anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 7. September 2020
Rückschau
Das war ein recht volles Wochenende, aber inzwischen haben wir uns schon von acht auf fünf Menschen hier im Haus reduziert. Aktuell sind außer N, J und mir als "normale" Hausbewohner auch noch Ks Sohn mit Freundin zu Besuch, die zwei wollen bis Dienstag bleiben. Ns Freund aus Hamburg ist mit dem Kat um 14h abgefahren, ab Emden muss er sich dann etwas mühsam mit Schienenersatzverkehr und seltsamen Umleitungen per Bus und Bahn über Leer und Bremen bis Hamburg durchkämpfen, das ist eine weite und umständliche Reise. Man glaubt es ja kaum, aber Hamburg-Borkum ist deutlich weiter auseinander als Bochum-Borkum, weil Hamburg so weit östlich liegt und im Grunde eher an der Ostsee als an der Nordsee. Borkum-Ruhrpott ist da die entschieden einfachere und vor allem schnellere Reise. Nunja, er wird irgendwann heute Abend spät hoffentlich wohl behalten ankommen.

Ns Freundin aus München ist dafür vorhin mit K zurückgeflogen, sie möchte die nächste Woche bei einer Freundin verbringen, die "in der Nähe von Münster" wohnt. Als wir nachfragten, wo genau in der Nähe von Münster, weil davon ja dann auch abhängt, ob K sie nach Ankunft in Münster noch eben fix mit dem Auto hinbringt, stellte sich heraus, dass die Freundin irgendwo im Sauerland wohnt, was aus unserer Sicht nicht unbedingt direkt in der Nähe von Münster liegt, aber wenn man von München aus guckt, ist wahrscheinlich alles nördlich von Köln auch gleichzeitig in der Nähe von Münster. (und vielleicht auch, wenn man im Sauerland wohnt, die Sauerländer haben auch manchmal recht krude geografische Bezugspunkte), wir haben auf alle Fälle ziemlich gegrinst. Die Münchner mit ihrem Globus von Bayern.
Es gibt aber eine brauchbare Zugverbindung ab Greven Richtung Sauerland, so dass die Reise für sie insgesamt trotzdem wesentlich komfortabler verlaufen sein dürfte als für den Freund aus Hamburg.

Durch Ns fußbedingte eingeschränkte Mobilität waren die drei die letzten Tagen recht viel im Haus, N wurde immer erst nach Mitternacht aktiv, wenn die Mischung aus Schmerzmitteln und Alkohol aus meiner Sicht nur bedingt sinnvolle Wirkung zeigte und den dringenden Drang nach einem Spaziergang ans Meer weckte - aber gegen drei Mediziner verhallten alle mütterlichen Warnhinweise völlig wirkungslos im Orbit.
Aber ansonsten fand ich die Tage mit diesen Medizinerfreunden sehr angenehm, wir haben einige wirklich gute und interessante Gespräche geführt und ich habe mal wieder fasziniert zur Kenntnis genommen, dass es neben der Welt in der ich lebe, noch ganz viele andere Welten gibt, in denen ebenfalls wirklich interessante und ernstzunehmende Menschen leben, trotzdem haben die Welten so gut wie keine Berührungspunkte.

Ks Sohn ist ziemlich exakt genauso alt wie N, es waren also sechs Menschen im Alter zwischen 22-28 Jahren hier im Haus und ich fand es enorm spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die jeweiligen Lebensumstände sein können und welche Varianz sich damit in den jeweils individuellen Erwartungen, Erfahrungen, Lebenshaltungen und -einstellungen ergibt.
Außerdem fand ich es interessant festzustellen, was bei jüngeren Menschen heute nicht mehr ganz selbstverständlich zum Allgemeinwissen gehört, einfach deshalb, weil Informationen darüber in ihren Filterbubblen, in denen sie leben, nicht mehr vorkommen und wahrscheinlich auch nicht mehr notwendig sind.
Ns Medizinertruppe steht aktuell sehr auf Wortwitze, viele davon fühlen sich für mich wie ein Revival meiner eigenen Jugend an, denn "Treffen sich zwei Jäger, beide tot", war schon vor 35 Jahren genau so ein Standardwitz wie "Was ist braun, klebrig und läuft durch die Wüste? - Ein Karamel" . Dass aber keiner aus der Truppe je etwas von Dieter Krebs und Iris Berben gehört hatte - das fand ich dann wieder erstaunlich, denn ausgerechnet diese beiden Namen sind für mich ganz fest mit den besten Wortwitzen, die ich kenne, verbunden. ("Als ich aus dem Fenster schaute graute der Morgen." - "Dem Morgen!")

Heute Nachmittag waren dann aber doch alle mal für ein paar Stunden ausgeflogen, K machte mit Sohn und Freundin eine Fahrradtour zum Hafen, J war arbeiten und N hatte sich das Hasemobil geschnappt, um damit erst den Freund zur Haltestelle zu bringen und anschließend mit der Freundin noch ein wenig spazieren zu gehen/fahren.
So war ich allein im Haus und habe mir ein weiteres Stück des "Alles gesagt Podcast" der Zeit mit Rezo angehört, von den knapp neun Stunden habe ich inzwischen rund 6,5 Stunden gehört und finde es echt interessant. Ich mag Rezo und finde, er ist ein wirklich kluger Mensch, angemessen selbstreflektiert, aber mit genau der entscheidenden Portion Biss, die für mich wichtig ist, um Menschen auch respektieren zu können. (Für mich steht Respekt in erster Linie für "Achtung für etwas, was ich bewundere", das ist jetzt eine sehr verkürzte Aussage, weil ich ja noch immer nicht fertig bin mit meinen Überlegungen zum Thema "Respekt und Höflichkeit", die führe ich auch irgendwann noch mal ausführlicher aus.).

In dem Gespräch mit Rezo ist mir aufgefallen, dass er viele Ansichten hat, die ich fast vollständig teile, mir ist aber auch aufgefallen, dass er eine Sprache benutzt, die nicht meine ist und über die sich viele Leute, die ich kenne (auch und grade viele jüngere Leute) gerne mal lustig machen, weil sie eher als eine Sprache der ungebildeten Unterschichtsprache bezeichnet wird, die "richtigen" Akademikerkinder reden so nicht. "Lol" zum Beispiel sagt man einfach nicht, wie gruselig.
Rezo ist genau in dem gleichen Alter wie die sechs jüngeren Menschen, die die letzten Tage hier mit mir gewohnt haben und Rezo hat einen Einser-Master-Abschluss in Informatik, sein Bildungsstand ist also ganz bestimmt gleichwertig mit einem Medizinerabschluss, aber trotzdem benutzt er eine komplett andere Sprache, die eine Menge Trigger-Wörter enthält, mit der er sowohl die jüngere (gleichwertige) sonstige Bildungselite provoziert als natürlich auch die meisten Boomer, eine Zielgruppe, bei der man sich die Provokation ja sehr gut vorstellen kann. Aber warum auch die anderen, die jüngeren? Ich muss da noch mal ausführlicher drüber nachdenken, aber ich habe da so ein Gefühl, dass da interessante Gründe hinter stecken könnten
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Das wird heute nichts mehr
Ich bin komplett im real Life beschäftigt
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Samstag, 5. September 2020
Voll
Das Haus ist heute ziemlich voll, acht Leute sind da, das bedeutet, dass alle regulären Betten besetzt sind, nur noch die beiden Ausziehsofas im Wohnzimmer bzw. im Wohnbüro bleiben unbeschlafen, das ist tatsächlich kurz vorm Limit.
Früher war das eine völlig normale Situation, da hatten wir hier häufig volles Haus, auch mit Nutzung aller Schlafsofas, aber seitdem ich mit meinem Westfalenmann als glückliche Zwei-Personen-Familie lebe, ist das tatsächlich selten geworden.

Trotzdem sind heute Abend alle satt geworden und morgen schau’n wir mal, wie wir die Meute weiter beschäftigen
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Donnerstag, 3. September 2020
Krankenkasse, Bettenlogistik und Niederschlagsmengen
Manchmal habe ich ja das Gefühl, dass es eigentlich schon ein fulltime Job ist, wenn man sich nur darum kümmert, die privaten Dinge vernünftig zu regeln.
Weil, irgendwas ist ja immer.

Heute habe ich ausführlich mit der Krankenkasse telefoniert.
Die Krankenkasse rief bei mir an, weil sie Dinge klären wollten. Das kam bei mir als Info an, weil sie nach dem dritten Telefonanruf endlich mal auf den AB sprachen und eine Rückrufbitte mit Telefonnummer hinterließen. Der AB ist in die Fritzbox integriert und die schickt eine E-Mail mit der aufgenommenen Sprachnachricht an meine hinterlegte E-Mailadresse, wo auch immer ich mich aufhalte, bekomme ich so trotzdem zeitnah Nachricht, dass jemand auf meinen AB gesprochen hat.
Die Krankenkasse kennt nur meine Adresse in Greven, weil ich es nie für nötig befunden habe, die Adresse dort zu ändern, soweit es Arbeits- und Verwaltungsprozesses betrifft, ist die Adresse in Greven für mich nämlich einfacher zu verwalten.
Aber weil ich für die Krankenkasse in Greven wohne, wunderten die sich natürlich, dass ich mich auch Wochen nach dem Unfall immer noch von einem Arzt auf Borkum behandeln lasse, einem Internisten zudem, der ja nun offensichtlich nicht die fachärztliche Kompetenz für Knochenbrüche und Bänderrisse mitbringt.
Deshalb riefen sie an, um mich über alternative Behandlungsmethoden aufzuklären. Aus Sicht der Krankenkasse wäre es vernünftiger, ich ginge zu einem Unfallchirurgen oder zu einem Orthopäden im Umkreis von Münster - aus meiner Sicht wäre das ganz sicher auch vernünftiger, ich bin nur leider nicht mobil genug dafür.

Das ließ sich aber alles durch ein längeres Telefonat erklären.
Weil ich die Krankenkasse aber nun schon mal am Telefon hatte, dachte ich, ich frage dann auch gleich mal nach der Erstattung von Hilfsmitteln. Diesen vom Arzt versprochenen Aircastschuh habe ich ja immer noch nicht.
Ich habe als erstes gelernt, dass die Krankenkasse aus unsäglich vielen Abteilungen besteht, von der die eine nicht weiß, was die andere tut, oder, positiv ausgedrückt: Dass es das Beste ist, man redet immer nur mit den Spezialisten und die sitzen deutschlandweit verstreut in allen möglichen Städten, nur einen Standort für alle wäre ja langweilig.
Weil jede Fachabteilung räumlich eben irgendwo sitzt, hat jeder nicht nur seine individuelle Durchwahl, sondern auch seine individuelle Vorwahl. Spannend.

Die Krankenkassenmitarbeiterin, die mich laut Fritzbox von einer Hamburger Nummer aus anrief, bat mich auf dem AB, sie doch bitte über eine Nummer in Dortmund zurückzurufen. Was ich natürlich tat, aber nachdem wir ihr Thema geklärt hatten und ich sie dann noch fragte, ob sie mir Infos zum Thema "Hilfsmittel und Kostenübernahme" geben könnte, verwies sie mich an das "FzH - Fachzentrum für Hilfsmittel" und die sitzen dann wiederum in Münster.
Also telefonierte ich anschließend noch mit dem FzH und ließ mir dort von einer sehr netten Mitarbeiterin sehr ausführlich erklären, dass es auf der Website der DAK einen "Hilfsmittellotsen" gäbe, wo ich einfach online nachschauen könne, wo das für mich zuständige, nächstgelegene Sanitätshaus für die von mir benötigten Hilfsmittel sei.
Wir probierten das dann sofort gemeinsam aus und stellten fest, dass es für Aircastschuhe gar kein Sanitätshaus auf Borkum gibt, dass ich aber auch nicht mal eben aufs Festland gehen kann, weil zwischen Borkum und Festland halt leider so eklig viel Wasser liegt.
Nach ein bisschen hin und her begriff die Mitarbeiterin mein Problem und schaute dann mal konkret unter meinem Namen nach, ob da überhaupt schon Hilfsmittel beantragt worden seien und siehe da, so ein Aircastschuh war für mich bereits am 19.8. genehmigt worden und zwar einem Sanitätsfachhandel aus Leer. Das war genau die Info, die ich suchte, so dass ich als nächstes dann dieses Sanitätsfachgeschäft anrief, wo ich am Nachmittag auch endlich jemanden erreichte.
Dieser Mensch war nun sehr erstaunt als ich ihm sagte, dass der blöde Schuh immer noch nicht bei mir angekommen sei, weil er ihn gleich am 20.8. an das MVZ hier auf Borkum geschickt habe.
Sehr schnell kam aber der Lösungsvorschlag, dass das Sanitätshaus einen zweiten Schuh heute noch mal versendet, diesmal aber einfach per Post und direkt an meine Adresse, ohne Umweg über das MVZ.
Ich rechne jetzt natürlich damit, dass das MVZ sich morgen meldet, um mir mitzuteilen, mein Schuh sei da, aber dann habe ich im Zweifel eben nachher zwei Schuhe, von denen ich einen einfach wieder zurückschicken lasse, insgesamt habe ich nur jetzt das Gefühl, ich habe mich nun maximal gekümmert.

Dann war es auch schon nach 13h und Zeit, N vom Hafen abzuholen. Weil heute so schlechtes Wetter war, musste J nicht in der Milchbude arbeiten, hatte also Zeit, N mit dem Auto abzuholen.

Am späten Nachmittag, also mit der letzten Fähre, kam dann noch ein weiterer Freund von N, der auch für ein paar Tage bleibt. Im Moment werden im Untergeschoss grade die Betten neu verteilt, denn morgen bringt K auch noch seinen Sohn samt Freundin mit, so dass wir dann zu acht hier im Haus sein werden, da braucht es tatsächlich ein wenig überlegte Logistik, um jedem das strategisch sinnvollste Bett zuzuteilen. Aber ich denke, das wird N schon sinnvoll lösen, ich habe mich ja offiziell für nicht mehr zuständig erklärt.

Der neue Besuch kam übrigens aus Hamburg und brachte Franzbrötchen mit - natürlich aus der besten Franzbrötchenbäckerei Hamburgs, ich habe deshalb heute gelernt, dass ich es nicht als Verlust empfinde, dass ich in meinem regionalen Umfeld normalerweise keine Franzbrötchen kaufen kann.

Ansonsten kann ich noch berichten, dass der Wetterdienst (ARD MoMa, Donald Bäcker) erzählte, dass es dieses Jahr im August auf Borkum mehr als 300% der sonst üblichen Regenmenge als Niederschlag gegeben hätte.
Fand ich faszinierend, denn ja, es hat in den letzten Wochen eine Menge geregnet, dass es aber so viel mehr als üblich war, wäre mir nicht aufgefallen, aber ich war ja auch hauptsächlich drinnen, wahrscheinlich verschiebt das die Wahrnehmung
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Donnerstag, 3. September 2020
Nadel ist raus
Den aufregendsten Tag hat heute wohl N verbracht, der am Morgen mit dem Kat aufs Festland fuhr, um sich dort in die Unfall-Ambulanz des Kreiskrankenhauses zu begeben, damit ein nur mittelgut begabter Landchirurg eine Stunde erfolglos versuchte, die Nadelspitze aus seinem Fuß rauszuporkeln, was wohl große Ähnlichkeit mit der Suche im Heuhaufen hatte und ähnlich erfolglos verlief. In Folge wurde er mit dem mittlerweile recht weit aufgeschnittenen Fuß stationär aufgenommen, damit am Nachmittag ein ganzes Chirurgenteam in einem richtigen OP das gleich noch mal versuchten, die waren allerdings erfolgreicher und die Nadel ist jetzt draußen.
Immerhin.
Dafür ist der Fuß jetzt richtig dolle kaputt, der wird ihm also noch einige Tage viel Freude machen, bis das alles wieder soweit verheilt ist, dass er den Fuß schmerzfrei benutzen kann, das wird dauern.

Blöd, aber nun auch nicht mehr zu ändern.

Für die anderen Menschen hier im Haus war es ein sehr ruhiger Tag, vor allem weil am Vormittag das Internet ausfiel, flächendeckende Störung bei Vodafone, und erst am Nachmittag wieder verfügbar war. Ohne Internet ist Home-Office quasi nicht nutzbar, ich habe also ohne jedes schlechte Gewissen ganz entspannt gechillt, ich fand , es war ein schöner Tag.
J war in der Milchbude und Ns Besuchsfreundin hat für ihr Staatsexamen gelernt, die kommt nämlich aus München und dort hat man die Staatsexamenstermine im Frühjahr wegen Corona alle abgesagt, next try im Oktober, mit so einer langen Pause dazwischen bedeutet das aber ganz konkret, dass man das allermeiste einfach noch mal lernen muss.
Guter Beweis, dass die Mediziner (ich bin übrigens sicher, dass das nicht nur für Mediziner gilt) heute nichts lernen, um es wirklich zu wissen und nutzen zu können, sondern ausschließlich examensorientiert und die tatsächliche Ausbildung als Arzt erfolgt erst nach dem Examen. Beruhigt ja ungemein, das zu wissen.

Im Job: Wir haben grade eine Stelle ausgeschrieben und suchen einen Architekten als Projektleiter. Neben der klassischen Ausschreibung über eine Anzeige in der regionalen Presse haben wir dann auch noch eine Anzeige bei Stepstone geschaltet. Ergebnis aus Sicht des Arbeitgebers: Über Stepstone bewerben sich nur Leute, die sich wohl standardmäßig überall bewerben, wenn die ausgeschriebene Stelle auch nur im entferntesten zu ihrem Jobprofil passt. Die wirklich interessanten Bewerbungen kamen dagegen alle über die "richtige" Anzeige. Hätte ich so auch nicht erwartet, war aber interessant zu beobachten und Stepstone kann man sich künftig wohl schenken
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Dienstag, 1. September 2020
jetzt humpeln wir alle
Hier ist richtig Action*.
*schreibt man englische Wörter in deutschen Texten nun eigentlich klein oder groß? Ich finde, kleingeschrieben sieht es genauso falsch aus wie großgeschrieben, aber Äktschen ist ja nun auch nicht besser. Kompliziert.

N hatte heute seinen ersten Tag als Assistenzarzt in der Rehaklinik, alle haben sich sehr gefreut, dass er dort jetzt das Team verstärkt, es war wohl ein guter erster Tag.
Nach Dienstschluss fuhr er sofort zur Haltestelle, um eine Freundin abzuholen, die mit der letzten Fähre gekommen war, eben jene Freundin, die er mir gestern ja schon als ganz problemlos angekündigt hatte.
Da Cs Zimmer derzeit nicht belegt ist, wurde ihr dieses Zimmer angeboten. Dort standen allerdings noch zwei Wäscheständer, die ich heute zwar abgenommen, die Wäsche selber aber noch nicht weggeräumt hatte, das bat ich N eben zu erledigen, damit sein Besuch das Zimmer nutzen kann. Dabei lief er barfuß auf dem Teppich rum - und trat in eine Nadel, die dabei abbrach und das so unglücklich, dass der abgebrochene Teil sofort in seinem Fuß verschwand.
Konkret war also gar nichts zu sehen, zunächst wusste deshalb keiner, was genau passiert war. N fand zwar die abgebrochene Nadel, aber ob die nicht schon vorher abgebrochen war, ließ sich natürlich nicht erkennen.
N sagte aber, es täte dermaßen eklig doll weh und er könne den Fuß nicht mehr schmerzfrei bewegen, dass ihm das alles nicht ganz geheuer sei. Schließlich fuhr er ins MVZ, um den Fuß röntgen zu lassen, sicher ist sicher. Dort guckten die Ärzte etwas seltsam, weil sich keiner vorstellen konnte, dass in einem Fuß, dem man äußerlich überhaupt nichts ansieht, außer, dass er dreckig ist, eine abgebrochene Nadelspitze steckt, aber nun denn, wenn der Patient es ausdrücklich verlangt, dann röntgen wir eben.
N sagte, als sich dann auf dem Monitor das Röntgenbild so langsam von rechts nach links aufbaute und erst der heile Teil des Fußes zu sehen war und dann der "gepiercte", da war dann alles, was die behandelnde Ärztin sagte: "Krass."



Ergebnis: Er muss morgen früh mit dem Kat aufs Festland, dort wird die Nadelspitze in der Unfallchirurgie rausoperiert und wenn er Glück hat, bekommt er am Nachmittag noch die letzte Fähre zurück. Sonst hat er eine Nacht auf dem Festland gewonnen.
Was er zudem jetzt schon gewonnen hat, ist eine AU, denn mit so einem gespickten Fuß ist schlecht arbeiten. Damit liegt er jetzt ganz weit vorne auf der Liste der bestbezahltesten Privatunfälle. Er hat exakt seit einem Tag das erste Mal in seinem Leben einen echten, gutbezahlten Fulltimejob, und fällt am zweiten Tag schon mal gleich wieder wegen Unfall aus. Rein finanziell hätte das schlechter laufen können.....

Nachdem die Röntgendiagnose Eindeutiges ergeben hatte und er mit Schmerzmitteln und Antibiotika versorgt war, schwang er sich auf das Hasemobil und fuhr mit seiner Besuchsfreundin und einem Glas Aperol Spritz zum Strand, weil seine Freundin unbedingt ein Foto mit "Aperollator" machen wollte, die Kombi aus Schmerzmittel und Alkohol wirkt immer gut, wie die Fotos geworden sind, weiß ich nicht, es hörte sich aber nach einem lustigen Ausflug an.

Aktueller Fuß-Krankenstand hier im Haus: J war ja bereits am 25. Juli in Berlin eine Treppe runtergefallen und hatte sich dort einen Bänderriss eingehandelt, der ist bis heute noch nicht ausgeheilt und J humpelt also immer noch irgendwie mühsam und mit Schiene durch die Gegend.
Vier Tage später, also am 29.7. bin ich vom Spaten gefallen und habe mir nicht nur einen Bänderriss, sondern auch gleich einen Bruch im Mittelfuß eingehandelt, ich habe immer noch einen Gips und kann überhaupt nur mühsam mit Krücken humpeln.
N schließlich hat jetzt eine halbe Nadel im Fuß und soll damit auch nicht mehr rumlaufen, wenn die Schmerzmittel irgendwann nicht mehr wirken, hält er sich hoffentlich auch daran.
Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt
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Dienstag, 1. September 2020
Besuch und Benehmen
Früher habe ich mir immer viel Mühe gegeben, die Termine und die Anwesenheitszeiten aller Familienmitglieder und ihrer Gäste hier auf Borkum zu koordinieren.
Mittlerweile habe ich das komplett dran gegeben, das Kommen und Gehen hier im Haus erfolgt weitestgehend spontan, wenn jemand Gäste einladen will, fragt er nach, welche Betten grade frei sind und ich stelle fest, dass das nicht nur viel stressfreier ist, weil ich nicht mehr verantwortlich bin bzw. mich nicht mehr verantwortlich fühle, was wohl noch viel wichtiger ist. Ich finde dieses Spontansystem aber auch irgendwie deutlich lustiger, denn es muss ständig irgendetwas zu improvisiert werden, weil es tatsächlich häufiger vorkommt, dass entweder gar niemand da ist - oder gleich zehn Leute auf einmal.

Es brauchte am Anfang eine gewisse Zeit, um den Umgang mit und das Leben in so einem Haus auf einer Insel zu lernen und passende Regeln zu entwickeln.
Das größte Problem war zunächst die unterschiedliche Beurteilung der Nutzung dieses Hauses, denn natürlich meinen viele Menschen, das sei hier ein Ferienhaus und im Zweifel könnten sie es auch durch Zahlung eines entsprechenden Betrages (den ich ihnen dann natürlich zu erlassen habe, weil sie ja schließlich Freunde sind), einfach mieten und dann wäre es während der Dauer ihres Aufenthaltes sozusagen "ihres" und sie könnten sich hier dann benehmen wie in einem Ferienhaus.
Dass dieses Haus für mich aber nie ein Ferienhaus war, sondern einfach nur mein privates Wohnhaus und in dem lässt man ja auch nicht einfach so andere Leute wohnen, auch nicht, wenn man selber mal grade nicht da ist, diese "egoistische" Einstellung kostete mich anfangs ein paar Freundschaften und führte immer mal wieder zu bösen Verstimmungen, aber irgendwann waren die "Ferienhausmenschen" alle vergrätzt und dann war Ruhe.
Nach CWs Tod wurde es für mich noch mal deutlich leichter, denn dann konnte ich bestimmen, dass wirklich gar keine "fremden" Leute mehr in diesem Haus wohnten, aber irgendwann war es dann wieder so, dass die Kinder größer wurden und gerne mal verlängerte Wochenenden ungestört mit ihren Freunden hier Party machen ausspannen wollten. Das fühlte sich dann eben so an, wie es sich für alle Eltern anfühlt, wenn sie dem Nachwuchs das gesamte Haus für ein paar Tage als sturmfreie Bude überlassen.
Inzwischen hat das Haus aber genau solche Situationen schon mehrfach unbeschadet überlebt und es hat sich ganz allmählich eine neue Selbstverständlichkeit ergeben.
Die obere Etage gehört K und mir, die steht nicht zur Disposition und insbesondere steht unser Bett nicht für Gäste zur Verfügung, auch wenn wir nicht da sind. In der unteren Etage hat jedes der Kinder ein Zimmer, aber da sprechen sie sich einfach untereinander ab, wenn sie Gäste einladen wollen und dafür dann mehr als nur das/die Betten in ihrem eigenen Zimmer benötigen. Wenn ich Gäste einladen möchte, frage ich auch kurz nach, welches Zimmer zur Verfügung steht und im Zweifel wird N ausquartiert (weil er das Zimmer mit dem gästefreundlichsten Doppelbett hat) und muss dann entweder bei J schlafen oder oben bei uns auf dem Gästesofa. Das hat diesen Sommer wunderbar funktioniert und ich denke, wir werden genau dieses Modell jetzt beibehalten.

Als Besonderheit haben wir dieses Jahr ja auch noch die Situation, dass N hier die nächste Zeit wirklich ganz permanent wohnen wird, J wird auch länger hier sein - und ich habe mit meinem Gipsbein auch vier Wochen Extraaufenthalt gewonnen, so dass der Besuch, den N sich für die nächste Zeit eingeladen hat, damit klarkommen muss, dass neben dem kleinen Bruder dann auch noch die Mutter im Haus ist. Lässt sich nicht vermeiden.
Aber N hat mir schon erklärt, dass er sich bei der Freundin, die morgen kommt, zum Glück keine Sorgen machen muss, denn durch Zufall hat er deren Eltern selber letzten Monat kennengelernt: "Und Mama, die Mutter von Katharina ist genauso politisch unkorrekt wie du, da kann also gar nichts passieren, du kannst dich einfach ganz normal benehmen, Katharina ist das gewohnt."
Das beruhigt mich sehr, dann wird es mit diesem Besuch schon mal keine Probleme geben :-)
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Sonntag, 30. August 2020
Nur positive Coronafolgen, ein neuer Rekord und die Abrollrichtung der Zewarolle
Hat das jemand gehört, dieses laute Wusch, mit dem die letzten drei Tage vergangen sind?
K ist grade eben erst hier angekommen und jetzt ist er schon wieder weg. Dabei war er schon seit Donnerstag hier, aber trotzdem fühlt es sich nur an wie ein kurzer Moment.
Der eine geht, ein anderer kommt, J kam heute mit der letzten Fähre und bleibt jetzt auch erst mal bis November. Vorher geht nämlich sein Semester gar nicht wieder los und da er aktuell wirklich überhaupt nix mehr zu lernen hat, kann er die nächsten Wochen auch einfach ein bisschen in der Milchbude arbeiten, alles besser als pure Langeweile und Corona erträgt man besten zu Hause.

Ich habe in der letzten Zeit wirklich sehr viel im Internet rumgelesen, weil sich das so wunderbar mit "mit Gipsbein auf Couch rumliegen" vereinbaren lässt und bin dabei an verschiedenen Stellen auf sehr persönliche Berichte über die Auswirkungen und Folgen und vor allem auch die Spätfolgen der durch Corona geänderten Lebensumstände gestoßen und kam über diesen Umweg zu der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich für viele Menschen wirklich nicht gut ist, wenn sie dauerhaft von ihren bisher gewohnten sozialen Kontakten körperlich abgeschnitten sind und dass vor allem so ein radikaler Wandel des Alltags für die allermeisten Menschen nur sehr schwer zu verkraften ist.

Ich kann solche "Einsichten" nur durch viel Lesen und durch die Aufnahme immer gleicher Informationen als "wird wohl tatsächlich für die meisten ein Thema sein" akzeptieren, denn rein intuitiv reagiere ich nur sehr verwundert und unverständig auf die Klage "mir fehlen meine Freunde", weil hey, ihr könnt doch telefonieren oder videochatten und was braucht es denn sonst noch?
Und wenn sich die Lebensumstände ändern, dann ändern sie sich eben, da ich persönlich ein schon fast extrem fatalistisches Gemüt habe, nehme ich geänderte Realitäten einfach nur hin und akzeptiere sie als neue Realitäten, wenn ich sie weder ändern noch ignorieren kann. Aber auch dieser Fatalismus scheint keine neurotypische Reaktion zu sein.

Gleichzeitig ist mir durch die Berichte über die für viele erst nach und nach eintretenden belastenden Folgen der Coronasituation noch mal extra deutlich klargeworden, wie ungemein privilegiert ich bin.
Denn alles, was es braucht, um von der pandemiebedingten notwendigen Einsiedelersituation umfassend zu profitieren, all das bringe ich als "Grundeinstellung" von ganz alleine schon mit.

Für mich ergeben sich aus "deraktuellensituation" keinerlei finanzielle Folgen, eher im Gegenteil, so wie es zur Zeit aussieht, werde ich rein finanziell gründlich davon profitiert haben.

Mein Beruf lässt sich ziemlich problemlos jederzeit ins Home-Office verlegen und mein Home-Office ist inklusiver ergonomischer Sitzmöglichkeiten bestens ausgestattet.

Zu meinem Haushalt gehören keine schulpflichtigen Kinder, ich muss mich mit dem gesamten Themenirrsinn aus Schule und Corona und blödsinnigen Vorschriften, aus bekloppten Lehrern, seltsamen Erwartungshaltungen und genervten Kindern nicht beschäftigen.

Mein Lieblingszustand ist "zu Hause sein", oder, wie meine Freundin Barbara es neulich so hübsch ausdrückte: Mein Aszendent ist Einsiedlerkrebs.
Mein Gemütszustand hat sich also seit März kontinuierlich verbessert, ich muss nicht mehr rausgehen.

Der einzige Mensch, mit dem es mir wirklich wichtig ist, zusammenzusein, ist mit mir zuhause, da kann ich nur sagen: Besser geht nicht!

Alle anderen Menschen, die ansonsten mit mir gemeinsam in meinem Haushalt wohnen, sind entweder nur vorübergehend als Gast anwesend oder ich habe ihre Anwesenheit aktiv akzeptiert, durch die Ausweichmöglichkeiten des Zweithaushaltes ergeben sich unangenehme Dauernervsituationen per default nicht.

Naja, und ansonsten habe ich natürlich noch all die anderen Privilegien, die ich auch alle schon vorher hatte, die haben sich nicht geändert, aber nicht nur "dieaktuellesituation" erträgt sich besser, sondern jede Situation ist angenehmer, wenn man all den Luxus, der für mich halt zum Alltag gehört, auch noch zusätzlich genießen kann.

Ich habe also tatsächlich überhaupt gar nichts an "deraktuellensituation" auszusetzen, außer die Sorge, dass sie wahrscheinlich nicht ewig dauern wird und dass ich mich dann wieder umgewöhnen muss, ich fürchte, das wird hart. Aber so lange es geht, geht's und so wie es aussieht, wird es ja wohl auch noch eine Weile dauern. I'll keep my fingers crossed.

Soweit also mein persönlicher Bericht, was Corona so mit mir gemacht hat bisher, ich schäme mich ein wenig, weil es mir wirklich nur rundum besser geht, aber es kommen sicher auch wieder andere Zeiten und dann muss ich raus und unter Leute und dort Smalltalk machen und mich totlangweilen, es wird sich wahrscheinlich nicht dauerhaft vermeiden lassen.

Zum Abschluss noch eine kurze Notiz zu einer Rekordverbesserung: Da wir ja überall Kameras haben, lässt sich die Zeit, die K von Haustür zu Haustür benötigt, wunderbar ablesen, er hat das Haus hier auf Borkum heute um 17.30h verlassen und fuhr um 18.58h in Greven in die Tiefgarage. Das sind 88 Minuten und damit ein neuer Haus-zu-Haus-Rekord.

Ach, und noch was: N hat die Zewarolle wieder richtigrum in den Abroller gelegt. Es ist erst ein paar Tage her, dass N mich fragte, seit wann ich die Zewarolle falschrum in den Abroller einlege, also dass Papier zur Wand abrollen lasse, statt nach vorne. Ihn wunderte das, weil er weiß, dass ich schon mehrfach auch auf fremden Klos das Klopapier umgedreht habe, weil ich es nicht ertrage, wenn sich das Papier zur Wand hin abrollt. Ich musste sehr grinsen und erklärte ihm, dass K das macht, der meint nämlich, dass es sich andersrum besser abreißen lässt. Ich habe aufgegeben, das mit ihm zu diskutieren, ich drehe die Rolle einfach kommentarlos wieder zurück, wenn K aus der Küche gegangen ist. K sei das aber noch nicht aufgefallen, er gibt sich eigentlich jedes Mal von neuem Mühe, mich von seiner richtigen Abrollrichtung zu überzeugen, was ich niedlich finde, weil er sonst wenig missionarischen Eifer im Haushalt zeigt.
Auf alle Fälle war die Zewarolle natürlich richtigrum eingelegt bevor K am Wochenende kam, aber als N sich vorhin ein Stück Küchentuch abreißen wollte, stellte er zu seinem großem Amüsement fest, dass K die Rolle tatsächlich wieder umgedreht hatte - und ich schätze, ab jetzt läuft da eine offene Challenge
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