anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 28. Oktober 2018
Schöner Tag mit alkoholischem Abgang
Heute war ein sehr schöner Tag. Samstage sind oft schöne Tage, weil sie randvoll mit Möglichkeiten sind, man kann einkaufen gehen und/oder Flohmärkte besuchen, aber auch ausschlafen, stress- und terminfrei vor sich hindröseln, das Haus auf Vordermann bringen (mache ich eigentlich sehr gerne, weil es sich so toll anfühlt, wenn anschließend alles sauber oder aufgeräumt oder durchsortiert oder eben irgendwie besser als vorher ist), man hat Zeit, neue Rezepte auszuprobieren, man hat überhaupt jede Menge Zeit, denn nach dem Samstag kommt ja erst noch der Sonntag, wenn es also am Samstag stressig wird, kann man sich immer noch am Sonntag ausruhen, Samstage sind also die allerbesten Tage, weil sie randvoll mit Möglichkeiten sind, wie ein Swingerclubbesuch: Alles kann, nichts muss. (Habe ich neulich irgendwo gehört, diesen Vergleich und fand das Bild so prima, dass ich es sofort klauen musste.)

Heute war ein ausgesprochen gelungener Samstag, erst lange im Bett gelegen und das Internet leergelesen, dann habe ich ausführlich vor mich hingepuzzelt, alles mögliche hier im Haus aufgeräumt, ein Paket für C. zusammengepackt und sogar abgeschickt, ein superleckeres Pilzrisotto gekocht (mein erstes Risotto überhaupt, ich wollte das schon seit Ewigkeiten mal ausprobieren und es hat sehr gut geklappt. K. meinte zwar, das wäre ja eine seltsame Reispampe, aber als ich ihm erklärte, dass der Reis nicht pampig, sondern schlotzig ist, hat er widerspruchslos gegessen und anschließend mit "war gar nicht so schlecht" kommentiert, für einen Westfalen ist das schon fast ein Drei Sterne Lob.)
Am Abend sind wir noch mal kurz einkaufen gefahren (Brot war schon wieder alle), und weil der Samstag schon so weit fortgeschritten war, waren die letzten verbliebenen Reste an der Obst- und Gemüsetheke um 50% reduziert, also gab es Minze und Limetten zum halben Preis, wenn das kein Wink mit dem Mojitozaunpfahl ist.

So kam es, dass der Abend ausgesprochen genussvoll alkoholisch........ - ......ach, keine Ahnung, wie ich diesen Satz jetzt vernünftig zu Ende bringen könnte, wir haben uns einfach ganz prächtig einen gedudelt, im Fernsehen lief Verstehen Sie Spaß, ich habe Hemden gebügelt und K hat irgendwelche Listen am PC aktualisiert, spießiger und gleichzeitig zufriedener kann ich so einen Samstagabend gar nicht organisieren, es war also ein rundum gelungener Tag, mal schauen, was morgen so passiert
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Samstag, 27. Oktober 2018
Homeoffice
Da ich während meiner offiziellen Krankschreibung mit dem gebrochenen Handgelenk regelmäßig im Büro war und auf "freiwilliger Basis" gearbeitet habe, habe ich mit der Geschäftsleitung vereinbart, dass ich dafür die nächsten Wochen Freitags, soweit keine konkreten Besprechungstermine meine Anwesenheit im Büro erfordern, im Homeoffice erreichbar bin und nicht zwingend im Büro erscheinen muss.
Heute war der zweite Homeoffice Freitag und ich habe auch tatsächlich größere Teile des Tages vor dem Rechner und am Telefon verbracht, dafür aber auch eine Menge geschafft.

Privat geschafft habe ich das Einhalten der O-O Regel, die Winterreifen für die Zeit von Oktober bis Ostern wurden heute montiert. Irgendwo muss ich mir jetzt eine Erinnerungsnotiz machen, dass ich unbedingt bis vor Ostern neue Sommerreifen kaufen muss, die, die heute eingelagert wurden, taugen auch nur noch zum Einlagern, wieder damit fahren möchte ich auf keinen Fall.

Als ich den Wagen in der Werkstatt abholte, bin ich bei Aldi vorbeigefahren, weil das so dicht bei der Werkstatt liegt und ich einfach mal schauen wollte, was es da grade so spannendes im Sonderverkauf gibt.
Seitdem alle Kinder ausgezogen sind und wir nachhaltig einen reinen Zwei-Personen-Haushalt betreiben, gehe ich nur noch sehr selten einkaufen, zu zweit verbraucht man nix. Das einzige, was ich im Unterschied zu früher jetzt regelmäßig einkaufe, ist ein Brot, da sich in einem Zwei-Personen-Haushalt auch das Brotbacken nicht mehr lohnt. Das Brot, was uns am besten schmeckt, gibt es bei Lidl, was bedeutet, dass ich dort auch rund 80% aller Einkäufe erledige, denn ich muss ja wegen des Brotes sowieso da hin. Das leckerere Baguette dagegen gibt es bei Aldi, aber Baguette hält sich ja nicht und wird immer ruckzuck hart, weshalb ich selten Baguette kaufe. Heute war mir aber nach Baguette und überhaupt mal wieder Aldi gucken - und das war dann auch gleich ein einkaufstechnischer Volltreffer, denn in dem Aldi-Markt neben der Werkstatt war heute Sonderverkauf von gesammelten Krimskrams der letzten Monate und die Rabatte konnten sich echt sehen lassen. Zufälligerweise gab es ganz viele Dinge, die sowieso auf meiner "muss ich noch kaufen-Liste" standen, ich brauchte zB einen neuen Wasserkocher, einen neuen Staubsauger, ein Regal für Borkum und einen Vorratstopf für Zwiebeln. Klebstoffresteentferner kann man auch nie genug haben, und weil der grade so günstig war und damit ich auch bestimmt genug Klebstoff zum Entfernen habe, habe ich auch gleich noch eine Dose Sprühkleber gekauft. Es gibt im Grunde keine Methode, die eine größere Schweinekleberei verursacht als Sprühkleber - was für ein Glück. Dass ich jetzt genug Klebstoffresteentferner habe.

Zum Abendessen gab es ein großes Blech voll Ofengemüse und Baguette mit Tartar, hört sich nach einer schrägen Mischung an, war aber superlecker
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Donnerstag, 25. Oktober 2018
Heute kein Blogbeitrag
„Dann schreib du jetzt mal schnell deinen Blog, dann können wir auch ins Bett gehen.“ - sagte K vor ca. einer Stunde als ich erklärte, ich wäre nicht nur sehr müde, sondern hätte auch größeren Kuschelbedarf.
Und seitdem sitze ich wie das sprichwörtliche Kaninchen vor dem Schlangenblog und leide unter Multioptionsschreibsperre.
Eigentlich hätte ich ganz viele Themen, zu denen ich noch was anmerken möchte, aber irgendwie nicht heute. Erstens kann ich mich nicht entscheiden, mit welchem Thema ich anfange und zweitens bin ich grade nur müde und würde viel lieber ein wenig kuscheln statt komplexe Blogbeiträge zu tippen.
Deshalb gibt es heute hier nix, ich geh jetzt einfach nur ins Bett
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Donnerstag, 25. Oktober 2018
Nichts passiert
nur Büro, und das bis spät, weil ich morgen schon wieder auf Tour bin und wenigstens die dringendsten Dinge vorher erledigt haben wollte.
Hat auch geklappt, aber deshalb ist sonst auch nichts anderes passiert-
Vom Büro direkt nach Hause, ohne Einkaufszwischenstop oder irgendwelche anderen, unerhaltsamen Erlebnisse, zu Hause dann Salat geschnibbelt und ein Kräuterbaguette in Ofen geschoben, keiner hatte Lust auf ein größeres Gekoche.

Beim Essen den Fernsehfilm des Mittwochs oder so ähnlich begonnen zu gucken (kam im Ersten, was bei uns auch immer als erstes angeht, wenn man den Fernseher einschaltet), vor lauter Schlappheit gelang es mir nicht, den Fernseher wieder auszuschalten, also habe ich den Film, meiner eigenen Hoffnungslosigkeit gegenüber gnadenlos ignorant, zu Ende geschaut, manchmal treibt meine eigene Trotzköpfigkeit mich zu wahrlich dämlichen Beschäftigungen, aber immerhin habe ich so wieder einen Abend mehr erfolgreich totgeschlagen
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Dienstag, 23. Oktober 2018
Machtübernahme
Gestern Abend war der Termin mit der Maklerin und den Kaufinteressenten für das Haus, in dem ich wohne und in dem ich auch gerne noch rund sechs Jahre wohnen bleiben möchte, was aber der bisherige Eigentümer an eine Maklerfirma verkauft hat, die es jetzt ihrerseits wieder weiterverkauft. Insgesamt gibt es hier auf der Straße 16 Reihenhäuser, die bis vor kurzem alle als "ein Gesamtobjekt" einen Eigentümer hatten und jetzt in 16 Einzelhäuser geteilt wurden und einzeln verkauft werden sollen.
Einige der Bewohner haben das Angebot angenommen und ihr jeweiliges Haus selber gekauft, das ist ja auch eine sinnvolle Sache, wenn man hier länger wohnen bleiben möchte, aber wenn man genau weiß, dass man in spätestens sechs Jahren hier auszieht, dann ist es schon arg lästig (und teuer), wenn man das Haus nur kauft, um es dann nach kurzer Zeit wieder zu verkaufen. Andererseits finde ich die Vorstellung, dass ich hier zwangsweise ausziehen muss, weil jemand das Haus kauft und dann Eigenbedarf geltend macht, auch ziemlich gruselig, es ist also in jeder Richtung eine blöde Situation.

Nun, bei der aktuellen Immobilienlage ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich reichlich Interessenten melden, wenn diese Häuser offen angeboten werden, mir bleibt im Moment nichts anderes übrig als abzuwarten, wie es weitergeht, auf alle Fälle wollte ich mir die jetzt aufgetauchten Interessenten aber erst mal selber ansehen.

Als ich gestern nach Hause kam, war die gesamte Straße vollgeparkt mit großen Autos und vor der Tür wartete eine große Gruppe Menschen. Die Interessenten, die sich nicht nur für mein Haus interessierten, sondern gleich für alle Häuser, die noch zum Verkauf stehen, entpuppten sich als chinesische Großfamilie. Die wollen ernsthaft 5-6 Häuser aus dieser Reihe kaufen und warten dann darauf, dass die jetzigen Bewohner nach und nach ausziehen.
Die Besichtigung meines Hauses war dann auch schnell erledigt, im Grunde sind die Häuser ja alle gleich, haste eines gesehen, haste alle gesehen.

Ich fand das Ganze schon recht spooky, es fühlt sich irgendwie seltsam an, einen ganzen Trupp Chinesen durch sein Haus wandern zu sehen und zuzuhören, wie sie sich ohne Pause untereinander unterhalten, auf Dinge zeigen und sich hinweisen, nur verstehe ich leider kein Wort davon und so ganz geheuer war mir das alles irgendwie nicht.
Aber ändern kann ich daran auch nichts, außer dass ich jetzt ziemlich sicher bin, dass ich mein Haus nicht selber kaufen möchte, denn wenn sich hier in der direkten Nachbarschaft eine chinesische Großfamilie ausbreitet, dann dürfte das mit dem Verkauf in sechs Jahren deutlich komplizierter werden und ein Mieter findet sich dann auch nicht mehr problemlos.

K und ich haben deshalb beschlossen, dass mit dem eigenen Hausbau jetzt vorrangig und beschleunigt anzugehen, damit wir unter Umständen auch schon eher als geplant hier ausziehen können, vor allem aber, damit wir kein Problem bekommen, wenn wir hier tatsächlich früher als geplant zwangsweise ausgezogen werden.
Und wenn hier jetzt alles chinesisch wird, dann werde ich es sowieso nicht bedauern, wenn ich hier wegziehe
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Montag, 22. Oktober 2018
22.10.2018
Eintausendsechshundert Tage sind es jetzt her, dass du es vorgezogen hast, dich endgültig aus der Welt der Bürokraten mit ihrer nie endenden Büroarbeit, ihrem Verwaltungswahn und ihren Vertragsvorschriften zu entlassen.
Eintausendsechshundert Tage sind umgerechnet rund 8.000 Bürostunden, die ich seitdem weiter in dieser Welt verbracht habe und ja, mein Verständnis für deinen Widerwillen, deine Interesselosigkeit und deine Verzweiflung ob dieser maßlosen Entropie des Schwachsinns, wie du es nanntest, ist seitdem um mindestens 8.000 Stunden gereift.

Aufgrund des Durcheinanders, das du hinterlassen hast, waren allerdings bisher mindestens noch 1.000 zusätzliche Bürostunden notwendig, um wenigstens die gröbsten Dinge zu regeln und gradezuziehen, aber so langsam lichtet sich das Gestrüpp und rein über Verjährung fallen im Laufe des nächsten Jahres (mit Glück) noch ein paar Baustellen weg. Drück mal die Daumen.

Sehr fasziniert war ich von dem Verhalten einiger deiner "Freunde" nach deinem Abgang, denn wie auch immer du diese Beziehungen gesehen hast, knapp warst du weg, sahen diese Freunde nur noch ihren eigenen Vorteil und versuchten mit sehr viel Energie und Hinterlist so viel wie möglich von dem scheinbaren Kuchen, den du hinterlassen hast, an sich zu raffen. Obwohl, im Grunde sind sie nur ihrem Charakter treu geblieben, sie hatten schon immer etwas blutsaugerhaftes, aber wahrscheinlich hat dich genau das an diesen Freundschaften gereizt, CW der Vampirbändiger, ich glaube, du hast dir in dieser Rolle sehr gefallen.

Dein Lieblingsfreund Peter M. zB hat gleich eine ganze Armada an Anwälten aufgefahren, weil er der festen Überzeugung war, du hättest ihm ein regenbogenpupsendes Einhorn als Erbteil versprochen, was er dann bei mir einklagen wollte.
Das war einerseits zwar sehr niedlich, andererseits aber auch sehr zeitintensiv und nervtötend, weil er immer neue Anwälte und neue Klageideen fand, mit denen ich mich jedesmal beschäftigen musste und auch, wenn er bisher mit jedem Versuch gescheitert ist, so weiß doch niemand, was ihm noch alles einfällt, und naja, preiswert ist so ein Unsinn auch nicht, du kannst es dir denken.

Dein Spezi Arnold B. hat dagegen nichts mehr von sich hören lassen. Gleich nach deinem Tod, noch vor der Beerdigung hat er versucht, sich den Schlüssel zu deiner Wohnung zu besorgen, weil er "seine" Sachen dort abholen wollte, das habe ich zum Glück rechtzeitig genug mitbekommen, so dass dieser Versuch ins Leere ging, aber geärgert hat es mich durchaus.

Das, was von deinem Nachlass hauptsächlich übrig geblieben ist, ist Ärger - und Müll.
Ich habe ja immer gesagt, dass ich dein Geld nicht will, aber nach dem ich einen groben Überblick über das von dir nicht verbrauchte oder verschenkte Vermögen hatte, bin ich mittlerweile zufrieden, dass es wenigstens für die Müllentsorgung reichte. Das Haus in Mönchengladbach ist jetzt leer, hat knapp 30 K gekostet, professionelle Entrümpeler sind teuer.
Es ist schrecklich, dass es so enden musste, aber was hätte ich sonst mit all dem Zeug anfangen sollen? Du hast immer gemeint, der Kram wäre wertvoll und man könnte zig Tausende bekommen, wenn man es verkauft. Mag sein, aber dann hätte man jemanden finden müssen, der es kauft und das ist mir vier Jahre lang nicht gelungen. Deshalb habe ich jetzt umgekehrt Geld dafür bezahlt, dass jemand einfach alles entsorgt.

Weißt du wie viel Arbeit das ist, Dinge zu verkaufen? Und weißt du, wie ätzend ich es finde, Dinge zu verkaufen?
Ich habe viele, viele Stunden damit verbracht, dein verlassenes Firmendurcheinander aufzuräumen, die meisten Firmen habe ich in die Insolvenz geschickt (auch das ist nicht mal eben so und ohne Aufwand möglich), zwei habe ich gerettet und hoffe, dass ich dort eine geordnete Liquidation abwickeln kann, aber auch das bedeutet ja wieder, dass Dinge verkauft werden müssen. Und nein, keine deiner Firmen hat nennenswertes Vermögen abgeworfen.
Ich finde es schrecklich, mit Leuten darum zu feilschen, was wie viel wert ist und wer wie viel wofür bezahlt. Verkäufer ist wirklich der letzte, der allerallerletzte Job für mich.

Ich habe für mich gelernt, dass ich beginnen muss, eine Übersicht, oder besser noch, ein Handbuch für die Kinder zu erstellen, in dem alles erklärt und vorgeschlagen wird, was zu tun ist, wenn ich nicht mehr da bin.
Und ich sollte jetzt schon mal mit Wegwerfen und Aussortieren beginnen. Denn ich habe festgestellt, dass auch die Kinder Verkaufen ätzend finden.

Bei der Vorbereitung des Nachlasses geht es gar nicht darum, irgendwelche Werte zu sichern oder irgendeinen Streit um den Nachlass zu vermeiden, es geht um die Entscheidung des Wegwerfens, denn für diejenigen, die zurückbleiben, ist das Wegwerfen der zurückgelassenen Dinge viel belastender als für denjenigen, der die Dinge selber für sich gekauft und zusammengetragen hat.

Ich bin im Sommer ein letztes Mal durch die Hallen in Mönchengladbach gelaufen und es war schrecklich. Es war einfach schrecklich anzusehen, in welchem Zustand sich die Dinge befanden, die du so gemocht und so eifrig gesammelt hast. In das Gebäude ist mehrfach eingebrochen worden, weil die Leute wahrscheinlich dachten, es gäbe was Tolles zu klauen - gab es aber nicht, denn es waren ja nur die Dinge da, die du hinterlassen hast und die auch nach deinem Tod niemand haben wollte. Weil sich die Einbrecher dann darüber geärgert haben, dass sie dort nur alte Bücher, ein paar Möbel, Klamotten, Geschirr und ohne Ende Flohmarktkrimskrams fanden, haben sie dort alles verwüstet, Schränke samt Inhalt kurz und klein geschlagen, alles auf dem Boden verteilt, die Wände aufgehackt und die Kupferrohre geklaut. Mit den Büchern haben sie dann immer wieder ein Feuerchen gemacht, wahrscheinlich weil sie es lustig fanden.
Irgendjemand hat das Klavier angezündet, das wird wenigstens richtig gut gebrannt haben, das Holz war immerhin gut 80 Jahre alt. Aber die Feuerwehr fand das verständlicherweise nicht lustig, jedes Mal mussten die Einsätze bezahlt werden, deshalb habe ich das Gebäude nun rigoros leerräumen lassen, jetzt gibt es nichts mehr zum Anzünden.

Als ich so durch die Räume wanderte, entdeckte ich überall noch einzelne Gegenstände, die in all dem Schutt, der den Boden bedeckte, noch zu erkennen waren und jedes Teil erzählte eine Geschichte. Eine Geschichte von dir, oft auch eine Geschichte von uns, die aber stets in verlassener Einsamkeit endete. Zurück blieben verlassene Gegenstände, die niemand mehr wollte.
Das alte Holz-Kinderbett war noch da, ich habe es vor über 26 Jahren bei meinen Großeltern auf dem Dachboden gefunden, die haben es nach dem Krieg wohl als Gästekinderbett benutzt und auch damals wird es nicht neu angeschafft worden sein. So viele Jahrzehnte hatte es überlebt, jetzt gab es endgültig niemanden, der es noch haben wollte.
Auch viele alte Bilder standen noch rum, die meisten mit zerbrochenen Glasscheiben, aber jedes hat eine eigene Geschichte und du wurdest nie müde, sie auch zu jedem Bild regelmäßig, meist mit eigenen, phantasievollen Ausschmückungen erweitert, mit Begeisterung zu erzählen.
Und ein Martiniglas habe ich gefunden. Ich weiß noch, wie wir uns darum gestritten haben, wer das Set mit den alten Martinigläsern auf dem Flohmarkt als erster gesehen hat und wer es deshalb kaufen durfte bzw. wem es gehört.
Als ich auszog habe ich dir die Martinigläser da gelassen, ich hatte ja schon genug schlechtes Gewissen, dass ich überhaupt auszog, da konnte ich nicht auch noch die Martinigläser mitnehmen. Jetzt sind sie alle kaputt, nur ein einzelnes lag noch unbeschädigt im Schutt, ich habe es nun nach Borkum gebracht.

1600 Tage, fast viereinhalb Jahre und doch gibt es Tage, da bist du so präsent, dass ich fast damit rechne, dass gleich die Tür aufgeht und du schimpfend den Raum betrittst, weil dich niemand vom Bahnhof abgeholt hat.
Und natürlich gibt es immer noch Tage, an denen ich dein Fehlen schmerzlich bemerke.
Du warst der beste Streitpartner, den ich je hatte und auch wenn das Leben mit K. leichter und deutlich weniger chaotisch ist, streiten kann ich mich mit ihm nicht vernünftig, und ja, ich nehme dir wirklich übel, dass du dich einfach so verdrückt hast und ich dir nicht mehr beweisen kann, mit wie vielen Vorhersagen ich absolut recht behalten habe.

Und es ist schade, dass du nicht mehr siehst, was aus deinen Kindern geworden ist. Verdammt, was wärst du stolz auf sie, alle drei, und ja, auch J, das Dramakind hat sich gemacht. Ausgerechnet J hat das beste Abitur von allen hingelegt, ich bin so neugierig, mit welchen Worten du diese Leistung als nichtige Kleinigkeit abgetan hättest, um innerlich vor Stolz zu platzen und überall mit ihm anzugeben.

Und dann habe ich noch diesen Satz gefunden, diesen einen Satz, der dich so perfekt beschreibt, obwohl ihn jemand anderes über jemand anderen geschrieben hat. Aber vielleicht meinte er ja doch dich, wer weiß? Er schrieb:
Mir erschien er wie ein trotzköpfiger Chaot, der sein Chaos schlitzohrig als Kunst tarnt.
Quelle


Du und deine Kunst, tatsächlich und in echt nur Chaos, es hat aber Spaß gemacht. Auf uns und auf die nächsten 1600 Tage.
Und danke für den Fisch
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Montag, 22. Oktober 2018
Hausputz
Weil wir die letzten Wochen ständig unterwegs waren, hatte niemand Lust in den kurzen Pausen, in denen wir zu Hause "frei" hatten, den Putzlappen zu schwingen, mit der Folge, dass das gesamte Haus zwar langsam, aber dafür gründlich und systematisch immer mehr eindreckte und insgesamt mittlerweile ziemlich in Unordnung geraten war.
Morgen kommt nun die Maklerin, die einen potentiellen Kaufinteressenten durch das Haus führen wird und auch wenn ich ganz wenig Interesse daran habe, dass der Kaufinteressent ein möglichst positives Bild von diesem Haus bekommt, so habe ich genausowenig Interesse daran, offen zu zeigen, wie dreckig es hier sein kann, deshalb hatte ich uns für heute das Hausputzgroßprogramm verordnet, was wir dann gemeinsam durchgezogen haben, jetzt ist das meiste wieder ordentlich, so Sondersachen wie Fenster oder Terrasse fand ich nicht wirklich wichtig, die wurden deshalb ignoriert, aber der Rest des Hauses ist vorzeigbar.
Und wir sind dementsprechend k.o., so einen kompletten Tag durchputzen ist schon anstrengend, so dass wir schon wieder beide im Bett liegen und froh sind, uns nicht mehr bewegen zu müssen
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