anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 5. Oktober 2018
Alles normal heute
Normalerweise wäre ich dieses extralange Wochenende gar nicht auf dem Festland geblieben, wenn wir nicht morgen Aufsichtsratsitzung hätten und ich deshalb gewissermaßen Anwesenheitspflicht habe.
Die meisten Leute, die mich heute angerufen haben, waren deshalb auch schwer erstaunt, dass ich ganz normal im Büro sitze, vermuteten sie mich doch überwiegend fröhlich feiernd auf der Insel.
Aber war ich nicht, sondern absolvierte Alltag as usual, ist ja auch nicht schlecht, wenn man nur durch alltägliche Normalität Erstaunen erzeugt.
Da ich also heute normal im Büro war, und weil gestern so viel Zeit war und weil es im Grunde auch eine gepflegte Tradition ist, dass man zu seinem Geburtstag einen Kuchen ins Büro mitbringt, weil das also alles so ist, habe ich gestern auch noch zwei Kuchen gebacken, die ich heute in der Büroküche aufgebaut habe. Hat Spaß gemacht, vor allem auch, weil ich endlich die Backmischungen aus dem Keller losgeworden bin, auf der einen stand was von 2012 - der Kuchen ist aber einwandfrei gelungen.
Die andere war deutlich neuer, ich glaube, bis 2014 wäre die noch innerhalb der Garantiezeit gewesen, dafür ging es hier um einen Hefeteig und einer Hefe aus dem Jahr 2014 traue ich dann doch nicht mehr so viel zu, aber nach ein wenig Kramen fand ich in meinen sonstigen Vorräten sogar noch eine Hefe aus diesem Jahr. Ich bin schon ausgesprochen gut und aktuell sortiert in meinen Vorräten. Ich fand auch noch einige einzelne Hefepakete aus dem Jahr 2016, die habe ich dann aber gemeinsam mit dem Paket Hefe aus der Backmischung in die ewigen Jagdgründe überführt, man muss das ja nicht übertreiben, mit der Nachhaltigkeit.

Beide Kuchen sind gut gelungen, einmal CherryPie (und fragen Sie nicht nach dem Rezept, es war eine Backmischung) und einmal Hefeapfelkäsestreusel, wobei der Käseteil aus Frischkäse gemacht werden musste, ich hatte vergessen, Quark zu kaufen, aber Improvisation ist alles und Streusel sind immer gut und zumindest die Trockenzutaten werden nicht schlecht, eigentlich konnte also gar nichts schief gehen.

Ich selber bin ja nicht so der Kuchenfreak, aber die Rückmeldungen waren alle positiv.
Nur ein Kollege meinte, ihm wäre nach dem dritten Stück Kuchen leicht schlecht gewesen, ich glaube aber, das lag nicht am Alter der Backmischungen.

Am Abend sind wir dann Essen gegangen, K hatte rechtzeitig genug daran gedacht, einen Tisch bei dem wunderbaren Japaner zu reservieren, bei dem man mindestens 14 Tage Vorlauf braucht für eine Tischreservierung, so dass wir nur sehr selten dort essen gehen, weil diese Vorlaufzeit schlecht mit unserer Spontaneität konform geht, aber für heute war eben alles gut geplant und so hatten wir einen tollen Abend mit sehr leckerem Essen.

Morgen dann Aufsichtsrat und dann ist das auch mal wieder geschafft
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Donnerstag, 4. Oktober 2018
Ein anderer Tag
Der Tag heute war anders.
Anders als all die Tage der letzten Monate, ich denke, am besten passt das Bild eines reifen Eiterpickels - und heute war der Tag, an dem ich all den angesammelten Dreck endlich mal gründlich rausgedrückt habe.
Es hatte sich schon angebahnt, die letzten Tage, auch bei Eiterpickeln kann man ja zusehen, wie sie reifen, manchmal kommt dann auch vorher schon etwas raus, aber das ist nur die oberste Spitze und sorgt im Zweifel nur dafür, dass die Entzündung dadrunter noch schlimmer wird. So war es hier auch, ich habe schon vorgestern einen spontanen Wutanfall bekommen, aber geklärt oder erledigt war damit noch lange nichts, es war dafür das deutliche Signal, dass hier Redebedarf besteht.

Und heute ist es mir dann endlich gelungen, all das auszusprechen, was ich seit Monaten, teilweise sogar schon seit Jahren, als lästiges Ärgernis mit mir herumtrage und was sich aber in den letzten Monaten so sehr verhärtet und verdichtet hat, dass es zu einem drückenden Geschwür wurde, das dringend entlastet werden musste.

Der Eiterstau ist jetzt also raus, ob aber das Ärgerpartikel, durch den sich all der Eiter immer wieder bildet, nun auch wirklich mit ausgeschwemmt und beseitigt wurde, das wird erst die Zukunft zeigen. Die Stelle ist wund und wird nur heilen, wenn das Grundärgernis beseitigt wird, wenn das nicht gelingt, hilft wohl nur Amputation.

Mein schwärender Dauerkonflikt ist die Diskrepanz zwischen der Loyalität K gegenüber und meinen eigenen Interessen. K hat eine ausgeprägte Schäferhundmentalität und fühlt sich für alles mögliche verantwortlich, was mich persönlich gar nicht interessiert, ihn aber sehr stark bindet. Grundsätzlich kann ich rein rational seine Position verstehen, es fällt mir aber zunehmend schwer, sie zu unterstützen oder gar zu teilen. Ich habe einfach zu wenig Mutter Theresa-Gene, um mich selber aufzuopfern, nur um andere zu retten.
Ich merke, wie ich selber zunehmend körperliche Zipperlein entwickele, als überzeugter Anhänger der Theorie "jede Krankheit kommt aus dem Kopf" bleibt mir gar nichts anderes übrig, als nach den Ursachen zu forschen. Und dabei entdeckt man dann diese dicken, psychischen Eiterbeulen, die im Zweifel auch Auslöser für Schleimbeutelentzündungen in der Hüfte sein können und vor allem insgesamt ein latentes Unwohlsein verursachen.

Ich kann sehr gut verstehen, dass es schwierig ist, andere Leute hängen zu lassen, nur weil man sich lieber um sich selber kümmert, aber manchmal kann man halt nicht alles haben, was man sich vorstellt - und für mich ist inzwischen der Zeitpunkt gekommen, wo ich beginne, Prioritäten zu setzen und dabei wird eben auch kräftig entrümpelt.

Da ich all diese kleinen, vielen Ärgernisse über eine so lange Zeit schweigend mit mir rumgeschleppt habe, hat sich dadurch nicht nur ein Eitergeschwür gebildet, was heute endlich geplatzt ist, sondern ich fürchte, ich habe auch eine Allergie entwickelt, die dazu führt, dass ich künftig viel eher mit Ausschlag und Eiterpickeln reagiere, wenn die auslösenden Trigger nicht nachhaltig beseitigt werden.

Wir werden sehen, wie es weitergeht und ob wir die Entzündunng gemeinsam in Griff bekommen. Die letzten Tage ging es mir so mies, dass ich tatsächlich bereit war für eine Amputation - alles ist beser als mit diesen Dauerschmerzen weiterzumachen, aber jetzt gab es erst mal eine Entlastung und sehr viel Dreck ist hoch- und rausgekommen, vielleicht hat es ja tatsächlich etwas bewirkt, es wird sich zeigen
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Dienstag, 2. Oktober 2018
Treuenbrietzen
Weil ich gestern eine Gedichtszeile zitiert habe, die ich zunächst gar nicht als solche erkannt habe, fiel mir wieder ein, dass nicht nur meine Literaturkenntnisse mangelhaft sind, sondern auch mein Geographieunwissen manchmal seltsame Stilblüten hervorbringt.

Als es letzten Monat in Brandenburg diesen großen Flächenwaldbrand gab, wurde vor allem das Städtchen Treuenbrietzen immer wieder erwähnt - und ich habe eine ganze Zeit gebraucht, bis ich begriff, dass das keine Postillon-Meldung ist, sondern dass es Treuenbrietzen tatsächlich und immer noch gibt und es dort wirklich brennt.

Denn selbstverständlich kannte ich Treuenbrietzen, in dieser Musiksparte bin ich tatsächlich einigermaßen sattelfest, dass es diesen Ort aber ganz in echt gibt, nun, das wiederum konnte ich mir bis letzten Monat nicht vorstellen.



Dass ich jetzt bei der Suche nach diesem Lied Claire Waldorff zunächst mit Claire Schlichting verwechselt habe, erwähne ich besser nicht auch noch
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Montag, 1. Oktober 2018
schwerer Zauber
"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" mag ich als Spruch sehr, es hört sich so positiv an, leicht esoterisch verklärt, es schwingt ein leises Sehnen nach einem übersinnlicher Lösungsansatz mit. Wir hoffen immer das beste und alles wird gut. Oder so.
Es gibt aber auch den Spruch "aller Anfang ist schwer", der kommt wahrscheinlich eher aus der westfälisch-evangelischen Ecke, Mühsal muss sein, sonst taugt das nix, quäl dich gefälligst, geht schließlich jedem so.

Ich hatte heute einen Anfang: Nach fünf Wochen offiziellem Krankenschein, der mir arbeiten auf freiwilliger Basis ermöglichte, habe ich heute wieder begonnen ganz regulär zu arbeiten und ich habe mich ernsthaft bemüht, den Zauber dieses Anfangs zu finden, aber irgendwas ist gewaltig schief gelaufen. Freiwllig finde ich Arbeiten gar nicht schlimm - aber mit dem Gefühl "ich muss das machen" wird es sofort zur Qual.

Ich fürchte, es ist tatsächlich mehr dran an diesem "aller Anfang ist schwer" als an dem ersehnten feengleichen Anfangszauber, den habe ich nämlich so gar nicht entdecken können, der war schwer weggezaubert
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Sonntag, 30. September 2018
Himmel
Heute habe ich keinen Text, heute habe ich nur Fotos, denn das beeindruckendste des Tages war der Himmel auf dem Rückflug nach Paderborn.
Es begann mit einer seltsamen Wolkenformation, die so aussah, als würde die untergehende Sonne die Wolken wie ein Trichter ansaugen



Und dann verschwanden die Wolken in der Sonne und wurden dahinter wieder ausgespuckt



Wobei die Sonne sich nach und nach löste,



bis sie schließlich alleine zu sehen war.



An solchen Kitschhimmelbildern könnte ich mich totknipsen, weil ich es jedesmal aufs neue so faszinierend finde
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Sonntag, 30. September 2018
Unterwegs
Samstag früh am Flugplatz, trotz perfekten Fliegerwetters ist niemand da, wir sind ganz alleine, puhlen mühsam die Maschine aus dem Hangar und aktivieren die Tankstelle. Die Technik ist schon etwas älter und war auch ursprünglich mal woanders im Einsatz, aber egal, es funktioniert und wir machen uns auf den Weg



Zwischenstopp in Paderborn, wo grade die Rübenrallye stattfindet, wir amüsieren uns über die schrägen Vögel, die da so einfliegen, folgen dann aber doch nur unserem eigenen Schatten, denn unser Schatten ist uns immer einen Schritt voraus:-)



In Paderborn holen wir den Schreiner ab, der neue Fenster im Onkelhaus einbauen wird.
Für das genaue Aufmaß ist es am sinnvollsten, dass der Meister selber vor Ort misst, nach diesen Maßen werden dann die Fenster bestellt, das kann nur ein Fachmann vernünftig entscheiden.
Praktischerweise ist der Schreiner auch gleichzeitig Fluglehrer, so dass K die Gelegenheit nutzt, den Flug von Paderborn nach Borkum gleich als den jährlichen Checkflug auszugestalten, besser kann man zwei Fliegen/ zwei Flieger und eine Klatsche gar nicht zusammenbringen.



Anflug auf Borkum: perfekt
Dann Fenstermaß, dann Radtour am Strand lang mit Milchbude und Krabbensuppen und ganz viel Sanddorn. Am Abend testen wir ein neues Restaurant, wo es Sushi gibt. Das war der einzige Reinfall des Tages, der Rest war perfekt
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Freitag, 28. September 2018
Dauerquasseln
Manmanman, ich bin immer noch ganz benommen, wenn ich nur daran denke, wie mein Tag heute startete.
Ich hatte nämlich um 8h einen Termin beim Zahnarzt.
Nichts schlimmes, nur eine turnusmäßige Zahnreinigung, seit der großen Paradontosebehandlung Anfang des Jahres übernimmt sogar die Kasse die Kosten dafür. Den Termin habe ich schon vor Monaten gemacht und weil ich weiß, dass so eine Zahnreinigung rund eine Stunde dauert und ich im Anschluss nicht erst gegen Mittag im Büro aufschlagen will, lege ich solche Termine gerne auf 8h, bisher hat das stets wunderbar geklappt.

Nun ist ja 8h morgens nicht unbedingt meine Zeit, und ja ich weiß, wie privilegiert ich bin, dass ich oft genug um diese Zeit noch immer im Bett liege und versuche, wach zu werden, aber als Patient im Zahnarztstuhl, der nichts anderes tun muss, als nur den Mund offen zu halten, kann man ja auch mal um 8h versuchen, am Leben teilzunehmen.

Dachte ich. Ich meine, ich dachte, dass ein Patient im Zahnarztstuhl nichts anderes tun müsse, als nur den Mund offen zu halten und das habe ich mir halt so grade eben noch zugetraut.
Aber Fehler, ganz großer Fehler, denn mein Zahnarzt, der bisher nur angenehm mundfaule, lokal-westfälische Zahnarzthelferinnen beschäftigte, hat seit neuestem eine Berlinerin im Team. Und zwar eine von der ganz üblen Sorte, nämlich eine, die nicht nur ohne Pause redet, sondern dabei auch noch ständig Fragen stellt. Fragen wie: "Ist es so okay für Sie? Möchten Sie vorher noch mal umspülen? Soll ich den Stuhl etwas flacher stellen? Benutzen Sie Zahnseide oder Interdentalbürstchen?" - Und wenn der fachliche Teil keine weiteren Fragen mehr bietet, geht es weiter mit: "Heute ist ja schon Freitag, geht für Sie die Woche auch immer so schnell rum? Wussten Sie, dass in weniger als drei Monaten schon wieder Weihnachten ist? Wir hatten ja einen wunderbaren Sommer, haben Sie den auch so genossen? Freuen Sie sich auch schon aufs Wochenende? usw. usw. usw."

Ganz unabhängig davon, dass ich um 8h morgens ganz nachdrücklich nicht für so ein verbales Dauerfeuer gerüstet bin, hat mich die Fragerei endgültig fertig gemacht, denn wie antwortet man als Patient mit offenem Mund auf einem Zahnarztstuhl? Ich meine, da gibt es schon eine technische Unmöglichkeit, ich zumindest kann mit offenem Mund, in dem jemand mit Spuckesauger und Poliergerät rumhantiert, nur sehr schlecht reden und kann es deswegen hassen, wenn ich in so einem Zustand mit Fragen beworfen werde.

Ich lag also mehr oder weniger hilflos auf diesem Zahnarztstuhl, es war 8h morgens, ich war überwiegend damit beschäftigt, überhaupt nur zu existieren, da passiert mir diese Zahnarzthelferin, die mich plattgequatscht und dabei fröhlich versucht, Konversation zu machen. Ich konnte nicht weglaufen, ich konnte nicht antworten, ich konnte ihr noch nicht mal die Meinung sagen und das sofortige Schweigen für immer verlangen, ich konnte einfach nur still leiden und leise wünschen, dass die Dame umgehend vom Blitz getroffen wird.
Solche edlen Wünsche werden ja leider nie erfüllt, ich schlage aber vor Dauerquasseln als D-Waffe in eine Ergänzung der Genfer Konventionen aufzunehmen, vor allem Dauerquasseln um 8h morgens
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