Sonntag, 10. November 2024
Heizen und Empowerment
anje, 21:33h
Zur Zeit ist C im Borkumhaus und mit ihr eine große Truppe weiterer Menschen, zwei Familien mit kleinen Kindern und eine weitere Einzelfreundin. Das Haus ist also voll und ich schicke auf Nachfrage per Messengerchat allerlei Hinweise, Erklärungen und Bedienungshilfen für den Umgang mit dem Haus.
C hatte schon vorher vorsorglich angefragt, ob man das Haus auch wärmer heizen könnte als es üblicherweise geheizt ist, weil sie sagte, bei ihren Freunden wäre es immer deutlich wärmer als bei uns. Sie mag es ja auch lieber kühler, aber die würden schon eher höhere Temperaturen bevorzugen.
Ich musste innerlich ein bisschen grinsen, denn so hat halt jeder seine eigenen Weltrettungs-Klima-Karma-Schwerpunkte. Vegan essen, aber dafür heizen. Und wahrscheinlich Türen offen lassen, das weiß ich natürlich nicht, aber ich vermute es.
Das Borkumhaus ist ein recht altes Haus, es hat eine Gasheizung und Heizkörper in den einzelnen Wohnräumen, nicht aber im Flur. Die Gasheizung ist von 2010, weil damals der Heizungskeller in der großen Flut vollkommen unter Wasser stand und alles neu kam. Weil sie nur 14 Jahre alt ist, ist sie zu jung als dass ich extra Fördermittel bekäme, wenn ich sie jetzt gegen eine Wärmepumpe ersetzte, aber immerhin kann ich sie über das zusätzlich installierte Gateway von Buderus über eine App auf meinem Handy auch aus der Ferne steuern. Die Heizkörper selber werden seit zwei Jahren über smarte Ventile von Tado gesteuert, nach dem wir vorher viele Jahre sehr zufrieden mit dem gut funktionierenden Smarthome-System von RWE waren. Das wurde aber von RWE verkauft und der neue Eigentümer unterstützt die alten Geräte nicht mehr. Kann ich ja auch verstehen, wenn die Geräte gut funktionieren gibt es keinen Grund, neue zu kaufen, dann kann man nix verdienen, also ändert man die Software so, dass die alten Geräte damit nicht mehr arbeiten können und voilà, lasset den Umsatz sprudeln. Exakt an dieser Stelle setzte bei uns der Widerstand ein und wir kauften dann lieber ein komplett anderes System.
Grundsätzlich kann ich also die Wärme im Haus über mein Handy und übers Internet steuern und kontrollieren und deshalb sehe ich, dass sie aktuell die Heizung in zwei Zimmern auf 25°C hochgedreht haben und ich denke mir nur naja, muss halt jeder selber wissen, s.o., aber vielleicht wäre Ihnen schon geholfen, wenn sie einfach nur die Türen zumachten, denn der Flur zieht mangels Heizkörpern schon eine Menge Wärme aus den Zimmern - wenn man die Türen offen stehen lässt.
Wie auch immer, die werden sich da schon irgendwie arrangieren, ich bin nur froh, dass ich da jetzt nicht hin muss, denn drei kleine Kinder, ähem, nein danke, dafür reichen meine Nerven einfach nicht mehr.
+++++++++++++++++++
Im Handelsblatt ist ein Artikel (€) mit der Überschrift:
"Trump hält den Eliten der westlichen Demokratien den Spiegel vor" und besonders ein Satz fasziniert mich sehr, weil er das gesamte Problem meiner Meinung sehr gut auf den Punkt bringt:
Da ihre Lebenswelt kaum noch mit der harten Realität von bildungsfernen, einkommensschwachen Schichten in Berührung kommt, blickt die liberale Elite in den Spiegel unserer Gesellschaft und sieht nur sich selbst.
All die gebildeten, woken, gender- und minderheitensensiblen Akademiker haben schlicht keine Ahnung mehr, wie es ist, wenn man nicht dazu gehört und wenn man vor allem das Gefühl hat, dass man selber verdammt wenig an der eigenen Situation ändern kann. Selbstermächtigung oder Empowerment, wie es auf Englisch heißt, ist schon seit jeher die Leitschnur für mein eigenes Leben, denn ich kann alles alleine, was aber, wenn mir das nichts nutzt, weil die Umstände (sprich: andere Menschen) mächtiger sind als ich und ich schlicht nichts daran ändern kann?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie grässlich sich das anfühlen muss und deshalb kann ich auch das Gefühl der Ohnmacht verstehen, aus dem heraus die Menschen Trump, die AFD oder was auch immer wählen: Wenn wir sowieso nicht gewinnen können, dann treten wir denen wenigstens den Rasen kaputt
.
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C hatte schon vorher vorsorglich angefragt, ob man das Haus auch wärmer heizen könnte als es üblicherweise geheizt ist, weil sie sagte, bei ihren Freunden wäre es immer deutlich wärmer als bei uns. Sie mag es ja auch lieber kühler, aber die würden schon eher höhere Temperaturen bevorzugen.
Ich musste innerlich ein bisschen grinsen, denn so hat halt jeder seine eigenen Weltrettungs-Klima-Karma-Schwerpunkte. Vegan essen, aber dafür heizen. Und wahrscheinlich Türen offen lassen, das weiß ich natürlich nicht, aber ich vermute es.
Das Borkumhaus ist ein recht altes Haus, es hat eine Gasheizung und Heizkörper in den einzelnen Wohnräumen, nicht aber im Flur. Die Gasheizung ist von 2010, weil damals der Heizungskeller in der großen Flut vollkommen unter Wasser stand und alles neu kam. Weil sie nur 14 Jahre alt ist, ist sie zu jung als dass ich extra Fördermittel bekäme, wenn ich sie jetzt gegen eine Wärmepumpe ersetzte, aber immerhin kann ich sie über das zusätzlich installierte Gateway von Buderus über eine App auf meinem Handy auch aus der Ferne steuern. Die Heizkörper selber werden seit zwei Jahren über smarte Ventile von Tado gesteuert, nach dem wir vorher viele Jahre sehr zufrieden mit dem gut funktionierenden Smarthome-System von RWE waren. Das wurde aber von RWE verkauft und der neue Eigentümer unterstützt die alten Geräte nicht mehr. Kann ich ja auch verstehen, wenn die Geräte gut funktionieren gibt es keinen Grund, neue zu kaufen, dann kann man nix verdienen, also ändert man die Software so, dass die alten Geräte damit nicht mehr arbeiten können und voilà, lasset den Umsatz sprudeln. Exakt an dieser Stelle setzte bei uns der Widerstand ein und wir kauften dann lieber ein komplett anderes System.
Grundsätzlich kann ich also die Wärme im Haus über mein Handy und übers Internet steuern und kontrollieren und deshalb sehe ich, dass sie aktuell die Heizung in zwei Zimmern auf 25°C hochgedreht haben und ich denke mir nur naja, muss halt jeder selber wissen, s.o., aber vielleicht wäre Ihnen schon geholfen, wenn sie einfach nur die Türen zumachten, denn der Flur zieht mangels Heizkörpern schon eine Menge Wärme aus den Zimmern - wenn man die Türen offen stehen lässt.
Wie auch immer, die werden sich da schon irgendwie arrangieren, ich bin nur froh, dass ich da jetzt nicht hin muss, denn drei kleine Kinder, ähem, nein danke, dafür reichen meine Nerven einfach nicht mehr.
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Im Handelsblatt ist ein Artikel (€) mit der Überschrift:
"Trump hält den Eliten der westlichen Demokratien den Spiegel vor" und besonders ein Satz fasziniert mich sehr, weil er das gesamte Problem meiner Meinung sehr gut auf den Punkt bringt:
Da ihre Lebenswelt kaum noch mit der harten Realität von bildungsfernen, einkommensschwachen Schichten in Berührung kommt, blickt die liberale Elite in den Spiegel unserer Gesellschaft und sieht nur sich selbst.
All die gebildeten, woken, gender- und minderheitensensiblen Akademiker haben schlicht keine Ahnung mehr, wie es ist, wenn man nicht dazu gehört und wenn man vor allem das Gefühl hat, dass man selber verdammt wenig an der eigenen Situation ändern kann. Selbstermächtigung oder Empowerment, wie es auf Englisch heißt, ist schon seit jeher die Leitschnur für mein eigenes Leben, denn ich kann alles alleine, was aber, wenn mir das nichts nutzt, weil die Umstände (sprich: andere Menschen) mächtiger sind als ich und ich schlicht nichts daran ändern kann?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie grässlich sich das anfühlen muss und deshalb kann ich auch das Gefühl der Ohnmacht verstehen, aus dem heraus die Menschen Trump, die AFD oder was auch immer wählen: Wenn wir sowieso nicht gewinnen können, dann treten wir denen wenigstens den Rasen kaputt
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