anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 30. November 2015
Sitzungsmarathon
Heute war ein langer Tag mit vielen Sitzungen und Verhandlungen, in Summe aber alle recht erfolgreich.
Da die alle in Düsseldorf und Umgebung stattfanden, war Autofahren angesagt, hin im Morgengrauen mit erfreulich wenig Staus, zurück im Dunklen bei Regen mit ganz vielen Stockungen, eine mühselige und anstrengende Fahrerei.
Jetzt bin ich platt und bekomme wahrscheinlich eine Erkältung, die Nase kribbelt und mir ist kodderig, am besten, ich gehe jetzt auf direktem Weg ins Bett.
Punkt
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Sonntag, 29. November 2015
Ende des Herbstes
Herbst

Ich sehe seit einer Zeit,
wie alles sich verwandelt.
Etwas steht auf und handelt
und tötet und tut Leid.

Von Mal zu Mal sind all
die Gärten nicht dieselben;
von den gilbenden zu der gelben
langsamem Verfall:
wie war der Weg mir weit.

Jetzt bin ich bei den leeren
und schaue durch alle Alleen.
Fast bis zu den fernen Meeren
kann ich den ernsten schweren
verwehrenden Himmel sehn.

Rainer Maria Rilke
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Samstag, 28. November 2015
Traumwetter
Bei diesem Wetter musste ich heute den ganzen Tag topless offen fahren, es war einfach nur toll. Faszinierend übrigens wie anders Herbst riecht im Vergleich zum Sommer, viel intensiver.
Novemberhimmel

Einmal Flohmarkt hin und zurück.
Und auf dem Flohmarkt dann genau den Wintermantel gefunden, den ich mir vorgestellt habe.
Wenn's läuft, dann läuft's.
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Heute Nachtschicht
Immer noch im Büro - aber bevor ich jetzt zusammenpacke wenigstens noch kurz die Mitteilung: Ja, es geht mir gut, ich hatte nur ein paar ganz üble Deadlines mit noch übleren Zwangsgelddrohungen, die mussten unbedingt heute (ähem, jetzt gestern) noch raus. Mit einer Stunde Verspätung die letzte geschafft und gleichzeitig aber auch eine grundlegende Ordnung in den Akten geschaffen, so dass die jetzt noch fehlenden Jahre in einem Bruchteil der Zeit zu erledigen sind.

MannMannMann, was war dieser Mann für ein Schlunz.
Aber so ganz langsam ist jetzt wirklich bald mal ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Nur noch drei Gesellschaften mit großem Chaos, aber immerhin schon fünf wenigstens grob strukturiert und drei weitere habe ich jetzt einfach aufgegeben. Mal sehen, was die Behörden tun, wenn sich keiner mehr kümmert, gnihihi, allein das ist schon den Spaß wert.
Ich fahre jetzt nach Hause und hoffe, unterwegs nicht einzuschlafen.
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Donnerstag, 26. November 2015
Ältere Leute sind jünger als alte Leute
Meine Tochter sagte neulich zu mir: "Du hast 'junck' gesagt. Daran merkt man, dass du alt bist. Nur alte Leute sagen 'junck'."

Hätte sie einfach nur 'älter'gesagt, wäre ja noch alles okay gewesen, aber 'alt' ist eindeutig älter als 'älter'. Alte Leute sind eine andere Gruppe, eine, die für sich steht, die abgegrenzt wird, und die zu den jungen Leute keine Verbindung mehr aufzeigt.
'Älter' versucht als Komparativ ja noch beide Seiten im Vergleich zu verbinden. 'Alt' dagegen ist absolut, nicht relativ. Alt ist eben alt und damit eindeutig anders als jung.
Die Kinder unterscheiden genau zwischen 'alt' und 'jung', genauso wie ich das auch tue. Einziger Unterschied dabei ist, dass wir da andere Altersklassen zusammenfassen.
Ich weiß nicht genau, ab wann bei meinen Kindern alt anfängt, ich weiß aber noch, dass ich in der 12. Klasse mit meiner damaligen Deutschlehrerin darüber diskutiert habe. Sie wird damals so Ende 20 gewesen sein, hielt sich ganz sicherlich nicht für alt, sondern für jung, modern und fortschrittlich und fand es cool, sich von den Schülern duzen zu lassen. Und ich hatte in einem Beitrag die 'Alten' und die 'Jungen' voneinander abgegrenzt, woraufhin sie neugierig fragte, ab wann nach meiner Definition denn jemand 'alt' sei.
Ich habe sehr spontan und sehr ehrlich mit "Na spätestens ab 30" geantwortet, denn damals war zwischen 30 und 40 und 50 für mich überhaupt kein Unterschied. Ab 60 begann irgendwie Rentner/Oma, aber alles davor war entweder alt und Erwachsener oder jung und Jugendlicher.
Sie fiel vor Schreck fast vom Pult, auf dem sie sich immer lässig rumlümmelte, was sie aber eben auch nicht jünger machte. Zumindest nicht in meinen Augen.
In ihren Augen gehörten wir wahrscheinlich in dieselbe Generation, sie war einfach nur ein bisschen älter, in meinen Augen gehörte sie zu 'den anderen'.

Insgesamt bilde ich mir ein, mich noch an ganz viele Dinge aus meiner Jugend zu erinnern, vor allem an meine Meinung zu vielen Dingen und wie oft mir damals gesagt wurde: "Ach, komm du erst mal in mein Alter, dann siehst du das auch anders."
Heute bin ich in dem Alter oder sogar schon darüber hinaus - und sehe es immer noch nicht anders. Meine Einstellung in den allermeisten Dingen hat sich tatsächlich nicht geändert und vielleicht ist genau das mein Problem, dass ich immer noch darauf warte 'alt' zu werden und meine, das daran festmachen zu können, dass sich mein 'point of view' ändert.
In vielen Dingen bin ich heute noch der Meinung, dass Pippi Langstrumpf eine extrem gesunde Lebenseinstellung hatte und stand dann ab Mitte zwanzig staunend vor meinen gleichaltrigen Freunden, die sich immer mehr davon abkehrten. Sie bekamen eigene Kinder und wiederholten als Eltern genau die Verhaltensmuster, die sie bei ihren eigenen Eltern so ätzend fanden - zumindest im Alter von 14-18. Plötzlich gab es Regeln und "Mantut-Sätze". Man tut dieses, das tut man so - und noch viel häufiger, "das tut man nicht".
Das Mantuttutmannicht aus dem Buch "Der kleine Mensch bei den fünf Mächtigen" von Max Kruse war immer schon eine Figur, die mich sehr beeindruckt hat.
Die Gleichaltrigen um mich herum starteten die Aktion 'Nestbau', nahmen die Sache ernst und damit als erstes ein Mantuttutmannicht in ihren Haushalt auf.
Vielleicht war das der Zeitpunkt wo ich begann, mich in meiner Altersgruppe nicht mehr altersgerecht zu fühlen. Die anderen zogen davon und ich habe den Anschluss verpasst.
Schon in meiner ersten Schwangerschaft schwante mir, dass da was verkehrt läuft. Die anderen Schwangeren waren so - schwanger. Ich dagegen bekam einfach nur ein Kind und habe die Geburt genauso wegprokrastiniert wie jede Hausarbeit/Diplomarbeit vorher oder was es sonst noch so für Deadlines gab. Ich war der festen Überzeugung, das wird schon irgendwie und stand ziemlich staunend vor dem Tamtam, den die anderen Schwangeren, die man zwangsläufig trift, wenn man in so einer Situation ist, so veranstalteten, und dachte immer, da kommt gleich jemand und sagt "Angeschmiert, ätschibätsch. Versteckte Kamera."
Aber die meinten das ernst, tatsächlich. Und fühlten sich auch sehr seriös und wichtig, in ihren Rollen als werdende Eltern. (Ich war die einzige Alleingebärende in dem ersten und einzigen Schwangerschaftsgymnastikkurs, den ich je besucht habe. Beim ersten Kind dachte ich noch, das muss man machen, sonst bleibt's Kind bei der Geburt stecken und es gibt ein Riesentheater, nur weil man vorher nicht genug gedehnt und geturnt hat.)
Als das Kind dann da war, passierte bei mir immer noch nichts. Keine Hormonausschüttung, kein Reifen und gesetztes Älterwerden, um in die Rolle einer guten Mutter zu schlüpfen. Nix veränderte sich wirklich. Ich hatte halt plötzlich ein Baby - und fand es nicht sehr viel anders als einen jungen Hund zu haben. Der Hauptunterschied war wohl, dass ich einen jungen Hund nach kurzer Zeit dem Züchter zurückgebracht hätte, weil ich dann feststellte, dass das wohl doch eher nichts für mich ist. So mit Verantwortung und regelmäßig und ohne Auszeit...... Das Baby musste ich behalten und da brauchte es dann eine gewisse Zeit, bis wir uns arrangiert hatten. Aber so nach einem dreiviertel Jahr hatten wir uns gemeinsam zurechtgeruckelt. Das Baby entwickelte sich zu einem ungemein quirligen Blödsinnsvogel, war ständig damit beschäftigt, irgendeinen Unsinn zu machen - und dann fand ich es auch wieder lustig und habe den Quatsch natürlich begeistert unterstützt. Das mit der Erziehung habe ich kurzerhand delegiert - an Menschen, die vernünftig und erwachsen genug waren, solche Sachen ernst zu nehmen. Mit 8 Monaten hatte ich einen Hortplatz für das erste Kind - und fühlte mich fortan nur noch für die lustigen Seiten des Mutterlebens zuständig. So langweilige Dinge wie ordentlich mit Messer und Gabel essen, aufräumen und gutes Benehmen haben die Kinder alles im Hort gelernt. Da haben sie auch etwas vernünftiges zu essen bekommen und Zähne wurden dort tagsüber gleich dreimal geputzt. Ich habe dafür zu Hause eine Haushälterin beschäftigt, die uns allen den A..sch nachräumte und all die Sachen erledigte, die mir viel zu öde waren. Was die Haushälterin nicht machte, arbeitete dann meine Mutter nach, die regelmäßig kam und sich darüber entsetzte, wie der Vorgarten aussah, dass die Balkonkästen nicht vernünftig bepflanzt waren oder dass die Fenster keine Gardinen hatten. Später hat sie mit den Kindern Lateinvokabeln geübt oder Mathe gepaukt. Was ich gemacht hätte, wenn meine Mutter sich da nicht drum gekümmert hätte? Na, wahrscheinlich einen Nachhilfelehrer engagiert und den Garten entspannt verwildern lassen, schließlich kann man alle Arbeiten, zu denen man selber keine Lust hat, von jemand anderem erledigen lassen oder man lässt es tatsächlich bleiben, weil davon die Welt nicht untergeht. Wenn man jemand anderen engagiert, muss man dafür bezahlen, das sehe ich aber nicht als Problem. Denn in derselben Zeit kann ich ja etwas anderes arbeiten, was mir viel mehr Spaß macht, dafür bekomme ich dann Geld, das ich wiederum eintausche gegen die Arbeit des anderen. So habe ich auch die Haushälterin finanziert. Statt fünf Stunden das Haus zu putzen habe ich einfach fünf Stunden eine andere Arbeit gemacht - und hatte nachher wesentlich bessere Laune als wenn ich das Haus geputzt hätte (und das Haus war zudem noch sauberer als wenn ich es wirklich selber geputzt hätte....)

In Summe gab es also immer genug Erwachsene um mich herum, die all diese wichtigen Erwachsenendinge für mich erledigt haben, weil ich bis heute ein Problem damit habe, die zwingende Notwendigkeit von "jetzt müssen die Fenster aber wirklich mal geputzt werden" zu erkennen.
Neulich hat mich eine Nachbarin gefragt, ob ihr Sohn das Laub vor unserem Haus wegfegen solle - er wäre immer auf der Suche nach einem kleinen Zusatzverdienst und vor unserem Haus wäre ja nun schon sehr viel Laub..... Fand ich eine prima Idee, von alleine wäre mir nicht eingefallen, dass Laub wegzufegen, aber wenn der Junge daran Spaß hat, sehr gern.

So sind die Jahre ins Land gegangen und natürlich wurde ich jedes Jahr älter. Dass ich aber tatsächlich alt bin, ist mir erst aufgefallen, als meine Tochter es neulich gesagt hat. Ich habe mich vielleicht immer dagegen gewehrt so ein spießiges Erwachsenenleben mit Mantuttutmannicht zu leben und habe meine Einstellung und meine Interessen aus meiner Jugend erfolgreich bis heute hochgehalten, was aber eben nicht heißt, dass die deshalb jung wären, denn auch alle meine Interessen sind mittlerweile über 50 Jahre alt, genau wie alles andere an mir auch. Und was meine Kinder heute interessiert ist mir tatsächlich genauso fremd, wie das, was meine Eltern heute noch interessiert. Nur weil ich denke, dass meine Eltern alt sind, heißt das nicht, dass ich es deshalb nicht bin.

Andererseits finde ich das gleichzeitig auch ein richtig großes Kompliment: Ja, ich bin alt, denn für meine Kinder bin ich tatsächlich die Mutter und werde in der Rolle von meinen Kindern auch komplett akzeptiert.
Ich bin diejenige, die in letzter Instanz tatsächlich alles wieder hinbiegt, die im Falle des persönlichen Supergaus die Scherben wieder einsammelt und alles kittet, die verarztet, verpflastert und tröstet, wenn was gewaltig schief gegangen ist. Ich bin ihr Netz mit doppeltem Boden, das ihnen die Sicherheit gibt, sich selber auszuprobieren, denn bevor sie wirklich abstürzen bin ich ja noch da.
Ich bin halt alt - aber ich kann auch alles und dafür muss man alt sein. Ich kann Kartoffeln aus der Hand in Scheiben schneiden (können nur Mütter hat mir meine Tochter neulich gesagt, aber sie übt grade und kann es auch schon fast.) und ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen - zumindest nicht so schnell und nicht wenn es darum geht, meine Kinder zu schützen.
Meine Schutzinstinkte mögen andere sein als bei den meisten anderen Müttern, aber sie sind auf ihre Art mindestens so stark ausgeprägt.
Hinfallen durften meine Kinder schon immer alleine, sie durften auch immer alleine entscheiden, ob sie mit oder ohne Mütze vor die Tür gehen, ich werde dafür zum Tiger wenn irgendwelche abgezockten MLP-Fritzen versuchen, meinen zutraulichen Studentenkindern schwachsinnige Finanzprodukte anzudrehen.

Meine Kinder nehmen mich als Mutter tatsächlich ernst und gleichzeitig nicht übel, dass ich mich die letzten 25 Jahre (und davor natürlich auch schon) sehr erfolgreich um die lästigen Dinge im Leben gedrückt habe. Und ich bin mir ganz sicher, wirklich jung geblieben wäre ich auch nicht dadurch, dass ich mich täglich mit einer Horde von Mantuttutmannichts auseinandergesetzt hätte. Ich hätte nur deutlich weniger Spaß gehabt
Punkt
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Mittwoch, 25. November 2015
Hochzeit light
Eine Kollegin erzählte heute, dass ihre Freundin am Freitag heiratet, dass sie selber deshalb für morgen und übermorgen Urlaub genommen hat, denn sie ist Trauzeugin und das wäre eine ganz große Sache, die zwei würden eine unglaublich tolle Hochzeit vorbereiten und da würde sie jetzt den Tag vorher schon mithelfen und sie selber wäre auch schon ganz aufgeregt.
Jetzt ist es so, dass die Kollegin selber eher keine 18 mehr ist und ich deshalb nachfragte, wie alt ihre Freundin denn sei. Schließlich klingt die Beschreibung der Hochzeitsvorbereitungen eher nach einer großangelegten Märchenprinzessinnenhochzeit einer Dauertochter, die ihren Tochterstatus gegen den Ehefrauenstatus tauscht, im eigenen Erwachsenenleben aber noch nicht angekommen ist.
Zu meiner Überraschung ist die Braut aber schon Mitte Vierzig und es ist für beide der zweite Versuch - jetzt aber richtig und mit gaaanz viel Liebe und überhaupt sind die beiden sooo ein süßes Paar.
Manche Leute werden tatsächlich nie erwachsen, zumindest nicht, wenn es um das Verwirklichen langgehegter Kindheitsträume geht.
Grundsätzlich finde ich das auch immer positiv, nur dass man deshalb gleich heiraten muss, das finde ich dann doch ein wenig übertrieben.
Wir unterhielten uns also über die Vor- und Nachteile eines Trauscheins und ich erklärte ausführlich, welche Grundsätzlichkeiten meiner Meinung nach ganz klar gegen einen Trauschein sprechen.
Ich finde, man kann sich ruhig gegenseitig bis ans Ende aller Tage die ewige Liebe versprechen, wenn man das braucht. Die hält aber nicht deshalb länger, weil ein Beamter aus dem mittleren Dienst das noch mit seiner Unterschrift bestätigt. Und rein formal und nach den heute geltenden Gesetzen haben viele Paare ohne Trauschein deutlich mehr finanzielle "Chancen" als registrierte Ehepaare. (Das ist Teil meines Berufes, ich weiß, wie man ohne Trauschein wesentlich besser durchkommt als mit, einzige Voraussetzung dazu ist, dass sich die Partner einig sind und sich absolut gegenseitig vertrauen. Mag sein, dass deshalb schon viele aus reiner Vorsicht lieber heiraten....)
Ich erklärte ihr also ausführlich, welche Gestaltungsvarianten ohne Trauschein alle möglich sind, so dass sie schließlich fragte, was es denn für ein mittelaltes Paar, bei dem sie eine Rente und er normalen Arbeitslohn bezieht, für Gründe geben könnte, nicht zu heiraten.
Die Rente ließ mich stutzen und sie erklärte, ja, die Frau bekäme halt schon eine Rente, aber keine Altersrente.
Nun ist es so, dass viele Renten als Versorgungsersatz an alleinstehende Menschen gezahlt werden, die aber in dem Moment wegfallen, wo jemand anderes die Versorgung übernimmt, z.B. ein Ehemann.............
Meine Kollegin wusste nicht, was genau für eine Rente die Frau bezieht, kam aber gewaltig ins Grübeln, als ich ihr sagte, es könnte durchaus sein, dass die Rente nach der Eheschließung nicht mehr gezahlt wird. Ihr Problem war jetzt, dass sie es ihrer Freundin aber auch nicht mehr sagen wollte, nachher würde es ihr die ganze Hochzeit vermiesen......

Ich fand das so skurril, dass ich es am Abend meinem Westfalenmann erzählte, der, typisch Westfale, darauf reagierte mit: Na, die können doch so tun, als ob sie heiraten, sie unterschreiben beim Standesamt halt bloß nicht, das merkt doch keiner.

Das wiederum finde ich dann noch skurriler und kicher seitdem leise vor mich hin bei der Vorstellung, wie so etwas dann in echt abläuft: Wir sagen den Hochzeitsgästen, die standesamtliche Trauung ist von Saal 201 in Zimmer 211 verlegt worden, da passen leider überhaupt keine anderen Leute mehr rein.
Dann geht das Hochzeitspaar gemeinsam in Zimmer 211 (Putzmittelraum), wartet ca. 5 Minuten, kommt wieder raus und alles geht seinen weiteren, geplanten Gang. Diese Sorte Hochzeit finde ich jetzt so toll, dass ich eigentlich spontan auch sofort und auf der Stelle heiraten will
Punkt
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Dienstag, 24. November 2015
Pitches
Heute hatten wir den ganzen Tag "Vorstellungsgespräche". Nicht für neue Mitarbeiter, sondern für neue Wirtschaftsprüfer, im Grunde aber wie ein Vorstellungsgespräch mit den gleichen Unterschieden zwischen den Bewerbern, die von 3. Kreisklasse bis 1. Bundesliga reichten und mich mal wieder faszinierten, weil ich keine Erklärung habe, wie diese Qualitätsunterschiede, die übrigens im Wesentlichen mit denselben Honorarforderungen an den Start gehen, auf einem Markt nebeneinander überleben können.
Mein Problem ist jetzt, dass mein Favorit nicht die beste Vorstellung abgeliefert hat, morgen werde ich mal, ganz neugierig, die Scoringtabelle unmanipuliert und ehrlich ausfüllen, ich muss sie dann ja nicht speichern....

Und sonst noch:
Die Kassiererin bei Lidl hat eine neue Frisur samt neuer Farbe. Wenn jemand von tiefschwarz auf haarfarbenblondbraunbrünett wechselt, erstaunt mich das. Auf Nachfrage gibt sie an, sie wollte "zurück zur Normalität." Na, dann warten wir mal ab, ob ihr Ansatz auch so fleckig strähnig nachwächst, wie das weitere Deckhaar jetzt aussieht.
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Montag, 23. November 2015
Liebe als Einbahnstraße?
Was macht man eigentlich, wenn man jemanden liebt, der einen nicht (mehr) zurückliebt?

Eine Kollegin war jetzt eine Woche krankgeschrieben, weil ihr ihr "Leben weggebrochen war". Durch verschiedene Umstände hatten wir heute ein längeres Gespräch und sie hat mir die Hintergründe etwas näher erläutert. Ihr Freund hat sie nach vielen Jahren Beziehung verlassen und zwar im Grunde "einfach so". Es gab also keinen konkreten Grund, sie haben sich nicht gestritten, es war keiner fremd gegangen oder hatte jemand Neuen, er hat ihr sogar gesagt, dass sie gar nichts falsch gemacht hat, aber er hätte eben nur einfach keine Lust mehr und wollte lieber alleine sein. Oder mit anderen Leuten etwas unternehmen, egal, auf alle Fälle nicht mehr mit ihr.
Für sie brach eine Welt zusammen, denn sie hatte sich sehr auf diese Beziehung fokussiert. Eigentlich hatte sie schon alles bis zur Rente durchgeplant: Heiraten, Kinder kriegen, Haus bauen und es sich nett machen. Sie hatte das Gefühl, dass sie in ihrem Leben angekommen war, sie wollte nicht mehr suchen, sie war vollkommen zufrieden mit dem, was sie so hatte.
Und dann, zack, zieht er ihr einfach den Teppich unter den Füßen weg und will noch nicht mal mehr vernünftig darüber reden. Und sie steht da jetzt und weiß nicht mehr weiter. Sie hat doch nichts falsch gemacht. Und was soll sie denn jetzt tun? Und irgendwie hat er ihr auch die Zukunft zerstört, denn sie ist schon 35 und jetzt nochmal ganz von vorne anfangen, Mann suchen, Familie planen.
Ihre Uhr tickt, sie hat da nicht mehr ewig Zeit - und sowas dauert ja auch. Schließlich musss man erst mal einen finden und dann muss man sich kennenlernen und ausprobieren und ob dann sofort der nächste der Vater ihrer Kinder sein wird, kann man auch nicht garantieren.
Und alles nur weil dieser Typ sagt, er hätte keine Lust mehr. Einfach so.
Eigentllich müsste man dem das verbieten. Von außen betrachtet ist das doch vollkommen egoistisch und rücksichtslos. Sie hat sich schließlich darauf verlassen und ihr Leben entsprechend eingerichtet. Sie ist extra für ihn nach Münster gezogen. Da hätte sie auch in Emsdetten bleiben können, wenn er sich das mal eher überlegt hätte. So vor 10 Jahren z.B. - da hätte sie auch noch alles anders machen können.
Und überhaupt, das ist doch wirklich unfair, was er da mit ihr macht und vernünftig begründen kann er es auch nicht. Im Gegenteil, jeden Grund, den er ihr genannt hat, den hat sie ihm sofort entkräften können. Aber er ist einfach nicht zur Vernunft zu bringen. Und jetzt will er gar nicht mehr mit ihr reden - nur weil sie recht hat.
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Und ich frage mich jetzt: Was macht man eigentlich, wenn der eine sagt, ich will mit dir zusammen sein, weil ich dich liebe und der andere sagt, ich habe aber keine Lust dazu.
Kann man Liebe erzwingen? Oder erwarten?
Oder mit vernünftigen Argumenten herbeireden?
Hat man einen Anspruch darauf, dass man geliebt wird, wenn man alles richtig macht?
Gibt es Liebe aus Gewohnheitsrecht oder weil sich jemand darauf verlässt?
Wie entsteht Liebe, warum liebt man überhaupt jemanden und woran merkt man selber, dass man jemanden liebt?
Warum liebt man den A und nicht den B? Und wenn man 10 Jahre mit dem A zusammengelebt hat, wie kann es sein, dass man den A plötzlich nicht mehr liebt, dafür aber den B?
Kann es etwa sein, dass Liebe nicht unbedingt rationalen Vorgaben folgt?
Was ist der Unterschied zwischen Liebe und "nicht allein sein wollen"?
Gibt es sowas wie angeborene Liebe? Muss eine Mutter ihre Kinder automatisch lieben? Oder ein Vater? (hier stellt sich dann die Frage, ab wann dieser Automatismus eintritt, ja wohl frühestens ab dem Zeitpunkt, wo er weiß, dass er der Vater ist. Bei Müttern wäre ich deshalb eher bereit, über so etwas wie "angeboren" nachzudenken.) Und umgekehrt, müssen Kinder ihre Eltern lieben? Überhaupt Familie: Müssen sich Familienmitglieder untereinander lieben?

Ich lese mir die letzten Sätze durch und frage mich, ob "müssen" und "Liebe" in einem Satz überhaupt möglich ist.
Und bin wieder bei meiner Ausgangsfrage: Was ist Liebe? Woran erkenne ich, dass oder ob ich jemanden liebe?

Meine These dazu ist, dass es sehr viel Größe braucht, jemanden zu lieben, der einen nicht genauso zurückliebt, der einem unter Umständen sogar sagt, dass er einen nicht liebt und dazu auch noch schlecht behandelt, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das möglich ist.
Man darf allerdings niemals "Liebe" und "Anspruch" verwechseln.
Weil ich dich liebe, lasse ich dich frei. Wirkliche Liebe verzichtet ohne Anspruch.
Mit einer Träne im Herzen, aber sie engt den anderen niemals ein. Sie macht ihm keine Vorschriften und legt ihm keine Fesseln an. Weder durch offensichtliches herumschleudern von Tränen, noch durch das Verschleudern von klugen oder giftigen, klebrigen oder bestechenden Wortpfeilen.
Wirkliche Liebe ist auch immer Vertrauen. Vertrauen darein, dass der andere ein guter, kluger, toller, besonderer Mensch ist.
Wirkliche Liebe ist selbstlos und immer darauf bedacht, dass es dem anderen so gut wie möglich geht.
Deshalb ist es für Eltern viel leichter ihre Kinder zu lieben als umgekehrt.
Kinder lieben ihre Eltern nur solange sie auf sie angewiesen sind. Je erwachsener die Kinder werden, umso erwachsener wird auch ihre Liebe. Und wird nur Bestand haben, wenn die Eltern auch liebenswert sind.

Geliebt werden zu wollen ist das Gegenstück.
Natürlich will ich auch zurückgeliebt werden, aber wer ist denn dafür zuständig, dass das auch klappt? Der andere, der, von dem ich geliebt werden will?
Ist der dafür zuständig, dass er mich gefälligst zu lieben hat?
Ja wohl eher nicht.
Er wird mich lieben, wenn ich ein guter, kluger, toller, besonderer Mensch bin - aus seiner Sicht.
Er wird mich nicht lieben, wenn ich ein Klotz am Bein bin, ihn hindere sein Leben zu leben, ihm ständig einen Knopf an die Backe quatsche zu Dingen, die ihn nicht interessieren. Er wird mich auch nicht lieben, nur weil ich recht habe und ihm rhethorisch einwandfrei bewiesen habe, dass meine Argumente die besseren sind.
Er wird mich auch nicht lieben, wenn er sich mit mir langweilt, wenn er unzufrieden ist und andere Interessen hat als ich.
Er wird mich nicht lieben, weil ich es so dringend nötig habe, denn Liebe aus Mitleid ist Mitleid und keine Liebe. Und er wird mich auch nicht lieben, wenn ich es immer wieder einfordere oder weil er es früher mal getan hat oder weil er keine Lust hat, sich zu streiten.
Es gibt entsetzlich viele Gründe, warum mich jemand NICHT lieben wird und nur sehr wenige, wenn es doch jemand tut.

Unbestritten ist es das schönste, was es gibt auf dieser Welt: Einen Menschen zu haben, den man nicht nur selber liebt, sondern der einen auch genauso zurückliebt.
Aber wenn der andere seine Freiheit will, muss ich sie ihm nicht geben, wenn ich ihn wirklich liebe?
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