Reise
Ich habe mal wieder festgestellt, dass ich Verreisen grässlich finde. Es geht schon damit los, dass ich dazu Koffer packen muss, was wiederum bedeutet, dass ich heute wissen muss, was ich in drei Tagen anziehen möchte. Wie soll ich das denn wissen?
Außerdem muss ich auch nach an alles denken, was man so braucht, wenn man unterwegs ist. Das stresst mich enorm, weil ich ständig Sorge habe, etwa zu vergessen, weshalb ich vorsichtshalber die drei-zehnfache Menge dessen einpacke, was ich sinnvollerweise überhaupt benutzen könnte, was wiederum K stresst, der meine ausufernden Einpackorgien nur mit Augenrollen begleitet.
Ich kann ihn verstehen, aber immer wenn ich Dinge nach Überlegen vorsätzlich nicht einpacke, weil ich durch Überlegen zu dem Schluss gekommen bin, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ich es brauchen werde, waren es natürlich genau diese Dinge, die ich dann unterwegs schmerzlich vermisste.

Gegen 14h war ich heute mit meinen Nerven fertig, aber ich hatte auch einen Großraumkoffer gepackt für zwei Tage Berlin.

Gegen 15h fuhren wir dann los und die Reise begann mit einem veritablen Stau.
Stau ist ja nun auch nix, was Spaß macht und gewöhnt bin ich an so was auch nicht. Die Straßen, auf denen ich sonst unterwegs bin, sind in 98% der Fälle staufrei, wenn ich also wirklich mal in einem Stau stecke, bin ich auch sofort der Überzeugung, dass die Entscheidung, auf dieser Strecke zu fahren, schon vom Grunde her verkehrt ist.
So wie Verreisen an sich eben auch.

Gegen 20.30h waren wir in Berlin im Hotel. Nach dem Einchecken fuhren wir wieder los, um uns mit J zu treffen, der Sushis besorgt hatte. Wir hatten uns für take away and eat at home Sushis entschieden, weil weniger Stress, was vom Prinzip her auch stimmt. Nur leider gab es Kommunikationsprobleme zwischen J und der Telefonannahme im Sushirestaurant, was dazu führte, dass wir eine gründlich andere Bestellung bekamen als geplant, aber so gab es halt Überraschungssushi, was auch okay.

J beschwert sich seit einem Jahr, dass seine Wohnung nicht richtig gemütlich ist und er dringend eine andere Wohnung haben möchte.
Ich habe die Wohnung jetzt gesehen und glaube, es liegt nicht an der Wohnung....

Wir besprechen die Details morgen, im ersten Schritt habe ich ihn dazu bewegt, ca. 237 Kartons, die er auf Vorrat gesammelt hat, weil es ja immer mal sein kann, dass man einen Karton braucht, also all diese Kartons hat er jetzt entweder in den Papiermüll gesteckt (natürlich unter großem Protest und viel Gejammer) oder er hat sie, seufzend, unter seinem Bett verstaut. Vorher hatte er sie wenig dekorativ auf dem großen Bücherregal gestapelt.
Jetzt findet er das Regal zu leer, aber insgesamt ist die Wohnung sofort schon deutlich gemütlicher, sieht längst nicht mehr so sehr nach Packstation aus wie vorher.

Morgen werden wir also weiter Wohnung umräumen, Löcher bohren und Dinge anbringen, wird bestimmt ein spannender Tag
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Donnerstag, 5. März 2020
Storch und Kohl
Ich bilde mir ja ein, dass ich auch im Dezember noch Störche in den Rieselfeldern gesehen habe, weil ich mir damals auch überlegte, ob das eine Variante ist, um das Bevölkerungswachstum von Afrika wieder verstärkt nach Europa zu holen - wir bieten den Störchen einfach ganzjährig ein derart gutes Leben hier in Deutschland, dass sie die weite Reise nach Afrika im Winter gar nicht mehr machen müssen.
Aber vielleicht waren das auch nur ein paar verwirrte Jungstörche, die verpennt und deshalb das Abflugsignal überhört hatten, auf alle Fälle sieht man jetzt doch deutlich mehr Störche als im Dezember und vor allem, sieht man, dass sie aktuell intensiv mit Nestbau bzw. -reparatur beschäftigt sind. Sieht also so aus, als wären die Alten inzwischen auch zurück aus Afrika.



Gestern bei dem Bankevent gab es als Beilage im Menu u.a. gebackenen Chinakohl, der sehr, sehr lecker war.
Ich habe K deshalb heute vorgeschlagen, dass wir das doch auch mal selber ausprobieren können, also kaufte er prompt Kohl, und auf meinen besonderen Wunsch kaufte er Spitzkohl, den mag ich von allen Kohlsorten nämlich am liebsten, er ist außerdem am verdauungsfreundlichsten*
*vulgo: Man muss davon am wenigsten pupsen.

Als Vorlage hatte ich also den Kohl von gestern im Kopf, der schmeckte wie Ofengemüse, weshalb ich den Spitzkohl heute ähnlich zubereitete: Zunächst halbiert und dann in Drittel geschnitten, wobei der Strunk entfernt wurde, dann alles mit Salz, Pfeffer und Grillgemüsekräutern bestreuen und mit Olivenöl bepinseln, anschließend ca. 40m im Backofen bei 175°C - perfekt.
Als Beilage hatte ich noch eine Portion Quinoa gekocht, insgesamt ein superleckeres Abendessen, das wird es jetzt wohl öfter mal geben.


Sonst ist nichts Spannendes passiert, morgen wird mein Auto repariert, damit ich den Kofferraum wieder öffnen kann, ich mache also Homeoffice - und am Nachmittag fahren wir nach Berlin, ich hoffe, der Wochenendverkehr ist nicht Coronagestört durchgeknallt
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