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Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 26. September 2024
Schuhwidersprüche und Bügelstation
Vorletzter Tag in Berlin, morgen fahren N und ich an den Schaalsee, Freunde besuchen, K kommt auch dahin, so dass meine Rückreise maximal komfortabel organisiert ist.

Heute aber noch mal Berlin und ich wusste doch eigentlich schon nicht mehr, was ich hier noch so tun könnte.
Dann fiel mir aber ein, dass ich ein go as you please-Ticket* habe, damit kann ich so viel U-/S-Bahn, Tram oder Bus fahren wie ich will, das kann ich ja mal maximal ausnutzen. Da ich solche Fahrgeschäfte sonst gar nicht benutze, fühlt es sich ein bisschen wie Kirmes mit Flatrate an, vor allem U-und S-Bahn haben eine irre Beschleunigung und fahren ziemlich ruppig.

*Als ich vor 45 Jahren meine Sommerferien mehrfach in London verbrachte, hieß das Monatsticket so und ich fand das einen sehr passenden Namen.

Ich machte mich also auf den Weg und stieg zunächst in die Tram, die gleich vor Ns Wohnung hält und hatte sofort ein erstes Mal Erlebnis - es stieg nämlich ein Mensch mit ein, der, als die Tram sich in Bewegung gesetzt hatte, laut rief: "Ihre Fahrausweise bitte!"
Ich bin seit mindestens 45 Jahren nicht mehr in eine Fahrkartenkontrolle geraten und fand das natürlich sehr spannend, erstens, weil ich ein blütenreines Gewissen hatte und mich freute, dass mein Ticketkauf auch wirklich für etwas gut war und außerdem, weil die Frau neben mir offensichtlich kein Ticket hatte und versuchte, sich dünne zu machen, was ihr aber nicht gelang.

Als Ziel hatte ich mir diesmal den Tiergarten ausgesucht, weil mir einfiel, dass es dort ja das Bikini-Berlin gibt, eine Konzept-Mall und als ich das letzte Mal in Berlin war, fand ich die ganz interessant.

Vor und hinter der Mall gibt es auch noch viele einzelen Läden, unter anderem kam ich an einem Schuhgeschäft vorbei, wo ich natürlich sofort reingehen musste.
In dem Laden stand ein Mann und sagte der Verkäuferin, dass er gerne weiße Turnschuhe hätte. Die Verkäuferin guckte ihn groß an und sagte: "Guter Mann, wir haben jetzt Herbst und Winter, da gibbet nix Weißes mehr, jetzt sind alle Schuhe braun oder schwarz. Sehen'Se doch."
Und wirklich, in dem Schuhladen gab es kein einziges Paar weiße Turnschuhe.
Ich staunte sehr, weil ich vor zwei Tagen noch in einem Laden war, wo es NUR weiße Turnschuhe gab und weil ich passend dazu das Gefühl habe, dass auch ALLE Leute weiße Turnschuhe tragen, hier ein willkürliches Beispielbild aus der U-Bahn:

aber so unterschiedlich können die Realitäten sein.

In der Bikini-Mall gab es einen Pop Up CocaCola Stand, wo sie kostenlos Cocacoladosen verteilten, wenn sie ein Foto machen durften, was sie einem dann ausdruckten, man kann es sich aber auch im Internet begucken.
Den tieferen Sinn hinter dieser Werbeaktion habe ich nicht begriffen, aber ich hatte Durst und kam so an eine kostenlose Dose Cola.

Außerdem hätte ich mir fast ein Bügeleisen für 2.000 € gekauft, nur weil es das mit 30% Rabatt gab und sie hätten es mir auch kostenlos nach Hause geliefert, zum Glück war ich aber klug genug, vorher mit K darüber zu sprechen und er meinte, vielleicht sollte ich doch noch mal eine Nacht darüber schlafen.
So lange brauchte ich dann gar nicht, um mich selber von dieser Idee wieder abzubringen, es fiel mir schon während des Telefonats mit K auf, dass die Idee rein wirtschaftlich betrachtet vielleicht doch nicht so ein Schnapper ist. Für die 24 Teile, die ich pro Jahr so bügele, (ich habe jetzt mal großzügig zwei pro Monat gerechnet, wahrscheinlich ist es in echt sogar noch weniger, insbesondere wo ich künftig überhaupt keine Bürokleidung mehr tragen muss.), um also mit 24 Teilen pro Jahr auf Maschinenkosten von einem Euro pro Teil zu kommen, müsste ich noch 58 Jahre leben und bügeln. Ich halte das eher für unrealistisch, zumal ich einen Euro pro Teil jetzt auch nicht als super günstig betrachte.
Ich nahm dann also wieder Abstand von der Anschaffung so einer wunderbaren Bügelstation, aber toll war sie schon.

Am Abend traf ich mich mit N und seiner Freundin in den Arkaden an der Schönhauser Allee, da ist ein Oil and Vinegar Laden, anschließend gingen wir Libanesisch Burger essen und jetzt falle ich erschöpft ins Bett, so viel U-Bahn fahren macht müde
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Mittwoch, 25. September 2024
Tag 3
So ein Ausflug in eine große Stadt bringt ja einiges an ersten Malen, er bringt aber auch letzte Male, manchmal passieren beide gleichzeitig.

So habe ich zum Beispiel eine neue Fast Foodkette kennen gelernt, Frittenwerk, die sah von außen und auch von innen in der Aufmachung sehr verlockend aus, also habe ich mir eine Portion Pommes Frites mit veganer Mayonnaise bestellt, die Mayonnaise war völlig okay, aber die Fritten fand ich so eklig, dass es ein echter Diät-Tipp ist, mir wurde davon nämlich so schlecht, dass ich den ganzen Tag gar nichts anderes mehr gegessen habe.

Ein anderes erste Mal kratzte ein bisschen an meinem Ego, denn es ist mir das erste Mal passiert, dass ein mittelalter Mann, offensichtlich ein Bauarbeiter auf der Heimfahrt, in der U-Bahn für mich aufgestanden ist und mir seinen Platz angeboten hat. Dass ich mit dem Eintritt in meinen lebenslangen Urlaub sofort diesen hilfsbedürftigen Rentner-Eindruck mache, das verunsichert mich schon.

Ein weiteres erstes Mal war heute das digitale Bezahlen der Klofrau in der Eastside Mall.


Ich laufe hier ja chronisch ohne Bargeld durch die Gegend, weil ich alles, was Gewicht hat, verweigere, mit mir zu schleppen. Ich habe mir extra eine kleine, super leichte Handtasche ausgesucht, in der steckt Ns Haustürschlüssel, mein Handy, ein Paket Taschentücher, ein Labello und ein Mini-Paket Pfefferminzbonbons.
Mehr brauche ich nicht für unterwegs, alle Karten, Ausweise und sonstige Verbindungen zur Außenwelt sind auf meinem Handy.

Warum es immer noch Menschen gibt, die zwanghaft mit Bargeld bezahlen wollen, ist mir ein Rätsel.
Aus meiner Sicht ist das Konzept von Bargeld komplett nutzlos geworden und wenn mir jetzt jemand mit dem Argument von Anonymität und Datenschutz etc. kommt, lache ich mich nur schief. Als ob es auf die paar Daten noch an irgendeiner Stelle drauf ankommt und außerdem stellt sich ja die Frage, wer diese Bezahl-Daten hat beziehungsweise bekommt und das sind in erster Linie mal die Banken und die hatten schon immer so unendlich viele Daten ihrer Kunden, dass es einfach keinen Unterschied macht, wenn die letzten Bargeldumsätze dort auch noch bekannt sind. Mein persönlicher Datenschutz besteht darin, dass ich verschiedene Bankkonten bei verschiedenen Banken habe und ein Bankkonto eben nur für all diese digitalen unterwegs Einkäufe benutze.
N26 weiß jetzt also, dass ich in Berlin für 0,70 € aufs Klo gegangen bin. Dafür haben sie keine Ahnung, wie hoch mein Gehalt ist, wie viel Miete ich bezahle und welche Versicherungen ich habe. Das läuft nämlich alles über ein anderes Konto. Diese Sorte Datenschutz ist mir persönlich durchaus wichtig.

Wie auch immer, die Klofrau konnte ich schon digital bezahlen und das gefiel mir gut.

Ansonsten habe ich Berlin jetzt durchgespielt, fühlt sich für mich zumindest so an, die Dinge beginnen, sich zu wiederholen.
Heute war ich erst in der East Side Mall und anschließend im Ringcenter 1 und Ringcenter 2 und damit habe ich jetzt jede Art von Mall/Einkaufszentrum für jede Art von vorstellbarer Zielgruppe gründlich angeguckt, mir reicht das jetzt, spannender wird es nicht mehr, glaube ich.

Gekauft habe ich im Ringcenter 1 hochbeglückt einen großen Topf Holstener Liesel, das ist veganes Schmalz und ich mag es sehr gerne, schmeckt mir besser als unveganes Schmalz. Dieses Zeug gibt es nämlich nur in Reformhäusern und ich kenne nur ein Reformhaus in Münster, was aber umständlich zu erreichen ist, deshalb hatte sich das letzte Mal J erboten, mir welches zu besorgen, er kam in Hamburg ständig an Reformhäusern vorbei, und so schenkte er mir zwei Töpfe Schmalz zu Weihnachten. Die waren aber auch schon vor längerer Zeit alle, ich wollte bei J nachbestellen - und in allen Hamburger Reformhäusern war genau dieses Produkt ausverkauft, J sagt, er war in sechs verschiedenen Läden und ist extra deshalb quer durch Hamburg gekurvt - es war nicht zu bekommen.
Als ich dann heute im Ringcenter sah, dass dort ein echtes Reformhaus ist (Reformhaus ist eine Kette und nur wo außen Reformhaus draufsteht, ist drinnen dann auch Holstener Liesel im Verkauf, wenn sie nicht grade ausverkauft ist.), als ich also völlig unerwartet an einem echten Reformhaus vorbeikam, habe ich mir sofort einen großen Topf Schmalz gekauft, insofern war es ein erfolgreicher Einkaufstag für mich.
Ansonsten habe ich heute gar nichts anderes gekauft, auch keine Schuhe, ich sag ja, ich bin durch mit Berlin.

Zum Schluss dann noch eine Richtigstellung:
Von N soll ich ausrichten, dass er sehr wohl auch frischen Senseo-Kaffee hat, nur halt nicht exakt die Sorte, die ich am liebsten mag, er möchte aber auf keinen Fall, dass der Eindruck entsteht, er hätte nur alten Kaffee.
Ich habe diese Aussage nicht geprüft, ich habe ja meine eigenen Pads dabei
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Dienstag, 24. September 2024
Regentag und Dermabehandlung
Heute hatte mich N nach seiner Sprechstunde in die Praxis bestellt, damit er den Laser ohne Termin- und Patientendruck so lange benutzen kann, bis er alle Flecken bei mir beseitigt hat.
D.h. beseitigt ist nicht ganz der richtige Ausdruck, es wird ja erst deutlich schlimmer, bevor es besser wird, aber das kenne ich ja schon vom letzten Mal und auch deshalb passt mir ein Termin am Abend deutlich besser als am Vormittag, dann kann sich erst mal das Dunkel der Nacht über die verschlimmerten Flecken ausbreiten und die Haut hat Zeit, sich etwas zu beruhigen.

Mein Tag war heute also nicht ganz so frei wie gestern, es gab einen Termin, der berücksichtigt werden musste, der Tag davor stand aber wieder zur freien Verfügung.

Das geplante lange Ausschlafen endete um 7.37h, als mich N mit einer Nachricht weckte - Terminerinnerung für den Abend und erstaunlicherweise war ich danach dann auch so wach, dass ich nicht mehr einschlafen wollte.
Zum Glück war ich beim Packen am Sonntag klug genug gewesen, mir eine Tüte meines morgendlich notwendigen Senseo Kaffees mitzunehmen. N hat meine alte Senseo-Maschine übernommen und behauptete, er habe auch Pads dazu, ich glaube aber, die sind ungefähr so alt wie die Maschine selber und haben sich deutlich schlechter gehalten. Ich habe gestern schon einen seiner Pads probiert und freue mich seitdem darüber, dass ich selber welche mitgebracht habe.

Die Wetterapp kündigte Regen für Berlin an, Shopping hatte ich ja schon erledigt, ich hatte also keine Idee, was ich heute mit dieser Stadt anfangen könne und machte es mir deshalb erst mal im Bett gemütlich.

Als Lehrerkind wurde ich schon in meiner Kindheit so ausreichend mit Kultur jeder Couleur druckbetankt, dass ich heute noch davon zehre und deshalb jedwede Besichtigungs- oder Unternehmungsaktivität mit Kulturanmutung immer erst mal spontan ablehne bzw. gar nicht erst auf meine Interessensliste setze, so dass ich auch keinerlei Druck verspürte, ich müsse etwas "Sinnvolles mit dem Tag anfangen", schließlich bin ich genau deshalb ausdrücklich nicht nach Berlin gefahren.

Im Ergebnis bin ich also einfach im Bett geblieben und habe das Internet angeschaut. Ungefähr das hätte ich auch gemacht, wenn ich auf Borkum oder in Greven wäre, ich war also vollkommen zufrieden mit dem Tag.

Als die Regenwolken am Nachmittag durchgezogen waren, machte ich mich fertig, prüfte, wie lange ich für den Weg zu N in die Praxis brauche und stellte fest, dass ich unterwegs wunderbar einen Zwischenstopp am Alex einlegen kann, da gibt es auch noch ein TKMaxx und weil ich ja sonst nichts zu tun hatte…..

Wenn ich mich gestern noch über die Leere und Ausgestorbenheit in den Malls rund um den Potsdamer Platz und im KaDeWe gewundert hatte, so staunte ich heute über die Massen, die sich alle im TKMaxx am Alex drängelten. Soo voll habe ich so einen Laden auch noch nicht erlebt, die Schlange an der Kasse wickelte sich dreimal um die Gänge und nach dem ich mich angestellt hatte (ich habe natürlich schon wieder Schuhe gekauft, diesmal grüne Chelsea Boots, davon braucht man ja schließlich auch welche in allen Farben), also, vom Anstellen bis zum Bezahlen dauerte es ca. eine halbe Stunde, unfassbar. Ich hatte aber Zeit, insofern war es mir egal, nur diese krassen Unterschiede in der Frequentierung, die fand ich bemerkenswert. Und in dem TKMaxx am Alex gab es keine Küchenmesser, gar keine, noch nicht mal ein kleines Kartoffelschälmesser. Am Potsdamer Platz gab es Messer in allen Größen und Schärfen. Auch interessant, nicht wahr?

Bei N in der Praxis räumten sie grade zusammen, ich war pünktlich zum Praxisschluss gekommen und als wir alleine waren, startete N eine umfangreiche Behandlung. Er benutzte hintereinander drei verschiedene Laser, weil, wenn schon, denn schon.
Mit dem ersten trug er all die kleinen Alterswarzen ab, die sich in den letzten Monaten wieder gebildet hatten, mit dem zweiten wurden Gefäße verödet (Besenreiser am Fuß) und mit dem dritten entfernte er schließlich alle Pigmentflecken (Altersflecken), die seit der letzten Behandlung vor anderthalb Jahren wieder nachgewachsen waren. Dann gab es eine Stelle am Arm, da hatte sich etwas verkapselt, das hat er großzügig rausgeschnitten und das Loch dann mit drei Stichen wieder zugenäht, von einer anderen Stelle am Rücken hat er nur ein kleines Stück für eine Biopsie rausgeschnitten, er meinte, lieber einmal zu viel geprüft als einmal zu wenig.

Ich habe die behandelten Stellen inzwischen alles dick mit Heilsalbe eingecremt, kann aber jetzt schon erahnen, wie scheckig ich morgen aussehen werden, immerhin passe ich mit dieser schrägen Optik gut nach Berlin
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Montag, 23. September 2024
Shoppen in Berlin
Weil ich mir ja nun so gar nix vorgenommen oder geplant hatte, für diese fünf Tage Berlin, habe ich heute dann erst mal mit Shoppen angefangen.

Es gibt hier ja ausreichend SecondHand-Läden, Flohmärkte scheinen dagegen nur am Wochenende stattzufinden.
Ich bin also als erstes zu dem nächstgelegenen Humana-Outlet gegangen. Ich hätte auch zwei Stationen Tram fahren können, aber ich war am Vormittag ja noch frisch und ausgeruht und so bin ich denn die Petersburger Straße bis zum Frankfurter Tor runtergelaufen in der Erwartung, unterwegs auch irgendetwas Spannendes oder Interessantes zu sehen oder zu entdecken, aber außer ziemlich verdreckten und runtergerockten Miniläden für allerlei Kram bietet dieser Teil von Berlin sonst nichts Aufregendes. Weiß ich das jetzt auch.

Das Humana-Outlet am Frankfurter Tor ist dafür riesenriesengroß, über fünf Etagen, alles fein sortiert und sauber und wirklich schön zum Stöbern, was ich auch bestimmt zwei Stunden lang tat - am Ende habe ich für 2 Euro ein T-Shirt gekauft und festgestellt, dass ich offensichtlich wirklich keinen Klamottenbedarf mehr habe.

Außer Schuhe, die gehen immer und ich wollte gerne Birkenstocks haben, fiel mir ein, wobei ich da gar nicht so festgelegt bin, dass es Original Birkenstocks sein müssen, ich nehme auch irgendwelche Nachmacherprodukte, Hauptsache sie sind bequem.
Ich habe mir auf Borkum neulich sehr schöne und sehr bequeme Nicht-Birkenstocks gekauft, die aber wie normale Birkenstocks aussehen, dafür nur 1/3 so viel kosteten und weil mir die nach einer kurzen Eingewöhnungsphase so gut gefielen und ich den ganzen Sommer über damit zufrieden rumgelaufen bin, wollte ich jetzt noch ein Paar.

Ich habe mich ja 60 Jahre hartnäckig geweigert, diese Omma-Birkenstock-Hausschuhe zu tragen, weil sie in meinem Kopf ganz fest mit maximaler Spießigkeit und Gemeindepfarramt verknüpft sind, aber jetzt bin ich offensichtlich alt genug, mich nicht mehr dafür zu schämen und habe gelernt, wie angenehm es ist, Sandalen zu tragen, die einfach nur bequem sind.
Also wollte ich jetzt gerne noch so ein Paar für Greven.

Ich suchte auf GoogleMaps nach Schuhgeschäften und stellte fest, dass es im Umfeld nichts Gescheites gab. Dann fiel mir ein, dass ich doch mal ins KaDeWe fahren könne. Da war ich noch nie, ich kenne nur die Galerie Lafayette, was für eine gute Gelegenheit, diese Bildungslücke zu schließen und bestimmt gibt es im KaDeWe Birkenstocks, dachte ich.

Ich fuhr also mit der U-Bahn bis zum Wittenbergplatz und ging ins KaDeWe. Was für ein faszinierendes Erlebnis. Das Riesenkaufhaus war nämlich fast leer.
Ich meine, es gab ausreichend Ware, die angeboten wurde und es gab auch eine große Anzahl von Verkäufern und Verkäuferinnen, die daneben standen und auf Kunden warteten, es gab nur keine Kunden.
Was mich nicht wunderte, denn es wurden ja auch nur Luxusartikel für die oberen Zehntausend angeboten und davon gibt es nun mal nicht so viele, als dass sie als Kunden ein derart riesiges Kaufhaus angemessen füllen könnten.
Ich bin also staunend durch das gesamte Kaufhaus gewandert, aber noch nicht mal in der sechsten Etage, dem "Food-Floor" war brauchbar Betrieb.
Die Klamottenetagen hatte ich schnell abgehakt (wer bitte bezahlt so irre viel Geld für Klamotten, die es so oder sehr ähnlich auch für einen Bruchteil dessen, was sie hier kosten, in jedem Secondhandladen gibt? Über diese Faszination werde ich wohl nie hinwegkommen), interessanter fand ich dann die Etage mit den Küchensachen, aber auch hier natürlich alles viel zu teuer.
Spontan fiel mir ein, dass es in Berlin doch sicher auch ein TKMaxx gibt, da finden sich auch oft diese Edel-Küchensachen, nur halt deutlich preiswerter.
Birkenstocks gibt es im KaDeWe übrigens nicht, erst recht keine nachgemachten.

Als nächstes fuhr ich dann zum PotsdamerPlatz, da ist in den Arkaden am Potsdamer Platz das nächstgelegene TKMaxx.
Auch hier wieder das Erlebnis der großen Leere. Es gibt da mittlerweile eine große Anzahl von kleinen Restaurationsbetrieben, überall höchstens 1-2 Kunden, wie die das auf Dauer überleben wollen, ist mir ein Rätsel. In den Arkaden waren viele Läden geschlossen, entweder noch nicht eröffnet (coming soon) oder grade ausgezogen, in den geöffneten Läden stand gelangweiltes Verkaufspersonal und hatte nichts zu tun.
Ich meine, ich habe über meinen Job ja zu letzt sehr gestöhnt, aber als Verkaufspersonal in einem Laden den ganzen Tag ohne Kunden rumzustehen, das stelle ich mir wirklich maximal grässlich vor.
Bei TKMaxx waren die Preise wieder zivilisierter, es gab auch nur wenig Personal, wie man das von TKMaxx so kennt, im Vergleich zu dem TKMaxx in Leer oder dem in Rheine, die ich beide häufiger mal besuche, gab es aber auch hier deutlich weniger Kunden.
Von dem Küchenkram brauchte ich nichts und Birkenstocks hatten sie nicht, am Ende kaufte ich mir dann weiße Turnschuhe, weil das die einzigen Schuhe waren, die überhaupt irgendwo angeboten wurden.

Es gab in den Arkaden an drei Stellen Läden, die unter anderem auch Schuhe verkauften, 80% davon waren weiße Turnschuhe. Bei P&C hatten sie ausschließlich nur weiße Turnschuhe, die dafür in 100 verschiedenen Variationen. Sehr faszinierend. Es tragen hier aber auch alle Leute nur weiße Turnschuhe, wahrscheinlich ist das eine Henne-Ei-Problem, aber es ist schon sehr auffällig.

Und es gibt keine Birkenstocks bei P&C. Dafür war das total unterbeschäftigte Personal ungemein freundlich und zuvorkommend, als ich nach Birkenstocks fragte, mussten sie mir zwar bedauernd mitteilen, dass sie die nicht führen, es liefen aber sofort drei Verkäufer zusammen, um gemeinsam für mich zu ergoogeln, wo ich denn am besten Birkenstocks kaufen könne. Ergebnis: Hackescher Markt.

War mir dann zu weit weg.
Google Maps sagte mir, dass die Mall of Berlin auch fußläufig erreichbar ist, also wanderte ich dorthin und dort gab es dann endlich ein Schuhgeschäft, die Birkenstocks führten.
Bei meinem letzten Gesundheitssandaleneinkauf auf Borkum hatte ich schon das schöne Wort "Weichbettung" gelernt und festgestellt, dass ich Weicheifüße habe, die Weichbettung viel schöner finden als Hartbettung und die Borkumer Verkäuferin sagte mir, dass das einer der Gründe sei, weshalb sie keine Original Birkenstocks mehr führen, weil die Kunden immer öfter nach Weichbettung verlangten, und da sei Birkenstock nicht sehr gut aufgestellt.

In dem Geschäft, in dem ich heute war, gab es exakt ein Birkenstockmodell mit Weichbettung (gelernt: die, mit der Schrift in blau) und weil ich nun acht Stunden hinter diesem Paar hergejagt hatte, habe ich es sofort gekauft.
Der Preis war mir wurscht (natürlich deutlich dreistellig, war ja Original), aber jetzt ist dieses Thema für mich auch endgültig erledigt. Es sei denn, ich finde noch mal irgendwo sehr hübsche Nachmacher-Schuhe mit Weichbettung zu einem Drittel dessen, was ich heute bezahlt habe...

Zusammenfassung des ersten Tags Berlin: Einkaufen in meinem Heimatkiez macht mehr Spaß, aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich im Grunde auch überhaupt nichts mehr brauche
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Sonntag, 22. September 2024
Erster Ausflug in der neuen Freiheit
Weil ich jetzt mit meiner freien Zeit ja nicht mehr so geizen muss und am allerliebsten jede freie Sekunde auf Borkum verbringe, weil ich jetzt also endlich so frei bin, dass ich auch mal ohne Bedauern woanders hinfahren kann, fahre ich gleich in der ersten Woche meiner neuen Freiheit nach Berlin.

N hat seit neuestem ein richtiges Gästezimmer, ich habe also eine Bleibe mit Bett, WLAN, Strom und Kaffeemaschine am Morgen, mehr braucht es nicht, wenn außen rum ansonsten Großstadt ist.

N muss die Woche über arbeiten und hat sich schon Sorgen gemacht, was er mit mir anfangen soll, wenn er doch so viel nicht da ist, knapp ist man aus der arbeitenden Bevölkerung ausgeschert, wird man als pflegebedürftiger Senior wahrgenommen. Ich fand das sehr lustig.

Ich fand es auch lustig, dass alle wissen wollten, was ich denn vorhabe, hier in Berlin und meine Antwort war stereotyp dieselbe: Keine Ahnung, es wird sich etwas finden, ich warte einfach, was mir so einfällt.

Für Dienstag habe ich einen Termin bei N in der Praxis und dem Pigmentlaser, es reicht schließlich, wenn mein Sohn mich für so alt hält, dass er sich Gedanken um ein Bespaßungsprogramm für mich macht, der Rest der Welt muss zumindest optisch nicht sofort ähnliche Assoziationsanwandlungen bekommen, deshalb freue ich mich, wenn er alle Altersflecken und - warzen einfach weglasert.

Und was ich morgen mache, das schaue ich morgen, ich glaube nicht, dass ich mich langweilen werde, ich habe zur Not aber auch drei Bücher mitgenommen
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Samstag, 21. September 2024
Gut zu wissen, was man alles nicht vermisst
Die Überraschung ist den Kindern und K gestern wirklich sehr gut gelungen, ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass alle drei Kinder abends vergnügt in Münster in einem Restaurant sitzen, um mit mir den Beginn meines lebenslangen Urlaubs zu feiern. Ich habe mich sehr darüber gefreut und es war auch ein wirklich schöner Abend.

Der Japaner, bei dem wir waren, gibt sich viel Mühe, gehobene japanische Küche anzubieten, das Essen ist gut, steht für meinen Geschmack aber in keinem Verhältnis zu den Preisen, die man dafür bezahlen muss.
Obwohl ich genug Gastronomiebetriebe betreue betreut habe, um zu wissen, dass ein Restaurant, das 100€ (ohne Getränke) für ein fünf Gänge Menue verlangt, davon grade mal so existieren kann, finde ich als Gast diese Summe eben schon durchaus hoch und wenn mein kulinarisches Resumee dann zusammengefasst einfach nur lautet: Das Essen ist okay - dann freue ich mich am Ende über die schöne Erfahrung, nun auch durch eigenes Erleben festgestellt zu haben, dass ich diese Art der Unternehmung nicht wiederholen muss. Wenn ich da künftig drauf verzichte, weiß ich jetzt sicher, dass ich nichts verpasse.

Ich finde es wichtig, dass man solche Dinge auch in regelmäßigen Abständen immer mal wieder selber ausprobiert, nur dann kann man sicher sein, dass sich nichts geändert hat und dass man sich nach wie vor nicht weiter damit beschäftigen muss, wie sonst soll man wissen, was einem wichtig ist und was nicht.

In manchen Teilen erinnerte mich dieser Restaurantbesuch auch an das Konzert in der Elbphilharmonie, für das K mal mit viel Einsatz Karten besorgt hatte. Größte Gemeinsamkeit: Ich war sehr froh, dass wir dort waren und das alles selber erlebt haben, das reicht jetzt locker für den Rest des Lebens, muss ich nicht wiederholen.
Für diese wichtige Erkenntnis sind selbst 500€ ein günstiger Kurs, finde ich.

Wie gesagt, der Abend gestern war toll und ich würde ihn mir genauso wieder wünschen, wenn ich in eine Zeitschleife gerate, vor allem auch, weil ich das Gefühl hatte, wir haben es alle fünf sehr ähnlich eingeschätzt, es war also für jeden von uns eine gute Erfahrung.

Zum Glück fanden sich bei Heimkehr in meinem Haushalt trotz meiner Krankheit während der Woche noch Essensreste, denn als wir nach Hause kamen, musste sich J erst mal vier dicke Butterbrote machen, nur so edle kleine Häppchen (auch wenn es viele sind) reichen nicht für einen jungen Mann in seinem Alter, das konnte ich gut verstehen.
Ich war aufgrund der abklingenden Krankheit noch nicht wieder richtig hungrig - und K war aufgrund seiner aufziehenden Krankheit (er hat sich ja lange gegen eine Ansteckung gewehrt, jetzt hat es ihn aber doch auch erwischt), also K war wegen der beginnenden Krankheit ebenfalls nicht richtig hungrig, für uns reichte die Menge also gut. Wenn wir sonst nur Sushi bestellen, sind allerdings nur die Kohlehydratmengen schon ungefähr vier mal so viel wie das, was sich da gestern in den fünf Gängen versteckte.

C und J fuhren heute zurück nach Bielefeld, N blieb in Greven, wir zwei fahren morgen zusammen nach Berlin.

Ich räumte meinen Arbeitsplatz in meinem Home-Office erst aus und dann, unter Einbeziehung diverser mitgebrachter Teile aus meinem Büro-Büro, wieder ein und jetzt ist alles ganz schön ordentlich und übersichtlich und vor allem maximal bequem und praktisch.
Bisher hatte ich immer einen großen Monitor neben meinem aufgeklappten Laptopbildschirm, jetzt habe ich zwei große Monitore und meinen kleinen Laptopbildschirm als dritten in der Mitte - das gefällt mir sehr gut. Ich sehe ein, dass es etwas schräg ist, genau ab heute den Nutzen und die Liebe zu drei Bildschirmen entdeckt zu haben, denn seit dem Moment, ab dem ich künftig deutlich weniger am PC sitzen werde, habe ich jetzt endlich drei Bildschirme, das kann man so niemandem vernünftig erklären, aber muss ich ja zum Glück auch nicht, Hauptsache, es ist mir überhaupt irgendwann aufgefallen, dass es sich so deutlich bequemer am PC arbeiten lässt. (Und außerdem wäre es ja auch schade gewesen, den einen Monitor im Büro-Büro zurückzulassen, weil er wirklich exakt der gleich ist wie der, den ich schon immer in meinem Home-Office stehen habe.)

K habe ich mit meiner neuen Arbeitsplatzoptik jetzt auf alle Fälle auch schon angefixt, er will jetzt auch zwei große Monitore haben
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Freitag, 20. September 2024
Letzter Tag
So, das war’s jetzt, Bürozeitende.
Ab sofort habe ich lebenslang Urlaub.

Um das gebührend zu feiern, hatte K einen Tisch beim Edeljapaner bestellt und ich wurde zum Glück genau passend wieder fit genug, damit wir die Reservierung auch wahrnehmen konnten.
K hatte schon Sorge um sein Deposit, das scheint der neue Trend bei Tischreservierungen zu sein, man muss eine Kreditkartennummer angeben, von der bei no Show 50€ abgebucht werden.
Ich kann die Restaurantbetreiber verstehen, trotzdem fördert diese Methode nicht mein Verlangen, öfter mal auszugehen.

Als wir beim Japaner ankamen, sagte K, wir hätten eine Reservierung für den großen Tisch, da saßen aber schon Leute und ich war spontan genervt. Mit anderen Leuten an einem Tisch ist ja nun gar nix für mich.
Ich guckte mich im Restaurant um, aber alle anderen Tische waren auch besetzt.

Also guckte ich mir die Leute an dem langen Tisch noch mal an und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich die kenne, vor allem weil sie mich alle drei auch so erwartungsvoll anschauten. Bis es mir dämmerte, woher ich die drei Personen kannte: Es waren meine Kinder.

K hatte sich mit den Dreien heimlich verabredet und sie als Überraschung ebenfalls in das Restaurant bestellt.
Lustig fand ich, dass sie sich alle wunderten, dass ich sie so lange nicht erkannt hatte, dabei wissen alle, dass ich Prosopagnosie habe, aber es hat wohl niemand damit gerechnet, dass das auch für das Erkennen der eigenen Kinder gilt.
Nun wäre das auch geklärt, aber letztlich fiel es mir ja doch wieder ein.

Inzwischen sind wir zu fünft in Greven und die Kinder haben ihre alten Zeugnismappen rausgekramt und beömmeln sich jetzt über ihre eigenen Schulzeugnisse aus der Grundschule. Hier ist es also grade viel los
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