anjesagt

Anjesagtes, Appjefahr'nes und manchmal auch Ausjedachtes
Donnerstag, 23. Februar 2023
Was mir von hier aus gut gefällt
Ich habe heute einen Podcast aus dem Hotel Matze gehört, nämlich das Gespräch mit Mariana Leky.
Okay, ich habe ihn erst zur Hälfte gehört, aber ich bin jetzt schon schwer begeistert.
Die Interviewpodcasts aus dem Hotel Matze mag ich ja schon deshalb, weil ich finde, dass Matze Hielscher ein wirklich sehr guter Fragepartner ist, man merkt ihm und seinen Fragen an, dass er intensiv versucht, sich in den jeweiligen Gast reinzufühlen und wenn es gelingt, was sehr oft der Fall ist, werden die Interviews zu ganz besonderen Gesprächen, in denen man als Zuhörer mitgenommen wird, in ein sehr intimes Mit- und Umeinander von Matze Hielscher und seinem Gast und natürlich erfährt man oft erstaunliche Dinge, die der jeweilige Gast in der Form selten oder noch nie öffentlich erzählt hat.

Das Ganze hat aber nichts von Voyeurismus, der Gast wird niemals bloßgestellt oder genötigt, Details zu erzählen, die er eigentlich nicht erzählen will, sondern es ist diese ganze besondere Atmosphäre, die Matze Hielscher erzeugen kann, die Menschen dazu bringt, sich im Gespräch wohlzufühlen und dann auch etwas mehr aus sich herauszugehen.

Wie auch immer, ich mag diesen Podcast eh schon sowieso, die Folge mit Mariana Leky mag ich aber grade ganz besonders doll, was diesmal vor allem an Mariana Leky liegt.
Matze ist gut wie immer, aber Mariana Leky ist toll.

Ich habe bisher zwei Bücher von ihr gelesen, die Herrenausstatterin und "Was man von hier aus sehen kann", das Buch, das grade frisch verfilmt in den Kinos läuft, und ich war vor allem von dem zweiten Buch ganz ungemein fasziniert, weil ich nicht nur ihre Sprache so toll fand, sondern auch ihre Figuren und ihre Ideen.

Und jetzt höre ich diesen Podcast und stelle fest, dass Mariana Leky selber mindestens wenn nicht noch viel toller ist als alles, was sie schreibt.

Es geht ja schon damit los, dass ich mich in ihre Stimme verliebt habe. Ich gebe zu, ich habe einen ganz tiefsitzenden Stimmentick und finde die Stimme und die Sprache eines Menschen deutlich wichtiger als seine Optik.
Stimme und Geruch sind für mich ganz elementare Eigenschaften eines Menschen, wenn das nicht stimmt, fällt es mir enorm schwer, den anderen zu mögen.

Frau Giffey zB könnte ich auf Dauer nicht in meiner Umgebung ertragen, ich finde ihre Stimme körperlich unangenehm und es ist mir egal, ob sie was dafür kann oder nicht. Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich mich innerlich ekele, wenn ich so etwas höre und deshalb würde ich ihr immer so weit wie möglich aus dem Weg gehen, wenn sie irgendwie zu meinem Umfeld gehörte.

Manche Leute kriegen Gänsehaut, wenn jemand mit dem Fingernagel auf einer Tafel kratzt, ich kriege Gänsehaut bei schrecklichen Stimmen.

Ich habe übrigens auch ein Thema mit Leuten, die lispeln oder mit einem Zungenschlag sprechen, der hörbar nicht hochdeutsch ist.
Und dabei finde ich den spitzen Stein, den manche Norddeutsche kultivieren, genauso wenig hochdeutschig wie ein rollendes R aus dem Süden.
Ich selber kann den rheinischen Slang ziemlich gut imitieren, aber grade deshalb gelingt es mir nicht, Leute ernstzunehmen, die diesen Singsang nicht einfach ablegen können, wenn man sich richtig unterhalten möchte.
Ich weiß, ganz offiziell darf man Menschen immer nur nach ihrem Charakter beurteilen, alles andere ist als bodyshaming im erweiterten Sinne schwer verpönt, deshalb würde ich das auch nie offen sagen, sondern immer nur meinerseits auf Abstand gehen.

Aba sach ma in echt, so Leute, die nich richtich reden können, die kannste doch auch nicht richtich für voll nehmen, oda?

Aber ich wollte ja nicht erzählen, was ich alles schwierig finde, da wäre ich auch übermorgen noch nicht fertig, denn ich finde sehr viele Dinge schwierig, ich wollte vielmehr erzählen, weshalb ich Mariana Leky so toll finde, denn das passiert mir echt selten, dass ich so in Begeisterung gerate.

Mariana Leky spricht als hätte sie permanent ein Lächeln im Mund. Und zwar ein ungemein freundliches, zugewandtes, nettes und sympathisches Lächeln.

Es gibt ja Menschen, die sprechen so als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund, Til Schweiger dürfte hier das bekannteste Beispiel sein, Mariana Leky spricht, als hätte sie ein Lächeln im Mund. Und das hört man hinter jedem Wort, allem, was sie sagt, klebt dieses Lächeln an, es ist irre. Als Zuhörer fühlt man sich von ihren Worten im wahrsten Sinne des Wortes gestreichelt.

Eva Schulz redet übrigens auch mit diesem latenten Lächeln und Eva Schulz war auch schon im Hotel Matze, auch dies eine Folge, die ich mit viel Begeisterung gehört habe und ich mag auch den Podcast von Eva Schulz selber, Deutschland 3000, hier interessieren mich die Gäste oft nicht so, aber Eva höre ich immer wieder gerne zu.

Nun sind Mariana Leky und Eva Schulz zwei komplett verschiedene Menschen, sie haben nur beide eine Stimme, die ich einfach nur rundum erfreulich finde, und allein deswegen sind mir schon mal beide enorm sympathisch.
Wollte ich mal gesagt haben.

Mariana Leky erzählt dazu noch Dinge, die ich richtig, richtig interessant finde.
Sie erzählt zB von einem Scharadespiel, bei der der ratenden Person nicht ein Name auf einem Zettel an die Stirn geklebt wird, sondern eine Eigenschaft. Und alle Mitspieler behandeln diese Person dann so, wie es dieser Eigenschaft entspricht. Wenn also jemand sehr ängstlich sein soll, dann reden ihn auch alle immer nur sehr vorsichtig an, zwingen ihn zu nichts, sondern geben ihm jederzeit die Möglichkeit, Dinge nicht zu tun usw. - und das Faszinierende ist, dass diese Person dann sehr schnell wirklich so wird, wie sie behandelt wird, sagt Mariana Leky und ich kann mir das sehr gut vorstellen.

Mir fällt dazu meine eigene Tochter ein, die wahrscheinlich als angeborene Eigenschaft auch eine sehr große Ängstlichkeit in sich trägt. Diese Eigenschaft teilt sie mit meiner Mutter und meiner Schwester.
Ich habe das nicht. Mir ist Angst grundsätzlich eher fremd und ich finde, das macht mir das Leben auch deutlich leichter. Angst behindert nämlich.

Und dann bekam ich diese Tochter, die vor allem und jedem Angst hatte - und ich konnte es nicht begreifen und stand anfangs oft fassungslos vor diesem Kind.
Wie konnte das passieren?

Weil ich Angst (im Unterschied zu Vorsicht, was etwas komplett anderes ist) für eine sehr lästige Eigenschaft halte, habe ich die Angst meiner Tochter einfach ignoriert und ihr immer wieder und sehr hartnäckig erzählt, dass sie alles kann und dass ihr auch alles gelingen wird. Ich habe ihr also kurzerhand einen virtuellen Zettel mit "ich kann alles" auf die Stirn geklebt und sie genau so behandelt.
Und es hat gewirkt.
Heute kann sie wirklich alles und ich finde, besser hätte dieses Spiel gar nicht wirken können.

So, jetzt muss ich aber noch den Rest vom Podcast hören und wenn ich durch bin, höre ich ihn vielleicht einfach noch mal von vorne, damit mir auch ja kein einzelner Fitzel entgeht
.
(Abgelegt in anjesagt und bisher 508 x anjeklickt)

... ¿hierzu was sagen?

 
Ich empfehle Ihnen…
…auch das Buch „Kummer aller Art“ von Frau Leky, kein Roman, sondern einzelne kurze Texte, teilweise zuvor veröffentlicht als Kolumne in der PSYCHOLOGIE HEUTE. Ich habe es gerade durch und bin sehr begeistert.

... ¿noch mehr sagen?  

 
ah, danke für den Hinweis, das ist also das "Kolumnenbuch", das in dem Podcast erwähnt wurde, ich fragte mich schon…