Donnerstag, 26. Dezember 2024
Wie es war und wie es wird
anje, 22:40h
Ich habe mir schon Gedanken für den Rückblick auf das Jahr gemacht und bin dabei automatisch in einen Lebensrückblick gerutscht, weil dieses Jahr ja mal wieder einer meiner 15-jährigen Lebensabschnitte zu Ende geht (okay, der letzte Abschnitt dauerte rund 16,5 Jahre, aber grob gerundet sind das auch 15 Jahre).
Nächstes Jahr beginnen endgültig die nächsten 15 Jahre, wenn wir alle beide nicht mehr ins Büro gehen müssen und uns nur noch um uns selber und das, was uns Spaß macht, kümmern müssen und auf diesen Abschnitt bin ich schon enorm neugierig.
Wieder wird alles anders, wieder weiß ich nicht, was mich genau erwartet, ich weiß nicht, wie es mir gefallen wird, wie ich mich verändern werde und vor allem weiß ich nicht, ob meine jetzige Vorstellung, wie es werden könnte und wie ich mich dazu und dabei verhalten werde, ob ich diese Vorstellung auch in der Zukunft belastbar umsetzen kann.
Sich nur noch um das zu kümmern, was einem Spaß macht - das klingt so traumhaft, so unwirklich, so jenseits der aktuellen Wirklichkeit unserer Gesellschaft, die vor allem Realitäten bereithält, die einem alle überhaupt gar keinen Spaß machen, dass ich durchaus Bedenken habe, ob meine Vorstellungen diesmal nicht zu sehr nur Traumtänzereien sind, zu viel "Wünsch dir was" und zu wenig "So isses".
In der Vergangenheit passte meine Vorstellung von dem, wie ich mich zu dem, was passieren wird, verhalten werde, dagegen meist ziemlich gut, ich drücke mir also selber die Daumen, dass es mir auch diesmal, mit meinem letzten aktiven Lebensabschnitt gelingen wird, meine jetzigen Vorstellungen irgendwie in den Alltag zu übertragen, ich glaube, das Wichtigste wird sein, sich über all das, was eben nicht mehr funktioniert, auch nicht aufzuregen.
Ich erinnere mich noch gut, wie sehr ich mit Anfang und Mitte 20 belächelt wurde, als ich meine Theorien zum Thema Kinderhaltung zum Besten gab. Für mich ging es nämlich nie um Kindererziehung, weil ich von Erziehung im klassischen Sinne nichts halte, meiner Meinung nach wird der positive Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder haben, komplett überbewertet. Mit negativem Einfluss können sie es ihren Kindern dagegen sehr schwer im Leben machen, ich habe meine Aufgabe als Mutter deshalb eher in einer Form von Kinderhaltung gesehen. Ich war dafür zuständig, dass sich die Kinder so frei und selbstständig entwickeln konnten, wie es im Rahmen der sonstigen Umstände nur möglich war und dass ich als Mutter sie maximal wenig dabei störte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder nicht dümmer sind als Erwachsene und als überzeugter Anhänger der Mendel'schen Vererbungslehre war ich auch immer der festen Überzeugung, dass meine Kinder nicht dümmer sind als ich.
Der eingebaute Rechner, der die Leistung und Kapazität ihres Könnens steuert, ist ab Geburt vorhanden, nur die Software ist noch nicht vollständig installiert und es müssen natürlich noch Unmengen an Daten geladen werden. Das aber passiert sowieso ganz von alleine, wenn der eingebaute Rechner funktioniert und schnell genug getaktet ist, um damit eine brauchbare Leistung abrufen zu können.
Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass es für die Kinder ein Vorteil ist, wenn sie bevormundet werden, weshalb ich ihnen so weit wie möglich stets eine maximale Freiheit gewährt habe. Rückblickend sind die Kinder heute enorm stolz auf ihre harte Kindheit, denn grade weil ihnen nie etwas verboten war, konnten sie sich nie mit Unwissen oder Trotzreaktionen rechtfertigen. Allen Unsinn, den sie veranstaltet haben, mussten sie auch selber verantworten.
Ich habe zwar auf sie aufgepasst, aber immer mit so viel Abstand, dass sie es so wenig wie möglich merkten und fühlte mich vor allem dafür zuständig, das Schlimmste zu verhindern und ihnen den Arsch zu retten, wenn sie sich selber mit Schwung in die Kacke geritten hatten und feststeckten. Natürlich nicht ohne ausreichend Spott und Bemerkungen wie "und ich sag noch….".
Es war bei uns deshalb nie etwas konkret verboten, aber ich habe ihnen natürlich Ratschläge gegeben à la "hmm, was du da vorhast, das halte ich nicht für eine gute Idee. Ich sehe da dieses oder jenes Problem oder Risiko." Wenn sie es dann trotzdem taten und es passierte das, was ich vorhergesagt hatte, dann durften sie ihr Scheitern gründlich auskosten, bevor ich ihnen half, sich aus dem Schlamassel zu befreien. Per Saldo führte das dazu, dass sie mit zunehmendem Alter zunehmend auf meine Ratschläge hörten, sie hatten ihre Erfahrungen mit Widerstand eben früh genug schon gemacht. Ich hatte deshalb wenig Probleme mit Teenagern und Pubertät, da waren sie längst alt und erfahren genug, um meine Ratschläge freiwillig ernst zu nehmen.
Und ungefähr diese Grundhaltung für den Umgang mit Kindern habe ich schon früh propagiert, weil ich es schon immer für alle Beteiligten das Erfolgreichste und das Sinnvollste fand, wenn man sich gegenseitig respektiert, mit der Betonung auf gegenseitig. So lange ich keine eigenen Kinder hatte, bekam ich von den weisen älteren Menschen darauf dann immer nur zu hören: "Warte, bis du selber Kinder hast. Das ist nämlich alles nicht so einfach, wie du dir das vorstellst." - Nun, als ich dann selber Kinder hatte, war es exakt so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, ich durfte mich nur weder an die althergebrachten noch an die allgemein geltenden Regeln halten, sondern musste meine eigenen leben. Was heute, rückblickend betrachtet, sehr gut funktionierte, was aber damals viele nicht glauben wollten und ich wurde viele Jahre sehr kritisch und abwertend von anderen Müttern angesehen.
Was den kommenden Lebensabschnitt angeht, habe ich wieder ziemlich andere Vorstellungen von meinem Alltag als das, was man gemeinhin so von Rentnern erwartet. Weder habe ich vor, eine Weltreise zu machen, noch freue ich mich auf Enkelkinder und kleiner setze ich mich im Alter auch nicht. Im Gegenteil, ich baue ein neues Haus mit allem Pipapo und ziehe dafür auch noch mal um in eine für mich völlig unbekannte Gegend.
Ich freue mich darauf, neue Menschen kennenzulernen, mir einen neuen Lebensrhythmus zu suchen und Dinge auszuprobieren, die ich noch nie getan habe. Ich bin sehr zuversichtlich, dass einiges davon gewaltig schief gehen wird, aber das ist nicht schlimm, es wird insgesamt hauptsächlich lustig, davon bin ich fest überzeugt
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Nächstes Jahr beginnen endgültig die nächsten 15 Jahre, wenn wir alle beide nicht mehr ins Büro gehen müssen und uns nur noch um uns selber und das, was uns Spaß macht, kümmern müssen und auf diesen Abschnitt bin ich schon enorm neugierig.
Wieder wird alles anders, wieder weiß ich nicht, was mich genau erwartet, ich weiß nicht, wie es mir gefallen wird, wie ich mich verändern werde und vor allem weiß ich nicht, ob meine jetzige Vorstellung, wie es werden könnte und wie ich mich dazu und dabei verhalten werde, ob ich diese Vorstellung auch in der Zukunft belastbar umsetzen kann.
Sich nur noch um das zu kümmern, was einem Spaß macht - das klingt so traumhaft, so unwirklich, so jenseits der aktuellen Wirklichkeit unserer Gesellschaft, die vor allem Realitäten bereithält, die einem alle überhaupt gar keinen Spaß machen, dass ich durchaus Bedenken habe, ob meine Vorstellungen diesmal nicht zu sehr nur Traumtänzereien sind, zu viel "Wünsch dir was" und zu wenig "So isses".
In der Vergangenheit passte meine Vorstellung von dem, wie ich mich zu dem, was passieren wird, verhalten werde, dagegen meist ziemlich gut, ich drücke mir also selber die Daumen, dass es mir auch diesmal, mit meinem letzten aktiven Lebensabschnitt gelingen wird, meine jetzigen Vorstellungen irgendwie in den Alltag zu übertragen, ich glaube, das Wichtigste wird sein, sich über all das, was eben nicht mehr funktioniert, auch nicht aufzuregen.
Ich erinnere mich noch gut, wie sehr ich mit Anfang und Mitte 20 belächelt wurde, als ich meine Theorien zum Thema Kinderhaltung zum Besten gab. Für mich ging es nämlich nie um Kindererziehung, weil ich von Erziehung im klassischen Sinne nichts halte, meiner Meinung nach wird der positive Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder haben, komplett überbewertet. Mit negativem Einfluss können sie es ihren Kindern dagegen sehr schwer im Leben machen, ich habe meine Aufgabe als Mutter deshalb eher in einer Form von Kinderhaltung gesehen. Ich war dafür zuständig, dass sich die Kinder so frei und selbstständig entwickeln konnten, wie es im Rahmen der sonstigen Umstände nur möglich war und dass ich als Mutter sie maximal wenig dabei störte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder nicht dümmer sind als Erwachsene und als überzeugter Anhänger der Mendel'schen Vererbungslehre war ich auch immer der festen Überzeugung, dass meine Kinder nicht dümmer sind als ich.
Der eingebaute Rechner, der die Leistung und Kapazität ihres Könnens steuert, ist ab Geburt vorhanden, nur die Software ist noch nicht vollständig installiert und es müssen natürlich noch Unmengen an Daten geladen werden. Das aber passiert sowieso ganz von alleine, wenn der eingebaute Rechner funktioniert und schnell genug getaktet ist, um damit eine brauchbare Leistung abrufen zu können.
Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass es für die Kinder ein Vorteil ist, wenn sie bevormundet werden, weshalb ich ihnen so weit wie möglich stets eine maximale Freiheit gewährt habe. Rückblickend sind die Kinder heute enorm stolz auf ihre harte Kindheit, denn grade weil ihnen nie etwas verboten war, konnten sie sich nie mit Unwissen oder Trotzreaktionen rechtfertigen. Allen Unsinn, den sie veranstaltet haben, mussten sie auch selber verantworten.
Ich habe zwar auf sie aufgepasst, aber immer mit so viel Abstand, dass sie es so wenig wie möglich merkten und fühlte mich vor allem dafür zuständig, das Schlimmste zu verhindern und ihnen den Arsch zu retten, wenn sie sich selber mit Schwung in die Kacke geritten hatten und feststeckten. Natürlich nicht ohne ausreichend Spott und Bemerkungen wie "und ich sag noch….".
Es war bei uns deshalb nie etwas konkret verboten, aber ich habe ihnen natürlich Ratschläge gegeben à la "hmm, was du da vorhast, das halte ich nicht für eine gute Idee. Ich sehe da dieses oder jenes Problem oder Risiko." Wenn sie es dann trotzdem taten und es passierte das, was ich vorhergesagt hatte, dann durften sie ihr Scheitern gründlich auskosten, bevor ich ihnen half, sich aus dem Schlamassel zu befreien. Per Saldo führte das dazu, dass sie mit zunehmendem Alter zunehmend auf meine Ratschläge hörten, sie hatten ihre Erfahrungen mit Widerstand eben früh genug schon gemacht. Ich hatte deshalb wenig Probleme mit Teenagern und Pubertät, da waren sie längst alt und erfahren genug, um meine Ratschläge freiwillig ernst zu nehmen.
Und ungefähr diese Grundhaltung für den Umgang mit Kindern habe ich schon früh propagiert, weil ich es schon immer für alle Beteiligten das Erfolgreichste und das Sinnvollste fand, wenn man sich gegenseitig respektiert, mit der Betonung auf gegenseitig. So lange ich keine eigenen Kinder hatte, bekam ich von den weisen älteren Menschen darauf dann immer nur zu hören: "Warte, bis du selber Kinder hast. Das ist nämlich alles nicht so einfach, wie du dir das vorstellst." - Nun, als ich dann selber Kinder hatte, war es exakt so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, ich durfte mich nur weder an die althergebrachten noch an die allgemein geltenden Regeln halten, sondern musste meine eigenen leben. Was heute, rückblickend betrachtet, sehr gut funktionierte, was aber damals viele nicht glauben wollten und ich wurde viele Jahre sehr kritisch und abwertend von anderen Müttern angesehen.
Was den kommenden Lebensabschnitt angeht, habe ich wieder ziemlich andere Vorstellungen von meinem Alltag als das, was man gemeinhin so von Rentnern erwartet. Weder habe ich vor, eine Weltreise zu machen, noch freue ich mich auf Enkelkinder und kleiner setze ich mich im Alter auch nicht. Im Gegenteil, ich baue ein neues Haus mit allem Pipapo und ziehe dafür auch noch mal um in eine für mich völlig unbekannte Gegend.
Ich freue mich darauf, neue Menschen kennenzulernen, mir einen neuen Lebensrhythmus zu suchen und Dinge auszuprobieren, die ich noch nie getan habe. Ich bin sehr zuversichtlich, dass einiges davon gewaltig schief gehen wird, aber das ist nicht schlimm, es wird insgesamt hauptsächlich lustig, davon bin ich fest überzeugt
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