anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 1. September 2024
Gartenhaus 2
Es gibt so Redensarten, über die könnte ich mich jedesmal, wenn sie jemand benutzt, gewaltig aufregen.
Wenn über Rentner und ihre Rente geredet wird, fällt fast immer der Ausdruck: "Sie haben ihr Leben lang hart gearbeitet." - Und ich frage mich jedesmal, ob es auch Leute gibt, die weich arbeiten oder welche andere Art der Arbeit es gibt als "hart". Ich finde das regelmäßig total lächerlich, die Arbeit aller Menschen durch das Attribut "hart" als besonders ehrenwert darzustellen, denn wenn es keine Abgrenzung zu einer anderen Art von Arbeit gibt, die dann logischerweise nicht hart, sondern einfach nur "auf die Rente anrechenbar" sein müsste, wenn man also nicht zugibt, dass es auch Menschen gibt, die nicht hart, sondern nur irgendwie arbeiten, dann braucht man "harte Arbeit" auch nicht besonders zu erwähnen. Es ist nur blöder, augenwischender Politikersprech und ich könnte mich regelmäßig aufregen, dass sich unsere Regierungselite nicht entblödet, so einen Müll von sich zu geben.
So viel zu einem meiner Lieblingsaufreger.

Aber heute habe ich begriffen, was harte Arbeit ist, nämlich richtig, echte, körperliche Arbeit. Die Art von Arbeit, die traditionell schlechter bezahlt ist als weiche Arbeit, also die Arbeit, die all diese white collar Bürohengste und -stuten und all die Millionen von Schreibtischweichlingen (also solche wie ich) machen. An Schreibtischarbeit ist nichts hart, außer der Tatsache, dass man seine Zeit am Schreibtisch halt absitzen muss, wenn man erst ein Gehalt und später eine Rente bekommen will.
Aber richtig anstrengende, körperliche Arbeiten, wo man wirklich schuften muss und sich am Abend nicht mehr rühren kann, weil einem jeder Muskel im Körper einzeln weh tut, das kann man ohne Übertreibung als harte Arbeit bezeichnen.

Ich habe die letzten zwei Tage hart gearbeitet, in meinem Geldverdienjob arbeite ich dafür nie hart, da bin ich vorwiegend vor allem anwesend und erzähle Leuten irgendwelche Dinge, von denen sie keine Ahnung haben, in meinen Augen ist das meilenweit entfernt von harter Arbeit.

Aber was K und ich die letzten beiden Tage gemacht haben, das kann man ohne Untertreibung als harte Arbeit bezeichnen, denn wir haben mehr als sieben Tonnen Holzbalken hin und her getragen und außerdem stundenlang ebendiese alle Holzbalken einzeln angepinselt.

Auf dem Lieferschein der letzten Ladung stand 1.440kg, und wenn ich jetzt mal vorsichtig rechne und sage, wir haben jeden Balken aus dieser Lieferung mindestens fünfmal bewegt - zunächst ausgepackt und sortiert, dann jeden Balken einzeln zum Arbeitstisch getragen, um ihn zu streichen, von dort zum Trocknen weggetragen, heute ein zweites Mal zum Arbeitstisch gebracht und erneut zum Trocknen aufgebaut, um schließlich alle Balken einzusammeln und final im Schuppen zu lagern - dann sind das insgesamt halt rund 7.200 kg = 7,2 Tonnen Holz, die wir gestern und heute bewegt haben und ich finde, das war wirklich harte Arbeit, aber jetzt ist es geschafft und wir sind schon wieder in Greven.

Am Ende waren alle Balken auf der Vorder- und auf der Rückseite gestrichen und nach dem Trocknen haben wir sie fein säuberlich im Fahrradschuppen aufgeschichtet.




Alles, was nicht in den Schuppen passte, haben wir in den Zimmern im Haus verteilt, der Aufbau des Gartenhauses ist für die Herbstferien geplant.

Gegen 16.30h war alles fertig und weggeräumt, dann sind wir schwimmen gegangen - und selten war ein Bad so erfrischend wie dieses.

Um 18h holte uns der Onkel ab und bewunderte unsere Arbeit, er hatte nicht damit gerechnet, dass wir die Einzelteile des Gartenhauses nicht nur sorgfältig gelagert, sondern auch bereits mit Imprägnierung beidseitig grundiert haben. Umso stolzer machte uns seine Anerkennung.

Jetzt muss das Gartenhaus nur noch aufgebaut werden, K meint, das sei alles kein Problem
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