anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 22. Januar 2019
Ich werde Kino wohl aus meiner Aktivitätenliste grundsätzlich streichen
Der Tag heute bestand bisher nur aus Büro, in dem die Inbox gewaltig angewachsen ist, weil ich über die Hälfte des Tages in einer Besprechung saß, die zwar wichtig war, die aber auch neue Arbeit nach sich zieht.
Immerhin wurde in einem anderen Termin, auf den ich schon lange gewartet habe, auch endlich ein Flaschenhals erledigt, der mich bisher an einigen Stellen immer wieder ausgebremst hatte, das war ein sehr gutes Gefühl.

Mehr gibt mein Tag nicht her, heute, ich habe aber noch mal über Kino im allgemeinen nachgedacht und dabei mal wieder festgestellt, dass ich ganz offensichtlich nicht mehrheitstauglich kompatibel bin - denn mir bleibt es auch nach längerem Nachdenken ein Rätsel, was Leute an so einem "Rudelgucken" schön finden.

K meinte, dass die Riesenleinwand und die Akustik im Kino doch etwas ganz anderes ist als so ein kleiner Fernsehbildschirm zuhause, im Kino könne man sich viel besser in einen Film reinfallen lassen. - Das mag so sein, aber, ähem, ich spüre das nicht.
Oder ich verweigere das Spüren aus reinem Selbstschutz, denn ich käme niemals nie auf den Gedanken, mich in einen Film reinfallen lassen zu wollen. Und schon gar nicht in einen mit depressiven Müttern, die sich umbringen, aber das ist ein anderes Thema.

Ich glaube, es liegt daran, dass ich einfach kein Augenmensch bin. Ich nehme über die Augen Informationen auf - aber keine Emotionen.
Wenn ich einen beeindruckenden Sonnenuntergang sehe, dann beeindruckt mich nicht die Stimmung oder der Anblick, sondern die Technik der Gesamtinszenierung. Die Technik, die die Natur zu bieten hat, die beeindruckt mich durchaus - aber eben nicht auf emotionaler Ebene, sondern eher wissenschaftlich/intellektuell.

Wo Bilder mich allerdings durchaus berühren, das sind negative Emotionen, also Angst, Schrecken, Grusel, Trauer. Diese Emotionen werden auch bei mir durch Bilder transportiert - da ich auf solche Emotionen aber sehr gut verzichten kann, mache ich sowieso die Augen zu, wenn solche Bilder auf mich zu kommen.

Wenn zB K irgendwelche riskanten Manöver fährt oder fliegt, mache ich grundsätzlich die Augen zu, dann rege ich mich nicht auf und alles ist gut. Das habe ich schon bei CW so gemacht, sonst wäre ich schon vor vielen Jahren bestimmt mehrfach an Herzinfarkt verstorben, und ich finde es insgesamt einen sehr pragmatischen Umgang mit solchen Situationen.

Ich finde fröhlich sein, Glück, Lachen, Zufriedenheit viel besser als Angst und Schrecken und werde deshalb auch nie verstehen, weshalb Leute freiwillig Horrorfilme oder Psychothriller gucken.

Weil ich aber auf schöne Bilder nicht passend positiv reagiere, auf unschöne Bilder aber doppelt negativ, kann ich nur verlieren, wenn ich mich in einen Film reinfallen lassen würde.
Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich an Filmegucken insgesamt nicht sonderlich interessiert bin.

Bücherlesen finde ich viel besser - da kann ich die spannenden Stellen einfach überschlagen, hinten nachlesen und mich vergewissern, dass alles gut ausgeht und dann zügig und ohne besonderes Interesse die spannenden Stellen soweit lesen, dass ich die Handlung verfolgen kann, weitere Details finde ich uninteressant und lese sehr gezielt darüber hinweg.

Für mich hat Kino deshalb keinerlei Pluspunkte, aber reichlich Minuspunkte im Vergleich zu einer DVD, die ich ohne all dieses Kinobrimborium wesentlich entspannter zu Hause gucken kann.
Ich spare mir nicht nur die unbequeme Anreise, ich spare mir auch das Bad in der Menschenmenge, die Kommentare der Umsitzenden, das Gedränge und Geschubse beim Rein- und Rausgehen, die Zwangsbeschallung mit Werbung, den engen, unbequemen Sitz und überhaupt eben all die Lästigkeiten, die mit einem Aufenthalt außer Haus und unter Menschen verbunden sind.

Aber zum Glück scheint es ja immer noch Massen von Menschen zu geben, die das anders sehen, und das ist auch gut so, die dürfen gerne alle weiter ins Kino gehen, ich stelle einfach nur für mich selber fest, dass ich andere Freizeitaktivitäten spannender finde als Kino
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Montag, 21. Januar 2019
Kino
Ich war im Kino.
Gestern Abend.

Ich schreibe das so ausdrücklich und hervorgehoben hin, weil ein Kinobesuch für mich tatsächlich eine besondere Sache ist, ich glaube, das letzte Mal war ich irgendwann im Jahr 2013 im Kino.
Ich bin grundsätzlich sowieso nicht so der Filmgucker, ich schaue auch nur wenig Fern und die ungeguckten DVDs stapeln sich bei uns in beachtlicher Höhe. Selbstverständlich besitze ich eine Unmenge an DVDs, erstens, weil ich von fast allem eine Unmenge besitze und zweitens, weil ich Filmegucken theoretisch toll finde - es scheitert dann nur immer am Alltag, denn in aller Regel passt der Zeitpunkt, wenn mir (uns) Filmegucken einfällt, so gut wie nie, (um 22h muss ich sowas gar nicht mehr anfangen, da schlafe ich mit 200%iger Sicherheit bei ein), aber auch sonst erscheint mir die praktische Umsetzung von Filmegucken meist zu umständlich und gleichzeitig bin ich oft aus reiner Interesselosigkeit an einem konkreten Film schwer unmotivert, mich überhaupt darum zu kümmern, das wir ihn anschauen.
Denn, was ich an Filmegucken toll finde, ist vor allem das Bild, was ich von filmeguckenden Menschen in meinem Kopf mit mir trage: man sitzt gemütlich auf dem Sofa, kuschelt sich aneinander (Filmegucken natürlich nur zu zweit, alleine geht gar nicht, wofür sollte man das tun?) - also: alles sehr kuschelig, man braucht aber auch Getränke und Knabberzeug und eben eine insgesamt aufwändig gestaltete Kulisse, so will es das Bild. Am besten, wenn dabei ein Kaminfeuer knistert - das haben wir nur auf Borkum, deshalb ist dort der ungeguckte DVD-Stapel auch besonders hoch….
Aber deshalb geht Filmgucken auch nicht mal eben so, das bedarf einer gewissen Vorbereitung, man muss alles, was für den Tag noch zu erledigen ist, bereits erledigt haben, damit man nach dem Film ohne lästiges jetztmussichabernochdiesundjenesmachen entspannt ins Bett rüberrutschen kann. Das Problem dabei ist, dass ich, wenn ich alles, was für den Tag noch zu erledigen ist, erledigt habe, üblicherweise so müde bin, dass ich wirklich nur noch ins Bett will. Keinen Bock mehr auf theatralisch gemütliches Filmguckgekuschel.
Und deshalb guck ich halt keine Filme, oder zumindest nur sehr selten und sehr wenige. Ein Netflix-Abo wäre an mich zu 99,9% verschwendet, weil ich es ungeguckt vorbeirauschen lassen würde.

Und ins Kino gehe ich schon 10mal seltener nicht. Das ist ja noch umständlicher und aufwändiger.
Da muss man extra hinfahren, sich also aus dem Haus begeben, urrrghhh, wie ungemütlich.

Aber gestern waren wir im Kino.
Ich hatte plötzlich so einen spontanen Aktivitätsanfall, wie waren schon gegen 17.30h wieder in Greven - und gefühlt war das Tageswerk getan, der Blick auf die Uhr zeigte aber, dass es noch erstaunlich früh war.
Und ich wusste einen Film, der grade im Kino läuft und der mich so neugierig gemacht hatte, dass ich ihn tatsächlich und wirklich sehen wollte: Der Junge muss an die frische Luft - die Hape Kerkeling Jugendbiographie.
Und es gab noch einen Kinogutschein. - Den hatte K mir vor über drei Jahren mal zu Weihnachten geschenkt - zwei Kinokarten im Cineplex plus 2 Kaltgetränke und 2x Popcorn, könnte man doch endlich mal einlösen.

Spontane Idee, spontaner Entschluss, wir haben es getan.
Ich mag ja keine Stadt, ich sagte es, aber wenn man meint, ins Kino gehen zu müssen, dann hilft das nichts - entweder muss man dann sehr ungemütlich und unbequem mit Öffis reinfahren und von der nächstgelegenen Haltestellen laufen - grusel, nein, nicht bei Minustemperaturen und überhaupt viel zu unbequem, also bleibt Alternative Auto, das machten wir.
Gab nur leider keine Parkplätze, nach längerem Suchen dann einen neben der nächstgelegenen Haltestelle der Öffis gefunden (ca. 700m Fußweg, erwähnte ich die Minustemperaturen?), aber einen Versuch war es wert (statt Öffi Auto meine ich natürlich).
Damit kamen wir aber nicht die vorgeschriebene halbe Stunde vor Filmbeginn im Kino an, sondern nur 28,5 Minuten vorher, was bedeutete, dass unsere reservierten Sitzplatz-Karten nicht mehr reserviert waren, zum Glück waren aber auch andere reservierte Sitzplatz-Karten nicht mehr reservierten, wir konnte also sehr erfolgreich upgraden und bekamen Plätze in Reihe acht und nicht mehr in Reihe drei, also nix mehr Sperrsitz. Das hat dann immerhin mal gut geklappt.
K besorgte die Kaltgetränke und Popcorn, dann haben wir noch eine Viertelstunde gewartet und dann durften wir rein.
Die Vorstellung war ausverkauft, weil wir so früh schon drin waren, durften wir anschließend noch mehrfach aufstehen, um Leute auf die Plätze links von uns zu lassen, faszinierenderweise schmiss keiner der sich vorbeiquetschenden Menschen die Colaflaschen oder das Popcorn um, hätte ich eigentlich erwartet.
Gegen 20.15h begann die Werbung auf der Leinwand, gegen 20.45h war immer noch Werbung auf der Leinwand, bevor endlich die erlösende Langnese-Eis-Pause kam, manche Dinge ändern sich tatsächlich nicht. Ich dagegen war mittlerweile schon arg schlecht gelaunt. Seit fast einer Stunde hing ich in diesem Kino rum und wartete darauf, dass es endlich losgeht, ich muss mal eine ernste Rede mit meinem Masochismus reden.

Dann begann der Film und zeitgleich begannen zwei mittelalte Damen hinter uns den Film zu kommentieren - in einer Lautstärke, die es unmöglich machte, sie zu ignorieren. Muss man mögen.
Den Film muss man auch mögen, mir gelang das nicht recht. Zu viel Rheinisch, gleich zu Anfang gab es eine volle Dröhnung, eigentlich war ich an der Stelle schon mit dem Film durch. Ich finde Rheinisch ja witzig, vor allem, weil ich es ziemlich gut selber spreche, aber mal im Ernst: Das ist doch maximal als Gag zu gebrauchen, so spricht man doch nicht immer, sondern vielleicht im Karneval oder wenn man einen Spaß macht, aber Rheinisch statt Hochdeutsch? - Nein danke, da bin ich raus.
Die beiden Miezen hinter uns trugen auch nicht zur Launenaufhellung bei, am meisten habe ich mich mal wieder über mich selber geärgert, weil ich sie nicht lautstark zur Ruhe gerufen habe. Bin ich also selber schuld, wenn die weiterquatschen - aber herrjeh, deshalb verdoppelte sich meine schlechte Laune ja auch.*
*Und ja ich weiß, ich wollte Feldstudien zum Meckerverhalten im allgemeinen betreiben, hier hatte ich dann ein wunderbares Beispiel, wie gründlich ich versage, auch wenn mir mein Kopf gleichzeitig sagt: "Sag denen die Meinung."

Der Film insgesamt: Ich habe ihn zu Ende gesehen, weil man im Kino wenig anderes machen kann. Zu Hause hätte ich wahrscheinlich begonnen, ein wenig zu bügeln oder zu bloggen oder nebenher zu lesen, auf alle Fälle hätte ich mir noch eine Zusatzbeschäftigung gesucht, weil ich nur diesen Film gucken eher nicht so interessefüllend fand.
Zu vorhersehbar das Ganze, zu kalkuliert die Gags, zu künstlich, zu wenig Raum für eigene Weiterspinnereien, insgesamt also relativ flach - was die beiden Damen hinter mir mit "Hach, es müsste viel mehr so Filme mitten aus dem Leben geben." begleiteten - die scheinen ja ein sehr interessantes Leben zu führen, hörte man schon an ihren Kommentaren.

Allerdings fand ich den Film sonst schon sehr mitten aus dem Leben: eine völlig überlastete Hausfrau, die zu nix Zeit hatte, noch nicht mal zu einer ausgiebigen Kuschelrunde nach dem Poppen mit ihrem Ehemann, weil "einer muss sich ja hier um alles kümmern, mir nimmt ja auch keiner was ab", was im Endergebnis zu einer bösen Depression führte, klar, wenn man Pflichterfüllung vor Spaß haben stellt, ist Depression schon ein ziemlich gradliniger Weg.

Ich glaube durchaus, dass das Leben genau so ist - aber verflucht - das ist doch schon schrecklich genug, muss man das auch noch verfilmen? Und kleine Jungs, die verzweifelt den Kaspar für ihre heulende Mutter machen - ja, das ist mitten aus dem Leben, ich finde es aber einfach überhaupt nicht angenehm, mir so etwas anzuschauen.
Wenn in einem Film gezeigt würde, wie es in einem Schlachthof mit Massentierhaltung zugeht - kein Mensch käme auf den Gedanken, das in einen Unterhaltungsfilm einzubauen und anschließend als "tollen Film, den man dringend sehen muss" zu belobigen. Aber ich finde den Unterschied von Schlachthof zu depressiver Mutter mit Kasparkind nur sehr graduell.
Nun, egal, jeder wie er mag, mir war der Film zu sehr aufgesetzt, zu bemüht um Gags, zu krawallig ab und zu, kurz: Ich muss ihn nicht noch mal sehen, bin aber froh, dass wir a) die Kinogutscheine endlich verbraucht haben und ich b) mir tatsächlich selber eine Meinung zu dem Film gebildet habe, denn jetzt kann ich alle anderen Filmbesprechungen entspannt überlesen
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Sonntag, 20. Januar 2019
Sonnenuntergänge
Ein bisschen waren wir ja schon in Sorge, wie weit der Flieger vereist sein würde, wenn er über Nacht draußen steht, aber ein Platz in der Halle war nicht mehr frei.
Deshalb sind wir heute morgen auch relativ früh schon wieder aufgebrochen, gegen kurz nach 12h waren wir also am Platz, es war aber zum Glück nicht ganz so schlimm wie befürchtet und nach einer Dreiviertel Stunde kratzen, wischen und trockenreiben war der Flieger startklar und wir brachen auf Richtung Leer.
Ein Flugzeug, was auf der Außenseite vereist ist, muss erst komplett gesäubert und getrocknet werden, da vereiste Tragflächen andere Strömungseigenschaften haben und im worst case zur Fluguntauglichkeit führen. Da es oben in der Luft auch grundsätzlich kälter ist je höher man steigt, darf auch keine Restnässe auf dem Flieger bleiben, die würde oben in der Luft sofort wieder gefrieren und dann hat man erst recht ein Problem.
Aber, wie gesagt, es war zum Glück nicht ganz so schlimm und wir konnten ohne Bedenken fliegen.
Der Vater hat sich über den Besuch gefreut, das Seniorenheim liegt auch wirklich nur drei Kilometer vom Flugplatz entfernt, das klappte also auch alles prima.
Gegen 16h starteten wir dann wieder Richtung Münster, was bedeutete, dass wir der untergehenden Sonne diesmal aus der Luft zusehen konnten und da wir Richtung Süden flogen, konnte ich das Schauspiel auch wunderbar von meinem Fenster aus fotografieren.

Kurz nach dem Start in Leer entstand dieses Bild:


Und als wir überm Emsland waren, faszinierte mich mal wieder der Qualm der Kraftwerke, der aus einer aufliegenden Bodennebelschicht aufstieg und aussah wie seltsame, außerirdische Figuren.

Auf dem oberen Foto ist die Gesamtansicht, die ja auch schon beeindruckend aussieht, darunter habe ich die Dampfwolken mal herangezoomt, bei solchen Ausblicken bin ich immer wieder maßlos fasziniert vom Fliegen.

Auf der Rückfahrt vom Flugplatz nach Hause gab es aber noch mehr Sonnenuntergang - diesmal spiegelte er sich in der Motorhaube des Autos

Auch nicht schlecht, oder?
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Samstag, 19. Januar 2019
Ein Inseltag bei prächtigem Wetter
Das Wetter war heute genau so wie angekündigt: Sonne, klarer Himmel, keine Wolken, super Sichten, wenig Wind, Idealbedingungen zum Fliegen. K war sehr zufrieden und alles klappte wunderbar nach Plan. Gegen 9h sind wir aufgestanden, um viertel nach 10h waren wir am Platz, um kurz vor 11h in der Luft und um viertel vor 12h auf Borkum. Trotz des perfekten Fliegerwetters war wenig los unterwegs, die meisten Hobbypiloten machen von O-O Winterpause, was das Fliegen für den Rest doppelt angenehm macht.

Da der Wind fast aus Süden kam, war die Bahn "eins-drei" in Betrieb. Landebahnen haben ja immer zwei Richtungen mit 180° Unterschied. Die Bahn "eins-drei" (13) zeigt in 130°, wenn man genau umgekehrt landet, wäre es die "drei-eins", also 310°. Diese Start- oder Landerichtung nutzt man, wenn der Wind aus Nordwesten kommt, da man grundsätzlich gegen den Wind startet oder landet, weil Gegenwind beim Landen besser bremst und beim Starten besser unter die Flügel rutscht und damit für Auftrieb sorgt. Flugplätze sind üblicherweise so ausgelegt, dass man die Landebahn in die Hauptwindrichtung legt, auf Borkum kommt der Wind sehr häufig aus Nordwesten. Wenn er stramm aus Osten kommt, kommt er auf Borkum aus Norden (kleines Späßchen der Insulaner, weil die Stadt Norden östlich von Borkum liegt), für solche Situationen gibt es auf Borkum auch noch eine Grasbahn in der Richtung null-fünf bzw. zwei-drei, also 50° bzw. 230°, damit kann man die gefürchteten Seitenwindlandungen vermeiden. Gekreuzte Bahnen sind schon eine Besonderheit, haben nicht viele kleine Flugplätze.
Heute kam der Wind aus 150°, weshalb also die eins-drei in Betrieb war, was bedeutet, wir müssen zum Landen einmal um die Insel herumfliegen.
Was wiederum bedeutet, dass ich noch schnell ein paar Fotos machen konnte


Am Nachmittag sind wir dann mit den Fahrrädern losgefahren, die Post aus dem Vaterhaus holen, Einkaufen und dann kontrollieren, ob der Strand noch da ist.
War er - es war wirklich phantastisches Wetter


Beim Einkaufen mussten wir natürlich wieder über die Stränge schlagen, obwohl wir noch genug zu essen im Tiefkühler hatten, mussten wir dringend noch mehr kaufen. Jetzt haben wir noch mehr im Tiefkühler, weil wir am Abend gemeinsam feststellten, dass wir gar keinen Hunger mehr haben, wir hatten vorher schon Brötchen und Wavelkes gegessen (der Onkel hatte gebacken), so dass wir nicht nur unsere Vorröte nicht aufgegessen, sondern auch noch aufgestockt haben - aber man weiß ja nie, könnte ja sein, dass hier morgen der Notstand ausbricht.

Am späten Nachmittag sind wir noch mal ins Dorf gefahren, ich hatte noch Dinge zu erledigen und als wir zurückfahren wollten, ging grade die Sonne unter.
Bei diesem Wetter ein Wahnsinnsspektakel - und um diese Jahreszeit kann man das sogar fast ungestört am Hauptstrand genießen, weil die Insel grade angenehm leer ist.


Ich fand die Spiegelung in den Hotelscheiben fast so schön, wie die Sonne überm Wasser, K fotografierte dafür sehr ordentlich "die richtige Seite" und ich gebe zu, das sieht auch sehr gut aus


Es ist beeindruckend, in welchem Tempo die Sonne im wahrsten Sinne des Wortes im Meer versinkt, dauert keine Minute, erst ist noch ein voller Kreis über dem Horizont zu sehen - und dann rutscht sie einfach unter Wasser und ist weg. Beim Zugucken hat man das Gefühl, da hat jemand den Zeitraffer eingestellt, so fix geht das.

Der rote Horizont mit dem hellen Eintauchkrater leuchtet aber noch längere Zeit nach dem Sonnenuntergang und auch wenn schon die Lampen angegangen sind, kann man noch immer gut erkennen, wo die Sonne abgetaucht ist.


Als wir Richtung Insel schauten, bemerkte K, dass der Mond direkt über dem Leuchtturm steht und es aussieht, als ob der Leuchtturm auf den Mond zeigt. In echt sah es wirklich ganz faszinierend aus - auf den Fotos kommt das nicht so gut rüber, es war wohl schon zu dunkel und dadurch ist alles etwas blass ausgeleuchtet nur der Mond ist viel zu hell - aber weil K sich so viel Mühe gegeben hat, genau die richtige Stelle für ein Foto zu finden, füge ich diese Bilder hier auch noch an.


Morgen wollen wir gegen Mittag los und drücken uns die Daumen, dass der Flieger über Nacht nicht zu sehr vereist, auf dem Rückweg stoppen wir dann einmal in Leer und gehen den Vater besuchen, praktischerweise ist sein Seniorenheim nicht weit weg vom Flugplatz
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Samstag, 19. Januar 2019
Vergessen und lackierte Finger
Der Tag heute stand unter dem Zeichen des Vergessens.
Nicht den Tag selber, sondern Dinge.
Ich habe Dinge vergessen. Ständig. Es war schon fast unheimlich.

Ging damit los, dass ich vergessen habe meinen Computer einzupacken als ich ins Büro gefahren bin.
Ich habe noch allerlei Akten und mein iPad in meine Bürotasche gepackt - nur den Computer, den habe ich schlicht vergessen.
Immerhin das erste Mal seit 10,5 Jahren.
Ich habe nur einen Computer für Büro und für privat - alles mit einem Gerät und das schleppe ich ständig mit mir herum. Da ich auf einem Laptop nicht gescheit arbeiten kann, habe ich nicht nur im Büro, sondern auch in beiden Homeoffices eine Komplettausstattung aus Dockingstation, Tastaur, Maus und Bildschirm, muss also nur meinen Laptop aus der Tasche ziehen, in die Dockingstation hängen - und schwupp habe ich eine komplette Arbeitsumgebung.
Da die Wirtschaftsprüfer heute nicht da waren, konnte ich mir zum Glück den Prüfer-Laptop borgen. Mit dem konnte ich mich in meinem Outlook anmelden und ich kam an den Server - aber wenn man mit so einem (fremden) Standardgerät arbeiten muss, lernt man das eigene Gerät erst wirklich zu schätzen. Es macht schon einen großen Unterschied, was für ein Prozessor mit welchem Arbeitsspeicher in einem Rechner sitzt, ich fürchte, ich bin mit meinem Lenovo-Porsche-Thinkpad ziemlich verwöhnt.

Im Büro habe ich es dann dreimal fertig gebracht, die Treppe in die nächste Etage hochzulaufen, um, oben angekommen, festzustellen, dass ich die Akten, die ich hochbringen wollte, unten liegengelassen hatte.

Am Nachmittag war dann ein Seminartermin. Es ging um Anlagerichtlinien für Stiftungen und es waren Vortragende vom Bundesverband der Stiftungen aus Berlin und dem Verband der kommunalen Stiftungen aus Düsseldorf angekündigt und ich habe mir interessante Informationen versprochen.

Als ich am Veranstaltungsort ankam, fiel mir auf, dass ich mein iPad im Büro vergessen hatte, Notizen oder Memos während des Seminars also ganz old school auf Papier.

Während des Seminars musste ich mich dann sehr zusammenreißen, um nicht den letzten Rest meiner guten Erziehung zu vergessen - das war schon ziemlich oberflächlicher Larifari-Trash, den die hochdotierten Damen und Herren da aus Ministerium und Bundesverband so präsentierten. Man wundert sich ja oft, was für unglaubliche Luschen hochrangige Positionen im öffentlichen Dienst bekleiden. Aber nun ja, auch so ein Nachmittag geht rum, ich habe mich dann damit beschäftigt, meinen Papierblock vollzukritzeln, allerdings gab es kaum merkenswertes aus den Vorträgen, aber irgendwas zu schreiben findet man ja immer.

Lustig fand ich das Thema "Nachhaltigkeit", weil sich natürlich alle einig waren, dass grade Stiftungen mit gutem Beispiel voran gehen sollten und sich bemühen sollten, Nachhaltigkeitskriterien bei der Geldanlage am besten schon in der Satzung festzuschreiben. Als die Dame von den Düsseldorfer Stiftungen dann gefragt wurde, wie sie das denn halten würde zB mit Rheinmetall, da geriet sie ein wenig ins Schwimmen und meinte, ja, nun, ähem, sie hätten ihre Nachhaltigkeitsvorschriften vorsichtshalber lieber im Konjunktiv formuliert, weil Rheinmetall, das wäre ja nun ein Düsseldorfer Unternehmen und ein wichtiger Gewerbesteuerzahler, die wolle man dann doch nicht verärgern.
So geht's natürlich auch.

Als ich heute Abend wieder zu Hause war, fiel mir auf, dass ich die Akten, die ich extra zwecks Scannen mit ins Büro genommen hatte, ungescannt im Büro vergessen hatte, aber mittlerweile war ich ja daran gewöhnt, dass heute der Tag des großen Vergessens ist.

Morgen wollen wir nach Borkum fliegen, K sagt, das Wetter wird prima, und es wurde jetzt auch langsam wieder Zeit, der arme Kerl hat schon richtig Fliegerentzug.

Ich werde jetzt noch mal durch Netz surfen und mir einen vernünftigen Scanner kaufen - das Hin- und Herschleppen von Akten, nur um sie im Büro zu scannen, ist schlicht zu lästig, und da ich sehr auf papierloses Büro stehe, scheint mir ein eigener Scanner eine gute Anschaffung zu sein.

Und schließlich:

mich hat der schwarze Fingernagel, den ich mir vor drei Wochen in der Tür geklemmt habe, so gestört, dass ich dafür sogar meine Abneigung gegen lackierte Fingernägel überwunden habe. Mit dunklem Lack sieht man's nämlich nicht mehr.
Mir sind zwar lackierte Fingernägel auch immer noch peinlich, für mich ist das der Inbegriff der "feinen Dame" und wenn ich irgendwas bestimmt nicht sein will, dann eine feine Dame, aber als Alternative tatsächlich besser als so ein Bauarbeiterfinger, der wirklich ganz doll eklig aussieht
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Freitag, 18. Januar 2019
Die Sache mit dem Beschwerdemanagement
Manchmal fügen sich die Ereignisse ja ganz possierlich.
Gestern habe ich mir noch vorgenommen, künftig mal darauf zu achten, wie das mit dem Meckern und dem sich beschweren im analogen Leben so abläuft - und heute hatte ich sofort mehrere Gelegenheit es mit mir selber als "Geschädigte" live zu protokollieren.
Spoiler vorab: Es ist wirklich kompliziert.
Ich habe mich heute in vier verschiedenen Situationen wirklich sehr geärgert und ich habe das auch nachdrücklich zum Ausdruck gebracht - aber wirklich geändert hat das irgendwie kaum etwas.
Situation 1 (beruflich): Im Rahmen einer Vermögensverwaltung, bei der ich für das Reporting zuständig bin, hat sich das Unternehmen an einem Fonds beteiligt und da die Beteiligung für den Fonds nicht unerheblich ist, habe ich einen eigenen Ansprechpartner, der mir persönlich regelmäßig den Geschäftsverlauf erklärt und seine eigenen Informationen direkt vom Fondsmanager bezieht und mit dem auch alles bespricht, was für mich von Bedeutung ist. Ein Ding, was für mich seit jeher von großer Bedeutung ist, sind die Planzahlen. Ich muss selber die Entwicklung der gesamten Vermögensverwaltung planen und den Gremien berichten, wie viel Geld für sonstige Späße zur Verfügung steht - die wollen das logischerweise auch immer im Vorhinein wissen und da hilft halt nur eine gute Planung.
Ich habe deshalb bereits im Oktober bei diesem Fonds angefragt, wie es für das Jahr 2018 aussieht, ob noch mit einer Ausschüttung zu rechnen ist und wie insgesamt so das Jahr war. Antwort: Alles gut, alles bestens, kommt noch eine Ausschüttung, wir hatten ja Zielgrößen vorgegeben und die erreichen wir sicher dieses Jahr, können Sie sich drauf verlassen.
Ende Dezember gebe ich also meinen eigenen Gremien das voraussichtliche Ergebnis für 2018 bekannt (in dem natürlich die avisierte Ausschüttung aus diesem Fonds enthalten ist). Als ich dieses Jahr wieder im Büro bin, stelle ich fest, dass Pustekuchen, nix ist mit Ausschüttung. Sie haben es leider, leider dann letztes Jahr doch nicht mehr schaffen, es gab da Verzögerungen, aber dieses Jahr, da dann bestimmt und mehr.
Und heute hat mich dieser Fondsmensch dann angerufen und versucht, sich auf die ganz billige Tour rauszureden - Schuld waren natürlich alle anderen, nur er selber, er könnte da ja mal gar nichts für, es täte ihm aber trotzdem sehr leid und blablabla.
Und ja, ich habe ihm sehr deutlich erklärt, dass ich das extrem unprofessionell fände. Es kann sicherlich immer mal passieren, dass Dinge nicht so laufen, wie man es geplant hat - aber dann kann man den Leuten, die sich auf die Planung verlassen, doch wenigstens rechtzeitig Bescheid geben.
Ich ärgere mich am meisten darüber, dass ich den Fehler jetzt in meine eigene Planung übernommen habe - und nur, weil ich dem Typ geglaubt und vertraut habe. Ich finde, das ist keine Basis für eine Zusammenarbeit, den anderen so komplett hängenzulassen und im Nachhinein dann mit einem simplen "ja, tut mir leid" abzuspeisen. Als i-Tüpfelchen wollte er mir dann noch geschönte Zahlen für 2018 unterjubeln - da war es mit meiner Contenance dann endgültig vorbei. Für was hält der mich? Für so dämlich, dass ich auf seine Klein Erna-Zahlen hereinfalle?
Ergebnis: Ich bin SEHR deutlich geworden am Telefon und habe trotzdem das Gefühl, dass es gar nichts ändert. Im Zweifel macht der das dieses Jahr wieder ganz genauso. Hilft also nichts, sich aufzuregen, das einzige, was man tun kann, ist, sich selber von seinen Informationen unabhängig aufzustellen. Nur leider habe ich keine Idee, wie das funktionieren soll.

Situation 2 (wieder beruflich): Im Oktober habe ich bei einem Notar hier vor Ort eine Vertragsgenehmigung unterzeichnet, die er mit Unterschriftsbeglaubigung an einen Kollegen im Rheinland weiterleiten sollte. Anfang Dezember fragt der Notar aus dem Rheinland nach, wie weit ich denn mit meiner Unterschrift sei. Ich rufe also recht aufgeschreckt bei dem lokalen Notar an, der mir völlig zerknirscht gesteht, dass er den Vorgang verbummelt hat, er würde sich aber jetzt sofort und höchstpersönlich darum kümmern. - Heute telefoniere ich in anderer Angelegenheit mit dem Notar aus dem Rheinland und frage ganz beiläufig, wie weit denn nun die Vertragssache sei, meine Unterschriften müssten ja nun beglaubigt vorliegen. Antwort: Nix liegt vor. Mir ist vor Empörung ja fast der Hörer aus der Hand gefallen.
Umgehend habe ich den lokalen Notar angerufen und mich mühsam von Empfang über Vorzimmer bis zum Notar selber durchgeboxt, der den Vorgang sofort auswendig auf dem Schirm hatte und meinte, er hätte sich doch im Dezember gleich gekümmert - aber wenn der andere Notar sagt, er hat nichts bekommen, nun, dann ist da wohl ein Problem. Wie gehen eigentlich Notare unter sich miteinander um, belügen und betrügen die sich genauso wie das im normalen Geschäftsverkehr wohl Usus ist? Da kann man als Mandant doch nur kopfschüttelnd daneben stehen.
Aber mehr als dem Herrn Notar mitzuteilen, dass man für so eine Schlamperei überhaupt kein Verständnis mehr hat, kann man nicht machen - und sich einen neuen Notar suchen.

Situation 2a: Genau das habe ich auch gemacht. Der Notar von oben hat nicht nur diese Unterschriftsbeglaubigung so unendlich verschleppt, er hat auch einen Grundbuchantrag, den ich sehr gerne noch in 2018 hätte eintragen lassen wollen, einfach unbearbeitet liegen gelassen und nu ist zu spät, zumindest für 2018. Jetzt habe ich aber keine Lust mehr auf diesen Notar und möchte mit einem anderen arbeiten. Also habe ich letzte Woche einen anderen Notar angerufen, bin dort bis zur Vorzimmerdame gekommen, habe das (komplexe) Problem geschildert und gebeten, dass der Notar mich bitte zunächst mal anrufen möge, weil es am einfachsten ist, die Regularien telefonisch zu besprechen. Wenn dann alles beisammen ist, mache ich auch einen Termin im Büro, aber erst Telefon. - Darauf warte ich bis heute.
Ich weiß ja, dass die Baubranche komplett ausgebucht ist und sich vor Aufträgen nicht retten kann, aber einfach Anwaltsnotare in Westfalen, die jammern doch sonst immer, dass sie Mandanten suchen. Nur bei diesem Kundenservice, ich fürchte, da wird das nichts.
Über diese Situation habe ich mich heute sozusagen nur so als add on geärgert, weil es mir einfiel, als ich mit dem ersten Notar zwangsläufig wieder zu tun hatte.
Beschwert habe ich mich hier noch bei niemandem - weil wie, denn? Spricht ja keiner mit mir.

Situation 3 (immer noch beruflich) : Die Steuererklärungen, die ich vor drei Tagen begonnen habe, zu kontrollieren und zur Überarbeitung zurückzugeben, sind mittlerweile zum vierten Mal überarbeitet - ich habe heute Abend die Endkontrolle gemacht, leider sind immer noch Fehler drin. - Wie geht man damit um? Wie erkläre ich dem anderen, dass ich mittlerweile VERDAMMT NOCHMAL endlich eine fehlerfreie Leitung erwarte. Die Menschen, die diese Steuerklärungen erstellen, werden wirklich sehr gut bezahlt, Stundenlöhne im gehobenen dreistelligen Bereich, finde ich sehr gut bezahlt - da kann ich doch wohl nach mehreren Hinweisen irgendwann eine fehlerfreie Leistung erwarten, oder nicht?
Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Problem umgehen soll oder werde, die Dame, die diese Steuererklärungen erstellt hat, hat auf dem Papier eine sehr gute Ausbildung mit sehr guten Noten - wie sage ich ihr jetzt, dass ich ihre Leistung leider komplett unterdurchschnittlich finde? Ich gebe zu, dass es eine komplizierte Steuererklärung ist - aber hey, deshalb habe ich sie ja auch einer Spezialistin gegeben. Und bei dem Gehalt, was diese Leute verdienen, erwarte ich eine selbständige Arbeit und nicht ein dankbares "Oh, jetzt habe ich aber eine Menge gelernt" als Ergebnis.
Irgendwas passt hier nicht und ich ärgere mich über die Diskrepanz zwischen Gehalt und Leistungserbringung.
Wie ich hier sinnvoll konstruktive Kritik anbringe, die nicht einfach nur als weitere, extrem gut bezahlte Ausbildungsstunde zu verbuchen ist, habe ich noch nicht raus.

Situation 4 (endlich mal privat): Und dann war da noch die geschulte Kundenfreundlichkeit von Fielmann.
Ich möchte ja jetzt Gleitsichtkontaktlinsen haben. Habe ich bei meinem Kollegen gesehen, der war auch bei Fielmann, bei dem klappte alles ganz prima, der ist total happy mit seinen Linsen, genau das will ich auch.
Also war ich letzten Samstag bei meinem Fielmann. Ich hatte einen Termin gemacht, um die notwendige Linsenvoruntersuchungen sorgfältig durchführen zu lassen, alles klappte gut, jetzt gibt es erst mal Probelinsen zum Testen und dann werden die endgültigen bestellt. Für das Einsetzen der Probelinsen habe ich dann auch gleich einen Termin vereinbart, die Dame wollte es so, mir war es egal, obwohl ich es schon ein wenig aufwändig fand, was sie da so vorhatte.
Der Termin zum Einsetzen der Probelinsen wäre morgen um 17h, weil angeblich ist 17h der späteste Termin für eine Probelinseneinsetzung. Warum das nicht später geht, denn immerhin hat Fielmann ja bis 18.30h geöffnet, erschloss sich mir nicht, war mir aber dann auch egal, Freitag 17h wird schon klappen.
Klappt jetzt aber nicht, morgen habe ich Termine, die bis 18h gehen, also rief ich bei Fielmann an und fragte, ob ich heute um 17h kommen könne. Antwort: Nein, heute um 17h sind die Kontaktlinsenmitarbeiter schon alle ausgebucht, heute könne ich nur um 14h kommen.
Ich habe dann versucht zu erklären, dass ich meiner Meinung nach gar keinen Kontaktlinsenmitarbeiter benötige und wenn, dann maximal für 5 Minuten, weil, so kompliziert, sich da zwei Linsen in die Augen zu setzen, wird das ja wohl nun auch nicht sein, also was soll das Getue? Ja, da könne sie mir nichts zu sagen, da würde sie mich lieber gleich mit einem Kontaktlinsenmitarbeiter verbinden wollen. Die Kontaklinsenmitarbeiterin sagte mir dann, dass sie um 17h schon einen Termin habe und dass 17h auch der späteste Termin sei, der überhaupt vereinbart werden könne, weil, ich müsste ja auch testen, ob ich mit den Linsen klarkomme, und deshalb ginge es heute leider nicht.
Meine Hinweise, dass, wenn es heute nicht ginge, dann ginge es gar nicht, ich würde in Urlaub fahren und überhaupt, retournierte sie sehr trainiert mit: "Dann lasse ich die Linsen hier einfach liegen und Sie schauen dann in vierzehn Tagen oder so mal, wann Sie Zeit haben. Ich lasse die Linsen auch gerne bis zu einem Vierteljahr hier liegen, dann schicke ich sie allerdings zurück." - Ich habe dann versucht mit ihr zu verhandeln, dass so eine Linsenübergabe doch höchstens fünf Minuten dauern könne und sie müsse mir auch nicht helfen und ich kann sowieso immer alles alleine - aber no chance, heute auf keinen Fall und wenn ich morgen den Termin nicht wahrnehmen wolle, nun, dann könnte ich mich ja mal irgendwann melden, wenn ich mal ausreichend Zeit hätte, aber eine 5-Minuten-Sache sei das ganz sicher nicht, da müsse ich schon anderthalb Stunden Zeit einplanen.
Ob dieser unverschämten Zeitverplemperei war ich so fassungslos und wütend, dass ich einfach aufgelegt habe. Mir fehlen immer noch die Worte und ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Mein Kollege, bei dem ich mich dann erkundigt habe, wie das so weitergeht, mit den Probelinsen und anprobieren usw. erklärte mir dann, bei ihm sei das alles ganz problemlos gegangen, er hätte die Linsen bekommen, im Laden eingesetzt, zack, nach Hause gehen und 14 Tage später wiederkommen und sagen, ja, Linsen passen, möchte ich jetzt gerne als Abo kaufen. Das dauert wirklich nur 5 Minuten.
Hier habe ich jetzt also ein Beispiel, wo ich mich ganz herrlich über das Verhalten von anderen Leuten ärgere, weil es zu 100% zu meinen Lasten geht, aber außer der Tatsache, den Fielmannleuten zu sagen, dann steck dir deine blöden Linsen doch sonst wo hin, ich gehe jetzt zu einem anderen Optiker, fällt mir nichts Gescheites ein. Doch jetzt einfach woandershin zu gehen ist auch keine gute Lösung ist, weil ich die Probelinsen schon bezahlt habe und sowieso schon mehr als eine Stunde Zeit deshalb verdaddelt habe. Das wäre dann alles vergeudet.
Ich habe echt noch keinen Plan, wie ich damit jetzt weiter umgehe, wahrscheinlich muss ich mich einfach dem Zeitdiktat dieser Linsenmitarbieterin beugen, oder ich ärgere mich morgen den Tag über noch mal richtig in Rage und gehe dann am Samstag zu einem anderen Optiker, bezahle dort das doppelte und vergeude noch mehr Zeit - aber ich habe mich nicht von der Linsentussi schikanieren lassen
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Mittwoch, 16. Januar 2019
Wie meckert man positiv?
Die Frage, wie man damit umgeht, wenn sich andere Menschen der eigenen Meinung nach falsch verhalten, hat mich heute auch noch beschäftigt, denn je mehr ich darüber nachdenke, umso komplexer wird das Problem.
Erste, spontane Reaktion: Na, so ein klassischer Oberlehrer will ich genauso wenig sein wie ein miesepetriger Pingelskopp oder Erbsenzähler, und als nöliger Meckerrentner will ich erst recht nicht enden.

Aber wie meckert man positiv?
Und vor allem, wann ist Meckern okay und wo beginnt die Zone der Grenzüberschreitung?
Wann macht man sich selber zum feigen Depp, der sich nicht wehrt - und ab wann ist man nur ein unsympathischer Korinthenkacker?*

*Hier habe ich übrigens schon wieder eine Fußnote Zwischenanmerkung: Das holländische Wort für Korinthenkacker ist Miereneuker, wie man das übersetzt, darf sich jeder selber googeln, aber ich liebe das Wort.

Ich glaube, ich halte in den meisten Fällen, wenn ich mich über das Verhalten anderer Leute ärgere, eher die Klappe - und ärgere mich dann nachher über mich selber, dass ich nichts gesagt habe.
Ich glaube aber auch, dass die Zahl der Leute, die wirklich etwas sagen, statistisch gesehen in Wirklichkeit recht gering ist, obwohl ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass die Welt voll mit Nörglern, Meckerern und Lautstarkrumkrakeelern ist, aber es fallen einem naturgemäß nur die Leute auf, die etwas sagen, weshalb eine Beurteilung mit eigenem Bauchgefühl ganz bestimmt die falsche Messgröße ist.

Je mehr ich nun so darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Entschluss, dass ich das Meckerverhalten der Menschen in der analogen Welt erst noch mal bewusst beobachten muss, bevor ich mir da eine Meinung bilde.
In der digitalen Welt verhalten sich viele Leute dagegen komplett anders, da bleibt mir ja teilweise vor Erstaunen der Mund offen stehen, wie unverschämt, dreist, übergriffig und schlicht zutiefst arschlochhaft hier manchmal Menschen unterwegs sind. Da frage ich mich regelmäßig nur warum. Was treibt Menschen in so ein Verhalten? Wie fühlen sie sich dabei? Kompensieren sie damit ihr armseliges Würstchendasein in der analogen Welt? Sind das alles ganz große Loser im real life und lassen ihren Frust über ihre verkackte Existenz dann im Netz ab? Oder merken die das gar nicht?

Das Verhalten von Menschen im Internet ist bestimmt ein spannendes Soziologie-Thema, aber weiter interessiert es mich dann auch nicht, weil das Internet den großen Vorteil hat, dass man es einfach abschalten kann und dann ist Ruhe. Im real life ist das nicht so einfach, deshalb bin ich hier an Erkenntnissen und Erklärungen weit mehr interessiert.

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Der Rest des Tages bestand aus Büro, der aufregendste Vorfall bestand darin, dass der Leiter Rechnungswesen eine Differenz in der Zinsabgrenzung hat, nach der er bis 19h unverrichteter Dinge gesucht hat, um dann frustriert nach Hause zu fahren - bei dem möchte ich heute nicht Ehefrau sein
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