anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 25. August 2023
Abkürzungen in Texten
Auch heute war es noch ziemlich warm, das mit dem Wetterumschwung geht offensichtlich nicht ganz so schnell voran, wie es die Wetterberichte verkünden.
Wetterchaos, Unwetter, Tornado und Überflutungen blieben hier in Greven bisher komplettaus, die Temperatur ist leicht von 29° auf 27° gesunken, wenn ich auf dem Festland bin, ist mir das immer noch zu viel. Aber was soll ich tun, außer mich damit zu trösten, dass es der vorletzte Sommer ist, an dem mein Aufenthaltsort von externen Verpflichtungen bestimmt wird.

Da auch 27° in Greven keine gute Laune Temperatur ist, und Home-Office immerhin noch Home-Office bedeutet und ich mich mit seltsamen Kollegen rumärgern durfte, habe ich mein Vorhaben, endlich mal an den angefangenen Texten hier für den Blog weiterzuschreiben genauso aufgeschoben wie das Vorhaben, mir für mein neues Fahrrad einen neue Sattelstütze zu besorgen, an der ich dann meinen geliebten Leppersattel montieren kann.
Wobei, was die Sattelstütze angeht, habe ich mich bemüht, leider erfolglos.

Ich war gleich nach Lieferung des Fahrrads im Juli hier im örtlichen Fahrradladen vorstellig geworden und habe darum gebeten, mir eine passende Fahrradstütze zu bestellen. Mit Lieferzeiten und Urlaub wurden wir uns einig, dass ich sie Mitte August abholen komme.
Ich fand, heute ist immer noch Mitte August, der örtliche Fahrradladen lebt aber offensichtlich nach einem schnelleren Kalender, die hatten die Sattelstütze nämlich schon wieder verkauft, weshalb jetzt eine neue bestellt wird und wir haben uns für nächsten Freitag zu einem zweiten Versuch verabredet.

Auf meine latent schlechte Laune traf nicht nur die schon wieder weiter verkaufte Sattelstütze, sondern am Vormittag auch noch eine E-Mail mit anhängender Vorlage einer Kollegin aus dem Mutterhaus, die mich bat, den in der Vorlage beschriebenen Sachverhalt zu beurteilen und wissen wollte, ob ich eine Möglichkeit sehe, ihr Vorhaben durchzusetzen.

Mein Problem war, dass ich ihren Text nicht verstand.

Die Kollegin hat nicht nur einen völlig krankhaften Aküfi, sondern neigt auch dazu, in Sätzen ab und zu die Verben wegzulassen, oder, wenn ein Verb vorkommt, Singular und Plural in den Bezügen zu verwechseln.
Dieser Satz nix Verb, dafür kaufen er viele Tep.
Blöderweise hat sie als Muttersprachlerin nicht die Ausrede der fehlenden deutschen Sprachkompetenz, aber das einzige, was sie grundsätzlich fehlerfrei hinkriegt, sind die gegenderten Form:innen und politisch korrekte Sprache, in der nur noch MmBs vorkommen. Behinderte Menschen dürfen nicht mehr behinderte Menschen genannt werden, sondern heißen korrekterweise Menschen mit Behinderung und weil das so lang ist, heißen sie jetzt eben MmB. Ob sich ein behinderter Mensch besser inkludiert vorkommt, wenn er nur noch als Abkürzung Erwähnung findet, lasse ich dahingestellt, ich beschreibe nur den Sachverhalt, wie ich ihn heute vorfand.

Der von ihr in einem langen Vorlagentext beschriebene Sachverhalt erschloss sich mir dagegen gar nicht.
Auch nicht nach dreimal Lesen, nicht nach viermal und auch nicht mit viel Googeln. Ich begriff schlicht nicht, was sie eigentlich wollte und auch die Gründe, warum sie was wollen könnte oder nicht wollte, blieben für mich völlig unklar.

Ich schrieb ihr daher eine Antwortmail, in der ich ihr mitteilte, dass ich ihre Vorlage nicht verstehe und ob sie den Inhalt nicht noch mal in einer allgemein verständlichen Sprache zusammenfassen könne und dabei bitte die Abkürzungen weglassen.

Kurze Zeit später hatte ich sie am Telefon, hell empört darüber, dass ich ihre Sprache kritisiere, das hätte noch nie jemand getan und selbstverständlich sei sie in der Lage sich verständlich auszudrücken. Peng, aufgelegt.

Das war der Moment, als ich keine Lust mehr auf gutes Benehmen hatte und ich machte mir die Mühe, ihr noch eine Mail zu schreiben, in der ich ihr ihren eigenen Vorlagentext beifügte, den ich im Rahmen einer normalen Deutschlehrerkorrektur an x-Stellen angestrichen und kommentiert hatte.
Außerdem teilte ich ihr mit, dass ich es unhöflich, respekt- und rücksichtslos fände, Texte mit selbsterfundenen Abkürzungen zu spicken, die für einen fremden Leser eben nicht selbsterklärend sind, sondern ihm deutlich mehr Zeit zum Lesen und Verstehen des Textes abfordern als der Schreiber beim Tippen spart.
Zu erwarten, dass sich der andere durch willkürlich erfundene Abkürzungen in Texten quält ist genauso übergriffig wie das Versenden von Sprachnachrichten. Die signalisieren nämlich auch, dass demjenigen, der sie sendet, die eigene Zeit wichtiger ist als die desjenigen, der das Genuschel irgendwie abhören muss.

Interessanterweise hat sie sich nach der zweiten Mail nicht mehr bei mir gemeldet.
Persönliche Größe geht anders
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