anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 24. März 2018
Reisetag
Eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt der Fähre war ich schon am Anleger.
Ich war mit einem einkalkulierten Zeitpuffer von 25 Minuten losgefahren, wenn man nachrechnet, heißt das also, dass die Autofahrt selber 20 Minuten schneller war als sie unter sonst üblichen und von mir als „normale, stau- und behinderungsfreie Umstände“ genannten Verhältnissen braucht.
Aber die Straßen waren wirklich so komplett menschen- und autoleer wie ich es selten erlebt habe.
Es war eine angenehme Fahrt.
Ich hatte zwar nur vier Stunden geschlafen, da ich gestern natürlich doch noch bis Mitternacht rumpuzzlen musste und um 4h schellte schon der Wecker, denn Abfahrt war für 5h vorgesehen, aber erfreulicherweise war ich kaum müde und die letzten Müdigkeitsreste spülte die kalte Dusche gut weg.

Gleich nach der Abfahrt habe ich den neuen Podcast von Vanessa Giese gestartet. D.h. ganz neu ist der nicht, vorgestern kam schon die dritte Folge raus, doch ich hatte mir bisher nur vorgenommen, da unbedingt mal reinzuhören, war aber noch nicht dazu gekommen.
Dass die Fahrt so schnell ging und dass die Podcastlänge seit der 2. Folge auf 30 Minuten gekürzt wurde, passte perfekt zusammen, denn so konnte ich genau alle drei Folgen hören und genau bei Ankunft in Emden auf Radio umschalten, was ich wegen der Blitzer in Emden gerne mache, denn ich habe den akuten Verdacht, dass sich Emden hauptsächlich aus Bußgeldeinnahmen finanziert.

Grundsätzlich finde ich Podcasts ja wirklich eine gute Sache. Sehr bequem für Menschen mit altersbedingt nachlassender Lesesehschärfe, aus dem Grund gefallen mir ja auch Hörbücher zunehmend gut. Ich finde nur einfach nicht genug Gelegenheiten, um Podcasts und/ oder auch Hörbücher zu hören.
Die tägliche Fahrt ins Büro dauert nur 20 Minuten, da lohnt es sich nicht, einen Podcast oder ein Hörbuch zu starten, weil das ja auch stets mit einer nicht unumständlichen Vorbereitung/Einstellerei/Verkabelung verbunden ist.
Während der Arbeitszeit arbeite ich, bleibt also nur die Privatzeit. Die verbringe ich zu einem Großteil zuhause, weil ich ja kaum aushäusigen Beschäftigungen nachgehe, aber grade zuhause finde ich „Texte hören“ fast nicht möglich, weil ich entweder mit irgendetwas anderem beschäftigt bin, was mich geistig so sehr fordert, dass ich nicht nebenher Texte hören kann, oder ich schlafe sofort ein. Da mein angeborenes Schlafbedürfnis (12h Schlaf fände ich prima) üblicherweise deutlich größer ist als die Stunden, die ich tatsächlich schlafe, schleppe ich eine latente Dauermüdigkeit mit mir rum, die sofort zuschlägt, wenn ich mich hinsetze und nichts mehr mache außer zuhören.

Um ein Hörbuch oder einen Podcast zu hören brauche ich also eine passende Gelegenheit, die sich in meinem Alltag so schnell nicht findet. Längere Autofahrten sind dafür ideal, aber auch nur, wenn ich selber fahre. Als Beifahrer schlafe ich selbstverständlich auch sofort ein. Da ich aber auch beim Autofahren regelmäßig mit diesem Einschlafproblem zu kämpfen habe, fahre ich längere Strecken sowieso nur dann selber, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Wenn wir zu zweit unterwegs sind, ist in 90% der Fälle K. der Fahrer, eben weil ich lieber schlafe als Auto fahre.

Nun, aber heute war endlich mal eine Gelegenheit und alle drei Folgen fand ich sehr interessant und es hat Spaß gemacht zuzuhören.
In Folge 1 geht es ums Kennenlernen, wie man neue Begegnungen positiv gestaltet, was kommt danach und wo man überhaupt Menschen so kennenlernen kann.
Heißer Tipp mal wieder: Twitter
Ich finde Twitter ja grundsätzlich auch sehr spannend, was mir bisher aber noch niemand erklärt hat, ist, wo man die Zeit hernimmt, um auf all diesen Socialmediakanälen aktiv zu sein, denn Twitter erscheint mir unter allen Kanälen dabei der zu sein, der besonders viel Zeit braucht.
Denn das entscheidende ist ja, dass man kommuniziert und das heißt, dass man selber kurzfristig reagieren sollte, wenn man angesprochen wird und dass man gleichzeitig auch zeitnah mitbekommt, was die anderen so twittern, damit man auch selber andere in einem passenden Zusammenhang ansprechen kann, wenn sie etwas getwittert haben. Da Twitter ein extrem schnelles Medium ist, kann man schlecht zwei Tage alte Tweets aufgreifen, damit macht man sich nur lächerlich, zumindest wenn es ums Kennenlernen geht.

Ich habe mich mit meinem Blog jetzt soweit eingerichtet, dass ich es tatsächlich schaffe, mich immerhin einmal am Tag damit zu beschäftigen, darauf bin ich schon ziemlich stolz, aber für noch mehr Zeit wüsste ich einfach nicht, wie ich das einrichten sollte.

Für mich kommt außerdem noch dazu, dass ich das Gefühl habe, Twitter bis heute nicht vernünftig bedienen zu können und das bringt vor allem Unsicherheit und die Sorge, sich unkontrolliert zu blamieren, keine gute Basis, um neue Menschen kennenzulernen.
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In Folge 2 hieß das Thema dann „Lernen“. Hier ging es natürlich darum, dass Lernen Spaß machen kann, um „lebenslanges Lernen“, wie man andere motiviert und so weiter.
Mir fehlte ein bisschen die Definition, was Lernen überhaupt bedeutet. Ist die reine Wissensaufnahme schon lernen? Dann wäre ja auch Zeitungslesen lernen. Hier müsste man noch mal in die Diskussion einsteigen.
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In Folge 3 ging es darum, wie man anderen unangenehme Dinge sagt.
Die angebotenen Möglichkeiten fand ich persönlich nicht besonders hilfreich, aber das Gespräch in dem Podcast war interessant und es machte Spaß zuzuhören.
Der Ratschlag, dem anderen zunächst zu sagen, dass man ihn wirklich nicht verletzen möchte, aber…., - mag ja grundsätzlich richtig sein, wird aber auch nicht verhindern, dass man den anderen verletzt. Insgesamt kamen mir die Ratschläge deshalb schlicht zu idealistisch vor, andererseits ist es natürlich auch oft nicht möglich, jemand anderem unangenehme Dinge zu sagen, ohne dass man ihm damit weh tut.

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Der Rest des Tages verlief sehr friedlich, Sachen auspacken, Spinnen wegsaugen, Einkaufen, Kühlschrank einräumen und Ruhe genießen.
Schön ist es hier
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Samstag, 24. März 2018
Letzter Bürotag
Heute war ein bisschen Hektik im Tag, dafür wurde aber auch viel geschafft.
Die vierteljährliche Aufsichtsratsitzung ist mal wieder geschafft, da ist die Stimmung vorher immer leicht angespannt, denn grundsätzlich weiß man ja nie, ob da nicht unerwartet irgendetwas vorgetragen oder gewünscht wird, mit dem man nicht gerechnet hat, deshalb nicht darauf vorbereitet war und mit dem man darum auch nur sehr schlecht umgehen kann.
Ich weiß gar nicht, ob überhaupt schon mal etwas Schreckliches in einer Aufsichtsratssitzung passiert ist, zumindest nicht, seit dem ich an diesen Sitzungen teilnehme und trotzdem meint man immer, es könnte ja sein und ist deshalb sehr froh, wenn sie endlich vorüber sind.
Anschließend war ich noch mal im Büro und habe meinen Arbeitsplatz urlaubsfein gemacht, die papierene Inbox ist auf Null, der Mülleimer dafür recht voll.
Gegen halb fünf fiel mir auf, das es schon 16:30 Uhr ist und ich ja eigentlich noch nach Emsdetten fahren wollte, weil da diese Woche Spezial Werksverkauf bei Emsa ist und ich einen dringenden Bedarf an diesen luft- und wasserdicht erschließenden Frischhalte-Click-Boxen habe.
Also wurden die letzten Aufräumarbeiten im Büro etwas oberflächlicher, ich raffte meinen Computer und meine sonstigen Mitnehmen-Dinge zusammen und fuhr Tanken.
Das fiel mir zum Glück nämlich auch noch ein, denn wenn ich morgenfrüh um 5:00 Uhr los fahre, habe ich bestimmt keine Lust mehr, noch tanken zu gehen.
Von dort weiter nach Emsdetten, um 17:30 Uhr Ankunft beim Werksverkauf ohne Zwischenstopp zu Hause, d.h. in komplettem Aufsichtsrat-Outfit, ließ sich nicht vermeiden.
Der Werksverkauf hat sich mal wieder gründlich gelohnt, ich besitze jetzt Frischalteclipdosen für eine mindestens zwölfköpfige Familie, viel hilft viel.
Ich besitze jetzt aber auch eine neue Metallkasserolle, ich überlege, ob ich da nun vorsichtshalber irgendwie: „Achtung, Küchenzubehör, nicht wegwerfen!“ einritze, aber K. meint, er hätte es gelernt. Nun, wir werden sehen.

Hier zu Hause habe ich dann angefangen, alles zusammenzuräumen, was ich mitnehmen will nach Borkum, da ich alleine im Auto unterwegs bin, ist ja reichlich Platz.

Außerdem habe ich noch eine Maschine Wäsche angeworfen und die Spülmaschine gestartet, ich hoffe K. & J. hinterlassen das Haus hier einigermaßen ordentlich, wenn sie Sonntag nachkommen
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Donnerstag, 22. März 2018
70
CW wäre heute 70 geworden.
Ich glaube, ihm ist das ganz recht, dass er da nicht mehr dabei sein muss, altwerden war etwas, was er kategorisch abgelehnt hat.
Mochte der Rest der Welt um ihn herum alt werden, er nicht, er verweigerte das einfach ab, denn er fand alte Leute schrecklich.
Als er zum „40 Jahre Abi“ Treffen seines Abschlussjahrgangs ging (das goldene Abitur hat er nicht mehr erlebt), kam er anschließend sehr frustriert und ziemlich angenervt nach Hause: „Da waren nur alte Männer, es war gräßlich.“

Es gibt diesen Spruch:
Mit 50 bemerkt man die ersten Aussetzer.
Mit 60 bemerken es auch die anderen.
Mit 70 bemerken es nur noch die anderen.

Ich bin aktuell in einem Alter, wo ich meine eigenen Aussetzer sehr wohl bemerke und immer hoffe, dass ich sie noch so gut vertuschen kann, dass die anderen es noch nicht merken, aber ich weiß, dass das nicht ewig gut gehen wird und die Vorstellung, irgendwann in gar nicht zu weiter Ferne zu den Menschen zu gehören, zu denen auch ich nie gehören wollte, macht mir durchaus Angst.
Und dann beneide ich CW ein wenig, denn das Problem hat er geschickt vermieden
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Donnerstag, 22. März 2018
Sechs Jahre und dieses
Noch zwei Tage Büro, dann habe ich zwei Wochen frei und noch mal drei Monate weiter, dann beginnen schon die Sommerferien. Betrachtet man die Zeit in etwas größeren Abschnitten, schnurrt sie plötzlich zusammen.
Einzeln nach vorne betrachtet hat man das Gefühl, sich mühsam von Tag zu Tag quälen zu müssen, nix geht voran und alles dauert unendlich lange.
Blickt man aber zurück, sieht man automatisch nur größere Zeitabschnitte und dann kann man sich nur verwundert die Augen reiben und sich fragen, wo bloß die Zeit geblieben ist, das Jahr hat doch grade erst angefangen und plötzlich ist es schon zu einem Viertel wieder vergangen.

Dieser Blick zurück ist aber auch mein Trick, um wieder neuen Schwung im Vorwärtsgang aufzunehmen, denn wenn ein Vierteljahr im Rückspiegel so schnell verfliegt, dann kann die Strecke, die vor einem liegt, ja auch nicht mehr so schlimm sein. Man muss sich nur etwas passendes zum Vergleich ausdenken.

Seitdem ich mir diese Endmarke gesetzt habe, noch sechs Jahre und dieses, seitdem suche ich nach Tricks, mir die Zeit zu verkürzen.
Mit 30 endet der Weg nach vorne noch weit hinterm sichtbaren Horizont, man muss noch länger arbeiten als man überhaupt auf der Welt ist. Das ist kein vorstellbarer Zeitraum, weil man ihn ja noch gar nicht erlebt hat. Hinterm Horizont ist gefühlt so ähnlich wie unendlich, und da man es nicht sehen kann, denkt man auch nicht drüber nach. Mit 30 denkt man noch nicht in Zeitabschnitten.
Aber sechs Jahre (und dieses), das ist eine sehr überschaubare Zeit. Sechs Jahre zurück, das war gefühlt auch erst neulich. Sommer 2011, das ist doch wirklich noch nicht soo lange her. Und länger dauert es gar nicht mehr, nur diese Zeit noch mal und dann beginnt ein komplett neues Zeitalter für mich.

Mich fasziniert es immer wieder, wenn ich mir diesen Zeitraum vorstelle, denn er ist inzwischen ja wirklich real vorstellbar.
Doch bis dahin sind noch sehr viele Dinge zu erledigen, denn es gibt natürlich auch schon Pläne wie es danach weitergeht. Aber da muss noch sehr viel vorbereitet werden und plötzlich sind sechs Jahre um und dann steht man da und sagt sich „ach hätte ich da doch bloß eher dran gedacht.“
Deswegen wird meine to-do-Liste auch einfach nicht kürzer, knapp habe ich drei Dinge abgehakt, fallen mir fünf Dinge ein, die ich auch langsam mal angehen sollte.
Ich glaube, bei mir beginnt der Rentnerstress schon sechs Jahre vor der Rente
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Mittwoch, 21. März 2018
Sparbuch
Beim Aufräumen habe ich noch ein altes Sparbuch von CW gefunden, das zum letzten Mal im Jahr 2007 nachgetragen worden war und damals einen Saldo von 127,13 € auswies. Jetzt habe ich schon seit Ewigkeiten nichts mehr mit einem Sparbuch zu tun gehabt, aber in meiner Erinnerung spukte die Überzeugung herum, dass jeder, der ein Sparbuch hat, davon auch Geld abheben kann, egal auf wen das Sparbuch lautet.
Im Januar fand der Onkel ein altes Sparbuch von sich, hier war die letzte Eintragung aus dem Jahr 2000, also noch in DM, und da es Bank, bei der dieses Sparbuch geführt wurde, auf Borkum nicht gibt, gab er mir das Sparbuch mit, ich solle auf dem Festland mal zu der Bank sehen und schauen, wie ich an das Geld komme.
Zufällig waren beide Sparbücher von derselben Bank und heute bin ich endlich mal in Münster in die Filiale gegangen, um dort die Sparbücher zu präsentieren und wenn möglich so viel wie geht gleich bar abzuheben.

Aber was Sparbücher angeht, hat sich die Bankenwelt wohl gründlich verändert. Erstens ist es plötzlich so, dass nur der eingetragene Eigentümer abheben darf und dazu muss er persönlich erscheinen. Eine Vollmacht kann erteilt werden, aber dazu muss der eingetragene Eigentümer auch persönlich in der Bank erscheinen.
Im Fall von CW ist das ein Problem, denn der ist verbrannt und im Fall des Onkels ist es ein Problem, weil der auf Borkum sitzt und eben nicht mal einfach so bei dieser Bank vorbeikommen kann. Und für so einen kleinen Betrag wie 100 € lohnt es sich auch eindeutig nicht, deshalb extra aufs Festland zu fahren.
Insgesamt bin ich also ziemlich unerledigter Dinge wieder gegangen und ärgere mich jetzt schon die ganze Zeit vor mich hin, weil ich das alles sehr blöde finde, aber noch keine Idee habe, wie ich das lösen könnte
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Montag, 19. März 2018
Ausflug
Zum Ausgleich für den Drinnentag gestern war ich heute sehr lange draußen.

Zwar nicht sehr lange ganz draußen, im Sinne von draußendraußen, sondern vor allem draußen im Sinne von lange im Auto draußen rumfahren, dann an einem relativ weit weggen Ort Leute für eine Besprechung treffen, dann noch verschiedene andere Locations anfahren, besichtigen und in Läden einkaufen, wo ich noch nie war. (das war der schönste Teil.)

Das Wetter bestand heute aus einem strahlend blauen Himmel und wenig Wind - ideales Fliegerwetter und es war auch reichlich Verkehr in der Luft. Mich faszinierten dabei die Kondensstreifen, die die Flieger hinterließen, denn wenn man manche Streifen so anguckt, hat man das ungute Gefühl, einige Piloten fliegen Schlangenlinien oder zuppeln ab und zu unkontrolliert am Steuerhorn rum, weil in einem ansonsten graden Kondensstreifen plötzlich ein seltsamer Zacken ist. Es gibt aber auch Kondensstreifen, da fehlt mittendrin ein Stück - Motoraussetzer? Dann wieder gibt es einen Kondensstreifen, der nur ganz klitzekurz ist - wo mag da der Rest hingekommen sein?
Und manchmal sieht es so aus, als ob zwei Flieger nebeneinander im Formationsflug unterwegs waren, ich war auf alle Fälle heute gut damit beschäftigt, mich als Fährtenleser am Himmel zu betätigen.

K., mein trockener Westfalenmann kommt mir jetzt mit irgendwelchen seltsamen physikalischen Erklärungen, ich glaube, die möchte ich gar nicht hören, ich finde meine Theorien alle viel spannender.

Das hauptsächliche Ziel meines heutigen Ausflugs war der zweithöchste Berg Nordrhein-Westfalens, dort hatte ich eine berufliche Besprechung, und wenn man schon mal da oben ist, dann kann man ja auch wenigstens einmal kurz durch die Landschaft wandern, da liegt schließlich tatsächlich immer noch ein bisschen Schnee und bei diesem strahlenden Sonnenschein macht es selbst mir Spaß, tatsächlich richtig draußen rumzulaufen.



Auf dem Rückweg habe ich dann noch einen Abstecher zu Sockenfalke gemacht - die haben einen ziemlich attraktiven Werksverkauf in Schmallenberg, sagen wir mal so: Es hat sich gelohnt.

Schmallenberg ist überhaupt ein richtig hübsches Städtchen, das gefiel mir gut, ansonsten ist mir das Sauerland aber entschieden zu holländisch und mit Bergen habe ich es ja eh nicht so
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Montag, 19. März 2018
Was sinnvoll ist, wie man Kinder in Ruhe lässt und vom Glück des Nichtstuns
Der Tag heute war ein Drinnentag.
Bis 15h war ich sogar so weit drinnen, dass ich noch nicht mal aufgestanden bin. Ich habe das Internet leergelesen, meinen Feedreader auf Null gesetzt und glücklich vor mich hingeschlunzt.

Es gibt ja Menschen, die haben ständig Hummeln im Hintern und sind kreuzunglücklich, wenn sie nichts "machen", die halten Schlafen für verschwendete Lebenszeit und sind deshalb permanent mit irgendetwas "Sinnvollem" beschäftigt.
Ich bin natürlich auch ständig mit etwas "Sinnvollem" beschäftigt, denn wenn ich überwiegend mit Dingen beschäftigt wäre, die ich unsinnig fände, dann wäre es allerhöchste Eiligkeit für eine ausführliche Therapie, denn das wäre ja wirklich extrem schrecklich. Dann müsste ich entweder intensiv daran arbeiten, meine Beschäftigungsfelder zu ändern (nachdem ich therapeutisch aufgearbeitet habe, warum ich denn überhaupt Dinge tue, die ich unsinnig finde, schließlich sind die Zeiten der Sklavenhalterei doch schon länger vorbei und wer sollte mich also dazu zwingend, unsinnige Dinge zu tun?) - oder ich müsste lernen, "sinnvoll" neu zu definieren.

Ich glaube, für "sinnvoll" gibt es sehr viele, sehr persönliche und individuell grundverschiedene Definitionen.
Mich wundert ja immer, was andere Leute unter "sinnvoll" verstehen, vor allem diejenigen, die ständig auf Achse und mit siebenundzwanzigtausend Dingen beschäftigt sind. So ein Leben fällt bei mir ganz klar unter Stress und Hektik und ist damit ganz weit weg von sinnvoll.
Sinnvoll ist für mich alles, was sich gut anfühlt.
Und im Bett liegen und lesen fühlt sich für mich sehr gut an.
Das war übrigens auch schon immer so, ich bin da meiner Lebenseinstellung schon seit sehr vielen Jahrzehnten sehr treu geblieben.

Eltern haben da ja manchmal ganz seltsame Ansichten, was für ihre Kinder "sinnvoll" ist, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich schon mit 10 Jahren nicht verstand, was daran sinnvoll sein soll, wenn man draußen rumläuft oder gar "was mit der Familie" macht, wenn es doch entschieden gemütlicher und auch deutlich interessanter ist, einfach im Bett liegen zu bleiben und ein Buch zu lesen.
Da mein Vater das mit der Abschaffung der Sklaverei nicht auf das Halten von Kindern übertragen hat, konnte er mich damals tatsächlich zwingen (und tat es auch), eine Erfahrung die sich meinem kindlichen Ich tief einprägte und dazu führte, dass ich als Erwachsene sofort bekennende Rabenmutter wurde, denn Kinder zu etwas zu zwingen, zu dem sie keine Lust haben, (i.e. nicht so viel Medienkonsum -Bücher sind ja wohl auch Medien und hätte es damals schon Internet und Smartphones gegeben, dann hätte ich keine Bücher, sondern nur Internet auf dem Smartphone gelesen- oder mehr Bewegung an der frischen Luft oder mehr irgendwas anderes als nur auf dem Bett liegen und lesen), also Kinder zu irgendetwas zu zwingen, weil man es als Erwachsener so viel besser weiß, das fand ich einfach nur indiskutabel. Mein Mutter-Ich litt nicht an retrograder Amnesie, im Gegenteil, ich wusste auch als ich selber Mutter wurde noch sehr gut, was ich mir als Kind am meisten gewünscht hatte, nämlich einfach nur in Ruhe gelassen zu werden, und ich werde es deshalb auch bis heute nicht verstehen, warum Eltern ihren Kindern ständig ins Leben fuddeln müssen.

Klar, jeder ist einfach durch seine existenziellen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Pipi dazu gezwungen, sich auch mal mit was anderem als nur mit im Bett liegen und lesen zu beschäftigen, und natürlich müssen manche Dinge auch strategisch bedacht sein, denn man kann den Hunger nur so lange durch einen Gang an den Kühlschrank bekämpfen, wie im Kühlschrank etwas drin st, aber wenn ich doch die vereinbarten Sollvorgaben des Lebens erfülle (für Kinder heißt das Schule, für Erwachsene Arbeit), dann sollte der Rest der Zeit zur persönlichen Verfügung stehen und nicht durch weitere "Sollvorgaben von außen" (bei Kindern wären das die Eltern, bei Erwachsenen der selbst auferlegte Druck des gesellschaftlichen Zwangs) vermiest werden.
My two cents.

Meiner Meinung nach sollten Eltern sowieso viel mehr darauf vertrauen, dass ihre Kinder mindestens so schlau sind wie sie selber (das hat was mit Mendel etc. zu tun, Pech hat nur der, der sich mit einer komplett anderen Intelligenzfarbe gepaart hat, da kommt dann von rosa bis gestreift alles raus, andererseits hilft hier Zwang und Meckern aber auch nicht. Das nur so als Randbemerkung), also, Kindern sind üblicherweise nicht dümmer als ihre Eltern und es reicht deshalb, wenn sie theoretisch wissen, wie manche Dinge funktionieren, sie müssen es ihren (ungläubigen) Eltern, nicht täglich durch aktives Tun beweisen.
Das gilt zB in besonderem Maße für Aufräumen, Ordnung halten und Sauberkeit.
Meine Mutter hat mein Chaoszimmer immer ausgesprochen geduldig ignoriert und ertragen, das rechne ich ihr bis heute hoch an. (Hier war mein Vater nicht interessiert, er war mehr für die geistige und vor allem moralische Persönlichkeitsbildung zuständig, was dementsprechend gründlich misslang.) Jetzt waren allerdings auch unsere Wohnverhältnisse speziell, da ich schon mit 12 Jahren ein Zimmer in einer anderen Wohnung im selben Mietshaus hatte, weshalb es vielleicht auch leichter war, mein Chaos zu ertragen, wie das später mit meinen Geschwistern war, weiß ich nicht, da war ich schon ausgezogen, aber ich weiß aus vielen anderen Familien, dass Ordnung und Sauberkeit ein familiäres Dauerstressthema sind - was ich halt nie verstehen werde, denn ich kann glaubhaft versichern: Das gibt sich von alleine. Und wenn es sich nicht gibt, dann ist es auch gut, denn dann will das Kind/der Mensch eben so leben. Das ist doch auch verdammt noch mal sein gutes Recht. (okay, okay, ich gebe zu, ich habe da einen Kollegen, wo ich auch schon laut bedauert habe, dass seine Eltern vergessen haben, ihm das Badezimmer zu zeigen, aber vielleicht ist das ja gar nicht richtig. Vielleicht ist er als Kind auch nur zu übergroßer Sauberkeit gezwungen worden und rebelliert jetzt als Erwachsener. Dann wäre das erst recht ein Grund mehr, Kinder nicht zu sehr zu schikanieren, was regelmäßiges Duschen und Haarekämmen angeht. Ach, und btw: in England wird man sogar Außenminister, wenn man sich die Haare nicht kämmt.)

Durch eine Woche Krankheit, in der ich außer viel Schlafen auch viel Internet gelesen habe, habe ich mir in der Folge insbesondere Gedanken darum gemacht, was mich als Mutter (oder als "Elter", wie es im heutigen Internetsprech wohl heißt) von den meisten anderen Müttern oder eben Eltern (uff, hier passt der Plural wieder, deshalb lasse ich die Gänsefüßchen weg) unterscheidet und ich glaube, auf eine ganz kurze Formel zusammengefasst könnte man es nennen: Ich habe mir Mühe gegeben, meinen Kindern möglichst wenig in ihr Leben reinzufummeln.

Üblicherweise wird so etwas mit den klassischen "Rabenmuttereigenschaften" verknüpft, denn man könnte ja auch sagen: Ich habe mich nicht gekümmert.

Und ja, natürlich, das ist richtig, ich habe, verglichen mit dem, was die meisten anderen Mütter/Eltern so an Engagement, Aktivitäten und auch "selber zurückstecken" für ihre Kindern aufbringen, sehr wenig in meine Kinder "investiert". So gesehen, habe ich es mir sehr leicht gemacht und mich vor allem damit beschäftigt, meinen Kindern Unsinn beizubringen (sinnvollen Kram lernen sie schon in viel zu großem Überfluss in der Schule, ich fühlte mich immer dafür zuständig, ihnen beizubringen, was sonst noch so möglich ist.)
Und ansonsten habe ich immer darauf vertraut, dass sie selber sagen können, was sie gerne möchten - und wenn sie das nicht tun, nun, dann möchten sie wohl nichts und dann ist es doch auch okay so.
Meine Vorgabe war, dass es in der Schule laufen muss - und das tat es bei den beiden Großen ohne größere Probleme, der Jüngste hat ca. 9 Jahre lang rumgezickt und in diesen 9 Jahren habe ich ihn auch entgegen aller meiner sonstigen Überzeugungen tatsächlich immer wieder mit Zwang durch sein Leben (=die Schule) "geschleift", aber dann traf auch ihn die Einsicht des Unabwendbaren: Zwischen der Kindheit und dem Rentenalter liegt noch eine gewisse Zeit des "alleinverantwortlichen Erwachsenseins" und auf irgendeine schei*verfi**te Art und Weise muss er dafür sorgen, dass er auch diese Zeit möglichst stressfrei übersteht und der beste Garant für eine maximale Stressfreiheit ist eine maximale Selbstbestimmung mit maximaler Unabhängigkeit und das wiederum ist am einfachsten mit einem vernünftigen Schulabschluss zu erreichen. Sicher geht es auch ohne, es ist aber unbestritten mehr anstrengend.

So hat jeder der drei seine eigene Methode entwickelt, sich durch die Schule zu schummeln, grade wenn es um "Schummeln" geht, habe ich immer gerne geholfen (Ich finde, es ist wichtiger, die Kreativität zu fördern, statt Obrigkeitsdenken und Gehorsam zu verlangen.) und ich denke, alle drei, sind relativ selbstständige Menschen geworden, ausreichend selbstbewusst und gleichzeitig reflektiert genug, um sich im Zweifel auch mal über sich selber lustig zu machen. (Das ist immer mein angestrebtes Erziehungsziel gewesen.)

Ich denke übrigens auch, dass ich mein eigenes Leben relativ gut entwickelt habe und bin stolz darauf, immer noch mit so großem Genuss und absoluter Selbstverständlichkeit 3/4 des Tages im Bett zu verschlunzen - auch so kann ein zufriedenes Leben aussehen
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