anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Montag, 22. Juni 2020
Wenn einer geht
So eifrig ich gestern durch den Tag gewuselt bin, so nichtstuerisch habe ich den Tag heute begangen, im Durchschnitt sind damit beide Tage im angemessenen Bereich.

Die Schwester zog nicht nur um, sie zog vor allem aus und das machte den Umzug deutlich komplizierter als Umzüge von Natur aus sonst schon sind.
Sie hat sich nach über als 20 Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt, der mit dem jüngsten Kind und unserer Mutter in dem gemeinsamen Riesenhaus zurückbleibt.

Ich habe so etwas Ähnliches ja schon vor 12 Jahren gemacht, nur habe ich damals einen Mann verlassen, der mich so geliebt hat wie ich war und nicht das fiktive Leben mit mir, das für ihn noch für immer so hätte weiterlaufen können.
CW war ernsthaft ge- und betroffen, als ich ihm damals erklärte, dass ich künftig lieber ohne ihn leben möchte, aber grade weil er mich auch wirklich gut kannte, wusste er, dass ich nicht gehe, weil ich einen anderen habe oder weil ich ihn nicht mehr liebe (beides Gründe, die man sehr gut hätte nach vorne schieben können und die auch beide eine gewisse Berechtigung gehabt hätten), sondern weil es einfach Materialermüdung war, die mich irgendwann so mürbe gemacht hat, dass ich das gemeinsame Leben in der Form nicht mehr ertragen konnte.
Es lag nicht an CW, es lag daran, dass ich viele Jahre ein Leben geführt habe, für das dann irgendwann einfach die Zeit vorbei war. Mir wurde klar, dass sich an meinem Leben nichts Grundlegendes mehr ändern wird, wenn ich mit CW weiterlebe, dass ich aber im Laufe der Zeit auch immer stärker das Gefühl bekommen habe, das kann nicht alles gewesen sein, es muss noch mehr als alles geben.
Das Leben mit CW war sicherlich kein schlechtes Leben, ganz im Gegenteil, ich habe immer alles bekommen, was ich haben wollte und CW hätte immer alles für mich getan, wenn ich darum gebeten hätte, aber es war auch gleichzeitig ein Vorzeigeleben. Wir waren schillernde Paradiesvögel, die überall auffielen und auf die sicherlich auch viele Leute neidisch waren.
Für CW war es das Leben, in dem er sich am wohlsten fühlte, das war genau auf ihn zugeschnitten und ich war die perfekte Frau an seiner Seite, weil ich nicht nur seine Spleens ertrug, sondern auch überall immer wieder alles ausbügelte, glattzog und für Ordnung sorgte, wo er mal wieder den Bogen überspannt hatte.
Und CW hat mich dafür geliebt, dass ich all das konnte, was er nicht konnte, was er aber niemals nach außen zugegeben hätte. Wir waren ein ziemlich gutes Team.

Bis unsere Zeit abgelaufen war, weil es mir plötzlich nicht mehr reichte, dass ich alles hatte. Ich musste deshalb gehen und suchen, ob es draußen in der Welt nicht noch ein anderes Leben für mich gibt, eines, das mir mehr als alles bietet.

Als ich damals auszog, nahm ich nicht nur mein eigenes Leben mit, ich nahm CW vor allem auch unser gemeinsames Leben weg, und das war für ihn wirklich schrecklich, denn er hatte unser gemeinsames Leben ja bis zum Schluss gemocht.

Aber er ließ mich nicht nur gehen, er konnte es sogar verstehen, denn auch das ist Teil von echter Liebe. Nicht nur sein eigenes, kleines Ego in den Mittelpunkt aller Gefühle zu stellen, sondern den tiefen Wunsch zu spüren, dass es dem, den man wirklich liebt, so gut geht wie nur möglich.
Das war CW, dafür habe ich ihn geliebt und dafür habe ich ihn auch immer respektiert.
Verglichen mit meiner Schwester habe ich bei meinem Trennungsauszug sicherlich den einfacheren Teil erwischt, denn von allen Männern zum Verlassen war CW einer der allerangenehmsten.

Ich weiß also, wie kompliziert Umzüge sind, die auch gleichzeitig Auszüge sind, man sortiert einen Haushalt auseinander, der nachher auf beiden Seiten unvollständig ist, mit jedem Teil, das man zurücklässt verabschiedet man sich von seinem alten Leben, was in Summe dann doch eine Menge Abschiede sind, gleichzeitig weiß man bei jedem Teil, das man mitnimmt, dass man dem anderen damit ein weiteres Stück seiner Erinnerungen raubt, es ist ein insgesamt ungemein schmerzhafter Prozess.

Meine Schwester muss sowohl bei ihrem Auszug als auch bei ihrer Trennung mit viel mehr Problemen und Widerständen kämpfen als das für mich auch nur im Ansatz ein Thema war, weshalb ich es gestern doppelt wichtig fand, dass wenigstens ein Teil ihrer Familie verlässlich da ist, denn genau das ist es doch, wofür man Familie braucht, nicht nur um oppulente Familienfeste mit tollen Fotos zum Vorzeigen zu produzieren, finde ich
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Samstag, 20. Juni 2020
Umzug
Heute geht nix mehr, die Schwester zog um und wir haben geholfen. Jetzt bin ich platt
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Samstag, 20. Juni 2020
Restaurantbesuch, Überweisung und Kameraaktivitäten
Wir waren heute das erste Mal seit über drei Monaten wieder in einem Restaurant und haben dort gegessen. Und obwohl wir draußen im Biergarten saßen (drinnen sitzen in einem Restaurant ist für mich immer noch ein absolutes NoGo, egal ob erlaubt oder nicht, aber allein die Vorstellung finde ich so unangenehm, dass ich mich nur schüttele bei dem Gedanken), also, obwohl ir draußen saßen an der frischen Luft war mir ein bisschen unheimlich als die Getränke kamen und mir klar wurde, dass ich jetzt aus einem Glas trinken muss, von dem ich nicht weiß, wer und wie es gereinigt wurde und das fand ich schon ein wenig unheimlich. Das sonstige Geschirr und Besteck machte mir keine Probleme, weil ich davon ausgehe, dass das in einem Restaurant grundsätzlich und sicher durch eine Spülmaschine gereinigt wird, aber Biergläser wurden zumindest vor Corona auf eine Art und Weise gereinigt, die ganz sicher perfekt geeignet zur Virenverbreitung ist. Habe ich mir früher keine Gedanken drum gemacht, aber heute macht es ein blödes Gefühl.
Ich habe mein Bier trotzdem getrunken und den Ouzo auch, ich fühle mich jetzt wie ein Abenteurer.

Wir hatten aber auch etwas zu feiern, K wurde nämlich heute offiziell und mit allem Pomp und Trara aus einem Job entlassen, den er seit 2005 als "Zusatzjob" nebenher macht, ohne zusätzliche Vergütung, nur mit richtig viel zusätzlicher Arbeit und die Tatsache, dass das jetzt ein Ende hat, versetzte uns in gewaltige Feierstimmung. K meint, sein restlicher, verbliebener Job fühlt sich jetzt an wie Urlaub. Das wird eine schöne Zeit, noch vier Jahre und dieses.

Ich habe heute meine 34 Mio. pünktlich und erfolgreich auf den Weg gebracht, habe dafür gesorgt, dass sie zeitnah von allen Clearingstellen bearbeitet und weitergereicht wurden und um 11h bekam ich schon den Anruf, dass das Geld angekommen sei. Geht doch. Das Problem war, dass sich die 34 Mio. nicht per "Moneybeam" übertragen ließen, weil sie nicht bei der Wirecard Bank lagen. Die kann nämlich Moneybeam in SMS Geschwindigkeit, dafür wurden dort aber auch grade erst zwei Milliarden verbummelt, ist eher keine Referenz für größere Bankgeschäfte.
Ich glaube, dann mache ich mir lieber ein bisschen mehr Arbeit, wenn ich Geld am selben Tag und valutengleich über mehrere Banken weiterreichen muss, für die Fortschrittlichkeit der Wirecard Geschäfte bin ich wahrscheinlich noch nicht entspannt genug.

Ein Dauerkichern lösen bei mir all die E-Mails aus, die die verkaufte Kamera seit heute sendet. Wir haben nämlich eine alte Überwachungskamera bei Ebay verkauft und der Mensch, der sie gekauft hat, hat sie einfach nur ins Netz gebracht, nicht aber unter seinem eigenen, neuen Account registriert. Das heißt, da steht jetzt irgendwo, und ich kann mir sogar denken wo, weil ich ja weiß, wohin die Kamera verschickt wurde, also da steht jetzt eine Kamera und macht Aufnahmen von allem, was sie so sieht, wenn sich in ihrem Sichtfeld etwas bewegt, weil, das ist ihr Job. Und diese Aufnahmen schickt sie dann an meine E-Mail Adresse, weil ihr noch niemand eine andere E-Mail Adresse mitgeteilt hat. Gekauft wurde die Kamera von einem jungen Familienvater, der sich gerne mal die Eier krault, so viel kann ich auf Fälle schon mal feststellen.
Ich hatte reichlich Spaß
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Freitag, 19. Juni 2020
Messengerdienste, Lookism und Gabionen
Ich denke, die meisten Familien mit etwas größeren Kindern haben einen Familienchat, die klassische Zusammensetzung ist dann Mutter, Vater und die entsprechende Menge an Kindern, so etwas haben wir natürlich auch, sogar auf drei verschiedenen Plattformen, das hat sich nach und nach so ergeben. Weil der leibliche Vater der Kinder tot ist, haben alle ganz selbstverständlich meinen Westfalenmann als Ersatz adoptiert, so dass wir einen Familienchat mit fünf Personen haben, wie eine ganz normale Familie. Für mich ist das die einzige Chatgruppe, an der ich überhaupt teilnehme, was hauptsächlich daran liegt, dass ich kein sehr aktives Sozialleben unterhalte.

Bei uns hat sich Telegram als Hauptkanal durchgesetzt, weil sich iMessage nur auf dem Mac, nicht aber auf einem WindowsPC synchronisiert und WhatsApp sich eigentlich gar nirgendwo vernünftig synchronisiert.
Die Synchronisation mit dem Rechner finde ich schon ziemlich wichtig, da ich es viel bequemer finde, auf einer richtigen Tastatur vor einem richtigen Bildschirm zu schreiben, als so klein und mickerig auf einer Smartphoneoberfläche rumdöckeln zu müssen, wenn ich gleichzeitig sowieso den großen Rechner an habe.
Außerdem finde ich es lästig, bestimmte Dinge nur auf einem Gerät erledigen zu können, weshalb ich einfach gar nicht verstehe, wieso WhatsApp überhaupt noch von irgendjemandem genutzt wird, weil es wirklich von allen Chatprogrammen, die ich kenne, das ist, was am schlechtesten funktioniert und am unkomfortabelsten ist. Bei mir funktioniert es noch nicht mal auf dem Handy vernünftig und das liegt nicht daran, dass ich irgendwelche Meldungen nicht erlaube, nein, es schickt mir regelmäßig einfach von sich aus keine Push-Nachricht, wenn mir jemand was geschrieben hat. Weshalb nicht, weiß ich nicht, die Push-Nachrichten fehlen ja auch nur manchmal, nicht immer.

Mich ärgert das dann sehr, wenn mir Leute über WhatsApp Termine schicken oder Aufträge oder Nachfragen und ich das teilweise erst mit fünf Tagen Verspätung mitbekomme, was schlicht daran liegt, dass ich ja nicht ständig nachschauen gehe, ob mir bei WhatsApp jemand was geschrieben hat, wenn ich nicht damit rechne, dass mir da überhaupt jemand etwas schreibt. Menschen, mit denen ich häufiger zu tun habe, die habe ich mittlerweile überwiegend zu Telegram umgeleitet, aber alle fremden Leute, die meine HandyNummer haben, benutzen interessanterweise immer als erstes WhatsApp, wenn sie mir eine Nachricht schreiben wollen, was mich regelmäßig erstaunt. Ich benutze bei fremden Leuten nur dann WhatsApp, wenn sie wirklich gar keinen anderen Messenger installiert haben, wobei ich zugebe, dass ich auch niemanden kenne, der WhatsApp NICHT installiert hat, vielleicht ist das das eigentliche Geheimnis dahinter.

Ich selber habe viele Messenger-Apps installiert,

erstens, weil man ja nur durch Ausprobieren herausfinden kann, wie gut oder schlecht eine einzelne App funktioniert und zweitens, weil man nur dadurch, dass man die App installiert und sich dort anmeldet dem Dienst überhaupt eine Chance gibt, bekannt und benutzt zu werden. Wenn ich in irgendeiner Art und Weise dazu beitragen kann, dass WhatsApp stückchenweise an Bedeutung verliert, dann nur dadurch, dass ich allen anderen Apps wenigstens eine Chance gebe.

Einer der Menschen in meinem Umfeld, die ich noch nicht auf einen anderen Nachrichtenmessenger umleiten konnte, ist der Onkel, der kann nämlich nur WhatsApp. Er nennt das übrigens hartnäckig SMS und begreift nicht, wo überhaupt die Unterschiede sind, aber bei "seiner SMS-App" hat er verstanden, wie er sie bedienen muss, deshalb lasse ich ihm sein WhatsApp-SMS, eine Umerziehung wäre schlicht zu kompliziert. Er kann übrigens auch keine E-Mail, was teilweise zu skurrilen Situationen führt, wenn ich E-Mails, die an ihn gerichtet sind, ausdrucke, einscanne und ihm dann per WhatsApp weiterleite. Ich habe der Einfachheit halber sein E-Mail-Konto auch bei mir installiert, weil ich es irgendwann satt war, dass ich jedesmal vorbeikommen musste, wenn da "wieder so eine Zahl an dem blauen Knopf" stand.

Unser Familienchat läuft mittlerweile schwerpunktmäßig über Telgram, in die Familien-WhatsAppGruppe hat vor vier Jahren das letzte Mal jemand was reingeschrieben und die Familien-iMessage-Gruppe haben J und ich den beiden "Mac-Kindern" mühsam abgewöhnt.

Insgesamt ist Telegram also mittlerweile mein Standard-Messenger und just vor ein paar Tagen habe ich eine neue praktische Eigenschaft entdeckt, nämlich den Chat "Gespeichertes". Das ist gar kein echter Chat, eigentlich nur ein Chat mit mir selber, der eine reine Speicherfunktion darstellt. Dorthin kann ich also alles schicken, was ich mir merken will, Links z.B. oder Texte, ich kann dort aber auch Dokumente hochladen und sie dann irgendwann auf einem anderen Gerät wieder runterladen. Wie eine normale Dropbox-Funktion, nur ohne Mengenbegrenzung, ich habe zumindest noch keine entdeckt.
Finde ich sehr praktisch, vor allem weil ich Telegram generell sehr angenehm zu bedienen und übersichtlich finde.
Ich begann also Links an diesen Telegram-Chat "Gespeichertes" zu schicken und nicht mehr in Pocket zu speichern, was ich bisher immer gemacht habe, aber irgendwie gefällt mir dieser Telegram-Speicher jetzt deutlich besser.

Heute morgen las ich dann den aktuellen Eintrag von Herrn Fischer, der die Wörter "Lookism" und "Gabionen" verwendete - und ich erinnerte mich, dass ich beide Wörter schon mehrfach verzweifelt versucht habe, zu finden, weil ich sie zwar kenne, mir aber einfach nicht merken kann, wie sie heißen. Wörter zu finden, von denen man grade nicht weiß, wie sie heißen, ist eine ganz blöde Sache, es sucht sich so kompliziert und ich hasse es.
Und weil er mir zufällig grade zwei dieser Wörter auf einen Schlag servierte, dachte ich, es ist eine gute Idee, wenn ich mir diese beiden Wörter mal fix in meinen "Gespeichertes" Chat schicke, dann kommen sie mir nicht mehr weg.

Aber irgendwie habe ich den falschen Knopf erwischt und habe beide Wörter durch Zufall in den Familienchat gepostet. - Das war jetzt ein langer Anlauf, um zu erklären, dass und weshalb ich heute die Wörter "Lookism" und "Gabionen" in unseren Familienchat postete, aber immerhin habe ich gleichzeitig ein wenig gegen WhatsApp gerantet.
Was ich aber eigentlich erzählen wollte, war, dass sich dadurch plötzlich eine interessante Diskussion über Lookism ergab und ich in diesem Zusammenhanng feststellte, dass ich Lookism in der Grundbedeutung, nämlich dass man Menschen aufgrund ihres optisch sichtbaren Äußeren in bestimmte "Schubladen" vorsortiert, völlig normal finde und auch nichts Verkehrtes dabei sehe. Ich betreibe Lookism dabei meist in der positiven Form: Wenn ich einen Menschen treffe, der mir optisch enorm gut gefällt, (nicht, weil er hübsch ist, sondern weil er durch Kleidung, Körperhaltung, Mimik und Ausstrahlung eben genau den Typ Mensch darstellt, der mir sympathisch ist), dann gebe ich bei solchen Menschen viel leichter meine ansonsten standardmäßig sehr große Distanz und Zurückhaltung auf und begegne solchen Menschen einfach etwas aufgeschlossener.
Was genau ist daran verkehrt?
Ich reagiere natürlich auf Optik, auf was denn sonst, wenn ich einen Menschen ansonsten noch gar nicht kenne?
Aber auch unter solchen optisch sympathischen Leuten gibt es dann Menschen, die sich trotzdem als echte Widerlinge entpuppen, dann ist es nur mein Problem, dass ich denen gegenüber zunächst spontan zu freundlich war. Kann passieren.

Überhaupt finde ich "Vorurteile" nicht grundsätzlich falsch und verdammenswert, meine Vorurteile habe ich mir aus Erfahrungswerten der Vergangenheit gebildet und sie helfen mir, eine Ersteinschätzung eines Menschen mit besserer Wahrscheinlichkeit passend hinzubekommen. Ich vergleiche meine Vorurteile gerne mit "Chartanalyse" im Finanzgeschäft. Aus den Zahlen der Vergangenheit versucht man auf die Entwicklung der Zukunft zu schießen - ist das nicht ein sinnvoller Ansatz für eine Prognose?
Natürlich kann ich damit gewaltig danebenliegen, das wird sich zeigen, wenn ich weiter mit diesem Menschen zu tun habe, aber ich muss doch irgendwo anfangen. Ich mag meine Vorurteile deshalb, weil sie mir helfen, eine grobe Vorsortierung der Menschen vorzunehmen und mir Signale liefern, wann ich vielleicht mal nicht ganz so vorsichtig auf einen anderen Menschen zugehen sollte, wie ich es sonst eigentlich immer tue - und das im übrigen auch für vollkommen normal halte, weil ich wirklich nichts Verwerfliches daran erkennen kann.

Die Gabionen als zweites Wort passen übrigens perfekt zu diesem Thema, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Leute, die ihren Garten mit Gabionen abgrenzen, keine Menschen sind, die ich sympathisch finden kann, sorry.

Aber wie bei fast allem im Leben, gibt es sicherlich auch dafür zwei Sichtweisen, wie es die hintereinander aufploppenden Nachrichten auf meinem Handy heute auch auf das Sinnfältigste vorführten:


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Donnerstag, 18. Juni 2020
Warn App und Punktlandung
Jetzt ist sie also endlich da, die Corona-Warn-App, aber irgendwie hätte ich mir das alles aufregender vorgestellt.



Sie aktualisiert sich nur alle 24h Stunden, wie soll man denn da die nötige Neugier aufbauen, um regelmäßig dranzubleiben und zu kontrollieren, ob sich was verändert hat?
Ich bin sicher, ich vergesse ihre Existenz einfach ruckzuck und Push-Nachrichten scheint sie nicht zu schicken, zumindest hat sie mich dafür nicht um Erlaubnis gebeten, so dass es also passieren kann, dass sie auf rot springt - und ich merke nix. Tolle Sache.

Überhaupt ist mir die ganze App viel zu vorsichtig, viel zu datenschützlerisch bürokratisch, so wird das nie was. Dabei gäbe es tolle Ideen, wie man ruckzuck für eine flächendeckende Verbreitung sorgen könnte: Jeder der irgendeine App von Facebook, Google oder Amazon auf dem Handy hat, dem wird die einfach zwangsinstalliert, weil er ja ganz offensichtlich eh kein Interesse an Datenschutz hat. Das wäre ein pragmatischer Umgang damit - und außerdem würde ich ein grünes App-Signal zur Voraussetzung für alle möglichen bürgerlichen Freiheiten machen. Und ein automatisches Einspielen eines positiven Testergebnisses.
Dann könnte man mit so einer App was bewegen - aber so, so ist das doch hauptsächlich heiße Luft.
Andererseits ist es mir eigentlich auch egal, ich kann an der Gesamtsituation eh nix ändern und absolut betrachtet, finde ich die ganzen Corona-Einschränkungen ja überwiegend angenehm, keine Menschenmassen, alles geht (immer noch) deutlich ruhiger, von mir aus kann das für immer so bleiben.

Sonst so: Normale Büroarbeit mit intensiver Vorbereitung der nächsten Aufsichtsratssitzung, das sind grundsätzlich immer doppelt anstrengende Phasen. Noch eine Woche, dann ist das Schlimmste erst mal vorbei.
Gefreut habe ich mich über eine intuitive Punktlandung, die ich mit der Verteilung von Festgeldern auf verschiedene Laufzeiten hatte.
Wir werden Anteile an einer anderen Firma übernehmen, insgesamt für 34 Mio. €, das Geld liegt auch schon parat, es war nur lange nicht klar, wann der Kaufpreis fließen wird, es war aber klar, dass es mit einer Frist von 5 Tagen fließen muss, wenn der Kaufvertrag erst unterschrieben ist.Weil 34 Mio. heutzutage einfach zu viel sind, um sie kostenlos auf dem Girokonto rumliegen lassen zu dürfen, habe ich versucht, sie wenigstens kurzfristig als Festgeld anzulegen, für kurzfristiges Termingeld sind die Minuszinsen immerhin geringer als für Tagesgeld, dort kosten sie 0,5%.
Auf dem Girokonto kosten 34 Mio € jeden Tag damit 465,75€ an "Guthabengebühren", das ist die euphemistische Umschreibung der Banken für Negativzinsen und ich finde, das ist eine Menge Geld.
Für 10 Tage sind das schon 4.657,50€, für einen Monat knapp 14 T€ - und ich verhandele mit Mitarbeitern über die Speicherkapazitäten eines Diensthandys. Das ist einfach keine sinnvolle Relation.
Da aber keiner wusste, wann die hohen Herren, falsch, die Oberbremse in diesem Fall war eine hohe Frau, die hatte sichtbar Profilierungsbedarf und genoss es, sich hier umständlich wichtig zu machen. Nicht, dass das Ergebnis unterm Strich ein anderes geworden ist, was letztlich rauskommen sollte war eigentlich allen Beteiligten schon ewig lange klar, aber weil sie sich so zierte, mussten alle anderen Jungs bei ihr Männchen machen, damit es überhaupt voran geht, und ich glaube, das hat sie genossen.
Und so kam es, dass schon seit Anfang Mai die 34 Mio. in cash bereit stehen, weil es seit Anfang Mai jederzeit sein kann, dass der Vertrag unterschrieben wird und dann muss die Kohle auch fließen.
Aber für 465,75€ am Tag fand ich die Flausen dieser Dame einfach zu teuer bezahlt - und habe deshalb höchst eigenmächtig entschieden, dass die ihr Gehampel sicher maximal lange auskosten wird und habe die 34 Mio deshalb kurzerhand noch mal festgelegt. So kosteten sie nicht 0,5%, sondern nur 0,3%, das spart immerhin ein bisschen was.
Am Freitag werden die letzten 10 Mio davon fällig - und am Freitag wird aber auch tatsächlich der Vertrag unterschrieben, wenn das mal keine Punktlandung war
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Dienstag, 16. Juni 2020
Denken ist harte Arbeit
Ich habe heute entdeckt, dass mir komplexe, aufwändige und zeitintensive Arbeiten deutlich mehr Spaß machen als kleine, einfache und schnell zu erledigende Aufgaben.
Je einfacher es mir fällt, Dinge mal eben zu erledigen, umso mehr neige ich dazu, grade diese Aufgaben vor mir her zu schieben, weil ich einfach keine Lust dazu haben, sie abzuarbeiten.
Ich finde das vor allem deshalb bemerkenswert, weil ich mich gleichzeitig auch als "von Grund auf faul und bequem" bezeichnen würde und "Denken" zu den Tätigkeiten gehört, die ich grundsätzlich anstrengend finde.

Ich habe mich grade erst am Wochenende mit C über "Denken" unterhalten und wir waren uns beide einig, dass Denken eine wirklich lästige und anstrengende Tätigkeit ist, die wir auch beide nicht gerne machen. C* hat am Wochenende meine Nähmaschine benutzt und dabei festgestellt, dass Nähen zu 90% aus Denken besteht, die eigentliche Technik des Nähens ist anschließend nicht von Bedeutung.
*nur fürs Protokoll: C studiert wissenschaftliche Statistik, ganz ungeübt ist sie im Denken also nicht.

Ich wusste sofort, was sie damit meint und teile ihre Meinung komplett. Richtig hartes Denken ist echt übel und ich vermeide es, wann immer möglich.

Und trotzdem finde ich komplexe, denkintensive Aufgaben besser als Dinge, die ich einfach mal so nebenher erledigen kann.

Das fasziniert mich jetzt grade selber, darüber muss ich noch mal gründlich nachdenken
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Montag, 15. Juni 2020
Montag mit Kochen
Ein ganz normaler Montag.
Mir fiel schon das Wachwerden schwer, Aufstehen war dann noch anstrengender aber mit einem verbissen gemurmelten "hilft ja nix" als Mantra habe ich mich geduscht, angezogen, Sachen zusammengepackt und kam sogar zu einer halbwegs angemessenen Zeit im Büro an.
Dort dann ein typischer Bürotag, gegen kurz vor 19h habe ich Schluss gemacht und bin nach Hause gefahren, weil ich dringend noch Einkaufen musste. Der Kühlschrank war ja am Donnerstag schon recht leer und wurde in unserer Abwesenheit auch nicht voller.

Zum Abendessen gab es deshalb zur Abwechslung dann auch mal etwas grade Gekauftes, Filetspitzen mit Champignons und Bandnudeln in Sahnesoße überbacken, das war sehr lecker.

Als wir neulich mal darüber redeten, was es bei uns "normalerweise" so zu essen gibt, stellten wir fest, dass es in 95% der Fälle immer irgendetwas spontan Improvisiertes gibt, zusammengestellt aus allem, was da ist und "weg muss". Eigentlich gibt es also meistens Dinge, die "weg müssen", weil ich selten zielgerichtet einkaufe, um es sofort zu verarbeiten, sondern eher frei Schnauze und auf allgemeinen Vorrat, abhängig davon, was mir grade so in die Finger fällt und vor allem, was im Angebot ist. Dinge, die ich eigentlich immer im Haus habe, ist ein ausreichender Bestand an frischem Salat (Grünzeug, Tomaten, Gurken und Pilze) und Gemüse, wobei das Zeug halt nur begrenzt lange frisch ist und deshalb oft mal "weg muss". Außerdem haben wir immer Eier, Milch, Schinken, Käse und Creme Fraiche im Haus, so Aktionen wie "Schinkennudeln" o.ä. sind also fast immer möglich und werden jedesmal mit großer Freude von K akzeptiert.

Heute habe ich aber zur Abwechslung mal sofort das verkocht, was ich grade eingekauft hatte, irgendwie auch ganz schön, ich weiß gar nicht, warum ich das nicht öfter so mache. Wahrscheinlich, weil es mir regelmäßig passiert, dass ich nach dem Einkaufen so k.o. bin, dass ich keine Lust mehr habe, überhaupt irgendetwas zu kochen - und schwupp, schon gibt es Dinge auf Vorrat und so entwickelt es sich dann.

Heute habe ich mit Schwung durchgemacht, Einkäufe verräumt und sofort Nudeln aufgesetzt, Fleisch gewürzt und gebraten und Pilze geputzt, wenn ich keine Pause dazwischen mache, dann merke ich auch nicht, wie müde ich bin.

Das merke ich aber jetzt, also gehe ich jetzt ins Bett
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