anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Samstag, 30. Mai 2020
Einkaufen, Kameras und Randgruppen
Hoch die Hände und puuuhhh, ich bin platt.
Eigentlich wollten wir heute noch nach Borkum fliegen, aber nach dem ich um 18h immer noch im Büro rumwuselte und auf K wartete, der mit seiner Arbeit auch nicht fertig wurde, hatte sich dieser Plan von ganz alleine erledigt.
Neuer Plan: Abflug morgen gegen 10h.
Dem Onkel habe ich auch schon Bescheid gegeben, der wartete heute natürlich, weil ich es ja so angekündigt hatte, aber nun ja, jetzt eben einen Tag später.

Vom Büro aus bin ich dann erst noch ins York Center in Münster gefahren, dort ist ein DM-Markt und Saturn. K wollte bei Saturn nach einer weiteren Bridge für unsere neuen Überwachungskameras gucken und ich wollte bei DM Duschgel kaufen.
Das mit dem Duschgel hat geklappt und darüber bin ich sehr froh, denn ich hatte nach den letzten Fehlkäufen jetzt einfach keinen Bock mehr auf weitere Experimente und bei DM gibt es grade so ein "Sonderduschgel", das eben vor allem deshalb besonders ist, weil es nur kurzfristig als special edition im Programm ist und das finde ich ganz toll. Also, ich meine, ich finde den Geruch toll, nicht die Tatsache, dass es das nur für eine kurze Zeit gibt. Das finde ich eher schade, aber um mich nicht zu sehr zu ärgern, wenn die aktuelle Flasche leer ist und ich es dann nicht mehr nachkaufen kann, habe ich heute gleich mal fünf Flaschen davon auf Vorrat gekauft. Das reicht erst mal für eine kleine Zeit und ich bin jetzt sehr zufrieden.

Dafür hat das mit der weiteren Bridge für die neuen Kameras gar nicht funktioniert, die hatten nämlich nur die Vorgängermodelle in der Ausstellung und überhaupt war fast alles, was es da im Laden gab entweder langweiliger Kram, alte Modelle oder viel teurer als im Internet. Ich meine mit viel teurer, wirklich richtig viel teurer, nicht nur so 2-3 Euro.
Die Idee support your local dealer mag ja ganz entzückend sein, aber dann sollte sich der local dealer vielleicht auch ein ganz klein wenig mehr Mühe geben, überhaupt einen sinnvollen Zusatznutzen für den Kunden anzubieten. So, wie Saturn das da in Münster betreibt, sind sie einfach nur überflüssig.

Und überhaupt ist stationäres Einkaufen mit Maske auch einfach gar kein Spaß. Ich könnte mich dazu ja noch überreden lassen, wenn es stationär bessere oder preiswertere Dinge gäbe, aber es gibt nur schlechtere und teure Sachen lokal zu kaufen und sorry, aber dann Einkaufen per Lieferung echt attraktiver.

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Neue Kameras: Ja, wir brauchen neue Kameras, weil unser bisheriger Kamerabetreiber seit einem Monat ständig darauf hinweist, dass er den Cloudservice einstellen wird - und das bedeutet, dass die Kameras schlicht nutzlos sind. Ohne Verbindung in die Cloud bekomme ich keine Nachricht, dass sich da was bewegt hat und ich kann mich noch nicht mal live in die Kamera einwählen, weil auch das nur über die Cloud geht.
Das ist ganz ungemein schade, denn die Kameras haben wirklich prächtig funktioniert und wir sind seit fast 10 Jahren sehr gut daran gewöhnt und vor allem haben wir ziemlich viele davon.

Aber wie immer: Hilft nix, dann müssen wir halt neue Kameras kaufen, denn so gänzlich unbewacht möchte ich weder das Haus auf Borkum noch das hier in Greven alleine lassen. Außerdem finde ich es sehr praktisch, wenn mir sofort gemeldet wird, wenn der Briefträger da war.

K hat sich gründlich informiert, jede Menge Tests und Vergleiche von verschiedenen Kameraanbietern gelesen und schließlich zwei Systeme bestellt. Einmal die Mercedes Variante und einmal Volkswagen, also einmal den Testsieger, der überall perfekt abgeschnitten hat aber ziemlich teuer ist - und einmal den Preis-Leistung-Sieger, der zwar nicht ganz so gute Qualität liefert, dafür aber vergleichsweise günstig ist.

Wir haben jetzt also Kameras von Arlo und von Blink und probieren dann mal aus, welche unserer Meinung nach besser sind, aktuell hat K sie hier in Greven installiert und so standen die letzten Tage drei Kameras nebeneinander neben der Haustür und beobachteten den Zugang zum Haus, die alte, die demnächst abgeschaltet wird, und die beiden neuen.
Die beiden neuen senden beide sofort Nachrichten, wenn sich jemand innen im Haus im Flur aufhält, das ignoriert die alte Kamera ganz entspannt, weil diese Bewegung ja eher in ihrem Rücken stattfindet.
Die alte Kamera schickt mir dafür immer eine Nachricht, wenn der Postbote draußen vor der Tür steht und das hat sie auch die letzten beiden Tagen getan, denn an beiden Tagen war der Postbote da. Die beiden neuen Kameras dagegen, die haben den Briefträger komplett ignoriert. Alle beide an beiden Tagen.
Irgendwie ist das noch nicht so optimal.
Wir arbeiten daran. Hoffentlich.

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Randgruppen: In einem Interview habe ich heute gelesen, dass jemand forderte, dass eine bestimmte Randgruppe nicht weiter am Rand der Gesellschaft stehen dürfe, sondern in die Mitte der Gesellschaft geholt werden müsse.
Ich glaube, das fordert jeder Vertreter von jeder Randgruppe - denn genau das ist ja das Problem einer Randgruppe, dass sie deshalb nicht in die Mitte der Gesellschaft integriert ist, weil ihre Mitglieder irgendwelche Besonderheiten aufweisen, die nun mal nicht neurotypisch* sind.

*neurotypisch ist mein neues Lieblingswort, ich verwende es ständig, seitdem ich weiß, dass es das gibt und was es bedeutet.


Wenn jetzt aber jede Randgruppe in die Mitte der Gesellschaft integriert wird, ja, hmm, dann gibt es irgendwann gar keinen Rand mehr oder der ist so dünn, dass er nichts mehr aushält und was passiert dann eigentlich mit der Gesellschaft? Ich habe da so ein Bild im Kopf, das was mit sich auflösenden Rändern, einstürzenden Umrandungen oder unbegrenztem Auseinanderdriften zu tun hat. Mit diesem Bild im Kopf fühlt es sich auf alle Fälle irgendwie nicht sehr sinnvoll an, alle Randgruppen in die Mitte zu zerren, weil, sorry, das geht eben nicht
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Freitag, 29. Mai 2020
Dies und das
Im Büro ist immer noch sehr viel zu tun und wenn ich sogar wirklich dringliche Dinge liegen lassen muss, weil ich es echt nicht schaffe, sie zu bearbeiten, und wenn dieser Haufen auf dem Stapel "muss wirklich dringend erledigt werden" auch noch immer größer wird, dann wird es Zeit, dass ich mir Gedanken um Plan B mache, denn es ist nicht mehr lange hin, bis mir irgendwelche Dinge aus dem Dringendhaufen mit Schwung um die Ohren fliegen und wenigstens sollte ich dann schon mal eine passende Ausrede parat haben.

Früher hat mich das nie gestört, wenn es immer mehr wurde, was unbedingt kurzfristig erledigt werden musste, im Gegenteil, ich fand das toll, das fühlte sich nach Leben an und ich habe mich mit Begeisterung in den Stress gestürzt.
Ich merke heute, dass ich diesem Alter deutlich entwachsen bin, ich brauche heute weder Selbstbestätigung noch den Geruch von Abenteuer.
Früher fand ich es spannend, mit Unmengen von Deadlines zu hantieren, die ständig bedrohlich näherkamen und nach objektivem Ermessen nicht einzuhalten waren, dabei entspannt und gelassen zu lächeln und nonchalant zu murmeln: "Ach, das ist nicht so schlimm, das regel ich schon."
Heute finde ich es nur noch nervig und lästig und bin regelmäßig geneigt, einzelne Blödsinnsfristen wirklich mal mit Schwung vor die Wand zu fahren, weil es so albern ist, bei so lächerlichem Krimskrams so eine dicke Wichtigwelle mit "muss unbedingt bis spätestens vorgestern fertig sein" zu schieben.

Ein skurriles Erlebnis hatte ich heute mit einer Kollegin aus dem Mutterhaus. Sie rief mich an, als ich grade in einem Vorstellungsgespräch war, weil es aber hätte sein können, dass sie irgendetwas total Dringendes hat, bin ich kurz ans Telefon gegangen, um ihr mitzuteilen, dass ich sie nachher zurückrufe, woraus sie wiederum nur sagte, es wäre nicht wichtig, sie wolle mir nur eben zum Geburtstag gratulieren.
Hmm, da dachte ich ja noch, sie hätte die telefonnummer verwechselt und hätte jemand anderes anrufen wollen, als ich aber nach dem Vorstellungsgespräch eine E-Mail von ihr fand, in der sie mir ganz herzlich zum Geburtstag gratulierte und mich bedauerte, dass ich auch an meinem Geburtstag so viel arbeiten muss, fand ich es witzig und habe ihr geantwortet, dass isch gar keinen Geburtstag 'abe, 'eute, dass ich ihre Glückwünsche aber aufbewahren und im Oktober aus der Wiedervorlage rausholen werde. Als ich das noch tippte, klingelte das Telefon und die Kollegin rief wieder an, diesmal sprudelte sie gleich los, dass sie eben bemerkt hätte, dass sie sich wohl im Datum vertan habe und dass ich ja gar nicht heute Geburtstag hätte, sondern erst morgen, dass sie aber morgen keine Zeit hätte und dass sie mir deshalb doch schon mal heute alles Gute wünschen wolle.
Leute gibt's.

Eine andere lustige Szene gab es in dem Vorstellungsgespräch, als ich den Bewerber fragte, wie er denn seine technischen Fähigkeiten so einschätzen würde und ich meinte damit natürlich die Computertechnik, weil, was sonst. Er antwortete aber sehr engagiert und ernsthaft, dass er technisch echt eine Menge draufhätte, erst neulich habe er den Trockner seiner Frau fast alleine repariert, die Schrauben hätte er schon alle gelöst gehabt, bis er an die Stelle kam, wo die weiteren Bauteile mit Nieten verschlossen gewesen wäre und da hätte er dann doch aufgeben müssen, weil er keine Nietenzange hat.
Leute gibt's.

Ansonsten habe ich heute mit Erstaunen die Börsen beguckt, mein privates Depot ist jetzt das erste Mal seit zweieinhalb Monaten wieder im Plus, zwar nur leicht, aber schwarz und nicht mehr rot und ich stelle fest, dass mir das mehr Sorge als Freude macht. Ich glaube nämlich nicht, dass das hält, ich gehe eigentlich sogar fest davon aus, dass es noch mal eine dicke Welle nach unten geben wird, aber ich traue mich auch nicht, jetzt alles zu verkaufen und die Welle abzuwarten, weil ich per Saldo dann eben doch ein Schisshase bin und nicht zum Zocken zu gebrauchen.

Eines habe ich aber auf alle Fälle aus den Bewegungen der letzten Monate gelernt: Besonders anfällig für wilde Kursstürze sind ETFs und mein Depot ist nur deshalb per Saldo im Plus, weil die gemanagten Fonds teilweise wirklich richtig gut durch die Zeit gekommen sind und mit ihren Wertzuwächsen den Verlust der ETFs, die insgesamt immer dick im Minus sind, ausgleichen.
Mein eigenes Aktien-Stockpicking ist per Saldo übrigens auch im Plus, und das, obwohl ich dort so desaströse Titel wie Thyssen-Krupp, TUI und diverse Banken- und Autotitel dabei habe. Ich habe aber einige Titel auch wirklich sehr günstig auf den Tiefstwerten Ende März nachgekauft und das führt halt zum dem insgesamt positiven Saldo meiner Einzelaktien.

Auf lange Sicht mache ich mir übrigens überhaupt gar keine Sorgen, dass ein Invest in Aktien negativ bleiben könnte, denn natürlich werden die Börsen sich irgendwann wieder komplett erholt haben und dann auch weiter nach oben laufen, jetzt, wo die Notenbanken Geld wie Heu in den Markt pumpen, wird das erst recht passieren, denn wo sollen die Leute mit all dem Geld sonst hin? Zinsanleihen bringen keine Zinsen, also bleiben nur Aktien und deshalb werden die weiter steigen, das ist schlicht alternativlos, ich glaube halt nur, dass es vorher noch mal gewaltig nach unten gehen wird.
Aber eigentlich ist das auch egal. Am besten ist, man sitzt es einfach aus
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Donnerstag, 28. Mai 2020
Ich will, dass er geht
Obwohl ich ja schon seit anderthalb Jahren den Freitag wann immer möglich zu meinem Home-Office-Tag erkoren habe, ist mir für "richtiges" Arbeiten das echte Büro angenehmer.
Für einen Tag in der Woche ist Home-Office völlig okay, vor allem für den Freitag. Da schlürt man so langsam vor sich hin, kümmert sich um all die sonstigen Kleinigkeiten, die liegengeblieben sind, aber auch nicht viel Konzentration erfordern, kann sich auch mal wieder aufs Bett legen, um die aufgelaufene Fachliteratur zu lesen, räumt ein wenig sein E-Mail-Postfach auf und lässt ansonsten die Arbeitswoche langsam ins Wochenende gleiten. Einen Arbeitstag in der Woche mit allgemeinen Aufräum- und Nachlesearbeiten zu füllen finde ich sinnvoll, aber auch ausreichend.
Für die sonstigen Arbeitstage, wo auch immer mal wieder Aufgaben vorkommen, zu denen ich eigentlich gar keine Lust habe, die aber, hilft ja nix, eben auch getan werden müssen, für diese Tage ist mir eine echte Büroumgebung eindeutig lieber, weil sie nicht so viele Prokrastinationsmöglichkeiten bietet und ich deshalb mit deutlich weniger Selbstdisziplin meinen Kram effektiver erledigt bekomme.

Weil ja jeder gerne von sich auf andere schließt, gehe ich natürlich als erste Vermutung grundsätzlich davon aus, dass es genau so auch anderen Leuten im Home-Office geht, und unter denen sind dann auch sicherlich einige, die Home-Office aber auch als Dauerlösung tatsächlich genießen, weil sie sich dann im Büro nicht so ausführlich langweilen müssen.
Also alle, die sowieso nicht ausgelastet sind in ihrem Job und ihre Arbeitszeit zu einem Gutteil schlicht "absitzen", die profitieren sehr von der neuen Home-Office Situation, zumindest so lange, wie damit kein nachvollziehbares Zeiterfassungssystem verbunden ist.

In der allgemeinen Verwaltung, wo es in den meisten Fällen keine produktiven "billing times" gibt, gibt es dafür sehr häufig nicht ausgelastete Mitarbeiter, weil die Arbeitsbelastung natürlich ohne Produktivitätskennziffern nur sehr schwer zu kontrollieren ist und statt dessen jeder Mitarbeiter fast schon grundsätzlich über die hohe Arbeitsbelastung klagt.

Als wir bei uns im Büro die Arbeitsplatzwahl wieder freigestellt haben, als also jeder, der wollte auch wieder im Büro arbeiten durfte, habe ich ja vorher eine Wette mit mir selber gemacht, welche Kollegen lieber weiter im Home-Office bleiben wollen und wer sehr gerne wieder ins Büro kommt.

Meine Trefferquote war beachtlich, weshalb ich auch davon ausgehe, dass meine Einschätzung, wer wie viel zu tun hat und bei wem noch größere Kapazitäten frei sind, auch sehr passend ist - und ich denke, es wird Zeit, dass ich da mit dem Chef erster Ordnung mal drüber rede, damit das Projekt "wir feuern den Assistenten der Geschäftsleitung" endlich mal Formen annimmt.
Ich meine, dass er tiefbegabt ist und deshalb keine Arbeit fehlerfrei erledigen kann, dafür kann er im Zweifel nichts, das ist Schicksal. Aber wenn man ihn fair behandelt, dann sollte er auch fair bezahlt werden, was in diesem Fall bedeutet, dass er nur noch 1/3 seines Gehalts bekommt, das entspricht dann in etwa seiner Leistungsklasse.
Da ich davon ausgehe, dass er mit einer derart drastischen Gehaltskürzung nicht einverstanden ist, bleibt nichts anderes übrig, als dass er sich einen neuen Arbeitgeber suchen muss, das ist auch eine faire Alternative. Vielleicht findet er ja noch mal einen, der bereit ist, ihm ein knapp sechsstelliges Jahresgehalt für quasi nix als Gegenleistung zu zahlen, ich gönne es ihm, aber ich finde, von unserem Büro ist er jetzt lange genug für nix bezahlt worden.
Und vor allem brauche ich seine Stelle.
Ich brauche nämlich jemanden, der genau diesen Job wirklich macht, ich meine also damit, jemanden, der genau die Dinge erledigt, die dieser tiefbegabte Seniorassistent eben nicht erledigt.

Ich brauche jemanden, der für alle Firmen, die wir betreuen, die Geschäftsberichte schreibt und nicht nur aus dem Vorjahr copypasted, wobei oft noch die Jahreszahlen nicht sauber gewechselt wurden.
Ich brauche jemanden, der für die Depots, die wir verwalten, regelmäßig die Reportings erstellt und dabei selber bemerkt, dass manche Ergebnisse einfach nicht sein können, der mir also kein Reporting mit 7% Rendite aus festverzinslichen Wertpapieren vorlegt, einfach, weil es das schon seit Jahren nicht mehr gibt.
Ich brauche jemanden, der eine Liquiditätsplanung mit Sinn und Verstand erstellt und nicht einfach nur das vergangene Quartal stumpf nach vorne fortschreibt und deshalb die im Januar fälligen Versicherung im April gleich noch mal bezahlt.
Ich brauche jemanden, der Protokolle schreibt, die nach der Korrektur nicht zu 90% aus MarkUps bestehen.
Ich brauche jemanden, der einfach nicht ganz so grottendoof ist wie dieser unsägliche Assistent, der da seit 20 Jahren auf diesem Karrieresprungbrettjob sitzt und alles blockiert. Und das seit acht Wochen nun auch im 80%igen Home-Office, denn selbstverständlich gehört er zu genau den vorhersehbaren Mitarbeitern, die finden, es reicht, wenn er einmal die Woche im Büro körperlich anwesend ist.

Aktuell, also seit zwölf Jahren, erledige ich diesen Kram noch einfach so nebenbei mit, was aber per Saldo dazu führt, dass ich entweder völlig bekloppte Wochenstunden arbeite - oder die Dinge liegen lasse, die sich ohne Problem schieben lassen, die aber irgendwann auch mal getan werden müssen und dann ist plötzlich immer alles dringend und eilig und ich fühle mich ständig gehetzt und unter Strom.
Und ganz ehrlich: Ich habe auch keinen Bock mehr, Geschäftsberichte zu schreiben. Das ist was für Menschen am Anfang ihrer Karriere, die damit beweisen können, dass sie nicht nur gut schreiben können, sondern auch kreativ sind und die Aufgaben und Interessen der Firma umfassend verstanden haben.
Und ich habe auch keine Lust mehr, mühsam das Zahlenmaterial für Reportings zusammenzutragen. Auch das ist eine perfekte Aufgabe für einen Assistenten, der dabei lernt, wo überall Zahlen stecken können, was man alles mit Zahlen aussagen kann und wie man sinnvoll mit Zahlen die Wahrheit retuschiert, aber auch, wie man aufkippt, wenn man zu schlampig arbeitet.

Ich habe einfach überhaupt keinen Bock mehr auf diese gesamten Assistenten Aufgaben und ich will, dass dieser blöde Typ jetzt einfach nur noch gefeuert wird.
Jawoll
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Mittwoch, 27. Mai 2020
verpasste Zeiten
Es ist seltsam wie unterschiedlich schnell die Zeit vergeht, je nach dem, was man misst. Seit über zwei Monaten geht dieser akute Coronakram jetzt schon, die meiste Zeit davon war ich im Home-Office und grade weil ich keinen extra Stress mit Zusatzaufgaben wie Home-Schooling oder Sondereinsätzen hatte, finde ich es erstaunlich, was ich in dieser Zeit alles nicht geschafft habe. Rückwärts betrachtet ist die Zeit mal wieder nur so verflogen.

Absolut gesehen habe ich durch die Veränderung der Abläufe jede Menge Zusatzzeit gewonnen. Allein die tägliche Nichtfahrt ins Büro spart schon eine Stunde.
Dann die Nichtfahrten am Wochenende, natürlich ist es schön, am Wochenende nach Borkum zu fahren, es kostet aber eben auch eine Menge Zeit und da ich nicht gefahren bin, hätte ich ja theoretisch irgendetwas anderes in dieser Zeit machen können.
Habe ich aber nicht.
Ich weiß gar nicht, was ich in den letzten Wochen tatsächlich mit all der freien Zusatzzeit gemacht habe, aber auf alle Fälle nicht das, was ich anfangs dachte, was ich damit tun könnte, nämlich 1001 Dinge hier im Haushalt in Greven regeln, ganz viele Bücher lesen, ausführlich Klavier spielen und vor allem endlich mal wieder den Klavierstimmer kommen lassen, denn bei Home-Office ist das mit dem Termin ja gar nicht kompliziert.
Noch nicht mal irgendwelche Steuererklärungen habe ich gemacht - und das, wo alle Welt jetzt damit angibt, dass sie ihre Steuern schon erledigt haben.
Es ist schon sehr traurig, so viele verpasste Chancen und ich habe nichts geschafft.
Andererseits war ich in den letzten Monaten aber auch sehr zufrieden, mit dem, was ich alles nicht mehr tun musste und habe die freie Zeit im Zweifel sofort mit Nichtstun gefüllt. Nichtstun ist wirklich zu meinem größten Hobby geworden. Kommt gleich nach Schlafen.
Wahrscheinlich war ich in meinem früheren Leben die Zwillingsschwester von Oblomow, anders kann ich mir meine große Begeisterung für dieses Nichtstun nicht erklären.

Sei's drum, so nach und nach werden einige Dinge, die in den letzten Monaten nicht gemacht wurden, nun aber doch dringlich, im Büro ist auf alle Fälle genug zu tun.

N hat heute sein mündliches Staatsexamen bestanden und hat damit jetzt offiziell eine abgeschlossene Berufsausbildung. Kind 1, check.

So, jetzt gehe ich noch eben einen neuen Rasierapparat kaufen, das Seniorenheim hat angerufen, der Rasierer vom Vater ist verstorben, das ist jetzt schon der zweite in anderthalb Jahren, ich möchte wirklich gerne wissen, was die dort mit den Rasierern immer so anstellen
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Dienstag, 26. Mai 2020
Akutes ichmagnicht-Syndrom
Heute mit der Fähre um 14h über Eemshaven wieder zurück in den Arbeitsalltag, das hat alles sehr gut geklappt, die Fähre war angenehm leer, im großen Salon saßen genau acht Leute, da kann man ausreichend Abstand halten und alle ausgeatmeten Viren werden gründlich verdünnt, wir saßen also unter Deck, weil das Wetter nicht für eine Fahrt auf dem Oberdeck einlud und ich es wegen des nahezu leeren Salons auch nicht so wichtig fand, vorsichtshalber draußen zu sitzen.

Interessant ist, dass ich jetzt grade mit einem psychischen Durchhänger akut zu kämpfen haben, dieses "ichwillnichtmehrinsBüroweildassowiesoallesnichtwichtigist-Gefühl" ist mit Macht aufgeploppt und ich finde es echt kompliziert, diesen lächerlichen Bürokram wieder ernst zu nehmen.
Ich bin im Moment eh nicht gut auf Bürokratie zu sprechen, weil ich finde, dass all diese albernen Vorschriften, mit denen sich die Behörden inderaktuellenSituation reihenweise selber lahmlegen, teilweise so schwachsinnig sind, dass man nur noch heulen möchte, weshalb sich bei mir automatisch der DeckeüberdenKopfzieh-Reflex aktiviert hat, der bei mir in brenzligen Situationen immer dafür sorgt, dass ich die echten Schrecklichkeiten gar nicht mitbekommen muss.
Und deswegen will ich auch nicht ins Büro gehen, da wird nämlich nur eine Alternative zur orthodoxen Bürokratie verwaltet, sehr viel besser als in einer echten Behörde geht es da auch nicht zu und ich finde es derzeit einfach anstrengend, sich mit so albernen Formalismen zu beschäftigen, nur weil es eben so sein muss.
Aber wahrscheinlich gewöhne ich mich bald wieder dran, so ein paar Tage Auszeit und Freiheit schnuppern sind immer ein Problem, danach fällt es mir regelmäßig schwer, mich wieder in den Alltagstrott einzufinden
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Montag, 25. Mai 2020
Grillen
Klassischer Grillabend, als das Fleisch und die Spieße endlich fertig waren, waren wir schon fast satt, Brot war als erstes weg und jeder hatte schon zweimal von den Salaten genommen, aber so ist das beim Grillen ja meistens,



Auf alle Fälle gab es auch ausreichend Bier mit Lütt un Lütt, so dass mehr Bericht vom Tag nicht mehr drin ist
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Sonntag, 24. Mai 2020
Pflasterarbeiten und Informationsaustausch
Wenn man sonst eher weite Bögen um Sport und körperliche Arbeit macht, ist es mit der eigenen Kraft und Kondition natürlich nicht so besonders gut bestellt, eine Tatsache, die ich aber gerne ignoriere, wenn ich dann doch mal dringend irgendetwas erledigt haben will, was nur mit körperlichem Einsatz zu erreichen ist.

Grade wegen der komplett fehlenden körperlichen Fitness gelange ich an meinen toten Punkt ungefähr fünf Minuten nach dem ich eine körperliche Aktivität begonnen habe. Da das derart albern, lächerlich und eben überhaupt nicht akzeptabel ist, beiße ich dann die Zähne zusammen - und wenn man den eigenen toten Punkt erst mal überwunden hat, funktioniert der Körper danach wie geschmiert.
Man darf nur keine Pause machen, dann ist alles vorbei, aber das weiß ich und wenn ich etwas wirklich erledigen will, mache ich einfach durch.

Heute haben K und ich die gesamte alte Pflasterung aufgenommen, jeden Stein einzeln mit einer Stahlbürste geschrubbt und gereinigt und anschließend fein ordentlich auf dem fertigen Pflasterteil gestapelt, damit die Handwerker, die jetzt ja noch mal wiederkommen müssen, das Anschlussstück mit den vorbereiteten Steinen fertig pflastern können.
Auf der Strecke geblieben ist dabei ein Spatenstiel, der hat die Belastung des Aufhebelns der alten Kantensteine nicht ausgehalten, aber zum Glück hatte der Nachbar noch einen Spaten zum Ausleihen, wir konnten also ohne Pause weitermachen.



Jetzt sieht es so aus:


Der örtliche Baumensch berechnet für sein Facharbeiter 65,50€ die Stunde, K und ich haben heute mindestens vier Stunden nonstop Vorarbeiten für die Pflasterarbeiten erledigt, die ja sonst die Facharbeiter hätten machen müssen, wir haben also über 500€ verdient, dafür kann man sich ja schon mal anstrengen.

Beim Spaten Ausleihen habe ich ein wenig mit dem Nachbarn geplaudert, der ja jetzt auch wieder auf die Insel darf, als Zweitwohnungsbesitzer war er fast zwei Monate ausgesperrt. Er ist Arzt und hat auf dem Festland eine Praxis für Allgemeinmedizin und natürlich haben wir uns über das Virus und die Krankheit und Ansteckungen und den behördlichen Umgang damit unterhalten - und waren uns dann sehr einig, dass das alles insgesamt ganz enorm skurril ist und dass die Hoffnung, das Virus mit Nachverfolgungen des Gesundheitsamtes unter Kontrolle zu halten, völlig absurd ist, weil es viel zu viel zu viele Leute gibt, die sich freiwillig niemals melden würden, wenn sie Symptome haben und die auch die Personen, mit denen sie Kontakt hatten, niemals freiwillig nennen würden, denn dann ist man ja schuld, wenn man selber als Virenschleuder identifiziert wird.
Er erzählte, dass er früher in seiner Ausbildung viel für bzw. in Kinderheimen gearbeitet hat und dass das erste, was ihm damals beigebracht wurde, war, dass er das Wort Scharlach aus seinem Diagnosevokabular streichen solle. Wenn, dann hat ein Kind halt eine Halsentzündung und wird entsprechend behandelt, aber Scharlach kommt nicht vor, denn der Behördenzirkus, der durch Scharlach ausgelöst wird, ist so ätzend, das will niemand freiwillig anstoßen.
Ich kann mir das sofort vorstellen und mir ging es grundsätzlich genauso mit Läusen. Läuse sind auch eine meldepflichtige Seuche - und ich habe exakt einmal den Fehler gemacht, das tatsächlich ehrlich zuzugeben. Danach hatten meine Kinder nie mehr Läuse. Ich hatte sie so fest darauf trainiert, dass das Thema Läuse vollkommen und ohne Diskussion niemals außerhalb der Familie vorkommt, dass sie sich aber gleichzeitig bei dem kleinsten verdächtigen Jucken sofort von mir inspizieren lassen, dass wir nachher ein ziemlich gut eingespieltes Familienteam waren. Bei drei Kindern in drei verschiedenen Schulen/Einrichtungen kann man Läuse gar nicht vermeiden - wir hatten nur ein einziges Mal welche, das war mir eine Lehre.

Der Nachbar erzählte dann noch ein paar Anekdötchen aus seiner Praxis und dem Umgang mit den Gesundheitsamt und nach meinen eigenen Erfahrungen mit Behörden glaube ich ihm jedes Wort, es ist insgesamt schon ziemlich ernüchternd.

Vielleicht ist es doch ganz klug, einfach an Mundschutz als neuen Heilsbringer zu glauben, weil, sehr viel mehr bleibt eh nicht als Glaube und Hoffnung, Liebe sollte aus Abstandsgründen vorerst in Quarantäne geschickt werden
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