anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Mittwoch, 29. Januar 2020
Heute keine Zeit
Jetzt ist es schon sehr spät und deshalb besteht dieser Blogeintrag nur in der Erklärung, dass es zu spät ist, um noch einen vernünftigen Eintrag abzuliefern. Ich war erst sehr spät aus dem Büro zuhause und habe anschließend bis jetzt telefoniert, manchmal gibt es also Tage, da bleibt eben wirklich keine Zeit für einen Blogeintrag.
Morgen wieder
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Dienstag, 28. Januar 2020
Reisen, Sparen, Aktien sowie Respekt und Höflichkeit
Sagte ich schon, dass ein Job mit "Reisetätigkeit" nichts ist, was ich auf Dauer ausüben möchte?
Ich glaube, ich erwähnte es bereits, aber ich kann es gar nicht oft genug sagen: Diese blödsinnige Rumfahrerei ist nicht nur ätzend und widerlich, sie ist einfach die Hölle, und ich bin nach Terminen, die in Summe vier Stunden Autofahren am Tag mit sich bringen (zwei hin, zwei her), einfach nur platt, k.o. und entsetzlich schlecht gelaunt und wünsche mir eine akute Eskalation der Klimakrise, damit endlich sinnvolle Alternativen zu dieser blödsinnigen Rumreiserei von Millionen von Menschen erdacht werden.
Warum müssen sich Menschen immer noch live und in echt und körperlich an irgendeinem festen Ort treffen, zu dem dann alle anreisen, wenn sie doch nichts anderes tun wollen als nur miteinander zu reden.
Und warum sind Videokonferenzen nicht längst für jeden so selbstverständlich (und einfach zu organisieren und durchzuführen) wie die Benutzung von WhatsApp?

Und ja, es sind Millionen von Menschen, die blödsinnig in der Gegend rumfahren. Warum sonst, gäbe es immer noch diese gruseligen Staus und gleichzeitig überfüllte und verspätete Züge?


Man merkt es, nicht wahr? Ich hatte heute wieder einen Auswärtstermin und als ich am Nachmittag wieder im Büro war, habe ich den vier Stunden vertrödelter Arbeitszeit im Auto hinterhergejammert und brauchte erst noch mal eine Stunde Extrazugabe, um meine schlechte Laune soweit in den Griff zu bekommen, dass ich wenigstens halbwegs normal meine Alltagsarbeit erledigen konnte.

Dementsprechend spät war ich zu Hause und habe dann auch nur durch Zufall den Fernseher angemacht und bin bei Hart aber herzlich fair gelandet, wo es heute um Sparen, Minuszinsen und Aktien ging und ich sehr staunte, was die ansonsten von mir durchaus geschätzte Frau Wagenknecht für einen Müll erzählt, wenn es um "Sparen und Aktien" geht. Echt erstaunlich, so wenig Realitätsakzeptanz hätte ich ihr nicht zugetraut.

Lustigerweise wiederholte sich durch ihre Blödsinnsaussagen (Aktien sind gefährlich und man muss den kleinen Sparer unbedingt davor schützen) in gewisser Weise mein Tag noch mal, denn am Vormittag (der Auswärtstermin) war ich auf der Sitzung einer Stiftung, wo es darum ging, wie man das Vermögen der Stiftung am sinnvollsten anlegt - und die Vertreterin der Linken war strikt gegen Aktien, weil gefährlich und Teufelszeug.
Ich sitze dann so daneben, höre mir solche Statements an und denke an Impfgegner und Homöopathieanhänger und möchte eigentlich nur noch nach Hause.
Das macht doch keinen Sinn, mit solchen Leuten zu diskutieren.
Denen ist doch nicht zu helfen.
Wenn ich alleine zu entscheiden hätte, würde ich diese Leute einfach entspannt mitsamt ihrem Sparbuch und einer Dose Globuli in die Altersarmut oder alternativ einen frühen Tod laufen lassen, weil vorsätzlich gewollte, mangelnde medizinische Versorgung und ein heldenhaft hochgehaltenes Sparbuch in Summe eben nicht dazu führen, dass ihnen eine angenehme Zukunft bevorsteht.
Denn des Menschen Wille ist sein Himmelreich - und wenn sie es unbedingt so wollen, ja herrjeh, also ich würde sie nicht aufhalten.

Aber die anderen Menschen sind da leider nicht so entspannt wie ich und versuchen immer wieder verzweifelt, auch solche Außenseitermeinungen noch irgendwie zu integrieren und mitzunehmen, ich lande in solchen Situationen automatisch bei meinem Dauerbrennerthema "Respekt und Höflichkeit" - und irgendwann schaffe ich es mal, auch dieses Thema schriftlich soweit abzuschließen, dass ich anschließend mit gutem Gefühl auf "Veröffentlichen" drücken kann.
Es bleibt aber schwierig, aktuell überwiegen die Argumente "Contra" sehr deutlich und ich suche noch nach guten Gründen, was an Respekt und Höflichkeit so gut, positiv und sinnvoll ist, dass man es verallgemeinernd "immer" als Leitbild vor sich hertragen sollte.

Ist es wirklich unrespektvoll, dumme Menschen einfach dumm sterben zu lassen, weil sie es unbedingt so wollen
?

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Sonntag, 26. Januar 2020
Viel gesucht, alles gefunden und aufgeräumt
Sonntage haben grundsätzlich den Makel, dass sie das Ende des Wochenendes darstellen, danach folgt eine komplette Arbeitswoche und irgendwie geht es mir dann immer wie Till Eulenspiegel, der beim bergab laufen jammert, weil er sich vorstellt, dass er danach ja auch wieder bergauf muss und so kämpfe ich spätestens Sonntagabend mit einer latenten Jammerlaune.

Aber hilft ja nicht, auch die nächste Woche werde ich sicher ganz ordentlich überstehen, ist halt nur der kurzfristige Ausblick, der mich stört und vor allem, dass der Tag heute in gefühlt einem Wusch verflogen ist und ich noch eine Menge tun muss heute.
Wir haben nämlich noch nichts gegessen, und mittlerweile habe ich so viel Hunger, dass ich schon keine Lust mehr habe, etwas vernünftiges zu kochen, sondern stattdessen überlege, wie ich jetzt am allerschnellsten und standby an Essen komme. Spontan fällt mir da der Grieche ein, aber wenn wir da jetzt gleich hinfahren, bin ich anschließend betrunken, weil es beim Griechen immer einen Ouzo vor dem Essen, einen Ouzo nach dem Essen und ein großes Bier zum Essen gibt - und Bloggen ist anschließend schlecht.

Also schreibe ich jetzt fix auf, was ich heute getan habe, war nämlich nicht viel, und dann werde ich mich mit den weiteren Aufgaben des Tages beschäftigen. Haarewaschen habe ich mir übrigens als letzte Tag des Tages vorgenommen, damit die über Nacht trocknen und ich sie morgen früh dann nur noch mit dem Glätteisen locken muss, spart locker eine halbe Stunde beim Start in den Tag.

Ansonsten waren wir heute schon wieder auf dem Flohmarkt, die reparierte Uhr abholen (und eine andere sofort wieder abgeben) und endlich war auch der Gewürze Mensch wieder da und ich habe gründlich eingekauft. Jetzt bin ich sehr zufrieden und für jede Sorte Dip in beiden Haushalten gewappnet.

Außerdem war ein Parfumverkäufer da, den kenne ich schon, der hat sehr gute Preise und verkauft die sozusagen unangebrochenen Musterflaschen der teuren Orignalparfums. Da ich einen unseligen Hang zu Parfums von Hermes habe, bin ich immer sehr froh, wenn ich die für 50% des Originalpreises bekomme, bei diesen Parfums lohnt sich das wirklich.

Überhaupt war heute auf dem Markt richtig was los, nicht nur die üblichen Neuwarenhändler, sondern auch viele Privatverkäufer mit ihrem Privatkrimskrams, außerdem war tolles Wetter, es hat also alles sehr viel Spaß gemacht.

Anschließend sind wir noch ein Eis essen gegangen, es war schließlich tolles Wetter und das Eiscafe hatte auch tatsächlich schon die Tische rausgestellt und die waren auch fast vollständig besetzt. Draußen.

Neben dem Eiscafe ist ein An-und-Verkaufshändler für Schmuck, Uhren und so'n Kram, den es bei Bares für Rares gibt. Außerdem kauft er Gold zum Tagespreis.
Der hatte eine Kette im Schaufenster, in die ich mich spontan verliebt habe (kein Preis dran, er wollte wahrscheinlich niemanden verschrecken...), aber als wir wieder zu Hause waren, habe ich mir überlegt, dass ich doch auch selber Schmuck habe, den ich gar nicht mehr trage, der aber sicherlich einen gewissen Wert hat und Zahngold habe ich auch noch diverse Stücke, und zerrisse Goldkettchen und überhaupt - ich könnte doch einfach mal nachfragen, was er mir für meinen Schmuck gibt und vielleicht ist die Differenz, was die Kette dann noch kostet, ja gar nicht mehr so viel.
Also habe ich meinen alten Schmuck gesucht.
Das war unerwartet kompliziert, weil er nicht da war, wo ich ihn als erstes vermutete und auch nicht dort, wo ich im zweiten, dritten und vierten Anlauf nachgeschaut habe.
Und das Zahngold war auch weg.
Bei dem Zahngold war ich mir sicher, dass es da ist, wo auch die Zähne der Kinder sind, die habe ich natürlich wie jede gute Mutter in so kleinen Zahnsammeldöschen gesammelt und aufbewahrt und früher standen diese Döschen immer in dem Setzkasten über meinem Schreibtisch. Nur leider ist das sehr viel früher gewesen, seitdem wir hier in Greven wohnen, habe ich keinen Setzkasten mehr aufgehangen, aber wo ich diese Zahndöschen hier in Greven hingeräumt habe, das war mir komplett entfallen.

Also habe ich gesucht.
Den alten Schmuck habe ich nachher tatsächlich dort gefunden, wo er in schlechten Romanen auch immer versteckt ist - ganz hinten im Kleiderschrank, hinter den ältesten Unterhosen, die in meinem Fall Schals und Einlegesohlen für Schuhe waren (was die Einlegesohlen bei den Schals machen, weiß ich nicht, aber immerhin habe ich die jetzt auch gefunden.)
Dann habe ich nach den Kinderzähnen gesucht.
Faszinierend, was ich dabei alles gefunden habe, aber die blöden Zahndosen blieben sehr lange verschollen.
Weil ich so lange gesucht habe, hatte ich auch keine Zeit, etwas zu Essen zu machen.

Jetzt ist aber alles gefunden und sogar schon wieder zurück aufgeräumt (so eine Sucherei macht enorm viel Unordnung). Ich habe den zu verkaufenden Schmuck samt Zahngold und zerrissenen Goldkettchen in eine Schachtel gepackt und werde dann nächste Woche mal zu diesem Laden fahren und abfragen, was der Kram wert ist bzw. wie viel ich noch drauflegen muss, um diese Kette zu kaufen, fragen kann man ja mal.

Morgen beginnt der Tag schon wieder mit einem Termin in Minden, ich werde also frühestens gegen 14h im Büro sein, wo auch schon eine lange Liste an to-dos wartet, ich fürchte, das wird also wieder ein langer Tag morgen, gehen wir es an
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Sonntag, 26. Januar 2020
Noch 'ne Karte und Finanzamtsfreude
Weil ich gestern das ganze Stempelzeug rausgekramt habe, lag natürlich heute noch alles rum, so schnell bin ich immer nicht mit aufräumen und außerdem hätt' sich die Riesenunordnung doch gar nicht richtig gelohnt, wenn das Gesamtergebnis nur eine Karte ist.
Deshalb heute noch 'ne Karte



komplett anderer Stil, aber auch wieder quadratisch, ich glaube, ich habe grade ein altes Hobby neu entdeckt.
Oder auch nicht, wir werden sehen, auf alle Fälle hat es mir heute noch mal viel Spaß gemacht, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen und vor allem habe ich heute aufgeräumt. Nicht die Unordnung von gestern weggeräumt, sondern die Unordnung vom Umzug von vor 12 Jahren etwas verbessert, sprich, ich habe Stempel sortiert und Stifte auf Funktionsfähigkeit überprüft. Bis das alles wieder pikobello ist, braucht es noch eine kleine Ewigkeit, aber immerhin habe ich mich jetzt mal wieder mit diesen Dingen beschäftigt.

Dann war noch eine große Freude in der Post: Ein Steuerbescheid von 2014 für eine von CW's hinterlassenen Firmen. Hier ging es um höhere fünfstellige Steuerbeträge, ich habe mich ewig mit der Steuererklärung gequält, dann hat das Finanzamt geschätzt und vollstreckt (2014-2016), dann habe ich mich aufgerafft, Einspruch eingelegt, eine lange Begründung geschrieben und alle Steuererklärungen fertiggestellt - und danach nichts mehr vom Finanzamt gehört. Weil ich das gesamte Zeug so grässlich fand, habe ich dann aber auch nicht mehr beim Finanzamt nachgehakt, ich hatte ja meinen Teil erledigt.
Dann habe ich 2017 erklärt und abgegeben - keine Reaktion vom Finanzamt.
Kurz vor Weihnachten habe ich dann 2018 fertiggestellt und alle Erklärungen abgegeben, damit habe ich immerhin sichergestellt, dass mir keine Versäumnis vorgeworfen werden kann.
Letzte Woche bekam ich dann einen Anruf vom Finanzamt, das hat sich wohl strukturell in den letzten zwei Jahren mehrfach neu erfunden, es gab viele Sachbearbeiterwechsel und jeder fand ausgerechnet diesen Fall auch nur ganz gruselig und hat ihn so lange geschoben, bis es die nächste Zuständigkeitsrotation gab und er den Fall wieder los war.
Nun ist der Fall aber wieder beim ursprünglichen Sachbearbeiter angekommen, der zu seinem Entsetzen festgestellt hat, dass sich in den letzten zwei Jahren auf Seiten des Finanzamtes nichts bewegt hat, seine alten (viel zu hohen) Schätzungen sind immer noch in der Welt, es liegen aber mittlerweile meine Einsprüche und Erklärungen vor und insgesamt liegt der Ball also auf Seiten des Finanzamtes.
Dieser Sachbearbeiter hat mich also erst mal angerufen und gefragt, wieso ich mich denn die letzten Jahre nicht mehr gemeldet hätte - und ich sagte, ich fände den Fall halt auch grässlich und wäre der Meinung, ich wäre nicht am Zug. Er war etwas verwundert, weil es halt wirklich um einen höheren fünfstelligen Betrag geht, den das Finanzamt erstatten muss und wollte wissen, ob hier denn keiner das Geld braucht, was ich nur mit "naja" beantworten konnte, denn tatsächlich ist es so, dass ich das Geld ganz gut aufgehoben fand, beim Finanzamt, die müssen das nämlich mit 6% verzinsen - und so einen guten Zinssatz kriege ich sonst nirgends.
Und außerdem wollte ich den Fall nicht auf die Spitze treiben, CW hat so viel Unordnung hinterlassen - wenn das Finanzamt sich da quer stellt, habe ich ganz schlechte Karten.

Der Sachbearbeiter machte mir aber nun den Eindruck, als ob er den Fall jetzt einfach nur noch abschließen wollte - und genau so war es.
Gestern kamen die Feststellungsbescheide und heute dann der Umsatzsteuerbescheid - mit der fünfstelligen Rückzahlung für 2014 und mit 6% Zinsen seit 2016, nur die Zinsen sind auch schon wieder fünfstellig - und ich gehe mal davon aus, dass ich den Fall jetzt endgültig zu den Akten legen kann.
Das ist ein absolut tolles Gefühl und ich bin hier vor Freude eine Stunde im Kreis gehüpft
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Samstag, 25. Januar 2020
Kreativer Freitag
Freitage sind die besten Tage der Woche.

Das hat K heute festgestellt und ich kann ihm darin nur vollumfänglich recht geben.

Seitdem ich den Freitag zum Homeofficetag erklärt habe, an dem ich all die Dinge erledigen kann, zu denen unter der Woche keine Zeit war, sind Freitage wirklich die besten Tage. Das gesamte Wochenende liegt noch vor mir, aber die hektische Woche ist vorbei und durch die Homeofficeruhe kriege ich richtig was geschafft.

Heute habe ich das Jahresabschlussreporting für unsere größste Vermögensverwaltungsgesellschaft fertig gestellt und statt in Stress, Hektik, Ärger und Wut zu verfallen, weil natürlich weder im ersten, noch im zweiten und auch nicht im dritten Anlauf die Zahlen stimmten, bin ich einfach aufgestanden, ins Nachbarzimmer gegangen und habe mich damit beschäftigt, eine Karte zu stempeln.

Früher war Stempeln ja mein richtiges hardcore Hobby, aber mit dem alten Leben habe ich auch die alten Gewohnheiten zurückgelassen, nur heute hatte ich das Gefühl, ich muss unbedingt mal wieder eine Karte machen.

Viele der Materialien sind natürlich in den letzten 12 Jahren eingetrocknet und unbrauchbar geworden und vor allem habe ich vergessen, was ich überhaupt so an Stempeln und Farben besitze und vor allem, wo das Zeug alles so lagert, aber letztlich gelang es doch und ich war nachher ganz zufrieden mit dem Ergebnis.



Das Entwerfen und Herstellen so einer Karte ist ja eine Mischung aus handwerklicher Arbeit und dem Nachspüren eines unbestimmten Bauchgefühls, auf alle Fälle ist es eine Arbeit ohne Nachdenken, was bedeutet, dass man dadurch ganz wunderbar den Kopf freibekommt - und plötzlich wusste ich dann auch, wo der Fehler in meinem Jahresendreporting war und was ich tun muss, um die Zahlen alle stimmig zu bekommen.
Toll.
Sowas geht nur im Homeoffice.

Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag
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Freitag, 24. Januar 2020
Zeiteinsatz und Wichtigkeit
Meine Bürotätigkeiten bewegten sich heute zwischen finanziellen Wichtigkeiten, die vor allem durch ihre größere Spannweite auffielen.

In einem Fall ging es darum, dass das Finanzamt eine berichtigte Steueranmeldung nicht beachtet hat und statt des niedrigeren, berichtigten Betrages fälschlicherweise den höheren, ursprünglich angemeldeten Betrag abgebucht hat, die Differenz beträgt immerhin 1.200 € und normalerweise würde man sagen, wir haben hier einen klaren Erstattungsanspruch, nur leider ist das ganze ein Vorgang aus März 2015, der erst jetzt aufgefallen und damit auf meinem Schreibtisch gelandet ist. Und weil das so lange her ist, ist das alles gar nicht mehr so einfach. Ich habe mich heute fast zwei Stunden damit beschäftigt. Einen Großteil der Zeit brauchte ich für die Sachverhaltsaufklärung. Es ist faszinierend, was Mitarbeiter alles vertuschen und wenn, dann erst auf nachhaltiges, bohrendes Befragen erklären, wobei es ihnen ausschließlich wichtig ist, klarzustellen, dass sie persönlich auf jeden gar keine Schuld haben, es war immer jemand anderes, der schlampig gearbeitet hat und genau dieser andere hat auch wieder eine Erklärung, dass es nochmal jemand anderes war und beim Dritten schließlich schließt sich der Schuldzuweisungskreis und wir sind wieder beim Ersten und in einer Excel-Tabelle nennt man so etwas Zirkelbezug und es kommt insgesamt ein erratisches Ergebnis raus. So ungefähr war das hier auch.
Nachdem ich intern den Sachverhalt so weit aufgeklärt hatte, dass ich wenigstens theoretisch verstanden hatte, was passiert war, habe ich beim Finanzamt angerufen. Das Finanzamt konnte ich leider telefonisch nicht davon überzeugen, dass sie die Differenz einfach erstatten, ich soll das jetzt ausführlich schriftlich darstellen und beantragen, dass sich beim Finanzamt da jemand mit beschäftigt und dann wird man mal sehen. - Wir behalten als Hintergrundinformation: Es geht um 1.200€.

In dem zweiten Fall, mit dem ich mich dann direkt im Anschluss beschäftigte, ging es um 50 Millionen. Hier habe ich ein fünfminütiges Telefonat geführt, mir bescheinigen lassen, dass ich ja erstaunlich entspannt wäre für die Größenordnung, dass sie aber mein geplantes Vorgehen, dass ich kurz skizzierte, sehr gut finden und jetzt ein gutes Gefühl hätten, dass das alles erfolgreich laufen wird.

Anschließend bin ich zu einer Bank gefahren, mit der wir nur sehr wenig Geschäfte machen und deren Vermögensverwaltung von mir vor allem als schlechtes Beispiel benutzt wird, weil es ja immer angenehm ist, Vergleichsmaßstäbe zu haben, die leicht zu übertreffen sind. Aber auch bei nur wenig Geschäft gibt es ja grundsätzlich das "Jahresauftaktgespräch" und diese Bank ist natürlich vor allem bestrebt, das Geschäft mit uns auszuweiten, weshalb sie heute zu diesem Gespräch einen größeren Teil der eigenen Bankprominenz dazugeholt hatten - und ich hatte drei Stunden lang die problematische Aufgabe, den anwesenden Herren (und der einen Dame, aber Bankgeschäfte sind nach wie vor zu 90% Männersache) diplomatisch klarzumachen, dass ich zwar ihre Ideen und Vorschläge alle ganz toll finde, aber leider, leider auch dieses Mal nichts Passendes dabei ist.
Gegenstandswert des dreistündigen Gesprächs: Nicht zu beziffern, es ging vor allem darum, die Leute nicht zu verärgern, denn man weiß ja nie, wofür man sie vielleicht doch mal braucht.

Als ich den Tag heute dann vorhin noch mal Revue passieren ließ, fand ich es vor allem bemerkenswert, dass die wirklich großen und wichtigen Dinge rein zeitlich den allerwenigstens Teil in Anspruch nahmen, während ich mit dem unwichtigen Krimskrams den Großteil des Tages vertrödelt habe.

Und jetzt überlege ich, ob man das auch verallgemeinernd auf da gesamte Leben übertragen kann
?

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Mittwoch, 22. Januar 2020
Ethik
Heute bestand der Tag nur zur Hälfte aus Büro, während der anderen Hälfte war ich auf einer Investorenkonferenz eines großen Vermögensverwalters und habe über Ethik nachgedacht.
Geld mit Geld zu verdienen ist bei den heutigen Negativzinsen ja deutlich komplizierter als noch vor 10 Jahren, als man noch Zinsen aufs Staatsanleihen bekam statt sie zahlen zu müssen.
Parallel zu den in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gesunkenen Zinsen, sind auch die Renditeerwartungen der Anleger gesunken, während man sich gleichzeitig aber auch Gedanken darüber machte, ob es ethisch positive bzw. negative, also unethische Geldanlagen gibt. Mittlerweile sind die sogenannten "ESG-Kriterien" ein fester Bestandteil des Anlagemanagements und Unternehmen, die nach diesen Kriterien als "gute Unternehmen" definiert werden, haben eine höhere Chance auf langfristig höhere Gewinne und bessere Wertentwicklung.
So weit alles so sinnvoll, was mich aber immer wieder aufs Neue fasziniert, ist die Tatsache, wie unterschiedlich diese ESG-Kriterien definiert werden, abhängig davon, wer grade welcher Gesinnungsform anhängt und als wie selbstverständlich jeder Gesinnungsanhänger seine eigene "Grundethik" betrachtet.
Diskussionen darüber sind grundsätzlich nicht möglich, weil man "Selbstverständlichkeiten" nicht diskutieren kann, denn jeder hält seine "Religion" für das einzig wahre Menschenbild.
Vom Prinzip her so ähnlich wie Diskussionen über Impfen oder Homöopathie. Oder Organspenden.

Im Gesamtergebnis habe ich für mich mal wieder festgestellt, dass meine Ethikvorstellungen nicht massentauglich sind, weil ich an die meisten Dinge viel zu rational herangehe und im Zweifel Statistikzahlen bemühe, um "Schäden" zu messen, was für einen emotional aufgeladenen Ethikhysteriker die denkbar unethischste Variante ist, mit so sensiblen Dingen umzugehen.

Was allerdings nun wirklich so dramatisch daran ist, wenn durch irgendeine Situation mal ein paar hundert oder tausend Menschen sterben - das kann mir keiner erklären, weil es eben selbstverständlich ist, dass es dramatisch ist.
Dann frage ich halt nicht mehr, was aber nicht heißt, dass ich es verstanden hätte, sondern nur, dass ich gelernt habe, die Klappe zu halten, weil es niemanden gibt, der es sinnvoll erklären kann, sich aber jeder aufregt, wenn tatsächlich mal einer fragt
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