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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 26. Dezember 2019
How to: Verdauung.
Der Körper ist ein wahnsinnig faszinierendes Wunder. Wenn man sich mal damit beschäftigt und lernt, was alles so falsch laufen kann, merkt man erst einmal, wie froh die meisten von uns sein sollten, dass eigentlich der Großteil weitestgehend gut funktioniert. Eine kleine, winzige Änderung in der DNA – wir reden hier von den Bauteilen A, T, C, G – an einer falschen Stelle kann bewirken, dass der Körper „falsch“ oder im Zweifel auch gar nicht funktioniert.
Diese Erkenntnis hatte ich schon früh im Biologie-Unterricht während der Schule, viele weitere, die meine Faszination für dieses Wunderwerk nur befeuern, habe ich dann im Studium erlangt. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass ein Großteil des Studiums daraus besteht, eine eigene Sprache zu lernen, sodass der „einfache Pöbel“ nicht mehr versteht, worum es geht.
So kam mir die Idee, ein paar Texte über die verschiedenen Organsysteme im Körper zu schreiben, einerseits um mal zu erfahren, ob ich gut darin bin; andererseits aber auch als Geschenk für meine Mutter, die sie als Notfalllösung für ihren Blog nutzen kann. Sie hat mir mal erklärt, dass ich wohl recht begabt darin sei, Dinge verständlich zu erklären – das hat sie (bzw. ihre Leser…) jetzt also davon.

Das Verdauungssystem ist strenggenommen nur ein großer langer Schlauch, der sich durch den Körper zieht, – jeder kennt den Witz „Wenn zwei sich küssen, entsteht eigentlich nur eine Röhre mit zwei Arschlöchern am Ende“ – und mittels Muskelbewegungen Nahrung aufnimmt, zerkleinert, zerlegt, mit Speichel versetzt und den Rest dann am Ende zusammen mit Stoffwechselabbauprodukten nach draußen befördert. Das Ganze dauert durchschnittlich ein bis drei Tage, wobei der längste Weg (bis zum Dickdarm) meist schon nach etwa 10 Stunden zurückgelegt ist. Die größte Varianz ergibt sich durch die unterschiedlich lange „Verweilzeit“ im Enddarm, also den 20 Zentimetern kurz vor’m Poloch. Ich glaube jeder weiß, wie lange man zur Not zurückhalten kann…
Mund, Speiseröhre (Ösophagus) und Magen (Gaster) werden innerhalb der ersten drei Stunden passiert. Im Magen herrscht ein saures Milieu, was einerseits eine erste immunologische Barriere ist, da hier Bakterien größtenteils eliminiert werden. Andererseits zersetzt die Säure die Nahrung und trägt so gemeinsam mit den Verdauungsenzymen* im Speichel zur Aufnahme der Nährstoffe bei.
*Praktische Übung: Wenn man Weißbrot lange im Mund kaut, schmeckt es irgendwann süß. Denn der Speichel spaltet die Kohlenhydrate des Brots, sodass schrittweise u.a. Glucose, der wichtigste Baustein von normalem Zucker, entsteht. Glucose kann nicht nur geschmeckt werden (der „gute“ Geschmack ist ein Anreizsystem des Körpers, denn Glucose ist ein wunderbarer Energielieferant), sondern auch besser von den Darmzellen aufgenommen werden.

Ein Schließmuskel am Magenausgang schleust nach und nach den Mageninhalt in den Darm (Intestinum), so wird nicht nur garantiert, dass der Aufenthalt im Magen ausreichend lang ist, sondern auch sichergestellt, dass nicht zu viel saurer Magensaft gleichzeitig in den – dagegen schutzlosen – Darm gelangt. Es folgt der erste Abschnitt des Dünndarms, das etwa zwölffinger-lange Duodenum, wo gleich zu Beginn ordentlich Bauchspeichel der sauren Magensuppe beigemengt wird. Bauchspeichel ist basisch, neutralisiert also die Säure. Der Brei wandert mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 0,0006 km/h (ca. 7 Stunden für ca. 4 Meter) weiter, während in einer nun relativ pH-neutralen Umgebung die dadurch aktivierten Verdauungsenzyme wunderbar arbeiten können. Im Dickdarm wird das restliche, unverdauliche Etwas dann entwässert und somit komprimiert, sodass es in der Ampulle des Enddarms (≙Mastdarm≙Rektum) gespeichert werden kann. In den letzten Zentimetern vor dem finalen Schließmuskel besitzt jeder von uns mehrere Ringmuskeln, die nicht nur ausreichend dichthalten, sondern auch in der Lage sind, nicht-festen Inhalt zu erkennen, was uns letztlich ermöglicht, einen einfachen Furz von einer größeren Aktion zu unterscheiden. Glücklicherweise haben wir Menschen an den äußersten Ringmuskeln eine willentliche Innervation, sodass wir uns nicht automatisch entleeren, wenn Druck und Entspannung gleichzeitig** da sind.
**Ich muss selber etwas schmunzeln - mit Druck meine ich hier die Füllung des Enddarms und mit Entspannung den Zustand, in dem sich ein Lebewesen nervlich befindet, wenn kein Feind oder eine sonstige Gefahr da ist. Um mich jetzt nicht in einem meiner Lieblingsthemen, der Neurophysiologie, zu verlieren, breche ich den Exkurs an dieser Stelle knallhart ab. Wie unser Nervensystem aufgebaut ist, erkläre ich hier, sobald meine Mutter wieder zu beschäftigt/faul ist, etwas Eigenes zu veröffentlichen.
Alles, was im Magen oder Darm von den Zellen aufgenommen und an das Blut abgegeben wird, wird zur Leber geschleust. Dieses „Pfortadersystem“ ist überlebenswichtig, da die unzähligen Bakterien im Darm bei der Zersetzung der Nahrung neben einigen nützlichen Stoffwechselprodukten auch viel Ammoniak und sonstige Gifte produzieren, die unser Darm leider auch aufnimmt. Die Entgiftungsfunktion der Leber ist wohlbekannt, ich denke ich brauche hierüber nicht viele Worte verlieren. Sie speichert außerdem Glucose, indem sie sie wieder langkettig vernetzt, stellt einen Teil des Bauchspeichels*** her, reguliert den Fetthaushalt im Blut (bzw. versucht es…) und produziert wichtige Stoffe und Faktoren für unser Immun- und Gerinnungssystem. Ich trage mit dieser kurzen Aufzählung der Wichtigkeit der Leber kaum Rechnung – dass sie sich selbst regenerieren kann, eine gewisse immunologische Toleranz**** ausbildet usw. macht sie nur interessanter. Der Einfachheit halber belasse ich es aber bei diesen kurzen Ausführungen – ein grobes Bild sollte dadurch geschaffen sein.
***Ich habe die Bauchspeicheldrüse (das (sic!) Pankreas) bislang nicht erwähnt, ihre Funktion ist durch den Namen schon weitestgehend erklärt. Außer dem „nach außen“ (=exokrin) gespuckten Bauchspeichel produziert die Drüse aber auch einige ins Blut (=endokrin) abgegebene Stoffe, allen vorweg Insulin. Ganz grob zusammengefasst ist die Regulation hier ziemlich einfach: Glucose im Blut hoch = Insulinausschüttung; Glucose niedrig = Glucagonausschüttung (regt die Leber an, die gespeicherten Glucoseketten wieder aufzulösen). Sorry, sehr viel mehr ist das nicht – Diabetes (eigentlich Diabetes mellitus) ist entweder eine „angeborene“ Störung bei der Sekretion (die dafür zuständigen Zellen werden autoimmunologisch zerstört) oder aber eine „erworbene“ Resistenz gegen Insulin.
****Man muss hier im Hinterkopf behalten, dass in der Leber tausend verschiedene Stoffe – darunter einige Gifte – verarbeitet werden. Wenn unser Immunsystem hier direkt anspringen würde, wäre das blöd, ergo ist das Immunsystem innerhalb der Leber etwas gedämpfter. Zeigt sich in der Praxis durch die vergleichsweise niedrige Anzahl an Abstoßungsreaktionen bei Lebertransplantationen.


Mediziner sprechen manchmal von einem dritten Blutkreislauf, gemeint ist damit neben dem Lungen- und Körperkreislauf das besagte Pfortadersystem. Die Leberzellen entgiften und regulieren also das eintreffende Blut und geben es in die „untere Hohlvene“ (Vena cava inferior) ab, die wiederum das verbrauchte Blut aus den Beinen und Beckenorganen (ich zähle neben der Blase, der Gebärmutter/Prostata und den Eier(stöcke)n auch einfach mal die Nieren und Nebennieren dazu…) führt. Ab dem Einmünden der Lebervenen ist der Weg zum Herz übrigens nicht mehr lang, die Leber liegt zu einem Großteil nämlich gut geschützt hinter dem Brustkorb und gar nicht so weit im Bauch.
Und so endet die sehr grobe Ausführung über unser Verdauungssystem nach inzwischen viel mehr Text als ich dachte; und das obwohl ich über einige spannende Dinge kein Wort verloren habe, wie z.B. die Tatsache, dass der lange Schlauch durch ein riesiges eigenes Netzwerk koordiniert wird, was aus mehr Nervenzellen besteht als unser Rückenmark
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Mittwoch, 25. Dezember 2019
Regenbogen und Ferienwohnungsverwendung
Sehr ruhiger Tag hier, wir haben alle lange geschlafen und dann hat jeder ein wenig in seinem Internet rumgekroost.
Die Kinder guckten Netflix über AppleTV auf dem Fernseher und/oder in ihr Macbook bzw. PC bzw. iPad oder Handy, teilweise alles gleichzeitig, bei der Vielzahl der elektronischen Geräte, über die heute jeder verfügt, weiß man ja gar nicht mehr, wie man das beschreiben soll, es hat sich auf alle Fälle keiner gelangweilt.

Ich habe die Wäsche sortiert und zwei Maschinen Wäsche durchgescheucht, die dritte wartet noch auf ihren Einsatz, weil ich bei dem Wetter schlecht draußen trocknen kann, stecke ich die feuchte Wäsche in den Trockner, der aber nicht gleichzeitig mit der Waschmaschine laufen kann, weil dann immer die Sicherung wegen Überlastung in die Knie geht.
Aber zwei Maschinen sind gewaschen und getrocknet, ist ja auch was.

Am frühen Nachmittag sah das Wetter freundlich genug für einen Spaziergang aus, nach dem es gestern ja wirklich durchgängig nicht nur geregnet, sondern phasenweise auch richtig gegossen hat und wir sehr froh waren, dass keiner von uns vor die Tür gehen musste.

Die Kinder gammelten in Schlafanzug- und Pflegerhosen glücklich vor ihren Geräten rum, also zogen K und ich zu zweit los, ein bisschen frische Luft und einmal Wasser gucken war der Plan.

Als wir in Höhe der Heimlichen Liebe am Strand lang liefen, machte ich ein Foto von dem Insel-Panorama, relativ blauer Himmel, alles war schön.


Dann zog sich der Himmel plötzlich zu und wurde blitzschnell rabenschwarz. Allerdings nur hinter der Promenade, der Leuchtturm lag noch voll im Sonnenlicht, es sah wirklich beeindruckend aus



Die Fotos habe ich alle mit meinem Handy gemacht, keine Profikamera mit Riesenblitz oder so, alles von der Natur ausgeleuchtet und natürlich auch alles ohne Filter. (Gilt hier ja immer, außer ich schreibe es ausdrücklich dazu.)

Gleichzeitig fing es an zu regnen, so dass sehr schnell ein wunderschöner Regenbogen entstand.
Und ich weiß jetzt, wo ich nach dem Gold graben muss: Am Fuß vom Sendemast.


Das untere Foto hat K gemacht, der hat schon das neue iPhone mit einer deutlich besseren Kamera, die kann jetzt auch Weitwinkel, so dass er den gesamten Regenbogen draufbekam. Ich hätte dafür 20m weit ins Meer laufen müssen, um genug Abstand zu haben, diesen Einsatz war mir ein vollständiger Regenbogen dann doch nicht wert.
Lustig bei diesen Weitwinkelbildern sind dann nur immer die stürzenden Linien, auf dem Originalfoto haben Leuchtturm und Sendemast also gewaltig Schlagseite, hier habe ich dann mit einer "Graderichten-App" etwas korrigiert.

Das ganze Spektakel, mit schwarzem Himmel, Regen und Regenbogen dauerte vielleicht 10 Minuten, dann war der Spuk schon wieder vorbei.

Ich habe anschließend noch ein paar Fotos vom Meer mit Sonne im Gegenlicht gemacht. Weil ich ein Foto haben wollte, wo K genau in diesem gespiegelten Lichtfenster steht, bin ich hinter ihm weiter oben am Strand immer hin und her gelaufen, um die Position perfekt auszurichten, weil ich das Foto als "Schnappschuss" haben wollte und nicht als gestellte Regieanweisung "bleib genau da stehen und gucke nach vorne". Mein hin und her Gerenne verwirrte K aber so, dass er auch immer hin und her lief, was es mir mit meiner "Schnappschussidee" natürlich extra schwer machte - aber es ist gelungen.



Das andere Foto heißt "K kuckt Küste", denn da schaut er genau nach Eemshaven, die Kohlekraftwerke sind verschwommen im Hintergrund zu erkennen. Hier habe ich das mit dem zufälligen Schnappschuss aufgegeben und ihm gesagt, wo er stehen und wohin er gucken soll. Ich finde das Foto trotzdem schön.

Ansonsten habe ich mit der Mutter telefoniert, die erzählte, der Bruder hat sich jetzt auch eine Ferienwohnung hier auf der Insel gekauft - aber nur als Kapitalanlage und vorrangig zur Fremdvermietung, was mir grundsätzlich ja komplett fremd ist.

Dass man sich eine Ferienwohnung kauft, weil man sein Domizil eben nicht mehr mit fremden Leuten teilen will, das kann ich verstehen.
Man kann seine privaten Sachen gleich vor Ort lassen und muss zum Verreisen keine Koffer mehr packen, man kann sich seine Ferienwohnung genau so einrichten, wie es einem selber gefällt und muss keine Sorge haben, dass fremde Leute einem die Dinge kaputt machen oder wegschleppen und das allerwichtigste: Man hat sein eigenes Bett und muss sich nicht mit Phantasien rumplagen, wer wohl schon alles auf die Matratze gepinkelt, gevögelt oder gekotzt hat.
Grade bei Bett bin ich hochempfindlich, ich mag mein Bett schließlich auch sehr.

Ich kaufe alle Kleidungsstücke auf dem Flohmarkt und habe kein Problem damit, weil ich das Zeug ja waschen kann, bevor ich es selber trage. Aber die Matratze in einem Bett kann ich nicht waschen, da kann ich maximal ein sauberes Bettlaken drüberlegen - und dass man jedesmal die Bettdecke und das Kopfkissen durchreinigt, wenn man frisch ankommt, halte ich auch eher für unlösbar, was aber alles für Krabbeltiere in Bettdecken und Kopfkissen hausen können, die andere Leute dort eingeschleppt haben, das sollte man vorsichtshalber nicht googeln.
Krätze ist da noch fast die harmlose Variante.

Und ja, ich habe deshalb auch ein Problem mit Hotelbetten und ich wundere mich seit Ewigkeiten, weshalb Leute meinen, sie würden keine Secondhand-Kleidung tragen wollen - aber ohne mit der Wimper zu zucken im Urlaub in Hotelbetten schlafen, von denen sie mit 100%iger Sicherheit keine Ahnung haben, wer da vorher schon alles dringeschlafen und Dinge drin getan hat. Urrrrgghgh, grusel, schüttel, es ist besser, ich denke da gar nicht drüber nach, weil ich sonst ein ernsthaftes Problem mit Urlaub machen in fremden Betten habe.

Ich sehe gleichzeitig ein, dass nicht jeder die Kohle hat, sich eine Ferienwohnung zur Selbstnutzung zu kaufen, und wenn man Urlaub machen möchte, muss man halt Kompromisse machen - aber wenn ich die Kohle habe und mir so eine Wohnung kaufen kann, ja verflixt, warum hole ich mir dann andererleuts Problemgeziefer ins eigene Haus? Ne, sorry, erschließt sich mir nicht.

Muss es aber ja zum Glück auch nicht. Die allermeisten Ferienwohnungsbesitzer vermieten ihre Wohnungen tatsächlich auch an fremde Leute, weil man da natürlich zusätzlich Geld mit verdienen kann.
Ich glaube, wenn man erstmal so viel Kohle hat, dass man Ferienwohnungsbesitzer sein kann*, dann bricht bei den allermeisten Menschen auch sofort ein gesteigerter Geldgierwahn aus und sie müssen immer noch mehr und noch mehr haben. Ist ein komplett anderes Thema, lässt mich aber auch regelmäßig den Kopf schütteln. K nennt das "das chronische Halsleiden - die kriegen den Hals nicht voll" und ich denke, das beschreibt es ziemlich genau.

*für ganz arme Menschen ist das schon deshalb nichts, weil man die wenigstens Ferienwohnungen zu 100% finanzieren kann, ein gewisses Eigenkapital muss man als Startkapital schon mitbringen

Deshalb soll das jeder machen wie er mag, für mich bleibt es aber für immer dabei: Wenn ich Ferienwohnungen vermiete, dann nur solche, in denen ich nicht selber wohne. Der Onkel zB vermietet seine Ferienwohnungen, weil sie genau dafür gedacht sind: um Urlauber dort wohnen zu lassen. Seine eigenen "Privaträume" vermietet er aber selbstverständlich nicht, die sind halt privat. Und genau das gleiche gilt für mein Haus: Freunde sind natürlich als Besuch willkommen - aber nur, wenn sie mich besuchen wollen und nicht einfach nur eine preiswerte Übernachtung für ihren Urlaub suchen. Und gegen Geld schläft niemand in meinem Bett, ich bin doch keine Nutte
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Dienstag, 24. Dezember 2019
Weihnachten
So, Baum steht:

Wie der Rest des Tages verläuft, ist noch ungewiss, die Kinder meinten, man könne doch jetzt fix die Geschenke verteilen, dann wäre das Thema ruck zuck durch und sie könnten sich mit Schwung und Freude auf "endlich Urlaub machen" stürzen.

So ganz verkehrt finde ich die Idee nicht, ich merke, wie grade meine traditionelle Weihnachtsaversion in mir hochblubbelt und mir Dinge zuflüstert wie "das ist doch alles ein einziges, verlogenes Getue, wer will diese Show denn noch wirklich?" und vielleicht ist es eine gute Idee, diese Verpflichtung so schnell und vor allem so kurz und schmerzlos wie möglich hinter sich zu bringen.

Es gibt doch wahrlich nettere Dinge, die man als Familie gemeinsam machen kann, als sich um einen kitschig glitzernden Weihnachtsbaum zu versammeln, um dort unbeholfen rumzusitzen, weil keiner als erster was sagen will und ich ganz sicher auch nicht, weil ich halt auch nicht weiß, was man nun noch tun müsste, bevor man die Geschenke auspackt und die Stimmung mit Alkohol rettet.

In meiner Familie gab es früher ein festes Ritual mit vorgeschriebenem Ablauf, wie Weihnachten zu feiern ist. Dieser Ablauf war so selbstverständlich, dass sich niemand die Frage stellte, ob man das schön findet oder gar, weshalb man es macht, wie man es macht oder ob man etwas ändern solle. Es war halt so und fertig.

Aber dann löste sich die Tradition so nach und nach auf, Tod, Scheidungen und neue Räumlichkeiten führten dazu, dass irgendwann nichts mehr so war, wie es mal war und damit verlor dieser Ablauf eines Weihnachtsfestes für mich auch komplett jede Bedeutung.

Dazu kam, dass ich mit zunehmendem Alter der Kirche immer kritischer gegenüberstehe, genauso kritisch sehe ich tradierte Rollenmuster. Kinder, die unterm Weihnachtsbaum Gedichte aufsagen, verursachen mir Gänsehaut und um meine Kinder davor zu bewahren, sich an dieser Stelle ein Trauma einzufangen, was nachher nur durch teure Therapiestunden wieder wegzukriegen ist, habe ich meinen Teil der Familie sehr schnell vom restlichen Teil der Familie abgetrennt, als sich unter mir ein neuer Familienteil entwickelte.

Zugegeben, CW und ich hatten auch keine wirklich joy sparkende Alternativlösung, wie Weihnachten nun besser verbracht werden könne, wir haben die alten Traditionen einfach jedes Jahr mehr und mehr ausgeschlichen.

Mittlerweile steht der Weihnachtsbaum in der ersten Etage, weil da der Ofen steht und damit ist auch gleichzeitig kein Klavier in der Nähe, auf dem ich Weihnachtslieder spielen müsste.
Blockflöte kann in dieser Familie außer mir auch niemand spielen und singen können wir zu fünft ausgesprochen ausdrücklich gar nicht.
Musikalisch sind wir also einigermaßen safe, was Weihnachtseskalationsmoves angeht.
Gedichte sagt auch keiner auf und Geschichten vorlesen fühlt sich irgendwie so unglaublich künstlich an.
Bei uns ist keiner auf Knopfdruck besinnlich, dafür sind wir alle gut in blöde Bemerkungen machen.

Wir ruckeln uns Weihnachten also auf unsere ganz eigene Art und Weise zurecht und wenn man sich erst mal gelöst hat, von der Erwartungshaltung, dass Weihnachten etwas ganz Besonderes sein muss, mit Englein, Hirten, Weltfrieden und viel künstlichem Getue, um stattdessen lieber etwas gemeinsam zu machen, was allen und gleichzeitig jedem für sich Spaß macht, dann ist man meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg, den Sinn von Weihnachten umzusetzen.

Ich glaube, ich mache jetzt erst mal einen Nudelsalat für K, dann ist der auf alle Fälle schon mal glücklich
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Dienstag, 24. Dezember 2019
Systemsprenger
Tja nun, was soll ich von einem Tag wie heute schreiben?
Viel Familie, viele unterschiedliche Menschen und jeder sieht die Welt und die Dinge in der Welt mit eigenen Augen, das können dann so viele verschiedene Sichtweisen wie Augenpaare sein, die ihre Meinung vortragen.
Jeder hat ein wenig recht, jeder hat ein wenig unrecht, jeder hat halt seine ganz eigene persönliche Sichtweise und jeder muss mit seiner eigenen Meinung irgendwie zurecht kommen.

Ist ja nicht so, als wäre es wirklich von Bedeutung, welche Meinung man so hat, wichtig ist nur, dass die eigene Meinung und das eigene Leben zusammen passen, dann ist alles okay.

Ich bin eher ein negativer Mensch mit negativer Meinung von der Integrität und der Kapazität anderer Menschen, sprich, ich sehe eher das Schlechte erwarte vorsichtshalber so wenig wie möglich von anderen Menschen und versuche das pragmatisch in meinen Alltag zu integrieren. Von dem tiefbegabten Assistenten der Geschäftsführung erwarte ich maximal, dass er so wenig wie möglich stört, die Illusion aus dieser offensichtlichen Niete noch ein produktiv tätiges Teammitglied zu machen, habe ich nach hartem Ringen schon vor 10 Jahren aufgegeben.

Zugegeben, als ich neu war in dem Laden, war ich auch noch überzeugt, man muss den nur richtig ansprechen und richtig motivieren, dann läuft der von ganz alleine. Tut er auch, nur leider grundsätzlich in die falsche Richtung.
Das ist für niemanden gut, weil er die anderen Teammitglieder mit herabreißt und die Führungsmitgliedern hauptsächlich damit beschäftigt sind, sich Ausreden auszudenken, warum sie es nicht eher gemerkt haben.

C ist hier das genaue Gegenteil, sehr positiv und sehr sehr überzeugt, dass alles gut werden kann, wenn die negativen Menschen nur einfach hart genug versuchen positive Menschen zu werden.

Ich glaube das nicht, weil ich glaube, ein Esel kann nicht zum Rennpferd werden, wenn er sich nur genug anstrengt und es werden will.
Ich halte auch nix von dem Satz "Du kannst alles erreichen, wenn du es willst, du musst es nur intensiv genug wollen."
Was für ein gehobener Bullshit, als ob das nur am Wollen und am Anstrengen läge.

Natürlich, wir haben ein durchlässiges Bildungssystem und bei uns kann jeder werden, was er will - nur leider wollen viele Leute etwas werden, für das sie auf Basis ihrer inhärenten Fähigkeiten und Eigenschaften nur bedingt geeignet sind, damit aber solche Leute sich nicht frustriert von den Gesellschaft ausgeschlossen fühlen, hat man die Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen gesenkt - und zack, ist die Hälfte der Gesellschaft hochqualifiziert. Ich halte das aber in vielen Fällen für eine Potemkinsche Bildung und weil ich es so anstrengend finde, damit im Alltag umzugehen, gehe ich vorsichtshalber lieber immer erst mal mit sehr wenig Erwartungshaltung an das Leistungsvermögen anderer Menschen heran und bin selbst auf diesem niedrigen Niveau noch oft genug enttäuscht worden.

Und wahrscheinlich ist es diese Enttäuschung, die mich im Laufe der Jahre so bitter werden ließ, und nein, auch zu Weihnachten mag ich an dieser Einstellung nichts ändern, denn , wenn ich offen und positiv (=erwartungsvoll) an Menschen herangegangen bin, habe ich meine Naivität so oft sehr eindrucksvoll zu spüren bekommen, dass mir einfach die Lust auf weitere Experimente vergangen ist
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Sonntag, 22. Dezember 2019
Sushi
Der Tag bestand im Wesentlichen aus Nichtstun, obwohl ich so gut wie gar nicht auf dem Sofa saß und Buch las.
Seltsames Nichtstun, ich weiß übrigens tatsächlich nicht, womit ich heute die Stunden gefüllt habe, weil ich nichts Produktives vorzuweisen habe, aber eben auch nichts Chilliges.

Okay, ich habe immer wieder Zeit in der Küche verbracht, zwei Brote sind gebacken, C hat grünes Pesto gemacht und wir alle zusammen haben eine große Platte Sushi-Maki



und zusätzlich noch vier große Sushi-Sandwich gemacht, die habe ich dann nicht mehr fotografiert.

Tagesfüllend ist das eigentlich nicht, aber mehr habe ich nicht zu berichten.
Kein Spaziergang am Strand, kein Besuch beim Onkel, keine sonstige soziale Tat, einfach nur einen schönen Tag gehabt
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Sonntag, 22. Dezember 2019
Angekommen
Sehr viel mehr schaffe ich aber auch nicht zu vermelden.

Die ziemlich komplexe Logistik des gesamten Tages hat einwandfrei funktioniert, es gab zwar zwischendurch Abweichungen, die aber das Gesamtergebnis nicht beeinflusst haben, insofern: Hat alles perfekt geklappt.

Wir hatten für N ein neues Auto gekauft und weil das eine Überraschung sein sollte, mussten alle dichthalten - und gleichzeitig sollte er selber seinen ursprünglichen Plan "das Auto bleibt in Greven und ich fahre mit dem Zug zurück" von sich aus ändern in "dann fahren die Kinder alle zusammen in einem Kinderauto und ich fahre dann mit dem Seat von Emden aus zurück nach Wien."

Das gelang, denn es wollten alle drei Kinder von Greven aus am Samstag mit nach Borkum fahren - das wird sehr, sehr eng, wenn die zu dritt im Cabrio auf der Rückbank sitzen, weshab N sehr schnell feststellte, dass es viel cooler ist, wenn die Kinder gemeinsam in seinem Seat bis Emden fahren, er das Auto dort parkt und dann am 27. von dort aus wieder zurück nach Wien fährt.

Das coole ist, dass er vorher einen Seat Leon hatte und jetzt auch, der neue ist nur einfach 14 Jahre jünger, aber ansonsten immer noch ein Seat Leon und ich deshalb ganz offen mit ihm über den Einsatz des "Seat" sprechen konnte.

Nun, wie auch immer, ich denke, er ist sehr zufrieden mit dem Upgrade, so war der erste Teil des Tages schon gleich gut eingespielt.

C., die die letzte Woche Ns neues Auto benutzt hat, um all die Dinge zu transportieren, die sie für ihre neue Wohnung braucht, kam gegen 10h mitsamt Auto in Greven an. J und N, die gemeinsam aus Berlin kamen (weil N festgestellt hatte, dass eine Reise Wien-Berlin die praktischste Variante ist, wenn er ab Berlin mit J gemeinsam weiterfährt) trudelten gegen 11h in Greven ein, also perfektes Timing mit genug entspanntem Vorlauf.

Gegen 13h fuhren wir mit zwei Autos nach Leer, als 5er Truppe den Vater besuchen, der sich freute, von dort aus weiter nach Emden, ein Auto auf die Fähre, eines auf den Parkplatz und drei Kinder zu Fuß auf die Fähre. Wir haben dann ihre Rucksäcke noch in meinen Golf geladen, so dass sie ohne Gepäck vom Hafen mit dem Zug weiterfahren konnten, zu fünft in meinem Cabrio klappte nicht, weil die Rückbank komplett mit Gepäck belegt war.
Die Fähre fuhr allerdings nicht direkt von Emden nach Borkum, sondern machte einen Zwischenstopp in Eemshaven, wir brauchten insgesamt also nicht zwei, sondern zweieinhalb Stunden, aber irgendwann waren auch die umund wir kamen alle heil und gesund auf Borkum an.

Mittlerweile waren wir Einkaufen, haben ganz viel Brot und Dip gegessen, sind jetzt alle satt und müde und ein ganz klein wenig betrunken, weil so eine Ankunft auf der Insel mit vielen freien Tagen vor sich, das wird immer mit Alkohol gefeiert.

Morgen gibt es Sushi, mehr Plan haben wir noch nicht, aber der Reis ist schon gekocht
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Freitag, 20. Dezember 2019
Auge repariert und Gewürze gekauft
Auch wenn ich heute offiziell schon Urlaub habe und nicht mehr ins Büro gehen musste, so gab es doch noch reichlich Dinge zu tun, weshalb ich ganz zufrieden war, dass ich schon um 7h wach wurde. Das Auge, was mich gestern genervt hat, hat sich über Nacht nicht beruhigt, sondern Party gemacht, und mit so einem brennenden, drückenden, tränenden Auge schläft es sich auch nicht ganz so gut, um 7h fand ich, es reicht mit dem Rumwälzen im Bett und ich werde einfach richtig wach und stehe auf.
Bevor ich allerdings aus dem Bett stieg, fiel mein Blick auf das Fenster und ich wunderte mich, weshalb es so rosa ist.

Ich griff dann gleich mal nach meinem Handy - und wirklich, draußen war ein beeindruckender Himmel zu bewundern.



So fängt ein Tag doch gleich positiv an.

Weil das Auge so sehr nervte, dass ich es nicht auf Dauer ignorieren konnte, und schon gar nicht plante, damit auf die Insel fahren, wo dann erst recht kein passender Arzt mehr erreichbar ist, bin ich gleich als erstes mal zum Arzt gegangen.
Der diagnostizierte irgendwas entzündliches, verschrieb eine Antibiotikumsalbe - und bereits heute Abend kann ich sagen: Das war eine sehr gute Idee.
Es geht jetzt schon deutlich besser, ich möchte gar nicht wissen, wie sich das ohne Salbe entwickelt hätte.

Während des Tages habe ich dann angenehm produktiv ein paar wichtige Dinge erledigt, am Abend bin ich einmal mit K ins Ostwestfälische gefahren, weil er da Dinge zu erledigen hatte, wir waren auf dem Rückweg dann noch mal auf dem Weihnachtsmarkt in Wiedenbrück, K zog es zu den Reibekuchen und mich zu den Gewürzen.

Ich bin ja im Moment auf dem Dipgewürztrip und auf dem Weihnachtsmarkt gab es zwei Gewürzhändler-Stände, wo ich aber beim letzten Mal wegen der versalzenen Reibekuchen komplett vergessen hatte, einzukaufen. Tat ich dann heute.

Ist ja schon seltsam, wie so festgefahrene Preisprogrammierungen das eigene Geldausgebeverhalten beeinflussen.
Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nicht mehr als 1 € für ein Gewürz ausgegeben - außer ich habe gleich eine große Menge im Großmarkt gekauft. (Pfeffer z.B. kaufe ich immer im Kilo).
In aller Regel kaufe ich Gewürze auf dem Flohmarkt, da stehen regelmäßig Gewürzhändler und dort habe ich mich halt auch an die Preise gewöhnt.

Im September habe ich bei einem Händler 25 Tüten mit verschiedenen Gewürzmischungen für 20€ gekauft - zu meinem Kummer, habe ich genau diesen Händler danach nicht wieder gefunden, denn diese Gewürze waren echt prima.
Perfekt für Dips und seitdem bin ich eben auf diesem Dip-Trip.

Die Gewürzhändler auf diesem Weihnachtsmarkt boten nun auch sehr spannende Mischungen an - und heute habe ich dort einfach eingekauft und bin erst anschließend ein wenig in Ohnmacht gefallen, als ich den Gesamtpreis hörte. Ich glaube, dort kostet so ein Döschen Gewürzmischung locker das 5-6fache von dem, was ich bisher gewöhnt war, ich tröstete mich mit Yolo, bis mir klar wurde, wie seltsam das eigene Preisbeurteilungsverhalten ist.
Für so einen blöden Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt bezahlt man ohne mit der Wimper zu zucken 4 € und findet es normal.
Wenn eine Gewürzdose 6 Euro kostet, habe ich da ganz unbestritten viel länger was von, weshalb finde ich dann 6 € eigentlich teuer?
Weil ich für Gewürze eben ein anderes Preisframing eingebrannt habe - ist meine persönliche Erklärung, aber vielleicht sollte ich diese seltsamen Preisvorstellungen generell mal kritisch hinterfragen.
Oder einfach weniger Glühwein auf Weihnachtsmärkten trinken, dann bleibt viel mehr Budget für Gewürze
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