Freitag, 28. November 2025
Bücherbesitz
anje, 22:41h
Frau Kaltmamsell schreibt übers Bücheraussortieren und dass sie über die Jahre eine Abneigung gegen dinglichen Besitz entwickelt hat.
Auf der einen Seite kann ich das nachvollziehen, weil ich im Rahmen des anstehenden Umzugs ja auch schon seit längerem in einem intensiven Aussortiermodus bin und mich über jedes Stück Kram freue, was diesen Haushalt verlässt, verschenkt oder entsorgt, mir ist beides recht, Hauptsache weg und ich muss es nicht umziehen.
Andererseits habe ich quasi gleichzeitig parallel zum Aussortieren aber auch schon wieder begonnen, neuen Kram zu sammeln, für den ich dann in dem neuen Haus endlich ausreichend Platz haben werde - und das sind unter anderem vor allem Bücher.
Anders als die Kaltmamsell komme ich aus einem durchaus buchaffinen Haushalt, meine Eltern waren schließlich Lehrer und meine Großeltern samt fast sämtlicher Onkel und Tanten mütterlicherseits auch, da gehörten Bücher genauso zum Leben wie Essen und Trinken, vielleicht sogar in der Priorität noch ein Stück weiter oben.
Trotzdem war das Geld knapp und Bücher teuer, meinen alltäglichen Lesevorrat besorgte ich mir also von klein auf aus der Stadtbücherei. Eigene Bücher waren immer ein besonderer Luxus und damit auch gleichzeitig ein Statussymbol. Wer eine gefüllte Bücherwand besaß, demonstrierte seine Intellektualität, weshalb eine geschlossene Schrankwand im Wohnzimmer undenkbar gewesen wäre, dann hätte man ja die Bücher nicht gesehen.
Obwohl ich also mit Büchern aufgewachsen bin, habe ich das Gefühl der "Heiligkeit" nicht, was das einzelne Buch als Gegenstand angeht. Das liegt sicherlich zu einem Großteil auch daran, dass ich Bücher schon als Kind fast ausschließlich gebraucht auf dem Flohmarkt gekauft habe, so dass sie für mich nie einen finanziellen, sondern immer nur einen intellektuellen Wert besaßen.
Genau deshalb konnte ich Bücher auch immer schon ohne schlechtes Gefühl wegwerfen oder zerstören. Bei einigen Büchern kümmere ich mich sogar gerne und absichtlich um die Vernichtung und komme mir dann immer ein wenig vor wie Savonarola, der durch seine Bücherverbrennung die Menschen vor der Verkommenheit der schädlichen Bücher bewahren wollte. Es gibt Bücher, die ich auf dem Flohmarkt gekauft habe, weil ich sie von außen optisch ansprechend fand und annahm, dass sie sich zumindest als leichte Lektüre für zwischendurch eignen werden, die sich dann aber doch also so unendlich schlecht geschrieben herausstellen, dass es meiner Meinung nach eine gute Tat ist, wenn ich die aus dem Verkehr ziehe, damit nicht noch eine arme Seele darauf hereinfällt und Zeit damit vergeudet.
Da Bücher auf dem Flohmarkt quasi nichts mehr kosten, ging ich mit zunehmender Flohmarktbesuchshäufigkeit immer mehr dazu über, Bücher, die mir lesenswert erschienen, zu kaufen, weil das bequemer war als Ausleihen, denn gekaufte Bücher muss man nicht mehr zurückbringen. So wuchs mein Bücherbestand kontinuierlich, ich vergrößerte aber auch meine Wohn- und Regalfläche kontinuierlich, und ich stellte fest, dass ich eine große Bücherwand als dekoratives Element einer Wohnungseinrichtung durchaus schätze. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich in Wohnungen komme, in denen es kein Bücherregal gibt, frage ich mich immer, was die Leute denn mit ihrer Zeit sonst so anfangen und gemütlich finde ich es dort meistens auch nicht.
Dann lernte ich CW kennen und der war noch um Längen bücheraffiner als ich, bei ihm kam allerdings auch eine ausgeprägte Sammelwut kombiniert mit einer akuten Wegwerfschwäche dazu. Nachdem ich ihn mit meinem Flohmarktvirus infiziert hatte, eskalierte unser Bücherbestand in gehoben fünfstellige Stückzahlen.
Als ich 2008 alleine nach Greven ging, nahm ich nur einen minimalen Bücherbestand und drei Bücherregale à ein Meter mit. Über 15 Meter Bücherregal (zwölf Billys, eine 5m breite Regalwand und ein weiteres 1m Einzelregal) ließ ich bei CW zurück, ich gebe zu, ich habe meinen Bücherbestand auf sehr bequeme Art reduziert. Nach CWs Tod war ich allerdings doch wieder zuständig und habe dann letztendlich eine Entrümpelungsfirma mit der Entsorgung beauftragt. Bücher einzeln zu verschenken ist bei so einer Büchermenge komplett aussichtslos.
In den letzten 17 Jahren hat sich mein Bücherbestand dann wieder vermehrt, die 3m Bücherregal sind mittlerweile komplett doppelt bestückt und quer oben drauf liegen überall da Bücher, wo noch Platz ist.
Die erweiterte Kochbuchsammlung passt dagegen schon lange nicht mehr in das eine Billy-Regal in der Küche, den Überschuss habe ich in mehrere Kisten verpackt und bereits nach Rheda in das Garagenzwischenlager geschafft.
Dass ich in der neuen Küche eine große Wand voll Regalfläche für Kochbücher bekommen werde, war schon lange klar, für mich bringt so eine Kochbücherwand einerseits einen zusätzlichen Gemütlichkeitsaspekt in eine Küche, ich freue mich aber auch darauf, meine Kochbücher dort nach Themen systematisch einzusortieren und dann regelmäßig je nach Laune zur Inspiration durchzublättern.
Und ich freue mich auf die Einrichtung in unserem künftigen Wohnzimmer. Dort habe ich ja die bodentiefen Fenster gegen Fenster mit einer 40cm hohen Brüstung durchgesetzt, die jetzt mit dicken und breiten Holzbrettern zu Sitzfenstern ausgebaut werden - umrahmt komplett von Regalen.

Als ich dem Schreiner sagte, dass ich bitte alle Wände vollständig mit Regalen ausgebaut haben möchte, fragte er mich besorgt, ob mir klar wäre, wie viel Fläche das ist und dass die nachher ja auch mit irgendwas gefüllt werden müsse.
Diese Sorge fand ich ungemein komisch, ich glaube, er und ich leben in unterschiedlichen Welten, was die Menge von Büchern angeht, die man besitzen kann. Die Regalflächen, die er in seiner Skizze jetzt vorgesehen hat, werden eh nicht reichen, um alle Bücher unterzubringen, aber ich nehme ja auch noch die drei bisherigen Regale mit, insgesamt hoffe ich also, dass ich künftig Bücher zumindest für eine Zeitlang nicht mehr doppelt stellen muss.
Und wenn es doch leere Stellen geben sollte, die hässlich aussehen, nun, dann gehe ich eben auf den Flohmarkt und kaufe nach. Genau wie es ein Freund von CW vor vielen Jahren auch gemacht hat, der durch ein gutes Geschäft zu sehr, sehr viel Geld gekommen war und sich davon eine Villa in Köln-Rodenkirchen gekauft hatte, die er uns stolz vorführte, bevor er einzog und seine geplante Möblierung dabei ausführlich erläuterte. Als wir in ein Zimmer mit Kamin und vielen leeren, eingebauten Regalen kamen, sagte er: "Und da kommen dann die Bücher hin." - Ein Satz, der bei uns spontan einen kaum zu unterdrückenden Lachanfall auslöste und der sofort zwischen CW und mir zu einem geflügelten Ausspruch wurde - denn bis zu dem Zeitpunkt besaß der Freund vielleicht, freundlich geschätzt, zwei Bücher ;-)
Das wären dann aber immerhin 100% mehr gewesen als mein Vater besaß, als meine Mutter und er in ihre erste gemeinsame Wohnung zogen. Meine Mutter, die aus dieser großen Lehrerfamilie kam, besaß natürlich schon als junge Frau eine große Menge an Büchern und als die bestellte Regalwand endlich kam, räumte sie ihre Bücher auch sofort ein und freute sich darauf, ihren Mann, der zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause war, mit dem fertig eingeräumten Regal zu überraschen. Der reagierte aber anders als erwartet, denn sein Kommentar war nur: "Wie, ist ja schon alles voll. Und wo kommt jetzt mein Buch hin?"
Ich stelle für mich fest, dass ich es genieße, in dem neuen Haus wieder deutlich mehr Platz zu haben und dass ich auf eine große und volle Bücherwand schon aus rein optischen Gründen als ausgesprochen atmosphärische Stilkomponente auf keinen Fall verzichten möchte. Und vielleicht sortiere ich in Rheda dann die Bücher genau wie auf Borkum

Ich finde diese farblich sortierte Büchersammlung hat etwas herrlich antiintellektuelles und genau deshalb macht es mir besonders viel Spaß
.
(Abgelegt in anjesagt und bisher 5 x anjeklickt)
Auf der einen Seite kann ich das nachvollziehen, weil ich im Rahmen des anstehenden Umzugs ja auch schon seit längerem in einem intensiven Aussortiermodus bin und mich über jedes Stück Kram freue, was diesen Haushalt verlässt, verschenkt oder entsorgt, mir ist beides recht, Hauptsache weg und ich muss es nicht umziehen.
Andererseits habe ich quasi gleichzeitig parallel zum Aussortieren aber auch schon wieder begonnen, neuen Kram zu sammeln, für den ich dann in dem neuen Haus endlich ausreichend Platz haben werde - und das sind unter anderem vor allem Bücher.
Anders als die Kaltmamsell komme ich aus einem durchaus buchaffinen Haushalt, meine Eltern waren schließlich Lehrer und meine Großeltern samt fast sämtlicher Onkel und Tanten mütterlicherseits auch, da gehörten Bücher genauso zum Leben wie Essen und Trinken, vielleicht sogar in der Priorität noch ein Stück weiter oben.
Trotzdem war das Geld knapp und Bücher teuer, meinen alltäglichen Lesevorrat besorgte ich mir also von klein auf aus der Stadtbücherei. Eigene Bücher waren immer ein besonderer Luxus und damit auch gleichzeitig ein Statussymbol. Wer eine gefüllte Bücherwand besaß, demonstrierte seine Intellektualität, weshalb eine geschlossene Schrankwand im Wohnzimmer undenkbar gewesen wäre, dann hätte man ja die Bücher nicht gesehen.
Obwohl ich also mit Büchern aufgewachsen bin, habe ich das Gefühl der "Heiligkeit" nicht, was das einzelne Buch als Gegenstand angeht. Das liegt sicherlich zu einem Großteil auch daran, dass ich Bücher schon als Kind fast ausschließlich gebraucht auf dem Flohmarkt gekauft habe, so dass sie für mich nie einen finanziellen, sondern immer nur einen intellektuellen Wert besaßen.
Genau deshalb konnte ich Bücher auch immer schon ohne schlechtes Gefühl wegwerfen oder zerstören. Bei einigen Büchern kümmere ich mich sogar gerne und absichtlich um die Vernichtung und komme mir dann immer ein wenig vor wie Savonarola, der durch seine Bücherverbrennung die Menschen vor der Verkommenheit der schädlichen Bücher bewahren wollte. Es gibt Bücher, die ich auf dem Flohmarkt gekauft habe, weil ich sie von außen optisch ansprechend fand und annahm, dass sie sich zumindest als leichte Lektüre für zwischendurch eignen werden, die sich dann aber doch also so unendlich schlecht geschrieben herausstellen, dass es meiner Meinung nach eine gute Tat ist, wenn ich die aus dem Verkehr ziehe, damit nicht noch eine arme Seele darauf hereinfällt und Zeit damit vergeudet.
Da Bücher auf dem Flohmarkt quasi nichts mehr kosten, ging ich mit zunehmender Flohmarktbesuchshäufigkeit immer mehr dazu über, Bücher, die mir lesenswert erschienen, zu kaufen, weil das bequemer war als Ausleihen, denn gekaufte Bücher muss man nicht mehr zurückbringen. So wuchs mein Bücherbestand kontinuierlich, ich vergrößerte aber auch meine Wohn- und Regalfläche kontinuierlich, und ich stellte fest, dass ich eine große Bücherwand als dekoratives Element einer Wohnungseinrichtung durchaus schätze. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich in Wohnungen komme, in denen es kein Bücherregal gibt, frage ich mich immer, was die Leute denn mit ihrer Zeit sonst so anfangen und gemütlich finde ich es dort meistens auch nicht.
Dann lernte ich CW kennen und der war noch um Längen bücheraffiner als ich, bei ihm kam allerdings auch eine ausgeprägte Sammelwut kombiniert mit einer akuten Wegwerfschwäche dazu. Nachdem ich ihn mit meinem Flohmarktvirus infiziert hatte, eskalierte unser Bücherbestand in gehoben fünfstellige Stückzahlen.
Als ich 2008 alleine nach Greven ging, nahm ich nur einen minimalen Bücherbestand und drei Bücherregale à ein Meter mit. Über 15 Meter Bücherregal (zwölf Billys, eine 5m breite Regalwand und ein weiteres 1m Einzelregal) ließ ich bei CW zurück, ich gebe zu, ich habe meinen Bücherbestand auf sehr bequeme Art reduziert. Nach CWs Tod war ich allerdings doch wieder zuständig und habe dann letztendlich eine Entrümpelungsfirma mit der Entsorgung beauftragt. Bücher einzeln zu verschenken ist bei so einer Büchermenge komplett aussichtslos.
In den letzten 17 Jahren hat sich mein Bücherbestand dann wieder vermehrt, die 3m Bücherregal sind mittlerweile komplett doppelt bestückt und quer oben drauf liegen überall da Bücher, wo noch Platz ist.
Die erweiterte Kochbuchsammlung passt dagegen schon lange nicht mehr in das eine Billy-Regal in der Küche, den Überschuss habe ich in mehrere Kisten verpackt und bereits nach Rheda in das Garagenzwischenlager geschafft.
Dass ich in der neuen Küche eine große Wand voll Regalfläche für Kochbücher bekommen werde, war schon lange klar, für mich bringt so eine Kochbücherwand einerseits einen zusätzlichen Gemütlichkeitsaspekt in eine Küche, ich freue mich aber auch darauf, meine Kochbücher dort nach Themen systematisch einzusortieren und dann regelmäßig je nach Laune zur Inspiration durchzublättern.
Und ich freue mich auf die Einrichtung in unserem künftigen Wohnzimmer. Dort habe ich ja die bodentiefen Fenster gegen Fenster mit einer 40cm hohen Brüstung durchgesetzt, die jetzt mit dicken und breiten Holzbrettern zu Sitzfenstern ausgebaut werden - umrahmt komplett von Regalen.

Als ich dem Schreiner sagte, dass ich bitte alle Wände vollständig mit Regalen ausgebaut haben möchte, fragte er mich besorgt, ob mir klar wäre, wie viel Fläche das ist und dass die nachher ja auch mit irgendwas gefüllt werden müsse.
Diese Sorge fand ich ungemein komisch, ich glaube, er und ich leben in unterschiedlichen Welten, was die Menge von Büchern angeht, die man besitzen kann. Die Regalflächen, die er in seiner Skizze jetzt vorgesehen hat, werden eh nicht reichen, um alle Bücher unterzubringen, aber ich nehme ja auch noch die drei bisherigen Regale mit, insgesamt hoffe ich also, dass ich künftig Bücher zumindest für eine Zeitlang nicht mehr doppelt stellen muss.
Und wenn es doch leere Stellen geben sollte, die hässlich aussehen, nun, dann gehe ich eben auf den Flohmarkt und kaufe nach. Genau wie es ein Freund von CW vor vielen Jahren auch gemacht hat, der durch ein gutes Geschäft zu sehr, sehr viel Geld gekommen war und sich davon eine Villa in Köln-Rodenkirchen gekauft hatte, die er uns stolz vorführte, bevor er einzog und seine geplante Möblierung dabei ausführlich erläuterte. Als wir in ein Zimmer mit Kamin und vielen leeren, eingebauten Regalen kamen, sagte er: "Und da kommen dann die Bücher hin." - Ein Satz, der bei uns spontan einen kaum zu unterdrückenden Lachanfall auslöste und der sofort zwischen CW und mir zu einem geflügelten Ausspruch wurde - denn bis zu dem Zeitpunkt besaß der Freund vielleicht, freundlich geschätzt, zwei Bücher ;-)
Das wären dann aber immerhin 100% mehr gewesen als mein Vater besaß, als meine Mutter und er in ihre erste gemeinsame Wohnung zogen. Meine Mutter, die aus dieser großen Lehrerfamilie kam, besaß natürlich schon als junge Frau eine große Menge an Büchern und als die bestellte Regalwand endlich kam, räumte sie ihre Bücher auch sofort ein und freute sich darauf, ihren Mann, der zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause war, mit dem fertig eingeräumten Regal zu überraschen. Der reagierte aber anders als erwartet, denn sein Kommentar war nur: "Wie, ist ja schon alles voll. Und wo kommt jetzt mein Buch hin?"
Ich stelle für mich fest, dass ich es genieße, in dem neuen Haus wieder deutlich mehr Platz zu haben und dass ich auf eine große und volle Bücherwand schon aus rein optischen Gründen als ausgesprochen atmosphärische Stilkomponente auf keinen Fall verzichten möchte. Und vielleicht sortiere ich in Rheda dann die Bücher genau wie auf Borkum

Ich finde diese farblich sortierte Büchersammlung hat etwas herrlich antiintellektuelles und genau deshalb macht es mir besonders viel Spaß
.