anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 28. November 2017
Über mein Gewissen und mein neues Ich
Kennt hier noch jemand das Lenorgewissen?



Ich finde das eine sehr realistische Werbung, denn mir geht das ständig so.
Nicht, dass mein Gewissen mich ermahnt, ich hätte die Wäsche nicht weich genug gespült, (kicher, dann wüsste ich ja sofort, dass ich das Gewissen nicht ernst nehmen muss) aber dass sich da etwas in mir zweiteilt und mein zweites Ich dann mahnend mit mir spricht, das passiert schon recht häufig.

Dabei ist mein zweites Ich natürlich das vernünftige Ich, also der Teil von mir, der das andere, aktive Ich meist nur kopfschüttelnd fragt: "Wieso machst du das da grade? Du weiß doch genau, dass das nicht gut geht und du dich nachher schrecklich darüber ärgern wirst, dass du so einen Blödsinn gemacht hast."
Aber trotz dieser vernünftigen Regulierungsinstanz habe ich mich selber noch nie davon abhalten können, Dinge zu tun, zu sagen, zu organisieren, bei denen mir schon, während ich sie tat/sagte/organisierte klar war, dass das alles keine gute Idee ist, hilft alles nicht, ich bin selbst meinen eigenen, grundvernünftigen Einsichten gegenüber üblicherweise verstockt wie ein Kleinkind.
Eben trotzdem.
Und überhaupt.

Aber jetzt noch zu etwas ganz anderem: Ich habe ein Avatar geschenkt bekommen.
Schon letzten Monat, zum Geburtstag und ich musste es erst vier Wochen verzückt anstaunen, bevor ich angefangen habe, es auch wirklich einzubinden, bzw. mir überhaupt erstmal Accounts zu schaffen, wo ich es einbinden kann.
Jaja, ich weiß, ich bin ein klassischer "laggard" oder late adopter, ich muss erst jahrelang schimpfen, dass ich das alles blöde und überflüssig und überhaupt igitt finde, bevor ich mich irgendwann dann doch entschließe, dass es inzwischen nun soo schlimm auch nicht mehr ist und dass ich deshalb ruhig auch mal mitmachen kann.
Jetzt wird aus mir ganz sicher kein feuriger Socialmedia-Aktivist mehr und für Twitter fehlt mir trotz verdoppeltem Zeichenvolumen noch immer die Zeit, mich so kurz zu fassen, aber ich könnte ja wenigstens mal bei 2-3 Blogs, die ich mittlerweile sehr gerne und sehr regelmäßig lese, kommentieren. Habe ich mir so vorgestellt und mir deshalb ein Avatar gewünscht, das copyright frei und trotzdem hochgradig individuell ist, so dass diejenigen, die mich kennen, mich auch sofort erkennen.
Und genau so eines habe ich nun bekommen: Selbst gestaltet und gemalt von meiner Freundin Barbara und ich war wirklich tagelang sprachlos beeindruckt, weil ich die Idee so gut finde.
Barbara meint, es wäre ja nicht sehr ähnlich geworden, ich finde, es ist SEHR ähnlich geworden,
Mein neues Ich
ich kann ja auch nichts dafür, dass ich so hübsch bin.

Und weil ich nun dieses Avatar habe, muss ich es jetzt natürlich auch verwenden, deshalb habe ich nicht nur meinen bereits vorhandenen Twitter-Account damit bebildert, sondern auch meinen neu angelegten blogger.com und meinen ebenfalls neuangelegten wordpress account.
Und ab sofort kann ich bei anderen Blogs kommentieren und bin nicht mehr anonym.
Gefällt mir schon sehr
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Dienstag, 28. November 2017
EDV Ärger
Die Räumerei der letzten zwei Tage steckte mir heute noch gewaltig in den Knochen.
Irgendwie tut jeder Muskel einzeln weh und ich fühle mich wie einmal längs durch die Mangel gedreht.
Als ich heute morgen aufwachte brauchte es eine Menge Selbstdisziplin, um mich nicht nur unter Gestöhne und Geächze überhaupt aus dem Bett zu wälzen, sondern anschließend auch tatsächlich ins Büro zu gehen.
Am liebsten hätte ich dort angerufen und mitgeteilt, dass ich nächstes Jahr vielleicht mal wieder vorbeikomme....

Aber wir haben am Wochenende einen neuen Server bekommen und heute wurden die Rechner einzeln umgestellt, da wollte ich natürlich schon gerne meinen Rechner wieder arbeitstauglich ausgerüstet wissen. Deshalb habe ich mir die Frage nach Büro ja oder nein dann doch sehr schnell mit "Hilft ja nix, nicht hingehen macht alles noch umständlicher" beantwortet und bin losgefahren.

Über den EDV-Menschen habe ich mich dann heute aber schon arg geärgert.
Weil er Probleme beim Einbinden meines Computers in das Firmennetzwerk hatte, schlug er mir jede Menge Dinge vor, die ihm vielleicht die Arbeit erleichterten, mir aber dafür das tägliche Arbeiten mit dem Computer deutlich erschweren. Da ich mit zwei Rechnern arbeite (ich habe ja noch so ein kleines Surface Book) musste er bei mir natürlich zwei Rechner einbinden und das Surface erwies sich als besonders renitent. Das Teil hatte schon gleich bei Anschaffung Schwierigkeiten gemacht, damals wurden die von dem EDV-Menschen damit erklärt, dass auf dem Surface Office 2016 läuft und der (damals noch alte) Server nur auf Office 2007 eingerichtet war. Ich habe das so akzeptiert, weil ich nicht genug Ahnung habe, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Seltsam fand ich schon damals allerdings, dass ein Kollege ebenfalls mit Office 2016 arbeitet und keine Probleme mit dem Server hatte.
Jetzt zickte das Surface heute aber wieder und diesmal konnte es nicht an unterschiedlichen Office-Varianten liegen, denn der neue Server läuft jetzt auch unter Office 2016. Deshalb meinte der EDV-Mensch heute, das läge daran, dass das Surface nicht in die Domäne eingebunden ist (meine Rechner sind alle nicht in die Domäne eingebunden, weil ich es nicht mag, wenn andere Leute meinem Rechner global Vorschriften machen können).
Bei dem Surface war es mir dann heute aber egal, das ist eh nur ein Ausweich- und Rumtragrechner, den ich nur wenig benutze, weil er mir einfach zu umständlich und zu langsam ist, deshalb habe ich dem EDV Menschen heute erlaubt, dass er diesen Rechner in die Domäne einbindet.
Seit einem halben Tag habe ich also nun einen Rechner, der in die Domäne eingebunden ist und ich weiß jetzt ganz genau, warum ich NIEMALS mehr erlauben werde, dass einer meiner Rechner in eine Domäne eingebunden wird, denn es ist genau das passiert, was ich mir ja schon vorher dachte (was der EDV-Mensch aber hartnäckig bestritten hat): Der Desktop vom Rechner sieht jetzt aus wie der Server, ich kann nicht mehr erkennen, ob ich lokal oder remote arbeite, und alle Individual-Einstellungen sind verschwunden und funktionieren nicht mehr, weil diese Features nicht von der Domäne unterstützt werden. Ich habe jetzt also ein Surface mit Gesichtserkennung, die nicht mehr nutzbar ist, weil nicht unterstützt.
Meine Pin-Entsperrung ist auch nicht mehr nutzbar, weil viel zu unsicher (klar, in meinem Büro steht auch ständig jemand hinter mir und guckt mir bei der Pin-Eingabe zu), dafür muss ich jetzt in 30 Sekunden Abständen dieses hochkomplexe Serverpasswort mit Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen eingeben, bei dem ich mich in 90% der Fälle mindestens dreimal vertippe und dann erstmal eine halbe Stunde warten darf, bevor ich es erneut eingeben kann. Sehr produktiv das Ganze. Und vor allem sehr sicher - denn ich kann ja mit dem Rechner gar nicht mehr arbeiten, deshalb können auch keine Unsicherheiten passieren.

Was für ein unendlicher Blödsinn!!!

Und dann kam er mir noch an anderer Stelle mit Datenschutz und auf welche Daten ich alle nicht zugreifen dürfe, weil das ja Daten von Kollegen sind.
Ich glaub, bei dem hackt's.

Da es sich um einen externen Dienstleister handelt, den wir extra beauftragen, um unsere EDV am Laufen zu halten, wird es wahrscheinlich nicht sehr schwierig sein, demnächst einen anderen Dienstleister zu beauftragen, der ein bisschen mehr Verständnis für die Produktivitätsansprüche der Geschäftsführung hat.
Bitte sehr, gern geschehen, war nett, Sie kennengelernt zu haben.

Pah
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Montag, 27. November 2017
Geschafft
So, zurück in Greven, haben wir eben das Auto ausgepackt und den Kram, der jetzt verkauft werden soll, erst mal im Wohnzimmer aufgestapelt.

Verkaufskram
Ich glaube, ich möchte als erstes betonen, dass mein Cabrio Golf ja tatsächlich ein Riesenauto ist, denn der gesamte Kram war, bis auf zwei Kisten, komplett im Kofferraum. Verglichen mit dem Kofferraum vom Punto, den ich immer als “Handschuhfach hinten“ bezeichnet habe, geht in den Kofferraum vom Golf tatsächlich richtig was rein.
In den Kartons ist ausschließlich Wolle, genauer gesagt: Sockenwolle. Falls jemand Sockenwolle braucht, möge er sich melden.
Absolut betrachtet ist das allerdings nur ein Minibruchteil dessen, was noch beim Onkel steht.
Seine Ex hatte ganz sicher das Messie-Syndrom, anders lässt sich ihre vollständig ausgeuferte Sammelwut nicht erklären.

Nun, sei es wie es sei, ein erster Anfang ist gemacht, das erste Zimmer ist wenigstens zu 2/3 sortiert und das, was unabänderlich auf den Müll muss, containerabholungsbereit zusammengestellt. Der Müllmensch, also der, der die Müllcontainer besitzt, heißt auf Borkum bezeichnenderweise Schrotti.
Schrotti hat letzte Woche schon einen Container voll Bücher (2 t) abgeholt, und er wird nächste Woche noch einmal diese Menge an Papier Müll abholen.
Das bleibt dann von einem langen Sammlerleben. In diesem Fall ist die Frau ja noch gar nicht tot, sondern hat sich einfach nur in die Flucht aus der Ehe gerettet und ihren Müll hinter gelassen, aber nach 30 Jahren Ehe sind diese Hinterlassenschaften eben umfänglich.
Ich vermute ja inzwischen, dass es gar nicht der Mann war, den sie eigentlich verlassen hat, sondern tatsächlich und viel wahrscheinlicher ihr eigener Kram, der ihr dermaßen über den Kopf wuchs, dass sie sich nur noch mit einer Flucht zu helfen wusste.
Aber was verstehe ich auch schon von Frauen und ihren Bedrängnissen in der Ehe. Ich finde ja jede Sorte Bedrängnis immer lästig und bekämpfe sie so früh wie geht, aber vielleicht ist das für andere Frauen anders und sie müssen sich erst viele Jahre jammervoll in ihr Schicksal fügen, bis sie sich mit einem großen Paukenschlag befreien können.
Ich habe keine Ahnung, ich war nie verheiratet, ich vermisse da allerdings auch nichts
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Sonntag, 26. November 2017
Platt
Kurzmeldung aus dem Off:
ich lebe noch, es wundert mich aber, denn zwischendurch hatte ich heute ab und zu das Gefühl, ich falle gleich einfach nur um und stehe nicht mehr auf.
Ich habe beim Onkel den Kram seiner Ex sortiert und mir fehlen komplett alle Worte für diese überbordende Sammelwut, die die Dame da entfaltet hat.
Wir haben heute nur ein Zimmer (halb) geschafft, aber am Ende der Sortieraktion haben wir jetzt schon ca. 35 große Kisten mit Wolle (überwiegend Sockenwolle und zwar die gute von Regia und/oder Opal), pro Kiste ca. 50 Knäuel, insgesamt also locker über 1.500 Knäuel Wolle und noch mal so viele Kisten mit Patchwork-/Quiltingstoffen, (auch alle hochwertige Qualität aus dem Fachhandel) zusammengestellt, die dann irgendwie verkauft werden sollen. Wie und an wen weiß ich noch nicht, aber ich habe jetzt mal 10 Kisten mitgenommen (mehr passen gar nicht in mein Auto) und teste dann mal ebay Kleinanzeigen in Münster....)
Gut zwei Tonnen Bücher sind schon im Container, es liegen aber bestimmt noch mal zwei Tonnen in der Veranda und warten auf die nächste Containerabholung.
Das mit den Büchern ist eine Schande - aber was soll man sonst damit tun? Auf der Insel sind die Dinger nicht verkäuflich und sie einzeln im Internet zu verscheuern ist nicht möglich. Der Onkel kann es nicht, weil er es nicht kann (das mit dem Internet) - und ich kann es nicht, weil ich keine Zeit habe. (Und ehrlich gesagt auch keine Lust. Das lohnt sich alles einfach nicht für die irrsinnige Arbeit, die man sich damit machen müsste.) Also bleibt nur Container.
Ungefähr 100 Bücher habe ich heute dann doch gerettet, weil ja wirklich schöne dabei sind und ich wenigstens die Borkum- und die Nordseebücher aufheben wollte und ein paar Bildbände und ein paar Romane, die einfach so ein schönes Cover hatten oder so einen guten Titel oder weil - hach, ist ja auch egal, weil sie mich eben einfach ansprangen und wenn ich sie hier in meinem Haus nicht unterkriege, kann ich sie auch noch selber wegwerfen. K. hat etwas die Augen verdreht, als ich immer mehr Bücher rauslegte und einpacken wollte, aber insgesamt ist das nur ein Miniminibruchteil dessen, was da liegt und auf die finale Abholung wartet.
Dann haben wir noch einen Riesenberg für den örtlichen Kindergarten zusammengestellt - Bastelmaterial aller Art - wenn die das Zeug nicht wollen, landet es bei den Büchern.

Und das Zimmer ist erst halb leer. Es ist wahrlich gruselig.
Morgen geht es weiter, mal schauen, welche Überraschungen wir da noch so zu Tage fördern.

Heute Abend habe ich dann noch für J. ein Lied erfunden. Er hat festgestellt, dass er in Musik nun doch mehr als 3 Punkte braucht, weil es wohl kein echtes Streichergebnis im Abitur sein wird, und deshalb will er jetzt seine Hausaufgabe machen: Schreibe ein Lied mit 8 Takten Strophe und 4 Takten Refrain und benutze dafür einfache Akkorde zur Begleitung.
Ich fand die Vorgabe nicht schwierig, habe also irgendwas am Klavier hin- und hergeklimpert bis die Menge der Takte stimmte und ich auch noch einen passenden Text dazu gefunden hatte - das habe ich dann vom Klavier direkt ins Notenblatt geschrieben und war mittelprächtig zufrieden mit meiner Arbeit, bis J. mir mitteilte, ich dürfe keinen Bassschlüssel benutzen, weil er den gar nicht lesen, geschweige denn schreiben kann und deshalb würde ihm niemand glauben, dass er das Lied geschrieben hat.
(Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mein Sohn ein waschechter Notenlegastheniker ist)
Jetzt ist es aber so, dass ich keine einfache Harmoniebegleitung mit Buchstaben schreiben kann, eben weil man das beim Klavierspielen nicht braucht. Ich habe dann etwas mühsam rausgetüfelt, was ich da für Akkorde benutzt habe und stellte fest, dass ich mehrfach einen Dominantseptakkord verwendet habe. Das ginge nun aber auch nicht, befand J., da sie einen Dominantseptakkord noch nicht hatten. Oder zumindest hätte er das Wort noch nie gehört, deshalb könne er das ja wohl schlecht benutzen.
Es war alles sehr kompliziert.
Ich habe ihm schließlich das Lied normal notiert in Klaviernoten mitgegeben und ihm aufgetragen, seiner Musiklehrerin mitzuteilen, er hätte am Wochenende einen Crashkurs besucht und da wäre es schwerpunktmäßig um Dominantseptakkorde gegangen und deshalb kämen davon nun soviel in seinem Lied vor.
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Freitag, 24. November 2017
Plötzliche Überfüllung?
Natürlich kann es sein, dass ich mal wieder irgendetwas nicht mitbekommen habe, im Zweifel ist das wahrscheinlich sogar sehr wahrscheinlich, passiert mir ja häufig, dass alle Welt Bescheid weiß, nur ich schaue verpeilt aus der Wäsche und habe mal wieder die neuesten Trends verpennt, die aktuellen Veranstaltungen überhört, oder was es sonst so an spontanen, gesellschaftlichen Entwicklungen gibt, die man nur mitbekommt, wenn man sich auch für die Gesellschaft interessiert.
Das tue ich ja nun nicht, insofern habe ich längst gelernt, dass ich vieles nicht mitbekomme, einfach weil meine Antennen nicht auf Empfang sind.
Aber weshalb heute die Fähre so voll war, dafür habe ich auch nach ausgiebigem Forschen tatsächlich überhaupt keine Erklärung.
Denn ich meine, hallo? Wir haben Ende November, tiefste Schlusssaison der Nebensaison. Hier dürfte eigentlich überhaupt gar gar nichts los sein.
Klar, ein paar Borkumer Wochenendheimkehrer sind immer auf der Freitagabendfähre - aber diese Fähre heute war randvoll mit fremden Leuten und vor allem Autos.

Damit hatte ich ja nun wirklich überhaupt nicht gerechnet. Ich hatte gestern mal im Internet nachgeschaut, da war die Fähre erst zur Hälfte gebucht, völlig normal für diese Jahreszeit, also kein Grund, sich da groß anzustrengen und komplizierte Reservierungen vorzunehmen, da kommt man auch immer spontan drauf.
Zum Glück waren wir dann heute relativ früh in Emden.
Die Fahrt verlief vollkommenen störungs- und stockungsfrei, es war auch noch wunderschönes Wetter und ich bin unterwegs immer schon mal ein wenig hinterm Lenkrad hin- und hergehüpft, weil es alles so schön war.
Meinen Westfalenmann machte das ganz nervös und er meinte, ich solle lieber auf die Straße schauen, aber da war ja nichts los. Doch die Landschaft drumherum und die Farben und die Weite und das Licht - das war alles so viel schöner als die langweilige Straße.

Na, wie auch immer, wir waren früh da, haben den einkalkulierten Puffer nicht benötigt und ich dachte, dann könnte ich ja vielleicht doch mal zur Kasse gehen und meine Karte aktualisieren lassen.
Ich hatte beim letzten Fahrkartenkauf vorsichtshalber schon mal den 22.12. reserviert und mir für diesen Tag eine Karte ausstellen lassen, jetzt hatte ich vor, meine Reservierung auf eine neue Karte zu übertragen und diese einfach auf heute zu aktualisieren.
Aber als ich am Fahrkartenschalter stand (und mich schon über die Menschenmassen wunderte, die da rumstanden), erfuhr ich, dass die Fähre ausgebucht ist und ich leider keinen Platz mehr bekommen könnte.

Sowas. Pong. Was für ein Mist. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich hätte ja im Internet reservieren können, aber wer glaubt denn daran, dass Ende November eine Fähre ausgebucht ist.

Also bin ich wieder umgedreht und habe dann beschlossen, dass wir einfach in der Reihe stehenbleiben, wo wir uns ganz selbstverständlich einsortierten hatten, nämlich in der Reihe für die Autos mit reservierten Fahrkarten. Wo sonst...

Dann kam ein Mensch und kontrollierte die Nummernschilder und winkte schon mal zwei Kurgastautos raus. Ich dachte ja, jetzt erwischt es uns auch, aber er hat uns nicht weiter beachtet.
Als sich die Schlange schließlich in Bewegung setzte waren wir ganz vorne mit dabei (weil wir schon so früh da waren), als wir am Fahrkartenkontrolleur vorbeifuhren, schaute er meine auf den 22.12. ausgestellte Karte an und fragte, ob wir denn für diese Fähre umgebucht hätten, was wir beide spontan und sehr überzeugt bejahten, klar, logisch, haben wir, so dass er uns passieren ließ - und dann waren wir drauf.

Uffff.

War schon ein bisschen aufregend.

J. war, während wir in der Schlange auf die Abfertigung warteten, mit dem Internatsbus aus Esens angekommen und hatte seinen Koffer bereits in unserem Kofferraum untergebracht, auf die Fähre habe ich ihn aber zu Fuß geschickt, schließlich wussten wir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht, ob die uns im Auto überhaupt mitnehmen.

Als dann aber alles gut durchgelaufen war, war ich auch ein wenig stolz, dass es tatsächlich geklappt hat, manche Dinge muss man eben einfach probieren und nicht zu früh aufgeben. Wer aufgibt hat auf alle Fälle verloren.

Von der Fähre aus haben wir dann schon mal die Heizung hochgedreht, die läuft zum Glück wieder störungsfrei und so eine smart home Steuerung ist eine wirklich praktische Sache für Pendler.
Als wir ankamen war es mollig warm im Haus, und morgen helfe ich dann dem Onkel beim Ausräumen seines Hauses, denn seitdem er jetzt frisch geschieden ist, will er den Kram seiner Ex so schnell wie möglich loswerden. Kann ich irgendwie sehr gut verstehen
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Freitag, 24. November 2017
Alles recht ereignislos heute
Aktuell stecke ich mal wieder in so einer Extremmüdigkeitsphase. Obwohl ich gestern schon um 22h im Bett war und auch ziemlich schnell eingeschlafen bin, war ich heute morgen um 7h so unendlich müde, dass ich nach dem Aufwachen sofort wieder eingeschlafen bin und mich erst gegen 8.30h mühsam aus dem Bett gequält habe. Das waren zwar über 10h Schlaf, aber ich kann ganz klar sagen, das reicht nicht.
Wahrscheinlich trage ich irgendwo verschleppte Gene eines Murmeltieres mit mir rum und der Körper fordert energisch seinen Winterschlaf ein.

Dementsprechend energetisch gemäßigt war auch mein Bürodasein heute. Mein Highlight des Tages war ein BP-Bericht, in dem sich der Betriebsprüfer verrechnet hat. Eigentlich kann sowas heutzutage kaum noch passieren, weil alle Berechnungen von ausgefeilten Programmen geprüft werden, aber diesmal ist es doch passiert und jetzt bin ich extremst gespannt, wie der Steuerbescheid aussehen wird. Normalerweise verarbeiten die Sachbearbeiter, die nach einer Betriebsprüfung den geänderten Steuerbescheid erlassen, stumpf die Vorgaben aus der BP - und wenn das jetzt planmäßig passiert, fallen knapp 100T€ weniger Steuern an, ist doch auch schon mal was, nicht wahr? (Nicht für mich, sondern für eine Firma, aber dort werde ich das natürlich als meinen persönlichen Beratererfolg verkaufen, hihihi)

Ansonsten war heute Abend wieder der halbjährliche Bänkerstammtisch, wieder in dieser Münsteraner Traditionskneipe, die wieder gesteckt voll war mit alten Männern, die dort saßen und ihr Bier tranken, das war schon vor zwei Jahren so und wird sich wohl in den nächsten 20 Jahren auch nicht ändern.

Der CIO hatte diesmal nur Banalitäten zu erzählen, damit ist er aber in guter Gesellschaft. Aktuell erzählen alle Volkswirte nur belangloses Zeug, ich glaube, das liegt daran, dass von denen wirklich keiner auch nur einen Fitzel Ahnung hat, was so an Besonderheiten auf uns zukommen könnte, also bleiben alle ausgesprochen allgemein und oberflächlich, alles ist möglich, von Rezession bis Inflation, von Crash bis Dax auf 15.000, und keiner wagt eine etwas genauere Prognose.
Nun denn, dann machen wir eben unverdrossen so weiter wie bisher, alles andere würde auch keinen Unterschied machen
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Mittwoch, 22. November 2017
Was man so braucht
Ich finde es ja immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich die Vorstellungen der Menschen sind, wenn sie gefragt werden, wie viel Geld sie wohl im Durchschnitt so brauchen.

Das Faszinierende an so einer Untersuchung ist nämlich, dass es keine absolute Zahl gibt, dass also das, was jemand wirklich braucht von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt, dass man tatsächlich keine absolute Zahl sinnvoll festlegen kann.
Der eine Mensch kommt völlig locker mit 500€ im Monat aus und hat dabei noch das Gefühl, persönlich richtig reich zu sein und sich alles kaufen zu können, was er will, wenn er ein Monatseinkommen von 700€ hat.

Von der Sorte Mensch habe ich eine Tochter, die gar nicht weiß wohin mit ihrem Reichtum, steif und fest behauptet, dass sie sich alles kaufen könnte, was sie will und dementsprechend aber auch sehr wenig Neigung zeigt, sich karrieremäßig zu sehr anzustrengen. Noch studiert sie d.h. aktuell hängt sie grade in so einer Warteschleife zwischen Bachelor und Master, weil die Zulassung zu dem Master, den sie sich ausgesucht hat, nur zum Wintersemester erfolgt, sie aber eben grade erst ihre Bachelorarbeit abgegeben hat. Deshalb geht es für sie erst nächsten Oktober wieder weiter. Das findet sie aber gar nicht schlimm, dann kann sie jetzt in der Zwischenzeit eben ein bisschen jobben und ansonsten das Leben genießen. Sie braucht ja nicht viel. Dass sie überhaupt den Master macht, liegt wahrscheinlich zu einem großen Teil auch daran, dass ich sie so intensiv dazu gedrängt habe, da ich der festen Überzeugung bin, dass die Wörter "zuviel" und "Bildung" in einem Satz nicht vorkommen.

Ihr großer Bruder dagegen braucht mindestens das Doppelte und hat schon früh eine hohe Kreativität gezeigt, sich immer noch mit irgendwelchen Zusatzmitteln aus Darlehen wohlmeinender Verwandte oder Freunde zu versorgen.
Noch als Schüler hat er sich regelmäßig bei seinem Onkel Geld geliehen, ich schätze, bei ihm hatte er sein Taschengeld schon im zarten Alter von 14 locker bis zur Rente verpfändet.
Und obwohl er durch Nebeneinkünfte etc. tatsächlich über deutlich mehr Monatseinkommen verfügt als seine Schwester, kommt er eigentlich schlecht mit seinem Geld aus und fiebert der Zeit entgegen, wo er endlich fertig ist mit seinem Studium und beginnt, ein angemessenes Gehalt zu verdienen. Ich bin sicher, das wird ihm gelingen, da er Medizin studiert und die Mediziner in Deutschland nicht grade zur unterbezahlten Kaste gehören. Er hat jetzt auch schon einige Facharztrichtungen aussortiert, weil dort das Verhältnis von Arbeit zu Verdienst einfach zu ungünstig ist, er ist ganz zielgerichtet an Karriere interessiert, die für ihn auch zwangsläufig mit dem entsprechenden Einkommen verbunden ist.

Das dritte Kind schließlich könnte man wohl am ehesten als Frugalist bezeichnen, seine Grundeinstellung finde ich in diesem Artikel sehr gut wiedergegeben.
Er möchte das Leben so gut wie möglich mit Nichtstun genießen und bereitet sich bereits jetzt sehr sorgfältig auf die "Rente" vor, oder zumindest darauf, dass er sich später ohne extra Mühe die Dinge leisten kann, von denen er heute schon träumt. Da er der festen Überzeugung ist, dass ihm das nur durch Sparen gelingt, hat er letzten Monat einen offiziellen Sparplan eröffnet, in den er monatlich 1/3 seines Taschengeldes per Dauerauftrag einzahlt.

Ich beobachte diese drei Kinder hoch fasziniert, weil sie mal wieder so unterschiedlich sind, in diesem Fall in ihren Ansprüchen und Erwartungen.
(Mich hat es schon bei den Babys fasziniert, wie unterschiedlich Geschwister werden können und allein um das ausführlich zu beobachten hätte ich gerne 17 Kinder bekommen. Hat dann nicht geklappt, aber diese drei sind wirklich ein Paradebeispiel für komplette Individualität bei ansonsten gleichen Erbanlagen.)

Ich beobachte aber auch bei anderen Menschen mindestens genauso fasziniert, wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Erwartungshaltungen sein können, bei der Frage "was man so braucht".

Die Marketingleute haben dabei natürlich jede Menge verschiedene Käufertypen unterschieden, hier machen mir die hübschen Akronyme immer großen Spaß.
LOHAS habe ich neulich erst gelernt. (Lifestyles of Health and Sustainability) Ich hätte sie sonst wahrscheinlich als grüne Yuppies (young urban professional) bezeichnet, was es aber längst nicht so gut trifft und mal wieder beweist, dass sich auch diese Lifestyle-Ideen schneller ändern als ich mitkomme. Denn natürlich sind all diese verschiedenen Anspruchs- und Erwartungshaltungen im Grunde auch nur Ausfluss bestimmter gesellschaftlicher Entwicklungen und die sind immer trendgesteuert, aber gleichzeitig natürlich auch davon abhängig, was der einzelne überhaupt für Auswahlmöglichkeiten hat.

Und hier steht es dann endlich, das Wort, das für mich die Freiheit schlechthin bedeutet:
Auswahlmöglichkeiten
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Denn natürlich sind alle Trends und Typen, alle Lebensmodelle, Ansprüche und Erwartungen nur graue Theorie, wenn ich gar nicht die Möglichkeit habe, sie auszuwählen.
Um diese Freiheit zu erlangen, muss ich im ersten Schritt die Grundlagen schaffen und im zweiten Schritt dann auch bereit sein, Kröten zu schlucken. Wenn ich vorhabe, mit 40 in Rente zu gehen, dann kann ich bis 39 nicht in Saus und Braus leben und regelmäßig mehr als mein Einkommen verprassen. Wenn ich dann allerdings nach 20 Jahre eisernem Sparen mit 41 an einem Herzinfarkt versterbe, ist das auch wieder dumm gelaufen.
Wenn ich meine, 500€ sind ein ausreichendes Monatseinkommen und für mehr muss man sich nicht bewegen, dann muss ich auch damit leben, dass ich nur sehr wenig individuelle Selbstbestimmung habe. Denn dann funktioniert ein Leben im Zweifel nur in einer Groß-WG, die mir nur sehr wenig Privatsphäre lässt und jederzeit verfügbare Stand-by-Mobilität wird dann sicherlich auch ein Problem.
Wenn ich dagegen meine, ich bräuchte mehr Geld und immer mehr Geld, weil es so viele Dinge gibt, die ich mir kaufen möchte, dann verzichte ich in ähnlichem Maße auf meine individuelle Selbstbestimmung, weil ich dann die meisten Dinge im Leben meiner Karriere unterordne.

Man kann es also drehen und wenden wie man will, jedes Lebensmodell hat seine Vor- aber auch seine Nachteile.
Wichtig finde ich nur, dass man sich selber aktiv entschieden hat und nicht willenlos und ohne sich der Folgen bewusst zu sein, in irgendetwas hineingeschliddert ist.
Wenn man aber gefühlt ungewollt tatsächlich in eine Situation hineingerutscht ist, die einem dann, wenn sie unbequem wird, plötzlich nicht mehr gefällt, dann hat man sich meiner Meinung nach trotzdem bewusst dafür entschieden. Man hat sich nämlich viele Jahre lang aktiv dafür entschieden, sich keine Gedanken darum zu machen und sich stattdessen lieber auf den lieben Gott das Wohlwollen von anderen Leute, das BGB oder das Sozialgesetzbuch verlassen. Klar ist es blöd, wenn der Plan dann nicht aufgeht, aber hey, ist das wirklich der liebe Gott schuld?

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