anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Dienstag, 13. Dezember 2022
Über die Bedeutung von Geld
Deutschland ist das viertreichste Land der Welt und kaum einer redet gerne über Geld, schon gar nicht über sein eigenes und auch nicht über sein Verhältnis zu Geld.

Für mich ist Geld elementarer Teil meines Berufes, mit mir reden die Leute über ihr privates Geld, so wie sie mit einem Urologen über Impotenz reden, ich unterliege an dieser Stelle einer vergleichbaren Verschwiegenheitsverpflichtung, vielleicht ist das für manche Leute der wichtigste Teil meines Berufes.

Vielleicht rede ich aber genau deshalb auch gerne ganz allgemein über Geld, so wie Dr. Ruth sich ja auch hauptsächlich allgemein für ihr Thema interessierte.

Bei vielen Themen, die mit einem Tabu belegt sind, beginnt die Prägung der eigenen Haltung oft bereits sehr früh durch Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindheit, die das Kind dann selber verarbeiten muss, weil ja niemand drüber redet.

Ich bin in einer Lehrerfamilie aufgewachsen, d.h. es gab ein festes und sehr sicheres Beamtengehalt des Vaters ohne größere Entwicklungsmöglichkeiten, man strebte also auch keine finanzielle Veränderung an.
Meine Eltern waren sehr sparsam, denn große Sprünge konnte man mit einem kleinen Lehrergehalt und einer fünfköpfigen Familie nicht machen, ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass sie je ernsthafte Geldsorgen hatten, weil man auch mit wenig Geld auskommen kann, wenn man klug wirtschaftet. Ich habe dadurch sehr früh gelernt, dass der Umgang mit Geld eine intellektuelle Herausforderung ist.

Ich bin in Meerbusch zum Gymnasium gegangen und habe meine Jugend vor allem im Reitstall verbracht. In Meerbusch wohnen sehr viele reiche Leute, die meisten meiner Klassenkameraden kamen aus verhältnismäßig wohlhabenden Elternhäusern, meine beste Freundin hatte ein eigenes Pferd. Meine Eltern konnten mir kein eigenes Pferd bezahlen, es gab aber genug andere reiche Leute, die sich zwar das Pferd leisten konnten, aber dann keine Zeit hatten, es täglich zu bewegen. Deshalb hatte ich ein Pflegepferd, für das ich verantwortlich zuständig war. Ich bekam dafür kein Geld, aber ich konnte (musste) jeden Tag reiten und ich durfte auch an Turnieren teilnehmen. Der einzige Unterschied zu einem eigenen Pferd war, dass ich keine Kosten hatte für das Hobby.

Eine für mich prägende Erkenntnis für meine eigene Einstellung zum Geld, war die Erfahrung, dass Menschen, die offensichtlich sehr viel Geld haben, deshalb noch lange nicht klug sein müssen und dass sich der Wert einer Sache nicht an dem bemisst, was man dafür bezahlt, sondern dass es für fast alles auch einen Alternativmarkt gibt, wo man die gleichen Dinge für viel weniger Geld bekommen kann, wenn man bereit ist, ein paar Eigenschaften von Dingen als für sich selbst nicht notwendig einzustufen. "Fabrikneu" z.B. ist eine Eigenschaft, deren Nutzen sich mir nur selten erschließt.
Ich glaube, ich habe schon früh und ganz intuitiv das System des komparativen Kostenvorteils entdeckt und mich seitdem grundsätzlich daran orientiert.

Der Maßstab, nach dem Lehrer ihre Kinder messen, ist Klugheit und das war damit der Maßstab, mit dem ich aufgewachsen bin, denn er galt nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause.
Geld dagegen war niemals ein Maßstab, im Gegenteil, wer außer Geld sonst nichts im Kopf hatte, der war ein armer Tropf. Und wer sich einbildete, er sei etwas Besseres, nur weil er Geld hatte, der hatte ganz offensichtlich sonst nichts, auf dass er sich was einbilden konnte und war damit automatischer ein armer Tropf.

Ich habe deshalb Leute noch nie um ihr Geld beneidet, ich hatte auch nie den Bedarf, viel Geld haben zu wollen, um mir teure Dinge kaufen zu können. Die teuren Dinge, die ich haben wollte, die habe ich mir seit jeher schon gebraucht gekauft und habe die "armen" Leute bemitleidet, die es sich neu gekauft hatten und deshalb so viel Geld einfach zum Fenster rausgeworfen haben. Und natürlich habe ich die dummen reichen Leute dafür bemitleidet, dass sie sich ihr Leben so unbequem machen mussten, nur um ihren Reichtum als Statussymbol sichtbar zu machen. Ein Porsche zB ist als Auto ungemein unbequem, warum in alles in der Welt bezahlt jemand für diese Unbequemlichkeit so viel Geld?
Außerdem kannte ich die Sicherheitsmaßnahmen, mit denen die Millionärskinder aus meiner Klasse leben mussten. Das ist ungemein abschreckend und ich war schon sehr früh sehr überzeugt, dass ich mir meine persönliche Freiheit für kein Geld der Welt abkaufen lassen würde, denn wofür braucht man so viel Geld? Bessere Schulnoten konnten sie sich dafür nicht kaufen und mehr Spaß im Alltag hatten sie ganz offensichtlich auch nicht.

Für mich war Geld immer nur wichtig für all die kleinen Dinge des Alltags, für die es keinen Alternativmarkt gab (z.B. die einfach süchtig machenden Pommes Frites mit Schaschliksauce aus der Imbissbude gegenüber vom Bäcker, die 1,20 DM kosteten und durch nichts zu ersetzen oder irgendwie günstiger zu kaufen waren, die aber für mich, mit meinen 5 DM Taschengeld in der Woche, nicht täglich finanzierbar waren) und natürlich braucht man auch für einen Einkauf auf dem Flohmarkt ausreichend Kleingeld.

Ich habe mir deshalb sehr früh vorgenommen, dass ich immer so viel Geld haben will, dass ich nie mehr überlegen muss, ob ich mir lieber eine Portion Pommes oder eine Fanta in der Disco leisten möchte und dass ich niemals wieder auf einem Flohmarkt stehe und ein echtes Superschnäppchen (eine echte Wranglerjeans in meiner Größe mit der richtigen, seltenen 34er Beinlänge) für 5 DM nicht kaufen kann, weil ich kein Geld mehr habe.
DAS war ein traumatisches Erlebnis.

Ich wollte also nie superreich sein, sondern immer nur ausreichend reich, um mir all das kaufen zu können, wonach mir der Sinn stand, wobei auch gleichzeitig immer klar war, dass sinnlose Statussymbole mir von ganz alleine nie in den Sinn kommen würden, Statussymbole sind bei mir fest verknüpft mit dem "armer Tropf" Marker.

Durch die Tatsache, dass meine Eltern Lehrer waren, war auch klar, dass ihre Kinder Abitur machen würden, das war so selbstverständlich, dass es niemals überhaupt auch nur in Ansätzen thematisiert wurde.
Und auch wenn ich weiß, dass es für das Ausmaß der eigenen Arroganz keinen Unterschied macht, ob man sich etwas auf seine Klugheit oder auf sein Geld einbildet, so habe ich diesen Teil der Überzeugung selbst nach gründlichem Nachdenken von meinen Eltern übernommen und auf meine Kinder übertragen.
Deshalb hat auch mein jüngstes Kind, was sich die ersten 10 Jahre seiner Schullaufbahn massiv dagegen wehrte, letztlich Abitur gemacht. Es stand für mich nicht zur Diskussion.

Mein Westfalenmann dagegen hat einen komplett anderen familiären Hintergrund als ich.
Seine Eltern waren sogenannte "einfache Leute". Nach der Volksschule stand für sie Arbeit immer im Mittelpunkt ihres Lebens, die Werte des Lebens orientierten sich daran, dass man Geld verdienen musste, die moralischen Vorgaben lieferte die Kirche, für intellektuellen Schabernack oder philosophische Betrachtungen war überhaupt keine Zeit.
Natürlich gab es im Umfeld reiche Leute, aber die bewegten sich in einer dermaßen anderen Welt, dass es sozusagen keine Schnittpunkte gab.
Als der Sohn aufs Gymnasium wollte, haben die Eltern das zwar nicht boykottiert, aber unterstützen konnten sie ihn dort auch nicht, womit auch? Allein die Tatsache, dass der Sohn überhaupt aufs Gymnasium ging, bedeutete, dass er sich dort in einer Welt bewegte, die ihnen komplett fremd war.

Für den Sohn war die Welt dort allerdings genauso fremd und dementsprechend hat er nicht nur grundlegend andere Erinnerungen an seine Schulzeit als ich, sondern er erlebte auch den Reichtum in den Familien einiger Klassenkameraden aus einer völlig anderen Perspektive.
Für ein Lehrerskind ist es nicht schwer, zu den Klassenbesten zu gehören, es hat schließlich Eltern, die jede Frage beantworten können und die sich auch noch vorbeugend gleich auf die richtige Art und Weise darum kümmern, dass ihr Kind in der Schule (bei anderen Lehrern) keine Probleme hat.

Für ein Arbeiterkind sieht die Welt dagegen ganz anders aus, das ist in der Schule komplett auf sich alleine gestellt und muss sich anstrengen, um überhaupt mit den anderen mitzuhalten. Diese Bildungsarroganz, die ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen habe, ist meinem Westfalenmann komplett fremd.*
Er unterschied deshalb die Leute nach denselben Kriterien wie seine Eltern: In reiche Leute und einfache Leute und er hatte stets den Drang, aus der Kaste seiner Eltern aufzusteigen. Das führte über Bildung, das war ihm klar, aber für ihn war Bildung nur ein Werkzeug, um Geld zu verdienen. Und er wollte unbedingt viel Geld verdienen, denn er wollte später einmal reich sein, einen Mercedes fahren, in einem großes Haus wohnen und, wenn er ganz abgehoben träumte, dann kam manchmal sogar auch ein Flugzeug darin vor. Für ihn waren das keine Statussymbole, um andere Leute zu beeindrucken, sondern Dinge, die ein völlig anderes Leben ermöglichten und von einer derart hohen Qualität waren, dass man eben viel Geld brauchte, um so etwas bezahlen zu können.

*an dieser Stelle muss ich eine lustige Anekdote erzählen: In der Anfangszeit unseres Kennens führten wir eine Fernbeziehung und schrieben uns deshalb natürlich regelmäßig E-Mails und SMS, was man halt so macht, wenn man sich noch viel zu erzählen hat, sich aber nicht täglich sehen kann. Als wir uns dann aber doch mal wieder persönlich trafen, sagte mir MWM, dass er es ganz toll findet, dass ich so gut wie keine Orthographiefehler in meinen Texten mache - und ich fiel vor Lachen fast um. Keine Rechtschreibfehler zu machen war/ist für mich genauso selbstverständlich wie der aufrechte Gang und in den Kreisen, in denen ich verkehrte, konnten alle Leute aufrecht gehen. Der letzte, der mich für meine fehlerfreie Orthographie gelobt hatte, war mein Vater als ich 10 Jahre alt war, danach war es auch für ihn selbstverständlich.


Ich dagegen hatte nicht nur eine gehobene Bildung als Selbstverständlichkeit eingebaut, für mich war es auch ganz normal, alle Ferien auf Borkum zu verbringen. Die Verwandtschaft auf Borkum hatte genauso wenig (sichtbares) Geld wie meine Eltern. Dass man im Sommer alle Zimmer an Gäste vermietete und dass die Familie dann in der Gartenlaube oder im umgebauten Kuhstall schlief, das war alles völlig normal.
Und deshalb war es auch völlig normal, dass meine Eltern ein (Ferien)haus auf der Insel bauten, das Grundstück war ja schon da und natürlich wurden auch in diesem Haus im Sommer die Zimmer an Gäste vermietet, so ließ sich der Bau des Hauses finanzieren und das war mal wieder ein Beweis, dass kluge Leute gut wirtschaften können und eindeutig ein Gegenbeweis dafür, dass Leute, die ein Haus am Meer besitzen, reich sein müssen.

Meine Einstellung zu Geld ist deshalb eine komplett andere als die von K.
Wenn Geld eine Person wäre, dann wäre es für mich so etwas wie ein Butler oder eine Haushaltshilfe. Geld sorgt für Bequemlichkeit und Komfort und ist eindeutig nice to have, aber niemand, der große Wichtigkeit hat, nach dem man sich richtet oder der gar etwas zu bestimmen hätte. Trotzdem behandelt man seine Hausangestellten natürlich mit Respekt und scheucht sie nicht unnötig durch die Gegend oder verlangt unsinnige Arbeiten von ihnen. Und außerdem sollte man immer in der Lage sein, sein Leben auch ohne Butler einigermaßen akzeptabel zu führen.
Ich denke, das beschreibt mein Verhältnis zu Geld sehr gut.

Interessant finde ich, dass Geld so viele verschiedene Gestalten annehmen kann. Für den einen ist es so etwas wie ein gütiger Opa, der einem immer etwas extra zusteckt und im Ernstfall auch mal die Kohlen aus dem Feuer holt, für den anderen ist es dagegen eher der zänkische Nachbar, der nur Probleme macht und für noch einen anderen ist es so unerreichbar wie der coole Typ aus der 10b, der noch nicht mal wahrnimmt, dass es zwei Klassen unter ihm auch noch Menschen gibt.
Jeder muss das wohl für sich selber beantworten
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Montag, 12. Dezember 2022
Kaputt
Durch eine unbedachte Bewegung habe ich gestern Abend mit der Außenseite meines Unterarm so stark auf die scharfe Kante der Marmorplatte meines Nachttischs geschlagen, dass ich spontan Sorge hatte, der Arm sei durchgebrochen.
Dafür war der Schwung dann aber wohl doch nicht groß genug, die Ulna hielt stand, signalisierte aber nachhaltig, dass sie an dieser Stelle jetzt für die nächste Zeit nicht mehr betriebsbereit ist.
Heute im Büro musste ich mir eine komplett andere Armhaltung angewöhnen, den Arm auf der Schreibtischplatte ablegen, um zB die Maus zu bewegen, ist völlig ausgeschlossen, Maussteuerung ist zur Zeit nur mit frei über der Tischplatte schwebendem Arm möglich, was etwas umständlich und vor allem zielunsicher ist. Aber lässt sich wohl nicht ändern.

In einem vermieteten Objekt wurde eine Heizungsstörung gemeldet, heute morgen klingelte Ks Handy als er unter der Dusche stand, er rief bei der angezeigten Nummer zurück und erklärte mir nach dem Telefonat, dass das Herr Mausetot gewesen sei, der mitgeteilt habe, dass die Heizung jetzt doch wieder funktioniert. Ich fragte zur Sicherheit nach "du meinst Herrn Sauerbier?", was K bestätigte und dann schauten wir zum x. Mal gemeinsam nach, wie der Mensch denn nun wirklich heißt. Er heißt Herr Stubenrauch.
Ich finde, wir lagen beide mit unseren Namensalternativen sehr dicht dran.

Im Büro eskalierte heute ein Ärger, der seit Wochen schwelt, zwischenzeitlich fast erledigt war, heute aber noch mal mit sehr hellen und alles zerstörenden Flammen hochkochte. Die Angelegenheit hat so viel grundsätzlichen Charakter, dass es im worst case dazu kommt, dass jemand zum roten Telefon greift und eine Atombombe zündet. Dabei kann niemand gewinnen, es gibt aber auch keiner nach. Leiwer duad as slav!

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Sonntag, 11. Dezember 2022
Sonntagsgedanken
Plangemäß war heute endlich Ks Steuererklärung dran, die sich aber als umfangreicher und komplizierter herausstellte als geplant, so dass wir erst nach 22h damit fertig waren. Doch auch wenn es länger dauerte, so ist es jetzt ein sehr angenehmes Gefühl, dieses Thema abgehakt zu haben.

Zu essen gab es den dritten Tag Gemüsesuppe, die ist jetzt auch endlich alle, uff.

In den meisten Räumen im Haus liegt die Temperatur zwischen 16°-17°C, nur für das Arbeitszimmer hat K eine Ausnahme von der strengen "die-Heizung-bleibt-aus-Regelung" erlaubt, hier durfte ich die Heizung immerhin auf Stufe 2 hochdrehen, so dass dort jetzt unsere Wärmestube ist, in der es kuschelige 19° C sind, das motiviert ungemein, freiwillig am PC sitzen zu bleiben.

Heute ist der dritte Advent und irgendwie kommt das gesamte Thema dieses Jahr gar nicht mehr bei mir an.
In den Vorjahren habe ich mich immerhin noch jedes Jahr aktiv darüber gefreut, dass ich mit dem Adventskram und der ganzen Vorweihnachtszeit nichts mehr zu tun habe, seitdem die Kinder groß sind und ich nicht mehr zuständig, aber noch nicht mal dieser Gedanke ist mir irgendeine Regung wert. Ich glaube, ich bin mit dem Thema einfach durch und lasse den Dezember genauso an mir vorbeiziehen wie den November, wesentliche Unterschiede kann ich nicht erkennen.

Interessanterweise begegnete mir aber das Thema Tod an verschiedenen Stellen, ob es dazu einen zeitlichen Zusammenhang gibt, habe ich noch nicht herausgefunden, ich habe es einfach nur bemerkt.
Zum einen haben sich Peter Wittkamp und Andreas O.Loff in der zweiten Folge ihres neuen Podcasts "Außer Tresen nix gewesen" ausführlich über dieses Thema unterhalten und ich konnte mal wieder staunen, wie emotional dieses Thema wohl offensichtlich ist und dann schickte mir J noch einen Link zu einem sehr interessanten Interview mit Jean-Remy von Matt, in dem er erklärte, warum er Uhren baut, die die verbleibende Lebenszeit runterzählen. (€)
Auch hier geht es um Tod, genauer um die Zeit, die einem noch bleibt, bis man stirbt, und dieses Interview hat mir deutlich besser gefallen als der für mich viel zu emotional und irrational verplauderte Podcast.
An einem einsamen Geburtstag vor Jahrzehnten habe ich mir, möglicherweise unter Alkoholeinfluss, die Frage gestellt: Warum zählen wir eigentlich die Jahre, die hinter uns liegen? Viel spannender ist doch, was vor uns liegt. Bei einer Milchtüte interessiert uns doch auch nicht, wann sie hergestellt wurde, sondern wie lange sie frisch bleibt. Von der Benzinanzeige wollen wir nicht wissen, wie weit wir schon gefahren sind, sondern wie weit es noch reicht. Also plante ich, eine Uhr zu bauen, die mir in Sekunden anzeigt, wie lange es bei mir noch reicht.

Ich finde den Gedanken, dass meine Zeit endlich ist und dass ich sterben werde, weder erschreckend, noch beklemmend oder bedrohlich, sondern einfach genauso normal wie den Gedanken, dass es nächstes Jahr (hoffentlich) auch mal wieder wärmer wird.

Erschreckend finde ich nur den Gedanken, dass ich vor lauter Rumtrödelei bis dahin wichtige Dinge vergessen habe zu erledigen und aus genau dem Grund fände ich es sehr angenehm, wenn mein letztes Datum jetzt schon genauso feststände, wie mein Ausscheiden aus dem Beruf. Hier sind es noch 649 Tage - und ich weiß genau, was ich bis dahin noch alles getan haben muss.
Ich finde, das gäbe mir viel mehr Sicherheit bei der Zeiteinteilung und auch bei der richtigen Priorisierung von Dingen, die ich noch so plane.

Ein bisschen grinsen musste ich aber auch über folgende Passage in dem Text:
ZEIT: Warum leben Frauen länger?
Von Matt: Einfach gesagt, weil sie weniger Mist bauen. Denn neben dem Gender-Pay-Gap scheint es auch einen Gender-Brain-Gap zu geben: Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, die Weigerung, zum Arzt zu gehen, Suizide, Alkoholmissbrauch, all das ist typisch Mann. In Russland liegt der Unterschied in der Lebenserwartung übrigens bei fast zehn Jahren.


Gender-Brain-Gap - mein Reden
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Samstag, 10. Dezember 2022
Abenteuer
Heute wollten wir uns ja mit allgemeinen Aufräumarbeiten beschäftigen, was konkret natürlich nichts anderes als private Schreibtischarbeit bedeutet und noch konkreter wäre es um Ks Steuererklärung gegangen, für ihn also durchaus Motivation genug, jedem Alternativvorschlag, was man vorher noch machen könne, sofort mit Begeisterung zuzustimmen.

Es geht nämlich darum, dass Ks Brille inzwischen mindestens fünf Jahre alt ist und er sich bisher noch immer nicht darüber beklagt, dass er damit nicht mehr ordentlich sehen kann. Das ist zwar einerseits sehr schön für ihn, andererseits bin ich aber auch sehr neidisch darauf, denn meine Augen werden so schnell schlechter, dass ich alle zwei Jahre unbedingt eine neue Brille brauche, und da ärgert es mich schon, dass K mit diesem Aspekt des Alterns offensichtlich keine Probleme hat.

So nach und nach wirkten meine regelmäßig wiederholten Hinweise, dass es doch sicherlich nicht schaden könne, wenn er sich mal eine neue Brille zulegt, allerdings hatte er komplett falsche Vorstellungen davon, wie man dabei so vorgeht.

Damit er in dieser Angelegenheit nicht zu sehr in die falsche Richtung läuft, habe ich ihm heute vorgeschlagen, wir könnten doch den Vormittag dazu nutzen, in Münster mal bei verschiedenen Optikern vorbeizugehen und nach einem schönen Gestell Ausschau zu halten.
K fand diesen Vorschlag wunderbar und so verschoben wir das "allgemeine Aufräumen" auf morgen.

Ks Steuererklärung wurde heute also nicht fertig, dafür war der Ausflug in die Stadt unerwartet erfolgreich, denn ausgerechnet bei meinem Lieblingsoptiker war ein Termin zur Sehstärkenbestimmung unerwartet stand by verfügbar und, Überraschung, fanden wir dort auch einige wirklich schöne Brillengestelle.

Da es bei diesem Optiker größere Mengenrabatte gibt, je mehr Brillen man kauft, war es nur vernünftig, dass ich mir auch noch zwei Gestelle aussuchte, dadurch wurde der Preis pro Brille noch mal deutlich günstiger und außerdem hatten sich auch meine Werte mal wieder verändert und so wurde das insgesamt ein sehr erfolgreich Einkaufstag, für uns alle beide.

Ein Erlebnis war auch der Weg durch die Stadt, denn es war so voll, wie ich es in Münster noch nie erlebt habe, ich war allerdings auch noch nie an einem Adventssamstag in der Stadt. Das besondere an Münster ist ja, dass es dort nicht einen Weihnachtsmarkt gibt, sondern hundert. Na, okay, vielleicht nicht ganz hundert, aber auf alle Fälle viele, und wenn man einmal quer durch die Stadt läuft, dann kann man nicht umhin, über mindestens drei bis vier Weihnachtsmärkte zu laufen, einer voller als der andere, es ist grauenhaft.

Um meine innere Abneigung gegen Weihnachtsmärkte nicht in Panik und Fluchtverlangen umschlagen zu lassen, erinnerte ich mich an meine Streifzüge über diverse arabische Souks, die ähnlich voll waren, die sich für mich aber nur nach einer fremden Welt und Abenteuer anfühlten. Der Unterschied zwischen einem Souk in Marrakech und einem Weihnachtsmarkt in Münster besteht vor allem darin, dass sich die Welt der Münsteraner Weihnachtsmärkte für mich deutlich fremder anfühlt als jeder Souk in Afrika, aber mit diesem Gedanken im Kopf, fühlte sich der Weg über die Weihnachtsmärkte plötzlich nicht mehr bedrohlich an, sondern nur noch aufregend. Es ist wirklich spannend, wie seltsam die Menschen sein können, die direkt hier ums Eck wohnen.

Insgesamt war es heute also nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch abenteuerlicher Ausflug und auf meine beiden neuen Brillen freue ich mich schon sehr
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Freitag, 9. Dezember 2022
Hausarbeit
Das war heute nur ein sehr kurzer Home-Office-Tag, weil ab mittags der Server in Wartung ging und ohne Zugriff auf die Dateien auf dem Server ist Home-Office ziemlich kompliziert.

Ich habe mich also mit Hausarbeit beschäftigt und erneut festgestellt, wie zufrieden mich das macht.
Jetzt sind die Betten frisch bezogen, die Küche ist gründlich geputzt und gewischt, der Rest des Hauses ist gestaubsaugt und der Staubsauger ist grundgereinigt. Drei Maschinen Wäsche sind gewaschen und getrocknet,
große Mengen an Gemüse wurden zu einem großen Topf Gemüsesuppe verarbeitet, es war ein wirklich schöner Tag.

Hausarbeit unterscheidet sich von Büroarbeit vor allem dadurch, dass man den Kopf abschalten kann und einfach nur so vor sich hinarbeitet. Ich finde das ungemein erholsam.

Außerdem bleibt man bei Hausarbeit in Bewegung und friert nicht, wenn die Raumtemperaturen nur bei 16°C liegen, noch ein positiver Aspekt.

Für morgen haben wir uns allgemeine Aufräumarbeiten vorgenommen
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Donnerstag, 8. Dezember 2022
Gespräche
Langer Tag im Büro mit diversen Personalgesprächen und auch wenn am Ende alle zufrieden waren, so finde ich solche Tage doch immer wieder enorm anstrengend, weil es große Mengen Kraft braucht, dauerhaft freundlich und zugewandt zu bleiben, wenn man innerlich nur denkt, dass das Gegenüber einen ziemlichen Vollknall hat.

Es gibt wirklich sehr seltsame Menschen
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Mittwoch, 7. Dezember 2022
Sehr viel Luft
Im Fernsehen wurde mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass unbeheizte Räume wenigstens regelmäßig gelüftet werden. Empfohlen wird ein Stoßlüften, Fenster sperrangelweit auf, 5 Minuten.

Ich sehe sofort ein, dass es sehr sinnvoll ist, das Schlafzimmer morgens zu lüften, denn über Nacht hat sich sicherlich eine Menge Feuchtigkeit in der Luft angesammelt. Solange ich aber noch nicht fertig angezogen bin, ist es mir bei den aktuellen Außentemperaturen wesentlich lieber, das Fenster noch nicht aufzureißen. Das führt regelmäßig dazu, dass keine Zeit mehr bleibt, 5 Minuten zu lüften, denn wenn ich angezogen bin, verlasse ich das Zimmer, gehe runter, packe meine Sachen und verlasse schließlich das Haus, um ins Büro zu fahren.

Heute Morgen hatte ich allerdings das Gefühl, es wird jetzt wirklich langsam mal Zeit, das Schlafzimmer gründlich zu lüften, das Gefühl hatte ich aber erst, als ich fertig angezogen war.
Ich habe deshalb das große Schlafzimmerfenster weit geöffnet, bin runter ins Erdgeschoss gegangen, wo ich mir noch ein Butterbrot zum Mitnehmen geschmiert habe und hatte mir fest vorgenommen, danach, also nach dem Butterbrotschmieren, noch mal nach oben zu gehen und das Fenster wieder zu zu machen.

Nun, das wäre auch gelungen, wenn K heute nicht vor mir nach Hause gekommen wäre. Ich meine, ich wäre dann nach dem Butterbrotschmieren nochmal nach oben gegangen, um das Fenster zu schließen, allerdings hätten dann auch zwischen Butterbrotschmieren und Fensterschließen noch 9 Stunden Büro gelegen, denn natürlich habe ich heute Morgen nicht mehr an das blöde Fenster gedacht.

Ich weiß auch nicht, welcher Idiotenteufel mich geritten hat, dass ich mir ernsthaft eingebildet habe, ich würde daran denken, dass ich nur zum Fensterschließen noch mal nach oben gehe.
Ich leide ja nicht nur an fortschreitender Altersvergesslichkeit, sondern auch seit Geburt an akuter Morgendemenz.
Am frühen Morgen bin ich eindeutig nicht klar bei Sinnen, um diese Uhrzeit also von mir selber zu erwarten, ich würde so eine konzentrationstechnische Meisterleistung bringen und mich an ein zu schließendes Fenster erinnern, bevor ich das Haus verlassen, ist eine komplette Selbstüberschätzung und weitab jeder Realität.
Sorgen mache ich mir nicht, dass ich vergessen habe, das Fenster wieder zuzumachen, Sorgen mache ich mir, weil ich mir eingebildet habe, ich wäre dazu in der Lage.
Das finde ich wahrlich bedenklich.

Aber wie auch immer, Fakt ist, dass ich heute morgen bevor ich ins Büro gefahren bin, das große Schlafzimmerfenster zum Stoßlüften weit aufgemacht habe, dann hatte der Raum 9 Stunden Zeit, Stoß zu lüften und die Raumtemperatur auf kuschelige 12°C abzusenken, bevor K das Fenster am Abend wieder schloss.

Da wir aber nach wie vor noch keine Heizung angestellt haben, haben wir nur das Kälteloch für die Nachbarn erhöht, der Gedanke hat K schnell damit versöhnt, dass es zur Zeit wirklich nicht gemütlich ist bei uns im Schlafzimmer. Im Gegenteil, jetzt ist er fester than ever entschlossen, dieses Jahr in diesem Haus nicht mehr zu heizen, das habe ich jetzt davon
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