anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Sonntag, 28. Juli 2024
Wenn man frei ist
Das Wetter war heute wunderbar, nicht zu heiß, aber trotzdem angenehm warm, etwas Wind, aber nicht lästig, wenn jeder Tag so wäre, könnte man es vor lauter Wetterwonne kaum noch aushalten. (Oder man gewöhnt sich ruckzuck als Selbstverständlichkeit daran und empfindet dann schon etwas weniger gutes Wetter als Zumutung, wahrscheinlich letzteres.)

Wir waren am Nachmittag eine Stunde am Strand und sind durchs Wasser gelaufen.
K ist auch ein wenig geschwommen, aber ich stehe ja nicht so auf richtiges Schwimmen und behaupte seit einiger Zeit konsequent, dass ich nicht mehr Schwimmen kann.
Ich stehe dafür sehr gerne im Wasser rum, selbst da, wo ich mit den Füßen den Boden nicht mehr berühren kann, stehe ich problemlos im Wasser, keine Ahnung, weshalb ich nicht untergehe, passiert aber nicht. Ich kann im Wasser stehen, liegen, sitzen, mehr oder minder bewegungslos treibe ich in jeder Position so vor mich hin. Schwimmen, mit Arm- und Beinbewegungen um sich im Wasser von A nach B zu bewegen, lehne ich ab, das macht mir keinen Spaß und ich bekomme davon Rückenschmerzen. Außerdem besteht dabei die Gefahr, dass meine Haare nass werden und das geht auf gar keinen Fall.

Während K also eifrig zwischen den Buhnen hin- und herschwimmt, stehe ich ein wenig im Wasser rum und genieße das Nichtstun. Das ist schon ein extrem hoher Grad an Wunderbarkeit, den ich an so einem Nachmittag empfinde.

Nach dem Baden haben wir uns auf das Waldsofa gelegt, ich habe ein Buch gelesen, ein bisschen geschlafen und das Leben noch intensiver wunderbar gefunden, K hat Podcast gehört und auch geschlafen und wir waren beide sehr zufrieden mit der Welt.

Zu Essen muss ich heute Abend nichts mehr machen, wir sind alle noch von Js Geburtstagsfrühstück (Baked Beans mit Ham`n Eggs natürlich) mit anschließender Schwarwälderkirschtortenschlacht noch so satt, dass keiner Bedarf an noch mehr Essen hat.

Ich dachte, jetzt, wo ich nicht 80% des Tages durch Büroalltag blockiert bin, komme ich endlich mal dazu, mch um meine angefangenen Texte zu kümmern, ich habe sie grade gezählt, es sind mehr als 100, aber ich habe dabei übersehen, dass ich dazu ja den Computer anwerfen müsste und bis ich dazu rein aus privatem Abwechslungsinteresse ohne berufliche oder allgemeine Lebensverwaltungsgründe bereit bin, das wird wohl noch etwas dauern.
Aktuell genieße ich ganze Tage ohne Computerbenutzung noch sehr intensiv.

Frau Kaltmamsell schrieb neulich, dass sie sich gar nicht vorstellen könne, was sie in einem Leben ohne Hamsterrad täte - ich weiß das zum Glück sehr genau: Einfach nur das, wonach mir grade ist.
Keine Verantwortung mehr zu haben, einfach frei zu sein von allen Zwängen, was für ein wunderbares Leben. Ich kann mich ja um Dinge kümmern, wenn mir danach ist, aber ich muss halt nicht und das finde ich wirklich unsäglich toll.
Ich glaube aber auch, dafür muss man erst ein etwas höheres Alter erreicht haben, denn keine Verantwortung bedeutet ja auch, dass man im Grunde auch keine Verantwortung mehr für sich selber hat und bei jüngeren Menschen ist das keine gesunde Grundhaltung.

Jüngere Menschen haben einfach noch so ein langes Stück Leben vor sich, dass es extrem unklug ist, sich in jüngeren Jahren durch fehlende Selbstverantwortung gepaart mit der Verweigerung jedes strategischen Denkens die Weichen für die Zukunft so schlecht zu stellen, dass das spätere Leben dadurch nur unnötig mühsam wird. Ich wundere mich immer, wie viele jüngere Menschen tatsächlich so leben, aber zum Glück ist das nicht meine Baustelle.

Ich habe mich in der Vergangenheit immer auch um die Zukunft gekümmert und ich habe mich sorgfältig und erfolgreich gekümmert. Die Früchte ernte ich jetzt und natürlich finde ich es super, wenn ein Plan gelingt. Okay, es war auch ganz enorm viel Glück dabei, aber jetzt ist das Meiste abgewickelt und rückwärts betrachtet ist das Meiste eben auch richtig gut ausgegangen.

Alle drei Kinder sind gesund, haben eine abgeschlossene, gute Ausbildung und benötigen keine weitere finanzielle Unterstützung mehr. (Also zumindest nicht zwingend, ich muss dafür also keine Vorsorge mehr treffen.)
Meine eigene finanzielle Zukunft ist stabil und sicher, auch hier muss ich nur noch den Bestand verwalten, aber keine weitere Vorsorge mehr für später aufbauen.

Ich muss in meinem Beruf nichts mehr erreichen, ich muss niemandem mehr irgendetwas beweisen, ich muss niemanden mehr beeindrucken, ich bin niemandem etwas schuldig - ich bin einfach frei.

Ich habe einen tollen Mann und keinerlei Bedarf, irgendetwas an meinem Beziehungsstatus zu ändern. Besser als so, wie es ist, kann es gar nicht mehr werden und das allerbeste ist, dass er das genauso sieht.

Und genau das haben wir vor in der Zukunft gemeinsam zu genießen
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