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Samstag, 28. Dezember 2019
Warum ich arbeite
anje, 00:57h
Im Moment kursiert im Internet die Frage: Was würdest du tun, wenn du das Gehalt, das du im Moment bekommst, weiterbekämst, ohne dass du dafür arbeiten müsstest?
Für mich ist die Antwort schwierig, weil ich einerseits natürlich hauptsächlich arbeiten gehe, weil ich damit Geld verdiene (zumindest habe ich es deshalb mal begonnen zu tun), andererseits gehe ich aber auch arbeiten, weil ich nicht wüsste, was ich besseres tun könnte.
So habe ich sicher keine Lust, meine Zeit überwiegend damit zu verbringen, dass ich zuhause rumsitze und darauf warte, dass K heimkommt und gleichzeitig hätte ich noch viel weniger Lust darauf, dann im Wesentlichen auch allein für die anfallende Hausarbeit verantwortlich zu sein, was gefühlt automatisch eine unausgesprochene Erwartungshaltung wäre, weil, wenn man keiner bezahlten Lohnarbeit nachgeht, muss man ja irgendwas mit seiner Zeit anfangen.
So wenig, wie ich tatsächlich überwiegend keine Lust habe, ins Büro zu gehen, so wenig fällt mir aber auch ein, was ich alternativ tun könnte, denn die einzige Alternative, die mir wirklich Spaß machen würde, nämlich irgendwas gemeinsam mit K zu machen, fällt aus, weil K ja keine Zeit hat, wenn er selber noch arbeiten geht.
Deshalb lautet meine Antwort, dass ich natürlich sofort aufhören würde zu arbeiten, wenn ich mein Gehalt auch ohne Arbeit bekäme, aber nur dann, wenn für K dasselbe Angebot gilt und wir dann beide gemeinsam nicht mehr arbeiten müssten. Wenn K dagegen unverändert weiterarbeiten muss, dann würde ich einfach auch weiterarbeiten und dann halt das doppelte Geld verdienen, aber alternativ zu Hause bleiben und den Haushalt machen, finde ich keine erstrebenswerte Alternative.
Wenn ich Single wäre und K gäbe es nicht, wäre meine Antwort sicherlich auch noch mal eine andere, aber es sind halt immer jede Menge "wenns" zu bedenken und in der aktuellen Konstellation, in der die Realität halt ist wie sie ist, ist für mich die Bezahlung in meinem Job sicherlich wichtig, aber nicht mehr der einzige Grund, weshalb ich den Job mache.
In meinem Job erledige ich Dinge, die getan werden müssen, wenn ein Unternehmen erfolgreich funktionieren soll, ich bin zuständig für die Organisation der Verwaltung, das Rechnungswesen und das Controlling.
Diese Sorte Jobs sind üblicherweise ziemlich gut bezahlt.
Und genau deshalb habe ich mich auch für diesen Beruf ausbilden lassen, weil die Frage, in welchem Beruf ich mit dem geringsten Aufwand und gleichzeitig der höchsten Sicherheit das meiste Geld verdienen kann, das entscheidende Hauptkriterium war, als ich mir vor knapp 40 Jahren überlegt habe, was ich denn künftig für einen Job machen könnte.
Ich gebe es ganz offen zu: Mir ist Geld wichtig.
Mir ist es allerdings überhaupt nicht wichtig als Statussymbol oder als Vergleichsmaßstab beim Schwanzvergleich, mir ist es einfach nur wichtig als persönliche Absicherung meiner Freiheit und als Grundlage dessen, was ich mir unter einem "guten Leben" vorstelle.
Selbstverständlich gibt es unendliche viele Definitionen, was sich einzelne Menschen unter einem "guten Leben" vorstellen, meine Definition als Kind/Jugendliche lautete: Ich möchte mir jederzeit eine Portion Pommes Frites mit Sauce kaufen können und immer noch genug Geld übrig haben, um mir ein Busticket in die nächste Stadt leisten zu können - und ich möchte dabei nicht von dem Wohlwollen eines anderen abhängig sein.
In der Familie meiner Kindheit war Geld ständig knapp. Überall musste gespart werden, gekauft wurden nur Dinge, die man nicht selber machen oder selber anbauen konnte.
Mit 15 bekam ich 5 DM Taschengeld in der Woche, eine Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce kostete 1,20 DM, eine Busfahrkarte in die nächste größere Stadt 2,50 DM, wirklich weit kam ich mit meinen 5 DM also nicht.
Mein Wunsch damals: Ich möchte so viel Geld haben, dass ich - wenn ich will - jeden Tag Pommes Frites essen kann und ich will jederzeit die Möglichkeit haben, genau dorthin zu fahren, wo ich hin möchte UND ICH MÖCHTE DAS MIT NIEMANDEM DISKUTIEREN!
Im Wesentlichen würde ich diese Wünsche heute immer noch als die zentralen Vorstellungen für ein "gutes Leben" nennen, wobei mir die Unabhängigkeit dabei immer am allerwichtigsten war. Als Kind musste ich mich bei meinem Vater rechtfertigen, wofür ich mein Taschengeld ausgab, womit der Grundstein für meine extreme Abneigung gegen finanzielle Abhängigkeit und Kontrolle sehr früh gelegt war. Das Mutter-und-Hausfrau-Modell war damit für mich schon mit 15 absolut keine Option mehr. NIEMALS hätte ich meine Freiheit dafür aufgegeben, weshalb ich auch mit 15 sehr sicher war, dass ich keine Kinder haben will.
Als erstes sorgte ich also sehr früh dafür, dass ich selber Geld verdiente, erst mit Nachhilfe und dann mit Blockflöten- und Klavierunterricht, ich war aber auch Türsteher in einer Disco (wo ich dann sogar Karriere machte und mich bis zur Chefbedienung hochgearbeitet habe), ich hatte eine Putzstelle (weil die für eine Stunde Putzen mehr bezahlten als andere für eine Stunde Klavierunterricht) und ich habe eine Zeitlang als Mannequin und Messehostess gearbeitet (groß und dünn genug war ich ja).
Gleichzeitig nahm ich natürlich zusätzlich das Taschengeld und anschließend den Unterhalt während des Studiums ohne Bedenken an, weil ich mir durch mein selbstverdientes Geld eine Unabhängigkeit erarbeitet hatte, die mir Taschengeld und Unterhalt als angenehmes add-on erscheinen ließ, auf das ich im worst case aber jederzeit hätte verzichten können. MIT Taschengeld und Unterhalt konnte ich mir aber auch sehr früh dieses angestrebte Luxusleben leisten - ich aß damals enorm viel Pommes Frites und fuhr nicht mehr Bus, sondern hatte ein eigenes Auto.
Aber sehr viel größer wurden meine Luxusbestrebungen nie und ich würde bis heute behaupten, dass ich nicht sehr viel mehr als Pommes Frites, eine individuelle Mobilität und eine maximale finanzielle Unabhängigkeit brauche, um zufrieden zu sein.
Ich glaube, diese finanzielle Unabhängigkeit ist das Trauma meines Lebens. Meine allerallergrößte Sorge war stets, dass ich aus welchen Gründen auch immer jemand anderen um Geld bitten muss. Deshalb wollte ich stets einen Job haben, bei dem es absolut selbstverständlich ist, dass er gut bezahlt ist und bei dem der Arbeitgeber hinter dem Arbeitnehmer herläuft, denn auch Gehaltsverhandlungen gehören zu den Dingen, die ich im Wesentlichen verweigere.
Mein Glück war, dass BWL und Steuerrecht zufällig zu den Dingen gehören, für die ich eine gewisse Grundbegabung mitbringe. Hätte ich nur unter Jobs wie Kunsthistoriker, Kindergärtner oder Maurer wählen können, um meine berufliche Erwartungshaltung (hohes Gehalt und sicherer Arbeitsplatz) umsetzen zu können, hätte ich sicher noch mal neu überlegt, aber unter den gegebenen Bedingungen war die Entscheidung einfach und schnell getroffen.
Eine Überlegung, die bei der Berufswahl für mich übrigens nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte, war die Frage, ob mir der Job Spaß macht. Es reichte, wenn ich es nicht allzu gruselig fand, was ich da gegen Bezahlung so arbeitete.
Im Rahmen meiner Jobberei als Mannequin und Messehostess bekam ich dann auch einmal das Angebot für eine "persönliche Begleitung" eines älteren Herren* und ich fand das völlig cool. 500 DM sollte ich für einen Abend bekommen - und noch ein schickes Abendessen. Ich habe da gründlich drüber nachgedacht und mich schließlich sehr klar und rational für diesen Job entschieden, denn hey, wo ist das Problem? Ist doch nur im Kopf, also abstellbar.
Dachte ich.
Klappte nicht ganz.
Ich lernte an dem Abend, dass mein Unabhängigkeitsanspruch ein absoluter war und ich es weder leiden konnte, jemandem finanziell ausgeliefert zu sein, noch körperlich. Deshalb bin ich an dem Abend noch rechtzeitig in dem Restaurant durchs Klofenster in den Hinterhof geklettert und von dort aus getürmt - unangenehmen Diskussionen entziehe ich mich übrigens sehr gerne durch Weglaufen.
*rückwirkend betrachtet war der Mann damals wahrscheinlich höchstens Mitte vierzig, ich muss grade ein wenig grinsen, wie sich da im Laufe des eigenen Älterwerdens die Beurteilung verschoben hat, aber in meiner Erinnerung war er damals definitiv ein alter Mann
Das fällt mir jetzt alles so ein, wenn ich darüber nachdenke, weshalb ich den Job mache, den ich mache und wie sich für mich die Bedeutung von Geld im Laufe der Zeit verändert hat. Denn eigentlich hat sich hier kaum etwas verändert, mir ist Geld immer noch wichtig als Absicherung der finanziellen Freiheit, da ich aber genau dieses Ziel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dauerhaft bis an mein Lebensende jetzt schon erreicht habe, ist für mich auch ein starker Antriebsfaktor weggefallen, überhaupt noch zu arbeiten.
Da ich aber gleichzeitig auch finde, dass es sich nicht lohnt, das eigene Leben nur für einen begrenzten Zeitraum komplett anders zu organisieren und umzukrempeln, arbeite ich eben einfach weiter, werde weiter dafür bezahlt - und kokettiere mit dem Bewusstsein, dass ich dadurch mehr Geld habe als ich brauche.
Denn genau das ist ja auch so ein Thema: Geld einfach deshalb auszugeben, weil es da ist, widerstrebt mir mindestens so sehr wie Gehaltsverhandlungen. Mein Ausgabeverhalten hat sich in den letzten Jahren also nur sehr wenig verändert und ich fürchte auch, um Geld wirklich mit vollen Händen zu verplempern, fehlt mir jede Begabung.
Ich leiste mir zB den Luxus von inzwischen acht verschiedenen Gleitsichtbrillen (plus drei Sonnenbrillen) - und ich werde mir wieder neue kaufen, wenn ich Gestelle sehe, die mir gefallen. Einfach weil es mir Spaß macht. Ich finde aber, es reicht, wenn ich mir die als Set im Sonderangebot bei eyes&more kaufe. Auf Vergleichspreise bei einem normalen Optiker umgerechnet habe ich also wahrscheinlich höchstens eine bis anderthalb Brillen - aber ich bezweifle, dass ich durch die etwas anderes sehen würde.
Es gibt eine Menge Luxus, die ich mir sehr bewusst und überlegt leiste, bspw. auch die Verweigerung, mein Haus auf Borkum an Gäste zu vermieten, denn entgangene Einnahmen sind betriebswirtschaftlich das gleiche wie Ausgaben, aber auf diese Einnahmen verzichten zu können, das ist ein Luxus, den ich mir mit Wonne leiste. Und da das Haus auch komplett abbezahlt ist, kostet es nur noch die laufenden Nebenkosten, die so ein Haus eben verursacht, insgesamt also sehr überschaubare Beträge.
Umgekehrt verzichte ich dafür auf viele Dinge, die für andere ein Luxus sind, die mir aber wenig oder gar nichts bedeuten, weshalb der Verzicht kein Verzicht ist, weil ich ja auch keinen Mehrwert dadurch hätte.
Ich brauche zB normalerweise keine "neuen Dinge" im Sinne von "Erstbesitzer" oder so.
Ich habe in meinem Leben zweimal einen fabrikneuen Neuwagen besessen, einen habe ich geschenkt bekommen (und hätte genauso gerne auch einen gebrauchten genommen) und den zweiten habe ich mir selber gekauft, einfach weil es das Modell mit der Ausstattung nicht gebraucht gab und gleichzeitig der Neupreis durch irgendwelche seltsamen Rabattkonstellationen des Händlers so sehr gesenkt wurde, dass es nur noch unwesentlich teurer war als ein gebrauchtes Auto mit anderer/schlechterer Ausstattung. Aus genau diesem Grund habe ich genau dieses Auto auch einfach mal so auf dem Rückweg vom Kindergarten gekauft. Ich besuchte damals öfter mal Autohäuser auf der Rückfahrt vom Kindergarten, N hatte nämlich damals eine starke Zuneigung zu Autoprospekten und so klapperte ich mit ihm systematisch alle Autohäuser im Umkreis ab, eigentlich um das Kind zu bespaßen, aber in einem habe ich dann auch tatsächlich ein Auto gekauft. - Und es über 16 Jahre gefahren.
Genauso wenig wie neue Autos brauche ich sonstige Dinge in neu. Meine Garderobe stammt zu 95% vom Flohmarkt oder aus dem Secondhandshop, das gleiche gilt für meine Inneneinrichtung oder andere "Investitionsgüter".
Urlaub im Sinne von Verreisen ist mir mittlerweile nicht nur unwichtig, sondern sogar schon eher anstrengend geworden, K würde gerne mehr Verreisen, zum Glück haben wir dafür nicht genug Zeit :-)
Und meine Alltagseinkäufe erledige ich schon aus reiner Bequemlichkeit am allerliebsten beim Discounter und mit einer ziemlich unspektakulären Einkaufsliste, die nur sehr selten mal Dinge enthält, die auf dem Bon nachher zweistellig ausgewiesen werden.
Ich habe einen ausgesprochen undifferenzierten Geschmack, Feinkostartikel finde ich in den allermeisten Fällen langweilig, das gleiche gilt übrigens für teure Restaurants. Im Zweifel träume ich immer noch von einer Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce als Lieblingsessen aller Zeiten, italienische Gourmetlokalitäten haben mich dagegen fast noch nie überzeugt.
Das alles zusammengenommen führt dazu, dass ich tatsächlich nur ein relativ geringes Monatsbudget für laufende Ausgaben benötige und deshalb so entspannt davon ausgehe, dass ich alles, was ich mindestens im Monat brauche, auch bestimmt zur Verfügung haben werde.
Aktuell arbeite ich also nicht mehr, weil ich Geld verdienen muss, sondern nur, weil ich noch kein besseres Konzept für die nächsten fünf Jahre gefunden habe. Aber wenn ich mich für meine Arbeit bezahlen lasse, dann habe ich auch den Anspruch an mich selber, sie ordentlich zu machen - und genau deshalb jammere ich so oft darüber, weil anstrengend ist es dann halt schon
.
Für mich ist die Antwort schwierig, weil ich einerseits natürlich hauptsächlich arbeiten gehe, weil ich damit Geld verdiene (zumindest habe ich es deshalb mal begonnen zu tun), andererseits gehe ich aber auch arbeiten, weil ich nicht wüsste, was ich besseres tun könnte.
So habe ich sicher keine Lust, meine Zeit überwiegend damit zu verbringen, dass ich zuhause rumsitze und darauf warte, dass K heimkommt und gleichzeitig hätte ich noch viel weniger Lust darauf, dann im Wesentlichen auch allein für die anfallende Hausarbeit verantwortlich zu sein, was gefühlt automatisch eine unausgesprochene Erwartungshaltung wäre, weil, wenn man keiner bezahlten Lohnarbeit nachgeht, muss man ja irgendwas mit seiner Zeit anfangen.
So wenig, wie ich tatsächlich überwiegend keine Lust habe, ins Büro zu gehen, so wenig fällt mir aber auch ein, was ich alternativ tun könnte, denn die einzige Alternative, die mir wirklich Spaß machen würde, nämlich irgendwas gemeinsam mit K zu machen, fällt aus, weil K ja keine Zeit hat, wenn er selber noch arbeiten geht.
Deshalb lautet meine Antwort, dass ich natürlich sofort aufhören würde zu arbeiten, wenn ich mein Gehalt auch ohne Arbeit bekäme, aber nur dann, wenn für K dasselbe Angebot gilt und wir dann beide gemeinsam nicht mehr arbeiten müssten. Wenn K dagegen unverändert weiterarbeiten muss, dann würde ich einfach auch weiterarbeiten und dann halt das doppelte Geld verdienen, aber alternativ zu Hause bleiben und den Haushalt machen, finde ich keine erstrebenswerte Alternative.
Wenn ich Single wäre und K gäbe es nicht, wäre meine Antwort sicherlich auch noch mal eine andere, aber es sind halt immer jede Menge "wenns" zu bedenken und in der aktuellen Konstellation, in der die Realität halt ist wie sie ist, ist für mich die Bezahlung in meinem Job sicherlich wichtig, aber nicht mehr der einzige Grund, weshalb ich den Job mache.
In meinem Job erledige ich Dinge, die getan werden müssen, wenn ein Unternehmen erfolgreich funktionieren soll, ich bin zuständig für die Organisation der Verwaltung, das Rechnungswesen und das Controlling.
Diese Sorte Jobs sind üblicherweise ziemlich gut bezahlt.
Und genau deshalb habe ich mich auch für diesen Beruf ausbilden lassen, weil die Frage, in welchem Beruf ich mit dem geringsten Aufwand und gleichzeitig der höchsten Sicherheit das meiste Geld verdienen kann, das entscheidende Hauptkriterium war, als ich mir vor knapp 40 Jahren überlegt habe, was ich denn künftig für einen Job machen könnte.
Ich gebe es ganz offen zu: Mir ist Geld wichtig.
Mir ist es allerdings überhaupt nicht wichtig als Statussymbol oder als Vergleichsmaßstab beim Schwanzvergleich, mir ist es einfach nur wichtig als persönliche Absicherung meiner Freiheit und als Grundlage dessen, was ich mir unter einem "guten Leben" vorstelle.
Selbstverständlich gibt es unendliche viele Definitionen, was sich einzelne Menschen unter einem "guten Leben" vorstellen, meine Definition als Kind/Jugendliche lautete: Ich möchte mir jederzeit eine Portion Pommes Frites mit Sauce kaufen können und immer noch genug Geld übrig haben, um mir ein Busticket in die nächste Stadt leisten zu können - und ich möchte dabei nicht von dem Wohlwollen eines anderen abhängig sein.
In der Familie meiner Kindheit war Geld ständig knapp. Überall musste gespart werden, gekauft wurden nur Dinge, die man nicht selber machen oder selber anbauen konnte.
Mit 15 bekam ich 5 DM Taschengeld in der Woche, eine Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce kostete 1,20 DM, eine Busfahrkarte in die nächste größere Stadt 2,50 DM, wirklich weit kam ich mit meinen 5 DM also nicht.
Mein Wunsch damals: Ich möchte so viel Geld haben, dass ich - wenn ich will - jeden Tag Pommes Frites essen kann und ich will jederzeit die Möglichkeit haben, genau dorthin zu fahren, wo ich hin möchte UND ICH MÖCHTE DAS MIT NIEMANDEM DISKUTIEREN!
Im Wesentlichen würde ich diese Wünsche heute immer noch als die zentralen Vorstellungen für ein "gutes Leben" nennen, wobei mir die Unabhängigkeit dabei immer am allerwichtigsten war. Als Kind musste ich mich bei meinem Vater rechtfertigen, wofür ich mein Taschengeld ausgab, womit der Grundstein für meine extreme Abneigung gegen finanzielle Abhängigkeit und Kontrolle sehr früh gelegt war. Das Mutter-und-Hausfrau-Modell war damit für mich schon mit 15 absolut keine Option mehr. NIEMALS hätte ich meine Freiheit dafür aufgegeben, weshalb ich auch mit 15 sehr sicher war, dass ich keine Kinder haben will.
Als erstes sorgte ich also sehr früh dafür, dass ich selber Geld verdiente, erst mit Nachhilfe und dann mit Blockflöten- und Klavierunterricht, ich war aber auch Türsteher in einer Disco (wo ich dann sogar Karriere machte und mich bis zur Chefbedienung hochgearbeitet habe), ich hatte eine Putzstelle (weil die für eine Stunde Putzen mehr bezahlten als andere für eine Stunde Klavierunterricht) und ich habe eine Zeitlang als Mannequin und Messehostess gearbeitet (groß und dünn genug war ich ja).
Gleichzeitig nahm ich natürlich zusätzlich das Taschengeld und anschließend den Unterhalt während des Studiums ohne Bedenken an, weil ich mir durch mein selbstverdientes Geld eine Unabhängigkeit erarbeitet hatte, die mir Taschengeld und Unterhalt als angenehmes add-on erscheinen ließ, auf das ich im worst case aber jederzeit hätte verzichten können. MIT Taschengeld und Unterhalt konnte ich mir aber auch sehr früh dieses angestrebte Luxusleben leisten - ich aß damals enorm viel Pommes Frites und fuhr nicht mehr Bus, sondern hatte ein eigenes Auto.
Aber sehr viel größer wurden meine Luxusbestrebungen nie und ich würde bis heute behaupten, dass ich nicht sehr viel mehr als Pommes Frites, eine individuelle Mobilität und eine maximale finanzielle Unabhängigkeit brauche, um zufrieden zu sein.
Ich glaube, diese finanzielle Unabhängigkeit ist das Trauma meines Lebens. Meine allerallergrößte Sorge war stets, dass ich aus welchen Gründen auch immer jemand anderen um Geld bitten muss. Deshalb wollte ich stets einen Job haben, bei dem es absolut selbstverständlich ist, dass er gut bezahlt ist und bei dem der Arbeitgeber hinter dem Arbeitnehmer herläuft, denn auch Gehaltsverhandlungen gehören zu den Dingen, die ich im Wesentlichen verweigere.
Mein Glück war, dass BWL und Steuerrecht zufällig zu den Dingen gehören, für die ich eine gewisse Grundbegabung mitbringe. Hätte ich nur unter Jobs wie Kunsthistoriker, Kindergärtner oder Maurer wählen können, um meine berufliche Erwartungshaltung (hohes Gehalt und sicherer Arbeitsplatz) umsetzen zu können, hätte ich sicher noch mal neu überlegt, aber unter den gegebenen Bedingungen war die Entscheidung einfach und schnell getroffen.
Eine Überlegung, die bei der Berufswahl für mich übrigens nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte, war die Frage, ob mir der Job Spaß macht. Es reichte, wenn ich es nicht allzu gruselig fand, was ich da gegen Bezahlung so arbeitete.
Im Rahmen meiner Jobberei als Mannequin und Messehostess bekam ich dann auch einmal das Angebot für eine "persönliche Begleitung" eines älteren Herren* und ich fand das völlig cool. 500 DM sollte ich für einen Abend bekommen - und noch ein schickes Abendessen. Ich habe da gründlich drüber nachgedacht und mich schließlich sehr klar und rational für diesen Job entschieden, denn hey, wo ist das Problem? Ist doch nur im Kopf, also abstellbar.
Dachte ich.
Klappte nicht ganz.
Ich lernte an dem Abend, dass mein Unabhängigkeitsanspruch ein absoluter war und ich es weder leiden konnte, jemandem finanziell ausgeliefert zu sein, noch körperlich. Deshalb bin ich an dem Abend noch rechtzeitig in dem Restaurant durchs Klofenster in den Hinterhof geklettert und von dort aus getürmt - unangenehmen Diskussionen entziehe ich mich übrigens sehr gerne durch Weglaufen.
*rückwirkend betrachtet war der Mann damals wahrscheinlich höchstens Mitte vierzig, ich muss grade ein wenig grinsen, wie sich da im Laufe des eigenen Älterwerdens die Beurteilung verschoben hat, aber in meiner Erinnerung war er damals definitiv ein alter Mann
Das fällt mir jetzt alles so ein, wenn ich darüber nachdenke, weshalb ich den Job mache, den ich mache und wie sich für mich die Bedeutung von Geld im Laufe der Zeit verändert hat. Denn eigentlich hat sich hier kaum etwas verändert, mir ist Geld immer noch wichtig als Absicherung der finanziellen Freiheit, da ich aber genau dieses Ziel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dauerhaft bis an mein Lebensende jetzt schon erreicht habe, ist für mich auch ein starker Antriebsfaktor weggefallen, überhaupt noch zu arbeiten.
Da ich aber gleichzeitig auch finde, dass es sich nicht lohnt, das eigene Leben nur für einen begrenzten Zeitraum komplett anders zu organisieren und umzukrempeln, arbeite ich eben einfach weiter, werde weiter dafür bezahlt - und kokettiere mit dem Bewusstsein, dass ich dadurch mehr Geld habe als ich brauche.
Denn genau das ist ja auch so ein Thema: Geld einfach deshalb auszugeben, weil es da ist, widerstrebt mir mindestens so sehr wie Gehaltsverhandlungen. Mein Ausgabeverhalten hat sich in den letzten Jahren also nur sehr wenig verändert und ich fürchte auch, um Geld wirklich mit vollen Händen zu verplempern, fehlt mir jede Begabung.
Ich leiste mir zB den Luxus von inzwischen acht verschiedenen Gleitsichtbrillen (plus drei Sonnenbrillen) - und ich werde mir wieder neue kaufen, wenn ich Gestelle sehe, die mir gefallen. Einfach weil es mir Spaß macht. Ich finde aber, es reicht, wenn ich mir die als Set im Sonderangebot bei eyes&more kaufe. Auf Vergleichspreise bei einem normalen Optiker umgerechnet habe ich also wahrscheinlich höchstens eine bis anderthalb Brillen - aber ich bezweifle, dass ich durch die etwas anderes sehen würde.
Es gibt eine Menge Luxus, die ich mir sehr bewusst und überlegt leiste, bspw. auch die Verweigerung, mein Haus auf Borkum an Gäste zu vermieten, denn entgangene Einnahmen sind betriebswirtschaftlich das gleiche wie Ausgaben, aber auf diese Einnahmen verzichten zu können, das ist ein Luxus, den ich mir mit Wonne leiste. Und da das Haus auch komplett abbezahlt ist, kostet es nur noch die laufenden Nebenkosten, die so ein Haus eben verursacht, insgesamt also sehr überschaubare Beträge.
Umgekehrt verzichte ich dafür auf viele Dinge, die für andere ein Luxus sind, die mir aber wenig oder gar nichts bedeuten, weshalb der Verzicht kein Verzicht ist, weil ich ja auch keinen Mehrwert dadurch hätte.
Ich brauche zB normalerweise keine "neuen Dinge" im Sinne von "Erstbesitzer" oder so.
Ich habe in meinem Leben zweimal einen fabrikneuen Neuwagen besessen, einen habe ich geschenkt bekommen (und hätte genauso gerne auch einen gebrauchten genommen) und den zweiten habe ich mir selber gekauft, einfach weil es das Modell mit der Ausstattung nicht gebraucht gab und gleichzeitig der Neupreis durch irgendwelche seltsamen Rabattkonstellationen des Händlers so sehr gesenkt wurde, dass es nur noch unwesentlich teurer war als ein gebrauchtes Auto mit anderer/schlechterer Ausstattung. Aus genau diesem Grund habe ich genau dieses Auto auch einfach mal so auf dem Rückweg vom Kindergarten gekauft. Ich besuchte damals öfter mal Autohäuser auf der Rückfahrt vom Kindergarten, N hatte nämlich damals eine starke Zuneigung zu Autoprospekten und so klapperte ich mit ihm systematisch alle Autohäuser im Umkreis ab, eigentlich um das Kind zu bespaßen, aber in einem habe ich dann auch tatsächlich ein Auto gekauft. - Und es über 16 Jahre gefahren.
Genauso wenig wie neue Autos brauche ich sonstige Dinge in neu. Meine Garderobe stammt zu 95% vom Flohmarkt oder aus dem Secondhandshop, das gleiche gilt für meine Inneneinrichtung oder andere "Investitionsgüter".
Urlaub im Sinne von Verreisen ist mir mittlerweile nicht nur unwichtig, sondern sogar schon eher anstrengend geworden, K würde gerne mehr Verreisen, zum Glück haben wir dafür nicht genug Zeit :-)
Und meine Alltagseinkäufe erledige ich schon aus reiner Bequemlichkeit am allerliebsten beim Discounter und mit einer ziemlich unspektakulären Einkaufsliste, die nur sehr selten mal Dinge enthält, die auf dem Bon nachher zweistellig ausgewiesen werden.
Ich habe einen ausgesprochen undifferenzierten Geschmack, Feinkostartikel finde ich in den allermeisten Fällen langweilig, das gleiche gilt übrigens für teure Restaurants. Im Zweifel träume ich immer noch von einer Portion Pommes Frites mit Schaschliksauce als Lieblingsessen aller Zeiten, italienische Gourmetlokalitäten haben mich dagegen fast noch nie überzeugt.
Das alles zusammengenommen führt dazu, dass ich tatsächlich nur ein relativ geringes Monatsbudget für laufende Ausgaben benötige und deshalb so entspannt davon ausgehe, dass ich alles, was ich mindestens im Monat brauche, auch bestimmt zur Verfügung haben werde.
Aktuell arbeite ich also nicht mehr, weil ich Geld verdienen muss, sondern nur, weil ich noch kein besseres Konzept für die nächsten fünf Jahre gefunden habe. Aber wenn ich mich für meine Arbeit bezahlen lasse, dann habe ich auch den Anspruch an mich selber, sie ordentlich zu machen - und genau deshalb jammere ich so oft darüber, weil anstrengend ist es dann halt schon
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Donnerstag, 26. Dezember 2019
How to: Verdauung.
cnf_ahoi, 23:38h
Der Körper ist ein wahnsinnig faszinierendes Wunder. Wenn man sich mal damit beschäftigt und lernt, was alles so falsch laufen kann, merkt man erst einmal, wie froh die meisten von uns sein sollten, dass eigentlich der Großteil weitestgehend gut funktioniert. Eine kleine, winzige Änderung in der DNA – wir reden hier von den Bauteilen A, T, C, G – an einer falschen Stelle kann bewirken, dass der Körper „falsch“ oder im Zweifel auch gar nicht funktioniert.
Diese Erkenntnis hatte ich schon früh im Biologie-Unterricht während der Schule, viele weitere, die meine Faszination für dieses Wunderwerk nur befeuern, habe ich dann im Studium erlangt. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass ein Großteil des Studiums daraus besteht, eine eigene Sprache zu lernen, sodass der „einfache Pöbel“ nicht mehr versteht, worum es geht.
So kam mir die Idee, ein paar Texte über die verschiedenen Organsysteme im Körper zu schreiben, einerseits um mal zu erfahren, ob ich gut darin bin; andererseits aber auch als Geschenk für meine Mutter, die sie als Notfalllösung für ihren Blog nutzen kann. Sie hat mir mal erklärt, dass ich wohl recht begabt darin sei, Dinge verständlich zu erklären – das hat sie (bzw. ihre Leser…) jetzt also davon.
Das Verdauungssystem ist strenggenommen nur ein großer langer Schlauch, der sich durch den Körper zieht, – jeder kennt den Witz „Wenn zwei sich küssen, entsteht eigentlich nur eine Röhre mit zwei Arschlöchern am Ende“ – und mittels Muskelbewegungen Nahrung aufnimmt, zerkleinert, zerlegt, mit Speichel versetzt und den Rest dann am Ende zusammen mit Stoffwechselabbauprodukten nach draußen befördert. Das Ganze dauert durchschnittlich ein bis drei Tage, wobei der längste Weg (bis zum Dickdarm) meist schon nach etwa 10 Stunden zurückgelegt ist. Die größte Varianz ergibt sich durch die unterschiedlich lange „Verweilzeit“ im Enddarm, also den 20 Zentimetern kurz vor’m Poloch. Ich glaube jeder weiß, wie lange man zur Not zurückhalten kann…
Mund, Speiseröhre (Ösophagus) und Magen (Gaster) werden innerhalb der ersten drei Stunden passiert. Im Magen herrscht ein saures Milieu, was einerseits eine erste immunologische Barriere ist, da hier Bakterien größtenteils eliminiert werden. Andererseits zersetzt die Säure die Nahrung und trägt so gemeinsam mit den Verdauungsenzymen* im Speichel zur Aufnahme der Nährstoffe bei.
*Praktische Übung: Wenn man Weißbrot lange im Mund kaut, schmeckt es irgendwann süß. Denn der Speichel spaltet die Kohlenhydrate des Brots, sodass schrittweise u.a. Glucose, der wichtigste Baustein von normalem Zucker, entsteht. Glucose kann nicht nur geschmeckt werden (der „gute“ Geschmack ist ein Anreizsystem des Körpers, denn Glucose ist ein wunderbarer Energielieferant), sondern auch besser von den Darmzellen aufgenommen werden.
Ein Schließmuskel am Magenausgang schleust nach und nach den Mageninhalt in den Darm (Intestinum), so wird nicht nur garantiert, dass der Aufenthalt im Magen ausreichend lang ist, sondern auch sichergestellt, dass nicht zu viel saurer Magensaft gleichzeitig in den – dagegen schutzlosen – Darm gelangt. Es folgt der erste Abschnitt des Dünndarms, das etwa zwölffinger-lange Duodenum, wo gleich zu Beginn ordentlich Bauchspeichel der sauren Magensuppe beigemengt wird. Bauchspeichel ist basisch, neutralisiert also die Säure. Der Brei wandert mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 0,0006 km/h (ca. 7 Stunden für ca. 4 Meter) weiter, während in einer nun relativ pH-neutralen Umgebung die dadurch aktivierten Verdauungsenzyme wunderbar arbeiten können. Im Dickdarm wird das restliche, unverdauliche Etwas dann entwässert und somit komprimiert, sodass es in der Ampulle des Enddarms (≙Mastdarm≙Rektum) gespeichert werden kann. In den letzten Zentimetern vor dem finalen Schließmuskel besitzt jeder von uns mehrere Ringmuskeln, die nicht nur ausreichend dichthalten, sondern auch in der Lage sind, nicht-festen Inhalt zu erkennen, was uns letztlich ermöglicht, einen einfachen Furz von einer größeren Aktion zu unterscheiden. Glücklicherweise haben wir Menschen an den äußersten Ringmuskeln eine willentliche Innervation, sodass wir uns nicht automatisch entleeren, wenn Druck und Entspannung gleichzeitig** da sind.
**Ich muss selber etwas schmunzeln - mit Druck meine ich hier die Füllung des Enddarms und mit Entspannung den Zustand, in dem sich ein Lebewesen nervlich befindet, wenn kein Feind oder eine sonstige Gefahr da ist. Um mich jetzt nicht in einem meiner Lieblingsthemen, der Neurophysiologie, zu verlieren, breche ich den Exkurs an dieser Stelle knallhart ab. Wie unser Nervensystem aufgebaut ist, erkläre ich hier, sobald meine Mutter wieder zu beschäftigt/faul ist, etwas Eigenes zu veröffentlichen.
Alles, was im Magen oder Darm von den Zellen aufgenommen und an das Blut abgegeben wird, wird zur Leber geschleust. Dieses „Pfortadersystem“ ist überlebenswichtig, da die unzähligen Bakterien im Darm bei der Zersetzung der Nahrung neben einigen nützlichen Stoffwechselprodukten auch viel Ammoniak und sonstige Gifte produzieren, die unser Darm leider auch aufnimmt. Die Entgiftungsfunktion der Leber ist wohlbekannt, ich denke ich brauche hierüber nicht viele Worte verlieren. Sie speichert außerdem Glucose, indem sie sie wieder langkettig vernetzt, stellt einen Teil des Bauchspeichels*** her, reguliert den Fetthaushalt im Blut (bzw. versucht es…) und produziert wichtige Stoffe und Faktoren für unser Immun- und Gerinnungssystem. Ich trage mit dieser kurzen Aufzählung der Wichtigkeit der Leber kaum Rechnung – dass sie sich selbst regenerieren kann, eine gewisse immunologische Toleranz**** ausbildet usw. macht sie nur interessanter. Der Einfachheit halber belasse ich es aber bei diesen kurzen Ausführungen – ein grobes Bild sollte dadurch geschaffen sein.
***Ich habe die Bauchspeicheldrüse (das (sic!) Pankreas) bislang nicht erwähnt, ihre Funktion ist durch den Namen schon weitestgehend erklärt. Außer dem „nach außen“ (=exokrin) gespuckten Bauchspeichel produziert die Drüse aber auch einige ins Blut (=endokrin) abgegebene Stoffe, allen vorweg Insulin. Ganz grob zusammengefasst ist die Regulation hier ziemlich einfach: Glucose im Blut hoch = Insulinausschüttung; Glucose niedrig = Glucagonausschüttung (regt die Leber an, die gespeicherten Glucoseketten wieder aufzulösen). Sorry, sehr viel mehr ist das nicht – Diabetes (eigentlich Diabetes mellitus) ist entweder eine „angeborene“ Störung bei der Sekretion (die dafür zuständigen Zellen werden autoimmunologisch zerstört) oder aber eine „erworbene“ Resistenz gegen Insulin.
****Man muss hier im Hinterkopf behalten, dass in der Leber tausend verschiedene Stoffe – darunter einige Gifte – verarbeitet werden. Wenn unser Immunsystem hier direkt anspringen würde, wäre das blöd, ergo ist das Immunsystem innerhalb der Leber etwas gedämpfter. Zeigt sich in der Praxis durch die vergleichsweise niedrige Anzahl an Abstoßungsreaktionen bei Lebertransplantationen.
Mediziner sprechen manchmal von einem dritten Blutkreislauf, gemeint ist damit neben dem Lungen- und Körperkreislauf das besagte Pfortadersystem. Die Leberzellen entgiften und regulieren also das eintreffende Blut und geben es in die „untere Hohlvene“ (Vena cava inferior) ab, die wiederum das verbrauchte Blut aus den Beinen und Beckenorganen (ich zähle neben der Blase, der Gebärmutter/Prostata und den Eier(stöcke)n auch einfach mal die Nieren und Nebennieren dazu…) führt. Ab dem Einmünden der Lebervenen ist der Weg zum Herz übrigens nicht mehr lang, die Leber liegt zu einem Großteil nämlich gut geschützt hinter dem Brustkorb und gar nicht so weit im Bauch.
Und so endet die sehr grobe Ausführung über unser Verdauungssystem nach inzwischen viel mehr Text als ich dachte; und das obwohl ich über einige spannende Dinge kein Wort verloren habe, wie z.B. die Tatsache, dass der lange Schlauch durch ein riesiges eigenes Netzwerk koordiniert wird, was aus mehr Nervenzellen besteht als unser Rückenmark
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Diese Erkenntnis hatte ich schon früh im Biologie-Unterricht während der Schule, viele weitere, die meine Faszination für dieses Wunderwerk nur befeuern, habe ich dann im Studium erlangt. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass ein Großteil des Studiums daraus besteht, eine eigene Sprache zu lernen, sodass der „einfache Pöbel“ nicht mehr versteht, worum es geht.
So kam mir die Idee, ein paar Texte über die verschiedenen Organsysteme im Körper zu schreiben, einerseits um mal zu erfahren, ob ich gut darin bin; andererseits aber auch als Geschenk für meine Mutter, die sie als Notfalllösung für ihren Blog nutzen kann. Sie hat mir mal erklärt, dass ich wohl recht begabt darin sei, Dinge verständlich zu erklären – das hat sie (bzw. ihre Leser…) jetzt also davon.
Das Verdauungssystem ist strenggenommen nur ein großer langer Schlauch, der sich durch den Körper zieht, – jeder kennt den Witz „Wenn zwei sich küssen, entsteht eigentlich nur eine Röhre mit zwei Arschlöchern am Ende“ – und mittels Muskelbewegungen Nahrung aufnimmt, zerkleinert, zerlegt, mit Speichel versetzt und den Rest dann am Ende zusammen mit Stoffwechselabbauprodukten nach draußen befördert. Das Ganze dauert durchschnittlich ein bis drei Tage, wobei der längste Weg (bis zum Dickdarm) meist schon nach etwa 10 Stunden zurückgelegt ist. Die größte Varianz ergibt sich durch die unterschiedlich lange „Verweilzeit“ im Enddarm, also den 20 Zentimetern kurz vor’m Poloch. Ich glaube jeder weiß, wie lange man zur Not zurückhalten kann…
Mund, Speiseröhre (Ösophagus) und Magen (Gaster) werden innerhalb der ersten drei Stunden passiert. Im Magen herrscht ein saures Milieu, was einerseits eine erste immunologische Barriere ist, da hier Bakterien größtenteils eliminiert werden. Andererseits zersetzt die Säure die Nahrung und trägt so gemeinsam mit den Verdauungsenzymen* im Speichel zur Aufnahme der Nährstoffe bei.
*Praktische Übung: Wenn man Weißbrot lange im Mund kaut, schmeckt es irgendwann süß. Denn der Speichel spaltet die Kohlenhydrate des Brots, sodass schrittweise u.a. Glucose, der wichtigste Baustein von normalem Zucker, entsteht. Glucose kann nicht nur geschmeckt werden (der „gute“ Geschmack ist ein Anreizsystem des Körpers, denn Glucose ist ein wunderbarer Energielieferant), sondern auch besser von den Darmzellen aufgenommen werden.
Ein Schließmuskel am Magenausgang schleust nach und nach den Mageninhalt in den Darm (Intestinum), so wird nicht nur garantiert, dass der Aufenthalt im Magen ausreichend lang ist, sondern auch sichergestellt, dass nicht zu viel saurer Magensaft gleichzeitig in den – dagegen schutzlosen – Darm gelangt. Es folgt der erste Abschnitt des Dünndarms, das etwa zwölffinger-lange Duodenum, wo gleich zu Beginn ordentlich Bauchspeichel der sauren Magensuppe beigemengt wird. Bauchspeichel ist basisch, neutralisiert also die Säure. Der Brei wandert mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 0,0006 km/h (ca. 7 Stunden für ca. 4 Meter) weiter, während in einer nun relativ pH-neutralen Umgebung die dadurch aktivierten Verdauungsenzyme wunderbar arbeiten können. Im Dickdarm wird das restliche, unverdauliche Etwas dann entwässert und somit komprimiert, sodass es in der Ampulle des Enddarms (≙Mastdarm≙Rektum) gespeichert werden kann. In den letzten Zentimetern vor dem finalen Schließmuskel besitzt jeder von uns mehrere Ringmuskeln, die nicht nur ausreichend dichthalten, sondern auch in der Lage sind, nicht-festen Inhalt zu erkennen, was uns letztlich ermöglicht, einen einfachen Furz von einer größeren Aktion zu unterscheiden. Glücklicherweise haben wir Menschen an den äußersten Ringmuskeln eine willentliche Innervation, sodass wir uns nicht automatisch entleeren, wenn Druck und Entspannung gleichzeitig** da sind.
**Ich muss selber etwas schmunzeln - mit Druck meine ich hier die Füllung des Enddarms und mit Entspannung den Zustand, in dem sich ein Lebewesen nervlich befindet, wenn kein Feind oder eine sonstige Gefahr da ist. Um mich jetzt nicht in einem meiner Lieblingsthemen, der Neurophysiologie, zu verlieren, breche ich den Exkurs an dieser Stelle knallhart ab. Wie unser Nervensystem aufgebaut ist, erkläre ich hier, sobald meine Mutter wieder zu beschäftigt/faul ist, etwas Eigenes zu veröffentlichen.
Alles, was im Magen oder Darm von den Zellen aufgenommen und an das Blut abgegeben wird, wird zur Leber geschleust. Dieses „Pfortadersystem“ ist überlebenswichtig, da die unzähligen Bakterien im Darm bei der Zersetzung der Nahrung neben einigen nützlichen Stoffwechselprodukten auch viel Ammoniak und sonstige Gifte produzieren, die unser Darm leider auch aufnimmt. Die Entgiftungsfunktion der Leber ist wohlbekannt, ich denke ich brauche hierüber nicht viele Worte verlieren. Sie speichert außerdem Glucose, indem sie sie wieder langkettig vernetzt, stellt einen Teil des Bauchspeichels*** her, reguliert den Fetthaushalt im Blut (bzw. versucht es…) und produziert wichtige Stoffe und Faktoren für unser Immun- und Gerinnungssystem. Ich trage mit dieser kurzen Aufzählung der Wichtigkeit der Leber kaum Rechnung – dass sie sich selbst regenerieren kann, eine gewisse immunologische Toleranz**** ausbildet usw. macht sie nur interessanter. Der Einfachheit halber belasse ich es aber bei diesen kurzen Ausführungen – ein grobes Bild sollte dadurch geschaffen sein.
***Ich habe die Bauchspeicheldrüse (das (sic!) Pankreas) bislang nicht erwähnt, ihre Funktion ist durch den Namen schon weitestgehend erklärt. Außer dem „nach außen“ (=exokrin) gespuckten Bauchspeichel produziert die Drüse aber auch einige ins Blut (=endokrin) abgegebene Stoffe, allen vorweg Insulin. Ganz grob zusammengefasst ist die Regulation hier ziemlich einfach: Glucose im Blut hoch = Insulinausschüttung; Glucose niedrig = Glucagonausschüttung (regt die Leber an, die gespeicherten Glucoseketten wieder aufzulösen). Sorry, sehr viel mehr ist das nicht – Diabetes (eigentlich Diabetes mellitus) ist entweder eine „angeborene“ Störung bei der Sekretion (die dafür zuständigen Zellen werden autoimmunologisch zerstört) oder aber eine „erworbene“ Resistenz gegen Insulin.
****Man muss hier im Hinterkopf behalten, dass in der Leber tausend verschiedene Stoffe – darunter einige Gifte – verarbeitet werden. Wenn unser Immunsystem hier direkt anspringen würde, wäre das blöd, ergo ist das Immunsystem innerhalb der Leber etwas gedämpfter. Zeigt sich in der Praxis durch die vergleichsweise niedrige Anzahl an Abstoßungsreaktionen bei Lebertransplantationen.
Mediziner sprechen manchmal von einem dritten Blutkreislauf, gemeint ist damit neben dem Lungen- und Körperkreislauf das besagte Pfortadersystem. Die Leberzellen entgiften und regulieren also das eintreffende Blut und geben es in die „untere Hohlvene“ (Vena cava inferior) ab, die wiederum das verbrauchte Blut aus den Beinen und Beckenorganen (ich zähle neben der Blase, der Gebärmutter/Prostata und den Eier(stöcke)n auch einfach mal die Nieren und Nebennieren dazu…) führt. Ab dem Einmünden der Lebervenen ist der Weg zum Herz übrigens nicht mehr lang, die Leber liegt zu einem Großteil nämlich gut geschützt hinter dem Brustkorb und gar nicht so weit im Bauch.
Und so endet die sehr grobe Ausführung über unser Verdauungssystem nach inzwischen viel mehr Text als ich dachte; und das obwohl ich über einige spannende Dinge kein Wort verloren habe, wie z.B. die Tatsache, dass der lange Schlauch durch ein riesiges eigenes Netzwerk koordiniert wird, was aus mehr Nervenzellen besteht als unser Rückenmark
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Mittwoch, 25. Dezember 2019
Regenbogen und Ferienwohnungsverwendung
anje, 23:16h
Sehr ruhiger Tag hier, wir haben alle lange geschlafen und dann hat jeder ein wenig in seinem Internet rumgekroost.
Die Kinder guckten Netflix über AppleTV auf dem Fernseher und/oder in ihr Macbook bzw. PC bzw. iPad oder Handy, teilweise alles gleichzeitig, bei der Vielzahl der elektronischen Geräte, über die heute jeder verfügt, weiß man ja gar nicht mehr, wie man das beschreiben soll, es hat sich auf alle Fälle keiner gelangweilt.
Ich habe die Wäsche sortiert und zwei Maschinen Wäsche durchgescheucht, die dritte wartet noch auf ihren Einsatz, weil ich bei dem Wetter schlecht draußen trocknen kann, stecke ich die feuchte Wäsche in den Trockner, der aber nicht gleichzeitig mit der Waschmaschine laufen kann, weil dann immer die Sicherung wegen Überlastung in die Knie geht.
Aber zwei Maschinen sind gewaschen und getrocknet, ist ja auch was.
Am frühen Nachmittag sah das Wetter freundlich genug für einen Spaziergang aus, nach dem es gestern ja wirklich durchgängig nicht nur geregnet, sondern phasenweise auch richtig gegossen hat und wir sehr froh waren, dass keiner von uns vor die Tür gehen musste.
Die Kinder gammelten in Schlafanzug- und Pflegerhosen glücklich vor ihren Geräten rum, also zogen K und ich zu zweit los, ein bisschen frische Luft und einmal Wasser gucken war der Plan.
Als wir in Höhe der Heimlichen Liebe am Strand lang liefen, machte ich ein Foto von dem Insel-Panorama, relativ blauer Himmel, alles war schön.
Dann zog sich der Himmel plötzlich zu und wurde blitzschnell rabenschwarz. Allerdings nur hinter der Promenade, der Leuchtturm lag noch voll im Sonnenlicht, es sah wirklich beeindruckend aus
Die Fotos habe ich alle mit meinem Handy gemacht, keine Profikamera mit Riesenblitz oder so, alles von der Natur ausgeleuchtet und natürlich auch alles ohne Filter. (Gilt hier ja immer, außer ich schreibe es ausdrücklich dazu.)
Gleichzeitig fing es an zu regnen, so dass sehr schnell ein wunderschöner Regenbogen entstand.
Und ich weiß jetzt, wo ich nach dem Gold graben muss: Am Fuß vom Sendemast.
Das untere Foto hat K gemacht, der hat schon das neue iPhone mit einer deutlich besseren Kamera, die kann jetzt auch Weitwinkel, so dass er den gesamten Regenbogen draufbekam. Ich hätte dafür 20m weit ins Meer laufen müssen, um genug Abstand zu haben, diesen Einsatz war mir ein vollständiger Regenbogen dann doch nicht wert.
Lustig bei diesen Weitwinkelbildern sind dann nur immer die stürzenden Linien, auf dem Originalfoto haben Leuchtturm und Sendemast also gewaltig Schlagseite, hier habe ich dann mit einer "Graderichten-App" etwas korrigiert.
Das ganze Spektakel, mit schwarzem Himmel, Regen und Regenbogen dauerte vielleicht 10 Minuten, dann war der Spuk schon wieder vorbei.
Ich habe anschließend noch ein paar Fotos vom Meer mit Sonne im Gegenlicht gemacht. Weil ich ein Foto haben wollte, wo K genau in diesem gespiegelten Lichtfenster steht, bin ich hinter ihm weiter oben am Strand immer hin und her gelaufen, um die Position perfekt auszurichten, weil ich das Foto als "Schnappschuss" haben wollte und nicht als gestellte Regieanweisung "bleib genau da stehen und gucke nach vorne". Mein hin und her Gerenne verwirrte K aber so, dass er auch immer hin und her lief, was es mir mit meiner "Schnappschussidee" natürlich extra schwer machte - aber es ist gelungen.
Das andere Foto heißt "K kuckt Küste", denn da schaut er genau nach Eemshaven, die Kohlekraftwerke sind verschwommen im Hintergrund zu erkennen. Hier habe ich das mit dem zufälligen Schnappschuss aufgegeben und ihm gesagt, wo er stehen und wohin er gucken soll. Ich finde das Foto trotzdem schön.
Ansonsten habe ich mit der Mutter telefoniert, die erzählte, der Bruder hat sich jetzt auch eine Ferienwohnung hier auf der Insel gekauft - aber nur als Kapitalanlage und vorrangig zur Fremdvermietung, was mir grundsätzlich ja komplett fremd ist.
Dass man sich eine Ferienwohnung kauft, weil man sein Domizil eben nicht mehr mit fremden Leuten teilen will, das kann ich verstehen.
Man kann seine privaten Sachen gleich vor Ort lassen und muss zum Verreisen keine Koffer mehr packen, man kann sich seine Ferienwohnung genau so einrichten, wie es einem selber gefällt und muss keine Sorge haben, dass fremde Leute einem die Dinge kaputt machen oder wegschleppen und das allerwichtigste: Man hat sein eigenes Bett und muss sich nicht mit Phantasien rumplagen, wer wohl schon alles auf die Matratze gepinkelt, gevögelt oder gekotzt hat.
Grade bei Bett bin ich hochempfindlich, ich mag mein Bett schließlich auch sehr.
Ich kaufe alle Kleidungsstücke auf dem Flohmarkt und habe kein Problem damit, weil ich das Zeug ja waschen kann, bevor ich es selber trage. Aber die Matratze in einem Bett kann ich nicht waschen, da kann ich maximal ein sauberes Bettlaken drüberlegen - und dass man jedesmal die Bettdecke und das Kopfkissen durchreinigt, wenn man frisch ankommt, halte ich auch eher für unlösbar, was aber alles für Krabbeltiere in Bettdecken und Kopfkissen hausen können, die andere Leute dort eingeschleppt haben, das sollte man vorsichtshalber nicht googeln.
Krätze ist da noch fast die harmlose Variante.
Und ja, ich habe deshalb auch ein Problem mit Hotelbetten und ich wundere mich seit Ewigkeiten, weshalb Leute meinen, sie würden keine Secondhand-Kleidung tragen wollen - aber ohne mit der Wimper zu zucken im Urlaub in Hotelbetten schlafen, von denen sie mit 100%iger Sicherheit keine Ahnung haben, wer da vorher schon alles dringeschlafen und Dinge drin getan hat. Urrrrgghgh, grusel, schüttel, es ist besser, ich denke da gar nicht drüber nach, weil ich sonst ein ernsthaftes Problem mit Urlaub machen in fremden Betten habe.
Ich sehe gleichzeitig ein, dass nicht jeder die Kohle hat, sich eine Ferienwohnung zur Selbstnutzung zu kaufen, und wenn man Urlaub machen möchte, muss man halt Kompromisse machen - aber wenn ich die Kohle habe und mir so eine Wohnung kaufen kann, ja verflixt, warum hole ich mir dann andererleuts Problemgeziefer ins eigene Haus? Ne, sorry, erschließt sich mir nicht.
Muss es aber ja zum Glück auch nicht. Die allermeisten Ferienwohnungsbesitzer vermieten ihre Wohnungen tatsächlich auch an fremde Leute, weil man da natürlich zusätzlich Geld mit verdienen kann.
Ich glaube, wenn man erstmal so viel Kohle hat, dass man Ferienwohnungsbesitzer sein kann*, dann bricht bei den allermeisten Menschen auch sofort ein gesteigerter Geldgierwahn aus und sie müssen immer noch mehr und noch mehr haben. Ist ein komplett anderes Thema, lässt mich aber auch regelmäßig den Kopf schütteln. K nennt das "das chronische Halsleiden - die kriegen den Hals nicht voll" und ich denke, das beschreibt es ziemlich genau.
*für ganz arme Menschen ist das schon deshalb nichts, weil man die wenigstens Ferienwohnungen zu 100% finanzieren kann, ein gewisses Eigenkapital muss man als Startkapital schon mitbringen
Deshalb soll das jeder machen wie er mag, für mich bleibt es aber für immer dabei: Wenn ich Ferienwohnungen vermiete, dann nur solche, in denen ich nicht selber wohne. Der Onkel zB vermietet seine Ferienwohnungen, weil sie genau dafür gedacht sind: um Urlauber dort wohnen zu lassen. Seine eigenen "Privaträume" vermietet er aber selbstverständlich nicht, die sind halt privat. Und genau das gleiche gilt für mein Haus: Freunde sind natürlich als Besuch willkommen - aber nur, wenn sie mich besuchen wollen und nicht einfach nur eine preiswerte Übernachtung für ihren Urlaub suchen. Und gegen Geld schläft niemand in meinem Bett, ich bin doch keine Nutte
.
Die Kinder guckten Netflix über AppleTV auf dem Fernseher und/oder in ihr Macbook bzw. PC bzw. iPad oder Handy, teilweise alles gleichzeitig, bei der Vielzahl der elektronischen Geräte, über die heute jeder verfügt, weiß man ja gar nicht mehr, wie man das beschreiben soll, es hat sich auf alle Fälle keiner gelangweilt.
Ich habe die Wäsche sortiert und zwei Maschinen Wäsche durchgescheucht, die dritte wartet noch auf ihren Einsatz, weil ich bei dem Wetter schlecht draußen trocknen kann, stecke ich die feuchte Wäsche in den Trockner, der aber nicht gleichzeitig mit der Waschmaschine laufen kann, weil dann immer die Sicherung wegen Überlastung in die Knie geht.
Aber zwei Maschinen sind gewaschen und getrocknet, ist ja auch was.
Am frühen Nachmittag sah das Wetter freundlich genug für einen Spaziergang aus, nach dem es gestern ja wirklich durchgängig nicht nur geregnet, sondern phasenweise auch richtig gegossen hat und wir sehr froh waren, dass keiner von uns vor die Tür gehen musste.
Die Kinder gammelten in Schlafanzug- und Pflegerhosen glücklich vor ihren Geräten rum, also zogen K und ich zu zweit los, ein bisschen frische Luft und einmal Wasser gucken war der Plan.
Als wir in Höhe der Heimlichen Liebe am Strand lang liefen, machte ich ein Foto von dem Insel-Panorama, relativ blauer Himmel, alles war schön.
Dann zog sich der Himmel plötzlich zu und wurde blitzschnell rabenschwarz. Allerdings nur hinter der Promenade, der Leuchtturm lag noch voll im Sonnenlicht, es sah wirklich beeindruckend aus
Die Fotos habe ich alle mit meinem Handy gemacht, keine Profikamera mit Riesenblitz oder so, alles von der Natur ausgeleuchtet und natürlich auch alles ohne Filter. (Gilt hier ja immer, außer ich schreibe es ausdrücklich dazu.)
Gleichzeitig fing es an zu regnen, so dass sehr schnell ein wunderschöner Regenbogen entstand.
Und ich weiß jetzt, wo ich nach dem Gold graben muss: Am Fuß vom Sendemast.
Das untere Foto hat K gemacht, der hat schon das neue iPhone mit einer deutlich besseren Kamera, die kann jetzt auch Weitwinkel, so dass er den gesamten Regenbogen draufbekam. Ich hätte dafür 20m weit ins Meer laufen müssen, um genug Abstand zu haben, diesen Einsatz war mir ein vollständiger Regenbogen dann doch nicht wert.
Lustig bei diesen Weitwinkelbildern sind dann nur immer die stürzenden Linien, auf dem Originalfoto haben Leuchtturm und Sendemast also gewaltig Schlagseite, hier habe ich dann mit einer "Graderichten-App" etwas korrigiert.
Das ganze Spektakel, mit schwarzem Himmel, Regen und Regenbogen dauerte vielleicht 10 Minuten, dann war der Spuk schon wieder vorbei.
Ich habe anschließend noch ein paar Fotos vom Meer mit Sonne im Gegenlicht gemacht. Weil ich ein Foto haben wollte, wo K genau in diesem gespiegelten Lichtfenster steht, bin ich hinter ihm weiter oben am Strand immer hin und her gelaufen, um die Position perfekt auszurichten, weil ich das Foto als "Schnappschuss" haben wollte und nicht als gestellte Regieanweisung "bleib genau da stehen und gucke nach vorne". Mein hin und her Gerenne verwirrte K aber so, dass er auch immer hin und her lief, was es mir mit meiner "Schnappschussidee" natürlich extra schwer machte - aber es ist gelungen.
Das andere Foto heißt "K kuckt Küste", denn da schaut er genau nach Eemshaven, die Kohlekraftwerke sind verschwommen im Hintergrund zu erkennen. Hier habe ich das mit dem zufälligen Schnappschuss aufgegeben und ihm gesagt, wo er stehen und wohin er gucken soll. Ich finde das Foto trotzdem schön.
Ansonsten habe ich mit der Mutter telefoniert, die erzählte, der Bruder hat sich jetzt auch eine Ferienwohnung hier auf der Insel gekauft - aber nur als Kapitalanlage und vorrangig zur Fremdvermietung, was mir grundsätzlich ja komplett fremd ist.
Dass man sich eine Ferienwohnung kauft, weil man sein Domizil eben nicht mehr mit fremden Leuten teilen will, das kann ich verstehen.
Man kann seine privaten Sachen gleich vor Ort lassen und muss zum Verreisen keine Koffer mehr packen, man kann sich seine Ferienwohnung genau so einrichten, wie es einem selber gefällt und muss keine Sorge haben, dass fremde Leute einem die Dinge kaputt machen oder wegschleppen und das allerwichtigste: Man hat sein eigenes Bett und muss sich nicht mit Phantasien rumplagen, wer wohl schon alles auf die Matratze gepinkelt, gevögelt oder gekotzt hat.
Grade bei Bett bin ich hochempfindlich, ich mag mein Bett schließlich auch sehr.
Ich kaufe alle Kleidungsstücke auf dem Flohmarkt und habe kein Problem damit, weil ich das Zeug ja waschen kann, bevor ich es selber trage. Aber die Matratze in einem Bett kann ich nicht waschen, da kann ich maximal ein sauberes Bettlaken drüberlegen - und dass man jedesmal die Bettdecke und das Kopfkissen durchreinigt, wenn man frisch ankommt, halte ich auch eher für unlösbar, was aber alles für Krabbeltiere in Bettdecken und Kopfkissen hausen können, die andere Leute dort eingeschleppt haben, das sollte man vorsichtshalber nicht googeln.
Krätze ist da noch fast die harmlose Variante.
Und ja, ich habe deshalb auch ein Problem mit Hotelbetten und ich wundere mich seit Ewigkeiten, weshalb Leute meinen, sie würden keine Secondhand-Kleidung tragen wollen - aber ohne mit der Wimper zu zucken im Urlaub in Hotelbetten schlafen, von denen sie mit 100%iger Sicherheit keine Ahnung haben, wer da vorher schon alles dringeschlafen und Dinge drin getan hat. Urrrrgghgh, grusel, schüttel, es ist besser, ich denke da gar nicht drüber nach, weil ich sonst ein ernsthaftes Problem mit Urlaub machen in fremden Betten habe.
Ich sehe gleichzeitig ein, dass nicht jeder die Kohle hat, sich eine Ferienwohnung zur Selbstnutzung zu kaufen, und wenn man Urlaub machen möchte, muss man halt Kompromisse machen - aber wenn ich die Kohle habe und mir so eine Wohnung kaufen kann, ja verflixt, warum hole ich mir dann andererleuts Problemgeziefer ins eigene Haus? Ne, sorry, erschließt sich mir nicht.
Muss es aber ja zum Glück auch nicht. Die allermeisten Ferienwohnungsbesitzer vermieten ihre Wohnungen tatsächlich auch an fremde Leute, weil man da natürlich zusätzlich Geld mit verdienen kann.
Ich glaube, wenn man erstmal so viel Kohle hat, dass man Ferienwohnungsbesitzer sein kann*, dann bricht bei den allermeisten Menschen auch sofort ein gesteigerter Geldgierwahn aus und sie müssen immer noch mehr und noch mehr haben. Ist ein komplett anderes Thema, lässt mich aber auch regelmäßig den Kopf schütteln. K nennt das "das chronische Halsleiden - die kriegen den Hals nicht voll" und ich denke, das beschreibt es ziemlich genau.
*für ganz arme Menschen ist das schon deshalb nichts, weil man die wenigstens Ferienwohnungen zu 100% finanzieren kann, ein gewisses Eigenkapital muss man als Startkapital schon mitbringen
Deshalb soll das jeder machen wie er mag, für mich bleibt es aber für immer dabei: Wenn ich Ferienwohnungen vermiete, dann nur solche, in denen ich nicht selber wohne. Der Onkel zB vermietet seine Ferienwohnungen, weil sie genau dafür gedacht sind: um Urlauber dort wohnen zu lassen. Seine eigenen "Privaträume" vermietet er aber selbstverständlich nicht, die sind halt privat. Und genau das gleiche gilt für mein Haus: Freunde sind natürlich als Besuch willkommen - aber nur, wenn sie mich besuchen wollen und nicht einfach nur eine preiswerte Übernachtung für ihren Urlaub suchen. Und gegen Geld schläft niemand in meinem Bett, ich bin doch keine Nutte
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Dienstag, 24. Dezember 2019
Weihnachten
anje, 17:25h
So, Baum steht:
Wie der Rest des Tages verläuft, ist noch ungewiss, die Kinder meinten, man könne doch jetzt fix die Geschenke verteilen, dann wäre das Thema ruck zuck durch und sie könnten sich mit Schwung und Freude auf "endlich Urlaub machen" stürzen.
So ganz verkehrt finde ich die Idee nicht, ich merke, wie grade meine traditionelle Weihnachtsaversion in mir hochblubbelt und mir Dinge zuflüstert wie "das ist doch alles ein einziges, verlogenes Getue, wer will diese Show denn noch wirklich?" und vielleicht ist es eine gute Idee, diese Verpflichtung so schnell und vor allem so kurz und schmerzlos wie möglich hinter sich zu bringen.
Es gibt doch wahrlich nettere Dinge, die man als Familie gemeinsam machen kann, als sich um einen kitschig glitzernden Weihnachtsbaum zu versammeln, um dort unbeholfen rumzusitzen, weil keiner als erster was sagen will und ich ganz sicher auch nicht, weil ich halt auch nicht weiß, was man nun noch tun müsste, bevor man die Geschenke auspackt und die Stimmung mit Alkohol rettet.
In meiner Familie gab es früher ein festes Ritual mit vorgeschriebenem Ablauf, wie Weihnachten zu feiern ist. Dieser Ablauf war so selbstverständlich, dass sich niemand die Frage stellte, ob man das schön findet oder gar, weshalb man es macht, wie man es macht oder ob man etwas ändern solle. Es war halt so und fertig.
Aber dann löste sich die Tradition so nach und nach auf, Tod, Scheidungen und neue Räumlichkeiten führten dazu, dass irgendwann nichts mehr so war, wie es mal war und damit verlor dieser Ablauf eines Weihnachtsfestes für mich auch komplett jede Bedeutung.
Dazu kam, dass ich mit zunehmendem Alter der Kirche immer kritischer gegenüberstehe, genauso kritisch sehe ich tradierte Rollenmuster. Kinder, die unterm Weihnachtsbaum Gedichte aufsagen, verursachen mir Gänsehaut und um meine Kinder davor zu bewahren, sich an dieser Stelle ein Trauma einzufangen, was nachher nur durch teure Therapiestunden wieder wegzukriegen ist, habe ich meinen Teil der Familie sehr schnell vom restlichen Teil der Familie abgetrennt, als sich unter mir ein neuer Familienteil entwickelte.
Zugegeben, CW und ich hatten auch keine wirklich joy sparkende Alternativlösung, wie Weihnachten nun besser verbracht werden könne, wir haben die alten Traditionen einfach jedes Jahr mehr und mehr ausgeschlichen.
Mittlerweile steht der Weihnachtsbaum in der ersten Etage, weil da der Ofen steht und damit ist auch gleichzeitig kein Klavier in der Nähe, auf dem ich Weihnachtslieder spielen müsste.
Blockflöte kann in dieser Familie außer mir auch niemand spielen und singen können wir zu fünft ausgesprochen ausdrücklich gar nicht.
Musikalisch sind wir also einigermaßen safe, was Weihnachtseskalationsmoves angeht.
Gedichte sagt auch keiner auf und Geschichten vorlesen fühlt sich irgendwie so unglaublich künstlich an.
Bei uns ist keiner auf Knopfdruck besinnlich, dafür sind wir alle gut in blöde Bemerkungen machen.
Wir ruckeln uns Weihnachten also auf unsere ganz eigene Art und Weise zurecht und wenn man sich erst mal gelöst hat, von der Erwartungshaltung, dass Weihnachten etwas ganz Besonderes sein muss, mit Englein, Hirten, Weltfrieden und viel künstlichem Getue, um stattdessen lieber etwas gemeinsam zu machen, was allen und gleichzeitig jedem für sich Spaß macht, dann ist man meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg, den Sinn von Weihnachten umzusetzen.
Ich glaube, ich mache jetzt erst mal einen Nudelsalat für K, dann ist der auf alle Fälle schon mal glücklich
.
Wie der Rest des Tages verläuft, ist noch ungewiss, die Kinder meinten, man könne doch jetzt fix die Geschenke verteilen, dann wäre das Thema ruck zuck durch und sie könnten sich mit Schwung und Freude auf "endlich Urlaub machen" stürzen.
So ganz verkehrt finde ich die Idee nicht, ich merke, wie grade meine traditionelle Weihnachtsaversion in mir hochblubbelt und mir Dinge zuflüstert wie "das ist doch alles ein einziges, verlogenes Getue, wer will diese Show denn noch wirklich?" und vielleicht ist es eine gute Idee, diese Verpflichtung so schnell und vor allem so kurz und schmerzlos wie möglich hinter sich zu bringen.
Es gibt doch wahrlich nettere Dinge, die man als Familie gemeinsam machen kann, als sich um einen kitschig glitzernden Weihnachtsbaum zu versammeln, um dort unbeholfen rumzusitzen, weil keiner als erster was sagen will und ich ganz sicher auch nicht, weil ich halt auch nicht weiß, was man nun noch tun müsste, bevor man die Geschenke auspackt und die Stimmung mit Alkohol rettet.
In meiner Familie gab es früher ein festes Ritual mit vorgeschriebenem Ablauf, wie Weihnachten zu feiern ist. Dieser Ablauf war so selbstverständlich, dass sich niemand die Frage stellte, ob man das schön findet oder gar, weshalb man es macht, wie man es macht oder ob man etwas ändern solle. Es war halt so und fertig.
Aber dann löste sich die Tradition so nach und nach auf, Tod, Scheidungen und neue Räumlichkeiten führten dazu, dass irgendwann nichts mehr so war, wie es mal war und damit verlor dieser Ablauf eines Weihnachtsfestes für mich auch komplett jede Bedeutung.
Dazu kam, dass ich mit zunehmendem Alter der Kirche immer kritischer gegenüberstehe, genauso kritisch sehe ich tradierte Rollenmuster. Kinder, die unterm Weihnachtsbaum Gedichte aufsagen, verursachen mir Gänsehaut und um meine Kinder davor zu bewahren, sich an dieser Stelle ein Trauma einzufangen, was nachher nur durch teure Therapiestunden wieder wegzukriegen ist, habe ich meinen Teil der Familie sehr schnell vom restlichen Teil der Familie abgetrennt, als sich unter mir ein neuer Familienteil entwickelte.
Zugegeben, CW und ich hatten auch keine wirklich joy sparkende Alternativlösung, wie Weihnachten nun besser verbracht werden könne, wir haben die alten Traditionen einfach jedes Jahr mehr und mehr ausgeschlichen.
Mittlerweile steht der Weihnachtsbaum in der ersten Etage, weil da der Ofen steht und damit ist auch gleichzeitig kein Klavier in der Nähe, auf dem ich Weihnachtslieder spielen müsste.
Blockflöte kann in dieser Familie außer mir auch niemand spielen und singen können wir zu fünft ausgesprochen ausdrücklich gar nicht.
Musikalisch sind wir also einigermaßen safe, was Weihnachtseskalationsmoves angeht.
Gedichte sagt auch keiner auf und Geschichten vorlesen fühlt sich irgendwie so unglaublich künstlich an.
Bei uns ist keiner auf Knopfdruck besinnlich, dafür sind wir alle gut in blöde Bemerkungen machen.
Wir ruckeln uns Weihnachten also auf unsere ganz eigene Art und Weise zurecht und wenn man sich erst mal gelöst hat, von der Erwartungshaltung, dass Weihnachten etwas ganz Besonderes sein muss, mit Englein, Hirten, Weltfrieden und viel künstlichem Getue, um stattdessen lieber etwas gemeinsam zu machen, was allen und gleichzeitig jedem für sich Spaß macht, dann ist man meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg, den Sinn von Weihnachten umzusetzen.
Ich glaube, ich mache jetzt erst mal einen Nudelsalat für K, dann ist der auf alle Fälle schon mal glücklich
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Dienstag, 24. Dezember 2019
Systemsprenger
anje, 00:04h
Tja nun, was soll ich von einem Tag wie heute schreiben?
Viel Familie, viele unterschiedliche Menschen und jeder sieht die Welt und die Dinge in der Welt mit eigenen Augen, das können dann so viele verschiedene Sichtweisen wie Augenpaare sein, die ihre Meinung vortragen.
Jeder hat ein wenig recht, jeder hat ein wenig unrecht, jeder hat halt seine ganz eigene persönliche Sichtweise und jeder muss mit seiner eigenen Meinung irgendwie zurecht kommen.
Ist ja nicht so, als wäre es wirklich von Bedeutung, welche Meinung man so hat, wichtig ist nur, dass die eigene Meinung und das eigene Leben zusammen passen, dann ist alles okay.
Ich bin eher ein negativer Mensch mit negativer Meinung von der Integrität und der Kapazität anderer Menschen, sprich, ichsehe eher das Schlechte erwarte vorsichtshalber so wenig wie möglich von anderen Menschen und versuche das pragmatisch in meinen Alltag zu integrieren. Von dem tiefbegabten Assistenten der Geschäftsführung erwarte ich maximal, dass er so wenig wie möglich stört, die Illusion aus dieser offensichtlichen Niete noch ein produktiv tätiges Teammitglied zu machen, habe ich nach hartem Ringen schon vor 10 Jahren aufgegeben.
Zugegeben, als ich neu war in dem Laden, war ich auch noch überzeugt, man muss den nur richtig ansprechen und richtig motivieren, dann läuft der von ganz alleine. Tut er auch, nur leider grundsätzlich in die falsche Richtung.
Das ist für niemanden gut, weil er die anderen Teammitglieder mit herabreißt und die Führungsmitgliedern hauptsächlich damit beschäftigt sind, sich Ausreden auszudenken, warum sie es nicht eher gemerkt haben.
C ist hier das genaue Gegenteil, sehr positiv und sehr sehr überzeugt, dass alles gut werden kann, wenn die negativen Menschen nur einfach hart genug versuchen positive Menschen zu werden.
Ich glaube das nicht, weil ich glaube, ein Esel kann nicht zum Rennpferd werden, wenn er sich nur genug anstrengt und es werden will.
Ich halte auch nix von dem Satz "Du kannst alles erreichen, wenn du es willst, du musst es nur intensiv genug wollen."
Was für ein gehobener Bullshit, als ob das nur am Wollen und am Anstrengen läge.
Natürlich, wir haben ein durchlässiges Bildungssystem und bei uns kann jeder werden, was er will - nur leider wollen viele Leute etwas werden, für das sie auf Basis ihrer inhärenten Fähigkeiten und Eigenschaften nur bedingt geeignet sind, damit aber solche Leute sich nicht frustriert von den Gesellschaft ausgeschlossen fühlen, hat man die Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen gesenkt - und zack, ist die Hälfte der Gesellschaft hochqualifiziert. Ich halte das aber in vielen Fällen für eine Potemkinsche Bildung und weil ich es so anstrengend finde, damit im Alltag umzugehen, gehe ich vorsichtshalber lieber immer erst mal mit sehr wenig Erwartungshaltung an das Leistungsvermögen anderer Menschen heran und bin selbst auf diesem niedrigen Niveau noch oft genug enttäuscht worden.
Und wahrscheinlich ist es diese Enttäuschung, die mich im Laufe der Jahre so bitter werden ließ, und nein, auch zu Weihnachten mag ich an dieser Einstellung nichts ändern, denn , wenn ich offen und positiv (=erwartungsvoll) an Menschen herangegangen bin, habe ich meine Naivität so oft sehr eindrucksvoll zu spüren bekommen, dass mir einfach die Lust auf weitere Experimente vergangen ist
.
Viel Familie, viele unterschiedliche Menschen und jeder sieht die Welt und die Dinge in der Welt mit eigenen Augen, das können dann so viele verschiedene Sichtweisen wie Augenpaare sein, die ihre Meinung vortragen.
Jeder hat ein wenig recht, jeder hat ein wenig unrecht, jeder hat halt seine ganz eigene persönliche Sichtweise und jeder muss mit seiner eigenen Meinung irgendwie zurecht kommen.
Ist ja nicht so, als wäre es wirklich von Bedeutung, welche Meinung man so hat, wichtig ist nur, dass die eigene Meinung und das eigene Leben zusammen passen, dann ist alles okay.
Ich bin eher ein negativer Mensch mit negativer Meinung von der Integrität und der Kapazität anderer Menschen, sprich, ich
Zugegeben, als ich neu war in dem Laden, war ich auch noch überzeugt, man muss den nur richtig ansprechen und richtig motivieren, dann läuft der von ganz alleine. Tut er auch, nur leider grundsätzlich in die falsche Richtung.
Das ist für niemanden gut, weil er die anderen Teammitglieder mit herabreißt und die Führungsmitgliedern hauptsächlich damit beschäftigt sind, sich Ausreden auszudenken, warum sie es nicht eher gemerkt haben.
C ist hier das genaue Gegenteil, sehr positiv und sehr sehr überzeugt, dass alles gut werden kann, wenn die negativen Menschen nur einfach hart genug versuchen positive Menschen zu werden.
Ich glaube das nicht, weil ich glaube, ein Esel kann nicht zum Rennpferd werden, wenn er sich nur genug anstrengt und es werden will.
Ich halte auch nix von dem Satz "Du kannst alles erreichen, wenn du es willst, du musst es nur intensiv genug wollen."
Was für ein gehobener Bullshit, als ob das nur am Wollen und am Anstrengen läge.
Natürlich, wir haben ein durchlässiges Bildungssystem und bei uns kann jeder werden, was er will - nur leider wollen viele Leute etwas werden, für das sie auf Basis ihrer inhärenten Fähigkeiten und Eigenschaften nur bedingt geeignet sind, damit aber solche Leute sich nicht frustriert von den Gesellschaft ausgeschlossen fühlen, hat man die Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen gesenkt - und zack, ist die Hälfte der Gesellschaft hochqualifiziert. Ich halte das aber in vielen Fällen für eine Potemkinsche Bildung und weil ich es so anstrengend finde, damit im Alltag umzugehen, gehe ich vorsichtshalber lieber immer erst mal mit sehr wenig Erwartungshaltung an das Leistungsvermögen anderer Menschen heran und bin selbst auf diesem niedrigen Niveau noch oft genug enttäuscht worden.
Und wahrscheinlich ist es diese Enttäuschung, die mich im Laufe der Jahre so bitter werden ließ, und nein, auch zu Weihnachten mag ich an dieser Einstellung nichts ändern, denn , wenn ich offen und positiv (=erwartungsvoll) an Menschen herangegangen bin, habe ich meine Naivität so oft sehr eindrucksvoll zu spüren bekommen, dass mir einfach die Lust auf weitere Experimente vergangen ist
.
676 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt) ... ¿selber was sagen?
Sonntag, 22. Dezember 2019
Sushi
anje, 23:24h
Der Tag bestand im Wesentlichen aus Nichtstun, obwohl ich so gut wie gar nicht auf dem Sofa saß und Buch las.
Seltsames Nichtstun, ich weiß übrigens tatsächlich nicht, womit ich heute die Stunden gefüllt habe, weil ich nichts Produktives vorzuweisen habe, aber eben auch nichts Chilliges.
Okay, ich habe immer wieder Zeit in der Küche verbracht, zwei Brote sind gebacken, C hat grünes Pesto gemacht und wir alle zusammen haben eine große Platte Sushi-Maki
und zusätzlich noch vier große Sushi-Sandwich gemacht, die habe ich dann nicht mehr fotografiert.
Tagesfüllend ist das eigentlich nicht, aber mehr habe ich nicht zu berichten.
Kein Spaziergang am Strand, kein Besuch beim Onkel, keine sonstige soziale Tat, einfach nur einen schönen Tag gehabt
.
Seltsames Nichtstun, ich weiß übrigens tatsächlich nicht, womit ich heute die Stunden gefüllt habe, weil ich nichts Produktives vorzuweisen habe, aber eben auch nichts Chilliges.
Okay, ich habe immer wieder Zeit in der Küche verbracht, zwei Brote sind gebacken, C hat grünes Pesto gemacht und wir alle zusammen haben eine große Platte Sushi-Maki
und zusätzlich noch vier große Sushi-Sandwich gemacht, die habe ich dann nicht mehr fotografiert.
Tagesfüllend ist das eigentlich nicht, aber mehr habe ich nicht zu berichten.
Kein Spaziergang am Strand, kein Besuch beim Onkel, keine sonstige soziale Tat, einfach nur einen schönen Tag gehabt
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Sonntag, 22. Dezember 2019
Angekommen
anje, 00:26h
Sehr viel mehr schaffe ich aber auch nicht zu vermelden.
Die ziemlich komplexe Logistik des gesamten Tages hat einwandfrei funktioniert, es gab zwar zwischendurch Abweichungen, die aber das Gesamtergebnis nicht beeinflusst haben, insofern: Hat alles perfekt geklappt.
Wir hatten für N ein neues Auto gekauft und weil das eine Überraschung sein sollte, mussten alle dichthalten - und gleichzeitig sollte er selber seinen ursprünglichen Plan "das Auto bleibt in Greven und ich fahre mit dem Zug zurück" von sich aus ändern in "dann fahren die Kinder alle zusammen in einem Kinderauto und ich fahre dann mit dem Seat von Emden aus zurück nach Wien."
Das gelang, denn es wollten alle drei Kinder von Greven aus am Samstag mit nach Borkum fahren - das wird sehr, sehr eng, wenn die zu dritt im Cabrio auf der Rückbank sitzen, weshab N sehr schnell feststellte, dass es viel cooler ist, wenn die Kinder gemeinsam in seinem Seat bis Emden fahren, er das Auto dort parkt und dann am 27. von dort aus wieder zurück nach Wien fährt.
Das coole ist, dass er vorher einen Seat Leon hatte und jetzt auch, der neue ist nur einfach 14 Jahre jünger, aber ansonsten immer noch ein Seat Leon und ich deshalb ganz offen mit ihm über den Einsatz des "Seat" sprechen konnte.
Nun, wie auch immer, ich denke, er ist sehr zufrieden mit dem Upgrade, so war der erste Teil des Tages schon gleich gut eingespielt.
C., die die letzte Woche Ns neues Auto benutzt hat, um all die Dinge zu transportieren, die sie für ihre neue Wohnung braucht, kam gegen 10h mitsamt Auto in Greven an. J und N, die gemeinsam aus Berlin kamen (weil N festgestellt hatte, dass eine Reise Wien-Berlin die praktischste Variante ist, wenn er ab Berlin mit J gemeinsam weiterfährt) trudelten gegen 11h in Greven ein, also perfektes Timing mit genug entspanntem Vorlauf.
Gegen 13h fuhren wir mit zwei Autos nach Leer, als 5er Truppe den Vater besuchen, der sich freute, von dort aus weiter nach Emden, ein Auto auf die Fähre, eines auf den Parkplatz und drei Kinder zu Fuß auf die Fähre. Wir haben dann ihre Rucksäcke noch in meinen Golf geladen, so dass sie ohne Gepäck vom Hafen mit dem Zug weiterfahren konnten, zu fünft in meinem Cabrio klappte nicht, weil die Rückbank komplett mit Gepäck belegt war.
Die Fähre fuhr allerdings nicht direkt von Emden nach Borkum, sondern machte einen Zwischenstopp in Eemshaven, wir brauchten insgesamt also nicht zwei, sondern zweieinhalb Stunden, aber irgendwann waren auch die umund wir kamen alle heil und gesund auf Borkum an.
Mittlerweile waren wir Einkaufen, haben ganz viel Brot und Dip gegessen, sind jetzt alle satt und müde und ein ganz klein wenig betrunken, weil so eine Ankunft auf der Insel mit vielen freien Tagen vor sich, das wird immer mit Alkohol gefeiert.
Morgen gibt es Sushi, mehr Plan haben wir noch nicht, aber der Reis ist schon gekocht
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Die ziemlich komplexe Logistik des gesamten Tages hat einwandfrei funktioniert, es gab zwar zwischendurch Abweichungen, die aber das Gesamtergebnis nicht beeinflusst haben, insofern: Hat alles perfekt geklappt.
Wir hatten für N ein neues Auto gekauft und weil das eine Überraschung sein sollte, mussten alle dichthalten - und gleichzeitig sollte er selber seinen ursprünglichen Plan "das Auto bleibt in Greven und ich fahre mit dem Zug zurück" von sich aus ändern in "dann fahren die Kinder alle zusammen in einem Kinderauto und ich fahre dann mit dem Seat von Emden aus zurück nach Wien."
Das gelang, denn es wollten alle drei Kinder von Greven aus am Samstag mit nach Borkum fahren - das wird sehr, sehr eng, wenn die zu dritt im Cabrio auf der Rückbank sitzen, weshab N sehr schnell feststellte, dass es viel cooler ist, wenn die Kinder gemeinsam in seinem Seat bis Emden fahren, er das Auto dort parkt und dann am 27. von dort aus wieder zurück nach Wien fährt.
Das coole ist, dass er vorher einen Seat Leon hatte und jetzt auch, der neue ist nur einfach 14 Jahre jünger, aber ansonsten immer noch ein Seat Leon und ich deshalb ganz offen mit ihm über den Einsatz des "Seat" sprechen konnte.
Nun, wie auch immer, ich denke, er ist sehr zufrieden mit dem Upgrade, so war der erste Teil des Tages schon gleich gut eingespielt.
C., die die letzte Woche Ns neues Auto benutzt hat, um all die Dinge zu transportieren, die sie für ihre neue Wohnung braucht, kam gegen 10h mitsamt Auto in Greven an. J und N, die gemeinsam aus Berlin kamen (weil N festgestellt hatte, dass eine Reise Wien-Berlin die praktischste Variante ist, wenn er ab Berlin mit J gemeinsam weiterfährt) trudelten gegen 11h in Greven ein, also perfektes Timing mit genug entspanntem Vorlauf.
Gegen 13h fuhren wir mit zwei Autos nach Leer, als 5er Truppe den Vater besuchen, der sich freute, von dort aus weiter nach Emden, ein Auto auf die Fähre, eines auf den Parkplatz und drei Kinder zu Fuß auf die Fähre. Wir haben dann ihre Rucksäcke noch in meinen Golf geladen, so dass sie ohne Gepäck vom Hafen mit dem Zug weiterfahren konnten, zu fünft in meinem Cabrio klappte nicht, weil die Rückbank komplett mit Gepäck belegt war.
Die Fähre fuhr allerdings nicht direkt von Emden nach Borkum, sondern machte einen Zwischenstopp in Eemshaven, wir brauchten insgesamt also nicht zwei, sondern zweieinhalb Stunden, aber irgendwann waren auch die umund wir kamen alle heil und gesund auf Borkum an.
Mittlerweile waren wir Einkaufen, haben ganz viel Brot und Dip gegessen, sind jetzt alle satt und müde und ein ganz klein wenig betrunken, weil so eine Ankunft auf der Insel mit vielen freien Tagen vor sich, das wird immer mit Alkohol gefeiert.
Morgen gibt es Sushi, mehr Plan haben wir noch nicht, aber der Reis ist schon gekocht
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