anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 20. Januar 2023
abfallende Anspannung
Heute war Aufsichtsrat und wie immer nach solchen Terminen führt das Abfallen der Anspannung, die sich im Vorfeld unvermeidbar immer intensiv aufbaut, nicht zu einer Erholung, sondern erst mal zu einer kompletten Ermattung.

Ich habe also danach erstmal nichts getan, sondern mich in meinem Büro auf meinen Stuhl gesetzt und ausführlich Löcher in die Luft geguckt, quasi die Reinkarnation von Loriots Sesselsitzermann, der ja auch nur nichts tun wollte.

Dann bin ich mit K im Großmarkt einkaufen gegangen und wir haben ausufernd Blödsinn gekauft, das hat Spaß gemacht.

Am Abend sind wir das erste Mal seit sehr langer Zeit mal wieder zu unserem Griechen gegangen, das war auch schön, aber wie immer sehr ouzulastig, so dass das Bloggen grade etwas beeinträchtigt ist, morgen ist bestimmt beides verdaut, dann ist der Aufsichtsrat Geschichte und der Ouzo wirkt auch nicht mehr.

Morgen ist also alles wieder besser, jetzt grade ist alles noch ein bisschen ouzovernebelt durcheinander
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Donnerstag, 19. Januar 2023
Unerkannt
Die Bankveranstaltung gestern Abend war interessant, aber die anschließenden Gespräche beim flying buffet waren noch interessanter und haben wirklich Spaß gemacht. Ich stand mit anderen Gästen an einem Stehtisch, wo noch ein wenig Platz war als ein Mann dazukam und fragte, ob er sich dazustellen dürfe. Ich gab eine spaßig-flapsige Antwort, über die die anderen Menschen am Tisch grinsten, der dazugekommene Mann reagierte aber passend schlagfertig und es entwickelte sich sehr schnell ein sehr gutes Gespräch zwischen uns.

Ich ging davon aus, dass der Mann ein neuer Mitarbeiter der Bank war, den ich einfach nur noch nicht kannte, er erwies sich im Laufe des Gesprächs nicht nur als schlagfertig, sondern auch als sehr sachkundig, wir kamen vom Höcksken aufs Stöcksken, neben sehr konkreten und speziellen Fachthemen war auch immer wieder Allgemeines und Persönliches dabei, ich weiß jetzt, welches Auto er fährt, wie seine Kinder heißen und dass seine Schwiegermutter heute Geburtstag hat. Ich habe ihm dafür eine Menge eher unkonventionelle Erziehungstipps gegeben, die er alle mal ausprobieren will, weil ich ihm versichert habe, dass Kinder längst nicht so schnell kaputt gehen, wie Eltern heutzutage immer meinen. Wir witzelten dabei auf sehr hohem Niveau, ich treffe selten Leute, mit denen ich mich so gut unterhalten kann.

Als ich mich verabschiedete, fragte er, wie weit ich jetzt noch fahren müsse und erwähnte, welche Strecke er noch fahren muss. Ich fand das erstaunlich und fragte, ob er diese Strecke wirklich jeden Tag fährt und er meinte, er wäre ja nur sehr selten in Münster - und am Ende stellte sich heraus, dass ich den ganzen Abend mit dem CIO der Bank rumgeflachst hatte, weil ich ihn einfach nur für einen normalen Mitarbeiter der Bank gehalten hatte.
Dumm gelaufen. Ich habe mich zwar entschuldigt, und sagte, wenn ich gewusst hätte, wie irre wichtig er ist, hätte ich ihn sicher deutlich respektvoller behandelt, er meinte, er würde es überleben - ich glaube aber, auch für den CIO der Bank ist der Abend deutlich interessanter verlaufen als er das selber erwartet hätte.

Dieses ganze formell korrekte Benehmen mit Respekt und Höflichkeit und leeren, sinnlosen Smalltalkfloskeln mag ja der offiziell übliche Weg im Umgang mit fremden Personen sein, wenn man das aber einfach mal weglässt und sich auf privater Kumpelebene begegnet, weil man sich gegenseitig sympathisch ist, macht das Leben eindeutig mehr Spaß
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Mittwoch, 18. Januar 2023
Fensterblicke
Der Tag begann mit sehr schönen Fensterausblicken.
Beim Aufstehen der Blick aus dem Schlafzimmerfenster, auf der Fahrt ins Büro der Blick aus dem Autofenster und bei Ankunft im Büro der Blick aus dem Bürofenster.



Der Blick aus dem Bürofenster ließ zu dem Zeitpunkt noch nicht viel Landschaft dahinter erkennen, aber grade das sah besonders hübsch aus, fand ich.

Der 18.1. ist traditionell der Tag des Schneemanns, die 8 steht für den Schneemann und die 1 für den Reisigzweig, den er im Arm hält, mit der Erklärung konnte ich mir das Datum gut merken.

Und weil es auch noch kalt genug war, um sich mummelig anzuziehen, habe ich mich heute passend zum Motto des Tages gekleidet.


Im Büro gab es dann allerlei Besprechungen mit Mitarbeitern, die gesamte Buchhaltungsabteilung ist eifrig mit Jahresabschlussarbeiten beschäftigt, die Wirtschaftsprüfer sind auch schon da und wuseln zwischendurch.
Ich arbeite an Kurz-Mittel- und Langfristplänen für den Ausblick auf die Weiterentwicklung des Unternehmens, der Chef erster Ordnung geht in zwei Jahren in Ruhestand und will den Laden natürlich gut sortiert übergeben.
Unsere Vorstellungen, wie umfangreich ausufernd mögliche Expansionspläne nicht nur entwickelt, sondern auch unterstützt werden, gehen etwas auseinander, ich möchte nämlich auch in Ruhestand gehen und bis dahin nicht mit viel Arbeit neue Projekte vorbereiten, die ein Nachfolger dann nicht weiterbetreibt, weil der vielleicht ganz andere Pläne hat. Es ist grade etwas kompliziert.

Am Abend wieder eine Bankveranstaltung, diesmal in Münster, Termine ohne lange Anreise sind schon deutlich bequemer als Besprechungen in anderen Städten, ich werde kein Freund mehr dieser unseligen Reiserei
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Dienstag, 17. Januar 2023
Der neue Verteidigungsminister
Herr Pistorius wird neuer Kriegs Verteidigungsminister und das hat mich dann doch sehr erstaunt.
War da nicht was mit Quote und deshalb auf alle Fälle eine Frau und auf keinen Fall aus Niedersachsen?
Sind hier etwas schwachsinnige Prinzipien einer durchaus verheißungsvollen Portion gesundem Menschenverstand gewichen? Das lässt ja hoffen.

Ich habe keine besonderen Kenntnisse über Herrn Pistorius, außer dass er ab und zu mit einem Hund an der Leine auf der Straße vor meinem Haus langspaziert, weil er die ehemalige Frau Schröder-Köpf beziehungstechnisch requiriert hat, aber allein die Tatsache, dass er mir noch nicht negativ aufgefallen ist, spricht aus meiner Sicht schon mal sehr für ihn.

Der ehemalige Bundeskanzler Schröder hat sich vor rund 15 Jahren ein Haus auf Borkum gekauft, zu meinem großen Ärger nicht im Norden der Insel, wo die vielen schicken Villen stehen, sondern bei mir auf der Straße, wo bisher noch nie etwas los war, aber gewaltig los wurde als der Exkanzler damals seine Sommerresidenz hier hin verlegte.
Denn allein seine GSG9-Truppe sein Personenschutz brachte das verschlafene Leben bei mir im Süden der Insel gewaltig durcheinander. Wenn man zum Brombeeren sammeln fröhlich durch die Dünen läuft und plötzlich einem halbvermummten Kampfsoldaten mit Maschinengewehr im Anschlag begegnet, der wissen will, wo man her kommt, wer man ist und einem rät, sich unauffällig zu verpissen, dann ist das schon ein sehr seltsames Gefühl und passt eindeutig nicht zu dem Sicherheitsgefühl, das die Insel sonst ausstrahlt.
Die Tatsache, dass während der Ex-Kanzler Anwesenheit eine motorisierte Polizeistreife alle 20 Minuten an seinem Haus langpatrouillierte, machte seine Existenz für mich auch nicht unbedingt angenehmer, denn wenn ansonsten Fahrverbot auf der Straße herrscht und nur die Polizei davon nicht betroffen ist, dann hört man das eine einzige Auto, was alle 20 Minuten auch nachts unter dem eigenen Schlafzimmerfenster langfährt, viel mehr, als man das auf dem Festland in einer Stadt mit ständigem Autoverkehr je hören würde.

Ich fand das also immer eher lästig, dass die Familie Schröder sich privat auf Borkum aufhielt, aber was sollte ich schon dagegen tun?
Dann haben sich die zwei getrennt und Herr Schröder hat sich neu orientiert, ich gehe davon aus, dass das Haus ihm gehörte und seine Frau bei der Scheidung vor allem Kohle bekam, sie kaufte sich nämlich dann sofort ein neues Haus, exakt zwei Häuser neben dem alten, damit aber immer noch bei mir auf der Straße.
Er verkaufte dafür seines, da sind heute Ferienwohnungen drin, irgendjemand, der mal im Haus vom Exkanzler Urlaub machen will? Ich könnte da was vermitteln. Auf alle Fälle kommt jetzt nur noch sie nach Borkum, er ist ja jetzt offensichtlich deutlich östlicher orientiert als das, was die ostfriesischen Inseln als Osten zu bieten haben.

Über sie weiß ich nicht viel, noch nicht mal ihren aktuellen Namen. Heißt die Dame noch Schröder-Köpf oder hat sie den Schröder wieder abgelegt? Ist sie jetzt mit Herrn Pistorius verheiratet und heißt jetzt Pistorius-Köpf? Oder nur einfach Köpf mit nichts davor? Ich weiß nur, dass sie extra eine Ausnahmeregelung für ihren Doppelnamen erwirkt hat, weil normalerweise der zusätzliche Name des Partners hinten steht, der formal richtige Doppelname wäre also Köpf-Schröder gewesen, aber weil dann die Verwechslung mit einem Imparativ und damit der Aufforderungscharakter zu naheliegend gewesen wäre, durfte sie die Namen umdrehen.

Seitdem sie ohne Gerhard auf die Insel kommt, gibt es nichts mehr, über das ich mich beklagen könnte. Sie führt ein relativ unauffälliges Ferienhausbesitzerleben auf der Insel und ist erstaunlich oft da. Das weiß ich, weil ich immer an ihrem Haus vorbeikomme, wenn ich einkaufen fahre, sie kommt dafür ab und zu an meinem vorbei, wenn sie zu Fuß zum Strand geht. "Man kennt sich" ist der falsche Ausdruck - ich kenne sie und weiß, wen ich zurückgrüße, wenn sie an meinem Haus vorbeiläuft und mir ein freundliches "Moin" zuwirft, wenn ich im Garten rumpuzzel, umgekehrt ist es mir aber auch sehr angenehm, dass sie mich nicht kennt.

Ich interessiere mich nicht so für Polittratsch, K war hier entschieden besser informiert, so dass ich erst von K erfuhr, dass der ziemlich unauffällige, unscheinbare Mann, der ab und zu neben ihr mit dem Hund spazieren ging, wohl Herr Pistorius ist. Ich habe daraufhin mal nach Herrn Pistorius und seinem politischen Schaffen gegoogelt und hauptsächlich Positives gefunden.
Ich hatte mich also schon mit ihm beschäftigt bevor sein Name heute bundesweit bekannt wurde.
Und nun geht der nach Berlin und auf die internationale Bühne.
Dann bin ich ja mal gespannt, ob wir das Drama mit den Personenschützern demnächst wieder auf der Insel ertragen müssen.

Dass Frau Lambrecht für diese Position so ziemlich die zweitschlechteste Besetzungsmöglichkeit gleich nach Frau Esken war, darüber sind sich bis auf Frau Lambrecht und Frau Esken wahrscheinlich die allermeisten Leute einig, im Grunde keine schlechte Ausgangsposition für Herrn Pistorius, er müsste sich schon sehr anstrengen, wenn er sich noch dämlicher als Frau Lambrecht anstellen wollte
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Montag, 16. Januar 2023
Blogfragen-Stöckchen
Ich habe beim Alex ein Stöckchen gefunden, zumindest hieß das früher so, wenn es eine Frageliste gab, die in Blogs beantwortet wurde.
Mir ist heute nostalgisch und Stöckchen beantworten fühlt sich sehr nach früher an, also nehme ich mir die Frageliste und mache einfach weiter:

1. Warum heißt Dein Blog so?
Tja nun, das ist naheliegend denke ich, aber erstaunlicherweise hat es sehr lange gedauert, bis mir dieses Wortspiel mit meinem Namen überhaupt einfiel.
Ich hatte vorher schon verschiedene andere Blognamen angefangen und ausprobiert, aber keinen wirklich konsequent durchgehalten.

2. Seit wann gibt es Deinen Blog?
Seit 3.552 Tagen - steht da rechts oben. Wenn man das von heute aus zurück rechnet, war es der 26.04.2013.

3. Warum hast Du mit dem Bloggen angefangen?
Logorhoe?
Gaaanz früher habe ich viele Briefe geschrieben, dann hatte ich eine lange und akute Telefonphase, dann habe ich Kinder gemacht und Karriere bekommen, in der Zeit hatte ich zu nichts Zeit, dann hatte ich Mitleidskrise und wieder Logorhoe, das fiel zusammen mit der Entdeckung des Internets, dort gab es erst Mailinglisten, die waren toll, ein Brief/eine Mail und hundert Empfänger, das machte sehr viel Spaß, dann gab es Foren, das war so ähnlich, aber schon viel mehr administriert und die Admins waren immer mein Problem, weil die meinten, man dürfe sich nicht über andere lustig machen - und irgendwie wurde mir dann meist langweilig.

Als ich entdeckte, dass es Blogs gibt und dass es nicht sehr kompliziert ist, so ein Blog einfach selber zu führen, das war ungefähr 2005, war ich sehr zufrieden endlich das Medium für meine Quasselsucht entdeckt zu haben.

Dann war das mit der Mitleidskrise erledigt, ich hatte kurzerhand einmal mein Leben von links nach rechts gekrempelt, die Logorhoe war weg und ich gut mit normalem Leben beschäftigt.
Die Kinder wurden älter, zogen aus und ins Leben und ich wusste nicht, wie man das mit dem Kontakthalten jetzt hinbekommt, wenn man nicht als Klammermama dastehen will.

Dann fiel mir das mit dem Blog wieder ein und seitdem ist das meine Methode, um den Menschen in meiner Familie und immerhin einer persönlichen Freundin, die ich nur noch selten sehe, wenigstens täglich ein virtuelles Update aus meinem Leben anzubieten.
Ich finde das sehr praktisch und außerdem gibt so ein Blog, das man täglich bedient, auch eine gewisse Struktur für das eigene Leben.
Ich neige ja leider schnell zum Verlottern und seitdem die Kinder nicht mehr da sind, gibt es niemanden mehr, für den ich mich zusammenreißen müsste, da ist so ein Blog schon ein guter Gradehalter.

4. Welches Hauptthema findet man auf Deinem Blog?
Keines, warum auch?

5. Warum bloggst Du?
Habe ich unter 3) schon beantwortet.

6. Linkparties
Ähem, was ist das?

7. Kennst Du Blogger persönlich?
Ja, früher habe ich mal einige getroffen, aber dann habe ich den Kontakt zu sozusagen allen Menschen, die ich von früher kannte, eingestellt, bin in den Zeugenschutz gegangen habe mein Leben um 180° verändert und mich seitdem auch nicht mehr wirklich um alte oder auch neue Kontakte bemüht. Vor Corona dachte ich, ich könnte doch mal wieder etwas geselliger werden und bin auf zwei Barcamps gegangen, das war auch echt interessant und hat Spaß gemacht, aber dann kam 2020 und heute haben wir 2023 und ich will doch jetzt bald ein Haus bauen, ich habe also eigentlich gar keine Zeit mehr, vielleicht ab 2025, wir werden sehen.

8. Woher nimmst Du die Ideen zum Bloggen?
Gute Frage, stelle ich mir auch oft.
Keine Ahnung, man gewöhnt sich dran, wenn man täglich irgendetwas schreibt, dass man eben auch irgendetwas schreibt.
Einige Ideen sprich Themen schwirren schon lange in meinem Kopf rum, dazu fange ich dann an, einen Text zu schreiben, stelle beim Schreiben aber fest, dass ich noch nicht fertig bin mit Nachdenken zu dem Thema.
Also speichere ich den angefangenen Text für später ab und wenn mir wieder etwas zu dem Thema einfällt, ergänze ich es.
Irgendwann habe ich dann einen Text voll mit Gedankenfragmenten, die in einen lesbaren Zusammenhang gebracht werden müssen, dabei fällt mir auf, dass es ganz viele unvollendete Fäden in dem Text gibt, die noch fertig gedacht werden müssen, deshalb speichere wieder offline ab und so geht es immer weiter. Manche meiner angefangenen Texte sind über sieben Jahre alt.

Was mir aber schon oft aufgefallen ist, ist, dass ich am besten Denken kann, wenn ich dabei schreibe.
Durch die Kombination von Schreiben - Lesen - Nachdenken - Korrigieren - Schreiben - Lesen - usw. bringe ich sehr viel Struktur in meine Gedanken, das finde ich gut
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Sonntag, 15. Januar 2023
Zur See von Dörte Hansen
Ich mochte das Buch "Altes Land" von Dörte Hansen schon sehr, "Mittagsstunde" gefiel mir fast noch besser, deshalb war ich natürlich neugierig auf das neue Buch, was letztes Jahr im September erschienen ist.
Die beiden anderen Bücher habe ich nicht gelesen, sondern als Hörbücher, gelesen von Hannelore Hoger, gehört und war sowohl von Sprache und Inhalt der Bücher als auch von der Art des Vortrags sehr angetan. Beide Bücher spielen im Norden, aber auf dem Festland.

Ich habe im Norden noch nie auf dem Festland gelebt, ich kenne das Rheinland, Teile von Westfalen und eine Insel. Vom Festland im Norden habe ich nur so eine ungefähre Vorstellung, man hat Bilder im Kopf und das, was Dörte Hansen in ihren beiden vorherigen Büchern beschrieb, das passte sehr gut zu den Bildern in meinem Kopf.


Das neue Buch "Zur See" handelt diesmal von Menschen auf einer Insel in der Nordsee. Es ist eine fiktive Insel, es ist aber definitiv eine nordfriesische Insel, denn es kommt Walfang vor und den gab es nur auf den nord- und westfriesischen Inseln und auf Borkum - und auf Borkum spielt das Buch ganz eindeutig nicht und die westfriesischen Inseln liegen in Holland.

Die Hörbuchfassung wird diesmal von Nina Hoss gelesen und ich war unsicher, ob mir das gefallen wird, deshalb habe ich es mir noch nicht gekauft, aber ich war natürlich ungemein neugierig auf dieses Buch.

Dann fand ich diesen (klick) Beitrag auf NDR-Kultur - und jetzt weiß ich, dass ich mir das Buch nicht kaufen werde. Weder als Buch noch als Hörbuch, denn es passt ganz eindeutig nicht zu den Bildern in meinem Kopf und ich möchte das gute Gefühl, das mir die beiden anderen Bücher gegeben haben, nicht dadurch anknacksen, dass ich mir jetzt ein Buch von Dörte Hansen anhöre, was sich für mich komplett falsch anfühlt bzw. zu dem ich keinen Zugang finde.

Von den Menschen und dem Leben auf einer Insel habe ich naturgemäß sehr gute Vorstellungen, nicht nur, weil meine Familie auf einer Insel lebt und ich schon dadurch meine ganz persönlichen Erfahrungen gemacht habe, sondern weil mein Vater auch noch selbst ernannter Nordseeforscher war.
Er hat mehrere (Fach)Bücher herausgegeben, ist mit eigenen Dia-Vorträgen viele Jahre durch die Gegend getingelt und hat den Leuten etwas über die Inseln, die Natur im Wattenmeer, Walfang, Sturmflut und Seenotrettung erzählt und ich war hundertfach dabei, weil er immer eine Hilfskraft brauchte, die die Diamagazine wechselte, die Technik war damals so.

Ich war nicht nur bei den Vorträgen dabei, sondern auch bei seinen "Expeditionen". Ich habe jede der ostfriesischen Inseln einmal zu Fuß angelaufen (bis auf Borkum, die kann man nicht zu Fuß erreichen und auf Lütje Hörn ist das Betreten verboten), ich war auf allen Halligen und habe einige Urlaube dort verbracht, ich kenne Sylt, Amrum, Föhr und Pellworm und alle westfriesischen Inseln und ich habe ihn mehrfach zum Sterntreffen der Friesen begleitet, das alle drei Jahre auf Helgoland stattfindet.

Ich kenne die Geschichte der Inseln und ihre Traditionen, ich kenne viele ihrer Bewohner, ich verstehe ihre Sprache* und ich bin ihnen nicht als Badegast begegnet, sondern als Insulaner.
*nur die der Ost- und Westfriesen, die sprechen nämlich Plattdeutsch, die Nordfriesen sprechen Friesisch, und das ist mir genauso fremd wie Dänisch oder Schwedisch

Aus all diesen Erlebnissen, Informationen und Zusammenhängen hat sich bei mir natürlich ein Bild von Inselbewohnern geformt, das wahrscheinlich komplett anders ist als das, was ein Festländer sich so vorstellt - und vor allem weiß ich, dass die Nordfriesen noch mal komplett anders sind als die Ostfriesen.
Und deshalb weiß ich, dass das Buch ganz sicher nicht auf Borkum spielt und überhaupt sind mir die Charaktere, so wie ich sie in den kurzen Ausschnitten, die Dörte Hansen selber vorgelesen hat, kennengelernt habe, komplett fremd.
Für mich sind das einfach willkürlich irgendwelche Menschen, vielleicht leben die auf den Färöer Inseln, das mag sein, die kenne ich nicht, aber ich habe keinen Bezug zu ihnen und ich kann mich nicht in sie reindenken.

Ich bin sehr sicher, dass ein Mensch, der die Inseln und ihre Bewohner nur aus der Perspektive des Badegastes kennt, sich völlig problemlos in die Figuren des Buches reinfühlen kann, denn die Badegäste sind ungemein passend beschrieben, darin erkennen sich wahrscheinlich alle sofort wieder, Badegäste unterscheiden sich offenbar untereinander deutlich weniger als die Inselbewohner von Ost- und Nordfriesland.
Wenn man sich wiedererkennt, dann kann man sich auch leicht vorstellen, dass der Rest der Figuren ebenfalls passt, denn dass die Insulaner anders sind als ein Badegast, das ist jedem klar.

Ich glaube also, dass das neue Buch von Dörte Hansen sicherlich so gut ist wie die vorherigen beiden, nur ich werde dieses jetzt mal auslassen und auf das nächste warten
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Samstag, 14. Januar 2023
Verbrannt
Wir hatten heute einen weiteren Termin beim Architekten in Rheda und weil K anschließend noch andere Dinge dort erledigen wollte, packte ich mir Proviant ein, weil es sein konnte, dass es ein langer Tag wird.
Außer zwei Butterbroten nahm ich auch meinen Thermosbecher mit frisch aufgebrühtem Kräutertee mit.
Weil ich vorher so lange rumgetrödelt hatte, wurde es plötzlich eilig mit der Abfahrt, ich goß also nur das kochende Wasser auf den Teebeutel, schraubte den Becher zu und steckte alles ein.

Wie das so ist mit Proviant und Autofahrten, als wir eine dreiviertel Stunde unterwegs waren, bekam ich Hunger, aß die Butterbrote auf und wollte mit Tee nachspülen, doch der war noch so kochend heiß, dass ich nur ganz vorsichtig und tröpfchenweise davon trinken konnte.

Als wir an einer Ampel standen, nahm ich vorsichtig einen weiteren Minischluck, die Ampel wurde grün und K gab Gas - und weil dieser unselige Tesla drölfzigtausend PS hat, machte das Auto so einen Satz nach vorne, dass ich im Sitz nach hinten gedrückt wurde, während mir gleichzeitig der heiße Tee in einem großen Schwall in den Mund gespült wurde.
Sagte ich schon, dass ich diesen Tesla einfach nur ätzend finde?

Gaumen verbrennen ist schon schlimm, aber Zunge verbrennen ist noch schlimmer, weil ich die nicht stillhalten kann.
Diese blöde Zunge schubbelt sich selber ständig an den Zähnen lang, immer genau dort, wo die Brandblasen sitzen und es macht mich wahnsinnig, dass ich es nicht einfach sein lassen kann, ich glaube, ich weiß jetzt, wie sich Zwangsticks anfühlen, also ich meine das Gefühl, Dinge tun zu müssen, die man ganz aktiv versucht zu vermeiden. Es ist ziemlich anstrengend.

Und etwas Warmes essen oder trinken ist auch völlig ausgeschlossen, dann brennt alles richtig intensiv.
Ich tue mir grade selber ausführlich leid.

Ist alles nur dieser blöde Tesla schuld
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