anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 26. Oktober 2024
Wäschelogistik, Pilze und Elektrozäune
Als K mir heute Morgen den Kaffee brachte war es kurz vor 9h und eigentlich hätte ich aufstehen wollen, um die Waschmaschine anzuwerfen. Die Handtücher müssen gewaschen werden und damit bis abends alles getrocknet ist, müssen sie früh genug aufgehangen werden. Ich mag nämlich keine Handtücher aus dem Trockner und überhaupt finde ich die Benutzung des Trockners überflüssig, wenn es draußen nicht regnet oder schneit.

Ich hätte also aufstehen wollen, bin aber an einer akuten Unlust gescheitert. Als Defaulteinstellung haben wir für die Zukunft beschlossen, wann immer möglich bis 12h im Bett zu liegen und das Internet leerzulesen.
Ich brauche also schon wirklich gute Gründe, freiwillig das Bett vor 12h zu verlassen, das mit der Waschmaschine und den Handtüchern, das reichte mir heute nicht.

Zumal die gesamte Logistik für diese Aktion nicht einfach dadurch erledigt gewesen wäre, dass ich mal eben für 2 Minuten das Bett verlasse, um im Bademantel die schon vorsortierte Wäsche fix in die Maschine stopfe und den Waschgang starte, das wäre ja einfach gewesen.

Nein, bevor ich die Maschine anwerfen konnte, musste ich erst duschen, denn es sollten ja unbedingt die Handtücher gewaschen werden, aber bevor ich mein Handtuch wasche, brauche ich es ja vorher noch einmal zum Abtrocknen.
Zwar besitze ich einen ganzen Stapel Handtücher und hätte nach dem Duschen auch durchaus ein anderes nehmen können, aber ich besitze selbstverständlich nur ein allerschönstes Handtuch und um genau dieses ging es.
Denn am allerliebsten benutze ich mein allerschönstes Handtuch und das war seit einer Woche in Benutzung und sollte jetzt gewaschen werden.

Wenn ich jetzt als Ersatzhandtuch das Zweitschönste genommen hätte, weil das Allerschönste gerade in der Wäsche ist, hätte ich das Zweitschönste ja auch noch eine längere Zeit benutzen müssen, denn ein Handtuch nur einmal zu benutzen und dann sofort wieder in die Wäsche zu stecken, das ist Verschwendung und im System nicht vorgesehen.
Wenn ich mich also nicht eine Woche nur mit der zweitbesten Handtuchausstattung begnügen möchte, muss ich erst duschen, danach das Handtuch in die Wäsche stecken, damit es dann bis abends trocknen und sofort wieder zum Einsatz kommen kann.

Grundsätzlich wäre aber auch vorher Duschen noch in die Logistik einbaubar gewesen, denn ich brauche für Duschen und Abtrocknen selten mehr als 1 Minute, alles andere, also Zähneputzen und Gesichtspflege, Eincremen, Anziehen usw. hätte ich problemlos auf die Zeit nach dem Aufstehen verschieben können, nur das Duschen musste noch vor dem Starten der Waschmaschine passieren.
Aber genau das Duschen ist zur Zeit mit einer extra Hürde belegt, denn ich muss vorher immer erst einen Handschuh über die rechte Hand ziehen und den sorgfältig mit Klebeband unten abdichten, damit der Verband um den Finger nicht nass wird - und das ist wirklich eine umständliche Frimmelei.
Zunächst muss ich immer erst ins Stempelzimmer nach unten gehen, um mir dort einen Latexhandschuh Größe XXL zu suchen, weil meine normalen Handschuhe in Größe M nicht über den dicken Verband passen. Dafür ist der extra große Handschuh, wenn ich ihn denn schließlich auf den Finger gewürgt habe, ums Handgelenk völlig schlabberig und damit ist es extra umständlich, das Ding wasserdicht ans Handgelenk zu kleben.
Weil das mit dem Handschuh so kompliziert ist, habe ich das Duschen in den letzten Tagen immer wieder ausfallen lassen und durch eine Katzenwäsche nur mit der linken Hand ersetzt.
Aber genau deshalb war Duschen heute ein nicht verhandelbarer Programmpunkt. Wenn ich mich schon selber mehr als deutlich riechen kann, gibt es zum Duschen keine Alternative. Außer vielleicht Baden, aber auch dafür hätte ich ein Handtuch gebraucht, und überhaupt ist es ja keine Alternative, die die Logistik vereinfacht hätte.
Es gab also keine Kompromisslösung in der Geschmacksrichtung „nur kurz“, um die Waschmaschine samt Handtuch möglichst früh anzuwerfen, wären aufwändige Vorarbeiten erforderlich gewesen.

Insgesamt wäre es sicherlich sehr klug gewesen, sich heute etwas früher fertig geduscht, angezogen und mit laufender Waschmaschine in den Tag zu stürzen, aber was tut man gegen akute Unlust, wenn man alle Widerstandsenergie gegen dieses Gefühl in den letzten Monaten komplett dafür verbraucht hat, bis zum letzten Tag brav ins Büro zu gehen?
Eben, nix tut man, bleibt in aller Seelenruhe bis 12h im Bett und versucht dann deutlich nach Mittag etwas hektisch doch noch die gewaschene Wäsche aufzuhängen, aber schon um 14.30h ist hinterm Haus keine Sonne mehr, also schleppt man den vollen Wäscheständer einmal quer durchs Haus und stellt ihn direkt vorne vors Haus, egal, was die Leute denken, da ist wenigstens noch etwas Sonne.

Wäscheständer an zwei Positionen

Mehr konnte ich dann nicht zur Unterstützung der Trocknung tun, also machten wir uns auf zu einer größeren Radtour, denn das Wetter war perfekt zum Radfahren, immer noch kein Wind und mit 16-17°C sehr angenehme Temperaturen.

Zunächst fuhren wir zum Flugplatz, denn K hatte schon leichte Entzugserscheinungen und musste dringlich Flugzeuge kucken. Anschließend fuhren wir an den Außenweiden vorbei Richtung Sommerdeich, als ich vom Radweg aus einen riesengroßen Pilz mitten auf der Weide entdeckte und anhielt, weil ich dachte, ich könnte ihn eventuell mit viel Zoom vom Radweg aus fotografieren. Dichter dran wollte ich nicht gehen, denn die Weide ist mit einem Elektrozaun geschützt und ich bin nicht mehr gelenkig genug, mich da in einem irren Limba ohne Berührung drunterherzuwinden.

K zeigte sich aber völlig unerschrocken und bot an, über den Zaun zu steigen, um für mich Portraitfotos von diesem Pilz zu machen. Ich sagte, das wäre ein Elektrozaun, aber K sagte, das könne gar nicht sein, da stände schließlich nichts dran und es gäbe auch keinerlei Isolierungen an den Übergängen.
Ich diskutierte das nicht weiter mit ihm und sagte nur, ich würde auf dem Radweg warten und er zog los. Auf dem Hinweg hat er es durch einen bemerkenswerten Zufall tatsächlich geschafft, den Zaun ohne Berührung zu überwinden, nur auf dem Rückweg bekam er gewaltig einen gewischt und war darüber maßlos empört.
Das dürfe überhaupt nicht sein, da müsse etwas dranstehen und isoliert müsse der auch sein und so ginge das nicht, wie soll man sonst wissen, dass da Strom drauf ist - usw. Er schimpfte mindestens eine halbe Stunde lang und ich staunte nur. Da fährt der Kerl seit Jahren mit mir nach Borkum, kennt die Einwohner und ihre Sitten - und wundert sich, dass es hier unbeschriftete, unisolierte Weidezäune gibt, die unter Strom stehen. Das ist hier völlig normal, er selber hat doch den Begriff "Borkumer Pfusch" als festes Qualitätsmerkmal geprägt. Mein Mitleid hielt sich sehr in Grenzen.

Und überhaupt, es stand da schon ein Schild, nur leider mit weißer Schrift auf weißem Grund - aber wer das nicht lesen kann, ist schon selber schuld, finde ich.

Elektrozaun

Immerhin hat er durch seinen unerschrockenen Einsatz sehr schöne Fotos von diesem Riesenpilz machen können. Keine Ahnung, was das für eine Rasse Sorte ist, er war vor allem groß

Ein Riesenpilz

Auf dem Rückweg fuhren wir natürlich wieder über den Loopdeelenweg und übers Deckwerk.
Auf dem Deckwerk liegen aktuell wieder viele, viele kaputte Austernschalen - die Möwen picken sich die Austern aus dem Meer, fliegen bis zum Deckwerk und lassen die geschlossene Auster dann aus entsprechender Höhe auf die Schräge des Deckwerks fallen, wodurch die Schale zerspringt und die Möwen an den Inhalt kommen. Blöd sind sie nicht, die Viecher.

Deckwerk mit Muscheltrümmern

Auf der Strandseite des Deckwerks gab es eine schöne Abendstimmung zu bewundern, insgesamt war es ein gelungener Ausflug.

Abendstimmung am Meer

Die Handtücher waren am Abend noch nicht komplett trocken, aber die Restfeuchte wird sicherlich über Nacht raustrocknen, ich habe einfach den gesamten Ständer reingeholt und ins Wohnzimmer gestellt
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An Guadn!
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