Donnerstag, 13. Juni 2024
Noch mehr Arbeitsgedanken
anje, 23:22h
Ich habe noch mal über das Thema Beruf und notwendige Ausbildung nachgedacht und natürlich ist das eine überhebliche Grundhaltung, wenn ich sage, es wäre mir egal, was ich für einen Job mache, die Hauptsache, er ist gutbezahlt.
Mir ist völlig klar, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich einen Job mit dreistelligen Stundenlöhnen zu suchen.
Mir geht es aber nicht um die absoluten Stundenlöhne, sondern um die relativen. Es gibt unendlich viele Menschen, die könnten durchaus mehr Geld verdienen als sie aktuell beziehen, die haben aber die Weichen in der Vergangenheit oft falsch gestellt. Und ja, man kann auch ohne eine formale Ausbildung und ohne Titel viel Geld verdienen, die Wahrscheinlichkeiten, dass das gelingt, sind aber deutlich schlechter.
Ich habe eine denkbare schlechte Meinung von Schule und Ausbildung in jeder Form - aber trotzdem halte ich es für den sichersten Weg in die persönliche, unabhängige Zukunft, wenn man versucht, den höchsten Abschluss zu erlangen, der einem mit den eigenen Fähigkeiten möglich ist.
Wenn ich zB Abitur gemacht habe, anschließend studiere und dann sage, mir reicht ein Bachelor, weil ich keinen Bock mehr habe, weiter zu studieren, weil mir die unendliche Lernerei auf den Senkel geht, weil ich endlich fertig sein will, weil ich endlich mehr Geld als nur diesen jämmerlichen Studentenunterhalt bekommen will, weil ich während des Studiums festgestellt habe, dass ich die Jobrichtung sowieso blöd finde - es gibt viele Gründe, warum junge Leute sich entscheiden, eine Ausbildung nur halb fertig zu machen, um am Ende mit einer Ausbildung ins Jobleben treten, die unterhalb ihrer intellektuellen Fähigkeiten liegt, für sie aber grade die bequemere Alternative war.
Diese Entscheidung meine ich - und an dieser Stelle habe ich mich dafür entschieden trotz aller äußeren Lästigkeiten die Ausbildung soweit durchzuziehen, bis ich einen Abschluss hatte, der mir später nur allein aufgrund der formalen Papierlage einen Stundenlohn garantiert, der eben deutlich höher ist als der eines Buchhalters - auch wenn ich de facto die gleiche Arbeit mache.
Besonders deutlich wird das zB auch bei Js Studium. Ein fertiger Apotheker, der bis zum dritten Staatsexamen durchgehalten hat, verdient anschließend für exakt die gleiche Arbeit, die auch ein PTA ohne Studium in einer Apotheke erledigt, nur aufgrund seines Titels ungefähr das Doppelte.
So ähnlich ist es auch bei Juristen. Juristen sind ja bekanntlich Universalgenies, die man für fast jeden Job einsetzen kann, aber ein Jurist mit zweiten Staatsexamen (also ein "Volljurist") verdient für die gleiche Arbeit wie zB ein "Wirtschaftsjurist" oder ein "Assessor (ein Jurist, der sich das zweite Staatsexamen gespart hat) nur deshalb deutlich mehr, weil er den qualifizierteren Abschluss hat.
J hat schon während seines Studiums erkannt, dass Apotheker ganz sicher nichts ist, was er später machen will, aber deshalb das Studium ohne praktischen Teil und ohne das finale Staatsexamen auf halbem Weg aufzugeben, um sich erstmal zu orientieren, was er im Leben denn wohl wirklich will, das ist ihm zum Glück nicht eingefallen und darüber bin ich auch sehr froh. Wenn er sein 3. Staatsexamen erledigt hat (Daumen drücken, nächsten Monat), kann er sich anschließend immer noch in Ruhe überlegen, was er im Leben vielleicht wirklich machen will, aber diese Überlegung kann er ohne jede Abhängigkeit von fremden finanziellen Mitteln entspannt alleine und unabhängig treffen, denn durch sein final abgeschlossenes Studium hat er die Möglichkeit, sich seine weitere "Orientierungsphase" ganz locker mit einem Halbtagsjob als Apotheker alleine zu finanzieren.
Hätte er schon vor zwei Jahren gesagt, dass er längst weiß, dass er niemals auf Dauer sein Leben als Apotheker fristen will (was er vor zwei Jahren auch schon wusste) und dass er deshalb nicht noch weitere zwei Jahre seines Leben einer Ausbildung opfern will, die ihm nicht gefällt - hätte er sich so entschieden, hätte er sich eines großen optionalen Handlungsspielraums in der Zukunft beraubt.
Und genau das war es, was ich meinte, als ich sagte, dass ich mich stets dafür entschieden habe, den Job mit dem besten Stundenlohn machen zu wollen. Ich habe viel Geld damit verdient, dass ich andererleuts Buchführung gemacht habe - etwas, was jeder Buchhalter auch kann (und macht) - nur arbeitet der zu schlechteren Stundensätzen.
Um nun aber an die guten Stundensätze dranzukommen, muss man sich durch eine langweilige und wenig spaßige Lern- und Prüfungszeit durchbeißen. Erst danach hat man Zugang zu den größeren Zahlen.
Dass ich heute so reich bin, dass ich mir um irgendwelche finanziellen Dinge schlicht keinen Kopf mehr machen muss, liegt genau daran, dass ich einen Teil meiner "Jugend" relativ konsequent und streberhaft in Ausbildung gesteckt habe, statt in Party und Urlaub und dem Hinterlaufen von nebulösen Selbstfindungsideen.
Ich hatte neulich 42jähriges Abiturtreffen und habe dort einige ehemalige Klassenkameraden getroffen, die mit Anfang und Mitte 20 sicherlich das wildere und buntere und lustigere Leben hatten als ich, dafür habe ich heute das entspanntere und freiere Leben mit fast unbegrenzten Möglichkeiten (finanziell), ich fand halt die Reihenfolge erst säen und dann ernten sinnvoller als umgekehrt
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(Abgelegt in anjesagt und bisher 202 x anjeklickt)
Mir ist völlig klar, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich einen Job mit dreistelligen Stundenlöhnen zu suchen.
Mir geht es aber nicht um die absoluten Stundenlöhne, sondern um die relativen. Es gibt unendlich viele Menschen, die könnten durchaus mehr Geld verdienen als sie aktuell beziehen, die haben aber die Weichen in der Vergangenheit oft falsch gestellt. Und ja, man kann auch ohne eine formale Ausbildung und ohne Titel viel Geld verdienen, die Wahrscheinlichkeiten, dass das gelingt, sind aber deutlich schlechter.
Ich habe eine denkbare schlechte Meinung von Schule und Ausbildung in jeder Form - aber trotzdem halte ich es für den sichersten Weg in die persönliche, unabhängige Zukunft, wenn man versucht, den höchsten Abschluss zu erlangen, der einem mit den eigenen Fähigkeiten möglich ist.
Wenn ich zB Abitur gemacht habe, anschließend studiere und dann sage, mir reicht ein Bachelor, weil ich keinen Bock mehr habe, weiter zu studieren, weil mir die unendliche Lernerei auf den Senkel geht, weil ich endlich fertig sein will, weil ich endlich mehr Geld als nur diesen jämmerlichen Studentenunterhalt bekommen will, weil ich während des Studiums festgestellt habe, dass ich die Jobrichtung sowieso blöd finde - es gibt viele Gründe, warum junge Leute sich entscheiden, eine Ausbildung nur halb fertig zu machen, um am Ende mit einer Ausbildung ins Jobleben treten, die unterhalb ihrer intellektuellen Fähigkeiten liegt, für sie aber grade die bequemere Alternative war.
Diese Entscheidung meine ich - und an dieser Stelle habe ich mich dafür entschieden trotz aller äußeren Lästigkeiten die Ausbildung soweit durchzuziehen, bis ich einen Abschluss hatte, der mir später nur allein aufgrund der formalen Papierlage einen Stundenlohn garantiert, der eben deutlich höher ist als der eines Buchhalters - auch wenn ich de facto die gleiche Arbeit mache.
Besonders deutlich wird das zB auch bei Js Studium. Ein fertiger Apotheker, der bis zum dritten Staatsexamen durchgehalten hat, verdient anschließend für exakt die gleiche Arbeit, die auch ein PTA ohne Studium in einer Apotheke erledigt, nur aufgrund seines Titels ungefähr das Doppelte.
So ähnlich ist es auch bei Juristen. Juristen sind ja bekanntlich Universalgenies, die man für fast jeden Job einsetzen kann, aber ein Jurist mit zweiten Staatsexamen (also ein "Volljurist") verdient für die gleiche Arbeit wie zB ein "Wirtschaftsjurist" oder ein "Assessor (ein Jurist, der sich das zweite Staatsexamen gespart hat) nur deshalb deutlich mehr, weil er den qualifizierteren Abschluss hat.
J hat schon während seines Studiums erkannt, dass Apotheker ganz sicher nichts ist, was er später machen will, aber deshalb das Studium ohne praktischen Teil und ohne das finale Staatsexamen auf halbem Weg aufzugeben, um sich erstmal zu orientieren, was er im Leben denn wohl wirklich will, das ist ihm zum Glück nicht eingefallen und darüber bin ich auch sehr froh. Wenn er sein 3. Staatsexamen erledigt hat (Daumen drücken, nächsten Monat), kann er sich anschließend immer noch in Ruhe überlegen, was er im Leben vielleicht wirklich machen will, aber diese Überlegung kann er ohne jede Abhängigkeit von fremden finanziellen Mitteln entspannt alleine und unabhängig treffen, denn durch sein final abgeschlossenes Studium hat er die Möglichkeit, sich seine weitere "Orientierungsphase" ganz locker mit einem Halbtagsjob als Apotheker alleine zu finanzieren.
Hätte er schon vor zwei Jahren gesagt, dass er längst weiß, dass er niemals auf Dauer sein Leben als Apotheker fristen will (was er vor zwei Jahren auch schon wusste) und dass er deshalb nicht noch weitere zwei Jahre seines Leben einer Ausbildung opfern will, die ihm nicht gefällt - hätte er sich so entschieden, hätte er sich eines großen optionalen Handlungsspielraums in der Zukunft beraubt.
Und genau das war es, was ich meinte, als ich sagte, dass ich mich stets dafür entschieden habe, den Job mit dem besten Stundenlohn machen zu wollen. Ich habe viel Geld damit verdient, dass ich andererleuts Buchführung gemacht habe - etwas, was jeder Buchhalter auch kann (und macht) - nur arbeitet der zu schlechteren Stundensätzen.
Um nun aber an die guten Stundensätze dranzukommen, muss man sich durch eine langweilige und wenig spaßige Lern- und Prüfungszeit durchbeißen. Erst danach hat man Zugang zu den größeren Zahlen.
Dass ich heute so reich bin, dass ich mir um irgendwelche finanziellen Dinge schlicht keinen Kopf mehr machen muss, liegt genau daran, dass ich einen Teil meiner "Jugend" relativ konsequent und streberhaft in Ausbildung gesteckt habe, statt in Party und Urlaub und dem Hinterlaufen von nebulösen Selbstfindungsideen.
Ich hatte neulich 42jähriges Abiturtreffen und habe dort einige ehemalige Klassenkameraden getroffen, die mit Anfang und Mitte 20 sicherlich das wildere und buntere und lustigere Leben hatten als ich, dafür habe ich heute das entspanntere und freiere Leben mit fast unbegrenzten Möglichkeiten (finanziell), ich fand halt die Reihenfolge erst säen und dann ernten sinnvoller als umgekehrt
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