anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 17. Januar 2022
Meine Geschichte vom Telefon
Früher habe ich gern und viel und lange telefoniert.
Früher, - das war als Telefonieren noch umständlich, teuer und unbequem war.
Früher gab es in einem Haushalt nur ein Telefon und das hing an einer Schnur, die immer zu kurz war, um das Telefon dorthin mitzunehmen, wo es privater und/oder bequemer gewesen wäre zum telefonieren.
Früher konnte man Telefone nicht einfach mit sich rumtragen und Mobiltelefone hatte schon gleich überhaupt gar niemand.

Ich habe Stunden und Stunden in Telefonzellen verbracht und als ich mal einen (heimlichen) Freund am anderen Ende der Republik hatte, habe ich jede Woche drei Stunden extra gearbeitet, um einmal pro Woche eine dreiviertel Stunde Ferngespräch aus einer Telefonzelle finanzieren zu können.

Mitte der 80er hatte ich dann mein erstes schnurloses Telefon, im Festnetz natürlich, aber auch hier war schnurlos ja anfangs etwas Besonderes. Kurz vorher hatte ich meine erste eigene Wohnung bezogen, d.h. Privatsphäre war gar kein Problem mehr, aber neue Technik fand ich schon immer anziehend.

In meiner ersten eigenen Wohnung habe ich mich überhaupt das erstmal sehr ausführlich mit der Technik hinter dem Telefonanschluss beschäftigt und hatte großen Spaß daran, dass ich mir in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung sogar zwei Telefone parallel anschließen konnte. Ich hatte eines im Wohnzimmer und eines im Schlafzimmer. Wahrscheinlich war das verboten, aber ganz sicher wusste man das gar nicht, denn es gab zum ersten Mal Telefonsteckdosen und natürlich die dazu passenden Telefone mit "Stecker", also diese TAE-Stecker.
Diese Telefonsteckdose wurde jetzt einfach an der Stelle angebracht, wo vorher die Schnur des alten grauen Telefon fest mit dem Wandanschluss verbunden war. Ich habe übrigens keine Erinnerung mehr daran, wie diese Wandanschlussverbindung ohne Stecker tatsächlich montiert war, mein technisches Interesse setzte erst ein, als es diese Steckdosen mit TAE-Steckern gab und ich bemerkte, dass man sich hier selber ein Telefonnetz ausbauen kann.

Als ich meine neue Wohnung bezog und deswegen einen neuen Telefonanschluss beantragte, kam der Mann von der (damals noch) Post, brachte das neue Telefon mit (ich hatte ein blaues Tastentelefon bestellt, sooo schön), schloss die Steckdose an, stöpselte das Telefon ein, wählte eine geheime Nummer, mit der er das grade angeschlossene Telefon selber zum Klingeln bringen konnte, bemerkte, dass es in meiner Wohnung noch einen zweiten Anschluss geben muss, fand ihn im Schlafzimmer und legte ihn dadurch lahm, dass er einfach einen "Deckel" draufklemmte, denn ein zweiter Anschluss hätte Aufpreis gekostet. Ich habe ihn bei diesen Tätigkeiten sehr genau beobachtet und am nächsten Tag einen Freund gefragt, ob man diese Telefonsteckdosen auch irgendwo privat kaufen könnte. Konnte man, und er vermittelte mir nicht nur den Kontakt zu jemandem, der diese Dosen verkaufte (schwer zu raten, wo der arbeitete und was der von Beruf war?.) sondern dieser Mensch erklärte mir auch ganz genau, welche Anschlussmöglichkeiten es dafür überhaupt gab. Fand ich unglaublich spannend und damit begann meine private Telefontechnikerkarriere.

Die analoge Telefontechnik war noch sehr einfach zu verstehen, die habe ich von da an immer selber angeschlossen, beim Zusammenklemmen von Leitungen konnte man auch dran rumexperimentieren, ohne dass gleich die Leitung zusammenbrach oder das überhaupt irgendjemand bei der Post mitbekam, dass da jemand dran rumspielte, so dass ich den ursprünglich als Wechselanschluss vorgesehenen Zweitanschluss in meiner Wohnung auf parallel umstellen konnte.

Als ich das nächste Mal umzog, zog ich gleich in ein ziemlich großes Haus mit vielen Etagen und Zimmern, ich wohnte jetzt auch nicht mehr alleine, sondern mit CW, der ausgewiesener Telefonjunkie war.
Dementsprechend viele Telefone hatten wir in dem Haus, die Technik dahinter war aber noch die gleiche, wir brauchten jetzt jedoch drei Rufnummern und damit auch drei Anschlüsse, denn ISDN gab es noch nicht: Eine Nummer für mich, eine Nummer für CWs geschäftliche Kontakte und eine fürs Fax.

Da CW meistens keine Lust hatte, seine geschäftlichen Anrufe entgegenzunehmen (Achtung, Mandant droht mit Auftrag), liefen fast alle Anrufe für diese Nummer auf einem Anrufbeantworter auf, den CW "Anrufaufzeichner" nannte, weil die Anrufe ja eben nicht beantwortet wurden.

Ich habe versucht, meine Nummer so gut es geht geheim zu halten, denn jeder gewitzte Mandant, der in den Besitz meiner Nummer kam, rief nie mehr auf CWs Nummer an, was mich mehrfach sehr ärgerte.
Die Unterschiede in den Leitungen waren nur für eingehende Anrufe von Bedeutung, denn je nachdem, welche Nummer angerufen wurde, klingelte eben nur dieses oder jenes Telefon bzw. sprang der Anrufbeantworter an. Da es noch keine Rufnummernanzeige gab, war es beim Rausrufen egal, welches Telefon man benutzte, der Anrufer sah ja nicht wer anrief bzw. von welche Telefonnummer der Anruf kam, das vereinfachte das Raustelefonieren zwar enorm, bedeutete aber umgekehrt auch, dass ich ebenfalls nicht erkennen konnte, wer anrief.
Das waren noch richtig aufregende Telefonzeiten damals.

CW besaß schon seit Mitte der 80er Jahre ein Autotelefon, zu Beginn der 90er hatte er eines der ersten tragbaren "Mobiltelefone", ein sogenanntes C-Netz-Telefon, das wog ca. 2kg und er liebte es, sich das Ding zum Spazierengehen umzuhängen, um sich dann mitten im Wald darüber aufzuregen, dass er in einem Funkloch steckte. CW telefonierte dauernd und ständig. Jeden eingehenden Anruf nahm er nur unter großem Geschimpfe an, "Sie stören mich!" war oft sein Begrüßungssatz am Telefon, was ihn aber nicht hinderte, auch in extrem unpassenden Situationen ans Telefon zu gehen. Er selber rief aber auch ohne Hemmungen Menschen wegen völliger Nichtigkeiten an.

Anfang der 90er Jahre kam dann das D-Netz auf, und zwar gab es D1 von der Telekom und D2 von Mannesmann. Die D1 Nummern begannen mit 0171, die D2 Nummern mit 0172. In den ersten Jahren konnte man an der Vorwahl der Mobilnummer eindeutig erkennen, bei welchem Anbieter man seinen Vertrag abgeschlossen hatte.

Mitte der 90er legte ich mir dann selber auch ein Mobiltelefon zu, es war mir wichtig, jederzeit erreichbar zu sein, wenn ich nicht zuhause war. Wenn man sich als Mutter schon nicht selber um seine Kinder kümmert und das Aufpassen an fremde Leute delegiert, dann sollte man wenigstens erreichbar sein, wenn es ein ernstes Problem gibt. Fand ich - und trug seitdem mein Mobiltelefon immer mit mir rum.

Mein erstes Mobiltelefon war ein Nokia 1011 in quietschegelb, passend zu meinem ebenfalls gelben Puntocabrio. Das Telefon hatte mir ein Bekannter auf nicht näher zu nennenden Kanälen für einen enorm günstigen Preis besorgt und ich war sehr stolz darauf, aber damals waren nicht nur die Telefone teuer, das Telefonieren damit war noch teurer, weshalb ich es so gut wie nie zum Anrufen benutzte, sondern nur um angerufen zu werden.

CW, der Vieltelefonierer, hatte einen sehr teuren Mobilfunkvertrag, mit dem er dafür sehr günstig telefonieren konnte. Ich hatte einen sehr günstigen Mobilfunktarif, mit entsprechend hohen Minutenpreisen, aber dem extra Bonus, dass Telefonate, die nicht länger als 10 Sekunden dauerten, umsonst waren. Wenn ich also wirklich von meinem Mobiltelefon aus mit jemandem telefonieren wollte, rief ich den gewünschten Gesprächspartner an, brüllte ganz schnell: "Ruf mich zurück" und legte wieder auf. Da mein häufigster Gesprächspartner CW war, hatten wir uns sehr schnell an diese Methode gewöhnt und diesen Handytarif mit dem freien 10 Sekunden habe ich viele Jahre behalten.

Wenn man vom Festnetz aus ein Handy anrufen wollte, dann war man gut beraten, wenn man dafür eine extra Vorwahl nutzte. Mit solchen Vorwahlen verließ man das Gebührennetz der deutschen Telekom und schloss einen Einmalvertrag mit irgendeinem anderen Anbieter, über den man dann die Verbindung zu der Handynummer zu deutlich niedrigeren Minutenpreisen herstellen konnte. Dasselbe galt für Auslandstelefonate. Da jeder Anbieter unterschiedliche Tarife je nach Mobilfunknetz und je nach Ausland verlangte, gab es eine lange Länder-Übersicht, welche Anbietervorwahl man für welches Gespräch am geschicktesten nutzte. Bei Handyanrufen war es wichtig, zu wissen, in welches Handynetz man anrufen wollte, denn für Anrufe zu einem D1 Handy brauchte man eine andere Anbietervorwahl als für Anrufe zu einem D2 Handy.

Meine frühere private Telefonierleidenschaft nahm aber mit der Zunahme an problemlos verfügbarer Privatsphäre zum Telefonieren umgekehrt proportional ab.
Beruflich musste ich immer mehr telefonieren und musste dabei auch viele lästige Telefonate erledigen, was mein Verhältnis zum Telefon eindeutig negativ beeinflusste.
Aber auch die veränderte Wohn- und Lebenssituation, änderte die Bedürfnisse. So war ich mit dem Menschen, mit dem ich am allerliebsten redete, sowieso den ganzen Tag zusammen, aber genau dieser Mensch hatte für mein Gefühl viel zu wenig Zeit, um mit mir zu reden, weil er ja ständig telefonierte.
Nach und nach wandelte sich so das Telefon in meiner Wahrnehmungssphäre von einem heißgeliebten Kommunikationsvereinfacherer zu einem äußerst lästigen Kommunikationsverhinderer.

Mitte der 90er Jahre zogen wir mal wieder um und hatten in dem neuen Haus dann einen ISDN-Anschluss.
ISDN ist allerdings eine entschieden kompliziertere Technik als das robuste, analoge System. An ISDN Leitungen kann man längst nicht mehr selber einfach so rumbasteln, denn geraten zufällig zwei Drähtchen aneinander, die nicht aneinander gehören, gibt es schwupp, einen Kurzschluss und die gesamte Leitung ist tot. Dann muss man erst bei irgendeiner Telekomservicestelle anrufen (was zu Zeiten, als Handys noch nicht so verbreitet waren, eine echte logistische Herausforderung darstellte, denn womit ruft man an, wenn es das Telefon nicht tut? Da macht man sich heute gar keine Gedanken mehr drum) und darum bitten, dass einem die Leitung wieder aufgeschaltet wird.

ISDN war also wesentlich zickiger als das ganz alte, analoge System, außerdem brauchte man plötzlich komplizierte "Telefonanlagen" und überhaupt wurde alles deutlich komplexer, ohne dass ich einen spürbaren Unterschied bzw. Vorteil für das reine Telefonieren hätte feststellen können.
Ein eindeutiger Nachteil war, dass wir zwar nach wie vor drei verschiedene Telefonnummern hatten (CWs-Nummer, meine Nummer und das Fax), aber nur noch zwei Leitungen, und das bedeutete, dass besetzt war, wenn zwei Leitungen benutzt wurden.

Kurz nach dem Umzug und der Installation der ISDN-Anlage entdeckte CW das Internet und damit begann unserer hausinterner Telefonstress. Denn um ins Internet zu gelangen, musste man sich Einwählen und dazu brauchte man eine Telefonleitung.
Wenn dann während so einer Internetsitzung das Telefon schellte und CW in aller Gelassenheit eines seiner stundenlangen Telefonate führte, dabei aber die Internetsitzung nicht beendete, weil er damit ja noch nicht fertig war, dann blockierte er so beide Leitungen und das bedeutete, dass bei uns das Telefon stundenlang besetzt war.

Da ich zu Beginn unserer Beziehung und aufgrund meiner Telefontechnikbegeisterung für die Einrichtung der Telefone in unserem Haushalt zuständig war (und sein wollte), blieb mir diese Zuständigkeit auch als die Technik komplizierter wurde und ich es eher lästig fand, mich in der ständig komplexer werdenden Welt von Telefon und Internet immer auf dem Laufenden halten zu müssen, aber immerhin war ich so immer der Chefadministrator der Telefonanlage und das hatte auch Vorteile, wie ich zum Glück irgendwann bemerkte, denn wenn CW mal wieder beide Leitungen blockierte, konnte ich über die Telefonanlage kurzerhand alle Leitungen deaktivieren, und so auch seine vergessene Internetsitzung beenden. Es brach dann zwar auch sein Telefongespräch zusammen, aber das war ein nicht zu vermeidender Kollateralschaden.

Als wir 2002 in unsere Fabrik umzogen, gab es für Internet mittlerweile schon einen eigenen Anschluss, der Internetzugang blockierte also keine Telefonleitung mehr und die gesamte Anschlusstechnik war noch mal einen großen Schritt komplizierter geworden. Inzwischen brauchte man Splitter und Router und natürlich eine komplexe Telefonanlage, wir kauften eine Agfeo-Anlage, weil eine Fritzbox für unsere Bedürfnisse zu klein gewesen wäre.

Irgendwann wuchs mir die Technik aber über den Kopf und ich verlor den Ehrgeiz, das gesamte Gewusel immer alleine zu bedienen und natürlich zu reparieren und zu richten, denn irgendeine Störung hatte das System fast immer.
Also beauftragten wir einen Telekommunikationstechniker, der dann Dinge mit unserem System machte, die ich nicht mehr verstand, was mich wiederum so sehr nervte, dass ich an das große System der Profianlage eine kleine Fritzbox als "Unterverteilung" klemmte und dann unabhängig von CW und seinen geschäftlichen Bedürfnissen und Leitungen mein eigenes, kleines familieninternes WLAN-Netz betrieb. Für die Pflege der "großen" Leitungen war ich nicht mehr zuständig, das machte jetzt ein Profi, ich kümmerte mich nur darum, dass mein Rechner einen guten Netzzugang hatte und dass meine private Festnetznummer problemlos zu erreichen war.
Mein Netz funktionierte gut, CW war dagegen meist unglaublich genervt, aber dafür war ich ja nicht mehr zuständig, ich war mit meiner kleinen Privatlösung vollkommen zufrieden.

Für die Kommunikation mit anderen Menschen war ich fast komplett aufs Internet und E-Mails umgestiegen. Ich telefonierte nur noch sehr selten und die meisten Gespräche waren beruflich oder zum Austausch irgendwelcher wichtiger Sofortinformationen, das meiste davon familieninterne Organisationsabstimmungen.

SMS mochte ich nie besonders, um kurze Infos zu versenden, finde ich es okay und ziehe SMS dann auch dem Telefon vor, aber für Plaudereien aller Art ist mir das Medium zu umständlich.
Ich kann ja auch bis heute nichts mit Twitter anfangen, ich bin wahrscheinlich einfach der falsche Typ für kurze Texte.

Im privaten Bereich verloren Telefone also immer mehr an Bedeutung, im Grunde benutze ich seit Jahren ein Telefon nur noch in Ausnahmesituationen.

Es gab allerdings ein Jahr, in dem habe ich fast täglich mindestens eine Stunde (und wenn möglich gerne auch länger) privat telefoniert, das war das Jahr als ich meinen Westfalenmann kennengelernt hatte und wir noch 200km auseinander wohnten. Heute grinsen wir beide über unsere damalige Telefonierleidenschaft, aber wir hatten uns ja insgesamt fast 100 Jahre Leben zu erzählen und das dauert natürlich.

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Vor 15 Jahren stellte Apple das erste iPhone vor, aktuell wird viel darüber geschrieben und eine Menge kluge Leute sagen, dass das Smartphone eine der bedeutendsten Erfindungen überhaupt war, und dass sich die Gesellschaft damit maßgebend verändert hat.
Telefon war ein Meilenstein, das Internet ebenfalls, aber ein Gerät, was beides vereint, klein und handlich ist und dazu noch Navigationsgeräte, Fotoapparate und Fotoalben ersetzt, ein wandelndes Spieleparadies ist, als Fernseher, Musikbox und Notizbuch verwendet werden kann und von jedem kinderleicht zu bedienen ist, da wundert es nicht, dass mittlerweile fast vier Milliarden Menschen weltweit ein Smartphone benutzen und es so ziemlich für den wichtigsten Lebensgegenstand überhaupt halten.

Bei der Frage, worauf man eher verzichten könne, auf ein Auto oder ein Smartphone, entscheidet sich eine große Mehrheit für das Smartphone, ich finde das absolut bemerkenswert.

Ich persönlich würde allerdings ohne zu zögern mein Smartphone hergeben, weil es sich relativ einfach durch allerlei Einzelgeräte ersetzen lässt und das für mich insgesamt nur eine überschaubare Unbequemlichkeit bedeutete.

Für alles, was mit Internet zu tun hat, benutze ich sowieso viel lieber einen richtigen Computer, ein Smartphone ist für mich immer nur eine Notlösung, wenn ich grade nicht an einem Rechner sitze und trotzdem irgendwas mit Internet machen will.
Bevor ich kein Auto mehr habe und auf den öffentlichen Nah- und Fernverkehr angewiesen bin und laufen muss, verzichte ich deshalb ohne Bedenken auf die paar Situationen, wo ich unterwegs bin und jetzt und sofort Dinge aus dem Internet benötige.

Die Angewohnheit, für jede erdenkliche Frage jederzeit sofort eine Antwort bekommen zu wollen, ist noch relativ neu und ich glaube, sie ist mir auch nicht so wichtig, kann ja nicht lange dauern, bis ich wieder vor einem PC sitze, dort lässt sich das meiste sowieso deutlich komfortabler recherchieren oder erledigen.

Die in das Smartphone integrierte Navigationssoftware ist genauso praktisch wie die Kamera, aber beides durch Einzelgeräte mit denselben Funktionen ersetzbar und wenn ich ein Navi oder eine Kamera mal nicht dabei habe, na, dann sei's drum, ich werde es überleben.

Dasselbe gilt für Bücher, Musik, Filme und Spiele - ich bin über 40 Jahre immer mit einem Buch in der Tasche durch die Weltgeschichte gezogen und wenn ich ein Buch dabei habe, dann brauche ich keine Musik und erst recht keine Filme oder Spiele, um Langeweile- oder Wartezeiten zu überbrücken. Dass in einem Smartphone immer alles dabei ist, ist zwar bequem, aber ersetzbar.

Insgesamt stelle ich für mich fest, dass ich zwar seit 2009 ein Smartphone besitze, es inzwischen auch enorm vielseitig einsetze und es ungemein bequem finde, dass in diesem kleinen Ding wirklich alles an Können und Wissen enthalten ist, was ich in meinem unterwegs Leben benötigen könnte, dass es aber relativ unbeachtet in der Ecke liegt, wenn ich zuhause bin, weil ich einen richtigen Computer mit Tastatur, Maus und großem Bildschirm entschieden komfortabler finde in der Bedienung als so ein kleines Pisselding.

Für mich ist ein Smartphone vor allem Komfort, wenn ich unterwegs bin, aber der Komfort, den mir ein Auto bietet, um überhaupt unterwegs sein zu können, der ist mir um einiges wichtiger als der Komfort eines Smartphones.

Was mich in diesem Zusammenhang allerdings persönlich maßlos fasziniert, ist die Tatsache, dass es sehr viele Menschen gibt, die gar keinen Computer mehr haben oder ihn nicht benutzen, weil sie alles mit dem Smartphone machen. Bei der Frage, worauf ich eher verzichten könnte, auf einen Computer oder ein Smartphone, gebe ich ebenfalls als erstes bedenkenlos das Smartphone ab, denn bei der Vorstellung, ich müsste dann künftig alles über diesen Minibildschirm mit eingeschränkter Funktionalität machen, da gruselt es mich wirklich
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Sonntag, 16. Januar 2022
Privileg
Für K stand heute ein Termin in Bielefeld auf dem Programm, ich nutzte die Gelegenheit und fuhr mit, um mich bei meiner Mutter absetzen zu lassen, wo K mich nach seinem Termin auch wieder abholte.

Meine Tochter, die am anderen Ende von Bielefeld wohnt, hatte sich auch auf die Reise zu ihrer Großmutter begeben. Sie fuhr mit öffentlichen Verkehrsmittel einmal quer durch die Stadt, K und ich fuhren mit dem Auto knapp 100km quer durch Westfalen.
Wie nicht anders zu erwarten, geht es schneller, mit dem Auto 100km übers Land zu fahren, als mit Bus und Bahn durch eine Stadt. In derselben Stadt zu wohnen heißt noch lange nicht, dass es einfacher ist, sich zu besuchen.

Ich sagte schon, dass ich Städte gruselig finde, sagte ich schon, nicht wahr?

Als K mich nach seinem Termin wieder bei meiner Mutter abholte, nahmen wir auch C mit und brachten sie zu sich nach Hause (geht mit dem Auto doppelt so schnell wie mit Öffis) und ich bin seit längerem mal wieder bei Tageslicht durch eine größere Stadt gefahren und dann auch noch durch ein paar reine Mehrfamilienhausansammlungen gekurvt (keine Plattenbauten, nur vierstöckige Häuser aus den 50er, davon aber ganz enorm viele in einem Viertel der Stadt), was unterm Strich dazu führte, dass ich sehr demütig wurde.

Ich mache mir viel zu selten Gedanken darum, wie ungemein privilegiert ich bin und wenn mir das mal wieder derart krass vor Augen geführt wird, wie heute, dann macht mich das sehr demütig.

Natürlich bin ich privilegiert, weil ich weiß bin und zum gehobenen Bürgertum gehöre, weil ich studiert habe und weil ich gesund bin, weil ich keine finanziellen Probleme habe und weil es tausend andere, klassische Gründe gibt, die mir ehrlich gesagt aber alle egal sind, weil ich nicht das Gefühl habe, dass ich die selber befördert habe, sondern das war halt schlicht und einfach Glück.

Es gibt Leute, die gewinnen im Lotto und es gibt Leute, die werden zur richtigen Zeit am richtigen Ort von den richtigen Eltern mit der richtigen Menge körperlicher Anlagen geboren - so eine Kombination von Treffern ist eben auch nur Glück.

Nein, wofür ich heute so ungemein dankbar war, ist das Privileg, so viele Dinge nicht zu wollen und auch nicht wollen zu müssen.
Zuvörderst bin ich zutiefst dankbar dafür, dass ich nicht in einer Stadt wohnen muss.

Jedesmal, wenn ich mich in einer Stadt aufhalte, verspüre ich diese grundtiefe Ablehnung gegen diese irre Menge an Menschen, die sich in einer Stadt und dann auch noch in so normalen Mietshäusern so unerträglich nah kommen müssen, dass es mich nur komplett beklommen macht.
Es ist natürlich nicht genug Platz da, sonst gäbe es keine mehrstöckigen Mietshäuser und sonst wäre es wohl auch keine Stadt. Bei mir triggert das aber nur alle tief verborgenen Fluchtinstinkte.

Ich habe die erste Hälfte meines Lebens in Mietswohnungen gewohnt.
So lange ich es nicht anders kannte, fand ich es auch nicht schlimm. Aber die Vorstellung, ich müsste heute wieder zurück in eine enge Wohnung mit einem verdreckten Treppenhaus und stinkenden Nachbarn, die seltsame Geräusche machen, die finde ich so gruselig, dass ich wirklich nur ein ganz großes Danke an mein Schicksal senden kann, dass ich echt gute Chancen habe, dass mir das auch in Zukunft erspart bleiben wird.

Außerdem bin ich zutiefst dankbar dafür, dass mir die anderen Menschen, die in einer Stadt leben, nicht fehlen. Dass ich all den Rummel nicht brauche und auch die Möglichkeiten nicht, die eine Stadt bietet.

Dass ich keinen Mangel verspüre, wenn ich mir mein Essen selber koche und nicht jeden Tag irgendetwas anderes ausländisches aus einem entsprechend spezialisierten Restaurant essen möchte.

Ich bin dankbar dafür, dass sich meine Geschmacksvorlieben nicht globalisiert haben und ich deshalb mit Kartoffelpürree und Salat heute noch genauso zufrieden bin wie vor 30 Jahren.

Ich bin dankbar dafür, keinen Drang nach kultureller Erbauung zu haben, ich brauche weder Theater noch Konzerte, keine Museen und keine Sportveranstaltungen, ich bin sehr zufrieden, wenn ich mich mit all dem nicht befassen muss.

Und ich bin dankbar dafür, dass mein Westfalenmann das alles ganz genau so empfindet und wir uns zu zweit in den letzten 14 Jahren nicht einmal gelangweilt haben, ganz im Gegenteil.

Die Tatsache, dass ich einen Menschen an meiner Seite habe, dem ich genau so genug bin wie er mir, ist unbezahlbar.
Die Tatsache, dass wir in allen wesentlichen Dingen genau gleich ticken und in allen anderen Dingen ganz herzlich unterschiedlich sind, so dass wir immer genug Raum haben, uns gegenseitig übereinander aufzuregen und es nie langweilig ist bei uns, halte ich für das größte Privileg überhaupt.

Denn all diese intensive Menschenvermeidung kann ich mir ja nur leisten, weil ich nicht alleine bin.
Und das halte ich weder für selbstverständlich noch für einen glücklichen Zufall, das halte ich wirklich für ein echtes Privileg
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Sonntag, 16. Januar 2022
Hauswirtschaftstag
K meinte, wir machen heute einen Hauswirtschaftstag.

Am Vormittag sortierte K seine beruflichen E-Mails, ich unsere gemeinsame Wäsche.
Außerdem räumte ich die Spülmaschine aus und wieder ein, machte die Küche sauber und leerte die Mülleimer.

Dann sagte K, er müsse mal eben zum Flugplatz, weil die dort das Schließsystem geändert haben und heute wäre Schlüsselausgabe. Immerhin wollte er schon mal den Glasmüll mitnehmen und unterwegs zum Container bringen.

Als er wiederkam, wollte er schwungvoll fortfahren, mit seinem Hauswirtschaftstag und schlug vor, dass wir mal einkaufen gehen.

Das machten wir auch und brachten dabei auch die Pfandflaschen weg.
Es blieben drei Mehrwegpfandflaschen übrig, weil Lidl nur das Einwegpfandsystem unterstützt.

Wir hatten auch ein wenig TK-Zeug gekauft, weshalb wir uns nicht sofort um das Mehrwegpfand kümmern konnten. Wir fuhren also nach dem ersten Einkaufen wieder nach Hause, räumten die Einkaufe weg, ich wechselte eine Maschine Wäsche, aßen noch ein Butterbrot und brachen dann zur zweiten Einkaufstour auf, das Mehrwegpfand stand ja noch rum und Hauswirtschaftstag ist Hauswirtschaftstag, wenn, dann soll auch nachher alles ordentlich sein.

Mehrwegpfand ist ja mein persönlicher Endgegner, weil regelmäßig Flaschen in meinen Pfandkisten landen, die weder der örtliche Edeka, noch der Rewe oder irgendein anderes Geschäft in Greven annimmt. Ich habe keine Ahnung, wo die herkommen, irgendwann sind sie plötzlich da und ich muss sehen, wie ich sie wieder loswerde.

Gelernt habe ich, dass der Großmarkt im Süden von Münster auch die ausgefallensten Pfandflaschen annimmt. Wir hatten also einen sehr guten Grund, mal wieder zum Großmarkt zu fahren.

Der Pfandflaschenannahmemitarbeiter im Großmarkt stöhnte über den Großauftrag und meinte, bei so einer Großanlieferung müsse er mal schauen, ob er das noch alles unterkriegt, es gelang ihm dann aber doch und er buchte mir 38 Cent Pfandretoureguthaben auf meine Karte. Insgesamt also ein sehr erfolgreicher Abschluss.

Im Großmarkt kauften wir dann noch ein paar Dinge, die es nur im Großmarkt gibt, diesmal hauptsächlich Putzmittel, weil ich einen fatalen Hang zu professionellem Reinigungswerkzeug habe und ein Kloreiniger, in dem eine gute Portion Salzsäure drin ist, macht viele Sachen einfach schneller und problemloser sauber als Ökoputzzeug mit Bienenwachslabel oder sowas.

Anschließend fuhren wir dann noch in ein Bettengeschäft und lagen Tempurmatratzen Probe.
K möchte jetzt auch unbedingt eine Tempurmatratze.

Ich wusste das ja schon vorher, konnte K aber nicht verbal überzeugen, dass diese Matratzen einfach einen so großen Komfortunterschied ausmachen, dass es den so großen Preisunterschied ausgleicht.

Als wir heute an diesem Bettenladen vorbeikamen, von dem ich wusste, dass die Tempurmatratzen führen, nutzte ich die Gelegenheit und überredete K zu einem Probeliegeabenteuer.
Es hatte ein wenig was von Loriot, aber immerhin ist K nun ebenfalls von diesen Matratzen überzeugt, jetzt müssen wir noch die Logistik regeln.

Als wir am Abend wieder zu Hause waren, verräumte ich den zweiten Schwung Einkäufe, wechselte die dritte Maschine Wäsche und machte einen großen Salat zum Abendessen.
Es war ein sehr erfolgreicher Hauswirtschaftstag
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Freitag, 14. Januar 2022
geschafft
und uff!
Wochenende.
Zu mehr reicht es heute nicht
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Donnerstag, 13. Januar 2022
Zerrissene Ketten
Diese Woche scheint die Woche der zerreissenden Ketten zu sein.

Das hört sich jetzt prosaischer an als das, was dahintersteckt, aber mir ist heute schon wieder eine Halskette gerissen und damit ist es die dritte diese Woche und das erscheint mir doch eine ungewöhnliche Häufung.
Das letzte Mal, dass mir davor eine Halskette riss, ist schon mehr als zwei Jahre her.

Die Kette, die ich am Montag zerrissen habe, war noch fast ein nachvollziehbarer Unfall, denn ich hatte vergessen, dass ich überhaupt eine Kette anhabe und als ich mir abends beim Zubettgehen den Pulli über den Kopf zog, nahm die Kette es übel, dass ich sie vorher nicht geöffnet hatte. Ratsch. Kommt zum Zahngold und dem Ring mit dem verlorenen Stein, hier lohnt eine Reparatur nicht.

Am Dienstag trug ich eine Kette mit schwarzen Hämatitperlen, nichts wertvolles, aber ziemlich alt und weil es keine Trommelperlen sind, sondern speziell geschliffene, ganz kleine "Oliven" mag ich die Kette gerne und trage sie oft zu schwarzen Oberteilen.
Als ich am Nachmittag im Büro an meinem Rechner saß, klimperte es plötzlich und eine olivige, schwarze Perle kullerte über meine Tastatur. Diese Kette ist komplett ohne Fremdeinwirkung und sogar ohne sonstige Bewegung einfach im Wege der Materialermüdung plötzlich gerissen und spuckte mir ihre Perlen auf die Tasten.

Am Mittwoch habe ich keine Kette getragen.

Heute morgen habe ich meine Lieblingskette angelegt, sie besteht aus 15 gleichen, ca. 2x3cm großen, schwarz-beige-grün-grauen Landschaftsachaten, die einen ganz besonderen, eigenen Schliff haben und die wegen der Farben zu ungemein vielen Teilen aus meinem Kleiderschrank passen.
Als ich heute Abend nach Hause fuhr, habe ich mir einen Schal umgewickelt, als ich zu Hause ankam und den Schal abwickelte, fiel mir ein Achat in die Hände, die anderen baumelten noch an der gerissenen Kette.
Weshalb diese Schnur gerissen ist, kann ich nicht verstehen. Ich habe die Kette vor ca. 6 Jahren auf einem Flohmarkt gekauft, dann ist sie mir sehr schnell gerissen und ich habe die Steine auf eine dünne Metallschnur neu aufziehen lassen, die ich wegen der Schwere der Steine ja extra in dieser Stabilität ausgesucht hatte. Dass auch diese Metallschnur jetzt nur sechs Jahre gehalten hat, lässt mich etwas ratlos zurück.

Und überhaupt finde ich drei gerissene Ketten in vier Tagen eine Menge.

Ich habe hier eine Kiste stehen, in der ich kaputten Schmuck sammele, den ich gerne reparieren lassen möchte. Leider ist die Dame, die solche Reparaturen früher für mich erledigt hat, nicht mehr zu erreichen, sie ist entweder verstorben oder verzogen, auf alle Fälle verschwunden und nun weiß ich niemanden mehr, wo ich meine gesammelten Schäden hinbringen könnte. Echt blöd, denn die Kiste steht da schon länger und wird immer voller, ich muss dringend jemanden finden, der kaputten Schmuck repariert, ohne dass er dafür Preise verlangt, als wären es Kronjuwelen
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Mittwoch, 12. Januar 2022
Spritsparer und wiedergefundene Handytasche
Zwei Dinge kann ich erzählen:

Der Welt beste Spritsparer
Mein Auto hat, wie wahrscheinlich jedes moderne Auto heutzutage, eine Reichweitenanzeige in Kilometern, d.h. ich muss nicht nach dem Stand der Tankanzeige in etwa abschätzen, wie weit ich mit dem aktuellen Sprit im Tank noch komme, sondern ich kann im Mäusekinodisplay das Menu mit den Messdaten aufrufen und mir anzeigen lassen, wie viele Kilometer ich ohne nachzutanken noch fahren kann. Das berechnet das Auto selber, ausgehend vom Durchschnittsverbrauch der letzten x Kilometer.
Wenn man nach dem Tanken also sparsamer fährt als vor dem Tanken, dann steigt die verbleibende Restreichweite mit jedem zusätzlich gefahrenen Kilometer, was ich jedesmal witzig finde.
Vor der Abfahrt nach Borkum, tanke ich das Auto grundsätzlich voll, so habe ich es auch beim letzten Mal gemacht und nach dem Tanken wird natürlich die maximale Restreichweite angezeigt, diesmal sagte mir das Auto, ich hätte noch 650km Restreichweite.

Von Greven nach Emden saß K am Steuer und als wir 189km später in Emden ankamen, zeigte das Auto noch eine Restreichweite von 630km. Das war also eine äußerst sparsame Fahrweise, wenn man für 189km nur 20km Reichweite verbraucht und K wies mich mehrfach darauf hin, dass ich das gar nicht lobend genug erwähnen könnte. Mit diesem Bericht versuche ich also, hier fehlendes Lob nachzuholen.

Handytasche wiederaufgetaucht
Ein anderes Lob kann ich auch noch gleich hinterherschicken, denn K hat meine verlorene Handytasche wiedergefunden, die ich schon ausgiebigst gesucht hatte und überhaupt keine Erklärung mehr dafür wusste, wieso sie plötzlich verschwunden war.

Wenn ich bemerke, dass mir Dinge fehlen, dann beginne ich üblicherweise sofort mit der Suche und gebe ungern auf, bevor ich das Gesuchte nicht auch wirklich gefunden habe.

K dagegen hat kein Problem damit, wenn ihm Dinge fehlen. Erstens bemerkt er es oft gar nicht bzw. erst lange Zeit nach dem Verschwinden und dann ist Suchen natürlich deutlich komplizierter, weil sich der Suchradius nicht mehr gut bestimmen lässt.
Und zweitens ist es ihm egal, wenn Dinge fehlen, er sucht immer erst dann, wenn er ein bestimmtes Teil auch konkret braucht.

Grundsätzlich ist das natürlich eine sehr nervenschonende Einstellung, aber bei bestimmten Dingen, bei denen ich ganz genau weiß, dass ich sie früher oder später ganz bestimmt und zwar unbedingt und alternativlos brauchen werde, ich meine also Dinge wie Schlüssel, Portemonnaie oder Personalausweis, bei diesen Elementardingen wäre es mir schlicht nicht möglich, einen temporären Verlust kurzerhand als temporär zu bezeichnen und darauf zu spekulieren, dass sie schon von alleine wieder auftauchen.

Bei Schlüssel, Ausweisen, Handtaschen etc. werde ich sofort panisch, wenn sie auch nur fünf Minuten lang verschwunden sind.
Ich werde übrigens auch panisch, wenn sie gar nicht wirklich verschwunden sind, sondern ich mir nur grade einbilde, dass sie verschwunden sein könnten.
Neulich zB bekam ich mal wieder einen dicken Adrenalinstoß gefolgt von einem bemerkenswerten Schweißausbruch, weil ich dachte, mein Handy sei weg.

Ich war im Auto unterwegs und telefonierte mit K, der mich nach etwas fragte, was ich auf dem Handy hätte nachgucken können - aber das Handy lag nicht auf dem Sitz neben mir. Wenn das Handy beim Autofahren nicht auf dem Sitz neben mir liegt, kann es nur eine Erklärung geben: Ich habe es irgendwo verloren. Achdugroßergott, Blut, Schweiß und Panik, führten zu einer riskanten Vollbremsung, weil ich sofort begann, mein Handy zu suchen.

K bekam die Vollbremsung und meine spontane, hektische Aufregung am Telefon natürlich mit, wusste aber zunächst nicht, was mich derart aus der Fassung gebracht hatte.
Als ich panisch jammerte, dass mein Telefon weg sei und ich es jetzt erst suchen müsste, lachte er sich schlapp und fragte mich dann, womit ich denn grade telefonierte.

Erst da fiel mir auf, dass das Telefon nicht weit weg sein könne, denn so ein Bluetoothheadset lässt keine großen Entfernungen zu, aber zu so klugen Gedanken bin ich nicht in der Lage, wenn ich grade nur noch vor Schreck zitternd nach einem verlorenen Elementarlebensteil suche.

Meine Handytasche gehört zwar nicht zu den gleichen, kritischen Überlebensnotwendigkeiten wie mein Handy oder mein Schlüssel, ich habe sie aber eigentlich immer in meiner Handtasche, weil es ja mal sein könnte, dass ich mein Handy da reinstecken möchte und vor allem ist in einer Seitentasche noch ein Kopfhörer und ein Brillenputztuch, beides ebenfalls sehr wichtige Dinge, die ich gerne grundsätzlich am Mann habe.

Seit Mitte Dezember war diese Handytasche plötzlich weg. Ich konnte es gar nicht begreifen, weil ich sie wirklich nur in meiner Handtasche aufbewahre und sonst nirgendwohin räume, aber in meiner Handtasche war sie nicht mehr. Und auch in keiner der 17 anderen Handtaschen, die ich im Alltagsgebrauch sonst alternativ verwende. Ich räume den Standardinhalt meiner Handtasche immer um, aber es hätte ja sein können, dass ich aus Versehen die Handyhülle einmal vergessen habe umzuräumen. Hatte ich nicht, sie war weg.
Ich suchte in den 58 weiteren Handtaschen, die ich nur ganz selten verwende und die deshalb nicht an der Garderobe hängen, sondern gut verstaut hinten im Kleiderschrank liegen, weil es ja hätte sein können, dass ich aus nicht mehr erinnerlichen Umständen auch eine der seltenen Handtaschen hätte benutzt haben können und dabei kam es zu dem Umräumfehler - kam es aber nicht, die Handytasche blieb verschwunden.
Ich suchte noch an vielen anderen Orten (alle Jackentaschen, alle Reisetaschen, alle Einkaufstaschen, im Kofferraum meines Autos, unter den Sitzen meines Autos), ich suchte lange und ausdauernd aber erfolglos, die Handytasche war nirgendwo.

Bis ich gestern Abend nach Hause kam und die Handytasche auf dem Esstisch liegen sah.
K hatte sie gefunden, in seinem Auto unterm Sitz. Er hatte dort nämlich nach seinem Ausweis gesucht, weil wir morgen einen Notartermin haben.
Von seinem Ausweis wusste er schon seit längerem nicht mehr genau, wo der sein könnte, aber zum Glück lässt sich K von sowas ja nicht nervös machen und vorhersagegemäß tauchte sein Ausweis auch pünktlich wieder auf.
In der Innentasche seiner Sommerjacke. Kein Grund, sich aufzuregen
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Mittwoch, 12. Januar 2022
Klappt nicht immer
Wieder ein langer Tag im Büro, heute mit diversen Aufsichtsratssitzungen, da bin ich anschließend immer sehr froh, wenn es vorbei ist.

Unsere Aufsichtsräte sind politisch besetzt, d.h. die Menschen, die in dem obersten Kontrollorgan der Firmen die wesentlichen Entscheidungen bestimmen, die sind nicht in diesen Gremien, weil sie besonders dafür qualifiziert sind, sondern weil sie politisch passend vernetzt sind und zunehmend vor allem auch deshalb, weil sie weiblich sind.

Unter dem Aspekt, dass ich es absolut gerecht finde, dass der Riege der inkompetenten männlichen Politikern in diesen Aufsichtsräten auch genausoviele inkompetente Frauen begegnen, beschwere ich mich gar nicht über die teilweise wirklich peinlich dummen Fragen der Damen, es ist nur sehr anstrengend, dabei immer noch nett, freundlich und zugewandt zu bleiben.

Da jetzt immer mehr Frauen dabei sind, werde ich auch immer häufiger zum direkten Ansprechpartner, weil die Damen rein geschlechtsbedingt gerne mich ansprechen, da sie wahrscheinlich von so einer zwangsläufigen Art der Komplizenschaft ausgehen.

Nun bin ich aber schon seit jeher der festen Überzeugung, dass es weder bei juristischen, noch bei steuerlichen oder bilanziellen und auch anderen betriebswirtschaftlichen Themen überhaupt irgendwelche geschlechtsbedingten Unterschiede geben kann, weshalb ich auf dumme Fragen von Frauen kein Stück verständnisvoller reagiere als ein Mann, wahrscheinlich sogar weniger verständnisvoll.

Tatsächlich rege ich mich über dumme Frauen sogar deutlich mehr auf als über dumme Männer, weil sie ja meiner Lieblingstheorie widersprechen, nämlich dass Frauen das überlegene Geschlecht sind, weil sie alles können, was Männer können und zusätzlich noch die Dinge, die eben nur Frauen können.

Ich finde es wirklich ganz ungemein traurig, aber je mehr Frauen von der aktuell grassierenden Welle des Postfeminismus in Ämter gespült werden, wo sie nix zu suchen haben, um so mehr schäme ich mich, eine Frau zu sein.
Bisher fand ich es ungemein spaßig, über die blöden Männer zu lästern, wenn die Idioten aber plötzlich weiblich sind - ja, was nu?

All den Vorteilen, die ich hatte, weil ich eine Frau bin und die ich jahrelang genüsslich ausgekostet habe, kann ich grade zusehen, wie sie zu Staub zerfallen und das deprimiert mich mehr als ich es erwartet hätte.

Noch ein Grund mehr, weshalb ich froh bin, dass es nicht mehr so lange dauert, bis ich mir das alles nicht mehr ansehen muss
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