anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 26. Juni 2023
Über Mitleid, Vorsatz und Gefahrenbewertung
Ich habe über diese Rammsteingeschichte nachgedacht und bin der Meinung, dass es extremst wahrscheinlich ist, dass dieser Herr Lindemann keinen respektvollen Umgang mit Frauen Menschen pflegt, ich bin deshalb überzeugt, dass all diese Frauen, die von übergriffigen sexuellen Handlungen und Erfahrungen mit diesem Herrn berichten, ihre eigenen Erlebnisse korrekt wiedergeben und zwar nicht, um sich wichtig zu machen, sondern einfach nur, weil sie es wirklich so erlebt haben.
Jetzt kann man darüber diskutieren, ob das legal oder illegal ist, was da abgelaufen ist, das ist mir persönlich in diesem Fall aber relativ egal. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es theoretisch* illegal ist und dass der gute Herr Lindemann hier nach Ausnutzen der legalen Möglichkeiten zur Sexbeschaffung auch ein paar alternative Möglichkeiten angewendet hat, aber mein Mitleid mit den derart geschändeten Frauen hält sich trotzdem in Grenzen.

*theoretisch deshalb, weil es ihm ja erst noch formal juristisch nachgewiesen werden muss und da er sich problemlos einen extrem gewieften WinkelAdvokaten als Verteidiger leisten kann und natürlich auch so einen angeheuert hat, stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass der alles Illegale wegdiskutiert.

Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.

Sprüche meiner Großmutter, die sich in meinem Kopf verankert haben und dazu führen, dass ich die Eigenverantwortung wichtiger finde als eine mögliche Empathie.

Ja, es ist nicht in Ordnung, dass sich einzelne Menschen so benehmen wie Herr Lindemann, andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass man wissen sollte, dass die Welt voll ist von Menschen, die sich scheiße benehmen und dass deshalb ein gewisser Abstand zu bestimmten Menschen sinnvoll ist. Jeder beurteilt selber, zu welchen Menschen er persönlich lieber Abstand hält, aber im Fall von Herrn Lindemann hätte ich persönlich den Sicherheitsabstand definitiv eingehalten.

Das liegt sicherlich zu einem Gutteil daran, dass ich so ziemlich das Gegenteil von einem Fan dieser Musikrichtung bin, denn bekanntlich ertrage ich Musik ja nur bis zu einer Lautstärke von 60 Dezibel, alles, was lauter ist, empfinde ich als Stress und Rammsteinmusik geht, glaube ich, erst bei 100 Dezibel los, wenn man sie ganz leise dreht.
Länger als drei Sekunden ertrage ich die Musik also sowieso nicht, ich hatte deshalb aus rein körperlichen Gründen gar keine Chance, mich dem Zauber dieser Musik zu nähern oder mich gar in sie zu verlieben.
Was mir etwas besser bekannt ist, sind die Texte dieser Gruppe und die Gedichte des Herrn Lindemann, denn die kann man ja einfach (leise) lesen, obwohl ich auch hier zugeben muss, dass ich sie nur teilweise kenne, ist auch eher nicht so meine Stilrichtung.

Wahrgenommen habe ich auf alle Fälle, dass die guten Herren Rammstein einen ziemlichen Lärm machen und dabei reichlich düstere Gewaltphantasien ins Mikrofon brüllen.
Nun mag es Menschen geben, die das toll finden, hier greife ich zu meinem Lieblingsspruch: Chacun à son goût.
Aus reiner Neugier wäre ich zwar grundsätzlich an einer psychologisch-wissenschaftlichen Antwort interessiert, welches Grundbedürfnis Menschen haben müssen, um so etwas zu mögen, meine küchenpsychologische Deutung sagt mir, dass Fans dieser Musik tief in sich drin eine ganz große Unzufriedenheit mit sich herumtragen, die sie üblicherweise aber so tief in sich verschlossen halten, dass sie sie oft selber gar nicht wahrnehmen.
Unzufriedenheit mit sich, mit der Welt, mit allem möglichen und dass sie deshalb dieses wütende, hasserfüllte Gebrüll als Kompensation benutzen. Sie möchten nicht selber hassen, finden es aber toll, wenn es andere tun, weil sie sich dann plötzlich nicht mehr so alleine und unverstanden fühlen, sondern sich ohne schlechtes Gewissen in diesen (künstlichen) Hass fallen lassen können. In dem Krach, der durch diese Musik ja eh schon erzeugt wird, geht ihr eigener Hass komplett unter, sie können ihn rauslassen, selber rausbrüllen und damit eben auch ein Stück weit loswerden.
Das ist nicht nur ein befreiendes Gefühl, sondern auch ein tröstliches, weil es erstens so viele sind, die das tun und weil es außerdem offiziell Kunst ist und Kunst darf alles. Kunst als Therapieform.

Da ich also kein Fan bin, habe ich natürlich auch überhaupt kein Bedürfnis, mich in irgendeiner Weise Herrn Lindemann zu nähern, Fans dieser Gruppe haben da verständlicherweise ganz andere Bedürfnisse.

Wenn ich aber Raubtiere, Giftschlangen oder Hannibal Lecter bewundere, weil die etwas in mir berühren, was sonst nur im Verborgenen ruht und ich es toll finde, wenn ich das mal rauslassen darf, ganz ehrlich, kann ich dann vernünftigerweise erwarten, dass die sich regelkonform benehmen, mit mir gepflegten Small Talk machen, gendern und sich politisch korrekt verhalten?

Ich mein halt, das sollte man vernünftigerweise nicht erwarten. Es wäre toll, wenn es so wäre, aber wenn es anders ist, nun ja, wer sich in Gefahr begibt…

Auch mit den im verschwundenen U-Boot verschollenen Menschen fällt es mir schwer, Mitleid zu haben. Hier verspüre ich eher so etwas wie "das musste doch auch wirklich nicht sein", wenn ich höre, dass die Passagiere aus reinem Geldüberfluss kombiniert mit oberschichtiger Langeweile eine Viertelmillionen Dollar dafür bezahlt haben, dass sie in diesem Mini-U-Boot die Titanic begucken fahren.

Mitleid habe ich dagegen mit den tausenden von Flüchtlingen, die aus schierer Verzweiflung ihre Heimat verlassen und sich auf äußerst gefahrvolle Wege ins Ungewisse begeben, weil sie der Überzeugung sind, dass sie es wenigstens versuchen wollen, ob sie etwas Besseres als den Tod irgendwo finden.
Vielen gelingt das nicht und sie finden den Tod im Meer, wenn mal wieder ein komplett überfülltes Flüchtlingsboot kentert, aber all diese Menschen haben sich weder aus Langeweile noch aus Übermut, Naivität oder Gedankenlosigkeit in die Gefahr begeben, in der nicht wenige dann auch wirklich umkommen - hier verspüre ich ein ganz enorm großes Mitleid, weil ich es schrecklich finde, wenn Menschen dem Schicksal so gnadenlos ausgesetzt sind
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Sonntag, 25. Juni 2023
Heiß
Der Tag heute in einem Satz zusammengefasst: es war heiß.
Auf der Insel wehte zwar noch ein angenehmer Wind, den man aber schon umständlich einfangen musste. Wenn ich im Fahrradschuppen die hintere und vordere Tür aufmachte und mich dann genau in den Gang stellte, da wehte ein schöner Zugwind und dort ließ es sich gut aushalten.

Nun ist es aber irgendwie blöde, wenn man stundenlang im Fahrradschuppen im Gang steht, nur weil es da am erträglichsten ist, ich probierte also noch ein paar andere Aufenthaltsorte aus, aber im Grunde waren sie mir alle zu heiß.

Am Strand war es zu heiß, weil es keinen Schatten gab, im Haus war es zu heiß, weil es keinen Wind gab, es war alles ungemein unschön.

Wenigstens hatte ich ausreichend zu trinken,



auf einem der letzten Flohmärkte habe ich dieses Riesenglasgefäß mit Zapfhahn gekauft, gestern nach der Ankunft mit kaltem Leitungswasser gefüllt und Earl Grey Teebeutel reingeworfen. Über Nacht wird das wunderbarer Eistee, mein Lieblingsgetränk bei diesen Temperaturen.

Am Abend flogen wir zurück nach Greven, noch eine Woche Büro und dann habe ich sechs Wochen Sommerpause
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Samstag, 24. Juni 2023
Stippvisite zu Hause
Es hat alles plangemäß geklappt, K hat seine Einweisung gestern erfolgreich absolviert, so dass wir heute nach Borkum fliegen konnten.

Auf Borkum ist es genauso warm wie auf dem Festland, mit dem Wind lässt es sich aber einigermaßen aushalten.

Wir räumten den mitgebrachten Krempel ein, dann setzten wir uns auf die Räder und machten eine ausgedehnte Radtour.

Am Nachmittag mähte K den Rasen, ziemlich ätzende Beschäftigung bei dieser Hitze, aber jetzt ist alles wieder schick und schön.

Als wir am Abend zum Strand gingen, war es dort schon wieder angenehm ruhig, kaum Menschen und das Meer hatte sich auch zurückgezogen



Trotzdem gab es natürlich noch ein paar hartnäckige Schwimmer


Ich überlegte auch kurz, ob ich tiefer ins Wasser gehen sollte als nur bis zu den Fußknöcheln (Fachausdruck: Strandzeltvermietervollbad) und ich hätte mich fast durchgerungen und wäre über meinen Schatten gesprungen, wenn die Sonne nicht schon so tief gesunken gewesen wäre


Vielleicht morgen
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Freitag, 23. Juni 2023
Alles plangemäß
Ruhiger Home-Office-Freitag, gegen 14h machte ich den PC aus und beschäftigte mich damit, alles zusammenzupacken, was ich für den Ausflug nach Bielefeld benötigte.
Gegen 16h Ankunft bei der Schwester, gegen 18.30h Weiterfahrt zu der Location der "Kleidertauschbörse", wie das offiziell heißt. Pro Person durfte man 15 Teile abgeben, mit C hatte ich ausgehandelt, dass ich ein paar ihrer 15 Teile abbekomme, so dass wir dann zu zweit 30 Teile abgaben, was bedeutete, dass ich eine sehr große Tasche voll Klamotten losgeworden bin, dafür habe ich eine neue Hose, einen neuen Rock und ein neues Top wieder mitzurückgebracht, ich denke, das kann man als eine geglückte Mission Kleiderschrankverkleinerung verbuchen.

Gegen 22h war ich wieder zuhause, K war auch schon da, er hat heute erfolgreich seinen Einweisungsflug auf dem neuinstrumtentierten Flieger absolviert, morgen fliegen wir damit nach Borkum, da kann er gleich weiter üben
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Donnerstag, 22. Juni 2023
Zahme Unwetter
Petrichor, so nennt man den Geruch, der sich bei dem heute einsetzenden Regen intensiv in meinem Büro verbreitete, weil der Regen zwar ausreichend, aber wegen einer bemerkenswerten Windstille sehr grade vom Himmel fiel, so dass ich einfach alle Fenster weit geöffnet ließ, um neben dem wunderbaren Petrichorgeruch auch endlich etwas Abkühlung in mein Büro zu bekommen.

Diese Wetterfront, die da heute über NRW hinwegzog, überquerte das Münsterland nur als ein sanfter, zahmer Landregen. Das wilde daran waren nur die Unmengen an Unwetterwarnungen, die über Stunden im 10 Minutentakt auf dem Handy aufploppten, aber irgendwann hört man einfach auf, das ernstzunehmen.

K hat heute die Einweisung in die neuen Instrumente bekommen, wenn alles gut geht, kann er morgen seinen Checkflug auf der Maschine absolvieren, so dass wir Samstag dann damit nach Borkum fliegen können. Endlich.
Ich bin sehr daran interessiert vor dem 1.7. noch mal einen Ferryflug nach Borkum zu machen, denn ich habe mittlerweile so viel Krempel in meinem Borkumlager angesammelt, dass ich Sorge habe, ob ich das alles am 1.7. ins Auto bekomme.
Wenn ich nächste Woche mit dem Auto rüberfahre, muss ich beim Packen ja noch zusätzlich Platz für das Tau lassen, das wahrscheinlich den gesamten Rücksitz einnehmen wird und bei einem ohne Pendeln geplanten Aufenthalt von 6 Wochen nehme ich außerdem auch gerne noch meine allerliebsten Lieblings-Sommerklamotten mit und dann wird das alles etwas eng im Kofferraum, vor allem, weil ich ja auch noch die große Rose für den Onkel irgendwo unterbringen muss.

Der Onkel besitzt irgendein altes Streumittel gegen die Maden von Gemüsefliegen, mit dem er immer sehr zufrieden war, wo aber einen Wirkstoff drin ist, der seit einiger Zeit bei uns in Deutschland verboten ist, so dass er das Zeug nirgendwo mehr kaufen kann. Ich habe einen Bekannten, der eine Ausbildung als Kammerjäger hat und außerdem einen Bauernhof als Nebengewerbe betreibt, den habe ich gefragt, ob er noch an das Zeug rankommt, was der Onkel gerne haben möchte und der sagte mir, ich solle mal nach Landhandel Polen googeln, die würden keinen Sachkundenachweis verlangen und im Grunde alles anbieten, was in Deutschland an Privatkunden sonst nicht mehr verkauft werden darf.
Sehr spannender Link, ich war hochfasziniert.

Morgen erst Home-Office und dann Bielefeld, wo am Abend endlich mal wieder der Kleiderkreisel stattfindet. Verabredet mit Tochter und Schwester wird das ein netter Frauenfamilienausflug
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Mittwoch, 21. Juni 2023
Das Meiste ist geschafft
Heute war die letzte Aufsichtsratssitzung vor der Sommerpause und das ist dann ja auch immer so ein Meilenstein, hinter dem man erleichtert aufatmet und anschließend erst mal ermattet in sich zusammensinkt.
Auch wenn diesmal nichts Besonderes auf der Tagesordnung stand, so weiß man doch nie, was den Menschen spontan so einfällt, so dass sich in der Zeit vorher halt schon eine Menge Anspannung aufgestaut hat.

Aber nu ist das erledigt und das intensivste Gefühl ist ein ganz tief empfundenes "Uff!"

Morgen gibt es noch eine längere und sehr wichtige, wahrscheinlich aber auch sehr streitige Verhandlung, die großes Potential für eine Eskalation hat, wir werden sehen, aber dann sind wirklich alle dicken Sachen erledigt und die nächste Woche wird überwiegend aus Aufräumen und Saubermachen bestehen, bis ich mich Ende nächster Woche dann für sechs Wochen aus dem Büro verabschiede.

Beschlossen wurde heute vom Aufsichtsrat die Einstellung einer neuen Geschäftsführungskollegin für den Technikbereich und ich bin sehr froh, dass man sich für die Bewerberin entschieden hat, die meine persönliche Favoritin war und nicht für einen von den coolen Jungs, die den Job auch alle wollten und sich natürlich als entsprechend tolle Typen vorgestellt haben.

Ich gehe davon aus, dass diese Männer jetzt anschließend alle das Narrativ verbreiten werden, dass hier mal wieder eine Quoten- oder Alibifrau genommen wurde, denn das ist ja die einzige Begründung, die sie gesichtswahrend für ihr eigenes Scheitern anführen können, aber der wahre Grund ist ganz einfach, dass die Zeit der selbstherrlichen und ach so souverän männlich auftretenden Ü50 Alphamännchen inzwischen vorbei ist. Der Stallgeruch, den sie verbreiten, ist abgestanden und muffig, er riecht inzwischen nur noch nach altem weißen Mann und verschafft ihnen keinerlei Vorteile mehr. Dumm gelaufen.

Ich habe in 40 Jahren Berufsleben in einer reiner Männerwelt zwar gelernt, mit diesem Typus umzugehen, ich stelle aber auch fest, dass ich offensichtlich an Materialermüdung leide und mit zunehmendem Alter zunehmend wenig Bedarf habe, mich weiter mit solchen Männern zu beschäftigen.

Habe ich schon mein Erlebnis auf der Baumesse neulich erzählt?

Auf Baumessen finden sich ja besonders viele Männer Typ wichtigtuerischer Besserwisser, bevorzugt als Verkäufer von reinen Männerspielzeugen, z.B. völlig überteuerten Kaminöfen. K blieb an so einem Kaminofenstand stehen und wurde sofort von einem Verkäufer angequatscht. Als höflicher Mensch hat er sich auf ein Gespräch eingelassen, ich stand daneben und war offensichtlich nur Deko für das Männergespräch. Früher hätte ich mich darüber amüsiert und es einfach ignoriert, dass ich ignoriert wurde, inzwischen finde ich es nicht mehr lustig, sondern nur noch unverschämt, aber meine Kontrolle funktionierte noch.
Als es um Preise und Bezahlen ging, erzählte der Verkäufer die lustige Geschichte, wie er am Flughafen XY mal den Fehler gemacht hat, seiner Frau die Kreditkarte unkontrolliert zu überlassen und unterstellte typisch männerkumpelig, dass K das anstehende Preisgespräch lieber ohne Frauenbegleitung führen möchte, um das Risiko auszuschließen, dass ich anschließend im gleichen Gegenwert Handtaschen und Schuhe einfordere.

Das war der Moment als meine Kontrolle nicht mehr funktionierte und ich mich unmissverständlich nach vorne drängelte und explizit fragte, was der Kaminofen direkt vor mir denn nun kosten würde. Der Verkäufer schaute mich gequält lächelnd an und forderte mich auf, doch mal zu schätzen. Ich schätzte 25.000 €, weil ich mir Mühe gab, einen extra hochgegriffenen Preis zu nennen, der Verkäufer seufzte wissend und meinte, damit käme ich leider nicht hin, ab 35.000 wäre richtiger. Ich schaute erschrocken und antwortete zu K gewandt: "Oh, das ist wirklich teuer, aber Mausele, wenn du gerne so einen Ofen haben möchtest, dann kaufe ich ihn dir. Möchtest du einen haben?"
K grinste und meinte, er bräuchte grade keinen und wir gingen weiter, aber trotz meiner souveränen Abfuhr an den Westentaschenchauvi regte ich mich innerlich auf, weil ich finde, für solche Menschen mit so einer Denke ist einfach die Zeit abgelaufen und sie sollten sich aus der Gesellschaft zurückziehen und vorzugsweise dauerhaft die Klappe halten.

Auf die Arbeit mit der neuen Kollegin freue ich mich dagegen, ich bin sehr sicher, dass sie sich gegenüber der männlichen Baumafia souverän durchsetzen wird
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Dienstag, 20. Juni 2023
Gebrauchthandel
Wir haben ja neulich in einer Großaktion über 20 verschiedene Dinge fotografiert, um sie bei ebay und/oder Kleinanzeigen reinzustellen, tatsächlich als Anzeige hochgeladen habe ich bisher aber nur die Eiswürfelmaschine und einen großen, alten Kontaktgrill, alles andere wartet hier noch darauf, dass ich einen Text dazu formuliere und es einstelle.

Ich habe so unendlich wenig Lust dazu, mich mit so etwas zu beschäftigen.

Für die großen Sachen habe ich in Punkto Verkauf eine Zusatzmotivation, weil die wahre Belohnung beim Verkaufen ja nicht das vereinnahmte Geld ist, sondern der freie Platz im Haus.
Bei so kleinen Sachen wie Sonnenbrillen, Applewatch-Armbändern, Armbanduhren, die jedes für sich deutlich wertvoller sind als eine kaputte Eiswürfelmaschine oder ein uralter Kontaktgrill stört es mich viel weniger, wenn das Zeug immer weiter rumliegt, weil ich weiß, dass ich alles im schlimmsten Fall einfach in die schwarze Mülltonne kloppen könnte und es wäre verschwunden - tatsächlich bringt mir hier das Einstellen bei ebay vor allem Geld und ich bemerke deutlich, wie gründlich gestört meine Geldverdienmotivation ist.

K hat sich immerhin aufgerafft und die alten Fritzboxen und Receiver alle bei ebay eingestellt und ich kann mich nur wundern, wie viel für das Zeug noch bezahlt wird. Da er vor rund vier Monaten unsere eigene Haustechnik in zwei Haushalten komplett auf die neusten Versionen von Fritz umgestellt hat, lohnte es sich, die alten Geräte, die im Schnitt so drei-vier Jahre alt waren, zu verkaufen, da dafür immer noch rund 80% des Originalkaufpreises bezahlt wird. Selbst für eine 12 Jahre alte Fritzbox (er hat gründlich in dem alten Techniklager aufgeräumt) hat er noch einen zweistelligen Betrag bekommen.

Ich kaufe ja seit Jahren die allermeisten Dinge nur gebraucht, aber bei diesen Preisen verstehe ich die Menschen nicht, denn bei so einem geringen Preisunterschied zur Neuware würde ich hier ganz bestimmt das neueste Modell als Neuware mit Garantie vom Händler vorziehen. Aber für uns ist das ja nur gut, denn so kommen wir günstig zu einer stets topaktuellen Haustechnik.

Grundsätzlich gefällt mir gebraucht kaufen aber schon deutlich besser als gebraucht verkaufen, weil ich viel besser darin bin, Geld zu sparen als es zu verdienen. Zumindest wenn es um einen Einsatz auf dem Gebrauchtwarenmarkt geht, denn beim Geldsparen kann man viel leichter größere Beträge nicht ausgeben als man beim Geldverdienen einnimmt.

Für den alten Kontaktgrill habe ich jetzt 10€ bekommen, dafür habe ich den ganzen Huddel mit Verpacken und Versenden und zusätzlich noch die Kommunikation mit teilweise durchaus seltsamen Interessenten. Kann mir zB mal jemand erklären, was die Anfrage "noch da?" bezwecken soll? Wenn nicht mehr da, dann weg, wenn aber noch da, dann sag doch sofort, ob du es haben willst und wie die Übergabe stattfinden soll.
Bei dem Grill hatte ich drei Nachrichten mit "noch da?", die ich alle mit "ja" beantwortet habe, von denen haben sich zwei dann am nächsten Tag gemeldet mit "okay, ich kaufen, wo abholen?", da war der Grill allerdings inzwischen verkauft und zu meinem Ärger auch verpackt und versandt. (hätte ich mir ja erspart, wenn ihn jemand direkt abgeholt hätte.)
Schlechtes Deutsch ist keine Ausrede für schlechte Kommunikation.

Insgesamt habe ich beim Verkauf des Grill 10€ verdient, was sozusagen nichts ist im Vergleich zu dem, was ich vor 15 Jahren gespart habe als ich den Grill für ebenfalls 10€ auf dem Flohmarkt gekauft habe. Der hatte damals nämlich einen Neupreis von über 200€,ich habe beim gebraucht kaufen also 190€ gespart, aber beim Verkauf nur 10€, verdient. Meine alte These bestätigt sich: im Einkauf liegt der Gewinn.

Ebenfalls gebraucht gekauft habe ich vor 15 Jahren die Einbauküche in Greven. Die war damals erst zwei Jahre alt und ich habe nur 10% des ursprünglichen Preises bezahlt, weil die Leute, die sie verkauften, in der Greencard-Lotterie gewonnen hatten und nun dringend alles loswerden mussten, was sie beim Auswandern nicht mitnehmen konnten. Die hatten also einen gewissen Zeit- und Verkaufsdruck und ich habe davon profitiert, dass außer mir keiner bei ebay geboten hat. Küchen sind bei ebay offenbar nicht so gefragt wie Fritzboxen.

Die Küche passte so perfekt in das Haus in Greven, dass ich noch nicht mal eine neue Arbeitsplatte brauchte, sondern durch Auseinandersägen und Neuzusammensetzen alles übernehmen und einbauen konnte, damit bin ich bis heute sehr zufrieden.
Mittlerweile ist die Küche also 17 Jahre alt und soll bitte noch so lange weiterfunktionieren bis das Haus in Rheda fertig ist.
Ersetzt haben wir in der Zwischenzeit den Herd, aber nur, weil ich lieber einen Induktionsherd und einen Backofen mit Pyrolyse haben wollte (Pyrolyse, so toll, nie mehr will ich einen Backofen ohne diese Technik haben), ansonsten funktioniert noch alles. Die Tür vom Kühlschrank hat K schon zweimal repariert und vom Tiefkühlfach hängt der Griff schief, weil ein Stift an der Seite abgebrochen ist, das sind aber Kleinigkeiten und bisher hat vor allem die Geschirrspülmaschine nicht einmal irgendwelche Schwierigkeiten gemacht. Ganz anders übrigens als die Geschirrspülmaschinen auf Borkum, wo ich vor 17 Jahren eine funkelnagelneue (von LG) gekauft habe, die 12 Jahre hielt, dann habe ich eine von AEG gekauft, die eine Woche nach Ablauf der 3-Jahres-Garantie ihren Geist aufgab und seit zwei Jahren haben wir dort eine von Siemens, die, toi, toi, toi, bisher noch störungsfrei läuft.

Seit dem Wochenende hat aber nun das alte Geschirrspülschätzchen (Neff) in Greven auch ein Zipperlein: Das Fach für das Spülmittel öffnet sich nicht mehr von alleine. Mein erster Impuls war natürlich ein "Oh nein, das lohnt doch nicht, für die letzten zwei Jahre eine neue Maschine zu kaufen." Mein zweiter Impuls war, mal bei YouTube nachzugucken und es sieht so aus, als ob es reparabel ist, dafür müsste ich allerdings einen Haustechniker finden, der genau weiß, wie und was er da reparieren muss und ich muss zuhause sein, wenn der Techniker Zeit hat.
Mein dritter Impuls war dann, die Maschine mal laufen zu lassen und den Reinigertab einfach in den Besteckkorb zu legen. Ergebnis: Funktioniert, nach dem Spülgang hatte ich einwandfrei sauberes Geschirr.
Jetzt hoffe ich, dass ich mir mit diesem Trick so lange weiterhelfen kann, bis ich in Rheda eine neue Spülmaschine habe
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