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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 23. September 2024
Shoppen in Berlin
Weil ich mir ja nun so gar nix vorgenommen oder geplant hatte, für diese fünf Tage Berlin, habe ich heute dann erst mal mit Shoppen angefangen.

Es gibt hier ja ausreichend SecondHand-Läden, Flohmärkte scheinen dagegen nur am Wochenende stattzufinden.
Ich bin also als erstes zu dem nächstgelegenen Humana-Outlet gegangen. Ich hätte auch zwei Stationen Tram fahren können, aber ich war am Vormittag ja noch frisch und ausgeruht und so bin ich denn die Petersburger Straße bis zum Frankfurter Tor runtergelaufen in der Erwartung, unterwegs auch irgendetwas Spannendes oder Interessantes zu sehen oder zu entdecken, aber außer ziemlich verdreckten und runtergerockten Miniläden für allerlei Kram bietet dieser Teil von Berlin sonst nichts Aufregendes. Weiß ich das jetzt auch.

Das Humana-Outlet am Frankfurter Tor ist dafür riesenriesengroß, über fünf Etagen, alles fein sortiert und sauber und wirklich schön zum Stöbern, was ich auch bestimmt zwei Stunden lang tat - am Ende habe ich für 2 Euro ein T-Shirt gekauft und festgestellt, dass ich offensichtlich wirklich keinen Klamottenbedarf mehr habe.

Außer Schuhe, die gehen immer und ich wollte gerne Birkenstocks haben, fiel mir ein, wobei ich da gar nicht so festgelegt bin, dass es Original Birkenstocks sein müssen, ich nehme auch irgendwelche Nachmacherprodukte, Hauptsache sie sind bequem.
Ich habe mir auf Borkum neulich sehr schöne und sehr bequeme Nicht-Birkenstocks gekauft, die aber wie normale Birkenstocks aussehen, dafür nur 1/3 so viel kosteten und weil mir die nach einer kurzen Eingewöhnungsphase so gut gefielen und ich den ganzen Sommer über damit zufrieden rumgelaufen bin, wollte ich jetzt noch ein Paar.

Ich habe mich ja 60 Jahre hartnäckig geweigert, diese Omma-Birkenstock-Hausschuhe zu tragen, weil sie in meinem Kopf ganz fest mit maximaler Spießigkeit und Gemeindepfarramt verknüpft sind, aber jetzt bin ich offensichtlich alt genug, mich nicht mehr dafür zu schämen und habe gelernt, wie angenehm es ist, Sandalen zu tragen, die einfach nur bequem sind.
Also wollte ich jetzt gerne noch so ein Paar für Greven.

Ich suchte auf GoogleMaps nach Schuhgeschäften und stellte fest, dass es im Umfeld nichts Gescheites gab. Dann fiel mir ein, dass ich doch mal ins KaDeWe fahren könne. Da war ich noch nie, ich kenne nur die Galerie Lafayette, was für eine gute Gelegenheit, diese Bildungslücke zu schließen und bestimmt gibt es im KaDeWe Birkenstocks, dachte ich.

Ich fuhr also mit der U-Bahn bis zum Wittenbergplatz und ging ins KaDeWe. Was für ein faszinierendes Erlebnis. Das Riesenkaufhaus war nämlich fast leer.
Ich meine, es gab ausreichend Ware, die angeboten wurde und es gab auch eine große Anzahl von Verkäufern und Verkäuferinnen, die daneben standen und auf Kunden warteten, es gab nur keine Kunden.
Was mich nicht wunderte, denn es wurden ja auch nur Luxusartikel für die oberen Zehntausend angeboten und davon gibt es nun mal nicht so viele, als dass sie als Kunden ein derart riesiges Kaufhaus angemessen füllen könnten.
Ich bin also staunend durch das gesamte Kaufhaus gewandert, aber noch nicht mal in der sechsten Etage, dem "Food-Floor" war brauchbar Betrieb.
Die Klamottenetagen hatte ich schnell abgehakt (wer bitte bezahlt so irre viel Geld für Klamotten, die es so oder sehr ähnlich auch für einen Bruchteil dessen, was sie hier kosten, in jedem Secondhandladen gibt? Über diese Faszination werde ich wohl nie hinwegkommen), interessanter fand ich dann die Etage mit den Küchensachen, aber auch hier natürlich alles viel zu teuer.
Spontan fiel mir ein, dass es in Berlin doch sicher auch ein TKMaxx gibt, da finden sich auch oft diese Edel-Küchensachen, nur halt deutlich preiswerter.
Birkenstocks gibt es im KaDeWe übrigens nicht, erst recht keine nachgemachten.

Als nächstes fuhr ich dann zum PotsdamerPlatz, da ist in den Arkaden am Potsdamer Platz das nächstgelegene TKMaxx.
Auch hier wieder das Erlebnis der großen Leere. Es gibt da mittlerweile eine große Anzahl von kleinen Restaurationsbetrieben, überall höchstens 1-2 Kunden, wie die das auf Dauer überleben wollen, ist mir ein Rätsel. In den Arkaden waren viele Läden geschlossen, entweder noch nicht eröffnet (coming soon) oder grade ausgezogen, in den geöffneten Läden stand gelangweiltes Verkaufspersonal und hatte nichts zu tun.
Ich meine, ich habe über meinen Job ja zu letzt sehr gestöhnt, aber als Verkaufspersonal in einem Laden den ganzen Tag ohne Kunden rumzustehen, das stelle ich mir wirklich maximal grässlich vor.
Bei TKMaxx waren die Preise wieder zivilisierter, es gab auch nur wenig Personal, wie man das von TKMaxx so kennt, im Vergleich zu dem TKMaxx in Leer oder dem in Rheine, die ich beide häufiger mal besuche, gab es aber auch hier deutlich weniger Kunden.
Von dem Küchenkram brauchte ich nichts und Birkenstocks hatten sie nicht, am Ende kaufte ich mir dann weiße Turnschuhe, weil das die einzigen Schuhe waren, die überhaupt irgendwo angeboten wurden.

Es gab in den Arkaden an drei Stellen Läden, die unter anderem auch Schuhe verkauften, 80% davon waren weiße Turnschuhe. Bei P&C hatten sie ausschließlich nur weiße Turnschuhe, die dafür in 100 verschiedenen Variationen. Sehr faszinierend. Es tragen hier aber auch alle Leute nur weiße Turnschuhe, wahrscheinlich ist das eine Henne-Ei-Problem, aber es ist schon sehr auffällig.

Und es gibt keine Birkenstocks bei P&C. Dafür war das total unterbeschäftigte Personal ungemein freundlich und zuvorkommend, als ich nach Birkenstocks fragte, mussten sie mir zwar bedauernd mitteilen, dass sie die nicht führen, es liefen aber sofort drei Verkäufer zusammen, um gemeinsam für mich zu ergoogeln, wo ich denn am besten Birkenstocks kaufen könne. Ergebnis: Hackescher Markt.

War mir dann zu weit weg.
Google Maps sagte mir, dass die Mall of Berlin auch fußläufig erreichbar ist, also wanderte ich dorthin und dort gab es dann endlich ein Schuhgeschäft, die Birkenstocks führten.
Bei meinem letzten Gesundheitssandaleneinkauf auf Borkum hatte ich schon das schöne Wort "Weichbettung" gelernt und festgestellt, dass ich Weicheifüße habe, die Weichbettung viel schöner finden als Hartbettung und die Borkumer Verkäuferin sagte mir, dass das einer der Gründe sei, weshalb sie keine Original Birkenstocks mehr führen, weil die Kunden immer öfter nach Weichbettung verlangten, und da sei Birkenstock nicht sehr gut aufgestellt.

In dem Geschäft, in dem ich heute war, gab es exakt ein Birkenstockmodell mit Weichbettung (gelernt: die, mit der Schrift in blau) und weil ich nun acht Stunden hinter diesem Paar hergejagt hatte, habe ich es sofort gekauft.
Der Preis war mir wurscht (natürlich deutlich dreistellig, war ja Original), aber jetzt ist dieses Thema für mich auch endgültig erledigt. Es sei denn, ich finde noch mal irgendwo sehr hübsche Nachmacher-Schuhe mit Weichbettung zu einem Drittel dessen, was ich heute bezahlt habe...

Zusammenfassung des ersten Tags Berlin: Einkaufen in meinem Heimatkiez macht mehr Spaß, aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich im Grunde auch überhaupt nichts mehr brauche
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