anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 15. Oktober 2018
Wirtschaftspläne
Noch habe ich die Melancholie des gestrigen Tages nicht komplett abgeschüttelt.
Gut, es ist Montag, das macht schon als solches schwermütig, wenn man nur daran denkt, wie viel Woche noch folgt und wie lange sich das wieder zieht. Dabei ist diese Woche mein aktuelles Problem, dass ich schon am Montag weiß, dass die Zeit nicht reichen wird. Diese Woche ist einfach zu kurz für all die Dinge, die diese Woche erledigt werden müssen. Das fühlt sich dann wiederum so bedrückend an, dass ich gleich per se die Lust verliere, überhaupt nur anzufangen. Wäre es nicht deutlich gescheiter, direkt ins Bett zu gehen und sich die Decke übern Kopf zu ziehen und dann nur noch darauf zu warten, dass die Welt untergeht? Denn sie geht bestimmt unter, das ist mal klar und auch nicht zu vermeiden.

Aber vielleicht ja doch, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann wenigstens verschieben. Das wäre ja auch was.
Ich verschiebe also den Weltuntergang, krabbel aus dem Bett, gehe ins Büro und beschäftige mich mit Wirtschaftsplänen. Mitte Oktober beginnt die Zeit der Wirtschaftspläne, jede Firma braucht einen Wirtschaftsplan für 2019, darin steckt dann die gesamte Hoffnung für das kommende Jahr.
2019 wird bestimmt ein sehr gutes Jahr, ich mache einfach schwungvolle Wirtschaftspläne
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Montag, 15. Oktober 2018
Trauriger Abschied
An manchen Tagen fällt mir die Abfahrt von der Insel besonders schwer, heute war einer dieser melancholischen, trauerumflorten Abschiede, beim Warten auf die Fährverladung spielte dann auch noch Astor Piazzolla im Radio, das beförderte den Blues, der sich heute bei mir breitmachte, noch mal extradoll.
Ich reagiere auf Astor Piazzolla immer mit viel retrograder Melancholie, früher war eben alles besser, zumindest hatten die Träume deutlich mehr Möglichkeiten.

Auslöser für diese Schwermutstimmung war heute der intensive Geruch der Silberpappeln

Im Herbst riechen sie besonders intensiv und bei diesem Wetter dann noch mal extra potenziert.
Ich finde diesen Geruch so toll, ich könnte den ganzen Tag davon leben.
Und auf dem Festland habe ich keine Silberpappeln.
Schnief
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Sonntag, 14. Oktober 2018
Workout
So, heute bin ich platt. K.o. Fertig. Umgefallen und zu nichts mehr in der Lage.
Ich bin ja bekennender Nichtsportler, so dass Kondition nicht zu meinen besonderen Fähigkeiten gehört, aber heute habe ich das einfach ignoriert, das Wetter war viel zu verführerisch.
Deshalb haben wir uns heute nach einem langsamen Aufstehen aufs Fahrrad gesetzt und sind über zweieinhalb Stunden lang kreuz und quer über die Insel gefahren. Es war toll, es hat Spaß gemacht, aber als wir wieder zu Hause waren, waren wir auch beide bereits gründlich müde.
Half aber nix, denn Gartenarbeit stand auf dem Programm. Der Rasen musste dringend (DRINGEND!) gemäht werden und außerdem haben wir echt Glück gehabt, dass wir bisher noch kein Knöllchen wegen nicht ausgeführter Bürgersteigreinigung bekommen haben. (Kriegt man hier auf der Insel sehr schnell). Das Kräuterbeet sieht toll aus, ist aber leider auch randvoll mit Unkraut, genauso ging es dem Beet im Vorgarten. Da musste dringend was passieren. Außerdem mussten zwei Maschinen Wäsche nicht nur gewaschen (das ist der einfache Teil), sondern auch aufgehangen werden und irgendwas zu essen wollten wir ja auch noch haben.
K hat gemäht - und hey, das war echt ein Knochenjob und dementsprechend platt war er anschließend auch, und ich habe die Beete von Unkraut befreit und Bürgersteig und Straße geschrubbt, die Wäsche aufgehangen und am Abend einen Salat mit gebratenen Gnocchi, Bacon und Avocado zusammengeschnibbelt.

Das Essen war superlecker, danach ging aber nichts mehr. K ist schon umgekippt und ich kippe jetzt hinterher
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Freitag, 12. Oktober 2018
12 von 12
Einerseits habe ich es ja nicht so mit diesem Gemeinschaftsgedanken, wir verlinken uns alle untereinander und sorgen so für Traffic auf unseren Seiten, andererseits gibt es aber auch ein paar nette Idee bei diesen regelmäßigen Blogparaden, die natürlich alle keine Blogparaden sind, weil irgendwas an dem Wort oder der Idee einer Blogparade wohl nicht akzeptabel genug ist, um seine eigene Blogparade auch als solche zu bezeichnen - aber egal, darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus, sondern auf die Ideen, die dahinterstecken und die können ja durchaus positiv sein.
Bei der Nichtblogparade WmdedgT von Frau Brüllen habe ich ja sogar ein paarmal mitgemacht, bis mir auffiel, dass ich üblicherweise ja sowieso aufschreibe, was ich den ganzen Tag so mache, dafür brauche ich keine Frau Brüllen und seit dem lasse ich die Verlinkerei und bin im Wesentlichen mit dem Thema durch.
Was ich aber noch nicht gemacht habe, ist meinen Alltag systematisch mit Bildern zu dokumentieren. So etwas gibt es auch, heißt dann 12 von 12, weil man immer am 12. des Monats 12 Bilder aus seinem Alltag knipsen und posten soll, dazu kann man sich dann auf einer Seite verlinken, die Draußen nur Kännchen heißt, aber nicht die Draußen nur Kännchen-Seite von Vanessa Giese ist, sondern eine andere, die eben auch so oder so ähnlich heißt, die aber beide nichts miteinander zu tun haben, das hat mich sehr lange sehr verwirrt, bis ich aufgegeben habe, in dieser Bloggerwelt überhaupt irgendetwas begreifen zu wollen, auch Frau Giese nicht oder irgendwelche webseiten die Draußen nur Kännchen servieren, ich klaue mir nur einfach die Idee und poste heute mal 12 Bilder, die ich den Tag über bewusst für diesen Zweck gemacht habe, allerdings erspare ich mir jede Sorte Verlinkung, es muss reichen, wenn ich hier ausführlich erklärt habe, dass die Idee nicht von mir ist.

Die Bilder allerdings schon.

Und damit die Startseite hier nicht wegen so vieler Bilder stecken bleibt, verlagere ich die alle in die Kommentare
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Donnerstag, 11. Oktober 2018
Tagesdramen
Manchmal passieren ja Dinge, da zuckt man richtig zusammen, bekommst kurz einen Adrenalinschub oder/und Kreislauf, je nach Konstitution und ist im ersten Moment völlig überfordert, einen vernünftigen Lösungsplan zu entwerfen.
Außerdem ärgert man sich darüber, dass das Problem überhaupt aufgeploppt ist, man hätte auch gut darauf verzichten können, und zieht als spontane Problemlösung zunächst mal die gute alte Vogel-Strauß-Methode in Betracht.
Allerdings ist das mehr eine emotionale als eine vernünftige Reaktion und als erwachsener Mensch lässt man diese Idee dann auch irgendwann mit leisem Bedauern wieder fallen, sortiert seufzend die rationalen Synapsen der in Deckung gegangenen Vernunftsebene, akzeptiert größere Mengen an Umständlichkeiten, Ärger und Arbeit und beschäftigt sich dann widerstrebend mit den meist mühsamen Lösungsmöglichkeiten.
Es gibt halt so Tage, da passieren solche Dinge.

Und dann gibt es Tage, da passieren hintereinander weg solche Dinge. Das sind dann die Tage, wo man sich am Abend fast freut, dass man die Flasche mit Fassbrause, die einem grade in der Hand explodiert ist, nicht schon nebenbei während der Fahrt öffnen wollte. Positiv denken ist dann das einzige, was einen noch aufrecht hält.

Mein Tag heute begann mit einer Whatsapp von einem fremden Menschen, der mir mitteilte, dass sein Kumpel heute Nacht ganz plötzlich und unerwartet abgeschoben worden sei und der hätte ja bei mir in meiner Wohnung gewohnt und er - also dieser Fremde, der mich da anschrieb, hätte seine Sachen bei seinem Kumpel in der Wohnung untergestellt und ich solle ihm jetzt helfen, dass er da wieder dran kommt.
Es stellte sich dann raus, dass das tatsächlich stimmt: Ich habe eine Eigentumswohnung in Mönchengladbach. mit der ich eigentlich seit dem erste Tag als ich sie auf CWs Bitten hin aus einer Zwangsversteigerung erwarb, nur Ärger hatte. Ständiger Mieterwechsel und irgendwann habe ich Mietnomaden erwischt, die ich nur mit viel Umstand und Ärger irgendwann rausklagen konnte, danach stand die Wohnung zweieinhalb Jahre leer, weil sich nun überhaupt kein Mieter mehr für die Wohnung fand. Die Wohnung ist eigentlich wirklich sehr schön, nur ist Mönchengladbach eine schwierige Lage und der Stadtteil, wo diese Wohnung liegt, ist noch mal extra schwierig, deshalb dieser lange, ungewollte Leerstand. Wie auch immer, seit 2015 wohnt dort eine albanische Flüchtlingsfamilie und ich hatte das Gefühl, da ist jetzt endlich Ruhe drin.
Bis heute.
Und ich habe ehrlich gesagt aktuell noch überhaupt keine Ahnung, wie das nun weitergeht.
Die sind wohl tatsächlich alle fünf mitten in der Nacht abgeholt worden und wurden ins Kosovo ausgeflogen. Hat mir der Vater der Familie dann selber per Whatsapp bestätigt.
Gruselig finde ich das, aber für mich als Vermieter ergeben sich ein paar ganz praktische Fragen:
Wer hat den Schlüssel? Was mache ich mit den Sachen, die die Familie doch sicherlich in der Wohnung zurückgelassen haben wird? Wie finde ich jetzt einen neuen Mieter? Wer renoviert die Wohnung? Fragen über Fragen und ich habe doch so überhaupt keinen Bock auf diese Art von Umstand.

Eine Stunde später ein Telefonanruf: Eine Maklerin möchte einen Termin ausmachen, weil sie Interessenten hat, die das Haus kaufen wollen, in dem ich in Greven wohne und die möchten das jetzt besichtigen. Und ja, die möchten dort selber einziehen. - Okay, ich weiß, dass es da Mieterschutzrechte gibt, aber es ist halt alles kompliziert und ich sehe den Ärger schon in dicken Stiefeln heranstapfen. Ich möchte dort doch nur noch sechs Jahre wohnen, dann ziehe ich freiwillig aus - muss das jetzt alles vorher sein?

Die Fähre geht um 16:45h, ich verlasse das Büro um 13:30h. Während ich das Büro verlasse, telefoniere ich mit einem Banker, die Börse ist grade recht turbulent, bei uns ist einiges los. Google Maps sagt, ich brauche 2,5h, vom Büro aus bin ich noch nie nach Eemshaven gefahren, ich kann das also schlecht beurteilen und der Weg ist die ersten 70km auch komplett neu für. Ich wollte eigentlich eine Stunde Zeitpuffer einbauen, aber herrje nun, eine 3/4 Stunde Zeitpuffer wird auch reichen, Hauptsache ich kann mir in Appingedam noch mein Standard-Mc-Kroket-Menu bei McD holen. Weil ich etwas abgelenkt und leicht hektisch wegen Verspätung aus dem Büro verschwunden bin, habe ich mein Brötchen, das ich mir heute Morgen als Reiseproviant eingepackt hatte, im Büro vergessen. Eigentlich mache ich ja Teilzeitfasten und es sollte mir deshalb nichts ausmachen, bis 16h nichts zu essen, wenn ich aber weiß, dass ich auch nichts essen könnte, wenn ich wollte, werde ich schlagartig hungrig. Blöd, aber nicht zu ändern.

Mein Navi hat Schluckauf und will mich unbedingt Richtung Greven führen, ich habe aber ja extra vorher auf Google Maps nachgeschaut und weiß, dass der beste Weg aus Münster raus über die B54 und von dort direkt auf die A31 geht, ich ignoriere das Navi und irgendwann gibt es nach und akzeptiert die B54. Nach 40km lässt es mich aber rechts abbiegen, ich sehe ein blaues Autobahnschild und denke, das wird eine dieser verdrehten Auffahrten sein, und weil ich schon wieder telefoniere, fahre ich einfach nur dem Navi hinterher. Nach weiteren 3km kommt mir das aber alles seltsam vor und ich begreife, dass mich das Navi mit einer großen Schleife über die B54 jetzt doch wieder Richtung Rheine führt, also auf meine "normale" Strecke, wenn ich ab Greven losfahre, und ich wundere mich. Bis ich auf die Idee komme, mal die Routenoptionen zu checken und voilà: "Autobahnen meiden" war angeklickt. Mittlerweile war ich dann aber schon so weit wieder in die falsche Richtung gefahren, dass eine Kehrtwende sich auch nicht mehr gelohnt hätte, mein Zeitpuffer schmolz gewaltig dahin und ich bin einen wunderbaren Umweg gefahren. Da freut man sich. Nicht. Aus hungrig wurde hangry.

Bis Haren ging alles gut, immerhin kannte ich die Strecke ja nun auch. Ab Haren fahre ich immer auf der holländischen Seite weiter, hier wurde jedoch in letzter Zeit viel gebaut, die Straßenführung ist komplett neu, deutlich neuer als mein Navi. Eigentlich weiß ich das auch, aber grade als die komplizierte Stelle kam, wo ich statt links, wie das Navi meint, rechts fahren muss, klingelte das Telefon und ein Banker teilte mir mit, dass ein Firmenkonto ab Morgen wohl irgendwie mit ein paar Millionen ins Minus rutscht, und dass ich dringend eine Umbuchung veranlassen müsse. Der Banker hatte recht, ich habe mich bedankt, dass er mich erinnert hat, habe im Büro angerufen, um die Umbuchungen zu veranlassen - und fuhr natürlich links dem Navi hinterher. Nochmal 10km blödsinniger Umweg, zum Glück hatte ich den verlorenen Zeitpuffer durch konsequentes 200 km/h fahren wieder reingeholt, aber nun war er wieder weg und in Holland ist 200 km/h zu fahren teuer. Bis Appingedam lief aber wieder alles problemlos, ich hatte noch 30 Minuten Zeit, das reicht, um schnell ein McKroket Menu zum Mitnehmen zu ordern. Um 16.25h war ich wieder zurück auf der Straße, von Appingedam sind es noch 20km bis zur Fähre, das schafft man locker in 20 Minuten - wenn nicht unterwegs die Straße wegen eines Großunfalls komplett gesperrt gewesen wäre. Es ging aber alles gut, um 16.40h war ich am Fähranleger und stürzte mich hungrig auf meine McD-Tüte. Weil ich schon ahnte, dass die letzten Kilometer trotz unzähliger Kurven eine etwas schärfere Fahrweise verlangen, hatte ich kein Getränk bei McD gekauft, ich lerne ja aus Fehlern, ich hatte mir außerdem heute morgen eine Flasche Fassbrause ins Auto gelegt und kam mir sehr klug und vorausschauend vor.
Dass diese Flasche beim Öffnen explodiert, weil sie die etwas schärfere Fahrweise auf dem Autoboden liegend hin und her rollernd mitgemacht hatte, habe ich dabei nicht bedacht.
Aber wie gesagt, es hätte ja schlimmer kommen können, und ich freue mich, dass ich die Flasche nicht während der Fahrt geöffnet habe (ich hatte nämlich kurz darüber nachgedacht).

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Donnerstag, 11. Oktober 2018
Dies und das
Zur Zeit sind die Tage relativ voll, kaum einer dabei, wo kein Termin für irgendwas eingetragen ist, insgesamt finde ich es aber gar nicht so schlimm, die weitaus meisten Termine, die in der nächsten Zeit so anstehen, sind angenehme Termine.
Heute Abend war ich auf einer Abendveranstaltung auf der es um Big Data ging, das Thema war interessant und das Essen war gut, was will man mehr.
Morgen arbeite ich nur bis mittags und fahre dann gleich vom Büro Richtung Eemshaven, damit ich die Abendfähre noch erwische, ich muss mal wieder das Auto mit rübernehmen, sonst verfällt die Fahrkarte.
K kommt Freitagabend mit dem Flieger nach, er hat bis mittags Termine.

Außerdem hatte ich heute einen Termin bei der Orthopädin, es wird nicht besser, mit diesen Hüftschleimbeuteln, nächster Versuch: Physiotherapie
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Mittwoch, 10. Oktober 2018
Der Wunsch jemand anderes zu sein
Ich habe in der letzten Zeit mehrfach Interviews oder Texte gelesen wo der Satz drin vorkam: "Ich habe mir immer gewünscht ein Junge zu sein."
Auch auf dem Barcamp in Dangast gab es eine Session zu dem Thema "Geschlechtswechsel" - und in welchem Zusammenhang ich mich auch mit diesem Thema auseinandersetze, meine Reaktion bleibt immer gleich, nämlich ein hilfloses Schulterzucken.
Denn mir persönlich ist es ehrlich gesagt ganz herzlich egal, welches Geschlecht ich habe, ich bin als Frau nicht unglücklich oder unzufrieden, ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass ich als Mann ein Problem damit hätte, dass ich ein Mann bin, denn dann wäre ich eben ein Mann, auch gut.
Rein emotional, also rein vom Bauchgefühl her, tut sich bei mir da gar nichts.
Ich bin eine Frau, ich war auch schon immer eine Frau - und ganz ehrlich? Ich finde, es hat enorm viele Vorteile eine Frau zu sein.
CW sagte immer, ich wäre eigentlich ein Mann mit Gebärmutter und ich selber muss offen zugeben, dass mir zumindest die klassischen, typisch weiblichen Reaktionsmuster komplett fehlen. Ich habe kein Tüdelüt-Gen und ich habe auch kein Verständnis für Anstellerei.

Nach der Geburt des ersten Kindes, was viele Frauen als den ergreifendsten Moment ihres Lebens beschreiben, habe ich mir nur dieses beschmierte Etwas beguckt, was da aus mir rausgeflutscht war und dachte "Ach du Schreck, der ist ja grauselig hässlich."
Ich hatte sehr viel Mitleid mit dem armen Wurm und mich schon deshalb dafür verantwortlich gefühlt, mich da drum zu kümmern, aber irgendwelche Hormonausschüttung, die zu akuten Liebeswallungen führten, ne, sorry, das ist mir nicht passiert.
Mich hat vielmehr fasziniert, welch gigantisch große Eier so ein neugeborener Junge hat. Wenn man frischgeschlüpfte Säuglinge auf den Bauch legt, dann liegen sie noch nicht komplett platt auf dem Bauch, sondern eher leicht gekrümmt, was auch nicht verwundert, schließlich haben sie sich in ihrem bisherigen Leben ja noch nie komplett ausstrecken können. Und durch diese gebogene Haltung, also mit
leicht angezogenen Beinen auf dem Bauch liegend, stippt der Popo deutlich in die Höhe und unter dem Popo hängen bei Jungs halt die Eier. Und die sind groß, absolut überproportional groß, zumindest bei neugeborenen männlichen Babys. Das liegt an den weiblichen Mutterhormonen, die sie noch in Mengen im Blut haben, das legt sich mit der Zeit, aber ganz am Anfang, also frisch nach der Geburt, da haben sie schon ein gewaltiges Gemächt.
Und das war so ziemlich das erste, was ich bei meinem frisch geborenen, ersten Sohn bemerkte und er tat mir gewaltig leid. Ich kann übrigens bestätigen, dass es sich wirklich im Laufe der Zeit egalisiert, schon nach drei Monaten bewegen sich die primären männlichen Geschlechtsorgane in völlig normalen Verhältnis zum Rest des Körpers, nur halt ganz am Anfang, da ist das zunächst mal anders. Aber beim ersten Kind, da wusste ich das noch nicht, was vor allem daran lag, dass ich die Bedienungsanleitung zur Babyaufzucht ja auch erst zur Geburt des Kindes als Ravensburger Sachbuch vom Vater geschenkt bekommen habe. Das war ein durchaus praktisches Buch und ich habe viele nützliche Informationen dort bekommen, aber wie gesagt, all diese Informationen gab es für mich erst nach der Geburt. (Übrigens sehr praktisch der Teil mit den Kinderkrankheiten, alphabetisch sortiert, und zwischen Mumps und Röteln stand unter P: "Penis in Reißverschluss eingeklemmt" - das war gut, dass ich das wirklich VOR dem Ernstfall gelesen habe, denn selbstverständlich kam diese Kinderkrankheit auch vor, aber da wusste ich immerhin, weshalb der Sohn plötzlich und unvermittelt so ungestüm losbrüllt, oder wenigstens fiel es mir als Möglichkeit ein - und das wirklich nur, weil ich es vorher in dem schlauen Buch gelesen habe, denn mal ganz ehrlich - woher soll man das als Frau sonst als Möglichkeit in Betracht ziehen?)

Aber wo war ich? Ach ja, eigentlich wollte ich nur sagen, dass es mir persönlich immer herzlich egal war, welches Geschlecht ich hatte, ich war für mich gefühlt immer hauptsächlich ich, also Anje - das Geschlecht hatte tatsächlich und ganz ehrlich überhaupt keine besondere Bedeutung.
Ich habe dann gelernt, dass die Menschen Unterschiede machen zwischen Jungs und Mädchen und gleichzeitig habe ich gelernt, dass es Mädchen besser haben als Jungs. Mädchen müssen nicht so viel, aber sie können sich alles nehmen, was sie wollen. Und ein kluges Mädchen nimmt sich selbstverständlich nur die praktischen oder bequemen Dinge, aber all diesen männlichen Unfug, den die Jungs machen müssen, den kann man als Mädchen entspannt ignorieren.
Wenn es zum Beispiel darum geht, dass am Auto ein Reifen gewechselt werden muss, dann bin ich ganz ungemein entspannt komplett unemanzipiert. Wie blöd kann man sein, sich freiwillig anzustrengen und die Hände schmutzig zu machen, wenn es ausreichend Jungs gibt, die sich danach drängeln?
Wenn sich denn partout und auch nach Warten kein Junge findet, der das macht, klar, dann kann ich das auch alleine, aber warum sollte ich mich hier vordrängeln?
Mein Leitsatz in meinem gesamten Leben hieß schon immer: "Ich kann alles alleine. - Aber nur, wenn sich sonst keiner findet."
Wenn man das typische Klischeedenken bemüht, dann gehören zu meinem Alltag wahrscheinlich mehr männliche als weibliche Schwerpunkttätigkeiten, das liegt aber nur daran, dass ich mir gezielt die Dinge rausgepickt habe, die ich für mich besonders bequem oder einfach fand. Insgesamt war es mir bisher mein gesamtes Leben lang schnurzepiepegal ob eine bestimmte Tätigkeit "nur was für Jungs ist" - wenn ich das machen wollte, dann habe ich das gemacht und ich kann mich an keine einzige Situation erinnern, wo ich nur deshalb daran gehindert wurde, weil ich ein Mädchen bin. Ich kann mich aber durchaus an eine Menge Situationen erinnern, wo ich es gezielt ausgenutzt habe, dass ich ein Mädchen bin, und dass nicht nur beim Reifenwechsel. So fand ich es zB in Betriebsprüfungen sehr positiv, wenn der männliche Prüfer vom Finanzamt so intensiv auf meinen kurzen Rock reagiert hat, dass er dabei die falsch erklärte Umsatzsteuer glatt übersehen hat. Und vergleichbare Situationen gab es viele.
In meinem Leben mit CW haben wir ganz bewusst und sehr erfolgreich diese Rollenverteilung eingesetzt und benutzt und ich fand das völlig okay.
Ich kam mir als Frau auch niemals "ausgenutzt" oder "zurückgesetzt" vor, einfach deshalb, weil ich das nie akzeptiert habe. Klar bin ich in meinem Leben unterwegs auch so typischen chauvinistischen Macho-Alphatierchen begegnet - aber letztlich haben diese Männer sich immer nur selber enorm lächerlich gemacht, denn das passiert ganz von alleine, wenn man ihr Verhalten nur einmal ganz entspannt und ohne viel Gezeter in aller Öffentlichkeit spiegelt.
"Gezeter" ist dabei das schlechteste, was man tun kann als Frau, dann hat man verloren, dann ist man es aber auch selber schuld. Meine Meinung.

Rein vom Bauchgefühl her ist es mir also tatsächlich herzlich egal, ob ich Mann oder Frau bin - aber was so die praktische Bequenlichkeit im Leben angeht, da denke ich schon, dass man es als Frau leichter hat.

Und deshalb hatte ich noch nie in meinem Leben das Bedürfnis, dass ich lieber ein Junge gewesen wäre, im Gegenteil, ich kann alles, was ein Junge auch kann - und kann mir zusätzlich die Freiheiten herausnehmen, die sich nur Frauen herausnehmen können
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