anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Freitag, 30. Mai 2025
Hat halt jeder so seine Schrullen
Nach dem Aufwachen habe ich erstmal ausgiebig Internet gelesen und nebenher den hiesigen Rechner aktualisiert. Am späten Vormittag bin ich runtergegangen, wo C und ihre Freundin eifrig in der Küche werkelten.
Eigentlich hätte ich in die Kulturinsel fahren wollen, um Kurkarten für die beiden zu besorgen, weil sie gerne ins Schwimmbad gehen wollten und dafür muss man eine Kurkarte vorlegen. Der entsprechende Schalter ist nur werktags Vormittags geöffnet, das habe ich heute Vormittag aber komplett vergessen. Vielleicht gibt es morgen noch im Touristenbüro eine Chance.

Ich schaute den beiden beim Kochen zu und beschloss, dass ich mich heute lieber selber versorge, denn erstens merke ich, wie aggressiv ich innerlich auf vegan reagiere - mir ist das viel zu viel religiöse Ideologie als dass ich bereit wäre, mich auch nur in Ansätzen darauf einzulassen und zweitens war auch nichts dabei, was ich besonders appetitlich fand.

Mein absolut ewiges Standardproblem: Ich bin nicht gut darin, andererleuts Essen zu mögen.
Mit dem Essen geht es mir wie mit dem Autofahren: Ich habe keinen besonderen Drang, es selber zu machen, komme aber auch nicht damit klar, wenn es andere auf eine Art und Weise machen, die mir nicht gefällt.
Beim Autofahren beurteile ich das nach dem Sicherheitsaspekt: wenn ich das Gefühl habe, der andere weiß, was er tut und hat sich und das Auto und alle vorstellbaren Situationen gut im Griff, bin ich sehr gerne Beifahrer - ansonsten fahre ich lieber selber oder ich mache während der Fahrt die Augen zu und schalte um in einen fatalistischen Endzeitmodus. Es gibt Dinge, die sind wie sie sind, da muss man durch und wenn wir jetzt sterben sollen, dann soll es so sein, man kann es nicht verhindern. Aber wann immer möglich, versuche ich diese Situationen zu vermeiden.

Beim Essen geht es mir ähnlich: Ich esse sehr gerne und ich liebe es, wenn Leute wirklich gut kochen können und ich mich an den gedeckten Tisch setzen kann, allerdings habe ich das Gefühl, es gibt mehr Leute, die halbwegs akzeptabel Auto fahren als es Leute gibt, die akzeptabel kochen können.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht nur einen völlig verdrehten Geschmack habe, sondern mich auch ganz schrecklich anstelle, aber im Ergebnis läuft es doch immer wieder auf das gleiche hinaus: Ich mag andererleuts Essen nur sehr selten. Aus genau dem Grund gehe ich auch nicht so besonders gerne in Restaurants, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich an dem Essen rummäkel ist deutlich größer als die Chance, dass ich es richtig gut finde.

Und nein, es liegt nicht an vegan - gegen das Essen selber habe ich nichts, ich habe nur was gegen die Religion. Von mir aus kann jeder glauben, an was er will und aus ethischen oder religiösen Gründen nur kosher oder halal oder frei von tierischen Produkten leben oder was auch immer - mir alles egal, ich bin nur nicht bereit, darauf Rücksicht zu nehmen und mich dem anzupassen. Wenn jemand so leben möchte, ist das sein gutes Recht, aber dann ist es halt einfacher, wenn jeder für sich lebt bzw. kocht. Es gibt ja keine Notwendigkeit, Kompromisse einzugehen, die im übrigen immer so aussehen würden, dass diejenigen, die keine religiös/ideologischen Essensvorgaben befolgen müssen, sich ja problemlos auf ein limitiertes Essen "ohne" herabregeln lassen könnten, aber genau dazu sehe ich keine Veranlassung.
Ich finde es dann praktischer, wenn sich jeder um sich selber kümmert.

Vegetarier lassen sich übrigens deutlich einfacher in eine Gemeinschaft von "Allesessern" integrieren, denn hier funktioniert viel über singuläres Weglassen. Der Vegetarier lässt halt das Fleisch weg, aber der Rest ist ja "normal".
Veganer dagegen können ja schon nichts mehr essen, wo Käse oder Eier oder Sahne oder Milch oder Yoghurt enthalten sind, die brauchen eine komplette Diätnahrung mit Ersatzstoffen. Wie ein Allergiker, mit dem Unterschied, dass diese Allergie selbst gewählt ist. Und sorry, aber nein, dafür fehlt mir jede Sorte Verständnis oder Akzeptanz.

Nun, wie auch immer, es gelingt uns ausreichend gut, uns aneinander vorbei zu versorgen, das ist ja wohl das, was wirklich zählt.

Den Nachmittag haben wir überwiegend beim Onkel verbracht, der jede Menge Aufgaben hatte, die K für ihn erledigen sollte. Alles etwas anstrengend, denn tendenziell geht das auch so ein wenig in Richtung Religion - es muss halt so gemacht werden, wie der Onkel sich das vorstellt, egal, ob das rational sinnvoll oder vernünftig ist.

Ich merke, dass meine Bereitschaft, sich auf andererleuts Schrulligkeiten einzulassen, grade sehr am Anschlag ist
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