Donnerstag, 27. März 2025
Über reich sein und den Umgang damit
anje, 19:34h
Eine ganz wunderbare Beschreibung und Erklärung unserer derzeitigen gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Situation hat Herr Damals geschrieben und ich kann diesen Text nur ganz ausdrücklich empfehlen.
Deutschland-Märchen
Erst wenn man die Situation beschreibt wie ein Märchen wird klar, wie abstrus das alles ist, was um uns herum so passiert, gleichzeitig weiß aber auch jeder, dass derart abstruse Märchensituationen die Realität durchaus treffend wiedergeben können.
Es gibt böse Schwiegermütter, eitle Prinzen und neidische Stiefschwestern, es gibt Länder, in denen Milch und Honig fließt und Länder, in denen grausame Könige herrschen und das Volk unterdrücken und deshalb gibt es natürlich auch ein Land, in dem die Reichen immer reicher werden und gar nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.
Genau diese Frage habe ich mir schon so oft gestellt: Warum wollen einige Menschen immer noch mehr und noch mehr Geld verdienen und anhäufen, wenn sie doch schon längst so viel haben, dass sie es bis an ihr Lebensende nicht mehr ausgeben können? Und warum kann die Politik hier nicht einfach mal etwas gegen tun?
Okay, die Antwort auf die letzte Frage ist klar, weil natürlich die reichen Menschen den größten Einfluss haben und genau das verhindern, aber meine ursprüngliche Frage war ja, was wollen die Leute mit einem Vermögen und einem Einkommen, was sie überhaupt nicht mehr ausgeben können?
Wir können uns sicherlich darüber unterhalten, ab wie vielen Millionen man reich genug ist, aber bei einigen Menschen ist ihr Gesamtvermögen derart offensichtlich und nicht mehr wegzudiskutieren so groß, dass daraus ganz zwangsläufig auch noch ein regelmäßiges Einkommen resultiert, was sie schon nicht mehr ausgeben können und da frage ich mich eben schon, was sie damit vorhaben?
Ich selber fühle mich erst seit einiger Zeit wirklich auskömmlich reich, den größten Teil meines Lebens habe ich vor allem darauf hingearbeitet, irgendwann diesen Zustand zu erreichen und ja, natürlich kann ich verstehen, dass keiner bereit ist, etwas abzugeben, wenn er damit den eigenen Komfort und vor allem die persönliche Sicherheit spürbar herabsetzt, aber mehr als so reich zu sein, dass man sich alles kaufen kann, was man haben möchte und dass man sich bis an sein Lebensende keine Sorgen mehr um sein finanzielles Auskommen machen muss, mehr Reichtum ist doch wirklich nicht nötig, finde ich.
Natürlich gibt es bei der Aussage "alles kaufen kann, was man haben möchte" gewaltige Unterschiede. Ich bin nach dieser Definition vor allem deshalb reich, weil ich so unendlich viele Dinge gar nicht erst haben will (oder schon habe) und deshalb auch kein Geld mehr brauche, um sie zu kaufen.
Trotzdem habe ich mir vor allem deshalb angewöhnt, mantraartig zu wiederholen, dass ich jetzt reich bin, weil ich mir davon eine Änderung in meinem eigenen Verhalten erwarte, denn ich habe mittlerweile ein Alter erreicht, in dem sich der ökonomisch planbare Horizont in Reichweite befindet, im Unterschied zu den ersten 60 Jahren meines Lebens muss ich jetzt also für nichts mehr sparen und daran muss man sich ja auch erst mal gewöhnen.
Außerdem habe ich in den letzten 40 Jahren so gut gewirtschaftet und Vorsorge betrieben und gespart, dass ich nun, im Spätsommer/Herbst meines Lebens die Früchte aus dem gut bestellten Acker ohne große Mühe ernten kann, ich kann also alles Geld, was reinkommt, auch bedenkenlos sofort wieder ausgeben.
Es ist gar nicht so einfach, das eigene mindset in Punkto Geldausgeben zu verändern, wenn man 40 Jahre darauf programmiert war, auch den letzten Penny noch sorgfältig zu sammeln, um ihn fruchtbringend wieder einzusetzen. Eine leere Pfandflasche einfach wegzuwerfen, ist mir bis heute unmöglich.
Auch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich mir in einem Einkaufsladen eine Tüte kaufen würde, um meine Einkäufe abtransportieren zu können. Wenn ich wirklich mal keine eigene Tasche dabei habe, dann suche ich mir eben leere Pappkartons im Laden, aber man kauft doch keine Plastiktüten (oder aus welchem Material auch immer die inzwischen sind.)
Über Leute, die Tüten im Laden kaufen, habe ich mich übrigens auch schon mein ganzes Leben lang gewundert. Was für ein seltsames Verhältnis zum Geld, zur Umwelt und überhaupt zu ihrer eigenen Existenz in Bezug auf die Gesamtbevölkerung müssen die haben? - Ist aber ein anderes Thema.
Für mich selber habe ich festgestellt, dass sich meine grundsätzliche Einstellung zu Geld in den letzten Jahren verändert hat und ich glaube, das liegt vor allem daran, dass ich inzwischen verinnerlicht habe, dass ich keine Zusatzanstrengungen mehr unternehmen muss, um noch mehr anzuhäufen, sondern, im Gegenteil, dass ich inzwischen eine angemessene Reiseflughöhe erreicht habe, in der ich ohne weitere Mühe gelassen vor mich hin gleiten kann und wenn mir danach ist, kann ich sogar schon langsam damit beginnen, Höhe abzubauen.
Ich finde das Bild aus der (Segel)Fliegerwelt sehr passend: Nach dem Start, also wenn man als junger Mensch vom Haken gelassen wurde und für sich selber verantwortlich ist, heißt es erstmal Höhe gewinnen. Die Segelflieger suchen dafür passende Thermik und beginnen Kreise zu fliegen, in denen sie sich kontinuierlich nach oben schrauben. Das ist ziemlich umständlich und sicher kein entspanntes Gleiten durch die Lüfte, sondern anstrengende, mühevolle Arbeit, die aber notwendig ist, um so viel Höhe zu gewinnen, dass man anschließend maximal weit fliegen kann.
Jedes Flugzeug hat eine eigene Gleitzahl, die angibt, wieviel Strecke man (ohne externen Motor) mit einem Meter Höhenverlust zurücklegen kann, je schlechter (=kleiner) meine Gleitzahl, umso mehr muss ich mich anstrengen, um nach oben zu kommen und je schneller bin ich auch wieder unten. Auch das lässt sich gut auf Menschen übertragen, denen es unterschiedlich leicht oder schwer fällt, Geld zu verdienen und damit umzugehen.
Die Motorflieger machen es grundsätzlich genauso.
Nach dem Start gilt es erstmal solange zu steigen, bis man eine sichere, komfortable und vor allem energieverbrauchstechnisch sinnvolle Reiseflughöhe erreicht hat. Beim Steigen verbraucht man zwar deutlich mehr Energie als beim Gradeausfliegen, aber je höher man steigt, desto geringer der Luftwiderstand, ein Reiseflug in 30.000 Fuß ist deshalb deutlich sparsamer als einer in Ameisenkniehöhe und gleichzeitig auch ruhiger, denn über den Wolken gibt es keine Thermik mehr, d.h. es fehlen die "Luftlöcher", die das Fliegen mit Thermik bzw. unter den Wolken oft ziemlich rumpelig machen.
Der Sinkflug steht zwar logischerweise am Ende der Reise, wird aber, je nach Höhe, in der man unterwegs war, schon ziemlich früh eingeleitet, man möchte am Ende der Reise ja schließlich nicht wie ein Stein vom Himmel purzeln, sondern mit maximal wenig zusätzlichem Energieeinsatz (Auffangmanöver verbrauchen auch Energie) langsam hinuntergleiten.
Wenn ich dieses Bild nun auf mich und mein Verhältnis zum Geld übertrage, dann stelle ich fest, dass mich mein Sicherheits- und mein Komfortbedürfnis veranlasst hat, sehr lange mit viel Einsatz immer mehr Höhe zu sammeln, denn je höher desto weit bei Motorausfall und gleichzeitig gilt auch, je höher desto bequemer wird die Reise grundsätzlich.
Ich bin dabei nicht nur hoch genug geklettert, um einigermaßen komfortabel durch den Alltag zu kommen, sondern inzwischen habe ich auch bereits einen großen Teil meiner Lebensreise hinter mir, es kann also wirklich kaum noch etwas schief gehen, einen sicheren Landeflughafen müsste ich mittlerweile auch bei ausgeschaltetem Motor noch problemlos erreichen können - und seitdem mir das bewusst ist, habe ich aufgehört, noch höher steigen zu wollen und genieße es jetzt mit immer größerer Gelassenheit einfach nur so vor mich hin gleiten und, wenn mir danach ist, auch ganz entspannt schon mal Höhe abzubauen. Beim Höhe abbauen steigt übrigens die Geschwindigkeit, das heißt, das Leben nimmt noch mal richtig Fahrt auf, was zB passiert, wenn man sich im Alter noch mal ein Haus baut…..
Je länger ich auf diesem Fliegerbild herumdenke, umso mehr übertragbare Parallelen fallen mir auf, denn die richtige Reiseflughöhe, für mich also der Moment, wo ich aufhöre zu steigen und beginne das Leben etwas entspannter anzugehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann deshalb komplett unterschiedlich definiert sein.
Sie ist je nach Situation vor allem abhängig von Erwartungen (Reiseziel), verfügbaren Möglichkeiten, (Flugzeugtyp), allgemeinen Wetterbedingungen und Vorlieben des Piloten.
Es gibt Leute wie Elon Musk, die streben nichts Geringeres an als einen Flug zu den Sternen. Die verbringen ihr gesamtes Leben im Steigflug, die haben überhaupt kein Bedürfnis nach sanftem Dahingleiten im Reiseflug und verneinen auch die Tatsache, dass sie irgendwann zwangsweise landen müssen, (oben geblieben ist zwar noch keiner, aber vielleicht gilt das ja nicht für alle), sondern bilden sich ein, sie leben wie die Möwe Jonathan einfach als Erinnerung bis in alle Ewigkeit weiter. In ihren Erben, in der Geschichte, im Orbit, in was weiß ich, mir fehlt komplett das Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen, was diese Menschen antreibt und woher sie ihre unfassbare Energie für ihren lebenslangen Steigflug beziehen, fremder als solche Menschen kann mir kaum etwas sein.
Andere Menschen dagegen sind genügsam wie Hühner. Sie können zwar fliegen, sehen aber keinen Sinn darin. Sie verbringen ihr Leben am liebsten Körner pickend auf dem Boden und am allerliebsten haben sie es, wenn es jemanden gibt, der ihnen täglich eine Schüppe Körner in ihren Auslauf kippt. Dem legen sie dann auch gerne jeden Tag ein Ei und verrenken sich ohne Bedenken dafür denArs.. Po.
Weil sich Hühner nicht um sich selber kümmern, gibt es Sozialverbände, die sich für bessere Haltungsbedingungen für Hühner einsetzen. Die Flughöhe von Hühnern reicht ungefähr bis zur Hühnerleiter, wenn sie dort hochkommen, können sie nachts beruhigt schlafen und sind zufrieden.
Zwischen Elon Musk und den großen Mengen der Hühnervögel gibt es noch Unmengen an anderen Fliegertypen. Zugvögel, Raubvögel, Paradiesvögel und lustige Kolibris als Hub- oder Tragschrauber.
Jeder sucht und bestimmt seine eigene Flughöhe, abhängig von seinen angeborenen Fähigkeiten und anerzogenen Erwartungshaltungen.
Ich persönlich bin ganz sicher kein Zugvogel/Reisetyp. Ich brauche also keine Flughöhen von über 10 km, wo die großen Jets rumfliegen. Ich bin mit den Möglichkeiten eines kleinen, einmotorigen Propellerflugzeugs komplett zufrieden. Das ist allemal deutlich mehr als auch ein gut flugfähiger Hühnervogel erreichen wird, aber gleichzeitig auch deutlich weniger als das, womit andere mittelständische Privatpiloten wie zB Friedrich Merz, zufrieden wären.
Für mich bedeutet meine aktuelle Vermögenssituation vor allem auch, dass ich aufhören kann, mich anzustrengen, noch reicher zu werden. Ich will schließlich nirgendwo mehr hin, ich habe alles, was ich brauche und ich muss auch keine Rücklagen mehr schaffen, weder für Unvorhergesehenes noch für Geplantes.
Ich habe nicht nur mit meiner Karriere abgeschlossen (das habe ich sogar schon vor über 10 Jahren getan, da war schon abzusehen, dass ich nicht weiter aufsteigen will), sondern ich muss mich noch nicht mal mehr aktiv bemühen, überhaupt weitere Einnahmen zu erzielen, denn ich habe mir mittlerweile passive Einnahmequellen (Renten, Dividenden und Mieteinkünfte) erschlossen, die ganz von alleine für ein für mich ausreichendes Einkommen sorgen. Das ist in der Summe zwar deutlich geringer ist als das Einkommen, was ich noch vor fünfzehn Jahren benötigte, aber ich brauche heute ja auch nicht mehr so viel.
Das für mich notwendige und damit gleichzeitig auch das für mich ausreichende Einkommen ist vor allem deshalb deutlich niedriger als früher, weil ein Großteil der laufenden Kosten weggefallen sind.
Alle Immobilien sind abbezahlt, ich muss nichts mehr in die Rente einzahlen, keinen Vermögensaufbau mehr finanzieren und alle Kinder verdienen mittlerweile ihr eigenes Geld, keines ist mehr auf Unterhalt angewiesen, das ist schon mal ein großer Batzen an laufendem Abfluss, der nicht mehr von mir bezahlt werden muss.
Dazu kommt, dass ich zwei ziemlich vollständig eingerichtete Haushalte besitze mit zwei mehr als vollständig eingerichteten Kleiderschränken bei gleichzeitig deutlich gesunkenem Interesse an optischer Aufbrezelei - ich habe also kaum noch Bedarf, mir irgendwelche Gegenstände zu kaufen - und wenn, finde ich Flohmärkte eh die besten Einkaufsorte und inzwischen habe ich ja auch ausreichend Zeit, um sie ausführlich zu besuchen.
Überhaupt habe ich nur noch enorm wenig Bedarf. Das ist natürlich ebenfalls entscheidend für das Reichsein-Gefühl.
Ich gehe durch einen Laden, sehe all die Dinge, die man dort kaufen könnte, stelle fest, dass ich theoretisch alles kaufen könnte, wenn ich wollte - aber ich brauche nichts davon. Das ist doch wohl eindeutig reich, oder?
Als Kind habe ich mir immer gewünscht, genau so viel Geld zu besitzen, dass ich mir alles, was ich gerne haben möchte, kaufen kann. Diesen Zustand habe ich unbestritten erreicht.
Diesen Zustand hatte ich aber auch schon vor vielen Jahren erreicht, denn in aller Regel ist das, was ich gerne haben möchte, gar nicht sehr teuer, wenn man es gebraucht kauft und da "fabrikneu" für mich keinen Zusatznutzen darstellt, war ich schon sehr früh in der Lage, mir fast alle Wünsche des Alltags erfüllen zu können.
Größere Wünsche hatte ich immer nur zwei: Ich möchte ein Cabrio fahren und ein Haus am Meer besitzen.
Das mit dem Cabrio habe ich inzwischen seit über 40 Jahren realisiert, es waren verschiedene Cabrios, die ich in der Zeit gefahren bin und es war auch mal eine Ente dabei, aber auch eine Ente ist ein Cabrio und Hauptsache, man kann das Dach aufmachen.
Das mit dem (eigenen) Haus am Meer habe ich dann vor 20 Jahren realisiert - und die Kosten (pro Jahr), die mit so einem Haus verbunden sind, entsprechen ungefähr den Kosten eines dreiwöchigen Urlaubs für eine fünfköpfige Familie in einem gehobenen Club irgendwas auf der anderen Seite des Äquators. Ich habe es einfach dadurch finanziert, dass wir nicht mehr in Urlaub gefahren sind. Muss man zum Glück ja auch nicht mehr, wenn man ein Haus am Meer hat.
Zusammengefasst stelle ich also fest, dass ich kaum noch Bedarf habe, Geld auszugeben.
Alles, was ich mir schon immer kaufen wollte, besitze ich inzwischen und ich habe kaum noch laufende Kosten.
Die Kinder sind versorgt, die Ausbildungen gesichert, meine finanzielle Verantwortung geht gegen Null.
Mein monatliches Einkommen besteht aus vielen verschiedenen Zuflussquellen und ist damit so sicher, wie man es sich nur wünschen kann (vor allem sicherer als die Renten, denen ich schon vor 40 Jahren nicht getraut habe).
Und genau das ist meine Definition von reich sein: Sich keine Gedanken mehr darum zu machen,
Ich gebe allerdings zu, ich habe sehr hohe Sicherheitsbedürfnisse. Hier lag für mich wohl der Hauptantrieb, mich in den letzten 40 Jahren überhaupt mit Vermögensaufbau = Steigflug, um Höhe zu gewinnen, zu beschäftigen.
Hierbei hatte ich auch immer den Antrieb, nicht nur meine, sondern vor allem auch die Flughöhe der Kinder, so lange sie noch nicht selber flugfähig waren, sicherzustellen. Dass man in so einer Situation rein vorsorglich etwas überzieht, um ausreichend Sicherheitspuffer für Unvorhergesehenes vorzuhalten, finde ich sinnvoll.
Aber das ist jetzt alles erledigt, die Kinder fliegen längst selber und ich kann ohne Sorgen um einen Sicherheitsverlust meine Zinsen generierende, freie und flexible Liquidität einfach so in unbewegliches, immobiles Vermögen verwandeln, das kein Einkommen mehr erzeugt, sondern nur noch Ausgaben erspart, aber immerhin und da ich genug Höhe hatte, ist das jetzt ein Spaß, der wirklich richtig Schwung ins Leben bringt
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(Abgelegt in anjemerkt und bisher 397 x anjeklickt)
Deutschland-Märchen
Erst wenn man die Situation beschreibt wie ein Märchen wird klar, wie abstrus das alles ist, was um uns herum so passiert, gleichzeitig weiß aber auch jeder, dass derart abstruse Märchensituationen die Realität durchaus treffend wiedergeben können.
Es gibt böse Schwiegermütter, eitle Prinzen und neidische Stiefschwestern, es gibt Länder, in denen Milch und Honig fließt und Länder, in denen grausame Könige herrschen und das Volk unterdrücken und deshalb gibt es natürlich auch ein Land, in dem die Reichen immer reicher werden und gar nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.
Genau diese Frage habe ich mir schon so oft gestellt: Warum wollen einige Menschen immer noch mehr und noch mehr Geld verdienen und anhäufen, wenn sie doch schon längst so viel haben, dass sie es bis an ihr Lebensende nicht mehr ausgeben können? Und warum kann die Politik hier nicht einfach mal etwas gegen tun?
Okay, die Antwort auf die letzte Frage ist klar, weil natürlich die reichen Menschen den größten Einfluss haben und genau das verhindern, aber meine ursprüngliche Frage war ja, was wollen die Leute mit einem Vermögen und einem Einkommen, was sie überhaupt nicht mehr ausgeben können?
Wir können uns sicherlich darüber unterhalten, ab wie vielen Millionen man reich genug ist, aber bei einigen Menschen ist ihr Gesamtvermögen derart offensichtlich und nicht mehr wegzudiskutieren so groß, dass daraus ganz zwangsläufig auch noch ein regelmäßiges Einkommen resultiert, was sie schon nicht mehr ausgeben können und da frage ich mich eben schon, was sie damit vorhaben?
Ich selber fühle mich erst seit einiger Zeit wirklich auskömmlich reich, den größten Teil meines Lebens habe ich vor allem darauf hingearbeitet, irgendwann diesen Zustand zu erreichen und ja, natürlich kann ich verstehen, dass keiner bereit ist, etwas abzugeben, wenn er damit den eigenen Komfort und vor allem die persönliche Sicherheit spürbar herabsetzt, aber mehr als so reich zu sein, dass man sich alles kaufen kann, was man haben möchte und dass man sich bis an sein Lebensende keine Sorgen mehr um sein finanzielles Auskommen machen muss, mehr Reichtum ist doch wirklich nicht nötig, finde ich.
Natürlich gibt es bei der Aussage "alles kaufen kann, was man haben möchte" gewaltige Unterschiede. Ich bin nach dieser Definition vor allem deshalb reich, weil ich so unendlich viele Dinge gar nicht erst haben will (oder schon habe) und deshalb auch kein Geld mehr brauche, um sie zu kaufen.
Trotzdem habe ich mir vor allem deshalb angewöhnt, mantraartig zu wiederholen, dass ich jetzt reich bin, weil ich mir davon eine Änderung in meinem eigenen Verhalten erwarte, denn ich habe mittlerweile ein Alter erreicht, in dem sich der ökonomisch planbare Horizont in Reichweite befindet, im Unterschied zu den ersten 60 Jahren meines Lebens muss ich jetzt also für nichts mehr sparen und daran muss man sich ja auch erst mal gewöhnen.
Außerdem habe ich in den letzten 40 Jahren so gut gewirtschaftet und Vorsorge betrieben und gespart, dass ich nun, im Spätsommer/Herbst meines Lebens die Früchte aus dem gut bestellten Acker ohne große Mühe ernten kann, ich kann also alles Geld, was reinkommt, auch bedenkenlos sofort wieder ausgeben.
Es ist gar nicht so einfach, das eigene mindset in Punkto Geldausgeben zu verändern, wenn man 40 Jahre darauf programmiert war, auch den letzten Penny noch sorgfältig zu sammeln, um ihn fruchtbringend wieder einzusetzen. Eine leere Pfandflasche einfach wegzuwerfen, ist mir bis heute unmöglich.
Auch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich mir in einem Einkaufsladen eine Tüte kaufen würde, um meine Einkäufe abtransportieren zu können. Wenn ich wirklich mal keine eigene Tasche dabei habe, dann suche ich mir eben leere Pappkartons im Laden, aber man kauft doch keine Plastiktüten (oder aus welchem Material auch immer die inzwischen sind.)
Über Leute, die Tüten im Laden kaufen, habe ich mich übrigens auch schon mein ganzes Leben lang gewundert. Was für ein seltsames Verhältnis zum Geld, zur Umwelt und überhaupt zu ihrer eigenen Existenz in Bezug auf die Gesamtbevölkerung müssen die haben? - Ist aber ein anderes Thema.
Für mich selber habe ich festgestellt, dass sich meine grundsätzliche Einstellung zu Geld in den letzten Jahren verändert hat und ich glaube, das liegt vor allem daran, dass ich inzwischen verinnerlicht habe, dass ich keine Zusatzanstrengungen mehr unternehmen muss, um noch mehr anzuhäufen, sondern, im Gegenteil, dass ich inzwischen eine angemessene Reiseflughöhe erreicht habe, in der ich ohne weitere Mühe gelassen vor mich hin gleiten kann und wenn mir danach ist, kann ich sogar schon langsam damit beginnen, Höhe abzubauen.
Ich finde das Bild aus der (Segel)Fliegerwelt sehr passend: Nach dem Start, also wenn man als junger Mensch vom Haken gelassen wurde und für sich selber verantwortlich ist, heißt es erstmal Höhe gewinnen. Die Segelflieger suchen dafür passende Thermik und beginnen Kreise zu fliegen, in denen sie sich kontinuierlich nach oben schrauben. Das ist ziemlich umständlich und sicher kein entspanntes Gleiten durch die Lüfte, sondern anstrengende, mühevolle Arbeit, die aber notwendig ist, um so viel Höhe zu gewinnen, dass man anschließend maximal weit fliegen kann.
Jedes Flugzeug hat eine eigene Gleitzahl, die angibt, wieviel Strecke man (ohne externen Motor) mit einem Meter Höhenverlust zurücklegen kann, je schlechter (=kleiner) meine Gleitzahl, umso mehr muss ich mich anstrengen, um nach oben zu kommen und je schneller bin ich auch wieder unten. Auch das lässt sich gut auf Menschen übertragen, denen es unterschiedlich leicht oder schwer fällt, Geld zu verdienen und damit umzugehen.
Die Motorflieger machen es grundsätzlich genauso.
Nach dem Start gilt es erstmal solange zu steigen, bis man eine sichere, komfortable und vor allem energieverbrauchstechnisch sinnvolle Reiseflughöhe erreicht hat. Beim Steigen verbraucht man zwar deutlich mehr Energie als beim Gradeausfliegen, aber je höher man steigt, desto geringer der Luftwiderstand, ein Reiseflug in 30.000 Fuß ist deshalb deutlich sparsamer als einer in Ameisenkniehöhe und gleichzeitig auch ruhiger, denn über den Wolken gibt es keine Thermik mehr, d.h. es fehlen die "Luftlöcher", die das Fliegen mit Thermik bzw. unter den Wolken oft ziemlich rumpelig machen.
Der Sinkflug steht zwar logischerweise am Ende der Reise, wird aber, je nach Höhe, in der man unterwegs war, schon ziemlich früh eingeleitet, man möchte am Ende der Reise ja schließlich nicht wie ein Stein vom Himmel purzeln, sondern mit maximal wenig zusätzlichem Energieeinsatz (Auffangmanöver verbrauchen auch Energie) langsam hinuntergleiten.
Wenn ich dieses Bild nun auf mich und mein Verhältnis zum Geld übertrage, dann stelle ich fest, dass mich mein Sicherheits- und mein Komfortbedürfnis veranlasst hat, sehr lange mit viel Einsatz immer mehr Höhe zu sammeln, denn je höher desto weit bei Motorausfall und gleichzeitig gilt auch, je höher desto bequemer wird die Reise grundsätzlich.
Ich bin dabei nicht nur hoch genug geklettert, um einigermaßen komfortabel durch den Alltag zu kommen, sondern inzwischen habe ich auch bereits einen großen Teil meiner Lebensreise hinter mir, es kann also wirklich kaum noch etwas schief gehen, einen sicheren Landeflughafen müsste ich mittlerweile auch bei ausgeschaltetem Motor noch problemlos erreichen können - und seitdem mir das bewusst ist, habe ich aufgehört, noch höher steigen zu wollen und genieße es jetzt mit immer größerer Gelassenheit einfach nur so vor mich hin gleiten und, wenn mir danach ist, auch ganz entspannt schon mal Höhe abzubauen. Beim Höhe abbauen steigt übrigens die Geschwindigkeit, das heißt, das Leben nimmt noch mal richtig Fahrt auf, was zB passiert, wenn man sich im Alter noch mal ein Haus baut…..
Je länger ich auf diesem Fliegerbild herumdenke, umso mehr übertragbare Parallelen fallen mir auf, denn die richtige Reiseflughöhe, für mich also der Moment, wo ich aufhöre zu steigen und beginne das Leben etwas entspannter anzugehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann deshalb komplett unterschiedlich definiert sein.
Sie ist je nach Situation vor allem abhängig von Erwartungen (Reiseziel), verfügbaren Möglichkeiten, (Flugzeugtyp), allgemeinen Wetterbedingungen und Vorlieben des Piloten.
Es gibt Leute wie Elon Musk, die streben nichts Geringeres an als einen Flug zu den Sternen. Die verbringen ihr gesamtes Leben im Steigflug, die haben überhaupt kein Bedürfnis nach sanftem Dahingleiten im Reiseflug und verneinen auch die Tatsache, dass sie irgendwann zwangsweise landen müssen, (oben geblieben ist zwar noch keiner, aber vielleicht gilt das ja nicht für alle), sondern bilden sich ein, sie leben wie die Möwe Jonathan einfach als Erinnerung bis in alle Ewigkeit weiter. In ihren Erben, in der Geschichte, im Orbit, in was weiß ich, mir fehlt komplett das Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen, was diese Menschen antreibt und woher sie ihre unfassbare Energie für ihren lebenslangen Steigflug beziehen, fremder als solche Menschen kann mir kaum etwas sein.
Andere Menschen dagegen sind genügsam wie Hühner. Sie können zwar fliegen, sehen aber keinen Sinn darin. Sie verbringen ihr Leben am liebsten Körner pickend auf dem Boden und am allerliebsten haben sie es, wenn es jemanden gibt, der ihnen täglich eine Schüppe Körner in ihren Auslauf kippt. Dem legen sie dann auch gerne jeden Tag ein Ei und verrenken sich ohne Bedenken dafür den
Weil sich Hühner nicht um sich selber kümmern, gibt es Sozialverbände, die sich für bessere Haltungsbedingungen für Hühner einsetzen. Die Flughöhe von Hühnern reicht ungefähr bis zur Hühnerleiter, wenn sie dort hochkommen, können sie nachts beruhigt schlafen und sind zufrieden.
Zwischen Elon Musk und den großen Mengen der Hühnervögel gibt es noch Unmengen an anderen Fliegertypen. Zugvögel, Raubvögel, Paradiesvögel und lustige Kolibris als Hub- oder Tragschrauber.
Jeder sucht und bestimmt seine eigene Flughöhe, abhängig von seinen angeborenen Fähigkeiten und anerzogenen Erwartungshaltungen.
Ich persönlich bin ganz sicher kein Zugvogel/Reisetyp. Ich brauche also keine Flughöhen von über 10 km, wo die großen Jets rumfliegen. Ich bin mit den Möglichkeiten eines kleinen, einmotorigen Propellerflugzeugs komplett zufrieden. Das ist allemal deutlich mehr als auch ein gut flugfähiger Hühnervogel erreichen wird, aber gleichzeitig auch deutlich weniger als das, womit andere mittelständische Privatpiloten wie zB Friedrich Merz, zufrieden wären.
Für mich bedeutet meine aktuelle Vermögenssituation vor allem auch, dass ich aufhören kann, mich anzustrengen, noch reicher zu werden. Ich will schließlich nirgendwo mehr hin, ich habe alles, was ich brauche und ich muss auch keine Rücklagen mehr schaffen, weder für Unvorhergesehenes noch für Geplantes.
Ich habe nicht nur mit meiner Karriere abgeschlossen (das habe ich sogar schon vor über 10 Jahren getan, da war schon abzusehen, dass ich nicht weiter aufsteigen will), sondern ich muss mich noch nicht mal mehr aktiv bemühen, überhaupt weitere Einnahmen zu erzielen, denn ich habe mir mittlerweile passive Einnahmequellen (Renten, Dividenden und Mieteinkünfte) erschlossen, die ganz von alleine für ein für mich ausreichendes Einkommen sorgen. Das ist in der Summe zwar deutlich geringer ist als das Einkommen, was ich noch vor fünfzehn Jahren benötigte, aber ich brauche heute ja auch nicht mehr so viel.
Das für mich notwendige und damit gleichzeitig auch das für mich ausreichende Einkommen ist vor allem deshalb deutlich niedriger als früher, weil ein Großteil der laufenden Kosten weggefallen sind.
Alle Immobilien sind abbezahlt, ich muss nichts mehr in die Rente einzahlen, keinen Vermögensaufbau mehr finanzieren und alle Kinder verdienen mittlerweile ihr eigenes Geld, keines ist mehr auf Unterhalt angewiesen, das ist schon mal ein großer Batzen an laufendem Abfluss, der nicht mehr von mir bezahlt werden muss.
Dazu kommt, dass ich zwei ziemlich vollständig eingerichtete Haushalte besitze mit zwei mehr als vollständig eingerichteten Kleiderschränken bei gleichzeitig deutlich gesunkenem Interesse an optischer Aufbrezelei - ich habe also kaum noch Bedarf, mir irgendwelche Gegenstände zu kaufen - und wenn, finde ich Flohmärkte eh die besten Einkaufsorte und inzwischen habe ich ja auch ausreichend Zeit, um sie ausführlich zu besuchen.
Überhaupt habe ich nur noch enorm wenig Bedarf. Das ist natürlich ebenfalls entscheidend für das Reichsein-Gefühl.
Ich gehe durch einen Laden, sehe all die Dinge, die man dort kaufen könnte, stelle fest, dass ich theoretisch alles kaufen könnte, wenn ich wollte - aber ich brauche nichts davon. Das ist doch wohl eindeutig reich, oder?
Als Kind habe ich mir immer gewünscht, genau so viel Geld zu besitzen, dass ich mir alles, was ich gerne haben möchte, kaufen kann. Diesen Zustand habe ich unbestritten erreicht.
Diesen Zustand hatte ich aber auch schon vor vielen Jahren erreicht, denn in aller Regel ist das, was ich gerne haben möchte, gar nicht sehr teuer, wenn man es gebraucht kauft und da "fabrikneu" für mich keinen Zusatznutzen darstellt, war ich schon sehr früh in der Lage, mir fast alle Wünsche des Alltags erfüllen zu können.
Größere Wünsche hatte ich immer nur zwei: Ich möchte ein Cabrio fahren und ein Haus am Meer besitzen.
Das mit dem Cabrio habe ich inzwischen seit über 40 Jahren realisiert, es waren verschiedene Cabrios, die ich in der Zeit gefahren bin und es war auch mal eine Ente dabei, aber auch eine Ente ist ein Cabrio und Hauptsache, man kann das Dach aufmachen.
Das mit dem (eigenen) Haus am Meer habe ich dann vor 20 Jahren realisiert - und die Kosten (pro Jahr), die mit so einem Haus verbunden sind, entsprechen ungefähr den Kosten eines dreiwöchigen Urlaubs für eine fünfköpfige Familie in einem gehobenen Club irgendwas auf der anderen Seite des Äquators. Ich habe es einfach dadurch finanziert, dass wir nicht mehr in Urlaub gefahren sind. Muss man zum Glück ja auch nicht mehr, wenn man ein Haus am Meer hat.
Zusammengefasst stelle ich also fest, dass ich kaum noch Bedarf habe, Geld auszugeben.
Alles, was ich mir schon immer kaufen wollte, besitze ich inzwischen und ich habe kaum noch laufende Kosten.
Die Kinder sind versorgt, die Ausbildungen gesichert, meine finanzielle Verantwortung geht gegen Null.
Mein monatliches Einkommen besteht aus vielen verschiedenen Zuflussquellen und ist damit so sicher, wie man es sich nur wünschen kann (vor allem sicherer als die Renten, denen ich schon vor 40 Jahren nicht getraut habe).
Und genau das ist meine Definition von reich sein: Sich keine Gedanken mehr darum zu machen,
Ich gebe allerdings zu, ich habe sehr hohe Sicherheitsbedürfnisse. Hier lag für mich wohl der Hauptantrieb, mich in den letzten 40 Jahren überhaupt mit Vermögensaufbau = Steigflug, um Höhe zu gewinnen, zu beschäftigen.
Hierbei hatte ich auch immer den Antrieb, nicht nur meine, sondern vor allem auch die Flughöhe der Kinder, so lange sie noch nicht selber flugfähig waren, sicherzustellen. Dass man in so einer Situation rein vorsorglich etwas überzieht, um ausreichend Sicherheitspuffer für Unvorhergesehenes vorzuhalten, finde ich sinnvoll.
Aber das ist jetzt alles erledigt, die Kinder fliegen längst selber und ich kann ohne Sorgen um einen Sicherheitsverlust meine Zinsen generierende, freie und flexible Liquidität einfach so in unbewegliches, immobiles Vermögen verwandeln, das kein Einkommen mehr erzeugt, sondern nur noch Ausgaben erspart, aber immerhin und da ich genug Höhe hatte, ist das jetzt ein Spaß, der wirklich richtig Schwung ins Leben bringt
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