anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 27. Mai 2019
Seltsamer Montag
Heute bekam ich von drei verschiedenen Menschen einen Anruf, die alle mit denselben zwei Fragen das Gespräch starteten: "Wie geht es Ihnen denn heute? Haben Sie Lust zu arbeiten?"
Ich weiß nicht, welchen Eindruck ich sonst vermittele, aber ich hätte mir eingebildet, ich jammere im Büro oder bei Geschäftspartnern nicht über Montage oder andere allfällige Unlustattacken, das mache ich höchstens hier im Blog, das wiederum liest aber doch hoffentlich kein Mensch aus meinem beruflichen Umfeld, zumindest ist mir das nicht bekannt und es hat auch noch nie jemand angedeutet.
Beim ersten Anrufer habe ich noch ganz normal, formal reagiert mit: "Danke gut, wieso sollte ich keine Lust haben, ist etwas passiert?"
Beim zweiten war ich schon etwas besser vorbereitet und habe geantwortet: "Ja, hier ist alles okay, trotz Montag. Und bei Ihnen?"
Der dritte hat mich dann allerdings wieder komplett aus dem Konzept gebracht, denn wer rechnet denn damit, dass man von jedem Anrufer mit demselben Fragenset begrüßt wird, was man ansonsten noch nie gefragt wurde? Da habe ich also gezielt zurückgefragt, wie er auf die Fragen käme, weil er heute halt schon der dritte sei und langsame begänne ich mir Sorgen zu machen über eine Verschwörung oder ähnliches, die komplett an mir vorbeigelaufen sein muss.
Tatsächlich haben mir alle drei Anrufer jeweils einzeln bestätigt, dass sie persönlich heute einen akuten Montagsdurchhänger hätten - und ich hatte etwas zum Grübeln.
Hat die Europawahl die Menschen derart umgehauen, dass sie spontan alle Energie verloren haben?
Seltsame Koinzidenzien gibt es manchmal.

Die Wahlergebnisse fand ich jetzt nicht sehr überraschend, sie waren einigermaßen umfragekonform, mich überrascht vielmehr, welche geballte Menge an Arroganz und Inkompetenz sich sowohl bei der CDU als auch bei der SPD in der Parteispitze tummelt. Wenn man da mal ausführlich drüber nachdenkt, kann man richtig Angst bekommen, denn die regieren wirklich unser Land. Gruselig ist das.
Ein bisschen Hoffnung entsteht allerdings, wenn man sich die Wahlbeteiligung der unter 25jährigen ansieht, scheint so, als ob die Jugend aufgewacht ist. Jetzt müssen sie nur noch durchhalten und systematisch fortfahren, die verknöcherte Rentnertruppe, die momentan noch die oberen Posten besetzt, immer weiter zu demontieren.
Ich persönlich bin übrigens für ein Wahlrecht mit 16 und einen Entzug der Wahlberechtigung ab 70. Weil, warum sollten alte Leute noch wählen? Die haben keine Zukunft mehr, die gestaltet werden müsste, die haben ihr Leben im Wesentlichen gelebt und können es jetzt langsam entspannt auslaufen lassen. Und vor allem müssen sie den jungen Leuten aus reinem Altersstarrsinn nicht immer weiter die Zukunft zerstören.

Ich habe dieses Rezo-Video schon gleich am ersten Tag gesehen als es online war und ich war spontan hell begeistert und sehr gespannt, wie die etablierten Parteien darauf reagieren.
Und dann kam dieses Totalversagen. Frau AKK ist sich nicht zu schade, eine volle Breitseite überhebliche Nichtwisserarroganz abzusondern und der Rest der Truppe ist auch einfach nur peinlich.
Der Generalsekretär der CDU ist nicht nur zweimal durchs juristische Staatsexamen gefallen, er hat auch noch nicht mal begriffen, wie man auf Twitter einen Thread postet und, in meinen Augen das schlimmste dabei, er lässt dann auch keine Experten ran.
Es kann einen in Summe wirklich nur gruseln.

Dafür endete der Tag heute mit einer äußerst erfreulichen Erkenntnis: Das Untergestell des Schlafsessels passt in mein Cabrio und wir konnten sogar das Dach wieder schließen.
Genial!
Jetzt bleibt es da bis Mittwoch drin, ich wollte es nur unbedingt heute schon wissen, ob es überhaupt ins Auto passt, denn sonst hätte ich mir einen Transportplan B ausdenken müssen, aber das ist ja nun nicht mehr nötig.
Ich freu mich sehr. Das hat alles richtig rundum perfekt funktioniert und solche Aktionen machen mich dann auch ausgesprochen glücklich und zufrieden.
C selber kommt am Donnerstag auch nach Borkum, dann kann sie gleich das neue Möbelstück in ihrem Zimmer bewundern, da freue ich mich auch schon drauf
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Sonntag, 26. Mai 2019
Brief an mein 19jähriges Ich
Meine liebe AnJe,

es wird wohl kaum jemanden geben, der Dich besser kennt als ich, weshalb ich gerne die Idee aufgreife, Dir aus meinem Heute einen Brief in Dein damaliges Heute zu schreiben, denn den kleinen, sehnsüchtigen Restglauben an die Möglichkeit von Zeitreisen, den Du hast, habe auch ich mir bis heute bewahrt und vielleicht, wer weiß..... -
und sonst ist auch nicht schlimm.

Da ich ja weiß, dass Du Spannung hasst und bei Büchern grundsätzlich zuerst das Ende liest, um anschließend in Ruhe den Text genießen zu können, fasse ich die wichtigsten Details Deiner Zukunft mal eben kurz zusammen.
Also:
Du wirst mindestens dreimal so alt wie Du heute bist
Du wirst genau das erreichen, was Du Dir heute vorstellst
Du wirst Deine jetzigen Überzeugungen, Meinungen, Grundeinstellungen immer wieder auf den Prüfstand stellen, weil sie immer wieder von allen möglichen Seiten, insbesondere dem jeweils aktuellen Zeitgeist, angegriffen werden - und Du wirst sehr viele Deiner jetzigen Überzeugungen, Meinungen, Grundeinstellungen auch noch besitzen, wenn Du dreimal so alt bist wie heute.
Allerdings: Kinder sind nicht so schrecklich wie Du Dir das im Moment vorstellst, es ist einfach nur eine Frage der Organisation.

Ansonsten: Du wirst halt Dein Leben so leben, wie Du es in den letzten Jahren schon gründlich geübt hast, im Wesentlichen selbstständig und unabhängig. Du wirst Dein Mantra "Ich kann alles alleine" immer weiter ausbauen und auch fast vierzig Jahre später kann ich noch nichts Negatives an dieser Grundhaltung sehen. Es erspart Dir eine Menge Enttäuschungen, denn wer von anderen nichts erwartet, kann eben auch nicht enttäuscht werden.
Überhaupt fällt es mir schwer, Dir irgendwelche guten Ratschläge zu geben, denn ich denke, dass die wenigen wichtigen Entscheidungen, die Du in Deinem Leben treffen wirst, alle richtig waren.
Klar wird es immer wieder Situationen geben, wo man sich im Nachhinein sagt „oh hätte ich mal“, aber in all diesen Situationen hast Du die Umstände vorher ganz genau gekannt und abgewogen und deshalb manche Dinge bewusst getan oder eben nicht getan - das weißt Du genauso gut, wie ich es heute immer noch weiß.
Klar ist es dumm, mit dem Rauchen anzufangen und noch dümmer, es nicht umgehend wieder bleiben zu lassen, dass hast Du aber die gesamten 27 Jahre, die Du noch rauchen wirst, jeden Tag selber gewusst, das muss ich Dir also nicht als Lebensweisheit mit auf den Weg geben, und deshalb beschwere ich mich auch nicht, dass ich heute mit dieser kaputten Lunge leben muss. Du wirst gerne und mit Genuss rauchen - und das ist es wert.
Manche Fehler müssen eben gemacht werden, das gehört dazu.

Und manche Fehler sind keine Fehler, sondern die besten Windungen des Schicksal, die einem passieren können.
Du wirst ungewollt schwanger werden und Du wirst das Kind bekommen, obwohl Du schon alle Papiere für einen legalen Abbruch zusammen hast. Die erste Zeit mit dem Baby wird eine Herausforderung, aber es ist halt ein Baby und kein Hundewelpe, es zum Züchter zurückzubringen ist keine Option.
Alle Entscheidungen, die Du hier treffen wirst, werden die richtigen sein.
Die Entscheidung, noch mehr Kinder zu bekommen, weil dann das eine nicht so alleine ist, ist genauso richtig, wie die Entscheidung noch viel später den Vater der drei Kinder zu verlassen und wieder alles alleine (zusammen mit den Kindern) zu machen, auch wenn das jüngste dann noch keine 10 Jahre alt sein wird, ich denke, das ist alles komplett okay. - Zumindest weiß ich auch aus meiner allwissenden Zukunftsperspektive keine besseren Möglichkeiten. Und es wird funktionieren, so viel zumindest kann ich Dir von hier aus bestätigen.

Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich Dir nicht zu einem anderen Beruf raten solle, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich keinen Beruf weiß, in dem Du auf Dauer zufriedener geworden wärst. Jeder Beruf besteht irgendwann hauptsächlich aus Alltag, insofern finde ich die Entscheidung, einen Beruf zu wählen, der eine extrem hohe Sicherheit auf Vollbeschäftigung mit gleichzeitig enorm vielen, unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten bietet und gleichzeitig überdurchschnittlich gut bezahlt ist, auch nach 35 Jahren Berufsleben immer noch völlig okay. Die Art und Weise wie Du Deine Ausbildung organisieren wirst, finde ich ebenfalls okay, auch hier wüsste ich keine bessere Methode als sich einen älteren Partner mit demselben Beruf zu wählen, von dem man so unendlich viel mehr lernen kann als in jeder externen Ausbildung.

Ein Grund, weshalb es schwierig ist, Dir aus der Zukunft kluge Ratschläge zu geben, liegt auch daran, dass Du fast alle Varianten, die das Leben so zu bieten hat, sowieso selber ausprobieren wirst. Was soll ich Dir also raten, was Du besser machen könntest?

Dass, was Du nicht gemacht hast, habe ich ja auch nicht kennengelernt, ich kann Dir aber bestätigen: Ich vermisse nichts. Und insbesondere keine verpassten Chancen.

Also mach einfach, das wird schon und ändere nichts, weil Du kalte Füße bekommst. Alles wird funktionieren - und ich möchte keinen Tag meiner Vergangenheit missen und noch viel weniger möchte ich irgendeine Weiche anders stellen.

Viele Grüße aus dem Off der Zukunft
Deine AnJe

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Sonntag, 26. Mai 2019
Voller Tag
Ausgesprochen produktiver Tag heute, viele Sachen erledigt, einen Rekord aufgestellt, mich gefreut, mich geärgert, über Dinge nachgedacht und mich dann auch wieder abgeregt.

Die letzten zehn Tage war meine Mutter mit ihren drei Brüdern und zwei Schwägerinnen in meinem Haus auf Borkum, gestern sind sie wieder abgereist und ich hatte mit K vereinbart, dass wir dieses Wochenende rüberfliegen, um die verwurschelten Dinge im Haus wieder grade zu ziehen. Meine Mutter hat sich zwar viel Mühe gegeben, das Haus sauber und ordentlich zu verlassen, aber erstens ist sie inzwischen auch einiges über 80 und zweitens sind ihre Brüder und ihre Schwägerinnen eine ganz spezielle Klientel, die der festen Überzeugung sind, dass ihre Art ein Leben und einen Haushalt und überhaupt alles zu führen, die einzig richtige ist, eine Einstellung, die man akzeptieren kann, die aber erfahrungsgemäß weder meinem Haus noch meinen Nerven gut bekommt. Einer der Onkel samt Frau ist Hardcore-Öko, das heißt aber zum Beispiel, dass sie keine Putzmittel benutzen, weil die ja die Umwelt belasten. Mag so sein, führt aber bei mir zu Panikattacken, wenn ich weiß, dass sie zehn Tage in meinem Haus gehaust haben. Nach ihrer Abfahrt muss ich dringend sofort dort hin und sauber machen, weil ich eben nicht tierlieb genug bin, um mein Haus mit Mäusen, Ratten, Ameisen, Motten, Schaben und was sonst noch so an Viehzeug durch überall rumliegende Essensreste angelockt wird, zu teilen.
Außerdem kann ich mein Haus normalerweise per Smart Home vollelektronisch übers Internet steuern, klappt aber nicht mehr, wenn die Geräte im Haus ausgestöpselt oder abgeklemmt oder verstellt wurden, weil Strom ja so gefährliche Wellen aussendet und man nur in stromfrei geschalteten Räumen schlafen kann oder weil man überhaupt nicht wusste, was das für ein Ding ist und den Sensor dann in irgendeine Ecke stellt.

Ja, ich weiß, ich bin es selber schuld, wenn ich fremde Menschen ohne Aufsicht in meinem Haus wohnen lasse. Normalerweise verweigere ich das auch rigoros, zwei sehr gute Freundschaften sind daran zerbrochen, weil ich nicht will, dass jemand in meinem Haus wohnt, wenn ich nicht da bin.
Es ist eben kein steriles Ferienhaus, sondern es ist mein privates Zuhause. Und es ist randvoll mit persönlichen Dingen und Sachen, die auf eine ganz bestimmte Art und Weise behandelt werden müssen und wenn man da nicht drauf achtet, dann gehen sie kaputt oder werden unbrauchbar und müssen ersetzt werden.
Einige Dinge sind gar nicht zu ersetzen und wenn, ist es mühevoll, aufwändig und ärgerlich und ich ärgere mich dann eben sehr, dass ich die Arbeit, die Lauferei, die Kümmerei und eben überhaupt die gesamten Unbequemlichkeiten deswegen an der Backe habe, nur weil jemand "mal ein bisschen Urlaub auf Borkum" machen will und "oh sorry, aber das wusste ich nicht, dass dieses Messer nicht in die Spülmaschine darf" oder dass in diese Teekanne nur schwarzer Tee und niemals Früchte oder Kräutertee gefüllt werden darf (weil, wegen Patina innen und Geschmacksveränderung) oder dass man verdammte Hacke NIEMALS die Teekanne auf die Holzarbeitsplatte stellt und dass Sachen, die man auf die Holzplatte kleckert SOFORT weggewischt werden müssen oder tausendmillionen andere Dinge, die ich in meinem Haushalt ganz selbstverständlich beachte, mache oder eben so haben will, die für fremde Leute aber verständlicherweise überhaupt nicht vorhersehbar sind.

Meine Großmutter hatte früher eine Zuckerdose, da war ein hellblaues Schleifchen an einem Henkel, das hieß, dass man da nicht anfassen durfte, denn der Henkel war geklebt und hatte nur noch optische Wirkung und keine praktische mehr.
Solche Kleinigkeiten gibt es doch in jedem Haushalt, oder nicht? Aus genau dem Grund kann ich überhaupt nicht verstehen, wie AirBnB so ein Riesenerfolg werden konnte, denn selbstverständlich würden fremde Leute die Zuckerdose auch an der Schleifchenseite anfassen und dann - oohps, sorry, aber das habe ich nicht gewusst.
Ich verstehe also nicht, wie man seine eigene, private Wohnung an fremde Leute übergeben kann, wenn man selber mal grade nicht da ist, für mich kommt das einfach überhaupt nicht in Frage.
Deshalb habe ich heute zwei Freundinnen weniger, weil die sich persönlich beleidigt fühlten, dass ich ein Haus auf Borkum habe und sie dort nicht Urlaub machen dürfen und deshalb habe ich es mir überhaupt mit einer ganzen Menge Leute verdorben, aber was soll ich meiner Mutter sagen, wenn sie fragt, ob sie nicht vielleicht doch noch mal hinfahren darf, ein allerletztes Mal, mit ihren Brüdern und es hat ihnen dort doch immer so gut gefallen und sie passt auch sehr auf und macht alles wieder sauber.
Und ach - was sage ich dann? Nein, ich will das nicht? Weil deine Schwägerin meine Küchenmesser durcheinander bringt, dein Bruder Flecken auf die Arbeitsplatte macht und ich anschließend den Drang habe, das gesamte Geschirr im Haus noch mal extra zu spülen, weil halt überall Flecken drauf geblieben sind?

Nein, bringe ich nicht fertig, deshalb waren die alten Leute zehn Tage alleine in dem Haus, aber deshalb wollte ich anschließend auch sofort dorthin, um wenigstens die Funktionstüchtigkeit des Hauses wieder herzustellen.
Und es war gut, dass ich da war, jetzt ist mein Haus wieder auf Werkseinstellungen zurückgesetzt, K hat eine dreiviertel Stunde alles gründlich gestaubsaugt (es gibt zwei Staubsauger in dem Haus, einen Akkusauger fürs schnelle Saugen zwischendurch und einen richtigen Staubsauger für gründliches Saugen. Den richtigen Staubsauger hat ganz offensichtlich niemand benutzt, wahrscheinlich weil das so ein böser alter Stromfresser ist.) und ich habe anschließend mit viel Meister Propper ausgiebig den Boden gewischt und aus ungefähr 17 Tassen die Teeränder entfernt, die die Spülmaschine grundsätzlich nicht rauswäscht.
Alle Steuerungsgeräte sind wieder eingestöpselt, alle Kameras wieder eingestellt, alle Sensoren wieder richtig in Position gebracht, und ich habe mir die ganze Zeit dabei gesagt: Mutter hat gesagt, es war das letzte Mal, also reg dich nicht auf, es kommt nie mehr vor.

Nächstes Wochenende werde ich die Arbeitsplatte abschleifen - und dann ist wirklich wieder alles so, wie es sein soll, und dann ist es auch gut.


Gestern haben wir den Flug allerdings spontan verschoben, weil ich ja den Schlafsessel kaufen musste, heute hatte ich deshalb gleich zwei Gründe, warum ich dringend fliegen wollte, denn außer um in dem Haus nach dem rechten zu sehen, hatte ich jetzt auch noch das gesamte Bettzeug, was ich schon mal rüberschaffen wollte. Ich fahre zwar am Mittwoch auch mit dem Auto, aber das wird schon rappelvoll sein, wenn es mir überhaupt gelingt, das Gestell dort reinzustecken, für Matratze und Bettzeug ist dann bestimmt kein Platz mehr. Und außerdem wollte ich den Überzug ja auch gewaschen haben, also stand heute ein Ferryflug auf dem Programm und es hat wunderbar geklappt.
Als der Onkel uns am Flugplatz abholte und den hochbeladenen Wagen sah, wollte er wissen, ob unser Flieger jetzt einen Dachgepäckträger hat, aber es war wirklich alles innen drin


Das Wetter war allerdings nicht so schön, sehr tief hängende Wolken und auf dem Hinflug sind wir deshalb auch ziemlich tief geflogen, nur grade so über die Windräder geschrabbelt. Dafür konnte ich ein schönes Foto vom Dollart bei Niedrigwasser machen - und der Kat war auch gut zu erkennen.


Am Nachmittag checkte K den neuen Wetterbericht und wir entschieden, dass wir besser heute schon wieder zurückfliegen, für morgen ist so viel schlechtes Wetter angesagt, dass wir nicht sicher sein konnten, ob wir da noch zurückgekommen wären.
Die wichtigen Dinge waren ja auch erledigt, also ging es am Abend dann wieder zurück. Diesmal stieg K nach dem Start sofort ziemlich steil hoch, so dass wir ruckzuck über den Wolken waren, die inzwischen noch tiefer hingen als am Vormittag.
Über den Wolken ist aber Sonne, so dass man dort viel schönere Fotos machen kann.

Auf allen vier Bildern ist Borkum, da der Wind aus Norden kam, sind wir auch Richtung Norden gestartet und mussten dann drehen. Rechts unten sieht man den Hafen, da hatten wir gedreht und flogen wieder Richtung Süden, waren aber schon so hoch, dass der Hafen nur noch klein zwischen den Wolken durchblitzte.
Die schwarzen Flecken auf dem Land sind übrigens Wolkenschatten.


Links oben ist Lüttje Hörn, was durch ein Wolkenloch gut zu sehen war, überm Wasser wurden die Wolken aber immer dichter und rissen erst überm Festland wieder etwas auf.


Oben links und rechts Emden, einmal vor, einmal hinter der Wolke, dadrunter die Meyer Werft in Papenburg, da wird grade das nächste Kreuzfahrtschiff fertig gestellt.

Auf dem Rückweg hatten wir leichten Rückenwind, reine Flugzeit 43 Minuten - und für den Weg Haustür-Haustür haben wir einen neuen Rekord aufgestellt: 89 Minuten.

Der Onkel meldete, dass der Sesselbezug schon fertig gewaschen ist und jetzt auf der Leine hängt, "da ist aber eine ganz schöne Brühe rausgekommen" war sein Kommentar, "jetzt ist er aber strahlend sauber und sieht sehr schön aus." - Na siehste, genau deshalb wollte ich ihn ja auch waschen, auch wenn man den Dreck nicht sieht, konnte man doch davon ausgehen, dass er da ist, so ist das bei gebrauchten Sachen, aber jetzt ist ja alles fein
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Samstag, 25. Mai 2019
Glück gehört auch dazu
In den Weihnachtsferien hat mich ja der akute Umräumwahn gepackt und ich habe den alten Schreibtisch, der seit Jahren unten in Cs Zimmer stand, nach oben in das Wohnbüro getragen und es damit endlich geschafft, diesen Raum nicht nur gemütlich, sondern auch enorm praktisch und gleichzeitig auch noch optisch ansprechend zu gestalten, so dass ich davon ziemlich begeistert war.
An der Einrichtung dieses Raums habe ich über zwölf Jahre rumgebastelt, nie war ich wirklich zufrieden, bis letztes Jahr Dezember, seit dem ist es der schönste Raum im Haus, finde ich.

Anfangs hatte ich das Gefühl, dieser Raum wird nie was. Hier stand zwar von Anfang an mein Schreibtisch, so dass ich mich sogar recht viel in diesem Raum aufgehalten habe, aber gemütlich war er eindeutig nicht.
Die Möbel standen unzusammenhängend und lieblos aufgereiht an der Wand rum und es fehlte mir jede Idee, wie man diesem Raum Atmosphäre einhauchen könnte.
Dann kam die große Flut, die sich von oben nach unten genau durch diesen Raum ergoss, alles musste neu und der Raum gewann deutlich an Fläche, weil wir beschlossen, die Begradigung der Dachschräge auf der linken Seite nur noch 60cm hoch zu ziehen, das war schon mal ein großes Plus für den Raum. Auch der neue Boden wertete sehr auf, aber trotzdem fehlte dem Raum noch was.
Vier Jahre später deckte Orkan Christian das Dach ab, das war die Gelegenheit, nun auch auf der anderen Seite des Raums die Kulissenabtrennung zu entfernen, denn wir hatten mit dem neuen Dach auch einen nutzbaren Dachboden.
Der Raum wurde also noch mal größer und auch heller, weil wir ein zusätzliches Dachfenster einbauten und im Winter darauf kam dann noch der Kaminofen.
Seitdem war es schon ziemlich gemütlich dort oben, so ein Kaminofen ist fast unschlagbar, was Gemütlichkeit angeht, aber ganz perfekt war es immer noch nicht, die Schreibtischsituation musste noch optimiert werden.
Die Idee dazu hatte ich wie gesagt im Dezember, dafür fehlte in Cs Zimmer jetzt was.
Hier hatte ich aber sehr schnell eine Idee, wie man dieses Zimmer verbessern könne, es brauchte nämlich keinen neuen Schreibtisch, sondern vielmehr ein Sofa oder noch besser: einen richtig gemütlichen Schlafsessel. Am allerbesten würde das "Multy" von Ligne Roset als Sessel passen, setzte ich mir in den Kopf, denn erstens haben wir im Haus schon zwei Multys und jeder weiß, wie man sie bedient. Außerdem sind es die besten Schlafsofas, die ich kenne, sie sind als Sofa superbequem und gleichzeitig kann man wirklich gut darauf schlafen, für ein Gästebett mit Doppelnutzen kenne ich keine bessere Lösung. Dumm nur, dass so ein Schlafsessel über 2000 € kostet, wenn man ihn neu kauft, es war also klar, dass ich irgendwas Passendes bei ebay finden musste, wobei "irgendwas Passendes" nur wenig Spielraum zuließ, denn eigentlich kam außer Gelb auch keine andere Farbe in Frage.
Seit Dezember verfolge ich also die Angebote bei ebay, Multys gibt es in rauen Mengen, nur in der 95cm Variante sind sie echt selten und die wenigen, die drin stehen, sind immer noch unangenehm teuer.
Dann gab es mal eines in Bayern, das ist für 400€ verkauft worden, ein echter Schnapper - aber eben Bayern, das wäre schon eine arg mühselige Reise, es dort abzuholen und wenn man es per Spedition verschicken lässt, wird es halt auch gleich wieder teuer. Und gelb war es auch nicht.

Seit vier Wochen wird ein gelbes in Neuköln angeboten. J meinte, er würde es mir dort abholen und nach Borkum bringen, aber die Leute wollten immer noch 500€ und einen Fleck hatte es auch und überhaupt kein Zubehör. Also weder Armlehne, noch Kissen, da finde ich 500€ dann halt schon noch viel.
Andererseits sind in der Zwischenzeit auch zwei andere Multysessel bei ebay für mehr als 500€ verkauft worden (eines beige eines blau), die fünf, die aktuell drin stehen, sollen aber alle noch mehr 1.000€ kosten, vielleicht ist also 500€ doch nicht zuviel? Wäre ja auch nur 25% vom Neupreis. - Ich konnte mich nicht entscheiden.
Ich habe aber jede Woche mal wieder bei ebay reingeschaut, was es an neuen Anzeigen gibt - und heute war es dann soweit: Ein gelber! Multyschlafsessel mit allem Zubehör, also zwei Armlehnen, einem Kissen und einer Zusatzauflage wurde angeboten - und sollte nur 100€ kosten. Laut Anzeigentext "neuwertig", Standort Kassel, ich konnte mein Glück ja kaum fassen.

Der Verkäufer antwortete auch sofort, wir machten den Kauf fest, ich organisierte einen Kombi und überredete K unseren geplanten Flug nach Borkum auf morgen zu verschieben - und dann fuhren wir nach Kassel, den Schlafsessel abholen.

Hat alles ganz wunderbar geklappt, der Sessel ist wirklich wie neu, man kann also sagen, das ist rundum perfekt.

Zuhause angekommen habe ich das Teil komplett auseinandergebaut, denn auch wenn er neuwertig aussieht, so fühle ich mich doch wohler, wenn ich den Bezug einmal durch die Waschmaschine gejagt habe und das geht sowieso nur auf Borkum in der Gewerbewaschmaschine beim Onkel.
Außerdem hoffe ich, dass ich Matratze und Bezug morgen in den Flieger packen kann und das Gestell passt dann mit ein bisschen Glück ins Cabrio, das nehme ich dann am Mittwoch mit rüber und dann könnte ich das "Projekt Multy-Sessel" endgültig abschließen.
Das wäre schon genial
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Freitag, 24. Mai 2019
Sprach-Tics
Das typische an Konferenzen ist, dass es Menschen gibt, die Vorträge halten und das typische an Menschen ist, dass sie unterschiedlich sind.
So weit so trivial.
Da ich heute den ganzen Tag auf einer Konferenz war, hatte ich ausreichend Gelegenheit, die skurrilsten Unterschiedlichkeiten der einzelnen Redner zu beobachten, aber eines hatten sie dann doch alle wieder gemein, und, wie drücke ich es aus, aber ich sag mal so: Alte weiße Männer gehen mir zunehmend auf die Nerven.

Zugegeben, die gewählte Location befeuerte das alte-weiße-Männertum enorm und verleitete nicht nur den Moderator zu teilweise schon arg dümmlichen Sprüchen. Die Veranstaltung fand statt in der Classic Remise, und ein riesiger Ringlokschuppen voll mit übermotorisierten Oldtimern ist wohl vor allem für alte weiße Männer etwas ganz Tolles, aber nach acht Stunden menspreading war ich zum Schluss nur noch genervt, wobei es mich am meisten nervte, dass die Jungs selber das wirklich gar nicht wahrnehmen. Schon eine faszinierende Spezies, diese alten Männer.

Darüberhinaus waren heute aber auch wirklich schräge Redner am Start.
Neulich war ich auf einer Veranstaltung, wo eine Frau ständig "genau" sagte, ca. alle 10 Sekunden sagte sie "genau", es war schon sehr witzig. Zum Glück nahm sie aber nur als einer von sechs Gästen an einer Podiumsdiskussion teil, deshalb hatte sie nicht so viel Redezeit und es war insgesamt nicht ganz so nervig. Heute war aber ein Redner dabei, der einen Vortrag von 45 Minuten hielt und leider unter einer bösen Form von "Sag-ich-mal"-Tourette litt.
Nach 10 Minuten bemerkt man als Zuschauer, dass man bei sag ich mal leicht beginnt zu zucken, nach 20 Minuten kramt man verzweifelt nach Ohrstöpseln und nach einer halben Stunde gibt man auf und geht aufs Klo, sag ich mal. Es war wirklich ganz außerordentlich übel, und dabei dachte ich, dass die Genau-Frau neulich schon eine Hardcorenummer aus der Kategorie unbehandelte Sprach-Tics gewesen sei, es geht aber wohl immer noch schlimmer, genau, scheint es, sag ich mal.

Als nächster Redner kam dann ein Mann, der ganz besonders cool, locker und witzig sein wollte und nach den unvermeidbaren, platten Autosprüchen zur Begrüßung aber auch in seinem Fachvortrag hintereinander weg irgendwelche dämlichen Bemerkungen machte, jede gefolgt von einem "Spaß beiseite". Nach 10 Minuten begann ich eine Strichliste zu führen für jedes Spaß beiseite, eine halbe Stunde später sah das dann so aus


Ne im Ernst, jetzt mal Spaß beiseite, sowas darf man doch nicht als Fachreferenten vor einem Fachpublikum sprechen lassen, oder habe ich da falsche Erwartungen?

Dafür war das Essen gut, soweit ich es schmecken kann, denn meine Geschmacksnerven sind immer noch nur sehr eingeschränkt aktiv, es hatte aber eine angenehme Konsistenz und war warm.
Außerdem wurden beim Dinner mit ein paar interessanten Menschen Visitenkarten getauscht, wenn die Redner auch nichts taugten, unter Netzwerkaspekten war der Tag ein voller Erfolg
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Donnerstag, 23. Mai 2019
Alltagsroutine
Heute war ein richtiger 08/15 Routinetag.
Es gab keine besonderen Vorkommnisse, nichts, was man ins Logbuch eintragen könnte, außer so Spitzfindigkeiten wie: Der Kapitän erschien nüchtern zum Dienst.
Wobei der Satz bei uns in Büro heißen würde: Der technische Prokurist erschien am Morgen zur Arbeit.
Das tut er nämlich nicht mehr regelmäßig, weil er ans Mutterhaus ausgeliehen ist, aber wir behelfen uns halt so gut es geht.

Sonst gibt es nichts zu erzählen, ich war zu meiner üblichen Zeit im Büro, also so gegen 9.30h und bin gegen 18h wieder nach Hause gefahren, N. war heute selbstständig mobil, weil sein Auto ja wieder funktioniert, um den musste ich also nicht mehr kümmern.

K hatte gestern grünen Spargel mitgebracht und ich habe heute noch schnell ein paar frische Tortellini mit Steinpilzfüllung gekauft, dazu ein großer gemischter Salat, in den ich dann den gebratenen Spargel und die Tortellini geworfen habe, sehr leckeres Abendessen, wenig Arbeit, wenig Dreck aber viel Geschmack, so mag ich das.

Morgen bin ich den ganzen Tag auf einer Bankveranstaltung in Düsseldorf, es kommen ein paar recht bekannte Redner, ich glaube, morgen wird ein interessanter Tag
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Dienstag, 21. Mai 2019
Berufsverkehr und Autoabzocke
Weil ich heute Taxidienste übernommen hatte und K schon um viertel vor sieben in Münster absetzen musste, war ich selber dann schon um kurz nach sieben im Büro und habe bei einigen Kollegen für ein recht entgeistertes Starren gesorgt, weil sie nicht sicher waren, ob sie träumen oder einen Geist gesehen haben.
Wenn ich sonst früh im Büro bin, erscheine ich so gegen 9h, es gibt auch Tage, da ist es noch eine Stunde später, um 7h hat mich, glaube ich, noch nie jemand im Büro gesehen. Aber wenn ich doch nun schon einmal wach, angezogen und in Münster war, hätte ich es albern gefunden, wenn ich für eine Stunde Pause noch mal wieder nach Greven gefahren wäre.
Deshalb habe ich heute um 7h angefangen zu arbeiten und einige interessante Entdeckungen gemacht.
1. Es gibt sogar mehrere Kollegen, die um diese Zeit schon im Büro sind, ich glaube, denen habe ich heute den sonst sehr angenehmen, cheffreien Morgen verdorben. Als ich erschien saß zumindest keiner von ihnen an seinem eigenen Arbeitsplatz, sondern alle waren irgendwie anderswo im Haus unterwegs. Ich konnte aber förmlich spüren, wie sich die Kunde meiner Anwesenheit wie ein Lauffeuer verbreitete und alle leicht hektisch und so unauffällig wie möglich zurück an ihren Schreibtisch hasteten.
2. Die Zeit bis zur Mittagspause dauert deutlich länger - und insgesamt hatte ich heute den gesamten Tag das Gefühl, dass die Zeit auch sonst langsamer vergeht. Normalerweise beginnt die Uhr ab 15h nur so zu rasen und fünf Minuten später ist es schon 19h, heute war ich froh, als es endlich 16h war und ich mit gutem Gewissen wieder gehen konnte.
3. Ich fand die gesamte Bürozeit unangenehm anstrengend. Ich war gar nicht unbedingt müde, aber doch irgendwie wie in Watte gepackt. Alles fühlte sich beschwerlich und ausgebremst an.
4. Als ich um 16h Feierabend machte, bin ich erst noch an der Uniklinik vorbeigefahren, um N. einzusammeln - und bekam so die volle Schönheit des Berufsverkehrs zu spüren. Fünf Kilometer einmal quer durch die Stadt dauerten über eine halbe Stunde.
5. Meine sonst üblichen Arbeitszeiten halte ich seit heute endgültig überzeugt für zigmal sinnvoller. Alleine schon dieser Berufsverkehr, das ist ja gruselig. Millionen von Menschen schmeißen sich wie die Lemminge alle gleichzeitig auf die Straße, um sich gegenseitig zu blockieren, wie bekloppt können Menschen eigentlich sein?

Auf der Rückfahrt sind wir sofort zur Autowerkstatt gefahren, um Niks Auto abzuholen, allerdings wurde uns dort gesagt, dass das Auto grade vor 10 Minuten schon abgeholt worden sei.
Nik machte ganz runde Augen vor Erstaunen und meinte, das ginge doch gar nicht, das wäre doch sein Auto, aber der Werkstattmann sagte, der Mensch, der das Auto abgeholt hätte, hätte auch sofort die Rechnung bezahlt, deshalb sei er der Meinung gewesen, das sei schon alles so okay.

Ich fand die gesamte Situation völlig skurril, aber die Idee sehr gut; wenn ich mal ein neues Auto brauche, mache ich das demnächst auch so: Ich suche mir in einer Werkstatt ein hübsches Fahrzeug aus, sage, dass ich es abholen will, bezahle die Rechnung, die ja üblicherweise geringer ist als der Wert des Wagens, lasse mir Schlüssel und Papiere geben und voilà - so habe ich ein neues Auto.

Als wir dann aber nach Hause kamen, stand Ns Auto brav vor der Haustür, K war schon wieder zurück und hatte den Wagen als Überraschung abgeholt. Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis ich aufhören konnte, leise vor mich hinzugiggeln. Vor allem auch über N, der noch mehrfach tiefgeschockt vor sich hingemurmelt hatte: "Aber das war doch mein Auto." - Ist ja dann grade noch mal gut gegangen
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