anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 10. November 2018
Geistertelefone
Die gesamte Woche über war ich jeden Morgen so entsetzlich müde, dass es mir regelmäßig erst mit großer Verspätung gelang, mich überhaupt ins Büro zu schleppen.
Heute morgen war dafür ich um halb sieben wach und konnte nicht mehr schlafen. Klar, heute hätte ich mich ja auch nicht davon gestresst gefühlt, wenn ich einfach bis Mittag durchgepennt hätte.

Weil ich nun aber einmal wach war, habe ich mich damit beschäftigt, meinen Feedreader leerzulesen, bin über Herrn Buddenbohm auf einen Link zu Herrn Scharnigg gestoßen, habe mich dort ausführlich festgelesen, um spontan ein dringendes Bedürfnis nach noch viel mehr Scharnigg zu entwickeln, habe deshalb Scharnigg bei ebay eingegeben, festgestellt, dass der rebuy-shop grade ganz viele Scharnigg Bücher im Angebot hat, die ich kurzerhand alle kaufte und weil ich einmal dabei war, habe ich gleich noch viel mehr Bücher gekauft, jetzt kommt die Tage ein Paket mit 14 Büchern. Ich weiß auch nicht, warum ich so etwas mache, meine Regale sind randvoll mit ungelesenen Büchern, weil Bücher kaufen halt viel schneller geht als Bücher lesen, aber ich kann es nicht lassen.
Egal, es hat Spaß gemacht.

Letzten Monat habe ich die Facebook-App von meinem Handy gelöscht habe, heute habe ich dann mal ein wenig auf dem iPad bei Facebook gelesen, - ich stelle aber fest, dass ich mit ca. 15 Minuten Facebook pro Monat gut auskomme, eigentlich interessiert mich dort sowieso gar nichts mehr, weil es im Wesentlichen aus Werbung und albernen Sprüchen besteht - mich wundert dafür sehr, dass es immer noch so erfolgreich ist.
Ähnlich geht es mir mit Instagram, damit bin ich auch regelmäßig nach zwei Minuten durch - und öffne die App überhaupt nur noch 1-2 mal pro Woche. Wenn überhaupt. Ein Socialmediafreak werde ich in diesem Leben nicht mehr.

Dafür habe ich mich grade intensiv in eine Podcastserie verliebt, bei "Durch die Gegend" geht Christian Möller alle vier Wochen mit einem Gast ca. anderthalb Stunden lang spazieren und unterhält sich dabei mit ihm. Darauf gestoßen bin ich über die Folge mit Hazel Brugger. Die (also Hazel Brugger) finde ich nämlich so gut, dass ich mal nach ihr gegoogelt habe und dabei fand ich diesen Podcast.
Nach der Folge mit Hazel Brugger (die war wirklich sehr, sehr interessant) habe ich erst sechs einzeln ausgewählte Folgen mit anderen Gästen, die ich wenigstens vom Namen her kannte, runtergeladen und gehört und inzwischen habe ich alle Folgen seit 2016 (Start des Podcasts) runtergeladen und höre sie nun hintereinander weg, wenn ich im Auto sitze. Dafür habe ich mein Handy und mein Autoradio extra so eingerichtet, dass die zwei sich jedesmal automatisch verbinden, wenn ich ins Auto steige und von alleine den letzten Podcast dort weiterlaufen lassen, wo er stoppte, als ich vorher ausgestiegen bin. Aus dem Auto ausgestiegen, meine ich natürlich.
Sehr feine Sache, gefällt mir extrem gut.

Am Vormittag hat sich K damit beschäftigt, endlich mal unsere Fritzbox wieder zurechtzuruckeln und alle Festnetztelefone einzubinden, die sich im Laufe der letzten Monate so nach und nach bis auf ein einziges komplett abgemeldet oder die Verbindung verloren hatten. Wir haben das gar nicht bemerkt, wahrscheinlich weil uns auch nichts gefehlt hat, wenn keiner anrief.
Wie auch immer, es war nur noch ein Telefon in der Fritzbox aktiv und dieses Telefon klingelte nicht, sondern sang eine seltsame Melodie, die wir überhaupt nicht als Telefongeklingel erkannten. Wir haben uns in der letzten Zeit gewundert, was das für seltsame Geräusche sind, die da ab und zu recht gedämpft von weit her durchs Haus waberten. Das letzte verbliebene Telefon, was überhaupt auf Anrufe reagierte, stand in der hintersten Ecke des Wohnzimmers ganz unten, wenn man sich in der ersten Etage aufhält (wo sich Schlaf- und Arbeitszimmer befinden), hört man diese Klänge nur noch sehr leise.
Heute hörten wir also wieder diesen seltsamen Singsang, K lauschte runter ins Treppenhaus und meinte, das sei ein Telefon, was diese Töne produziert, da aber alle anderen Telefon stumm blieben, kamen wir zunächst nicht auf die Idee, dass das Telefon deshalb Geräusche macht, weil jemand anrief.
Wie soll man auch auf die Idee kommen, dass ein Telefon deshalb Geräusche macht, weil jemand anruft?..... (ich habe erst im Nachhinein begriffen, wie schräg dieses Nichterkennen eines Telefongeräusches ist, eventuell hat sich an unserem Telefonverhalten eine Menge geändert in den letzten Jahren.)
Dann bemerkte ich aber, dass die Fritzbox mir tatsächlich grade eine E-Mail geschickt hatte mit dem Hinweis "verpasster Anruf" und dann dämmerte uns, dass da eventuell einige Telefone nicht mehr richtig angeschlossen sind.

Nach einer Stunde Hin- und Herschalterei hatte K igendwann sechs zusätzliche Telefone eingebunden (ist ja nicht so, dass wir die Geräte nicht haben), jetzt sind wir also sogar wieder übers Festnetz zu erreichen.

Richtig schräg fand ich die Fritzfon-App, die auf meinem iPhone installiert war, denn auch die hatte K wieder so aktiviert, dass mein iPhone jetzt auch auf Festnetzanrufe reagiert und klingelt. (Wenn das Handy zuhause im Netz eingeloggt ist.)
Nur hat diese App irgendwie einen seltsamen Zeitversatz drin, sie klingelt nämlich immer erst zwanzig Minuten später.
Das führt zu ausgesprochen skurrilen Situationen, denn um zu testen, welche Telefone jetzt wieder alle klingeln, wenn ein Anruf auf dem Festnetz eingeht, hat K mich gebeten, mit meinem Handy einen Probeanruf zu machen. Und 20 Minuten später klingelte dann plötzlich mein Handy und zeigte mir an: Anje mobil ruft an. Diesen Anruf konnte ich sogar annehmen, aber als ich dran ging, war ich gar nicht mehr dran, - Überraschung - der Anruf war ja auch seit zwanzig Minuten schon vorbei.

Beste Tat des Tages: Wir haben es heute Nachmittag tatsächlich geschafft, zwei Plissees für Js Fenster auf Borkum zu kaufen, Gips, um das Loch im Flur zuzuschmieren, wurde auch erworben, es geht voran
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Freitag, 9. November 2018
Endlich Freitag
es wurde auch Zeit, dass diese seltsame Woche zu Ende geht, sonst verliere ich noch komplett die Orientierung in meinem Alltagsleben.
Diese Woche lief wirklich alles sehr seltsam.
Es fing schon damit an, dass ich dauerhaft müde war, so müde, dass ich morgens fast gar nicht hochkam, ohne dass ich am Abend vorher zu lange aktiv gewesen wäre.
Sowas passiert mal einmal zwischendurch, aber diese Woche passierte es fünfmal hintereinander und es wurde jeden Tag schlimmer.
Im Büro habe ich dann immer wieder den Faden verloren - es gab mehrfach die Situation, dass ich vor meinem Rechner saß und keinen Plan hatte, was ich jetzt sinnvollerweise als nächstes tun sollte. Ich meine, es gibt genug zu tun und irgendwas macht man dann ja immer - aber wenn das regelmäßig so unorganisiert und planlos liefe, wie diese Woche, dann bekäme ich große Mengen überflüssigen Krimskrams geschafft und die wichtigen Sachen würden ständig vergessen. Kein Dauerzustand. Noch nicht mal ein akzeptabler Kurzfristzustand, das muss einfach dringend aufhören.

Gleichzeitig hatte ich ständig das Gefühl, ich müsste dringend irgendetwas wichtiges tun, als würde irgendeine große Sache ganz bald gewaltig vor die Wand laufen, wenn ich mich nicht dringlichst kümmerte, mir fiel nur nicht ein, was es sein könnte. Das, was mir einfiel, was sicherlich auch wichtig ist, es war aber nicht diese eine wichtige Arbeit, die ständig dieses ungute Gefühl verursachte.
Mit so einem kruscheligen Gefühl im Bauch werde ich ganz bekloppt.

Dann hatte ich mehrfach so planlose, schräge Gelüste - wie gestern zB diesen Drang nach Schnitzel mit Pommes, und das ausgerechnet zu Mittag. Mein Biorhythmus ist auf Essen zu Mittag überhaupt nicht eingestellt, meldet dann sofort Alarm, schaltet um auf jetlack und legt sich schlafen.
Das fühlt sich insgesamt alles durchaus verstörend an, weil ich so ratlos vor meinem eigenen Körper stehe und nicht weiß, was da plötzlich los ist.

Ich hoffe sehr, dass das Wochenende diesem Spuk ein Ende setzt
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Donnerstag, 8. November 2018
Wie ein Blatt


Mein Tag heute hat sich einen ganz fremden Rhythmus gesucht.
Jetzt, wo ich den Tag kurz Revue passieren lasse, um rauszupicken, was aufschreibenswert sein könnte, stehe gerade selber staunend davor und fühle mich wie das Blatt dort oben, das ich in meiner Mittagspause fotografiert habe: Durch Zufall in die Gegend gepustet, keine Ahnung, warum es hier liegt, es hat wohl schon eine Menge erlebt, eine Ecke ist eingerissen und abgeknickt. Die beste Zeit ist vorbei, aber die Farben sind noch sehr schön und es ist auch noch nicht komplett vertrocknet.
Man könnte noch was damit anfangen.
Oder etwas draus machen.
Nur was?
Pressen zwischen Buchseiten und eine verwunschene Geschichte dazu erfinden?
Oder mit Farbe bestreichen und auf eine Postkarte drucken?
Vielleicht aber auch ganz viele Blätter sammeln und dann damit rascheln.
Oder einfach nur fotografieren und nicht wissen, warum man das tut.

Das Aufstehen begann schon mit einer Synkope. (Ich meine den Begriff aus der Musiktheorie, nix medizinisches). Nach einem kurzen, unbedeutenden Aufwachen bin ich erstmal tief und fest wieder eingeschlafen. Im Büro war ich um kurz vor elf. Das ist selbst für meinen schon üblicherweise späten Bürobeginn sehr aus dem Takt geraten.
Gegen Mittag bekam ich Hunger. Auf ein richtiges Mittagessen. Passiert mir sonst auch nie.
Aber deshalb habe ich das Büro verlassen und bin in die Kantine gegangen.
Schnitzel und Pommes, die Kassenfrau an der Kantine schaute mich groß an und wollte wissen, wie es mir so geht, sie hätte mich ja wirklich sehr lange nicht gesehen. Stimmt, ich tippe das letzte Mal ist mehr als neun Monate her, dass ich in der Kantine war.
Schnitzel und Pommes, ich kann nicht erklären, was mich dazu trieb.
Auf dem Rückweg habe ich mich in der Sonne auf eine Bank gesetzt und darüber nachgedacht, wie lange es her ist, dass ich hier das letzte Mal saß. Ich glaube, die Antwort ist "unendlich", ich habe noch nie auf dieser Bank gesessen. Dabei steht sie direkt neben dem Eingang ins Bürohaus und es ist wirklich eine schöne Bank, es sitzt sich sehr gut dort und heute schien so wunderbar die Sonne, dass ich am liebsten ganz lange dort sitzen geblieben wäre.
Aber dann sah ich das Blatt und dachte, es ist besser, ich gebe mir selber wieder eine Bestimmung, zB die, vernünftig im Büro zu sitzen und nicht auf einer Bank draußen davor.
Nachher kommt noch jemand vorbei, macht ein Foto von der seltsamen Frau auf der Bank und fragt sich, warum sie da sitzt. Sie hat bestimmt schon eine Menge erlebt und ihre beste Zeit hat sie offensichtlich hinter sich, aber man könnte noch was aus ihr machen.
Und bevor ich dann zwischen zwei Buchseiten lande, bin ich einfach wieder ins Büro gegangen
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Donnerstag, 8. November 2018
Die Lösung der SDGs
Heute habe ich den Tag auf einer Konferenz bei der GLS-Bank verbracht.
Ich habe ja mit einer Menge verschiedener Banken zu tun, aber die GLS-Bank ist dann doch wieder eine ganz besondere Variante und grundsätzlich finde ich den Ansatz gut, der dort gelebt wird, allerdings zieht dieser Ansatz auch eine Menge Volk an, die stets davon profitieren, dass andere Menschen zu lieb und zu gutmütig sind, um sie kurzerhand auf die Straße zu setzen und ihnen einen Besen zum Fegen in die Finger zu drücken, denn zu mehr taugen diese Leute nicht.
Aber nun ja, diese Möchtegernintellektuellen sind bei NGO-Veranstaltungen immer zu Hauf dabei, das ist jetzt keine Besonderheit für die GLS-Bank, und immerhin kann man hervorragend über sie lästern, das bringt ein wenig Würze in einen ansonsten eher nur mittelinteressanten Konferenzablauf.

Der Keynote-Speaker der Abendveranstaltung war ein Herr Professor Dr. Dr. Brunnhuber, seines Zeichens irgendein Ausschussvorsitzender beim Club of Rome, der für sich ganz alleine (oder er mit seinem CoR-Ausschuss, ich habe das nicht richtig auseinanderhalten können), auf alle Fälle hatte er die größten Probleme der Menschheit schon geklärt, weil es seiner Meinung nur an der fehlenden Finanzierung für die vor drei Jahren verabschiedeten SDGs (nachhaltige Entwicklungsziele weltweit) fehlt und genau die hat er im Griff - wir machen das nämlich über eine Parallelwährung, die nur für die arme Bevölkerung der Welt eingeführt wird und die komplett als Cryptolösung bzw. über ein Smartgrid/Blockchain-System gesteuert wird und damit der gesamten aktuellen Schattenwirtschaft den Boden entzieht. Wird aktuell grade in Pakistan getestet und funktioniert pikobello. Wenn man das gleichzeitig als Bottom-Up UND als Top-Down Ansatz einführt, dann kann gar nichts mehr schiefgehen. Sagt der Club of Rome Professor Dr. Dr. - und wahrscheinlich hat er komplett recht, theoretisch, praktisch wird es wahrscheinlich einfach nur daran scheitern, dass es ihm nicht gelingen wird, den Top-Down-Ansatz durchzuziehen, denn dafür müsste er die sechs großen Notenbanken davon überzeugen, dass seine Idee die perfekte Lösung ist, und ich weiß nicht so genau, aber ich fürchte, an dieser Stelle braucht sein Plan noch ein wenig Unterstützung.

Nun, wir werden sehen, wann wir das nächste Mal etwas Neues über dieses Thema erfahren
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Dienstag, 6. November 2018
Herbsttag


Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

(R.M. Rilke)

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Montag, 5. November 2018
Mal wieder in letzter Sekunde pünktlich
Auch wenn ich grundsätzlich zum Team "Deadlineverlängerung" gehöre und den Spruch "zum Glück gibt es die letzte Sekunde, sonst würde ja nie etwas fertig" voll unterschreibe, so kann ich es gleichzeitig gar nicht leiden, unter Zeitdruck zu geraten und die typischen, fixen Fertigseinmusstermine mit Weltuntergangsfolgen hasse ich sehr.

Ich benutze deshalb zB nur sehr ungern öffentliche Verkehrsmittel, weil die immer mit festen Abfahrzeiten verbunden sind, die nur das Transportunternehmen flexibel interpretieren darf, nie der Kunde.
Im öffentlichen Personen-Nahverkehr sind die Folgen eines verpassten Anschlusses zwar meist keine Weltuntergangsszenarien, hier ärgere ich mich dafür über unnötige Wartereien, außerdem stresst mich hier die schiere Masse der Menschen, die dasselbe Verkehrsmittel benutzt wie ich und vor allem stressen mich die Menschen, die mir körperlich nahekommen, was sich in überfüllten Bussen oder S-Bahnen nur schlecht vermeiden lässt.

Im Fernverkehr und vor allem im Fährverkehr sind die Folgen einer verpassten Verbindung dagegen meist deutlich dramatischer, und grade der Fährverkehr lässt sich für mich oft nicht vermeiden. Ich weiche zwar schon regelmäßig auf das fahrplanunabhängige Flugzeug aus, aber mangels Fliewatüt bin ich spätestens dann auf die Fähre angewiesen, wenn ich das Auto mitnehmen möchte.

Eine verpasste Fähre ist üblicherweise eine ziemlich sehr lästige Angelegenheit. Je nach Saison sind die Autoplätze auf den Fähren meist schon lange im Vorhinein ausgebucht, wenn man also seinen "slot" verpasst hat, dann hat man ein ernsthaftes Problem, weil man eben nicht einfach die nächste Fähre nehmen kann.
Wenn man die letzte Fähre des Tages gebucht hat, was vor allem am Wochenende normal ist, dann ist das Fähreverpassen auch ziemlich blöd, denn man kommt am Freitag halt nicht mehr rüber und muss in der Walachei übernachten. Alternativ fährt man wieder zurück und hat dadurch 400km sinnloses Autofahren gewonnen, was im Ergebnis auch nicht günstiger oder bequemer ist als irgendwo in der Nähe des Hafens zu übernachten. Zusätzlich hat man sich mit der verpassten Fähre am Freitag auch gleich den halben Samstag mitversaut, denn vor mittags ist man dann üblicherweise nicht da.
Die Sonntagsfähre bei der Fahrt aufs Festland zu verpassen ist ebenfalls sehr schlecht, denn mit der ersten Fähre am Montag kommt man erst nach dem Mittagsessen im Büro an, was selbst bei meinen sehr flexiblen Arbeitszeit deutlich zu spät ist.

Wenn ich Fähre fahren muss, steigt mein Stresslevel also schon mal per se und ich baue sehr gerne große und ausreichende Sicherheitszeitpuffer ein, damit bloß nichts schief geht.

Aber natürlich geht regelmäßig irgendetwas schief, und sei es, dass ich keine Minute meines Sicherheitspuffers für die Anreise gebraucht habe, deshalb eine viel zu lange Wartezeit am Hafen verbringen müsste und darum natürlich übermütig werde und meine, ich könnte, statt sinnlos am Kai zu warten, vielleicht doch noch irgendwelche Dinge unternehmen, in Emden zB fahre ich dann gerne in die Autowaschanlage und vor Eemshaven liegt das holländische McDov mit den leckeren McKroket und beides sind wunderbare Gelegenheiten, dass spätestens jetzt etwas deutlich länger dauert als ich "mal eben" dafür Zeit übrig habe.

Wenn ich von Greven nach Borkum fahre, dann ist die nur schwer kalkulierbare Fahrtstrecke allerdings das größte Problem. Bei 200km Distanz ist es immer möglich, dass unterwegs irgendwelche unvorhergesehenen Stockungen, Sperrungen oder ähnliche Zeitverzögerungen den eingebauten Zeitpuffer schneller auffressen als ich in der verbliebenen Zeit durch Rasen zügigeres Autofahren wieder aufholen kann und wenn das schon gleich zu Beginn der Fahrt passiert, dann werde ich sehr hektisch, stressig und ausgesprochen unleidlich.
Früher (also so vor ca. 30 Jahren) war ich ein begeisterter Autofahrer. Ich habe Autofahren (jedes Fahrzeug) geliebt und habe allerlei verrückte Dinge getan, nur damit mich jemand Autofahren ließ. In meiner Autofahreranfängerzeit sind sehr viele schräge Dinge passiert, aufregende, lustige und auch sehr skurrile, aber das ist eine andere Geschichte, hier wollte ich nur sagen, dass ich früher wirklich ein begeisterter Autofahrer war. Ich habe das übrigens auch mal semiprofessionell trainiert, so mit Schleuderkurs und Rallyestreifen.
Heute, rund 30 Jahre später, hat sich das doch deutlich gelegt. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich Autofahren belastend finde, aber ich drängel mich auf alle Fälle nicht mehr nach vorne und bleibe im Zweifel auch lieber zu Hause statt sinnlos in der Gegend rumzukurven.
Was ich auch längst nicht mehr so spannend finde wie früher ist Rasen. Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Mal über 200km/h, damals war ich 18 und hatte einen Freund überredet, mich ans Steuer seines E-Type zu lassen. Okay, vor 30 Jahren konnten auch längst nicht so viele Autos überhaupt 200 km/h fahren, wie das heute normal ist und ein E-Type war auch vor 30 Jahren schon etwas Besonderes, aber viel aufregender als das Auto selber fand ich diese imaginäre Geschwindigkeitsgrenze. Ich bin auch gerne Trecker gefahren - aber Rennautos fand ich schon deutlich spannender.

Heute finde ich es immer noch wichtig, ein Auto zu haben, was ausreichend Kraftreserven hat, weil ich das für ein Sicherheits-Plus halte. Es gibt nämlich immer wieder Situationen, wo man mit Gas geben sicherer klarkommt als mit einer Vollbremsung. Aber über lange Strecken Höchstgeschwindigkeit fahren, finde ich heute nur noch anstrengend.
Und deshalb fahre ich auch grundsätzlich gerne durch Holland, weil ich da komplett regelkonform und ohne schlechtes Gewissen langsam durch die Gegend gondeln kann. Um verlorene Zeit aufzuholen ist Holland dagegen eher unpraktisch.

Wenn man die knapp 200 km Greven-Eemshaven komplett regelkonform und ohne jede externe Störung fährt, dann braucht man ca. 2,5 Stunden, weil zwei Drittel der Strecke über Landstraßen und durch Stadtverkehr geht. Normalerweise versuche ich immer 3,5 Stunden vor Abfahrt der Fähre in Greven loszufahren, das gelingt aber selten, weil ich fast nie so pünktlich loskomme, wie ich das gut fände. Irgendwas ist halt immer, was noch schnell erledigt werden muss und dann müssen noch Dinge ins Auto gepackt werden oder überhaupt zusammengepackt werden - wenn K mitfährt, schummele ich die Fährabfahrt schon aus Prinzip immer eine halbe Stunde nach vorne, sonst käme er überhaupt gar nie aus dem Quark.

Vergleichbar stressig ist es aber auch vor den Fahrten von Borkum nach Greven, denn ich habe grundsätzlich den Anspruch, das Haus einigermaßen sauber und krümelfrei zu verlassen (Ungeziefer ist ein weiteres meiner Hysterieprobleme) und wenn ich weiß, dass ich nicht sofort am nächsten Wochenende wiederkomme, dann fahre ich auch gerne die Energieversorgung runter und mache das Haus grundsätzlich "sturmsicher", auf einer Insel kann es auch im August schon mal einen Orkan geben. Das Haus abfahrbereit zu machen dauert leider etwas, hängt natürlich davon ab, wie wild man die Tage vorher gehaust hat, aber so 2-3 Stunden sind da schnell um.

Wenn man nun weiß, dass die Fähre um 13.30h geht, man am Samstagnachmittag ein Loch in die Decke gemacht hat, um anschließend frustriert allen Dreck liegen zu lassen (auch den in der Küche, weil man sich alkoholisch getröstet hat und deshalb keinerlei Lust mehr hatte, noch irgendetwas aufzuräumen), man außerdem weiß, dass der Weg nicht direkt zum Hafen geht, sondern vorher ein Pilot am Flugplatz abgesetzt werden muss, dann ist ein Stress-Hysterieanfall bei mir sozusagen nicht zu vermeiden, wenn ich erst um 10h aufstehe.

Unter diesen Bedingungen bin ich eigentlich sehr stolz, wie cool ich das gestern dann doch noch alles gewuppt habe, nur auf der Fahrt zum Flugplatz, als es schon nach 13h war und dann so ein dämliches Kurgastauto vor mir unbedingt Sightseeing mit 20 km/h machen musste, da bin ich dann doch ein wenig laut geworden, aber ansonsten hat alles gut geklappt, ich habe nichts dramatisches vergessen und das Haus ist sturmsicher und halbwegs sauber.
Morgen gehe ich Plissees kaufen
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Sonntag, 4. November 2018
Das Loch
Nach dem Aufwachen war das Loch in der Decke immer noch da

Das ist ärgerlich, denn es hätte ja auch sein können, dass das gestern alles nur ein Versehen war und das Loch es sich anders überlegt hätte. Man weiß ja auch nicht viel über Löcher, warum sollten sie also nicht genauso unvermutet verschwinden, wie sie gekommen sind?
Ich meine, dieses Loch zB, das muss doch sehr deutlich gespürt haben, dass es nicht willkommen war, dass es auf das übelste abgelehnt und angefeindet wurde. K war echt richtig biestig wegen dieses Loches und hat sich ausführlich damit beschäftigt, wie er ihm den Garaus machen könnte. Das klügste, was dieses Loch deshalb hätte tun können, wäre freiwillig zu verschwinden.

Aber nun ja, das Loch war dann unerwarteterweise doch nicht klug, sondern einfach nur stur. Und ist geblieben. Auch über Nacht. Ohne eingeladen worden zu sein und überhaupt ohne Akzeptanz, Löcher sind da wohl relativ unsozialisiert und vor allem rücksichtslos.

Als K heute morgen sah, dass das Loch über Nacht weder verschwunden noch kleiner geworden war, hob das seine Laune auch nicht sehr, das Fliegerwetter war zudem eher bescheiden (Spoiler: es reichte grade so, um wieder zurück zu kommen), wir mussten noch ziemlich viel sauber machen. Kurz: Nach dem Aufwachen wurde der Tag nicht mehr besser.

Immerhin haben wir alles erledigt, was erledigt werden musste, K hat den Flieger heil zurückgebracht und ich das Auto. Das Haus ist in einem okayen Zustand abgeschlossen worden und ich habe eine Liste, mit Dingen, die jetzt für das Haus erledigt werden müssen: Neue Spülmaschine beschaffen,
neue Deckenlösung ausdenken,
Gips mitbringen
noch eine Lampe kaufen, (es sind blöderweise auch noch zwei Lampen im Treppenhaus, die sinnvollerweise beide ersetzt werden sollten. K will da nicht dran, weil er fürchtet, dahinter lauert das nächste Loch, aber der aktuelle Zustand ist auch keine Dauerlösung)
Außerdem Plissees für Js Zimmer kaufen, (ich habe endlich die Maße gespeichert) und
schließlich muss ich noch irgendeine Halterung erdenken, mit der ich die mit Silikon wieder anzuklebende Leiste an der Deckenluke solange abstützen kann, bis das Silikon ausgehärtet ist.

Aber nächstes Wochenende haben wir erstmal Konzertkarten für Giora Feidmann, für die Lochproblemlösung bleiben also locker zwei Wochen
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