anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 19. August 2025
Alles im Plan
Der Tag verlief wie geplant. K war schon früh von seinem Termin wieder zurück, anschließend kramten wir beide etwas durchs Haus.
Als ich alle aufgeräumt hatte, brachte ich meinen hiesigen PC auf den aktuellen Stand, denn er war jetzt fast zwei Wochen nicht mehr benutzt worden, da stauen sich viele Aktualisierungen auf. Anschließend scannte ich die eingegangene Post ein, machte ein wenig Buchhaltung und bereitete mich auf den Termin am Nachmittag vor.

Um 15h setzte mich K pünktlich in Gütersloh ab, wo ich die Schwester zu einem Notartermin mit ihrem Ex-Mann begleitete. Dieser Mensch lebt in einer völlig eigenen Welt und nimmt die Realitäten anderer Menschen überhaupt nicht wahr. Ein bisschen wie Trump, der andere Leute ja auch auf ziemlich primitive Art fertig macht und dann behauptet, das hätten die doch selber so gewollt oder wären es eben selber schuld. Alternative Fakten sind schließlich auch Fakten.

Und weil die Schwester Sorge hatte, dass sie ihm nicht gewachsen ist und er sich in letzter Sekunde irgendwelche Dinge ausdenkt, die sie nicht parieren kann, bin ich als Aufpasser mitgekommen.

Der Notartermin verlief völlig friedlich und sachlich, jetzt haben sich die beiden endlich final auseinanderdividiert und eigentlich sollte es jetzt ja auch gut sein, aber da sie gemeinsame Kinder haben, nutzt er nun diese Ebene, um ihr immer wieder mit Wonne einen reinzuwürgen.

Sein neuester Trick ist, dass er von ihr verlangt, dass sie einen Teil des Geldes, dass sie jetzt von ihm bekommt, mal eben an den ältesten Sohn weitergeben soll, der bräuchte grade einen gehobenen fünfstelligen Betrag und er als Vater hätte ja jetzt kein Geld mehr, weil er ja alles ihr geben muss und es wäre schließlich ihr Sohn und das wäre ja wohl das mindeste, was sie für ihren Sohn tun müsste.

Ich stand daneben und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Das war so trumpesk, dass ich zwischendurch dachte, das sei eine Szene aus Versteckter Kamera, irgendwie glaubt man immer nicht, dass es Menschen gibt, die ihren eigenen erlogenen Mist in aller Ernsthaftigkeit und vollster Überzeugung vortragen und erwarten, damit ernst genommen zu werden.

Das Geld, was sie jetzt von ihm bekommt, ist ihre einzige Altersabsicherung und sie braucht es als Eigenkapital, wenn sie sich wie geplant eine Eigentumswohnung kaufen will, um im Alter mit überschaubaren und vor allem fest planbaren Annuitäten frei vom Mietmarkt zu sein.

Er dagegen besitzt nicht nur die abbezahlte, riesige, ehemalige Familienwohnung, die so groß ist, dass er Teile davon sogar weitervermietet hat und zusätzliche Mieteinnahmen einstreicht, sondern er besitzt auch noch andere Immobilien, die ihm Miete einbringen und er bekommt eine deutlich höhere Rente als sie, von weiteren Einkünften aus Dividenden und Nebenjobs ganz zu schweigen. Konkret heißt das, er hat mehr Kohle als er je ausgeben kann, aber sie soll von ihrer Altersabsicherung jetzt mal eben 20% an Sohn 1 weitergeben, wenn sie das nicht tut, ist klar bewiesen, dass sie eine schlechte Mutter ist.
Wo sie künftig wohnt und wie sie ihr eigenes Leben finanziert, das ist völlig egal, schließlich braucht das Kind das Geld dringend um glücklich zu werden.

Als sie hart blieb und sagte, dass sie dem Kind das Geld nicht geben wird, hatte ich einen Moment das Gefühl, er fängt gleich an zu weinen vor Kummer darüber, dass seine Kinder so eine schreckliche Mutter haben. Aber zum Glück haben sie ja ihn, den weißen Ritter ihn schillernder Rüstung mit einem langen, roten Schlips. Er wird sich selbstverständlich in die Bresche werfen und alles in seiner Macht stehende tun, um diesem Kind zu seinem Glück zu verhelfen.

In solchen Momenten bin ich regelmäßig überwältigt davon, was für seltsame Menschen es gibt, die aber alle irgendwo ihre Nische gefunden haben, wo sie von anderen Menschen geliebt und geachtet werden. Die Welt ist wirklich voll mit Skurrilitäten
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