anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 31. Dezember 2018
Jahresrückblick 2018
Ich habe ja lange gezögert, ob und wenn ja, wie ich es mit so einem Fragebogen für den Jahresrückblick halte, aber dieses Jahr habe ich mich endlich mal aufgerafft und meinen eigenen Fragebogen entworfen, der für mich einfach besser passt als der Standardfragebogen, der ansonsten in Bloggerkreisen verwendet wird.
Eigentlich könnte ich unter "erstes Mal gemacht" jetzt auch eintragen "Fragebogen mit Jahresrückblick ausgefüllt", aber das schenke ich mir, weil zu offensichtlich.
Noch ist dieser Fragebogen natürlich keine Tradition, aber auch die älteste Tradition hat ja mal irgendwann angefangen. Und 2018 ist also das Jahr, in dem diese Tradition begründet wird:

Wie schnell ist das Jahr vergangen?
Unter 100 Tagen
Welche Farbe hatte das Jahr?
hellblau
Auf einer Skala von 1-10?
7-8
Zusammengefasst?
Gibt nix zu meckern


Familie:
Das letzte Kind hat Abitur gemacht und ist zum Studium endgültig ausgezogen.
Der Vater ist schwer krank und wird künftig in einem Seniorenheim wohnen.
Alle anderen: leben noch und ansonsten unverändert.

Häuser und Wohnen:
Die Firma, die mir CW als "Rente" hinterlassen hat, ist für 1 € verkauft worden, dafür bekam ich die Papiere ausgehändigt, um die Grundschulden auf der Immobilie in MG endlich löschen lassen zu können. Nach vier Jahren Gehampel endlich ein Schritt nach vorne.

Ich habe ein Mietshaus auf Borkum gekauft (naja, der Vertrag war schon letztes Jahr, aber seit diesem Jahr gehört es mir) und der schwierige Mieter ist nach drei Monaten ausgezogen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Jetzt wohnen nur nette Mieter in dem Haus. Außerdem hat das Haus neue Fenster bekommen und ich habe das ganz alleine organisiert.
In der Wohnung in MG sind die Mieter über Nacht abgeschoben worden und haben ein Chaos hinterlassen - es sieht aber so aus, als ob ich schon eine neue Familie gefunden habe, die dort einzieht und das Chaos auch selber beseitigt. Innerhalb von drei Monaten also von "ganz schrecklich" bis zu "alles wird gut".
Das Haus, in dem ich auf dem Festland zur Miete wohne, ist zwischenverkauft worden und soll weiter verkauft werden. Ich habe mich entschieden, dass ich es nicht selber kaufen werde, damit wird das Wohnen in dem Haus zu einem Glücksspiel. (Ich habe mal nachgezählt: Mir ist in meinem Leben bisher schon dreimal wegen Eigenbedarf gekündigt worden, ich habe ganz wenig Lust auf ein viertes Mal, wir werden sehen, wie lange das gut geht.)

Pläne:
Ich möchte gerne ein neues Haus bauen, auf dem Festland, zusammen mit meinem Westfalenmann. Für 2019 möchte ich auf der Organisationsspur dafür ein großes Stück weiter kommen
Außerdem möchte ich die Immobilie in MG verkaufen und drücke mir gewaltig die Daumen, dass das 2019 endlich klappt.

Reisen
Wenn man als "Reise" die Zeiten definiert, wo ich in einem Hotel übernachtet habe:
Drei Tage Frankfurt
Zwei Tage Hamburg
Sonst nur zuhause.
Da ich grundsätzlich ja eher unreisig bin, fehlt mir da zum Glück aber auch nichts.

Zum ersten Mal gemacht:
In 2018 habe ich zum ersten Mal in meinem Leben an einem Barcamp teilgenommen, das war toll, hat Spaß gemacht und ich werde es 2019 ganz bestimmt wiederholen.

Häkchen auf der Bucketlist:
Ich war in der Elbphilharmonie (und nu ist auch gut, Bulletpoints auf der Bucketlist müssen schließlich nicht zweimal abgehakt werde, ich bin aber froh, dass ich dort war.)

Entdeckt und Spaß dran gefunden:
Podcasts. Nachdem ich lange damit gehadert habe, weil ich keinen Weg fand, Podcasts in meinen Alltag zu integrieren, bin ich mittlerweile bei allen Autofahrten begeisterter Podcasthörer
Meine aktuelle Empfehlungsliste:
Durch die Gegend von Christian Möller. Mittlerweile habe ich mich komplett durch alle alten Folgen gehört und freue mich, dass es jeden Monat eine neue gibt.
Meine Lieblingsfolgen bisher sind
Judith Holofernes,
Juli Zeh und
Robert Habeck

Und die Folge mit Gregor Gysi hat mir deshalb gefallen, weil ich seitdem Gregor Gysi in einem völlig neuen Licht sehe. (Ich fand Gregor Gysi immer eine ausgesprochen faszinierende Persönlichkeit und hätte ihn immer als erstes genannt, auf die Frage: Mit welchem Prominenten würdest du gerne mal essen gehen. - Nach dieser Podcastfolge bin ich kuriert, jetzt würde ich immer Robert Habeck wählen.)

Außerdem habe ich alle Podcastfolgen von Vanessa Giese und Christian de Vries gehört und mich darüber gefreut, dass es Leute gibt, die einfach nur so, ohne kommerzielles Interesse, einen Podcast aufnehmen, in dem sie sich über allgemeine Themen unterhalten und das Ganze genau so rüberbringen wie es heißt:
Ein Mann.
Eine Frau.
Ein Gespräch.

Mir macht es Spaß, zwei Leuten, die sich unterhalten, zuzuhören, weil sie keines der k.o. Kriterien, die bei mir für ein schnelles Abschalten eines Podcastes sorgen, erfüllen.
Ich mag die Stimmen, die Tonlage und den "Nichtslang" (es gibt Leute, denen kann ich schon nur wegen diese k.o. Kriterien nicht länger als fünf Minuten zuhören. Ich bin da vielleicht etwas empfindlich, aber Stimme, Tonlage und Slang müssen passen, sonst lasse ich die Geräusche nicht an meine Ohren.)
Und sie reden keinen albernen Dünnschiss, verfallen nicht in langweilige Selbstbeweihräucherung, besprechen keine nerdigen Randthemen, verbreiten aber auch keine plattgebügelten Alltagsklischees, kurz, sie unterhalten sich einfach über die Dinge, die ich auch interessant finde, und dann macht das Zuhören Spaß.

Ich habe auch noch reichlich andere Podcasts gehört, da war aber keiner bei, den ich empfehlen würde, eine Negativliste ist aber auch nicht mein Ding, also lassen wir die alle einfach unerwähnt.

Gesundheitliche Veränderungen:
Augen: Ohne Gleitsichtbrille geht gar nix mehr, ich scheine aber drei verschiedene Stärken zu brauchen, je nach Tagesform, die neuen Werte aus 2018 sind wieder weniger stark, machen aber nicht an allen Tagen gleich scharf.
Ohren Bisher noch keine Ausfälle beobachtet (aber vielleicht höre ich es auch nur nicht……)
Unfälle Mein Sturz vom Fahrrad, das mich beim Aufsteigen abwarf, Folgen: Ein gebrochenes Handgelenk und eine durchtrennte, genähte Oberlippe,
außerdem:
Mittelfinger geklemmt letzte Woche, aktuell dunkelblauer Fingernagel, möchte jemand Fotos sehen?
Neue Krankheiten Naja, diese blöde Schleimbeutelgeschichte in beiden Hüften hat im Januar begonnen und wird nicht besser, mit Pech ist da mittlerweile auch irgendwas mit dem Herzen, ich hatte bisher aber noch keine Zeit, zum Kardiologen zu gehen
Sonstiges Die Schilddrüse ist gut eingestellt und muckt sich nicht, insgesamt kann ich aber feststellen: Ich finde Altwerden Scheiße


Optische Veränderungen:
Gewicht unverändert, aber immerhin unverändert. Nachdem es die letzten 10 Jahre jedes Jahr mehr wurde, habe ich es jetzt endlich geschafft, es zum Stillstand zu bringen. Seit April relativ konsequentes Teilzeitfasten, was zwar nicht zu einer Abnahme führte, aber eben immerhin zu einem Stillstand.
Haare Farbe unverändert ehemals Natur, dafür genau ein Jahr länger, habe nichts mehr abschneiden lassen
Sonstiges s.o. - ich finde Altwerden Scheiße

Finanzen, Veränderung zum Vorjahr:
regelmäßiger Zufluss mehr
regelmäßiger Abfluss gleich
variable Ausgaben gleich
Gesamtvermögen mehr (logisch)
Besondere Anschaffungen naja, das Mietshaus und dann die Fenster für das Haus waren schon teuer, aber irgendwie zählt das eher als Investition, oder? Anschaffungen für den Verbrauch - hmm, irgendwie fällt mir nichts Bemerkenswertes ein. (Geschenke ignoriere ich jetzt mal unauffällig)
Wir haben auf Borkum eine neue Spülmaschine bekommen und das Büro-Kaminzimmer umgeräumt und deshalb die Büroeinrichtung aktualisiert. Zum ersten Mal seit 10 Jahren haben wir jetzt hier beide wirklich sehr gut nutzbare Arbeitsplätze.

Uns sonst noch so:
K hat die Theorieprüfung für den IFR-Schein bestanden, mit der praktischen Ausbildung hat er allerdings noch nicht mal angefangen
Ich habe im Sommer das erste Mal seit über 34 Jahren einen selbstverschuldeten Autounfall produziert
J hat als Jahrgangsbester mit 1,1 sein Abitur bestanden und anschließend eine bezahlbare Wohnung in Berlin gefunden
Ich habe Ks Familie kennengelernt. Nach über 10 Jahren Zusammenleben sind wir immerhin schon so weit.
Ich habe eine neue, eigene Mobiltelefonnummer, die ich allerdings erst in sechs Jahren ausschließlich nutzen werde. (Bisher läuft ja alles über das Büro, aber ich fange schon an, mich auf den Abschied vorzubereiten und eine eigene Mobilnummer erscheint mir da als ein wichtiges Feature. Die, die ich jetzt habe, war grade frei und dazu besonders hübsch, da habe ich einfach mal zugegriffen.)
Und schließlich: Ich habe ein weiteres Jahr mit dem täglichen Tagebuchbloggen durchgehalten, so ganz alleine für mich bin ich damit schon sehr zufrieden
.

627 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Freitag, 7. Dezember 2018
Vermieterprobleme
Heute hatte ich mich am frühen Nachmittag mit K verabredet, einer seiner Mieter hat gekündigt und zwecks Neuvermietung standen nun diverse Besichtigungstermine an. K hat zwei größere Mietshäuser, da kommt es immer mal wieder vor, dass ein Mieter kündigt und die Wohnung neu vergeben werden muss. Solche "Vorstellungstermine" machen wir gerne zusammen, denn man versucht ja schon jedes Mal den "besten Mieter" unter all den Mietinteressenten herauszufischen, denn wenn man gute Mieter hat, erleichtert es das Leben ungemein - oder andersrum: Ein Mietshaus zu besitzen macht sehr viel Arbeit und oft keinen Spaß, so ein Vermieterleben ist weit entfernt von der landläufigen Meinung, dass man nur auf dem Sofa sitzen muss, um das Geld zu zählen, was man damit scheffelt.
Es kann sogar sehr leicht passieren, dass man mit dem Vermieten von Wohnungen gar kein Geld verdient, sondern, im Gegenteil tatsächlich draufzahlt, aber das ist ein ganz eigenes Thema, wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich das mal ausführlich erläutern. (Das ist u.a. Teil meines Jobs, die Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Immobilien, und in Summe kann ich dabei feststellen: wer Geld verdienen will, sollte sich lieber Aktien kaufen und keine Immobilien. Aber wie gesagt, das ein ander Mal.)

Heute ging es vor allem darum, für die frei werdende Wohnung einen Mieter zu finden, der möglichst wenig Probleme machen wird.
Denn Probleme mit einem Mieter können sein:
- der Mieter zahlt die Miete nicht oder nicht regelmäßig
- der Mieter stört den Hausfrieden und es kommen Beschwerden von anderen Mietern
- worst case: der Mieter sorgt dafür, dass das ganze Haus in einen schlechten Ruf gerät und dann kann man künftig auch die anderen Wohnungen nicht mehr problemlos vermieten, weil keiner mehr in dem Haus mit "solchen Leuten" wohnen will
- der Mieter lässt die Wohnung verkommen, lüftet nicht vernünftig, es kommt zu Schimmelbildung,
- vermüllt die Wohnung, zieht Ungeziefer an
- benutzt die Wohnung nur als "Übergangslösung", d.h. er kündigt schnell wieder, wenn er was besseres gefunden hat, dann muss man als Vermieter die gesamte Tour wieder von vorne starten,
oder, ganz schrecklich:
- der Mieter ist ein blöder Pingelskopp und Prinzipienreiter, der alles ganz genau nimmt, das sind tatsächlich die allerschlimmsten, dann lieber einen, der die Wohnung vermüllt....
Wenn man den falschen Mieter aussucht, kann das also ärgerliche Folgen haben, genau deshalb ist es so wichtig, die Mietinteressenten bei der Besichtigung der Wohnung so gut wie möglich einzuschätzen - und genau deshalb machen wir das gerne zu zweit.

Aktuell haben wir einen "Vermietermarkt", d.h. es gibt regelmäßig ausreichend Mietinteressenten für eine Wohnung, der Vermieter kann aussuchen. Das ist nicht immer so, es gab auch schon Zeiten von Wohnungsüberhang und vielen Leerständen.

Auf Ks Wohnungsannonce hatten sich zwar genug Interessenten gemeldet, die allermeisten wurden aber gleich im ersten "Durchfiltern" schon wieder aussortiert, denn vieles kann man bereits aus der Datenlage erkennen, dass das nicht passt, bzw. dass es Interessenten gibt, die besser passen. Die Wohnung, die vermietet werden sollte, ist eine Dachgeschosswohnung mit 74qm und drei Zimmern.
Also nix für eine mehr als dreiköpfige Familie, ebenfalls nichts für ältere Menschen (zu viele Treppen) und auch nichts für Tierhalter, denn gegenüber wohnt ein Mensch mit einer starken Allergie.

Die Interessenten, die rein von der passenden Datenlage her in Frage kamen, wurden dann heute zur Besichtigung eingeladen.
Ich finde es ja immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich sich Menschen in so einer Situation verhalten.
Der Wohnungsmarkt in der Stadt, in der K seine Wohnung vermietet, ist extrem angespannt, es gibt tatsächlich nur sehr wenig vergleichbare Angebote und in Zeiten des Internets ist es nicht so kompliziert, sich kurzfristig einen Überblick über die Wohnungen, die angeboten werden, zu verschaffen.
Trotzdem ist unter den Interessenten natürlich immer mindestens ein obercooler Typ, der lässig erklärt, dass er sich das mit der Wohnung noch mal überlegen würde, er hätte da noch mehr Besichtigungen und würde sich natürlich die tollste raussuchen. Diese hier wäre schon echt nicht schlecht, aber er müsste erst noch die anderen ansehen, dann würde er sich wieder melden, ob er die Wohnung nimmt.
Nach so einer Ansprache ist für den Vermieter schon mal eines ganz klar: Der wird die Wohnung nicht kriegen, egal ob er sie nimmt oder nicht.

Dann gibt es auch immer den schüchtern Verzweifelten, der versucht, so unauffällig und so zurückhaltend wie möglich zu sein, wirft in jedes Zimmer nur schnell von weitem einen Blick, fragt nichts, sagt nichts und murmelt abschließend nur, dass er durchaus interessiert sei, deshalb habe er sich ja gemeldet und der Vermieter müsse jetzt entscheiden.

Meine persönlichen Favoriten sind immer die, die offen begeistert sind von der Wohnung, spontan erklären, dass genau diese Wohnung absolut perfekt für sie sei, dass sie sich gar keine bessere Wohnung vorstellen könnten und dann auch noch ein paar kreative Argumente finden, was genau an dieser Wohnung für ihre persönliche Situation so besonders optimal ist. Beste Freundin wohnt nur 100m entfernt, Sofa passt wie maßgeschneidert genau ins Wohnzimmer, drittes Zimmer ist prima, weil Mutter kommt oft zu Besuch - es gibt viele Gründe, die man sich einfallen lassen kann, und wer sich die Mühe macht, solche Gründe vorzutragen, hat auf alle Fälle einen dicken Vorsprung bei der Auswahl, die der Vermieter ja zwangsläufig treffen muss.
Auch sehr hilfreich ist eine kleine "Bewerbungsmappe", denn natürlich möchte kein Vermieter insolvente Mieter haben. So Unterlagen wie Schufa-Auskunft, "Zeugnis" des bisherigen Vermieters, Gehaltsnachweise und ein Blatt Papier, auf dem alle wichtigen, persönlichen Daten für den Vermieter sortiert zusammengestellt sind, das macht durchaus Eindruck.

Wenn ich Mieter aussuche, ist die persönliche Sympathie immer das erste Sortierkriterium. Die finanziellen Verhältnisse müssen zwar passen (positive Schufa Auskunft), aber ein zu hohes Einkommen kann eher hinderlich sein, weil damit auch oft seltsame Allüren einhergehen.
Und, eiserne Regel: Niemals an einen Rechtsanwalt vermieten, niemals! Die machen immer Ärger. Und wenn möglich auch nicht an einen Lehrer. Ebenfalls sehr schwieriges Klientel
.

576 x anjeklickt (...bisher hat noch niemand was dazu gesagt)   ... ¿selber was sagen?


Freitag, 2. November 2018
Inseltag
Inseltage haben grundsätzlich den Vorteil, dass man sich, bevor einem gar nichts einfällt, was man schreiben könnte, mit Fotos rausretten kann. Denn die meisten Fotos, die ich hier einfach nur so im Vorbeilaufen mache, sind schon wegen der Umgebung großartig, da muss man gar nichts weiter dran machen. Ich finde das enorm bequem, ich muss kein besonderes Motiv aussuchen, ich muss kein Setting arrangieren oder schwierige Kompositionen entwerfen, ich kann einfach beim über die Insel schlendern mein Handy zücken, ein paar Fotos machen und mein Content ist gerettet. Ich profitiere damit auf das vorbildllichste von der klugen Strategie meiner Ahnen, sich auf dieser Insel niederzulassen und hier ansässig zu werden, denn gefühlt ist diese Insel eben immer noch viel mehr meine Insel als die der hundertausend Badegäste, die sich hier teilweise schon sehr unangenehm badegastspreading breitmachen.

Grundsätzlich kann ich all die Resentiments, die so viele Deutsche heutzutage gegen die Flüchtlinge haben, gut nachvollziehen - global betrachtet sind die Flüchtlinge auch nichts anderes als lästige Kurgäste, denn das besondere an einem Großteil der Kurgäste hier auf Borkum ist, dass die für ihren Aufenthalt hier auch nicht bezahlen, sondern nur zur Kur hier sind und die Kasse bezahlen lassen. Borkum ist randvoll mit Kliniken und Kurheimen jeder Art und all die Menschen, die dort wohnen, haben sicherlich eine schwere Krankheit, genau deshalb werden sie ja zur Erholung oder Genesung hier auf die Insel geschickt - aber wie gesagt, genau deshalb bezahlt der Rest der Gesellschaft für ihren Urlaub hier auf der Insel, denn schließlich kann man die Leute nicht einfach so in ihrem Elend stecken lassen.
Ich kenne kaum einen Borkumer, der nicht schon mehrfach und ausdauernd über die dösigen Kurgäste die Augen gerollt hätte, diese Menschen sind einfach anders und vor allem, sie sind anstrengend.
Hilft aber nix, unterm Strich ist auch jedem Borkumer klar, dass wir all diese Menschen brauchen, um auch in Zukunft weiter so bequem und gut ausgestattet auf dieser Insel leben zu können, denn aus eigener Kraft würde wir das mal nicht mehr schaffen. Außerdem ist gleichzeitig auch jedem (naja, fast jedem) Borkumer klar, dass es ein ganz ungemein glückliches Privileg ist, Ahnen zu haben, die schon vor Generationen so klug waren, den Familienwohnsitz auf diese Insel zu legen und wenn man selber schon so ungemein viel Glück hatte, dann kann man anderen Leuten, die in ihrem Leben ansonsten deutlich viel mehr Unglück hatten und eben nicht die Chance haben, regelmäßig an diesem wunderschönen Ort zu sein, wenigstens ein bisschen davon abgeben und deshalb sind wir auch stolz darauf, wenn die Leute ausgerechnet hier auf Borkum gerne Urlaub machen und nicht nach Juist, Norderney - oder noch viel schlimmer - an die Ostsee oder zum Ballermann fahren. Und deshalb hat man sich hier einfach damit arrangiert, dass die Insel mehrheitlich von Kurgästen bevölkert ist.

Nur genau hier bricht das Bild: Die Borkumer finden die Kurgäste auch ätzend, so generell gesehen auf alle Fälle und in Einzelfällen auch sehr individuell, genau wie die Festlandsbevölkerung die Flüchtlinge, trotzdem ist jedem auf der Insel hier klar, dass diese ätzenden Kurgäste die Zukunft der Insel garantieren, im Grunde genau wie die Flüchtlinge in Deutschland- nur warum begreifen die Festlandsleute das nicht?
Mich wundert das regelmäßig sehr.

Aber zurück zu meinen Fotos: Gibt ja Menschen, die posten ständig Katzenfotos, ich poste dann mal ständig Inselfotos, wer das langweilig findet, der geht sowieso besser Katzenfotos gucken. Aber wie immer, wenn ich viele Fotos habe - ich verlagere die in die Kommentare, damit die Startseite nicht so ewig zum laden braucht
.

1332 x anjeklickt (3 mal hat hier schon jemand geantwortet)   ... ¿selber was sagen?