anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 16. Mai 2025
Ganz viel geschaffft
Auf meiner mittlerweile dauerhaft in knalligen Neonfarben blinkenden to-do-Liste standen zwei Gutachten/Texte, für zwei verschiedene Mandanten, die schon seit mehr als zwei Wochen darauf warten und es war vor zwei Wochen schon dringlich.

Ich sehe ein, dass das blöd ist, aber ich fürchte, meine Arbeitsabneigungsneurosen werden aufs Alter schlimmer statt besser und je weniger ich grundsätzlich mit solchen Arbeits-Tätigkeiten zu tun habe, umso schwerer fällt es mir, mich zu den wenigen, verbliebenen Restaufgaben überhaupt auch nur aufzuraffen.

Ich komme mir vor wie in der Blütezeit meiner Pubertät, da erinnere ich mich daran, dass ich vorm Spiegel stand, mein Konterfei im Spiegel ansah und dann schwebte plötzlich in schwarz-weiß das Anje-Gewissen schräg hinter mir und sprach zu mir*: "Sag mal, wie bekloppt kann man eigentlich sein? Jetzt reiß dich verflixt noch mal zusammen und benimm dich wieder wie ein normaler Mensch und nicht wie ein hysterisches Suppenhuhn. Es ist ja peinlich, was du hier für eine Show abziehst."

*es gab damals eine Lenor-Werbung, wo auch in Schwarz-Weiß das Gewissen die Hausfrau fragte, ob sie wirklich findet, dass die Wäsche ohne Weichspüler richtig kuschelig ist. - Irgendwie so ähnlich, mich hat es vor allem tief beeindruckt, dass man in sich eine zweite Person trägt, die in schwarz-weiß aus einem heraustreten kann und dann versucht, die andere, durchgeknallte Person in bunt zurück auf den Pfad der Vernunft zu führen.

Wie auch immer, ich hasse mich selber dafür, dass ich mich mit diesen Arbeitsthemen so anstelle, aber heute habe ich die beiden wirklich dringlichen (und je dringlicher sie durch Liegenlassen wurden, umso schwerer fiel es mir, sie überhaupt anzupacken), aber diese beiden Kotzbrockenthemen habe ich heute beide ERLEDIGT!

Okay, das eine habe ich vor allem zurückgespielt, weil ich es gar nicht selber erledigen konnte, aber auch dafür musste ich mich erst ausführlich mit dem Thema beschäftigen und herausfinden, welchen Wert Ackerflächen in Wegberg haben und wie man den Wert eines verpachteten Bauernhofes ermittelt.
Aber all das habe ich getan, die E-Mail mit allen notwendigen Informationen als pdf im Anhang ist raus und jetzt warte ich auf einen Anruf, um den Rest direkt persönlich zu besprechen.

Das zweite war ein (beruflicher Fach-)Text, den ich Korrekturlesen und Verbessern sollte - früher meine ganz normale Alltagsarbeit, heute habe ich das gesamte Sprachmodul, in dem die für solche Texte notwendige Sprache gespeichert ist, aus meinem Arbeitsspeicher gelöscht, entsprechend schwer fällt es mir, das wieder anzuwerfen.
Aber auch das ist erledigt und ich stelle fest, dass ich als Belohnung für meine Quälerei jetzt wirklich ein echtes Glückshoch spüre - es ist ein ganz phantastisches Gefühl, nicht mehr von diesem mahnenden Druck im Hinterkopf getrieben zu werden. So als ob ich endlich einen Stein aus dem Schuh ausgeschüttelt habe, danach läuft es sich gleich dreimal so leicht.

Sehr viel mehr habe ich heute aber auch nicht geschafft, obwohl, doch, eine andere Sache habe ich noch gemacht und darauf sogar ausgesprochen viel Zeit verwendet, ich habe mich nämlich das erste Mal seit hundert Jahren Jahrzehnten wieder damit beschäftigt, für einen geliebten Menschen ein Mixtape zu machen.
Okay, heute bespielt man natürlich nicht mehr eine Cassette mit speziell ausgewählten Musikstücken, heute heißt das Playlist und man kann es sich eigentlich ganz leicht bei Spotify zusamenklicken. Wenn das Abspielen der Musik aber vor allem offline erfolgen soll (und wird), dann ist das mit Spotify oder ähnlichen Medien schon mal nicht so einfach möglich.

Aber ich habe mit Ks Unterstützung einen Workaround gefunden, denn K besitzt ein Programm, mit dem kann man Musik von Streaminganbietern als völlig selbstständige MP3-Dateien runterladen - und dann hat man eine offline-Playlist. Das funktioniert ungefähr so ähnlich, wie man früher Musik aus dem Radio auf Cassette aufgenommen hat und dauert auch so lange, nur die lästigen Moderationen des Radiosprechers, die muss man nicht mehr rausschneiden, denn die kommen nicht vor. Aber ansonsten lässt man seine Playlist, die man sich zB bei Spotify oder Youtube oder wo auch immer zusammengestellt hat, die lässt man einfach auf dem PC laufen und gleichzeitig läuft dieses (sicherlich nicht komplett legale) Programm auf dem Rechner und nimmt alles auf, was auf dem Rechner so als Musik läuft. So wie halt früher die Cassette die Musik aus dem Radio.

Und jetzt gibt es eine offline MP3 Playlist, die ich extra für diesen einen Menschen zusammengestellt habe - und gelernt habe ich dabei, dass der geliebte Mensch, für den ich das jetzt mit 62 mache, von mir zwar anders geliebt wird als der Mensch, für den ich das mit 26 gemacht habe, dass sich aber die Liebe und die Freude, die ich selber beim Aussuchen und Zusammenstellen der Lieder empfunden habe, genau gleich anfühlt.



In gut zwei Wochen ist Geburtstag und Übergabe - ich bin jetzt schon gespannt, wie die von mir kuratierte Liedersammlung gefällt
.
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