anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 24. Mai 2019
Sprach-Tics
Das typische an Konferenzen ist, dass es Menschen gibt, die Vorträge halten und das typische an Menschen ist, dass sie unterschiedlich sind.
So weit so trivial.
Da ich heute den ganzen Tag auf einer Konferenz war, hatte ich ausreichend Gelegenheit, die skurrilsten Unterschiedlichkeiten der einzelnen Redner zu beobachten, aber eines hatten sie dann doch alle wieder gemein, und, wie drücke ich es aus, aber ich sag mal so: Alte weiße Männer gehen mir zunehmend auf die Nerven.

Zugegeben, die gewählte Location befeuerte das alte-weiße-Männertum enorm und verleitete nicht nur den Moderator zu teilweise schon arg dümmlichen Sprüchen. Die Veranstaltung fand statt in der Classic Remise, und ein riesiger Ringlokschuppen voll mit übermotorisierten Oldtimern ist wohl vor allem für alte weiße Männer etwas ganz Tolles, aber nach acht Stunden menspreading war ich zum Schluss nur noch genervt, wobei es mich am meisten nervte, dass die Jungs selber das wirklich gar nicht wahrnehmen. Schon eine faszinierende Spezies, diese alten Männer.

Darüberhinaus waren heute aber auch wirklich schräge Redner am Start.
Neulich war ich auf einer Veranstaltung, wo eine Frau ständig "genau" sagte, ca. alle 10 Sekunden sagte sie "genau", es war schon sehr witzig. Zum Glück nahm sie aber nur als einer von sechs Gästen an einer Podiumsdiskussion teil, deshalb hatte sie nicht so viel Redezeit und es war insgesamt nicht ganz so nervig. Heute war aber ein Redner dabei, der einen Vortrag von 45 Minuten hielt und leider unter einer bösen Form von "Sag-ich-mal"-Tourette litt.
Nach 10 Minuten bemerkt man als Zuschauer, dass man bei sag ich mal leicht beginnt zu zucken, nach 20 Minuten kramt man verzweifelt nach Ohrstöpseln und nach einer halben Stunde gibt man auf und geht aufs Klo, sag ich mal. Es war wirklich ganz außerordentlich übel, und dabei dachte ich, dass die Genau-Frau neulich schon eine Hardcorenummer aus der Kategorie unbehandelte Sprach-Tics gewesen sei, es geht aber wohl immer noch schlimmer, genau, scheint es, sag ich mal.

Als nächster Redner kam dann ein Mann, der ganz besonders cool, locker und witzig sein wollte und nach den unvermeidbaren, platten Autosprüchen zur Begrüßung aber auch in seinem Fachvortrag hintereinander weg irgendwelche dämlichen Bemerkungen machte, jede gefolgt von einem "Spaß beiseite". Nach 10 Minuten begann ich eine Strichliste zu führen für jedes Spaß beiseite, eine halbe Stunde später sah das dann so aus


Ne im Ernst, jetzt mal Spaß beiseite, sowas darf man doch nicht als Fachreferenten vor einem Fachpublikum sprechen lassen, oder habe ich da falsche Erwartungen?

Dafür war das Essen gut, soweit ich es schmecken kann, denn meine Geschmacksnerven sind immer noch nur sehr eingeschränkt aktiv, es hatte aber eine angenehme Konsistenz und war warm.
Außerdem wurden beim Dinner mit ein paar interessanten Menschen Visitenkarten getauscht, wenn die Redner auch nichts taugten, unter Netzwerkaspekten war der Tag ein voller Erfolg
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Donnerstag, 23. Mai 2019
Alltagsroutine
Heute war ein richtiger 08/15 Routinetag.
Es gab keine besonderen Vorkommnisse, nichts, was man ins Logbuch eintragen könnte, außer so Spitzfindigkeiten wie: Der Kapitän erschien nüchtern zum Dienst.
Wobei der Satz bei uns in Büro heißen würde: Der technische Prokurist erschien am Morgen zur Arbeit.
Das tut er nämlich nicht mehr regelmäßig, weil er ans Mutterhaus ausgeliehen ist, aber wir behelfen uns halt so gut es geht.

Sonst gibt es nichts zu erzählen, ich war zu meiner üblichen Zeit im Büro, also so gegen 9.30h und bin gegen 18h wieder nach Hause gefahren, N. war heute selbstständig mobil, weil sein Auto ja wieder funktioniert, um den musste ich also nicht mehr kümmern.

K hatte gestern grünen Spargel mitgebracht und ich habe heute noch schnell ein paar frische Tortellini mit Steinpilzfüllung gekauft, dazu ein großer gemischter Salat, in den ich dann den gebratenen Spargel und die Tortellini geworfen habe, sehr leckeres Abendessen, wenig Arbeit, wenig Dreck aber viel Geschmack, so mag ich das.

Morgen bin ich den ganzen Tag auf einer Bankveranstaltung in Düsseldorf, es kommen ein paar recht bekannte Redner, ich glaube, morgen wird ein interessanter Tag
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Dienstag, 21. Mai 2019
Berufsverkehr und Autoabzocke
Weil ich heute Taxidienste übernommen hatte und K schon um viertel vor sieben in Münster absetzen musste, war ich selber dann schon um kurz nach sieben im Büro und habe bei einigen Kollegen für ein recht entgeistertes Starren gesorgt, weil sie nicht sicher waren, ob sie träumen oder einen Geist gesehen haben.
Wenn ich sonst früh im Büro bin, erscheine ich so gegen 9h, es gibt auch Tage, da ist es noch eine Stunde später, um 7h hat mich, glaube ich, noch nie jemand im Büro gesehen. Aber wenn ich doch nun schon einmal wach, angezogen und in Münster war, hätte ich es albern gefunden, wenn ich für eine Stunde Pause noch mal wieder nach Greven gefahren wäre.
Deshalb habe ich heute um 7h angefangen zu arbeiten und einige interessante Entdeckungen gemacht.
1. Es gibt sogar mehrere Kollegen, die um diese Zeit schon im Büro sind, ich glaube, denen habe ich heute den sonst sehr angenehmen, cheffreien Morgen verdorben. Als ich erschien saß zumindest keiner von ihnen an seinem eigenen Arbeitsplatz, sondern alle waren irgendwie anderswo im Haus unterwegs. Ich konnte aber förmlich spüren, wie sich die Kunde meiner Anwesenheit wie ein Lauffeuer verbreitete und alle leicht hektisch und so unauffällig wie möglich zurück an ihren Schreibtisch hasteten.
2. Die Zeit bis zur Mittagspause dauert deutlich länger - und insgesamt hatte ich heute den gesamten Tag das Gefühl, dass die Zeit auch sonst langsamer vergeht. Normalerweise beginnt die Uhr ab 15h nur so zu rasen und fünf Minuten später ist es schon 19h, heute war ich froh, als es endlich 16h war und ich mit gutem Gewissen wieder gehen konnte.
3. Ich fand die gesamte Bürozeit unangenehm anstrengend. Ich war gar nicht unbedingt müde, aber doch irgendwie wie in Watte gepackt. Alles fühlte sich beschwerlich und ausgebremst an.
4. Als ich um 16h Feierabend machte, bin ich erst noch an der Uniklinik vorbeigefahren, um N. einzusammeln - und bekam so die volle Schönheit des Berufsverkehrs zu spüren. Fünf Kilometer einmal quer durch die Stadt dauerten über eine halbe Stunde.
5. Meine sonst üblichen Arbeitszeiten halte ich seit heute endgültig überzeugt für zigmal sinnvoller. Alleine schon dieser Berufsverkehr, das ist ja gruselig. Millionen von Menschen schmeißen sich wie die Lemminge alle gleichzeitig auf die Straße, um sich gegenseitig zu blockieren, wie bekloppt können Menschen eigentlich sein?

Auf der Rückfahrt sind wir sofort zur Autowerkstatt gefahren, um Niks Auto abzuholen, allerdings wurde uns dort gesagt, dass das Auto grade vor 10 Minuten schon abgeholt worden sei.
Nik machte ganz runde Augen vor Erstaunen und meinte, das ginge doch gar nicht, das wäre doch sein Auto, aber der Werkstattmann sagte, der Mensch, der das Auto abgeholt hätte, hätte auch sofort die Rechnung bezahlt, deshalb sei er der Meinung gewesen, das sei schon alles so okay.

Ich fand die gesamte Situation völlig skurril, aber die Idee sehr gut; wenn ich mal ein neues Auto brauche, mache ich das demnächst auch so: Ich suche mir in einer Werkstatt ein hübsches Fahrzeug aus, sage, dass ich es abholen will, bezahle die Rechnung, die ja üblicherweise geringer ist als der Wert des Wagens, lasse mir Schlüssel und Papiere geben und voilà - so habe ich ein neues Auto.

Als wir dann aber nach Hause kamen, stand Ns Auto brav vor der Haustür, K war schon wieder zurück und hatte den Wagen als Überraschung abgeholt. Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis ich aufhören konnte, leise vor mich hinzugiggeln. Vor allem auch über N, der noch mehrfach tiefgeschockt vor sich hingemurmelt hatte: "Aber das war doch mein Auto." - Ist ja dann grade noch mal gut gegangen
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Montag, 20. Mai 2019
Aufgeräumt
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Montag, 20. Mai 2019
Ab sofort wieder zu dritt
Heute bin ich zwei Stunden früher als gestern aufgestanden, bereits um 16h war ich fertig angezogen und habe mich an den PC gesetzt, um noch ein paar Dinge zu erledigen, außerdem Ablage, Buchhaltung und sonstiges Aufräumen, ruck zuck war es 19h und N kam mitsamt einem vollen Sprinter und einem Freund, um den letzten Teil seiner Umsiedlung abzuschließen.
In sechseinhalb Jahren hat sich sein Hausstand deutlich vergrößert, wenn alle drei Kinder gleichzeitig wieder zurückziehen würden, wäre das Haus definitiv zu klein.
So verteilt es sich aber ganz gut, vor allem weil mehrere Kisten unausgepackt im Keller warten können, bis er nächstes Jahr endgültig fertig ist mit seiner Ausbildung, vorher macht eine eigene Wohnung ja keinen Sinn.

Zusammen mit seinem Freund hatte N. den Sprinter relativ schnell ausgeräumt, erst stand alles unten im Wohnzimmer und ich war ernsthaft beeindruckt von der Menge Zeug, die N. ja vorher auch nur in einem WG-Zimmer untergebracht hatte - und in Hamburg waren noch Bett, Schrank, Schreibtisch und Kommode dabei, die er aber gar nicht mitgebracht, sondern gleich in HH weiterverkauft hatte.
K. meinte lapidar, Kinder kämen nicht auf andere Leute, und ich fürchte, da ist was dran. (Hat er natürlich überwiegend vom Vater, diese Sammelwut).

Während die Jungs Kisten und Kram die Treppen hoch und runter schleppten, schmiss K den Grill an, so bekam auch der Freund noch rasch etwas zu essen, bevor er aufbrach, um wieder zurück nach HH zu fahren.

Nun ist N also für die nächsten vier Monate wieder hier eingezogen, ich freu mich aber drauf, ich denke, wir werden gut klarkommen, wobei ich im Sommer ja vier Wochen auf Borkum sein werde, aber so steht dieses Haus hier nicht komplett leer, auch sehr praktisch.

Ab morgen dann für alle Bewohner wieder geregelte Arbeitszeiten mit frühem Aufstehen, N muss pünktlich in seiner Klinik erscheinen und solange sein Auto noch nicht wieder repariert ist, müssen wir eine rechtzeitig losfahrende Mitfahrgelegenheit für ihn sicherstellen, wird schon klappen
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Sonntag, 19. Mai 2019
Wunderbar fauler Samstag
Jetzt war ich ja zwei Tage auf, jetzt wurde es Zeit, dass ich mal wieder einen Tag überwiegend im Bett verbringe.
Heute habe ich allerdings nur bis 10h geschlafen, ab da war ich wach und habe lesend im Bett gesessen, auch wenn ich gründlich nachdenke, gibt es keine Beschäftigung, die ich lieber mache. Zum Lesen habe ich mich schon immer am allerliebsten ins Bett gelegt, wenn kein Bett da ist, eben irgendeine andere Stelle, an der ich liegen kann, Sofa, Heuboden, Liegestuhl, ungefähr in der Reihenfolge, wenn ich nicht liegen kann, wird mir beim Lesen schnell unbequem.

K hustet und schnupft auch noch hartnäckig vor sich hin, der war ebenfalls froh, dass ich keine anderweitigen Aktivitäten anleierte, so lagen wir gemeinsam bis ca. 18h im Bett, dann übermannte uns ein Aktivitätsschub, im wesentlichen ausgelöst durch Hunger.
Die Kühlschrankkontrolle ergab, dass einiges nachbeschafft werden musste, aber vorher zogen wir noch schnell das Bett ab, das hatte es eindeutig nötig. Wenn wir einmal dabei sind, kann man auch gleich die große Frühjahrsputznummer starten, also auch die oberen Schutzbezüge der Wasserbettmatratze abnehmen und durch die Kochwäsche jagen, sie waren schon sichtbar angegilbt und sind jetzt wieder wunderbar schneeweiß. Außerdem rund um und so weit es geht unter der Wasserbettmatratze staubsaugen, da sammeln sich sehr gern größere Mengen an Haut-Staub-Schuppen-Milbenleichen, ein bisschen eklig, aber nur, weil man die beim Wasserbett so deutlich sieht.
Seitdem ich ein Wasserbett habe und weiß, welche Mengen an Dreck sich in kurzer Zeit in so einem Bett sammeln, finde ich das Schlafen auf normalen Matratzen richtig gruselig eklig, denn auch wenn ich sonst sehr gut mit der Devise fahre "Dreck, den man nicht sieht, ist kein Dreck", so ist das mit diesem unzweifelhaft vorhandenen Dreck, der in normalen Matratzen steckt, doch noch mal etwas anderes. Den könnte ich ja noch nicht mal entfernen, selbst wenn ich es gerne wollte - und das macht das Problem aus. Ich glaube, ich würde vor lauter nicht zu verdrängenden Bildern im Kopf jedes Jahr neue Matratzen kaufen.
In unserem Bett ist er jetzt auf alle Fälle wieder gründlich entfernt, sehr schönes Gefühl, wenn alles wieder frisch ist.

Dann Einkaufen, dann Kochen und Essen und Warten, dass der Trockner fertig wird, um das Bett wieder beziehen zu können.
Derweil habe ich ein wenig gebügelt, K hat weiter iPad gelesen und im Fernseher kam ein äußerst seltsamer Krimi aus München, den keiner von uns wirklich verfolgte, weil er schlicht zu blöd war, das Fernsehprogramm aber nichts anbot außer ESC, was ich noch blöder gefunden hätte.

N. hat sich jetzt für morgen einen Sprinter als Oneway-Mietwagen organisiert, was mit seinem Auto ist, wissen wir noch nicht, die Werkstatt hatte gestern keine Zeit, sich darum zu kümmern.

Insgesamt also ein wunderbar fauler Samstag, der durch die Bettaktion aber trotzdem ein Gefühl angemessener Produktivität vermittelt, solche Tage liebe ich
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Samstag, 18. Mai 2019
Bundespräsident und Brot
Heute habe ich den Bundespräsidenten gesehen und das Brot fertig gebacken.
Aus organisatorischen Gründen und auch um die Tagesstruktur einigermaßen zu erhalten, habe ich zuerst das Brot gebacken.
Der Teig steht ja seit gestern zum Gehen in der Ecke, heute morgen folgte also Teil 2 des Rezeptes: "Schiebe den aufgegangenen Teig aus der Schüssel auf ein Backpapier und forme irgendwie eine Kugel ohne zu kneten".
Nunja, hört sich nicht kompliziert an, ist aber eine ziemliche Matscherei, denn der Teig klebt schon arg und er klebt auch an allem, also an der Schüssel, aus der er nicht rauswill, an den Händen, von denen er nicht mehr abgeht und am Backpapier, auf dem er sich viel lieber kuhfladenartig ausbreitet als sich als "irgendwie kugelförmig" disziplinieren zu lassen.
Ich habe ihn dann einfach dadurch zu einer Kugel gezwungen, dass ich einen kleinen Bräter gewählt habe, in den ein großer Kuhfladen gar nicht reinpasste, denn letztlich wird der Teig ja samt Backpapier im Bräter im Ofen gebacken. Das klingt jetzt alles ein wenig wirr, aber wenn man sich die Rezeptanweisungen durchliest, dann versteht man, was ich meine.
Ich gebe zu, ich war skeptisch. Sehr skeptisch. Denn ich backe schon seit vielen, vielen Jahren Brot und diese Variante kannte ich noch gar nicht, sie machte aber beim Machen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Eigentlich geht Brotbacken anders, dachte ich.
Aber nun war es einmal angefangen, jetzt wurde es auch durchgezogen.
Als es fertig gebacken aus dem Ofen kam, habe ich mir zunächst mal schrecklich die Finger verbrannt, weil der Bräter doch tatsächlich 230°C heiß ist, wenn man ihn stundenlang in einem 230°C heißen Backofen als Brotbackform benutzt. Habe ich jetzt auch gelernt.
Außerdem habe ich gelernt, dass auch Methoden, die einem sehr seltsam vorkommen, weil man meint, man hätte schon alles gesehen und kenne die Welt und so ginge es doch bestimmt nicht, dass auch solche Methoden ein Recht auf eine Testversion haben, denn manchmal (okay, ich glaube wirklich nur manchmal, aber immerhin), denn manchmal funktionieren auch Methoden, denen man es nicht zugetraut hätte.
Diese Brotbackmethode funktioniert tatsächlich. Sehr faszinierend.
So sah es nachher aus:


und es schmeckt prima, soweit ich das aktuell beurteilen kann*, die Konsistenz ist perfekt, Superkruste und superfluffiges Innenleben.
Mein Mittagessen:


*Die Erkältung hat nicht nur meine Nebenhöhlen, sondern auch meinen Geruchs- und damit auch meinen Geschmackssinn fast vollständig lahmgelegt. Ich komme mir vor wie die Mutter von Hape Kerkeling, die hat auch erst ihren Geschmackssinn - und anschließend den Spaß am Leben verloren. Wobei, ich bin noch bei Stufe 1 und das mit dem Spaß am Leben werde ich hartnäckig verteidigen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es hart wird, wenn man wirklich gar nichts mehr schmeckt. Ich kenne das jetzt erst seit zwei Tagen, bin aber schon gründlich genervt.

Ich halte auf alle Fälle schon mal fest, dass ich diese Methode, Brot zu backen, noch häufiger wiederholen werde, ich habe allerdings sogar noch Verbesserungsideen im Sinn. Wir werden sehen.

Am Nachmittag ging es dann zu der Ausstellungseröffnung mit dem Bundespräsidenten.
Die Ausstellung ging um Verschwörungstheorien und eigentlich finde ich das Thema sehr interessant.
Das Interessanteste an diesem Nachmittag war aber nicht die Ausstellung, denn die kann man sich auch einfach als Buch kaufen und dann in Ruhe auf dem Sofa lesen, weil man Theorien eben auch wirklich nur schlecht in einer Ausstellung zeigen kann. Eigentlich bestand die Ausstellung aus einzelnen (Faksimiles) von Postern, Briefen, Schriften, Buchauszügen oder Zeitungsartikeln mit sehr viel Erklärtext dazu, in der Summe enorm viel interessante Informationen, aber wie gesagt, als Buch deutlich besser und vor allem sinnvoller aufzunehmen.
Das Interessanteste heute war die Inszenierung des Bundespräsidenten.
Ich habe bisher nur einen abgedankten Bundespräsidenten live erlebt, das war aber ein tolles Erlebnis, weil ich sowohl die Rede als auch den Menschen als etwas ganz Besonderes wahrgenommen habe. Es gab zwar noch Security, aber die war dezent im Hintergrund. Er war halt nicht mehr im Amt.

Heute kam aber der amtierende Bundespräsident und es war wirklich beeindruckend grotesk, welches Tamtam deshalb veranstaltet wurde.
Das gesamte Securitygewusel - geschenkt, es gibt mittlerweile an so vielen Stellen derart alberne (und gefühlt völlig nutzlose, weil lächerlich einfach zu umgehende) Sicherheitskontrollen, dass ich längst aufgehört habe, mich darüber aufzuregen. Irgendjemand braucht diese Farce, um sich prophylaktisch reinzuwaschen, dass er nicht Schuld ist, wenn etwas passiert. DASS etwas passieren kann, ändert sich durch dieses Securitypossentheater nicht, aber immerhin wurde ja etwas getan.

Nein, was ich tatsächlich völlig schräg fand, war die Gesamtinszenierung des Auftritts. Ich kam mir vor wie in einem oppulenten Kostümfilm, wo sich alle Gäste bereits im Saal befinden und sich fröhlich miteinander unterhalten, als der Herold (oder wie auch immer die richtige Bezeichnung für den Ausrufer ist) seinen Stab dreimal kräftig aufs Parkett knallt (aka: mit dem Kuli ans Mikrofon klopft), alle Gäste komplett verstummen, so dass die Stimme mit Echo durch den Raum schallt: "Seine Majestät, der König von Deutschland!" und der König dann gefolgt von einer großen Entourage von weiteren Höflingen und Günstlingen Einzug hält. Alle, die gesessen haben, erheben sich selbstverständlich und der König samt Gefolge schreitet unter Applaus durch den Saal und besetzt dann vorne die reservierten Plätze.
So war das heute, nur sagte der Herold der Moderator nicht "der König", sondern: "Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland." Alles andere war gleich.

Der König selber Der Bundespräsident selber war dann eine ziemliche Enttäuschung.
Er hielt eine unglaublich belanglose Rede, die im Wesentlichen aus Floskelsalat und Blabla bestand, vorgetragen mit einer beeindruckend teilnahmslosen Gleichgültigkeit, dafür aber mit unsauberer Aussprache. Ich hätte den Typ noch nicht mal in einem B-Movie als Komparse für die Rolle besetzt, aber nun ja, ich habe wahrscheinlich auch keine Ahnung, was ein Bundespräsident so können können sollte. Ich persönlich fände ja ein sauberes Hochdeutsch sowieso grundsätzlich nicht verkehrt, aber in Zeiten der Inklusion macht sich Bildung und Bedeutung wahrscheinlisch nischt mehr am sch fest.

Sei's drum, im Großen und Ganzen fand ich den Tag trotzdem ganz witzig, ich hatte ausreichend Gelegenheit über alles mögliche ausgiebig zu lästern und habe mehrere Fotos von Menschen gemacht, die sich nicht entblödeten, sich in Trauben und mit gezückten Handys um den Bundespräsidenten herumzudrängeln - wenn man bedenkt, dass auf dieser Veranstaltung nur "ausgewähltes Publikum" überhaupt eingeladen war, dann kann man sich vielleicht vorstellen, wie skurril ich das fand. Da drängeln sich CbisZ-Promis für ein Selfie mit einem A-Promi. Ich schüttele immer noch leicht angegruselt mit dem Kopf
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