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Donnerstag, 20. Juni 2024
Antrieb
anje, 21:45h
Neulich in einem Interview (mit einem älteren Menschen) gehört:
Frage: Was treibt dich an?
Antwort: Das Gefühl, dass mir das Leben noch etwas schuldet, dass ich noch nicht alles erreicht habe, was für mich vorgesehen ist.
Mich haben sowohl Frage als auch Antwort fasziniert, denn ich stelle es mir sehr schrecklich vor, dauerhaft so unzufrieden durch sein Leben zu gehen, dass man ständig das Gefühl hat, vom Leben übervorteilt worden zu sein.
Oder heißt das untervorteilt - wenn man meint, dass man noch nicht genug bekommen hat? Egal, denn dieses Gefühl, dass ich mich anstrengen muss, um etwas zu erreichen, was mir "zusteht", das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie, weil ich finde, mir steht nichts zu. Niemandem steht etwas zu im Leben, was ist das für eine kranke Anspruchshaltung? Wie kommt man darauf, dass einem irgendetwas zusteht? Man sollte sich lieber freuen, dass man überhaupt etwas bekommen hat bisher. So ziemlich alles hätte schlimmer kommen können, da ist es doch schieres Glück, dass es nicht so schlimm gekommen ist, wie es hätte sein können.
Ich reagiere grundsätzlich enorm ablehnend auf Menschen, die meinen, ihnen stände einfach so irgendetwas zu. Nicht als Bezahlung für eine erbrachte Leistung, sondern einfach so. Weil ihr Nachbar im Lotto gewonnen hat, finden sie es ungerecht, wenn sie nicht auch gewinnen. Es gibt Menschen, die meinen ernsthaft, sie hätten einen Anspruch auf Glück und strampeln sich dann unglücklich nölend durch ihr Leben, weil sie nicht genug Glück bekommen.
In meinen Augen ist das gesamte Leben schon vom Moment der Zeugung an ungerecht. Wer in der Gen-Lotterie eine Niete zieht, der hat es doch gleich vom Start an schon viel schwerer als jemand, bei dem alles passt. Die richtigen Eltern mit Geld und Bildung im richtigen Land der Welt, keine angeborene Krankheit, dafür ausreichend mitgelieferte "IQs" - das ist ein Sechser im Lotto, aber grade solche Glückskinder bilden sich im späteren Leben oft ein, sie hätten noch nicht genug bekommen.
Ich bin ja der Meinung, dass Glück eine Entscheidung ist, weshalb ich mich schon früh dafür entschieden habe.
Ich habe eigentlich immer alles, was mir geglückt ist, als das empfunden, was das Wort sagt: Glück. Ich hatte schlicht Glück in meinem Leben, sogar sehr viel Glück, weil mir wirklich sehr viele Dinge geglückt sind, auf die ich (nach meiner Meinung) keinen Anspruch hatte, die ich aber wenigstens ausprobieren wollte.
Wenn man im Lotto gewinnen will, sollte man sich vorher ein Los kaufen.
Wenn man in der Glückslotterie des Lebens gewinnen will, muss man bereit sein, Risiken einzugehen. Das ist nämlich der Preis für die Lose, das Risiko, dass es auch eine Niete sein könnte.
Ich bin in meinem Leben nach formalen Kriterien betrachtet sehr bewusst und mehrfach verschiedenste Risiken eingegangen, die von mir persönlich vielleicht nicht als Risiko bewertet wurden, die aber in unserer Gesellschaft mehrheitlich so gesehen werden, wobei ich dann halt das Glück hatte, dass ich die allermeisten Situationen richtig beurteilt hatte und sich das "Risiko" deshalb positiv für mich auszahlte. Ich hatte aber keinen Anspruch darauf, es war einfach nur Zufall und Glück.
Wenn sich also jemand davon antreiben lässt, dass er noch nicht genug Glück im Leben hatte, dann ist er in meinen Augen halt ein Glücksritter.
Außer der Antwort hat mich aber auch die Frage selber fasziniert, denn als ich darüber nachdachte, was mich antreibt, stellte ich fest, dass meine Antwort auf diese Frage "nichts!" ist.
Warum sollte ich mich von irgendetwas oder irgendjemandem antreiben lassen? - In 92 Tage kann ich offiziell mit meinem Alltagsjob abschließen, ich habe also ganz sicher keinerlei Karriereambitionen mehr. Meine finanzielle Sicherheit ist auch erledigt, genaugenommen kann mir das allermeiste ganz herrlich egal sein - und genau deshalb gibt es auch nichts, was mich wirklich und vor allem zuverlässig antreibt.
Ich muss nichts mehr erreichen, nichts mehr erledigen, nichts mehr in Sicherheit bringen, nichts mehr sammeln, nichts mehr bewahren - mir kann grundsätzlich eigentlich alles ganz herzlich egal sind - und ich finde, das ist das tollste Gefühl überhaupt.
Mich treibt also nichts an, dafür lasse ich mich gerne treiben und ich bin gespannt, wo das Leben mich noch so hin treibt, nach vorne aber mit großer Wahrscheinlich eher nicht
.
Frage: Was treibt dich an?
Antwort: Das Gefühl, dass mir das Leben noch etwas schuldet, dass ich noch nicht alles erreicht habe, was für mich vorgesehen ist.
Mich haben sowohl Frage als auch Antwort fasziniert, denn ich stelle es mir sehr schrecklich vor, dauerhaft so unzufrieden durch sein Leben zu gehen, dass man ständig das Gefühl hat, vom Leben übervorteilt worden zu sein.
Oder heißt das untervorteilt - wenn man meint, dass man noch nicht genug bekommen hat? Egal, denn dieses Gefühl, dass ich mich anstrengen muss, um etwas zu erreichen, was mir "zusteht", das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie, weil ich finde, mir steht nichts zu. Niemandem steht etwas zu im Leben, was ist das für eine kranke Anspruchshaltung? Wie kommt man darauf, dass einem irgendetwas zusteht? Man sollte sich lieber freuen, dass man überhaupt etwas bekommen hat bisher. So ziemlich alles hätte schlimmer kommen können, da ist es doch schieres Glück, dass es nicht so schlimm gekommen ist, wie es hätte sein können.
Ich reagiere grundsätzlich enorm ablehnend auf Menschen, die meinen, ihnen stände einfach so irgendetwas zu. Nicht als Bezahlung für eine erbrachte Leistung, sondern einfach so. Weil ihr Nachbar im Lotto gewonnen hat, finden sie es ungerecht, wenn sie nicht auch gewinnen. Es gibt Menschen, die meinen ernsthaft, sie hätten einen Anspruch auf Glück und strampeln sich dann unglücklich nölend durch ihr Leben, weil sie nicht genug Glück bekommen.
In meinen Augen ist das gesamte Leben schon vom Moment der Zeugung an ungerecht. Wer in der Gen-Lotterie eine Niete zieht, der hat es doch gleich vom Start an schon viel schwerer als jemand, bei dem alles passt. Die richtigen Eltern mit Geld und Bildung im richtigen Land der Welt, keine angeborene Krankheit, dafür ausreichend mitgelieferte "IQs" - das ist ein Sechser im Lotto, aber grade solche Glückskinder bilden sich im späteren Leben oft ein, sie hätten noch nicht genug bekommen.
Ich bin ja der Meinung, dass Glück eine Entscheidung ist, weshalb ich mich schon früh dafür entschieden habe.
Ich habe eigentlich immer alles, was mir geglückt ist, als das empfunden, was das Wort sagt: Glück. Ich hatte schlicht Glück in meinem Leben, sogar sehr viel Glück, weil mir wirklich sehr viele Dinge geglückt sind, auf die ich (nach meiner Meinung) keinen Anspruch hatte, die ich aber wenigstens ausprobieren wollte.
Wenn man im Lotto gewinnen will, sollte man sich vorher ein Los kaufen.
Wenn man in der Glückslotterie des Lebens gewinnen will, muss man bereit sein, Risiken einzugehen. Das ist nämlich der Preis für die Lose, das Risiko, dass es auch eine Niete sein könnte.
Ich bin in meinem Leben nach formalen Kriterien betrachtet sehr bewusst und mehrfach verschiedenste Risiken eingegangen, die von mir persönlich vielleicht nicht als Risiko bewertet wurden, die aber in unserer Gesellschaft mehrheitlich so gesehen werden, wobei ich dann halt das Glück hatte, dass ich die allermeisten Situationen richtig beurteilt hatte und sich das "Risiko" deshalb positiv für mich auszahlte. Ich hatte aber keinen Anspruch darauf, es war einfach nur Zufall und Glück.
Wenn sich also jemand davon antreiben lässt, dass er noch nicht genug Glück im Leben hatte, dann ist er in meinen Augen halt ein Glücksritter.
Außer der Antwort hat mich aber auch die Frage selber fasziniert, denn als ich darüber nachdachte, was mich antreibt, stellte ich fest, dass meine Antwort auf diese Frage "nichts!" ist.
Warum sollte ich mich von irgendetwas oder irgendjemandem antreiben lassen? - In 92 Tage kann ich offiziell mit meinem Alltagsjob abschließen, ich habe also ganz sicher keinerlei Karriereambitionen mehr. Meine finanzielle Sicherheit ist auch erledigt, genaugenommen kann mir das allermeiste ganz herrlich egal sein - und genau deshalb gibt es auch nichts, was mich wirklich und vor allem zuverlässig antreibt.
Ich muss nichts mehr erreichen, nichts mehr erledigen, nichts mehr in Sicherheit bringen, nichts mehr sammeln, nichts mehr bewahren - mir kann grundsätzlich eigentlich alles ganz herzlich egal sind - und ich finde, das ist das tollste Gefühl überhaupt.
Mich treibt also nichts an, dafür lasse ich mich gerne treiben und ich bin gespannt, wo das Leben mich noch so hin treibt, nach vorne aber mit großer Wahrscheinlich eher nicht
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